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Menschenspötter
17.08.2001, 00:30
Die lieben Kleinen haben eh kaum was für kulturelle Filme über, die schauen lieber Splatter -Gewusel und der CD&C kennt sich da auch nicht so aus, hat er ja gesagt. Darum richte ich diese Worte jetzt an die Erwachsenen im Forum.;)
Wenn ihr etwas über das savoir vivre, dolce ambiente oder die dekadente Lebensweise von einer Künstlerclique in den Weinbergen der Toskana wissen wollt, solltet ihr euch den Film Gefühl und Verführung ansehen. Am besten in einer schwülen Sommernacht, mit einem Glas Wein und was halt so dazugehört.;)
Die Schauspielriege kann sich übrigens auch sehen lassen, immerhin spielen Leute wie Jeremy Irons, Jean Marais, Liv Tyler und Rachel Weisz (die aus den Mumienfilmen) mit, aber Vorsicht, da laufen schon mal geschriebene Worte durch das Bild, tauchen Untertitel auf für die Zuseher, die der italienischen oder französischen Sprache nicht so mächtig sind und überhaupt ist der Grundtenor des Filmes etwas über drüber. Trotzdem kann man sich hin und wieder auch solche Filme ansehen und wer selbst schon mal Urlaub in dieser Gegend gemacht hat wird sofort an diese eigenen Gefühle, die diese italienische Provinz in einem hervorruft, zurückerinnert. Die Musikuntermalung des Filmes paßt auch ziemlich gut zum Inhalt.
Wer kennt hier noch so abgedriftetes Filmgut?

Koenig Kups
17.08.2001, 16:18
Uaaaaahrgh! Zu diesem Film wurde ich von meiner damaligen Freundin mit Sex gezwungen. Nichts gegen Kultur, aber das Ding fand ich dann doch reichlich grauenvoll. Hatte es dann eigentlich spontan als "reiner Weiberfilm" abgeschubladet, bis Du mich gerade vom Gegenteil überzeugtest...

Menschenspötter
17.08.2001, 16:43
Original geschrieben von Koenig Kups
Zu diesem Film wurde ich von meiner damaligen Freundin mit Sex gezwungen.

Original geschrieben von Menschenspötter
Am besten in einer schwülen Sommernacht, mit einem Glas Wein und was halt so dazugehört.;)
Wer kennt hier noch so abgedriftetes Filmgut?

Jetzt tut der Kups da schubladen und liest nicht einmal mehr zwischen den Zeilen, ja wozu einen Frauen doch verführen können, wenn Mann Gefühl will.;)
Das war erst Film Nummer eins des Bildungsbeauftragten Menschenspötter, weitere werden folgen, sofern da sich nicht endlich auch andere outen wollen. Betrachtet dies als Warnung.:teufel:

CD&C
17.08.2001, 16:59
Ich weis zwar nicht ob das Teil ein europäscher Independent-Film ist ... aber es war eine Ewigkeit lang und irgendwie voll dröge ... Das Piano ...

Es war folgender Deal ... meine bessere Hälfte sieht sich mit mir "Star Trek 8" (das coole Borg-Teil) an und ich mir dafür ein Film ihrer Wahl ... das Piano ... diesen Deal gab's nur einmal ... seither glotz ich wieder anspruchvolles SF/Action/B-Movie/Horror-Kino mit meinen Kumpels und sie ihre "Auch Frauen haben Gefühle"-Filme mit ihrern Kolleginen ...

Glaubt mir, auf der Dauer der einzige Weg wie eine Beziehung langfristig funktionieren kann ... ;)

Menschenspötter
17.08.2001, 17:29
Die Herausforderung von Kups lasse ich nicht auf mir sitzen und setze gleich noch Jeremy Irons, die zweite drauf. Und zwar geht es hier um den britisch/französischen Film Verhängnis, mit Juliette Binoche, den Streifen habe ich mir in drei Etappen gegeben, weil ich, nein weil mir immer was dazwischen kam.;)
Die Schlußszene dieses Streifen, in dem es um kaputte, sexuelle Mann und Frau Obsessionen geht, wird mir immer in Erinnerung bleiben, wo ein hergottsbeschlapfter, croissantkauender Jeremy Irons sich in einem ansonsten leeren Appartement vor einem überlebensgroßem Bild seiner Angeschmachteten zur entgültigen Ruhe begibt.
@CD&C
Das Piano ist glaube ich, von Jane Campion und eine neuseeländische Produktion.

Lost Johnny
17.08.2001, 18:23
Ja, "Verhängnis" gefiel mir damals auch sehr gut. Und ich habe mir das Ding sogar ohne Einwirkung irgendwelcher Weibchen angetan! :D

Die Sache war die: Damals lebte ich in einer Stadt, in der die örtliche Volkshochschule einmal in der Woche zum Spottpreis in einem ehemaligen Pornokino (und bevor ihr fragt: Ja, die Sitze hatten Flecken ... :err: ) Filme zeigte, die sie für zeigenswert hielt. Es gab natürlich auch ein Programmheft, aber da ich damals mit meinem Zivildienst viel zu beschäftigt war, um in selbiges hineinzuschauen, wurde ich oft genug mit Filmen überrascht, die ich mir unter normalen Umständen vielleicht nicht unbedingt auf die "Muß sehen!"-Liste geschrieben hätte (und die auch in dem Kaff sonst gar nicht gelaufen wären - das "richtige" Kino am Ort zeigte immer in allen drei Sälen "Ein Hund namens Beethoven").

Naja, so geriet ich denn auch mehr per Zufall in "Verhängnis". Und dabei wird mir wieder bewußt: Man sollte viel häufiger ohne Erwartungshaltung ins Kino gehen und Filme sehen, von denen man noch nie gehört hat. Unvoreingenommen ist die Erfahrung meist positiver und gewinnbringender ... und man stößt dabei öfter auf veborgene Schätze, als man denkt!

Äh, aber das wußtet ihr sicher schon alle ... und über all diese banale Alltagsphilosophiererei habe ich jetzt obendrein ganz vergessen, was ich eigentlich über "Verhängnis" sagen wollte ... :(

Menschenspötter
17.08.2001, 19:26
Ich will jetzt bald mal einen noch nicht genannten europäischen Independent hier sehen, sonst bombardiere ich euch einfach weiter mit Kulturtipps.
So, der nächste Film hat auch mir gefallen, vor allem weil mit Maria Grazia Cucinotta eine feurige begehrenswerte Südländerin;) hier mitspielt.
Il Postino spielt im Italien der Fünfziger Jahre, wo ein Freizeitpoetpostbote (Massimo Troisi, leider kurz nach Fertigstellung des Filmes verstorben) dem chilenischen Nobelpreisträger Pablo Neruda (Philippe Noiret), der sich in die Einsamkeit eines kleinen Bergdorfes zurückgezogen hat um neue Kraft für weitere literarische Werke zu schöpfen, die tägliche Post vorbei bringt und schüchtern versucht mit seinem großen Vorbild in Kontakt zu treten. Die Langsamkeit des Filmes und die grandiose Regie haben für mehrere Oscarnominierungen gesorgt.
@CD&C
Der Po von Holly Hunter war aber schon sehenswert, oder?
@alle Mädels
ich bin nicht wirklich so ein Chauvischweinchen, aber die großen Jungs lassen mich sonst nirgendwo mehr mitspielen, wenn ich nicht auch so cool tue.;)

CD&C
17.08.2001, 20:23
Original geschrieben von Menschenspötter
@CD&C
Der Po von Holly Hunter war aber schon sehenswert, oder? Jap, Holly Hunter war schon ok, auch ihr Ars ... äh ... ihr ästetisch schon sehr korrekter Po ... aber wenn du so einen Film mit deiner besssern Hälfte (verdammt, es wird Zeit das sie sich einen netten und coole Pseudo-Internet Namen zulegt, ich hasse diese lange Umschreibung :( ) siehst kannst du nicht laut "Mehr, zeig mir mehr von dir du geiles Piano-Biest" rufen, sonst hast du wieder Wochenlang Ärger (erstaunlich auf was man sich für regelmässigen Sex alles einlässt ;) ) ...

CD&C
17.08.2001, 20:25
CD&C Anmachtipp Nr.3

Original geschrieben von Menschenspötter
@alle Mädels
ich bin nicht wirklich so ein Chauvischweinchen, aber die großen Jungs lassen mich sonst nirgendwo mehr mitspielen, wenn ich nicht auch so cool tue.;)

Respekt MS, du hast es voll drauf ... :)

Lost Johnny
17.08.2001, 22:48
Hmm, Menschenspötter will mehr Indie-Filme aus Europa ...
Da fällt mir momentan nur "Mann beißt Hund" ein, aber der paßt irgendwie nicht so recht zu den übrigen Filmen, die hier diskutiert wurden.

Aber ich denke nach. Und vielleicht kommt mir ja auch wieder in den Sinn, was ich noch zu "Verhängnis" sagen wollte.

Menschenspötter
19.08.2001, 19:44
Leicht macht ihr es mir nicht gerade.;)
Aber Lost Johnny ist schon angestrengt am nachdenken, immerhin etwas.;)
Ich versuche dir die Überleitung etwas einfacher zu machen. Drum komme ich jetzt mit der teilweise in Dänemark produzierten Verfilmung von Fräulein Smillas Gespür für Schnee. Leider hatte ich noch keine Zeit, das Buch zu lesen, sondern habe nur den Film gesehen, wo Julie Ormond die Wissenschaftlerin spielt, die einen Kriminalfall klären will, wie ein kleiner, teilweiser tauber Inuit ums Leben kam. Ich wußte zum Beispiel nicht, das es so viele Arten und Bezeichnungen für Schnee gibt, man lernt halt nie aus und die sozialen Umstände der Minderheiten in Dänemark werden einen hier auch nähergebracht. Jetzt muß aber wirklich bald ein anderer hier schreiben, sonst geht mir der Nachschub der wirklich von mir auch gesehenen Filme aus, geben tut es ja noch viele andere mehr.

CD&C
19.08.2001, 20:47
@MS
Heh, den (Smillas Gespür für Schnee) hab ich auch gesehen, wollt gleich wieder wegzappen, aber da kam sofort am Anfang dieser grosse Metroid runter, da dachte ich an ein cooles "Akte-X Rip-off" Movie oder ein neues "Blob"-Teil ... leider war's dan doch nur ein normales Krimi-Teil (zum Glück noch mit minimal SF-Elementen, wie den Jurassic-Worms), hab also trotzdem zu Ende geglotzt ...

Lost Johnny
19.08.2001, 23:32
So, während ich noch nachdenke (leider gibt's bei mir derzeit noch ein paar andere Dinge, über die ebenfalls nachgedacht sein will), kann ich ja schon einmal kundtun, daß ich Fräulein Smilla ganz und gar nicht gut fand. Als Krimi leider nicht besonders spannend, da recht vorhersehbar ...

Menschenspötter
07.09.2001, 20:31
So, wieder ein Fall für den Videorecorder. Wann soll ich nur all die Filme jemals ansehen? PELLE, DER EROBERER, eine dänisch/schwedische Produktion kommt am 13.9/14.9. um 0.15 im ZDF(wieder keine Werbung!). Angeblich ein schönes, poetisches Emigrantendrama über unzählige schwedische Emigranten, die um die Jahrhundertwende ihre Heimat verlassen haben um in der Fremde ein besseres Leben zu finden. Auslandsoscar und andere Preise, obwohl das nicht viel sagen muß, am besten man urteilt selbst. Es sprach der Kulturbeauftragte Menschenspötter.

Aeonra
11.09.2001, 02:36
Ok ich kenn keinen der Filme die ihr hier genannt habt, sollte ich? Die einzigen Filme die mir in den sinn kommen, wohl aber nicht gerade hier hin passen (mann moege mir verzeihen) ist "Das Verhalten geschlechtsreifer Grossstaetter zur Paarungszeit" und "Bandits"

Ok Ok Ok ich gebs zu ich hab ueberhaupt keine ahnung, aber das macht das leben viel leichter ;) :D

Menschenspötter
25.10.2001, 22:32
Ich muß mich noch einmal ordentlich hier austoben, bevor das Forum hier für immer seine Pforten schließt.;)
Heute erst gesehen, Farinelli, Il Castrato, eine belgisch-französisch-italienische Produktion.
Würde ich aber nur Hardcorefetischisten der Händel‘schen Wassermusik aus dem 18. Jahrhundert von Kastraten vorgetragen, empfehlen, oder denjenigen, die sehen wollen, wie Frauen durch eine hohe Männerstimme den Orgasmus erreichen. Da muß man(n) nur bis zur 17. Minute aushalten.;)
Ansonsten war dieser Film nicht gerade die Offenbarung. Ja, die Kostüme und die Ausstattung waren ganz nett, aber die Geschichte und das Schicksal zweier Brüder, die zusammen wirklich alles teilen, hat mich nicht so ganz überzeugt. Der Film hatte gewisse Längen und wirre Sprünge, oder ich war nicht konzentriert genug, was auch immer.

Menschenspötter
25.10.2001, 22:34
Ein Bericht über den neuen, französischen Film, im wahrsten Sinne des Wortes.;)
Baise – moi, ein Vertreter dieser neuen Art von Film, der gerade in den Kinos läuft, wurde ja schon woanders besprochen, kann dazu nichts sagen, weil ich den sogenannten Sozialschocker wahrscheinlich gar nicht sehen will. Hier verschwimmt eindeutig die Grenze zwischen Pornographie und dem provokativen Kunstfilm. Vor kurzem habe ich den auf Arte gezeigten ähnlich gelagerten Film Romance gesehen, wo Rocco Sifredi, manche werden ihn kennen :munter:, ein Gastspiel gibt. Der Inhalt hat mich eher verwirrt zurückgelassen. Ein Film von Frauen auch für Frauen gemacht, steht in den Kritiken, hmm. Wahrscheinlich habe ich ihn deshalb nicht ganz verstanden, kann sein.

dr_edgard
26.10.2001, 01:20
So, jetzt sag ich doch noch was, man kann den armen MS ja nicht so alleine lassen...;)

Pele, der Eroberer ist wirklich ein sehr schöner Film. Es ist zwar schon eine ewigkeit her, dass ich ihn gesehen habe (war noch ein kind), trotzdem habe ich positive Erinnerungen. Sehr gut gespielt, spannende Story. Teilweise recht happig, Taschentücher bereithalten.;)

The Piano gefällt mir schon alleine wegen dem Soundtrack. Ausserdem spielt Holly perfekt, die kleine Anna Paquin lässt auch schon Talent aufblitzen. Der Film hat zwar Längen, ist aber trotzdem für einen geruhsamen Film-Abend gut.

Die Smilla fand ich mittelmässig. Immer noch besser als viele Hollywood-Filme. Solide Schauspielerische Leistung, durchschnittliches, aber erfrischendes Drehbuch.

Neues:

Wenn du schon mit Machwerken wie Baise-Moi aufkreutzt, muss ich mich auch für die Nennung des pikanten US/F (wenn ich mich nicht irre)-produzierten Lolita nicht mehr schämen. Schon wieder Irons (hm...) und eine Lolita (wenn ich bloss ein besseres Namensgedächtniss hätte...:(), der man die Rolle auch abnimmt. IMO ein recht guter Film, die Gewalt zum Schluss ist vielleicht etwas übertrieben.

Todo sobre mi madre: IMO zurecht Ausland-Oscargewinner. Gutes Drehbuch, guter Regisseur, solide Schauspieler. Was will man mehr?

Night on earth: Ein genialer Jim Jarmusch-Film. Witzige Idee, gut umgesetzt. Ein rundsätzlich gutes Schauspieler-Ensemble erlebt mit Roberto Begnini als Römischer Taxifahrer seine Krönung. Eine interessante Kameraführung und dezente, aber gut eingesetzte Musik runden das ganze ab. Geheim-Tip!

La vita e bellaEine IMO schlechte, weil zu komödiantische erste Hälfte wird durch eine grandiose zweite Hälfte mehr als kompensiert. Eine solch tragikomische Rolle hätte ich Begnini ehrlichgesagt nicht zugetraut.

Weitere Filme folgen vielleicht.;)

M@MAX
26.10.2001, 09:20
ok, ich versuchs auchmal auch wenn iich garantiert daneben liege.

amadeus von milus forman ist nämlich

1. kein (rein) europäischer film und
2. eigentlich auch kein richtiger kulturfilm.

sollte man aber trotzdem irgendwann gesehen haben

Menschenspötter
26.10.2001, 13:35
Ich bin ja sowas von geschüttelt und gerührt, das sich hierher immer mehr verirren und verwirren. Ich bin also doch nicht ganz allein. Und die meisten Filme mit Roberto Begnini sind wahrhaft einer näheren Begutachtung wert.
I scream and you scream, we all scream for I(ce) scream and...:fest:

Lost Johnny
26.10.2001, 15:47
Romance habe ich auszugsweise ebenfalls gesehen. Ich telefonierte gerade mit einem alten Freund, als ich beim Zappen ob der sehr expliziten Szenen stutzig wurde. Sofort machte ich mich daran, eine weitere Klageschrift gegen RTL2 aufzusetzen - doch dann bemerkte ich, daß arte der Übeltäter war. Müssen die sich nicht an den Rundfunkstaatsvertrag halten, weil die halbfranzösisch sind? Einige der gezeigten Szenen sind in Deutschland definitiv nicht zur Ausstrahlung zugelassen, Kunst hin oder her!

Abgesehen vom Hardcore-Faktor: Bei den Dialogen kann ich mich ja nur darauf verlassen, was die Untertitel mir geboten haben (daß ich des Französischen nicht mächtig bin, hat ja durchaus schon für lustigen Spott gesorgt :schlaf: ), aber ich empfinde Sätze wie "Ich verschwinde proportional zur Größe des Schw#nzes, der meine M*se stopft" nicht unbedingt als besonders geistreich ... ich glaube, Pornos, die von Männern für Männer gedreht werden, sind da deutlich weniger abstoßend.
Da wird immerhin nur gehandelt und nicht auch noch dumm über die Handlungen geredet. :crazy:

Menschenspötter
26.10.2001, 16:00
Spott hin, Spott her, die Dialoge waren im Original auch nicht viel besser. Und warum gerade Frauen solche Filme machen, verstehe ich noch weniger. Ich habe das ganze als ziemlich realitätsfern empfunden, aber ich kann mich auch irren. Ich glaube kaum, das eine Frau so ein Verhalten an den Tag legt.
arte hat sich aber sehr bemüht, diesen Film doch einigen näherzubringen, ich glaube, die haben den Streifen im letzten Monat viermal wiederholt.

Menschenspötter
01.11.2001, 20:32
deutscher Film – rasanter Schnitt – schneller Beat – comicmäßiger Einfluß – knallrotes Haar – und dreimal läuft das Murmeltier – warum schwitzen laufende Frauen nicht? :confused:

Superphil
01.11.2001, 22:47
Gefühl und Verführung habe ich vor ein paar jahren gesehen (ganz freiwillig) und fand ihn ganz gut...

übrigens hat es in der schweiz in den letzten jahren auch ein paar sehenswerte filme gegeben.
da erinnere ich mich gerne an "das fähnlein der 7 aufrechten" zurück...

a propos schweizer film. hat schon jemand "the pledge" gesehen? zwar kein schweizer film, aber zumindest ein schweizer buch, welches neu verfilmt wurde (das original "es geschah am hellichsten tag" kennt vermutlich jeder..)!

und kann man die "französischen" filme von luc besson ebenfalls nennen. dann müsste "le grande bleu" auch hier erwähnt werden...

und dann noch den englischen film "get real". ein wunderschöner film von einem schwulen jungen, der sich in den star des fussballsclub seiner schule verliebt...

dr_edgard
30.11.2001, 13:23
Sodele, hab mich mal wieder ins Kulturkino getraut und siehe da... Es hat sich gelohnt! Beim Film handelt es sich um Le Placard, eine französische Komödie mit lustiger Story und genialen Darstellern.

Zur Story: Ein absolut langweiliger, ordinärer, aus diesen Gründen auch geschiedener Mann verliert seinen Job. Als er sich vom Balkon stürzen will, wird er von seinem Nachbar aufgehalten, der einen Plan hat, damit Pignon (so der Nachname des Mannes) seinen Job nicht verliert. Der Plan ist jedoch sehr gewagt: Pignon soll als Schwuler geoutet werden! Also werden drei Fotos gefakt, so dass es aussieht, als würde Pignon wilde Gayparties in gewagten Outfits abhalten. Und siehe da, er behält seinen Job! Schliesslich könnte man vermuten, in der erfolgreichen Kondomfabrik (:D) entlasse man Leute, weil sie Schwul sind. Positiver Nebeneffekt: Plötzlich ist dieser Inbegriff einer grauen Maus für jedermann interessant, obwohl er sich überhaupt nicht verstellt und sich weiterhin so gibt, wie bisher. Nicht nur die Sekretärinnen des Chefs, sondern auch endlich sein Sohn und seine Ex wollen sich wieder mit ihm abgeben... Aber was, wenn rauskommt, dass er gar nicht schwul ist? Ihr ahnt es, der Weg zum Happyend ist lang und beschwerlich und verdammt lustig!

Zur Story: Eigentlich immer vorhersehbar aber gerade deshalb lustig. Obwohl man weiss, das der unfreundliche Hühne (umwerfend: Gerard Depardieu:D) gleich ins Fettnäpfchen tritt, ist man gespannt, wie er es macht. Die Gags sind herrlich und ddie U-Turns der Story geschickt.

Zu den Schauspielern: Ein wirklich umwerfender Cast! Allen voran der Hauptdarsteller (dessen Name mir entfallen ist, ebenso wie die Namen aller anderen mir völlig unbekannten französischen Darstellern;)) bringt die ungewollte Wandlung von der grauen Maus zum Gesprächsstoff aller absolut überzeugend auf die Leinwand. Heimlicher Star des Films ist aber eindeutig Gerard Depardieu. Auch er macht eine fabelhafte Wandlung durch, und zwar vom gehässigen Schwulen-, Ausländer- und Frauenfein zum sensiblen Schwulen, mit freundlicher Unterstützung seiner Mitkollegen, die ihn auf Strich und Faden verarschen. Der Rest der Schauspielerriege ist gut aber leider mir völlig unbekannt...

Fazit: Schaut euch den Film an, wenn ihr noch könnt, es lohnt sich! Von mir kriegt er:

:killer::killer::killer::killer::killer: (fünf (!) Killer)

"Göttliche Komödie, die man sich trotz Sprachhürde absolut nicht entgehen lassen darf!"

Menschenspötter
27.03.2002, 13:43
Original geschrieben von dr_edgard

La vita e bellaEine IMO schlechte, weil zu komödiantische erste Hälfte wird durch eine grandiose zweite Hälfte mehr als kompensiert. Eine solch tragikomische Rolle hätte ich Begnini ehrlichgesagt nicht zugetraut.



@dr_edgard
Ich habe es jetzt endlich auch geschafft, mir Das Leben ist schön anzusehen. Und ich stimme mit dir vollkommen überein, die erste Hälfte hat mich dann doch etwas enttäuscht, da wäre eine Straffung eventuell nicht schlecht gewesen, die zweite Hälfte ist aber echt ein grandioses Stück Filmgeschichte. Ich wollte den Kritikern ja nicht glauben, daß es möglich sei, ein so heikles Thema von der komödiantischen Seite zu beleuchten, aber ich bin eines besseren belehrt worden. Und am Schluß habe ich ordentlich schlucken müssen. Nur Schüsse zu hören und nichts zu sehen, das reicht dramaturgisch durchaus.
Diesen Film kann man nur weiter empfehlen.
Zu Le Placard:
Dieser Film ist bei uns im Öland erst mit ziemlicher Verspätung in den Kinopalästen angelaufen und war nach nicht einmal zwei Wochen auch schon wieder weg. Obwohl mich eine kurze TV-Doku durchaus überzeugt hat. Muß ich wieder einmal auf die Fernsehausstrahlung warten. Vorgemerkt ist der Streifen auf alle Fälle.

Menschenspötter
27.03.2002, 13:46
Zwei Seiten für den europäischen Independentfilmthread.
Applaus, Applaus, Applaus.:fest::springen::D
PS: Dieser Beitrag ist nicht gerade niveauvoll, ich weiß, muß mir keiner sagen.;)

Michael O.
28.03.2002, 20:48
Dein Beitrag ist nicht....ok, vergiss es. ;)

Wenn Ihr schon bei Independent-Sachen seid: Hat jemand von Euch den österreichischen Film "Hundstage" gesehen?

Habe leider den Namen des Regisseurs vergessen, aber immerhin hat sein Werk im Venedig den Ehrenpreis der Jury erhalten.

Und zwar durchaus zu Recht. "Hundstage" hat keine Geschichte im eigentlichen Sinne, es ist vielmehr eine Millieustudie über einsame und verzweifelte Seelen in der Provinz.

Da haben wir das hübsche junge Mädel, das in regelmässigen Abständen von ihrem von Minderwertigkeitskomplexen belasteten Freund Mario verdroschen wird.

Ein alter Pensionist, der sich Zuneigung durch Geschenke und Geld erkauft.

Einen Sicherheitsexperten, der seiner Aufgabe nicht gewachsen ist und compensando eine geistig Behinderte als Sündenbock vorschiebt - was ziemlich üble Folgen für das Mädel hat.

Und und und...

Der Film schildert das Leben dieser Menschen brutal unprätentiös; manchmal ist diese Offenheit sehr ...unangenehm. Schliesslich sieht man nicht alle Tage die Leute am Klo pinkeln, sich mit der Nagelschere das Schamhaar rasieren oder eine 60-jährige dicke Frau strippen. ;) Die Schauspieler sind durchwegs unbekannt, was den "Normalo"-Touch des Films noch verstärkt, auch auf musikalische Untermalung wird zur Gänze verzichtet.

In der ersten Hälfte kommt man fast nie aus den Lachanfällen heraus, weil viele Szenen einfach extrem seltsam, makaber und doch sehr vertraut wirken. Aber irgendwann bleibt einem das Lachen buchstäblich im Halse stecken, da die einzelnen Charakterestudien zu intensiv und tragisch werden. Bezeichnenderweise endet auch nur einer der Handlungsstränge auf einer halbwegs versöhnlichen Note. :(

Auf jeden Fall sehr zu empfehlen - aber mann sollte sich nachher nix lustiges vornehmen, da die Stimmung doch einigermassen gedrückt sein dürfte. :cool:

maikind18LE
15.08.2002, 15:21
Warum hat denn hier eigentlich noch niemand was über "Schwarze Katze, weißer Kater" gepostet??? Das ist doch so ziemlich einer der abgedrehtesten europäischen Filme des letzten Jahrzehnts

Und dann wäre auf jeden Fall noch "El dia de la bestia" von Alex de la Iglesia zu erwähne, ein abgefahrener Trip bei dem ein Priester, ein Heavy-Metaller und ein Fernsehprediger die Geburt des Antichristen verhindern wollen...und das ganze an Heiligabend..wunderbar!!

Menschenspötter
15.08.2002, 18:01
Original geschrieben von maikind18LE
Warum hat denn hier eigentlich noch niemand was über "Schwarze Katze, weißer Kater" gepostet???
Kann nur für mich sprechen, ich habe dazu noch nichts gepostet, weil mir beide Filme bis jetzt noch nicht einmal bekannt waren.
Aber das ist aber ja der Sinn solcher Foren, Beiträge anderer Mitglieder zu lesen und auch selbst hin und wieder welche zu verfassen, damit sich andere eventuell eine Meinung bilden können und gegebene Tipps vormerken, auch wenn mal keine Reaktion auf einen Beitrag kommt, sonst hätten der CD und ich schon lange aufgegeben.;)

Menschenspötter
02.09.2002, 09:01
Original geschrieben von Michael O.
Wenn Ihr schon bei Independent-Sachen seid: Hat jemand von Euch den österreichischen Film "Hundstage" gesehen?

Habe leider den Namen des Regisseurs vergessen, aber immerhin hat sein Werk im Venedig den Ehrenpreis der Jury erhalten.

Und zwar durchaus zu Recht. "Hundstage" hat keine Geschichte im eigentlichen Sinne, es ist vielmehr eine Millieustudie über einsame und verzweifelte Seelen in der Provinz.


Seidl ist der Name des gesuchten Regisseurs. Hundstage habe ich nicht gesehen, aber einen anderen Film von ihm, nämlich "Models". Geht in etwa in dieselbe Richtung, Milieustudie über einsame und verzweifelte Seelen. Frauen, die in der Wiener Provinz versuchen eine internationale Modelkarriere zu starten und mit der Wiener Partydrogenszene ihren Realitätsverlust kaschieren.
Seidl hält den Vergleich mit dem amerikanischen Film Happiness durchaus stand, frustierte und verwirrte und psychisch gestörte, nach außen hin typische Durchschnittsbürger zuhauf.

Menschenspötter
29.09.2002, 09:18
Am Donnerstag, den 3.10.2002 könnte ein interessanter Film " Engel des Universums" auf ARD laufen. Ich weiß zwar nichts darüber, aber weil es eine skandinavische-deutsche Co-Produktion ist, erwähne ich ihn halt mal.
Der phantasievolle Paul erkrankt an Schizophrenie und der triste Weg des Burschen in die Psychiatrie wird erzählt. Könnte einige CF-User mit Doppelnickerfahrung vielleicht doch interessieren.;)
Nur bringt das ZDF die britische Gaunerkomödie aus dem Drogenmilieu "Bube, Dame, König, grAS" ziemlich zeitgleich, da wird die Wahl wohl schwerfallen.

Menschenspötter
05.10.2002, 07:49
Bin sicher, "Engel des Universums" hat niemand geguckt. Ist aber ein echt schwieriger Film gewesen. Durch die Synchronisation ist mit Sicherheit auch noch so einiges an Atmosphäre verloren gegangen, aber wer hier würde schon das Original auf isländisch verstehen? Vielleicht sprechen dann einige Schauspieler zusätzlich noch einen schwer verständlichen reykjavikanischen Vorortedialekt....;)

Englar alheimsins?
03.12.2002, 15:52
Ich hab´ mal ´ne Frage! Weiß irgendjemand hier, wo man Filme wie "Das große Fressen", "Idioten", "Movie Days" oder "Engel des Universums" auf Video oder DVD käuflich erwerben kann?

Carl Montgomery
12.12.2002, 19:26
@englar alheimsins?
"Idioten" von Lars von Trier findet man z.B. auch auf amazon.de.
Bei den anderen Filmen weiß ich nicht, ob es bereits DVD-Veröffentlichungen gibt, eine Videothek kann dir da sicher weiter helfen.
Übrigens, hat irgendwer schon den norwegischen Überraschungserfolg "Elling" gesehen? Mal sehen, ob ich in meinen Weihnachtsferien auch noch Zeit für diese beiden Psychiatriepatienten finden kann. Muß endlich mal wieder das Kinoprogramm genauer betrachten, bis dato war leider dieser Dezember alles andere als besinnlich für mich.:(

Menschenspötter
25.12.2002, 11:08
Wer die Augen offen gehalten hat, hat diese Weihnachten einige Filme sehen können, welche den Auslandoscar abgestaubt haben.
Der moderne Klassiker von Benigni "Das Leben ist schön" und der dänische preisgekrönte Streifen "Babettes Fest" werden am Christtag ausgestrahlt.
Und am 29.12. ist das sensationell inszenierte und tragikomische Drama "Alles über meine Mutter" von Pedro Almodovar dran, ein spanisch-französische Co-Produktion mit Cruise's Cruz in einer Nebenrolle.

Menschenspötter
14.03.2003, 13:11
Ich packe mal einen österreichischen Film mit hier rein. Und zwar wiederholt Arte am Montag , den 17.3.2003, 0.35, "Schwabenkinder".
Ich habe den Film diese Woche gesehen und war gefesselt. Schildert eindrucksvoll die bittere Not Tiroler Bergbauernkinder, welche noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Arbeitskräfte nach Deutschland verkauft und teilweise wie Sklaven behandelt worden sind.

Menschenspötter
11.04.2003, 21:08
Der europäische Film ist momentan meiner Meinung nach den Produkten aus Hollywood qualitativ ein paar Schritte voraus. Trotzdem kommen noch immer fast alle Blockbuster von drüben, ist eigentlich schade.
Zumindest hat ja "Goodbye Lenin" in Deutschland dieses Jahr schon mal für einen großen Überraschungserfolg gesorgt, der (n)ostalgische Film kommt Ende April auch in die österreichischen Kinos.
Gerade eben habe ich "Zauber von Malena" gesehen. Kann mich nicht erinnern, daß mich irgendein Werk aus der Traumfabrik in der letzten Zeit so gefesselt hätte. Der Inhalt ist wahrer Chauvinismus pur.

Carl Montgomery
19.05.2003, 14:11
Original geschrieben von maikind18LE
Warum hat denn hier eigentlich noch niemand was über "Schwarze Katze, weißer Kater" gepostet??? Das ist doch so ziemlich einer der abgedrehtesten europäischen Filme des letzten Jahrzehnts


Jetzt habe ich es endlich mal geschafft und diesen Geheimtipp gesehen. Und was soll ich jetzt sagen? Ich habe mir zwar was komplett anderes erwartet, andererseits werden mir sehr viele Sequenzen und Szenen doch im Gedächtnis haften bleiben. Auf alle Fälle ist dieses moderne, altmodische, gesellschaftskritische Zeitdokument irgendwie eine Klasse für sich und kaum irgendwo einzuordnen. Die osteuropäische Kultur ist mir eine fremde, deshalb kann ich mir auch kein Urteil erlauben, aber ein wenig abgedriftet dürfte dieses Stück Film schon irgendwie sein.

Carl Montgomery
23.05.2003, 22:33
Mein letzter Ausflug in die europäische Filmkunst war ein skandinavisches Gemeinschaftsprodukt, nämlich "Songs from the second floor". In einzelnen Episoden wird ein Spiegelbild unserer kaputten Wohlstandsgesellschaft gezeichnet, der Skurrilitätsfaktor war kaum noch zu überbieten.
Bin noch am rätseln, welche Aussage der Film eigentlich gehabt hat, andererseits will ich das vielleicht gar nicht so sehr hinterfragen, es würde nämlich nur die Gefahr bestehen, daß ich ab Montag daheim bleibe und ich mich dem dämlichen Alltag gar nicht mehr aussetzen will.

Carl Montgomery
11.06.2003, 11:05
Ich freue mich schon auf zwei Filme, die momentan in den Kinos anlaufen, wenn sie mal im Fernsehen kommen werden.
Der erste kommt aus Ungarn, heißt "Hukkle". In einem Dorf sterben alle nutzlosen Elemente (Arbeitsunfähige, Kranke und Faule) - sind am Ende die Frauen schuld? Ist eine schräge Farce der ungewöhnlichen Machart.
Der zweite kommt aus Österreich, heißt "Struggle". Eine junge Polin arbeitet in Österreich als Erdbeerpflückerin und in weiteren Billigjobs. Ist eine filmische Kritik an der Arbeitswelt.

Carl Montgomery
13.06.2003, 09:35
Und wieder einmal habe ich im ZDF eine isländische Produktion bestaunen dürfen. Wird zwar genauso wie "Songs from the second floor" nur mit Untertiteln versehen, doch eine Synchro könnte hier sowieso nur mehr zerstören als Nutzen bringen.
Zum Inhalt ein paar Worte: "Ein Japaner beschließt kurzfristig nach Island zu reisen, um das Gedenken an seine Eltern traditionell zu würdigen und ihren verstorbenen Seelen die ewige Ruhe zu gönnen."
Skurril ist der einzige Begriff, der zu diesem Roadmovie der etwas anderen Art paßt. Skandinavische Produktionen weisen eh fast alle so einen komisch melancholischen Touch auf, wahrscheinlich liegt das an der tiefstehenden Mitternachtssonne und dem eklatanten Lichtmangel, darum macht sich wohl in vielen Streifen aus den Nordlanden so eine typisch unterschwellige, leicht depressive Stimmung breit.
Sind also im doppelten Sinne coole Produktionen, die die Nachfahren der Wikinger so auf die Beine stellen, falls sie nicht gerade unter Alkoholeinfluß tieftraurig im ewigen Schnee mit ihren Schafen Konversation führen.;)

Carl Montgomery
12.09.2003, 20:11
Diesmal war eine schwedische Produktion an der Reihe, der Film nennt sich im Original "Fucking Amal" (nein, das ist kein Schreibfehler) und eingedeutscht heißt das Ganze dann ziemlich harmlos "Raus aus Amal". Es geht im Großen und Ganzen um Probleme von schwedischen Teenagern und deren Selbstfindung in irgendeiner Kleinstadt im skandinavischen Nirgendwo. Wir sind hier bei dieser europäischen Produktion aber ganz weit weg von amerikanischen Filmchen dieser Art.
In Schweden war der Streifen ein absoluter Überraschungserfolg, ganz unspektakulär und unspekulativ wird die Beziehung zweier junger Mädchen erzählt, die im Laufe des Films zueinander finden, wobei die eine 16 Jahre und die andere erst 14 ist. Kann den Film nur weiter empfehlen, hebt sich wohltuend vom ganzen amerikanischen Schrott aus der hollywoodschen Traumfabrik ab.

Nico
13.09.2003, 12:33
Gehörst Du etwa auch zu denen, die nachts sogar ORF2 einschalten, um endlich einschlafen zu können und dann hängen bleiben, weil doch mal was Gutes gezeigt wird :zwinker:?
Trotz des unangebrachten Kommentars zum sogenannten "amerikanischen Schrott" hast Du schon Recht: "Raus aus Amal" ist ein toller Film, teilweise etwas klischeehaft, aber insgesamt sehr sehenswert.
Eine inoffizielle, aber umfangreiche Website (http://www.fucking-amal.com) dazu gibt's auch.

Carl Montgomery
13.09.2003, 12:44
Original geschrieben von Nico
Gehörst Du etwa auch zu denen, die nachts sogar ORF2 einschalten, um endlich einschlafen zu können und dann hängen bleiben, weil doch mal was Gutes gezeigt wird :zwinker:?
Nein, Einschlafprobleme habe ich überhaupt nicht. Ich stehe den ganzen Tag so unter Strom, daß ich mich nur in mein Bett legen brauche und schon bin ich weg. Aber ich gehöre zu denen, die Fernsehzeitschriften durchstöbern und Videorecorder programmieren können, weil das Hauptabendprogramm unter aller Sau ist. Fernsehen als Einschlafhilfe brauche ich nicht, obwohl ich da einige Serien als geeignete Hilfestellung anbieten könnte.;)


Trotz des unangebrachten Kommentars zum sogenannten "amerikanischen Schrott" hast Du schon Recht:
So unangebracht ist der Kommentar eigentlich nicht, fällt mir immer wieder auf, daß eigentlich kaum was Neues aus den USA kommt. Das meiste ist so angepaßt und scheinheilig auf Kommerz ausgelegt. Wobei es natürlich sein kann, daß die interessanten Produktionen den Weg über den Teich gar nicht erst schaffen. Aber ich muß zugeben, die Filme, die mich dieses Jahr begeistern konnten, finden sich zu einem erklecklichen Großteil hier in diesem Thread drinnen.

Carl Montgomery
13.09.2003, 13:00
Original geschrieben von Michael O.
Wenn Ihr schon bei Independent-Sachen seid: Hat jemand von Euch den österreichischen Film "Hundstage" gesehen?

Der Film schildert das Leben dieser Menschen brutal unprätentiös; manchmal ist diese Offenheit sehr ...unangenehm.
Noch nicht, aber ich habe den Film von Ulrich Seidl mal auf Video aufgenommen. Am Sonntag habe ich aber seine Semi-Doku "Jesus, Du weißt" gesehen. Und da geht es genauso ab. Die Kamera beobachtet sechs strenggläubige Katholiken bei ihren Gebeten. Und was die Menschen da so von sich geben, lässt den voyeuristischen Zuschauer eigentlich nur noch verschreckt und verwundert zurück.
Ein jugendlicher Student, der zu heulen beginnt, als er seinem Erlöser die erotischen Gedanken bei Fernsehserien beichtet, die er sich eigentlich nur der hübschen Schauspielerinnen wegen anguckt. Der andere Bursche, der seine Freundin fünf Jahre lang die Keuschheit vor der Ehe leben lässt und dann beschließt, den Weg ins Kloster anzutreten oder die ältliche Dame, die mit ihrem Leben nicht mehr ganz zufrieden ist, ihrem Mann von Privatdetektiven ausspionieren lässt und Mordgedanken mit Giftcocktails hegt. Natürlich sind die Vertreter des katholischen Glaubens sehr spekulativ ausgesucht worden, aber die Existenz solcher Naturen kann man sicher nicht verleugnen. "Die Alltagsgschichten" von der Spira lassen grüßen.

Nico
15.09.2003, 17:10
Original geschrieben von Carl Montgomery
So unangebracht ist der Kommentar eigentlich nicht, fällt mir immer wieder auf, daß eigentlich kaum was Neues aus den USA kommt. Das meiste ist so angepaßt und scheinheilig auf Kommerz ausgelegt.Stimmt teilweise schon, aber was verstehst Du unter "amerikanischen Filmchen dieser Art"? Mir fällt da höchstens "Ghost World" ein, der auch von zwei Mädchen handelt, die zwar andere Probleme haben als Elin und Agnes, aber immerhin ist die Thematik ähnlich.
"Ghost World" und "Fucking Åmål" spielen von der Qualität her in derselben Liga.
Sonst wüsste ich auf Anhieb keinen amerikanischen Film, der sich inhaltlich mit "Fucking Åmål" vergleichen ließe. Ist zwar schade, dass so selten derartige Filme aus den USA kommen, aber auch in Europa sind sie eher die Ausnahme.

Carl Montgomery
15.09.2003, 18:04
Original geschrieben von Nico
Stimmt teilweise schon, aber was verstehst Du unter "amerikanischen Filmchen dieser Art"?
Ich habe damit eher so Teenager-"Problemfilme" wie "American Pie" oder "Eine, wie die Zweite" gemeint. Also Filme ohne Inhalt.

NikiMaus
09.11.2004, 21:36
Original geschrieben von Carl Montgomery
Übrigens, hat irgendwer schon den norwegischen Überraschungserfolg "Elling" gesehen? Ja, hier, ich, ICH! :springen:

Oh, schon fast zwei Jahre alt die Frage? Naja, besser spät als nie :D. Nachdem "Elling 2 - Nicht ohne meine Mutter" jetzt bald die Kinos bereichert (handlungsmäßig übrigens vor "Elling" plaziert ist), haben Spätabendprogramm, Videorecorder und schlechtes Abendprogramm dafür gesorgt, dass ich mich endlich zu diesem Unikat äußern kann.

Irgendwie ist der Film schwer zu beschreiben. Prinzipiell passiert nicht viel, es plätschert alles dahin, aber Elling und Kjell Bjarne sind einfach ein Paar, dass einem ähnlich wie "das seltsame Paar" (nur eine Spur geistesgestörter :crazy: ) die Lacher aus dem Bauch rauskitzelt. In einem Moment denkt man, es wird öde und im nächsten Moment kloppt der eine den Kopf auf die Tischplatte oder bringt der andere unverhofften Spruch. Aber nachdenklich wirkt das Ganze eben auch. Auf tragikomische Art und Weise.

Per Christian Ellefsen ist als Elling ziemlich genial und Sven Nordin hat mich extrem an Gerard Depardieu erinnert. Optischer- und tollpatschigerweise.

Fazit: Elling 2 werde ich sicher nicht im Kino sehen, aber wenn er dann irgendwann im Fernsehen läuft, dann ist er fällig. :)

NikiMaus
09.11.2004, 21:44
Und wo ich das gerade lese:
Original geschrieben von Carl Montgomery
Diesmal war eine schwedische Produktion an der Reihe, der Film nennt sich im Original "Fucking Amal" (nein, das ist kein Schreibfehler) und eingedeutscht heißt das Ganze dann ziemlich harmlos "Raus aus Amal". Vom gleichen Autor und Regisseur, Lukas Moodysson, ist auch Lilja 4-ever (http://www.splashmovies.de/html/auf_video_dvd/2004/lilja_4_ever_home.php), den ich mal für die Hauptseite besprochen habe. Ein sehr deprimierendes Werk, ziemlich harter Tobak und absolut nichts für einen lockeren DVD-Abend - aber ein europäischer Independent-Film.

Lost Johnny
09.11.2004, 23:27
Original geschrieben von NikiMaus
Nachdem "Elling 2 - Nicht ohne meine Mutter" jetzt bald die Kinos bereichert ...
:kratz: ... ich bin mir sehr sicher, dass Elling 2 - Nicht ohne meine Mutter zumindest in Göttingen schon im Kino lief - das muss irgendwann im Sommer gewesen sein. Habe leider damals die Gelegenheit verpasst, reinzugehen, und die TV-Ausstrahlung des ersten Teils habe ich zwar rechtzeitig bemerkt, aber dann doch irgendwie wieder verschwitzt.

Weiß denn jemand, ob Elling 2 nun demnächst erneut ins Kino kommt, oder war die Göttinger Aufführungswoche vielleicht eine weit vorgezogene Sonderveranstaltung, die der Rest der Republik nicht mitgemacht hat?

NikiMaus
10.11.2004, 05:39
Original geschrieben von Lost Johnny
:kratz: ... ich bin mir sehr sicher, dass Elling 2 - Nicht ohne meine Mutter zumindest in Göttingen schon im Kino lief - das muss irgendwann im Sommer gewesen sein. Du bist Dir zu recht sehr sicher. Ich muss am späten Abend einiges durcheinandergeworfen haben. Anfang Mai diesen Jahres hat er die Kinos bereichert, sagt Google .... tststs, Maus :shy:.

Carl Montgomery
10.11.2004, 06:33
Ja, Elling 2 war schon im Kino. Hatte aber publikumsmäßig auch nicht so den Erfolg und ist recht bald wieder aus den Kinosälen verschwunden.
Ich habe mir gedacht, daß es nichts bringt, wenn ich mir Elling 2 ansehe, ohne den ersten Teil gesehen zu haben, der zwar zeitmäßig hinter Elling 2 spielt, aber vielleicht einiges voraussetzt, was man in Elling 1 irgendwie erfahren hat. War das verständlich? Wenn nicht, auch egal, ist ja noch früh.

Die Darsteller haben es hier ausgemacht. Und glücklicherweise scheint sich die Synchronisation viel Mühe gegeben zu haben. Interessant wäre es schon, ob Per Christian Ellefsen original auch so eine hohe und piepsige Stimme hat, wenn er sich mal aufregt.

Der isländische Film "Engel des Universums" hat in etwa auch so eine ähnliche Thematik wie Elling. Es scheint, daß die nordischen Filmemacher gerne mal geistig Verwirrten auf humorvolle Art und Weise ein Werk widmen.

NikiMaus
03.12.2004, 08:26
Gestern habe ich „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ gesehen. Dieser knapp eineinhalb Stunden lange Film ist eine Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm und wurde von Studenten der Filmhochschule München gedreht. Zugrunde liegt eine wahre, überlieferte Geschichte aus der Mongolei und die Regie übernahm eine junge Mongolin, der die Verfilmung dieses Märchen sehr am Herzen lag.

In der Geschichte geht es darum, dass eine Kamelmutter aus der Herde einer Nomadenfamilie ihr frisch geborenes Junges nicht annimmt. Nach vielen vergeblichen Versuchen, die beiden einander anzunähern, greifen die Nomaden auf ein altes Ritual zurück, nach welchem man die Kamelmutter mittels mystischer Geigenklänge zum Weinen bringen muss und sie wird ihr Kind annehmen. Dafür muss natürlich erst ein mystischer Geigenspieler von weiter her geholt werden und die beiden Jungs der Familie machen sich auf ihren Wüstenschiffen auf, so einen Mann zu suchen.

Zu sehen bekommt man wirklich wunderbare Bilder und eine reizende Geschichte, aber alles zieht sich meiner Meinung nach unglaublich in die Länge. Es passiert einfach nicht viel, alles meistens recht ruhig und beschaulich, alles friedlich - wie es im Nomadenleben so ist. Das ist ja nichts Schlimmes, im Gegenteil, aber es reicht eben nicht, um 87 Minuten zu füllen.

Und hier habe ich das reingesetzt, weil es zwar eine deutsche Produktion, aber eine mongolische Sache ist. ... Was aber natürlich auch nichts mit europäisch zu tun hat ... hmm .....

NikiMaus
05.12.2004, 21:11
Original geschrieben von NikiMaus
Und wo ich das gerade lese: Vom gleichen Autor und Regisseur, Lukas Moodysson, ist auch Lilja 4-ever (http://www.splashmovies.de/html/auf_video_dvd/2004/lilja_4_ever_home.php), den ich mal für die Hauptseite besprochen habe. Ein sehr deprimierendes Werk, ziemlich harter Tobak und absolut nichts für einen lockeren DVD-Abend - aber ein europäischer Independent-Film. Und nur noch zur späten Info: Lilja 4-ever kommt heute Nacht als TV-Premiere und werbefrei auf ARD, um Punkt Mitternacht. Wer also mag ...

Carl Montgomery
06.12.2004, 06:54
Ich habe mir am Wochenende "Kukushka" angesehen, eine finnisch-russische Co-Produktion. Gesprochen wird finnisch, russisch und der lappländische Dialekt der Samen. Wer diese Sprachen nicht beherrscht, kann nur auf Untertitel zurück greifen. Obwohl dieser Film sozusagen ganze Konzentration erfordert und die Augen doppelt beansprucht, weil man bisweilen lesen muß und die Bilder betrachten will, war es mal wohltuend, wieder so ein außergewöhnliches Filmwerk durchzuackern.

Vampire Hunter D
16.12.2004, 14:44
Torkild (Sören Pilmark; bekannt als Dr. Krogen aus Lars von Triers "Geister"-Serie) hat die Nase voll! An seinem 40. Geburtstag gibt ihm seine langjährige Freundin den Laufpass, er erschießt beinahe einen seiner Freunde, weil er die Gäste seiner Überraschungsgeburtstagsfeier irrtümlich für Einbrecher hält und unter seinen Geburtstagsgeschenken befindet sich auch noch ein AK-47. Irgendetwas läuft grundlegend falsch in seinem Leben und zu allem Überfluss entlässt ihn der Gangsterkönig, der als "Der Färöer" bekannt ist und bei dem er Schulden hat, nicht aus seinen Diensten als Kleinkrimineller, so dass er gemeinsam mit seinen drei Freunden einer Zukunft als ständiger Handlager des eiskalten Verbrechers entgegensieht.
Dies ändert sich schlagartig mit dem neuesten Auftrag des Färöers: Torkild soll mit seinen Freunden den Aktenkoffer eines griechischen Diplomaten aus dessen Haus klauen. Die Vier staunen nicht schlecht, als sie den Inhalt des Koffers erspähen: Das unscheinbare Ding enthält genügend Geld, um sich in Barcelona ein völlig neues Leben aufzubauen.
Gesagt getan: Die vier Jungs brennen mit der Kohle durch und flüchten nach Jütland, wo sie sich allerdings mit einem nicht zu unterschätzenden Problem konfrontiert sehen: Nach einem Motorschaden bleiben sie mitten in einem Wald liegen, wo die einzige Zuflucht ein völlig heruntergekommenes Gasthaus ist. Zudem entpuppt sich Peters Verletzung, die er bei dem unvermeidlichen Schußwechsel beim Diebstahl des Aktenkoffers erlitten hat, schwerwiegender als erwartet. Ein eiligst herbeizitierter Arzt, der sich durch seinen ständig volltrunkenen Zustand auszeichnet, verordnet Peter eine mindestens zweiwöchige Ruhepause. So entschließen sich Torkild und seine Kollegen zu einer unkonventionellen Beschäftigungstherapie: Sie geben sich vor den kauzigen Charakteren, welche die nähere Umgebung bevölkern, als die neuen Besitzer des alten Gasthauses aus und beginnen die Bruchbude zu renovieren. Doch was zunächst nur als reine Alibimaßnahme gedacht war, entpuppt sich nach und nach als Torkilds ureigenster Traum und Perspektive für die Zukunft. Als nach Peters Genesung die Flucht weitergehen soll, eröffnet Torkild seinen Freunden, dass er einen nicht unbeträchtlichen Teil des Geldes für dieses Haus samt Grundstück ausgegeben hat und damit entspinnt sich ein immer skurriler anmutender Lauf der Dinge, bis es am Ende schließlich zur endgültigen Konfrontation mit dem Färöer und seinen Killern kommt.

Meine kleine Zusammenfassung dürfte schon deutlich gemacht haben, dass es sich bei "Blinkende Lichter" um eher ungewöhnliche Filmkunst handelt. Der Film erinnert mich teilweise an den von mir sehr geschätzten "In China essen sie Hunde" (von dessem Cast auch gleich Nikolaj Lie Kaas in der Rolle des Stefan mit von der Partie ist), schlägt dabei allerdings auch häufiger einmal ruhige und dramatische Töne an. Besonders die Flashbacks, in denen die Kindheit der vier Freunde und somit ihre Beweggründe für ihr Tun in der Gegenwart näher beleuchtet werden, lässt den Zuschauer so manches Mal mit einem gemischten Gefühl zurück, bei dem er sich ständig fragt, ob er nun lachen oder weinen soll. Der Humor in "Blinkende Lichter" ist schräg und schwarz und harmoniert somit perfekt zu den eher stillen Momenten, in denen man sogar ein kleines Stückchen Lebensphilosophie beim Verbuddeln einer Bierflasche im kühlen Erdreich findet.

Für Freunde des gepflegten skandinavischen Kinos ist "Blinkende Lichter" aus meiner Sicht äußerst empfehlenswert. Auf DVD ist das gute Stück anscheinend leider nicht erhältlich, so dass sich ein Durchforsten der Fernsehzeitung nach dem nächsten Ausstrahlungstermin unbedingt lohnt.

Carl Montgomery
10.06.2005, 22:59
"Montags unter der Sonne" ist eine spanische Produktion, handelt von Arbeitslosen mittleren bis fortgeschrittenen Alters, die jahrelang in einer Werft gearbeitet haben, welche nach langem Gewerkschaftskampf schließlich schließen mußte, weil in Korea billigere Schiffe gebaut werden. Jeder der Herren geht nun unterschiedlich mit seiner unfreiwilligen Freizeit um, desöfteren treffen sie sich in einer Kneipe bei ein paar Bier und erzählen sich gegenseitig, wie sie sich durchs Leben schlagen und was sie demnächst zu tun gedenken. Die Bestandsaufnahme dieser Schicksale ist eine breit gefächerte Palette aus Tragik und Komik, Tristesse und kleinen Hoffnungsschimmern, sicher kein leichter, beschwingter Stoff, dennoch durchaus unterhaltsam und fesselnd und regt eindeutig zum Nachdenken an. Eine Alltagsgeschichte, wie sie in jedem europäischen Land vorkommen kann und vorkommen wird.

NikiMaus
12.06.2006, 07:19
Eine weitere spanische Produktion „Alles was ich an Euch liebe“ (Only human – Seres queridos) aus dem Jahr 2004 lief irgendwann am Wochenende, hier kurz der Inhalt:
Die junge, moderne Jüdin Leni bringt ihren Verlobten Rafi heim zu ihrer spanischen Familie (Mama, Opa, Schwesterherz, deren Tochter, Bruderherz und – noch arbeitend - ein Papa). Erst dort offenbart sie, dass er Palästinenser ist, was die Mutter einigermaßen schockiert und verängstigt, die Schwester erregt und den aktuell streng orthodoxen Bruder in seiner Sabbatplanung durcheinander bringt. Es existiert die unterschwellige Angst, der Palästinenser im Haus könne ein Attentat begehen und tatsächlich … beim hilfsbereiten Auftauversuch der Suppe fürs Abendmahl fällt dem eingeschüchterten - absolut harmlosen - jungen Mann der gefrorene Riesenklotz von der Küchenarbeitsplatte hinaus aus dem offenen Fenster im zigsten Stockwerk und einem – noch – unbekannten Passanten auf den Kopf. Der liegt jetzt darnieder, wird beraubt, verschwindet später und Verwicklungen nehmen ihren Lauf …

Gut, das Aufnehmen war meine Idee, und so habe ich mich, glaube ich, auch mehr amüsiert als der Mann an meiner Seite. :D Aber der spanische Streifen war meiner Meinung nach witzig, skurril, kurzweilig, teils böse (wenn auch nur in Maßen) … es hat alles gepasst und ich habe die dafür aufgebrachte Zeit nicht bereut.

Orwell
26.01.2007, 09:17
"Die Liebenden des Polarkreises" schlummerte noch auf der Festplatte des Recorders und wartete auf seine Verarbeitung. Irgendjemand hat mal gesagt, daß der Grat zwischen einem künstlerisch wertvollem Film und fadem Käse manchmal sehr, sehr schmal ist.:D
Diese Aussage trifft auf das Endprodukt des spanischen Regisseurs Julio Medém absolut zu.
Stiefgeschwisterliebe steht im zentralen Mittelpunkt, Ana und Ottos Schicksal sind auf wundersame Weise bis weit in die Vergangenheit ihrer Eltern und deren Partner miteinander verknüpft. Diese familiären Verwebungen von Spanien bis Finnland ziehen sich auch durch den ganzen Film. Mit Symbolik überfrachtet, wird dem Zuseher einiges abgefordert. Warum die verschiedenen Protagonisten an persönlichen Scheidewegen beinahe permanent in rote Autobusse krachen, wird am Ende des Geschehens dann deutlich. Und es gibt kein hollywoodeskes Ende.
Eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art, die aus zwei Sichten erzählt wird. Einmal wie Otto die Sachlage empfindet, das andere mal von Ana beschrieben.
Nackerte laufen ebenfalls hie und da durchs Geschehen, ein weiteres Indiz für einen künstlerisch wertvollen Film.:D
Man muß sich auf sowas einlassen können, ansonsten schläft man nach spätestens dreißig Minuten höchstwahrscheinlich sanft hinweg.