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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Fuck" von Chester Brown



Christian Maiwald
25.08.2008, 14:02
Zu Chester Browns behutsamer Coming-of-age-Geschichte “Fuck” (http://www.reprodukt.com/product_info.php?products_id=308) , die im Oktober erscheinen wird, ist nun eine Leseprobe online. Das zehnseitige PDF-Dokument lässt sich hier (http://www.wiljes.com/%7Ereprodukt/graphic-novel.info/Leseprobe_fuck_25-34.pdf)einsehen.

Spong
25.08.2008, 14:11
The Origin of Teenager Jammer! Sehr schön! Ich meine mich zu entsinnen, dass Mawil bezeugte, sehr von dem Buch beeinflusst zu sein, und Acht Neun Zehn ist für mein Empfinden absolut undenkbar ohne I NEVER LIKED YOU, smeine Meinung.

Was hat euch zu diesem rabiaten Titel bewogen (ich meine den Titel des Buches, nicht das Buch)?

Hinnerk
25.08.2008, 15:12
Ist das eine Neuauflage dieses Buchs?: http://www.comicguide.de/php/detail.php?id=93327&file=h&display=long

L.N. Muhr
25.08.2008, 16:21
ja, nur scheinbar kürzer?

Dirk Rehm
25.08.2008, 16:44
Da hat sich bei uns ein Fehler eingeschlichen, der jetzt behoben ist. Genau gesagt handelt es sich um die deutsche Ausgabe von "I Never Liked You: The New Definitive Edition" (http://www.drawnandquarterly.com/shopCatalogLong.php?item=a3e53dbc8df8b9). Die neue Version wird sogar 200 Seiten Umfang haben und damit mehr Seiten als die vergriffene Ausgabe von Jochen Enterprises. ABER: Die Zusatzgeschichte "Der kleine Mann" ist nicht enthalten.

Die Sache ist die, dass Chester Brown die Geschichte neu arrangiert hat und weil er die Panels einzeln zeichnet und erst danach zu Seitenlayouts zusammensetzt (und dabei die Anzahl der Panels pro Seite variiert), ändert sich der Seitenumfang. "Fuck" bleibt aber im Grunde bis auf wenige Details identisch mit der alten Version.

"Fuck" ist der Titel, den die Geschichte in der ursprüngliche Fassung in den "Yummy Fur"-Heften noch hat. Erst für die amerikanische Paperback-Ausgabe wurde in den neunziger Jahren der neue Titel gewählt. Das war im Grunde Selbstzensur, denn man befürchtete im puritanischen Amerika mit einem Titel wie "Fuck" nicht in den Handel gelangen zu können, was sicher nicht ganz unberechtigt war...

Spong
25.08.2008, 17:37
!!! Zensur! I get da picture!

Wobei ich nen Titel in Richtung ICH HAB DICH NIE GEMOCHT passender für den Inhalt finde. Is ja nich grade Punkrock, die Geschichte. Aber es hat natürlich auch was für sich, den Titel zu wählen, den der Autor ursprünglich gewählt hat :)

kiki_magic
25.08.2008, 21:53
Ich finde der Titel "FUCK" passt ganz wunderbar, und wenn ich nicht zufällig ohnehin ein Interesse für Comics hätte, wäre so ein Titel vielleicht sogar ein Grund, im Buchladen einen Blick hinein zu riskieren...selektive Wahrnehmung, A.Hitler und Kopulation sind immer einen Blick wert, es darf nur nicht beides zusammen sein.

Hinnerk
25.08.2008, 22:24
Ich dagegen, habe mich schon 1994 gewundert was der Titel mit der Story zu tun hat.

Dirk Rehm
25.08.2008, 22:57
Selektive Erinnerung...?! Das wird doch in der Geschichte thematisiert, es geht dabei allerdings weniger um Kopulation als um die verbotene Verwendung von Kraftausdrücken...

kiki_magic
26.08.2008, 01:12
Genau...das ist doch ein Leitmotiv der Geschichte...und wenn das Buch so heisst, ist das ein Kommentar auf mehreren Ebenen; jetzt müsste man aber alles genau aufdröseln um das zu erklären, und dann wird ja hier alles verraten, wäre schade für die die das Buch noch nicht kennen.

Spong
26.08.2008, 08:08
Man kann vielleicht soviel sagen, dass das Buch u.a. von der Beziehung zwischen Chester, dem Protagonisten, und zwei Mädels handelt. Für mich hatte die Story mehr damit zu tun, wie sehr man in den eigenen Zwängen verhaftet ist, als mit "Fuck", und dem was man damit verbindet, denn die Assoziationen, die das Wort transportiert, gehen f.m.B. komplett am Inhalt des Buches vorbei. Ich finde das Wort F*CK nach all der Rapperflut inzwischen ein bisschen Neunziger :-) aber ich freue mich natürlich, wenn ein solches Urgestein des Autorencomic wieder seinen Weg in die Regale findet. Ich habe einige deutsche Comics gelesen und dachte "Junge, du hast ja wirklich INTENSIVST Chester Brown gelesen" - schön das Original verfürbar zu haben.

Für mich ist I NEVER LIKED YOU neben Craig Thompson eines der besten Beispiele dafür, wie sehr ein Stil mit der Persönlichkeit des Autors verbunden sein kann. In den fragilen Strichen von Chester Brown hängt seine ganze Angst und Unsicherheit mit drin, und wenn man das Buch liest, kann man die Welt wirklich ein Stück weit mit seinen Augen sehen. Das macht das Buch zu einem ziemlich intimen Erlebnis.

Hinnerk
26.08.2008, 18:53
Selektive Erinnerung...?! Das wird doch in der Geschichte thematisiert, es geht dabei allerdings weniger um Kopulation als um die verbotene Verwendung von Kraftausdrücken...

Jetzt habe ich den Band rausgesucht und noch mal gelesen. Ich möchte dringend darum bitten meinen obigen Post zu vergessen. Ich habe das nie geschrieben.

Sambir
11.01.2009, 09:36
klasse, dass fuck neu aufgelegt wurde. gibt es demnächst noch mehr alben von chester brown bei reprodukt?

(rezi in http://comickunst.wordpress.com/2009/01/09/fuck/)

Dirk Rehm
11.01.2009, 19:59
"Die Playboy-Stories" werden auf alle Fälle wieder erscheinen, aber wir wissen nocht nicht wann. Lieferbar ist derzeit noch "Ed the Happy Clown" (http://www.reprodukt.com/product_info.php?products_id=321). Allerdings haben wir nur noch geringe Restbestände der ersten Auflage von Jochen Enterprises, insofern kann es sein, dass es das nicht mehr lange gibt...

Dirk Rehm
19.01.2009, 09:31
Heiner Lünstedt bespricht "Fuck" auf seiner "Highlightzone": http://www.highlightzone.de/comic/fuck.html

Dirk Rehm
18.03.2009, 13:10
Benjamin Vogt hat sich die Mühe gemacht, "Fuck" auf www.comicgate.de zu besprechen:


Fuck

Chester Browns autobiografisches Comicwerk Fuck beginnt mit einem verlassen wirkenden Einzelpanel, dem Bild eines Mädchens und der nüchternen Textzeile: „Connie Pug wohnte gegenüber…“. Distanz und Leere sind zwei der Merkmale, die sich für den Leser dadurch bereits ankündigen und die als durchgängiges Charakteristikum für den kompletten Band gelten können.

Mehr: http://www.comicgate.de/content/view/1223/51/

Manxman
18.03.2009, 15:36
Ich stolpere bei ebay immer wieder auf Yummy Fur 1-37 komplett. Gibts da außer "Ed" und den autobiografischen Geschichten auch noch anderes was sich lohnt? Sein neues Testament ist doch sicher auch nicht ganz uninteressant. Sein Jesus sieht jedenfalls ziemlich zornig und fies aus. Das gefällt mir ganz gut.

Dirk Rehm
20.03.2009, 08:26
Sven Jachmann bespricht "Fuck" auf www.satt.org und klärt auch ein wenig über den Hintergrund der Veröffentlichung auf.


Trauerspiele

Die autobiographische Darstellung von Jugend und Adoleszenz im Comic mag dem heutigen Leser selbstverständlich erscheinen. Sie wäre aber sicher nicht in einer solchen Bandbreite vorzufinden, ohne die so genannten „New Comics“, wie man im Comics Journal diese Entwicklung zur Introspektion vor allem im nordamerikanischen Raum Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre zu kategorisieren versuchte. Was sich damals im Umfeld des kanadischen Verlags und der gleichnamigen Zeitschrift Drawn & Quarterly tummelte, darf heute mit Fug und Recht zu den kanonisierten, zeitgenössischen Klassikern gezählt werden, darunter solch unterschiedliche AutorInnen wie Julie Doucet, Seth, Joe Matt, Mary Fleener, Adrian Tomine oder eben Chester Brown. Vor allem Reprodukt und Edition 52 vollbrachten und vollbringen redliche Fleißarbeit, um deren Werke auch einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen.

Mehr: http://www.satt.org/comic/09_03_fuck.html

Dirk Rehm
20.03.2009, 08:28
@Christian Muschweck: Enthalten sind auch noch einige Kurzgeschichten, die sich auf jeden Fall lohnen. Und ja, das "Neue Testament" interpretiert von Chester Brown ist ziemlich beeindruckend.

Schninkel
20.03.2009, 08:42
@Christian Muschweck: Enthalten sind auch noch einige Kurzgeschichten, die sich auf jeden Fall lohnen. Und ja, das "Neue Testament" interpretiert von Chester Brown ist ziemlich beeindruckend.


... und wo gibt es das ?

Dirk Rehm
20.03.2009, 09:32
Siehe oben, Post von Christian Muschweck: Ab und an auf ebay.

Gesammelt als Buch ist das "Neue Testament" von Chester Brown nie veröffentlicht worden. Ich bin mir allerdings auch nicht ganz sicher, ob er es komplett fertig gestellt hat.

Manxman
20.03.2009, 21:23
Fertig gestellt hat es Chester Brown mit Sicherheit nicht. Es erschienen einige Folgen des Matthäus-Evangeliums in Chester Browns kurzlebiger Serie "Underwater". Wöhrend ich mit der Hauptserie "Underwater" überhaupt nichts anfangen konnte, fand ich die Bibel-Sachen recht ansprechend.

Laut Wikipedia brachte Brown in Yummy Fur den "Gospel of Mark". Nach Abschluss des Markus-Evangeliums begann er dann, wohl in einem anderen Stil, mit Matthäus. Ob er das Projekt noch fortsetzt, ist wohl fraglich. Ich würd ganz gern mehr davon sehen.

Christian Maiwald
05.05.2009, 08:00
Auf tagesspiegel.de schreibt Sven Jachmann:


Abgründe der Adoleszenz
Er hat Zeichner von Seth bis Mawil inspiriert. Jetzt kann man einen Klassiker von Chester Brown neu auf Deutsch entdecken.

Die autobiographische Darstellung von Jugend und Adoleszenz im Comic mag dem heutigen Leser selbstverständlich erscheinen. Sie wäre aber sicher nicht in einer solchen Bandbreite vorzufinden, ohne die so genannten „New Comics“, wie man im Comics Journal diese Entwicklung zur Introspektion vor allem im nordamerikanischen Raum Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre zu kategorisieren versuchte.
Was sich damals im Umfeld des kanadischen Verlags und der gleichnamigen Zeitschrift Drawn & Quarterly tummelte, darf heute mit Fug und Recht zu den kanonisierten, zeitgenössischen Klassikern gezählt werden, darunter solch unterschiedliche AutorInnen wie Julie Doucet, Seth, Joe Matt, Mary Fleener, Adrian Tomine oder eben Chester Brown.

mehr: http://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/Comics-Chester-Brown;art18281,2781581