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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Pjöngjang" von Guy Delisle



Dirk Rehm
03.01.2008, 23:45
Christian Schlüter schreibt in der "Frankfurter Rundschau" vom 28. Dezember eine erste Kurzrezension zu "Pjöngjang":


Reportage aus dem Reich des Bösen

Viel war in der letzten Zeit von Marjane Satrapis "Persepolis" die Rede - warum auch nicht?! Der hier anzuzeigende Band "Pjöngjang" des kanadischen Zeichners Guy Delisle gehört ebenfalls in das Genre des aktuellen, die politische Gegenwart verarbeitenden Comics. Seine eher journalistische Herangehensweise zeigt sich in dem knappen, jeden Schnörkel vermeidenden Zeichenstil; festgehalten sind vor allem Alltagsszenen.

Entstanden ist so eine Reportage aus dem isolierten Nordkorea, Reich des Bösen inklusive Personenkult und Stromausfall. Hier arbeitete der Zeichner zwei Monate lang als Supervisor für eine französische Trickfilmproduktion. Nach "Shenzhen" (2000) ist "Pjöngjang" der zweite autobiografische Reisebericht des 1966 in Québec geborene Delisle - abermals ein unbedingt lesens- und sehenswerter Comic.

Mehr: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/?em_cnt=1263982&sid=13091a0e079427f9d8e9c31c3ece8d65

Matbs
07.01.2008, 13:16
Hey, ich habe gerade gesehen, dass Drawn & Quarterly demnächst "Albert and the Others" (http://www.drawnandquarterly.com/shopCatalogLong.php?st=art&art=a41e32dcb62910) von Delisle veröffentlicht - habt ihr das auch in Planung, oder kann ich es mir guten Gewissens von D&Q besorgen (zusammen mit "Aline and the Others", dessen Veröffentlichung Ende 2006 mir offenbar entgangen ist)?


PS: Pjöngjang ist übrigens verflixt gut, vielen Dank dafür!

Dirk Rehm
07.01.2008, 17:11
Die sind übrigens beide ohne Text (und so auch vor Jahren schon bei L´Association erschienen) und zunächt mal bei uns nicht in Planung. Eher langfristig ist das sehr schöne "Comment ne rien faire" (http://www.lapasteque.com/Commentnerienfaire.html) geplant, aber zunächst mal werden wir an den "Chroniken aus Burma" arbeiten.

Matbs
07.01.2008, 18:13
Wird auf jeden Fall alles gekauft :).

Danke für die Info!

Dirk Rehm
18.01.2008, 12:04
Stefan Pannor rezensiert sowohl "Shenzhen" als auch "Pjöngjang" für www.satt.org:


Guy Delisle: Shenzhen | Pjöngjang

Für westliche Trickfilme gilt schon lange, dass sie eigentlich nicht aus dem Land kommen, aus dem sie stammen. Endlose Listen asiatischer Namen im Abspann geben Zeugnis vom eigentlichen Produktionsort des jüngsten animierten Blockbusters. Auch „Die Simpsons“ sind schon lange in asiatischer Zeichenhand - die deutlich wahrnehmbaren Qualitätssprünge nach oben geben deutliches Zeugnis von der zunehmenden Auslagerung in den asiatischen Raum.

Aber es sind nicht so sehr die großen und berühmten Produktionen, die dem japanischen, thailändischen und koreanischen Trickfilmzeichner das Einkommen sichern. Es sind vor allem die täglichen Serien aus dem Früh- und Nachmittagsprogramm, aus den Kinderkanälen und den zu füllenden Sendelücken, die nicht viel Gewinn versprechen, und deshalb so billig wie möglich produziert werden müssen - in Asien.

Der frankokanadische Animateur Guy Delisle ist einer von denen, die im Auftrag ihres Studios um die Welt reisen und vor Ort die Produktion der aktuellen Billigware inspizieren. ´Meist über Monate, fremd im Land und ohne Sprachkenntnisse - er soll ja „nur“ Bilder angucken. Und er hat zwei wunderbare Graphic Novels daraus gemacht. „Shenzhen“ heisst die erste und sie erzählt vor allem vom chinesischen Hinterland.

Mehr: http://www.satt.org/comic/08_01_delisle.html

cyqle
18.01.2008, 12:53
Also in dem Ausschnitt fällt kein einziges Wort über den aktuellen Band "Pjöngjang"... was ist das'n für 'ne Rezi, L.N. Muhr? ;)

ZAQ
18.01.2008, 20:49
Hast Du ne vage Vorstellung davon, was das hier:
(...) Mehr: http://www.satt.org/comic/08_01_delisle.html...am Ende des Rezensionsausschnitts zu bedeuten haben mag?!?

cyqle
18.01.2008, 21:39
...und du, was mein Smilie zu bedeuten hat? ;)

L.N. Muhr
19.01.2008, 00:56
daß ein schlechter scherz dadurch auch nicht besser wird? daß manches auch mit smiley noch sinnbefreit ist?

siehe: ;) q.e.d.

cyqle
19.01.2008, 01:14
Ja ja... bla bla... gute Nacht.

ZAQ
19.01.2008, 11:27
(...) gute Nacht.
Guten Morgen.

Ein ;) ist ja durchaus mehrdeutig. Es gibt ja hier aber nur zwei Möglichkeiten: Entweder Dir ist die Bedeutung von 'mehr' und 'Ausschnitt' klar (gewesen) oder eben nicht. Im letzteren Fall gilt meine Antwort - und hat im Zweifel dazu beigetragen, dass es Dir mittlerweile klar geworden ist, im ersteren macht die Verwendung des ;) Dein Post weder sinnvoller noch witzig.

Jaja, blabla - schönes Wochenende. :D

L.N. Muhr
19.01.2008, 13:10
noch eine rezi im aktuellen zitty. weil die rezensionen nicht online sind, habe ich den text mal eben bei mir eingestellt:

http://www.pannor.de/?p=126

Dirk Rehm
24.01.2008, 16:05
Markus Köbnik hat "Pjöngjang" für BR Zuendfunk besprochen. Online ist der Beitrag hier zu finden:


Pjöngjang

Der kanadische Comiczeichner Guy Delisle hat in Pjöngjang den ganz normalen Wahnsinn der nordkoreanischen Diktatur erlebt. Herausgekommen ist ein Comictagebuch vom anderen Ende der Welt.

Nordkorea ist einer der geheimnisvollsten Staaten der Welt. Abseits der Diskussionen, inwiefern der sozialistische Staat und dessen Diktator Kim Jong-Il über Atomwaffen verfügt, ist recht wenig bekannt über das Land, in dem rund ein Viertel der Bevölkerung auf internationale Essenslieferungen der UN angewiesen ist. Dass der "Vater der Nation" über allem steht, wurde Guy Delisle schon kurz nach der Ankunft klar.

Mehr: http://www.br-online.de/jugend/zuendfunk/themen/lesen/pjoengjang.shtml

Dirk Rehm
27.01.2008, 21:48
Heiner Lünstedt bespricht "Pjöngjang" auf seiner "Highlightzone":


Blumen für den Diktator

Als Guy Delisle in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang ankommt um bei einem Trickfilmprojekt mitzuarbeiten, wartet am Flughafen ein Fahrer mit einem Blumenstrauß auf ihn. Guy hat sich zuvor informiert und ihm ist klar, dass das Gebinde nicht für ihn ist. Wie jeder Neuankömmling wird er zunächst erst einmal zu einer riesigen Bronzestatur von Kim Il-Sung, des auch nach seinem Tode nach überall präsenten Landesübervaters, gebracht um dort seinen Blumenstrauß ehrfürchtig niederzulegen.

Mehr: http://www.highlightzone.de/comic/pjoengjang.html

Dirk Rehm
12.02.2008, 11:44
Einen großartigen Verriss von "Pjöngjang" hat Lena Schiefler für die "Junge Welt" vom 6. Februar geschrieben:


Nicht ansteckendes Lächeln

Vielen Dank für die Kimjongilijas: Ein Comiczeichner hat Nordkorea bereist. Er wäre wohl besser zu Hause geblieben

Der frankokanadische Comiczeichner Guy Delisle hat vor einiger Zeit erst China bereist, dann Nordkorea. Im Dezember ist sein Buch »Pjöngjang« auf Deutsch erschienen. In Bildern, die nicht gerade sparsam beschriftet sind und selten überraschen, erzählt es vom eintönigen Dasein des Protagonisten Guy, der im Handgepäck kein Wörterbuch, dafür Orwells »1984« und die übliche Portion antikommunistischer Vorurteile mit sich führt. Sie werden alle bestätigt. Sonst passiert nichts.

Guy ist für eine große französische Animationsfirma tätig. Er beaufsichtigt als Supervisor die Arbeit an einem Zeichentrickfilm. Die Firma hat sich aus rein ökonomischen Gründen für das Billig lohnland entschieden. Es werden nur die Bilder gemalt, bei denen nichts schief gehen kann. Der Rest kommt aus Paris. Guy findet den Job zäh, die Zeichner lahm. Auf den Straßen dominieren Erscheinungsformen von Kim Jong Il und Kim Il Sung – Statuen, Gemälde, Lieder und rote Sternblumen, sogenannte Kimjongilias.

Alle Leute, die Guy trifft, lächeln– ob sie mit Pinzetten freiwillig Gras zupfen oder gerade vom Verschwinden der Kinder erfahren wie der Vater im zu überarbeitenden Comicfilm – Pjöngjang läßt sich nichts anmerken. Die perfekte Show. Weil das Land offline ist, kann Guy nicht chatten. Aus Langeweile disst er seinen daueranwesenden Dolmetscher Sin. Der kommt in Teufels Küche, als Guy, genervt vom Parteigesülze, wilde Partys im Diplomatenviertel besucht. Ohne Genehmigung, versteht sich. Sobald sein Auftrag erledigt ist, reist der Kanadier ab. Aus freien Stücken kehrt er nicht zurück.

Mehr: http://www.jungewelt.de/2008/02-06/014.php

parole-ae
12.02.2008, 15:21
is´doch eigentlich kein verriss...

die rezensorin hat nur den fehler gemacht, in delisles buch ein politisch korrektes werk zu erwarten.

aber es ist halt einfach ein rein subjektiver reisebericht
ohne anspruch auf p.c.

-und das macht es, genau wie seinen vorgänger shenzhen, so gut.

L.N. Muhr
12.02.2008, 15:43
ein seltsamer verriss. wobei ich nicht glaube, daß political correctness erwartet wurde (aber gut, ich halte diesen ausdruck eh für ein komplett inhaltsleeres und inzwischen praktisch nur noch von p.c.-kritikern beliebig benutztes schlagwort). ich komme nur nicht so recht darauf, was die kollegin erwartet haben könnte. das mäandert so ein wenig an hübschen schlagworten entlang, ohne wirklich auf den punkt zu kommen.

Christian Maiwald
12.02.2008, 17:41
Der Artikel legt nah, dass die Autorin ein wenig mehr Fürsprache für Nordkorea erwartet hätte. Um jetzt mal die Besprechung zu besprechen: Mir rückt sie nicht klar genug mit ihrer Haltung raus, sodass der Artikel etwas schwammig wirkt. Aber ich bin auch kein regelmäßiger Leser der "jungen welt", vielleicht sind diejenigen, die das Blatt verfolgen, mehr in der Denke drin.
Grundsätzlich finde ich es aber nicht schlecht, die Attitüde des Buches mal von einer anderen Seite zu betrachten, ob ich die Grundposition teile oder nicht.

So ein Mist, schon wieder so konziliant.

Dirk Rehm
13.02.2008, 00:08
Und weiter geht´s: Roland Schulz auf www.jetzt.sueddeutsche.de vom 11.02.08:


Die Stille an der Stelle des Pop: Nordkorea Chronicles

Keine Strokes, kein Elvis, nicht mal Bob Marley: Was passiert, wenn ein Pop-Fan ein Land ohne Reggae besucht

Lösche zuerst die Melodien von Bloc Party und den Strokes. Vergiss dann die Stimme von Johnny Cash, streich auch Bob Marley, Metallica und alles von den Rolling Stones. Verschwunden sind die Beatles, Elvis Presley und Queen. Britney Spears, Robbie Williams, Amy Winehouse – weg, weg, weg, alles weg.
Da sind keine Melodien mehr.
Die Musik ist verschwunden.
Wo Pop war, ist nur noch Stille.

So hört sich das musikalische Gedächtnis eines Nordkoreaners an.
Und jetzt erklär mal, was Aphex Twin
1. ist
2. für Musik macht.

Tja.

Willkommen in Nordkorea.

Es sind alltägliche Augenblicke des Wahnsinns wie dieser, die der Kanadier Guy Delisle von seinem Leben in Nordkorea mit nach Hause gebracht hat – da ist ein Zöllner mit einer dieser strengen steilen kommunistischen Uniformmützen, am Flughafen von Pjöngjang, gleich bei der Ankunft, er wühlt sich durch das Gepäck, öffnet den CD-Player, sieht eine Aphex Twin-CD und fragt:
Was ist das?
Nur ein CD-Player.
Nur für Musik?
Ja.
Und was ist das für Musik?
Ähmm... hm... Eine Mischung.. Schwer zu sagen... Eigentlich Jungle, aber mit fast klassischen Arrangements... Mit Geräuschen, die....

Mehr: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/418423/TrkHomeMagTsr8

Dirk Rehm
15.02.2008, 22:31
Eine Kurzbesprechung hat Christian Meyer am 15. Februar in seinem Blog "Tiefkultur" veröffentlicht: http://tiefkultur.de/2008-02-15/pjongjang-von-guy-delisle/

Christian Maiwald
25.02.2008, 11:20
Christian Gasser bespricht heute "Pjöngjang" in "Der Bund" aus Bern:


Die Allgegenwart des Grossen Führers

Der Comic-Autor Guy Delisle legt mit «Pjöngjang» seine Chronik des nordkoreanischen Alltags vor

Zwei Monate verbrachte der Frankokanadier Guy Delisle in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang, um die Produktion eines Animationsfilms zu beaufsichtigen. Die Eindrücke verdichtete er zu einem unterhaltsamen Buch, einer Mischung aus Tagebuch und Reportage.
In Nordkorea wird der ausländische Besucher am Flughafen von Pjöngjang mit einem Blumenstrauss begrüsst. Der Blumenstrauss ist aber nicht für den Gast bestimmt: «Das war der erste Kulturschock», erinnert sich Guy Delisle, «ich wurde vor eine 22 Meter hohe Statue von Kim Il-Sung geführt und musste die Blumen dort ablegen und mich dann tief und respektvoll vor dem Grossen Führer verbeugen.»

mehr: http://www.espace.ch/artikel_487612.html

Christian Maiwald
26.03.2008, 09:52
In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung schreibt Gottfried Knapp über Guy Delisles "Pjöngjang":



Die Temperaturen der Farbe Grau

Eigentlich hat der Comic-Zeichner Guy Delisle, als er zum Arbeiten in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang reiste, die ästhetischen Monotonien, die in einer sozialistischen Diktatur den Alltag prägen, von einer früheren Reise her bestens gekannt. Über die Wochen, die er in der tristen chinesischen Grenzstadt Shenzhen in einem Trickfilmstudio als Kontrolleur hatte verbringen müssen, hat er einen wunderbar anschaulich erzählendes Comic-Erinnerungsbuch geschrieben und gezeichnet: „Shenzhen”.

Dennoch scheint das, was er danach in Pjöngjang erlebt hat, wie eine absurd fremdartige Welt auf ihn gewirkt zu haben. Mit den Maßstäben des kommunistisch gleichgeschalteten, aber chaotisch brodelnden China war das total durchreglementierte Nordkorea jedenfalls nicht mehr zu fassen. In Pjöngjang regiert die Leere, das blanke Nichts in allen Räumen vom öffentlichen Stadtraum bis in die privaten Minibars der Hotelzimmer. Diese Leere rauscht über verlassene Aufmarschplätze hinweg, prallt unvermittelt gegen monströse Gigantendenkmäler oder absurd klobig in den Himmel ragende Hochhausgebilde und schlägt sich am Ende sogar in dem Zeichenstil nieder, mit dem Delisle in seinem Comic „Pjöngjang” dieser Formenwelt zuleibe rückt.

mehr: http://sz-shop.sueddeutsche.de/mediathek/shop/Produktdetails/Buch+Pjoengjang+Guy_Delisle/4171459.do?extraInformationShortModus=false

FIRFIN der Lin
27.03.2008, 10:44
Ist von 26.02.2008, also schön etwas ältere Rezension

http://pride-of-korea.de/buecher/uebersicht/Pyeongyang.html

Dirk Rehm
29.03.2008, 12:38
Sonja Ernst bespricht "Pjöngjang" bei www.fluter.de:


Guy Delisle: Pjöngjang

Einblick in ein bizarres Land

Man begegnet ihm einfach überall. Das Konterfei des "Geliebten Führers" Kim Il-sung schmückt Büros, Flure, Hausfassaden und als Anstecknadel Jacken und Blusen. Und das, obwohl der nordkoreanische Diktator seit 13 Jahren tot ist. Aber in Nordkorea schreibt man auch nicht das Jahr 2008, sondern 97: Gezählt wird ab dem Moment der Zeugung des "Großen Führers" – irgendwann im Jahre 1911. Kaum ein anderes Land ist so stark von der Außenwelt abgeschottet wie Nordkorea. In Zeiten einer tobenden Globalisierung ist das eine Meisterleistung – wäre es nicht ein Regime des Terrors und des Hungers.

In Nordkorea arbeitete der franko-kanadische Comic-Zeichner Guy Delisle zwei Monate lang als Supervisor für ein Trickfilmstudio. Denn längst lässt auch die Trickfilmindustrie da produzieren, wo es am günstigsten ist. Während dieser Wochen in Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, führte Delisle ein Comic-Tagebuch. Mit "Pjöngjang" erzählt Delisle von seinem Alltag, seiner Arbeit, den anderen Ausländern/innen, dem miesen Essen und zeichnet dabei den Aberwitz des Regimes und seine menschenverachtende Politik zugleich. Dieser autobiografische Comic ist wunderbar amüsant, er unterhält, ohne den Terror des Regimes auszusparen.

Mehr: http://www.fluter.de/de/67/buecher/6714/?tpl=162

Christian Maiwald
07.04.2008, 12:42
Eine Besprechung auf Kulturnews.de:



Nordkorea ist nicht so abgeschottet, wie man denkt. Die Trickfilmindustrie etwa liefert Zeichentrick eher mäßiger Qualität in die ganze Welt, unter westlicher Anleitung kritzeln koreanische Cartoonisten Kinderserien zusammen. Der kanadische Comiczeichner Guy Delisle verbrachte zwei Monate im Auftrag des französischen Fernsehens in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang, um die Produktion einer rührseligen Bärenschmonzette zu beaufsichtigen. "Pjöngjang" ist sein Comictagebuch über diesen Aufenthalt.

mehr: http://www.kulturnews.de/knde/index.php?id=2964&topic=buecher&artist=Guy+Delisle&title=Pj%26ouml%3Bngjang

Dirk Rehm
21.06.2008, 08:58
Am Sonntag, den 22. Juni 2008, zeigt die ARD um 23 Uhr in "titel, thesen, temperamente" einen Beitrag über Guy Delisle, in dem neben dem angekündigten "Aufzeichnungen aus Birma" auch "Pjöngjang" und "Shenzhen" vorgestellt werden:


Nachrichten aus einem totalitären Land
Die birmanische Comic-Chronik des Guy Delisle

Die birmanische Militärjunta, seit 1962 an der Macht, schottet das Land konsequent ab. Sie kontrolliert die eigenen Medien und behindert die Berichterstattung im Ausland. Nach der Wirbelsturmkatastrophe im Mai hat sie Journalisten die Einreise verweigert und mit ihrer harten Haltung gegenüber internationalen Hilfsangeboten die Weltöffentlichkeit schockiert.

Umso mehr überraschen die Comic-Reportagen des Franko-Kanadiers Guy Delisle, die soeben als „Chroniques Birmanes“ in Frankreich erschienen sind. 2005 verbrachte Guy Delisle einige Monate mit seiner Familie in Birma. Seine damals entstandenen Zeichnungen erzählen vom Alltag in einem totalitären Staat und geben Einblicke in die grotesken Strukturen der Unterdrückungsmaschinerie. ttt hat den Künstler in seiner französischen Wahlheimat Montpellier besucht.

Mehr: http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,c07n1gizfadn0bdo~cm.asp

Christian Maiwald
29.06.2008, 11:28
Einen großen Bogen spannt Joachim Allgeier auf telepolis.de:
Gezeichnete Wirklichkeiten: Realität und Comic-Kultur

Der Comic hat sich zum Bildungs-, Wissens- und Reportagemedium gemausertIn der Vergangenheit wurden Comics vielfach mit billigem bunten Schund gleichgesetzt, der Kinderköpfe verdummt, ihnen ihre Vorstellungskraft raubt und die Entwicklung ihrer Lesefähigkeit hemmt. Doch das Medium Comic ist inzwischen längst erwachsen geworden und hat weitaus mehr zu bieten als einfältige Superheldengeschichten und infantile Kindwelten im Stil von Mickey Maus und Donald Duck.

Das Medium Comic eignet sich nicht nur zum Erzählen anspruchsvoller fiktionaler Geschichten, es erlaubt auch eine Auseinandersetzung mit der Realität und hat bereits bewiesen, dass es auch das Zeug dazu hat, sich als Bildungs-, Wissens- und Reportagemedium verdient zu machen.
Was macht man, wenn man bildlich von einem Land wie zum Beispiel Nordkorea berichten möchte, in dem es strengstens verboten ist, Fotoaufnahmen zu machen? Hat man das entsprechende Talent dazu, zeichnet man seine Erlebnisse vom Besuch des Landes einfach und veröffentlicht sie als Comics.

mehr:http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28111/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28111/1.html)

Dirk Rehm
03.07.2008, 09:56
Rupert Koppold hat mit Guy Delisle für die "Stuttgarter Zeitung" vom 3. Juli ein Interview geführt:

Mit Orwells "1984" nach Nordkorea
Guy Delisles Comics erzählen von einem reisenden Trickfilmer

Der Frankokanadier Guy Delisle (42) war Supervisor für Animationsfilmstudios, die ihre Produktion nach Asien ausgelagert haben. In seinen Comics "Shenzhen" und "Pjöngjang" erzählt er von seinen Erfahrungen in China und Nordkorea. Rupert Koppold hat mit Guy Delisle gesprochen.

Herr Delisle, wie haben Sie es geschafft, Orwells Roman "1984" ins stalinistische Nordkorea zu schmuggeln?

Schmuggeln ist das falsche Wort. Bei den Lektüretipps zu Nordkorea stieß ich immer wieder auf "1984", ich wollte es wieder lesen, hatte es aber vor der Einreise noch nicht beendet. So habe ich das Buch einfach mitgenommen. Als die Grenzer feststellten, dass ich zur Arbeit einreise, quasi in offizieller Mission, haben sie das Buch zwar gesehen, mich aber durchgelassen. Es hat Spaß gemacht, "1984" in Nordkorea zu lesen.

Mehr: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/1750964_0_2147_mit-orwells-quot-1984-quot-nach-nordkorea.html

Christian Maiwald
23.07.2008, 09:35
Christian Möller hat auf der WDR-Jugendwelle Eins Live über Reportagecomics und u.a. "Pjöngjang" berichtet. Dazu gehört auch eine Internet-Aufbereitung:


Man könnte Guy Delisles "Pjöngjang" eine Reisereportage nennen – wenn der arme Mann sich denn bewegen dürfte. Als Aufseher einer Trickfilmproduktion lebte der frankokanadische Zeichner in der nordkoreanischen Hauptstadt, strich durch geisterhaft leere Straßen und Betonwüsten.

Dabei immer in Begleitung eines Dolmetschers und eines Guides – denn ohne die dürfen auch westliche Besucher in der weltweit letzten kommunistischen Steinzeitdiktatur das Hotel nicht verlassen. In angemessen tristem Grau-in-Grau liefert Delisle absurde Impressionen voll von hintergründigem, absurdem Witz.

mehr: http://www.einslive.de/magazin/literatur/2008/07/comicreportagen.jsp

MAQZ
28.11.2008, 23:10
den Titel so:

Alles, was ich beim Lesen des ersten Reiseberichts „Shenzhen“ von Guy Delisle, dem Trickfilmstudioleiter im Ausland, aufregend und neu fand, bietet Delisles Nachfolgeband “Pjöngjang“ in dichterer, packenderer und raffinierter komponierten Weise dar; nicht ohne Grund bot es Material für ein dickeres Buch mit besserem Preis-Leistung-Verhältnis - empfehlenswert für alle, die einmal die muffige Luft einer abgeschlossenen Diktatur schnuppern wollen. (...)

mehr hier: http://www.comicradioshow.com/Article2839.html

Sambir
11.01.2009, 09:29
Spannend, informativ und angesichts mancher Ereignisse, die darin beschrieben werden, stellenweise fast sowas wie Realsatire.http://comickunst.wordpress.com/2008/11/09/pjongjang/

das album ist im comikunst-blog in die top ten des jahres 2008 gewählt worden. ob es soooo toll ist, darüber kann man geteilter meinung sein, aber klasse ist es allemal.

Christian Maiwald
20.01.2009, 23:27
Elke R. Steiner (http://www.reprodukt.com/creator_info.php?creators_id=40) empfiehlt sowohl "Pjöngjang" als auch "Shenzhen" auf Tagesspiegel.de:


Lachen mit Kim Il-Sung

In "Shenzhen" und "Pjöngjang" berichtet Guy Delisle über seine Zeit als künstlerischer Leiter outgesourcter französischer Trickfilmproduktionen. Einige Monate verbringt er jeweils in der chinesischen und der nordkoreanischen Stadt. Seine Eindrücke hält er tagebuchartig in zwei Bänden fest, angenehm subjektiv und detailliert, beide auf Deutsch bei Reprodukt. (http://www.reprodukt.com/)

"Shenzhen" (http://www.reprodukt.com/product_info.php?products_id=166) mit seinen malerisch schmutzigen, randvollen Bildern mochte ich kaum aus der Hand legen. Der Sog der schnell wachsenden Stadt und der Wunsch, sich an Kleinigkeiten festzuhalten, springen sofort über.

mehr:http://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/tops-flops/Comics-Elke-R-Steiner-Guy-Delisle-Shenzhen-Pjoengjang;art18397,2707620

Christian Maiwald
05.04.2009, 20:11
Markus Dewes bloggt über Comics und Reprodukt im Allgemeinen und über Guy Delisle im Besonderen:


Innenansichten einer Diktatur ... wenn bunte Bildchen politisch werden.

(...)Guy Delisle arbeitete in Nordkorea für eine Comicproduktion, angeblich soll er sich zunächst durch vertragliches Aberkennen dazu bereit erklärt haben keine Details über diese Tätigkeit zu veröffentlichen, Verschwiegenheitspassus mag der Jurist so eine solche Vereinbarung nennen.

Glücklicherweise aber ist eben diese Firma für die er in Nordkorea (präziser Pjöngjang) tätig war insolvent geworden, seine vertragliche Zusicherung wurde somit hinfällig, großes Glück für diese Welt, denn sonst wäre uns dieser wundervolle Comic vorenthalten worden.
Fabelhafte Grundlage für eine Besprechung, findet ihr nicht?

mehr: http://derdigitaleflaneur.blogspot.com/2009/04/innenansichten-einer-diktatur-wenn.html

Breedstorm
21.12.2009, 14:27
Kleine Rezi bei der Comic-Community:

http://www.comic-community.net/viewtopic.php?f=24&t=222