PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pop Around the Clock



Lost Johnny
01.05.2003, 08:46
Den heutigen Feiertag begeht der massenkompatible multinationale Sender 3sat damit, dass er rund um die Uhr Live-Mitschnitte verschiedener Musiker zeigt, jede Stunde ein neuer Künstler ... schöne Idee, eigentlich.
Aventurin und ich haben die ersten Ereignisse verpasst, sind aber rechtzeitig zum derzeit laufenden James Brown-Konzert, aufgezeichnet 1999 in Las Vegas, mit dem Frühstück fertig geworden und wollen mit unserer Meinung nicht hinterm Berg halten. ;)

Um das Fazit vorwegzunehmen: Der Herr Brown und seine Show sind irgendwie peinlich. Klar, die Musik, die seine Band da fabriziert, swingt und groovt ganz ordentlich, da kann man nicht meckern. Irgendwie kann man sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass der gute Mann nicht mehr allzu viel Puste zum Singen übrighat - warum sonst sollte er von den ersten zehn Minuten seiner Show drei einem lächerlichen Conferencier und fünf seinem in ein blaues Zelt gehüllten Chef-Saxophonisten überlassen? Und auch sonst hält er seinen Vokal-Beitrag eher im Hintergrund und stößt nur dann und wann mal einen keuchenden Ton aus ...

Weitere Fragen, die sich uns stellen:

Warum steht bei seinen Background-Sängerinnen die größte und breiteste ausgerechnet vorn in der Mitte?
Warum kommen bei jedem Song zu einem willkürlich gewählten Zeitpunkt drei Gogo-Tänzerinnen auf die Bühne, führen ihr immer gleiches Stückchen Choreographie auf, verschwinden dann unvermittelt wieder - nur um eine dreiviertel-Strophe später wieder zu erscheinen?
Warum erinnerte James' Gesang bei seinem Intro-Song mich so sehr an diesen Come on, Baby!-Typen (George irgendwas ...) vom DSF? Die sportlichen Hupfdohlen im Hintergrund hatte er ja schon dabei - fehlte nur noch, dass er anfing, "Wir! Marshierän! Come on, Bäibääääh!" zu skandieren. :rolleyes:


Wir werden das weitere Programm aufmerksam verfolgen und uns gegebenenfalls wieder an dieser Stelle melden. :D

Aventurin
01.05.2003, 13:07
Tja, zu James Brown kann ich leider nicht mehr so viel zufügen. Nur noch einmal bestätigen, daß diese Bühnenshow einfach nur unglaublich peinlich war - und warum muß er sich für ca. 30 Sekunden immer wieder andere Umhänge von seinem Conferencier überwerfen lassen? Nur um sie dann theatralisch wieder abzuwerfen? Hey, ich dachte, das sei ein Konzert - dann sing doch!
Immerhin hatte zumindest eine der Backgroundsängerinnen, die auch mal an das Mikrophon durfte, eine recht gute Stimme und so gab es neben Mister Browns doch recht jämmerlicher Leistung erholsame drei Minuten für die Ohren... Zu schade....

Okay, als nächstes folgte dann Bryan Adams. Eine Erholung für Augen und Ohren. Eine MTV-unplugged Aufzeichnung, einfach nur eine Handvoll Männer mit ihren Instrumenten... Äh, leider muß ich zugeben, daß ich dabei dann müdigkeits- und wärmebedingt etwas eingeschlummert bin und nicht so wirklich viel zu diesem Auftritt sagen kann.

Nach einem kurzem Ausflug in das Kinderprogramm (bei dem ich wieder einmal feststellen konnte, daß ich mir wirklich keine Buchverfilmungen antuen sollte, selbst wenn die Vorlage von Enid Blyton ist... :rolleyes: ), bekamen wir noch den Schuß des Eric Clapton - Konzertmitschnittes mit. Auch wieder unplugged, welches mir doch recht gut gefallen hat. (Hach, ich gebe zu, ich liebe "Layla" unplugged! :D )
Da das Konzert immer wieder von persönlichen Kommentaren des Sängers unterbrochen wurde, bin ich mit meinem Mitbewohner ein bischen uneins. ;)
Ich fand es gar nicht so uninteressant mal ein bischen mehr zu den Liedern zu erfahren, jemand anderem hätte das Konzert ohne doch besser gefallen.
Wobei mich gerade die Teile in denen Eric Clapton über den Tod seines Sohnes sprach und wie er ihn über die Musik verarbeitete und seine Gefühle den Zuhörern mitteilt, etwas nachdenklich machten.
Natürlich kann Musik machen (und auch hören) etwas sehr intimes sein und gewiß hilft es einem Musiker schlimme Erfahrungen musikalisch auszudrücken, aber hilft es auch dann diese Musik, diese Gefühle so öffentlich zu machen? Oder sind solche Empfindungen nicht eher privater Natur oder... hm...
Habe ich mich überhaupt verständlich machen können...?

Carl Montgomery
01.05.2003, 13:16
Einen ganzen Tag nur Konzertmitschnitte zu bringen, das hat 3sat ja schon einmal gemacht. Sylvester war das, glaube ich. Und einige der Konzerte von heute waren auch damals schon dabei.
Ich zappe übrigens auch ab und zu rein, geht ja noch den ganzen Tag, da bleibe ich sicher noch hie und da bei irgendeinem Interpreten kurz hängen. Ein bißchen Eric Clapton und Elvis habe ich schon mitbekommen.
Mich stört nur gewaltig, daß alle Konzerte nicht komplett sind, da lobe ich mir doch die Erfindung der DVD.
Kann ich einschalten, wann ich will, sehe alles und werde nicht übersättigt.

Aventurin
01.05.2003, 13:18
Und bevor ihr denkt, ich hätte die Eagles vergessen... ;)
Da 3sat so freundlich war, das "Reunion"-Konzert (von 1994) auszustrahlen, hatten wir das Vergnügen, doch erst einmal die Gestalten auf der Bühne zu begutachten und zum Teil sogar wiederzuerkennen.
Bei einer Person (Timothy B. Schmit) waren wir uns beide einig, daß die Schönheitsoperationen sein Aussehen nicht verbessert hätten, andere wieder waren zwar nicht gut, aber dafür in Würde gealtert. ;)
Auch schön zu sehen war ihr Verhalten auf der Bühne, ich weiß nicht, ob es die Nervosität war wieder zusammen aufzutreten oder das Hotelessen, aber alle wirkten im ersten Drittel der Aufzeichnung so als ob sie auf die eine oder andere Art sich gerne erleichtern würden... Glücklicherweise legte sich das im Laufe der Zeit und so wurde dem Zuschauer letztendlich ein richtig schönes Eagles-Konzert geboten mit älteren und neueren Songs, bei dem jedes Gruppenmitglied sich präsentieren konnte.

Und wenn ich noch einmal für meinen Johnny sprechen darf.;)
So bot dieses Konzert auch so manchem die Gelegenheit mehr als nur den Song "Hotel California" den Eagles zuzuordnen und wiederzuerkennen. :p

So, dies war es erst einmal wieder - wenn ich mir allerdings das Feiertagsprogramm angucke, so werden wir bestimmt noch das eine oder andere zu "Pop around the Clock" zu sagen haben. ;)

Lost Johnny
02.05.2003, 10:20
Nachdem die Zeiger der Pop-Uhr ja inzwischen schon ihre Runde gedreht haben, kann ich noch nachtragen, dass mir von allen Konzerten, die wir gesehen haben, das von Elvis (sein "kleines" Comeback-Konzert von 1968, nach dem Ende seiner Hollywood-Exkursion, ganz ohne große Band im Rücken) am besten gefiel. Auch wenn er natürlich schamlos gelogen hat, als er sagte, er würde auch andere Bands wie die Beatles sehr schätzen ... denn nicht umsonst ist er Weihnachten 1970 ganz allein nach Washingten geflogen, um sich bei Präsident Richard Milhouse Nixon persönlich über die anti-amerikanische Wirkung dieser schlimmen Drogenkonsumenten aus dem Vereinigten Königreich auszuheulen. Naja, und bald darauf wurden die Jungs aus Liverpool dann ja auch tatsächlich des Landes verwiesen, auch wenn Elvis und sein von J. Edgar Hoover ausgestelltes Abzeichen, das ihn als Sonderermittler des Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs zu erkennen gab, selbstverständlich nicht so wahnsinnig viel dazu beigetragen haben ... aber ich schweife ab. ;)
Das Konzert jedenfalls war schön intim und ungeschliffen, inklusive hübscher kleiner Pannen - z.B. die Zuschauerin, die mitten im Song versehentlich den Stecker der Presleyschen Stromgitarre zog ...

Das restliche Tagesprogramm haben wir dann nicht mehr ganz so aufmerksam verfolgt. Bei der '83er The Police-Show gab's ein paar augenkrebs-verursachende Modeentgleisungen zu sehen, und bei ihrem Abschiedskonzert hat Frau Tina Turner mir immerhin durch ihre sagenhafte Konstitution einigen Respekt abgenötigt.

Und falls ihr es euch noch nicht denken konntet: Generell ist zu den Künstlern, die gestern zu sehen waren, zu sagen, dass sie auf meiner Vorlieben-Skala allesamt irgendwo zwischen "Ist mir herzlich egal" und "Wo hab' ich nur meinen Revolver hingelegt?" rangieren ... allzu enthusiastische Kritiken dufte man von mir demnach ohnehin nicht erwarten. ;)

Ach ja, noch ein Wort zu den Eagles: Ich warte da doch lieber auf das lange angekündigte Album der Eagles of Death Metal, die mir durch ihre Beiträge zu den Desert Sessions in sehr angenehmer Erinnerung geblieben sind ... :D

Vampire Hunter D
02.05.2003, 10:56
Da hat der gute Lost Johnny ein schönes Stichwort gegeben, auf das ich aber leider nicht so richtig reagieren kann, denn die "Eagles of Death Metal" waren mir bisher vollkommen unbekannt. Vielleicht sollte ich mir demnächst einmal verstärkt Sampler mit Newcomer-Bands zulegen, um auch mögliche musikalische Überflieger der Zukunft zu lokalisieren.

Den Pop-Marathon auf 3sat habe ich mir übrigens nicht angeschaut, da im Vormittags-Programm wieder "Ferris macht blau" lief und an diesem Prachtstück aus meiner Jugend komme ich einfach nicht vorbei. Da einige Leute leider auch an Feiertagen arbeiten müssen, war ich dann nach dem Mittagessen allein und widmete mich wieder meiner derzeitigen Lektüre, schaute eine weitere "Twin Peaks"-Folge bzw. begleitete Samus Aran durch die finsteren Tiefen von Tallon IV. ;)

Aber tröste dich, Lost Johnny: Ich kenne von den "Eagles" auch nur das bekannte "Hotel California". Immerhin weiß ich noch, daß der Sänger dieser Truppe Don Henley heißt. Überrascht war ich allerdings vom Text zu "Hotel California": Ich hielt es immer für einen typischen Good Feeling-Sommersong, bis ich irgendwo las, daß es in den Lyrics eigentlich um die "Church of Satan" geht. Man lernt nie aus.

Aventurin
02.05.2003, 21:46
Original geschrieben von Vampire Hunter D
Überrascht war ich allerdings vom Text zu "Hotel California": Ich hielt es immer für einen typischen Good Feeling-Sommersong, bis ich irgendwo las, daß es in den Lyrics eigentlich um die "Church of Satan" geht.
:lol3: :lol3: :lol3:
Wenn du einmal dein norddeutsches Radio auf "Radio 21" oder einen anderen "Classic-Rock" Sender einstellst, dann hast du mindestens dreimal am Tag das Vergnügen "Hotel California" zu hören. Vielleicht magst du ja mal genau hinhören? ;)

Zu unserem "Pop around the Clock"-Tag kann ich nur noch hinzufügen, daß gerade das Tina Turner-Konzert für mich ein Hochgenuß war.
Nicht nur, daß die Frau in dem Alter noch eine ungeheure Kondition und Stimme hatte (vom Aussehen will ich gar nicht erst reden), nein, für mich waren die Lieder auch alle voller Erinnerungen. :) Und mein armer Johnny mußte es leider aushalten, daß ich nicht nur den Fernseher recht laut stellte, sondern auch noch lauthals mit... äh... sang. ;)

Vampire Hunter D
05.05.2003, 06:10
@ Aventurin

Verschwörungstheoretiker können anscheinend in jeden noch so harmlosen Text etwas Satanisches hinein interpretieren. Aber interessant sind einige der von diesen Leuten immer wieder angeführten Punkte ja schon:

Beispielsweise wird explizit das Jahr 1969 im Text erwähnt: Dieses ist das Gründungsjahr der "First Church of Satan" von Anton Szandor La Vey (dem Verfasser der "Satanischen Bibel"). Angeblich soll der Manager der "Eagles" auch zugegeben haben, daß einige der Bandmitglieder Anhänger der "First Church of Satan" waren.

Wieviel davon nun Wahrheit und wieviel promotionbedingte Effekthascherei ist weiß vermutlich nur die Band selber (ich persönlich finde diese Theorie auch nicht sonderlich glaubwürdig). Aber es ist schon witzig, sich den Text zu "Hotel California" einmal unter diesem Aspekt durchzulesen.

Lost Johnny
05.05.2003, 09:24
Original geschrieben von Vampire Hunter D
Angeblich soll der Manager der "Eagles" auch zugegeben haben, daß einige der Bandmitglieder Anhänger der "First Church of Satan" waren.
Ach, ganz so unwahrscheinlich ist das nicht - viele amerikanische Musik-Stars der späten Sechziger hatten seltsame Kontakte. Ich denke da nur an Dennis Wilson, den Schlagzeuger der Beach Boys, der hat nämlich ein halbes Jahr lang Charles Manson in seiner Villa beherbergen dürfen, nachdem er nichts Böses ahnend ein paar Mädels aus dessen Gefolge aufgelesen hatte. Und die Beach Boys haben dann ja sogar einen von Manson komponierten Song (mit leicht verändertem Text) aufgenommen ... allerdings ohne ihm dafür Credits zu geben, denn das war eher als Rache dafür gedacht, dass der böse Charlie sich so lange bei Dennis durchschmarotzt hat. ;)

Die oben genannten Eagles of Death Metal sind übrigens wirklich hörenswert. Die klingen ungefähr so, als würde eine Handvoll 80jähriger auf der Veranda sitzen und am Banjo zupfen, während einer von ihnen gerade einen letalen Asthma-Anfall erleidet ... :D

Carl Montgomery
22.12.2003, 12:32
Am 31.12.03 ist es wieder soweit. Rund um die Uhr kann man in Konzerte diverser Rockgrößen und Popkleinigkeiten reinzappen, sofern man an diesem Tag nicht anderes zu tun hat.
Ein paar Acts klingen durchaus wieder interessant, mal sehen, was ich so schaffe.

Orwell
02.01.2007, 12:21
Auch heuer wieder hat uns 3sat zum Jahreswechsel rund um die Uhr Konzerte vorgesetzt.
Diesmal schaffte der alte Rocker in mir John Fogerty und Bonnie Raitt and Friends. Beide Acts liefen am frühen Nachmittag, am Abend blieb leider keine Zeit mehr.
Von Bonnie Raitt habe ich ein paar CDs daheim, so Frühbeginn der Neunziger, von John Fogerty steht nichts daheim, zu meiner Schande.
Ich wußte aber nicht, daß Norah Jones mal in der Band von Bonnie Raitt gespielt hat, oder ist das eine Fehlinformation?
Robbie Williams und Anastacia wären am Abend noch interessant gewesen, aber wie gesagt, da blieb keine Zeit mehr.