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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Three Kings – Es ist schön König zu sein [ David O. Russell ]



NikiMaus
04.07.2007, 08:07
"We Three Kings of Orient Are"
oder hier "We three kings be stealin' the gold ..." :cool:

Ich mag Kriegs- oder Antikriegsfilme nicht, sie sind mir zu brutal, zu gemein, zu laut, zu abschreckend. Wobei sie letzteres natürlich sein sollen, aber das Wort „Krieg“ an sich schreckt mich schon ab, da brauche ich keine detailreichen Folterungen oder Blicke in die tiefsten Abgründe menschlicher Sadistenseelen. Aus diesen Gründen tu ich mich mit dem Genre sehr, sehr schwer.

Aber hier? Was für ein genialer Film.

„Three Kings“ hat es geschafft, mich auf sehr ungewöhnliche Weise zu fesseln. Hier werden nicht der Reihe nach Menschen abgeschlachtet, gefoltert, gedemütigt, vergewaltigt oder sonst was. Der Film ist sehr oft skurril witzig oder auch zynisch, um im nächsten Moment mit der üblen Realität zu zu schlagen. Eben habe ich noch geschmunzelt, im nächsten Moment sitze ich mit offenem Mund ein wenig fassungslos da. Hier gibt es keine kompletten "Unmenschen", auch beispielsweise der folternde Feind bekommt sein Gesicht, welches zeigt, dass er Familie hat und im gleichen Dilemma sitzt wie der gefesselte Amerikaner.



Jetzt wollte ich gerade den Inhalt kurz niederschrieben, stelle aber fest, dass das nicht so einfach geht, wenn ich auf alles eingehen möchte, was mir aufgefallen ist. Also bin ich mal sehr faul und verweise auf eine Seite bei filmszene.de (http://www.filmszene.de/kino/t/threekings.html). Hier ist perfekt getroffen, um was es in dem Film geht, der Autor erwähnt sehr viele Feinheiten, die ich im Film bewundert habe und noch ein paar technische Finessen, die ich nicht entdeckt habe.

George Clooney, Mark Wahlberg, Ice Cube und Spike Jonze spielen ganz hervorragend und man sieht ihnen ihre Zwickmühle richtig an: Gold mitnehmen oder Leben retten.

Außerdem habe ich eben gelesen, dass "Three Kings" eigentlich ein Remake von "Kelly's Heroes" mit Clint Eastwood von 1970 ist. Hier ist die Handlung im zweiten Weltkrieg angesiedelt und die Suche dreht sich um Nazi-Gold - und ist nicht ganz so kritisch.

Es wundert mich, dass es zu dem Film von 1999/2000 (den ich erst jetzt im TV gesehen habe) noch keinen Thread und keine einzige Meinung gibt, aber vielleicht erinnern sich jetzt noch einige hier und vielleicht fand ihn auch jemand grottenschlecht und 100% pro Bush … nur raus damit. :zwinker:

stryx
04.07.2007, 08:46
Ich hab' den Film damals im Kino gesehen und er hat mir nicht sonderlich gefallen. Wenn ich nur an so alberne Szenen denke, wie an die, wo sie die Kuh auf die Mine getrieben haben… Oder wo der eine beinahe drauf gegangen wäre, weil die ihn nicht an seine Kanüle zum Luftablassen gelassen haben… Nee… alles in allem war das nichts für mich.

Sir Lozinas
04.07.2007, 10:58
Hmm, ich denke ich wusste nach dem Kinobesuch auch nicht so recht was ich vom Film halten sollte. Anhand der Trailer war ich damals glaube ich auf eine "starbesetzte Action-Komödie mit realistischem & aktuellen Hintergrund" eingestellt.

Was ich aber dann im Kino vorgesetzt bekommen habe war ein Mix aus irgendwie seltsamer Story, skurill derben Sachen (Kuh & Mine = Gedärme-Regen), teilweise harten Realismus (Lungenschuss) und eher viel Zynismus als Komödie.

Jedenfalls hatte ich bisher nie mehr das Bedürftniss diesen Film noch ein zweites Mal anzusehen. Da hat mir zum Beispiel ein "Black Hawk Down" viel besser gefallen, auch wenn ich mir den seit dem Kinobesuch auch nie mehr angesehen habe.

Physeter
04.07.2007, 11:29
Three Kings hatte mir damals recht gut gefallen. Ok, in so ein Geschwärme wie auf deinem (NikiMaus) Link bin ich nicht verfallen. Es ist aber auch schon lange her, ich müsste ihn mir nochmal ansehen. Das Ende fand ich schon typisch "amerikanisch", obwohl der Rest des Filmes das ganz und gar nicht war. Ich glaube, für mich war es eine "starbesetzte Action-Komödie", wobei mir auch der dramatische Anteil sehr gefallen hat.

NikiMaus
04.07.2007, 11:41
Original geschrieben von Physeter
Ok, in so ein Geschwärme wie auf deinem (NikiMaus) Link bin ich nicht verfallen. Stimmt, das wollte ich noch erwähnen, habe es aber dann vergessen: So enthusiastisch wie der Schreiber in dem Link, sehe ich den Film nicht, es ging mir bei seiner Rezension um die Einzelheiten, die er erwähnt, denn das Meiste ist das, was mir auch aufgefallen ist und was ich auch hätte erwähnen wollen.

Dass die Kuh den meisten so im Gedächtnis bleibt, finde ich schon seltsam. Da hat mich ihr Schicksal ehrlich gesagt weniger berührt, als das der Menschen, die da durch die Gegend geschubst wurden und man nur darauf wartete, dass die Amis abzogen, um mit ihnen anzustellen, was man wollte. Die Kuh war eher so der Punkt, an dem ich dachte, whoa, so geht es dem Menschen, der auf diese Minen tritt - das Ganze scheint ja doch ernsthafter zu werden, als der Anfang den Anschein erweckte.

stryx
04.07.2007, 11:56
Original geschrieben von NikiMaus
Dass die Kuh den meisten so im Gedächtnis bleibt, finde ich schon seltsam. Da hat mich ihr Schicksal ehrlich gesagt weniger berührt, als das der Menschen, die da durch die Gegend geschubst wurden und man nur darauf wartete, dass die Amis abzogen, um mit ihnen anzustellen, was man wollte. Die Kuh war eher so der Punkt, an dem ich dachte, whoa, so geht es dem Menschen, der auf diese Minen tritt - das Ganze scheint ja doch ernsthafter zu werden, als der Anfang den Anschein erweckte.

Die Kuh als "Person" ist mir auch egal. Es geht um den ekligen Effekt, der sich eingeprägt hat. Wenn die einen Menschen hätten auf 'ne Mine laufen lassen, hätte der Effekt den der Kuh natürlich weit überstrahlt. Das hätte dem Film andererseits aber auch eine ganz andere Alterseinstufung beschert. Mal davon abgesehen, dass ich so was erst recht nicht sehen will.

Klar waren die Irakis im Film blöd dran. Sind sie in echt heute ja auch. Das will ich mit der Kuh auch gar nicht abwerten. Aber Lozinas beschreibt es für mich ganz gut: Der Film hat aufgrund seiner Mischung (besonders diese skurill-derben Sachen) bei mir nicht funktioniert. Da schaue ich lieber einen ernsthaften Kriegsfilm ohne solche "Späßchen".

Orwell
04.07.2007, 12:52
Überdrehten Zynismus, den habe ich in einem "Kriegsfilm" echt bemerkenswert gefunden.
Die "Ami-Soldaten" wußten nicht so wirklich, was sie eigentlich in der Wüste verloren haben. Genial die Rückblenden zu ihren eigentlichen Jobs, Kopiergerätbetreuer und Hillybilly-Waldschrat.
Die Irakis wußten auch nicht, was die Amis eigentlich in der Wüste verloren haben.
Angeblich sind sie gekommen, um das Volk von Saddam zu befreien. Nach dem Friedensabkommen schützen sie aber nicht das Volk, sondern überlassen es vielmehr der Willkür von Saddams Einheiten.
Das Gold und Öl aus Kuwait sind der eigentliche Grund, warum die Amis sich überhaupt im Irak tummeln. Was mit den Einheimischen passiert, soll schlußendlich egal sein. Bis sich nach der Hinrichtung einer Mutter doch noch das letzte Stück Menschheit im Soldat regt und auch nicht sofort bei allen.

War ein wagemutiger Film. Sicher nicht jedermanns Sache. Von Patriotismus war aber überhaupt nichts erkennbar. Hat mir gefallen, soweit mir Kriegsfilme gefallen.

Naseweis
04.07.2007, 14:09
Es ist schon eine Weile her, seit ich Three Kings gesehen habe, aber ich weiß sehr sicher, daß er bei mir gut funktioniert hat. Mir hat dieser Wechsel zwischen zynischen Szenen und dramatischen Szenen imponiert, weil er auf diese Art genau meine Wellenlänge getroffen und meine Aufmerksamkeit gebunkert hat. Ich habe damals im Internet nach Meinungen gesucht und bin auf die unterschiedlichsten Gedanken gestoßen. Daß der Film polarisiert, ist zu hoch gegriffen, aber er bedient ganz sicher sowohl das Hopp- als auch das Topp-Gefühl.