PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Syriana



M@MAX
28.02.2006, 22:20
hallo zusammen.

ich kann mich der kritik auf der hauptseite in den meisten punkten anschliessen. ziehmlich harter stoff der einem da präsentiert wird und gerade der erste halbe stunde muss man extrem aufmerksam sein um damit keines der kleinen details oder eine der dutzende charaktere unter den tisch fallen.
aber der film nutzt das geschickt um den zuschauer erstmal weichzukochen um ihm dann eien hammer nach dem anderen zu präsentieren. der eien oder andere storyverlauf blebt vieleicht kurz nach ende des films noch etwas unlogisch aber wer hier rausgeht und nicht nachgrübelt ist eh selber schuld.

udn wo traffic (den ich auch damals nicht wirklich umwerfend fand) sich in familientragödien und eher lahme handlungstränge verliert trumpft syriana erst richtig auf. das ganez belibt in jedem der geschichten spannend bis zuletzt und spannt eien immer wieder auf die folter, nur um die (teilweise absehbare) konsequenz dann doch wieder herauszuzögern. dazu kommen viele kleien bilder und einstellungen die die bitterkeit des themas noch besser intensivieren.

4,5 von 5 punkten (killer verkneif ich mir hier)

anschauen !

Irma Vep
01.03.2006, 07:03
Ich muss leider auch zugeben: ohne die detaillierten Beschreibungen im Presseheft wären mir einige Zusammenhänge überhaupt nicht aufgegangen. :rolleyes: Aber der Film ist schon ein echter Hammer. Das war auch mal wieder so ein Kinoerlebnis, wo hinterher alle rausgehen, als hätte man ihnen eröffnet, sie seien die nächsten auf dem Folterstuhl.
A propos Folter: Bin ich eigentlich die einzige, die sich an diesen detaillierten Folterszenen stört? Irgendwie will ich das wirklich nicht sehen. Aber das scheint gerade ziemlich in Mode zu sein. Nach Jack Bauer in "24" hatte ich letzte Woche gleich zwei solcher Szenen kurz hintereinander, in "Syriana" und in einer Episode von "Firefly", einer ansonsten ziemlich sympathischen Serie. Bin ich einfach zu zart besaitet oder gibt es auch andere, die das stört?

M@MAX
01.03.2006, 09:07
wenn du auf die firefly folge mit dem MAfia(oder was auch immer) boss auf der raumstation ansprichst, ich fand das die szene die berdohugn die da herrscht nur noch verstärkt hat. ich fand das als stilmittel vollkommenin ordnung. bei jack bauer ist das foltern ja inzwischen fast schon standart.

udn das man clooney die fingernägel rauszieht fidne ich an sich schon heftig genug, aber so detailiert wie es hier gezeigt wurde muss ich das eigentlich auch nicht haben.

gibts dieses presseheft auf das du dich beziehst auch irgendwo online ?

stryx
01.03.2006, 09:55
Im Endeffekt kristallisieren sich zwei Hauptaussagen heraus:

1. Es ist kompliziert. (Das mag so stimmen)
2. Beschränke dich auf deine eigene, kleine Welt und versuche dort glücklich zu werden.

Na ja, wenn Amanda Peet meine Frau wäre, würde ich mich vielleicht auch auf meine Familie konzentrieren. :zwinker:

Diese Strategie geht auch nur auf, wenn man die Free-Rider-Position einnehmen kann und darauf vertraut, dass sich andere schon darum kümmern, dass die Probleme nicht bis zu einem nach hause kommen.

Syriana ist ein guter Film, allerdings darf man nicht aus den Augen verlieren, dass es sich um Fiktion handelt. Im wirklichen Leben sind es wohl nicht immer die guten Prinzen, die ihr Land reformieren, Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie einführen wollen, die dann von den USA ausgeschaltet werden. Und da es Menschen gibt, die von der Aufdeckung von Korrupion profitieren, bleibt es im echten Leben auch nicht immer beim Bauernopfer, um das Volk zufriedenzustellen. Aber die Dunkelziffer, die unentdeckt bleibt, ist sicherlich sehr groß. Im Film funktioniert es aber. Was dem Film fehlt, ist eine Figur, mit der sich der Zuschauer identifizieren kann. Man kann zwar einige Figuren verstehen und ihre Handlungen nachvollziehen, aber so richtig sympathisch wird einem keine. Bei einem Film zu dem Thema macht das zwar durchaus Sinn, erschwert dem Zuschauer aber den Zugang, weil er permanent auf Distanz bleibt.


Original geschrieben von Irma Vep
A propos Folter: Bin ich eigentlich die einzige, die sich an diesen detaillierten Folterszenen stört? Irgendwie will ich das wirklich nicht sehen.

Die Szene war mir auch unangenehm. Andererseits war das wohl so auch gedacht.

Mich hat eher schockiert, dass die CIA einen einzelnen Agenten völlig allein und ungeschützt losschickt und der sich darauf verlassen muss, dass ihm schon keiner was tun wird, obwohl alle Beteiligten wissen, wer er ist.

Irma Vep
01.03.2006, 13:28
Original geschrieben von M@MAX
gibts dieses presseheft auf das du dich beziehst auch irgendwo online ?

Ich wüsste nicht, dass das frei verfügbar ist. Aber schau mal auf der Homepage des Films (http://www.syriana-derfilm.de) nach, das steht eine ziemlich detaillierte Inhaltsangabe.

Marcus
22.03.2006, 16:22
Ich hab mir Syriana gestern in der Spätvorstellung reingezogen und fand ihn... nun, zuerst einmal fand ich ihn anstregend. Gerade während der ersten Hälfte fiel es mir wirklich schwer, die ganzen Vorgänge und Storyschnippsel, die ganzen Charaktere und ihre Beziehungen untereinander in einen vernünftigen Kontext zu bringen. Wenn sich später die unterschiedlichen Erzählstränge immer weiter verdichten, wird das glücklicherweise (zumindest größtenteils) offensichtlich. Aber das Presseheft ist ein guter Tip, Constanze, das werd' ich mir bei Gelegenheit ebenfalls mal durchlesen.

Unterm Strich kann ich für mich festhalten, daß ich einen derart schonungslosen und ungeschönten Blick auf die Korruption und Geschäftemacherei in Wirtschaft und Politik unserer Gesellschaft noch nicht gesehen hab. Gaghan mag sich als konkretes Szenario für seinen Film den Kampf um die Ölreserven in Nahost ausgesucht haben, aber das ist meines Erachtens rein exemplarisch, nur ein Mittel zum Zweck, um den Blick zu schärfen, für das was grundsätzlich falsch läuft. Wäre Syriana vor zwanzig Jahren rausgekommen, hätte man vielleicht den Kalten Krieg aus Aufhänger gewählt, der Ausgang wäre jedoch derselbe geblieben.

Der Film ist in seiner Inszenierung auf jeden Fall bemerkenswert, denn wie schon erwähnt, wird da eine zwar fiktive aber eben doch erschreckend nah an der Realität gebaute Geschichte ohne Schönfärberei oder unangebrachtem Pathos, ohne Helden, ohne falsche Moral oder erhobenem Zeigefinger erzählt. Am Ende werden keine Antworten geliefert, insbesondere eine "Hauptaussage", wie stryx sie gefunden haben möchte, gibt es IMO nicht. Allenfalls wird deutlich, was wir alle ahnen: Es gibt keine (einfachen) Antworten. Die in ihrer Vielschichtigkeit sehr komplexe Handlung, macht Syriana allerdings eben auch zu einem recht schwer verdaulichen Brocken. Das nur als Warnung für diejenigen, die eventuell ein "Lord of War"-ähnliches Drama mit einem gewissem Holywood-esken "Unterhaltungswert" erwarten.