Karsten
23.01.2001, 12:57
Ansehen!:
Billy Elliot - I will Dance
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Die Briten haben es einfach drauf! Nach "Brassed off" ein neues Film-Juwel aus der Thatcher-Ära, das gekonnt zwischen Komödie und Tragödie balanciert und dabei nie ins verlogen Sentimentale abgleitet.
Der elfjährige Billy möchte unbedingt Ballett-Tänzer werden. Die resolute Lehrerin erkennt als erste Billys ungewöhnliches Talent und versucht den Jungen zum Vortanzen an die berühmte Royal Ballet School zu bewegen. Die größten Hindernisse sind jedoch Billys Familie. Der Vater und Billys älterer Bruder sind zermürbt vom hoffnungslosen Bergarbeiter-Streik und können sich angesichts ihrer ausweglosen Lage nicht für Billys "weibische" Träumereien erwärmen.
Bestimmt kein Film für jedermann, aber wer sich für kleine und rührende Geschichten begeistern kann liegt hier genau richtig. Herausragendes Schauspiel (besonders Jamie Bell als Elliot und sein Vater (Gary Lewis) verdienen Höchstnoten), unaufdringliche, aber effektive Kamera-Arbeit und sorgsam eingestreute und ansehnliche choreographierte Tanzszenen kennzeichnen den beeindruckenden Film von Stephen Daldry...
Happiness
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Der Titel kann leicht in die Irre führen. Auch wenn sich dieser kleine, fiese "Short Cuts" bzw. "Magnolia"-Klon nach diesem Gemütszustand benennen lassen muss, "Happiness" spart mit glücklichen Augenblicken in den Leben seiner Protagonisten.
Tod Solonz erzählt die Geschichten der erfolglosen Möchtegern-Musikerin Joy, die auch mit Männern nicht gerade wenig Probleme hat. Im Gegensatz zu ihren erfolgreicheren Schwestern Helen - eine nymphomanische Autorin - und der gutbürgerlichen Trish, die zwei Kinder mit ihrem Mann großzieht, der sich aber mehr zu kleinen Jungs hingezogen fühlt. Ferner nehmen der unattraktive EDV-Fachmann Alan - der für seine Nachbarin Helen schwärmt, aber als Ausgleich lieber Frauen am Telefon belästigt - die in Trennung lebenden Eltern von Trish, Helen und Joy, eine toter Portier und ein "Womanzier" osteuropäischer Abstammung an dem Drama teil...womit der Plot auch gerade mal im gröbsten umrissen wäre.
Die ersten Minuten gehen recht locker und kurzweilig vorbei. Man merkt schnell, dass der Film durch und durch makaber bzw. zynisch ist, aber die trotzdem noch unterbewusst vorhandenen Tabus werden durch diverse unbequeme Situationen oftmals nur von Trishs Mann Billy gebrochen und führen zu einem verstörenden Gesamtbild, dass zwar in sich lobenswert konsequent und logisch ist, in der Ausführung aber schonungsloser vorgeht, als einem lieb ist. Wenn Billy, nach dem unmenschlichen "Zwischenfall" mit dem Nachbarsjungen seinem Sohn ungeschminkt die ganze erschütternde Wahrheit beichtet, dann dringt der Film in Regionen vor, die das Anschauen zur Qual machen - ein immer noch zu seltener Zustand im hollywoodschen Einheitsbrei.
Warum man den Streifen trotzdem sehen sollte? Zum einen gehört der Mut des Regisseurs honoriert, einen dermaßen zwiespältigen und kompromißlosen Film zu drehen, wie ihn Hollywood so schnell vermutlich nicht mehr zu Stande bringen wird. Und zum anderen wird damit ebenfalls einer erstklassigen Darsteller-Riege Respekt gezollt, die sich für das Projekt nicht weniger verausgabt haben dürften, als die Menschen hinter der Kamera.
Finger weg:
I love You, Baby
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Oke...machen wir's kurz: der Film hält nicht, was die Werbung verspricht: Jasmin Gerat ist nur im Vorspann für ein paar Sekunden nackt zu sehen! Dass ist auch schon das einzig erwähnenswerte am ganzen Film. Und wenn sich die Highlights des Streifens in ein paar kurzen und chicen Einstellungen von Frau Gerat mit Glatze erschöpfen, dann fühlt man sich doch schon um seine Leihgebühr betrogen, rechnet man zumindest ein wenig mit einer Art Playboy-Clip+ein wenig Story, etwas Thrill und einer Portion Action, aber nichts von alledem.
Das Gaunerpärchen Peter (Mark Keller) & Gwen (Jasmin Gerat) quatieren sich bei dem Millionär Walter Ekland (Maximilian Schell) auf Mallorca ein, indem sich Peter (auf abstruse Umwege) als sein Sohn ausgibt, um sich durch diese Option ein stolzes Sümmchen zu erschwindeln...
Die Moderatorin und Mark Keller agieren dabei höchstens amateurhaft durch Nick Lyons Krimi. Der Film suhlt sich selbstverliebt in eine anfangs ansehnlichen Kameraarbeit, wird aber im Laufe des Films nur ärgerlich, wenn man vor lauter düsteren Lichtverhältnissen mehr damit beschäftigt ist zu erkennen, was eigentlich gerade passiert. Die penetrante Benutzung diverser Weichzeichner & Filter liessen zuweilen auf einen Übungsfilm eines Filmhochschülers schließen. Action - soweit vorhanden - wurde auf konventionellen bzw. "schon-1000mal-gesehen-und-meistens-besser"-Niveau inszeniert, und auch sonst bietet dieser biedere Fernseh-Krimi nichts, was ihn für die große Leinwand empfehlen könnte.
Billy Elliot - I will Dance
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Die Briten haben es einfach drauf! Nach "Brassed off" ein neues Film-Juwel aus der Thatcher-Ära, das gekonnt zwischen Komödie und Tragödie balanciert und dabei nie ins verlogen Sentimentale abgleitet.
Der elfjährige Billy möchte unbedingt Ballett-Tänzer werden. Die resolute Lehrerin erkennt als erste Billys ungewöhnliches Talent und versucht den Jungen zum Vortanzen an die berühmte Royal Ballet School zu bewegen. Die größten Hindernisse sind jedoch Billys Familie. Der Vater und Billys älterer Bruder sind zermürbt vom hoffnungslosen Bergarbeiter-Streik und können sich angesichts ihrer ausweglosen Lage nicht für Billys "weibische" Träumereien erwärmen.
Bestimmt kein Film für jedermann, aber wer sich für kleine und rührende Geschichten begeistern kann liegt hier genau richtig. Herausragendes Schauspiel (besonders Jamie Bell als Elliot und sein Vater (Gary Lewis) verdienen Höchstnoten), unaufdringliche, aber effektive Kamera-Arbeit und sorgsam eingestreute und ansehnliche choreographierte Tanzszenen kennzeichnen den beeindruckenden Film von Stephen Daldry...
Happiness
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Der Titel kann leicht in die Irre führen. Auch wenn sich dieser kleine, fiese "Short Cuts" bzw. "Magnolia"-Klon nach diesem Gemütszustand benennen lassen muss, "Happiness" spart mit glücklichen Augenblicken in den Leben seiner Protagonisten.
Tod Solonz erzählt die Geschichten der erfolglosen Möchtegern-Musikerin Joy, die auch mit Männern nicht gerade wenig Probleme hat. Im Gegensatz zu ihren erfolgreicheren Schwestern Helen - eine nymphomanische Autorin - und der gutbürgerlichen Trish, die zwei Kinder mit ihrem Mann großzieht, der sich aber mehr zu kleinen Jungs hingezogen fühlt. Ferner nehmen der unattraktive EDV-Fachmann Alan - der für seine Nachbarin Helen schwärmt, aber als Ausgleich lieber Frauen am Telefon belästigt - die in Trennung lebenden Eltern von Trish, Helen und Joy, eine toter Portier und ein "Womanzier" osteuropäischer Abstammung an dem Drama teil...womit der Plot auch gerade mal im gröbsten umrissen wäre.
Die ersten Minuten gehen recht locker und kurzweilig vorbei. Man merkt schnell, dass der Film durch und durch makaber bzw. zynisch ist, aber die trotzdem noch unterbewusst vorhandenen Tabus werden durch diverse unbequeme Situationen oftmals nur von Trishs Mann Billy gebrochen und führen zu einem verstörenden Gesamtbild, dass zwar in sich lobenswert konsequent und logisch ist, in der Ausführung aber schonungsloser vorgeht, als einem lieb ist. Wenn Billy, nach dem unmenschlichen "Zwischenfall" mit dem Nachbarsjungen seinem Sohn ungeschminkt die ganze erschütternde Wahrheit beichtet, dann dringt der Film in Regionen vor, die das Anschauen zur Qual machen - ein immer noch zu seltener Zustand im hollywoodschen Einheitsbrei.
Warum man den Streifen trotzdem sehen sollte? Zum einen gehört der Mut des Regisseurs honoriert, einen dermaßen zwiespältigen und kompromißlosen Film zu drehen, wie ihn Hollywood so schnell vermutlich nicht mehr zu Stande bringen wird. Und zum anderen wird damit ebenfalls einer erstklassigen Darsteller-Riege Respekt gezollt, die sich für das Projekt nicht weniger verausgabt haben dürften, als die Menschen hinter der Kamera.
Finger weg:
I love You, Baby
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Oke...machen wir's kurz: der Film hält nicht, was die Werbung verspricht: Jasmin Gerat ist nur im Vorspann für ein paar Sekunden nackt zu sehen! Dass ist auch schon das einzig erwähnenswerte am ganzen Film. Und wenn sich die Highlights des Streifens in ein paar kurzen und chicen Einstellungen von Frau Gerat mit Glatze erschöpfen, dann fühlt man sich doch schon um seine Leihgebühr betrogen, rechnet man zumindest ein wenig mit einer Art Playboy-Clip+ein wenig Story, etwas Thrill und einer Portion Action, aber nichts von alledem.
Das Gaunerpärchen Peter (Mark Keller) & Gwen (Jasmin Gerat) quatieren sich bei dem Millionär Walter Ekland (Maximilian Schell) auf Mallorca ein, indem sich Peter (auf abstruse Umwege) als sein Sohn ausgibt, um sich durch diese Option ein stolzes Sümmchen zu erschwindeln...
Die Moderatorin und Mark Keller agieren dabei höchstens amateurhaft durch Nick Lyons Krimi. Der Film suhlt sich selbstverliebt in eine anfangs ansehnlichen Kameraarbeit, wird aber im Laufe des Films nur ärgerlich, wenn man vor lauter düsteren Lichtverhältnissen mehr damit beschäftigt ist zu erkennen, was eigentlich gerade passiert. Die penetrante Benutzung diverser Weichzeichner & Filter liessen zuweilen auf einen Übungsfilm eines Filmhochschülers schließen. Action - soweit vorhanden - wurde auf konventionellen bzw. "schon-1000mal-gesehen-und-meistens-besser"-Niveau inszeniert, und auch sonst bietet dieser biedere Fernseh-Krimi nichts, was ihn für die große Leinwand empfehlen könnte.