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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "676 Erscheinungen von Killoffer"



Dirk Rehm
26.04.2007, 09:02
Eine erste Besprechung von Christian Meyer auf www.tiefkultur.de:


"Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer"

‘Es’ ist nackt

Killoffer ist zusammen mit Lewis Trondheim Gründungsmitglied des großartigen Comic-Verlags L’Association. Eine Art Verlag der Autoren, aber auch ein Autorenverlag, denn hier toben sich erkennbar Subjekte aus. Killoffer ist wie sein Kollege Trondheim ein nicht gerade zartbesaitetes Subjekt. Das zeigt auch sein jüngst in deutsch erschienenes Album "Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer"…

Gleich zu Anfang schon steigert sich der in Kanada gelandete Franzose in die Frage hinein, was mit dem in der Spüle in Paris vor sich hin gammelnden Geschirr wohl während seiner Abwesenheit passieren mag? Der Schmutz und Dreck quillt auf, vermehrt sich, brodelt, lebt, wird zum abartigen Morast. Was in Paris wirklich geschieht … wer weiß das schon? In Kanada jedenfalls mutiert Killoffers Wesen gemäß eben jener Fantasie: Killoffer vermehrt sich: Er rennt durch Straßen, sitzt in Cafés, geht in Clubs - und immer sind seine Alter Egos zugegen. Vor allem in seiner Wohnung haben es sich seine Ebenbilder gemütlich eingerichtet - dort hausen sie regelrecht. Unzählige Killoffers hängen dort herum - nackt, saufend, fressend, rauchend, fickend (gerne ein Ebenbild das andere). Auch auf der Strasse und in den Etablissements der Stadt randalieren sie. Sie zetteln Schlägereien an, belästigen Passanten, vergewaltigen.

Mehr: http://tiefkultur.de/?p=399

Dirk Rehm
03.05.2007, 09:30
Roland Schulz auf jetzt.de über Anna Sommers "Die Wahrheit und andere Erfindungen" und "676 Erscheinungen von Killoffer":


Tausend Mal Ich: Warum das Leben gerade so oft gezeichnet wird

... Dann werden die Seiten jählings schwarz und alle Menschen Striche, nur noch Killoffer ist Killoffer, flirtend, saufend, pöbelnd, die Dämonen peitschen durch seinen Kopf, bis er mit einem Ständer an einem Lattenzaun entlang streift und von einer Vergewaltigung träumt, böse Phantasie – oder ist das echt?
Man weiß es nicht, und Killoffer weiß es auch nicht, er flieht, nur weiter, schnell fort, nach Hause – und schon ist er wieder drin in der Party mit sich selbst, seine ganzen Ichs sind auch wieder da, die Flaschen und die Zigaretten schon bereit. Er versucht, ihnen Herr zu werden, vergebens. Er versucht zu fliehen, nicht möglich, jetzt drücken sie ihn aufs Bett, vergewaltigen, entmannen ihn, er flieht erneut, hinaus in die Welt, dann wieder nach Hause, wo alles in Blut und Scheiße versinkt.

Das ist verstörend, das ist eklig, das ist großartig.
Killoffer verwendet hier seitenweise keine einzige Sprechblase, für Worte ist kein Platz, was sollten sie auch sagen – und doch brüllen die Bilder: Hier zeichnet einer ohne Worte Schreie.
Das ist Wahnsinn.
In jeder Hinsicht.

Mehr: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/378354

Dirk Rehm
11.05.2007, 14:14
Waldemar Kesler auf www.literaturkritk.de:


Schimmelnder Abwasch - "Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer" sind sechshundertfünfundsiebzig zuviel

Im ebenfalls im Reprodukt-Verlag erschienenen Killoffer-Comic-Band "Wie man sich bettet" befindet sich eine Episode mit dem Titel "Schmutzige Wäsche", in der der Autor seiner Freundin von der Beziehung zu seiner Mutter berichtet. Als Junge widerstrebt es ihm, seiner Verdauung unterworfen zu sein, so dass er seinen Stuhl bis zur letztmöglichen Sekunde krampfhaft zurückhält, was nicht selten zu unangenehmen Zwischenfällen führt. Die psychisch äußerst labile Mutter erliegt einmal einem Wutanfall, als es sich wieder ereignet hat und bestraft ihren Sohn damit, dass sie ihm seine schmutzige Wäsche ins Gesicht drückt und es damit völlig beschmiert. Der sich erinnernde Killoffer resümiert: "Ich weiß genau, wie sie schmeckt, meine Scheiße. Ich hab' sie gekostet." Das abschließende Panel zeigt daraufhin den entsetzten und angewiderten Ausdruck auf dem Gesicht der Freundin.

Diese gleichzeitige Zurschaustellung seiner selbst und des Ekels beim Zuhörer beziehungsweise Betrachter ist der charakteristische Zug von dem nun in Deutschland herausgegebenen Band "Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer". Nur nimmt der Autor beide Seiten gleich selbst ein. Der sich in Montreal aufhaltende Killoffer wird von seinem Gewissen geplagt, weil er daheim in Paris den kolossalen Abwasch stehenließ und nun weiß, dass die Essensreste zu wuchern beginnen werden. In sehr weiter Assoziation wird dieses "gärende Stück" nun zu ihm selbst, was eine Vervielfältigung der Erscheinungen von Killoffer führt. Die Allegorie mutiert sogar noch zu einer Feuerbach'schen Verdauungsphilosophie: "Vielleicht sind wir dazu da, die Erde durchzupflügen, [...] den Boden zu bereiten, [...] einen menschlichen Humus für irgendwas Neues, also... Oder wir sind schlicht dabei, mit dem Mund unser eigenes Grab zu schaufeln und es mit dem Arsch zuzustopfen [...] Lebendig begraben mit der Scheiße." Glücklicherweise endet der palavernde Text bereits nach wenigen Seiten, aber leider gibt er einen Vorgeschmack auf das visuelle Geschehen. Natürlich wartet man vergebens darauf, dass das anthropologische Geschwätz in irgendeiner Dimension wieder aufgenommen wird.

Mehr: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10757

Dirk Rehm
14.05.2007, 16:04
... als "Highlight des Monats" bei comicgate.de: http://www.comicgate.de/cgwad.htm

Dirk Rehm
21.05.2007, 09:04
Eine Besprechung auf parnass.scram.de:
http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2251

Dirk Rehm
23.05.2007, 13:19
Besprechungen von Matthias Schneider in der "Intro"...

http://www.intro.de/magazin/buecher/23041355

... und von Waldemar Kesler bei literaturkritik.de:


Schimmelnder Abwasch

"Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer" sind sechshundertfünfundsiebzig zuviel

Im ebenfalls im Reprodukt-Verlag erschienenen Killoffer-Comic-Band "Wie man sich bettet" befindet sich eine Episode mit dem Titel "Schmutzige Wäsche", in der der Autor seiner Freundin von der Beziehung zu seiner Mutter berichtet. Als Junge widerstrebt es ihm, seiner Verdauung unterworfen zu sein, so dass er seinen Stuhl bis zur letztmöglichen Sekunde krampfhaft zurückhält, was nicht selten zu unangenehmen Zwischenfällen führt. Die psychisch äußerst labile Mutter erliegt einmal einem Wutanfall, als es sich wieder ereignet hat und bestraft ihren Sohn damit, dass sie ihm seine schmutzige Wäsche ins Gesicht drückt und es damit völlig beschmiert. Der sich erinnernde Killoffer resümiert: "Ich weiß genau, wie sie schmeckt, meine Scheiße. Ich hab' sie gekostet." Das abschließende Panel zeigt daraufhin den entsetzten und angewiderten Ausdruck auf dem Gesicht der Freundin.

Mehr: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10757&ausgabe=200706

Christian Maiwald
25.05.2007, 11:36
Christian Gasser in der NZZ:




Das Ego und seine Doppelgänger

Wie der französische Zeichner Killoffer die Comics-Autobiografie ad absurdum führt

Hierzulande ist der Zeichner Patrice Killoffer vor allem dank seinen Kuh- Briefmarken für die Schweizer Post bekannt. In Frankreich gehört er zu den begehrtesten Illustratoren und Comic-Autoren, sein Buch «676 Erscheinungen von Killoffer» wurde als Geniestreich gefeiert.

Im Auftrag einer kulturellen Institution reist Patrice Killoffer für ein paar Wochen nach Montreal, wo er seine Eindrücke aufzeichnen soll. Er schafft es nicht, sich in der fremden Umgebung zu entspannen, weil er bei seiner Abreise aus Paris schmutziges Geschirr im Küchentrog vergessen hat. Nun malt er sich aus, wie es in seiner Wohnung fault, gärt und spriesst. Seine Reflexion über Müll, Dreck, Exkremente, Fruchtbarkeit und Fortpflanzung wird immer obsessiver und rasender, dazu gesellt sich die erotische Verwirrung, in die ihn Montreals sommerlich leicht gekleideten Frauen stürzen. Killoffers Verhalten nimmt bizarre, ja krankhafte Züge an - doch ist das erst der Beginn eines aussergewöhnlichen Albtraums, in dem er das Genre der Comic-Autobiografie ad absurdum führen wird.

Mehr: http://www.nzz.ch/2007/05/25/fe/articleF6A3Z.html

Dirk Rehm
01.06.2007, 15:23
Doppelt gepostet... einen abziehen...

Kai Schwarz
14.06.2007, 18:36
Ganz großes Kino, das Teil. K A U F E N !

Dirk Rehm
18.06.2007, 11:14
... das meint Benjamin Vogt wohl auch:


Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer

... Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer ist ein hervorragendes Album, das sehr hart über den Macher selbst urteilt. Es offenbart alle auffindbaren Aspekte eines menschlichen Geistes, indem sie ihnen zur gleichen Zeit freien Lauf lässt. Die Spaltung der eigenen Persönlichkeit dürfte in Comicform wohl ein Novum darstellen, gerade das macht diesen Comic als vorsätzliche Rebellion gegen die Zunahme an autobiografischen Comics und als Denkanstoß für ungewöhnlichere frische Erzählungen so interessant.

Mher: http://www.comicgate.de/content/view/743/51/

Dirk Rehm
05.07.2007, 09:42
Andreas Platthaus in der "FAZ" über Paul Hornschemeiers "Komm zurück, Mutter" und "676 Erscheinungen von Killoffer":


Der Befreiungsschlag

Wie soll man mit gleich zwei neu ins Deutsche übersetzten Publikationen umgehen, die alles umstürzen, was wir vom graphischen Erzählen wissen? Dabei hätte man jahrelang Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten, denn Paul Hornschemeiers Comicroman „Komm zurück, Mutter“ erschien in Amerika schon 2004, und das französische Album „Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer“ ist gar noch älter - es wurde 2002 publiziert. Der Abstand zu den Originalveröffentlichungen zeigt die Rückständigkeit des deutschen Comicmarktes, denn dass es sich bei beiden Werken um Meisterwerke handelt, pfiffen sämtliche Leser, die der fremden Sprachen mächtig waren, von den Dächern. Immerhin versöhnt der schöne Zufall, dass beide Titel nun gleichzeitig in unsere Buchläden kommen.

Mehr: http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/Doc~E339C71A9237E403F8DD3D445560C6933~ATpl~Ecommon ~Scontent.html

Die Grafik der "FAZ" führt die Innovation dabei an weitere ungekannte Grenzen: Sie stellt die Abbildung aus dem Killoffer-Band einfach auf den Kopf...

kiki_magic
05.07.2007, 12:57
Booh, das ist ja unglaublich dick aufgetragen. "Solche Bücher, die mit einem Schlag alles beiseite schieben, was es bislang stilistisch gegeben hat, sind nicht allzu häufig." *kicher* Ob das ernst gemeint ist?

eis
05.07.2007, 17:48
Ja, Herr Platthaus kann sehr euphorisch sein, man sollte ihn mal live erlebt haben.

Mr.Dave
08.07.2007, 13:23
Nun ja, es gibt auch Leute, die das anders sehen:

http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/6092

DAs ist die erste negative Kritik, die ich bei Splashcomics je gejesen habe - lol

cyqle
08.07.2007, 22:11
Die Rezension hat einige Satzbaufehler und zu oft wird davon gesprochen, dass der Leser dies und jenes tun wird, wenn er den Comic gelesen hat. Woher will der Autor (Bernd) das wissen? Kann er nicht einen neutraleren Terminus verwenden. Ich perösnlich bin kein Freund so solchen aussagen. Will man da seine eigene Meinung einfließen lassen, sollte man das konkreter äußern.

Meiner Meinung nach spiegelt diese Rezension aber das wieder, was die eine Hälfte der Leserschaft ausmacht. Etwas Phantasielosigkeit (zumindest was abstrakte Comickultur angeht) und das vollkommene Fehlen von Rebellentum, dem Drang noch ungewöhnlich Skurrilem.

Meiner Meinung kann man den Comic nur schlecht finden, wenn man wirklich mehr Text erwartet hat und einem nach dem "Lesen" das Geld dann doch zu schade war.

Mr.Dave
08.07.2007, 23:06
Der Witz dabei ist, dass das die erste Splashcomic'sche Rezension ist, die mich neugierig auf einen Comic gemacht hat und mich, ebenfalls zum ersten Mal, tatsächlich dazu veranlasst mir Diesen morgen im Laden anzuschaun, hahaha...

Spong
09.07.2007, 08:43
Kloppen mit den eigenen Ichs? Klingt alles nach ner Splatterversion von APPROXIMATE CONTINUUM :-)

Christian Maiwald
09.07.2007, 09:02
Mich würde das Splashcomics-Review auch neugierig machen. Wo wir mit guten Besprechungen doch so verwöhnt werden ist das immer noch sehr milde.

Bernd Glasstetter
09.07.2007, 16:52
Die Rezension hat einige Satzbaufehler und zu oft wird davon gesprochen, dass der Leser dies und jenes tun wird, wenn er den Comic gelesen hat.Ein Wort hat im dritten Absatz gefehlt (wurde gerade ergänzt) und einen Satz habe ich gerade leicht umgestellt. Aber das ist eher diskussionswürdig gewesen. Ich würde es freilich begrüßen, wenn Kritik an meiner Rechtschreibung von jemanden kommt, der dieser mächtiger ist ;)

Woher will der Autor (Bernd) das wissen? Kann er nicht einen neutraleren Terminus verwenden. Ich perösnlich bin kein Freund so solchen aussagen. Will man da seine eigene Meinung einfließen lassen, sollte man das konkreter äußern.Das halte ich für journalistisch und professionell vollkommen falsch. "Ich" in Rezensionen zu verwenden ist sehr schlechter journalistischer Stil.

Meiner Meinung nach spiegelt diese Rezension aber das wieder, was die eine Hälfte der Leserschaft ausmacht. Etwas Phantasielosigkeit (zumindest was abstrakte Comickultur angeht) und das vollkommene Fehlen von Rebellentum, dem Drang noch ungewöhnlich Skurrilem.Phantasielosigkeit. Ich finde das schon erstaunlich, dass Du das aus dieser Rezi rauslesen kannst. Aber wenn Du meinst... Leute, die mich kennen, würden mich vermutlich nicht als phantasielos beschreiben.

Meiner Meinung kann man den Comic nur schlecht finden, wenn man wirklich mehr Text erwartet hat und einem nach dem "Lesen" das Geld dann doch zu schade war.Also da muss ich doch mal was klar stellen: Ich habe den Comic nicht gekauft, er wurde mir zugeschickt. Von daher kanns mir um das Geld nicht zu schade gewesen sein. Und ich habe nicht mehr Text erwartet. Sonst würde ich Comics wie "Louis fährt Ski" nicht gut finden. Aber den finde ich sehr genial.

hipgnosis
09.07.2007, 19:04
@cekay

Es ist geradezu lächerlich, an welchen Dingen du dich in Bernd´s Rezension aufhängst und gleichzeitig den Leser die Killoffers Werk nicht mögen - oder gar schlecht finden - Phantasielosigkeit bescheinigst!

Ich finde es etwas unglücklich das Bernd die Rezension nun noch nachgereicht hat, da er sich wohl etwas verpflichtet fühlte, wegen dem Thread im Schreiber + Leser Forum bezgl. ob Comic-Rezensionen allgemein zu positiv ausfallen.
Schöner wäre es gewesen, wenn er sie gleich nach erstem Lesen eingebracht hätte, um so auch mal eine konstruktive Gegenmeinung zu Killoffers Comic abzugeben.

Das er sich aber nun gleich wieder wegen der negativen Kritik barsch angehen lassen muss, ist fast typisch.

Auf der einen Seite verlangt man nach kritischeren Betrachtungen von Fanseiten - wenn dann mal eine in dieser Form daherkommt - bezichtigt man den Autor der Schreibschwäche , der Phantasielosigkeit und alle Gleichdenkenden spricht man gleichsam diese ab.

Spong
09.07.2007, 19:17
@cekay
Das er sich aber nun gleich wieder wegen der negativen Kritik barsch angehen lassen muss, ist fast typisch.

:D

FilthyAssistant
09.07.2007, 19:29
Schöner wäre es gewesen, wenn er sie gleich nach erstem Lesen eingebracht hätte, um so auch mal eine konstruktive Gegenmeinung zu Killovers Comic abzugeben.

nachdem du denselben schreibfehler nun schon zum zweiten mal machst - obwohl du immer die richtige schreibweise bei deinen vorrednern sehen kannst - muss ich dich doch einmal berichtigen: es heisst killoffer mit -ff- :lehrer:

oder machst du das mit absicht? :kratz:

L.N. Muhr
09.07.2007, 19:45
Das halte ich für journalistisch und professionell vollkommen falsch. "Ich" in Rezensionen zu verwenden ist sehr schlechter journalistischer Stil.

nein. es ist nur ein extrem schwer zu handhabender stil. das "ich" in rezensionen wirkt deshalb meist plump, weil es falsch angewandt wird. darum sollte man davon die finger lassen, sofern man sich nicht völlig seiner sache und seiner künste sicher ist.

Ben82
09.07.2007, 21:22
@cekay

Das er sich aber nun gleich wieder wegen der negativen Kritik barsch angehen lassen muss, ist fast typisch.


naja, aber nach dem was Bernd in dem anderen Thread selbst beschrieb finde ich seine Kritik an sich schon diskussionswürdig. Und damit meine ich nicht das Recht, etwas völlig negativ zu bewerten, das hat er natürlich und es ist sogar erfrischend mal ein "Würg" bei Splashcomics zu sehen. Ich persönlich kann das und die dazugehörige Argumentation in diesem Fall nur leider kein Stück nachvollziehen. Aber man muss ja keinen zu seinem Glück bekehren.;)

hipgnosis
09.07.2007, 21:23
nachdem du denselben schreibfehler nun schon zum zweiten mal machst - obwohl du immer die richtige schreibweise bei deinen vorrednern sehen kannst - muss ich dich doch einmal berichtigen: es heisst killoffer mit -ff- :lehrer:

oder machst du das mit absicht? :kratz:


Kein Problem - danke für die Zurechtweisung - wurde soeben ausgessert! ;)

Mein Killover spricht dann wenigstens dagegen, das ich Phantasielos wäre! :p

Christian Maiwald
09.07.2007, 21:24
@ L.N. Muhr etc: Zusätzlich macht man die eigene Argumentation leichter angreifbar, bzw. relativiert sie zumindest, da man nicht mehr absolut formuliert.

Ich halte es zum Beispiel nicht für unverständlich, warum das Buch in dem beanstandeten Gewaltexzess mündet. Aber da darf jeder seine Meinung haben und Bernds Review zeigt eine Möglichkeit, wie man "676 Ansichten..." gegenüber stehen kann.

hipgnosis
09.07.2007, 21:34
naja, aber nach dem was Bernd in dem anderen Thread selbst beschrieb finde ich seine Kritik an sich schon diskussionswürdig. Und damit meine ich nicht das Recht, etwas völlig negativ zu bewerten, das hat er natürlich und es ist sogar erfrischend mal ein "Würg" bei Splashcomics zu sehen. Ich persönlich kann das und die dazugehörige Argumentation in diesem Fall nur leider kein Stück nachvollziehen. Aber man muss ja keinen zu seinem Glück bekehren.;)

Das ist doch auch OK - dann diskutiert es doch hier kontrovers - schliesslich ist es ein Reprodukt-Titel. :)

Nur jemand o.g. vorzuwerfen weil man einfach nicht seiner Meinung ist - das ist mir einfach zu plakativ. Und dann noch allen "Gleichdenkenden" ebensolche geistigen Mängel anzudichten ist schon einfach "dumm".

Diskutiert über Killoffers Comic - jetzt habt ihr doch jemanden in Bernd der hier aktiv und kontroverser Meinung ist.
Gibt es eine bessere Gelegenheit oder wollt ihr euch lieber an der x-ten Lobhudelei eines bestimmten Comics erfreuen! ;)

Würde auch dem Comic selbst zugute kommen, wenn hier mal anständige Diskussionsrunden stattfänden und nicht immer alles nur kommentarlos begleitet würde!

War das jetzt provokant genug oder muss ich erst noch ein bisschen mit Fäkalien um mich werfen um auch dem letzten vom fehlenden Rebellentum und dem Drang na(o)ch ungewöhnlich Skurrilem zu überzeugen! :p

cyqle
10.07.2007, 00:05
@Bernd: Das "Ich" zu verwenden halte ich genauso für schlecht, wie du. Nur kamen mir viele Passagen in deiner Rezension zu sehr auf deine eigene Meinung bezogen vor. Nun, das macht oft eine Rezension auch aus, aber mir gefielen irgendwie einige Passagen nicht, in denen du den Comic offensichtlich aus eigenen, imho niederen Gründen, abgewertet hast.
Und dass du den Comic nicht bezahlt hast, das dachte ich mir sowieso schon. Rezensenten bekommen schließlich in den meisten Fällen die Comics zugeschickt. Meine letzte Passage über das Schlechtfinden dieses Comics war allerdings nicht mehr auf deine Rezension bezogen, sondern meine eigene Meinung über das zu fällende Urteil nach dem Lesen dieses Werkes.

@hipgnosis: Ich kann mich nicht erinnern irgendwo auch nur ansatzweise jemanden zu mehr kritischen Rezensionen aufgefordert zu haben. Im Forum von Schreiber & Leser war ich ebenfalls schon seit gut einem halben Jahr nicht mehr. Mein Beitrag, weiter oben, ist doch lediglich meine Reaktion auf Bernds Rezension. Das ist doch wohl legitim? Ich habe einfach eine andere Meinung zum Comic und habe nach dem Lesen der Rezension einige Gedanken dazu verfasst. Dass Bernd diese Rezension geschrieben hat, viel mir erst am Ende auf, als ich seinen Namen auf der Rezensionsseite sah.
Und im übrigen sollte man jederzeit mit jeder Art von Kritik rechnen, wenn man sich journalistisch betätigt. Vorallem, wenn man die schriftstellerische Arbeit anderer Personen zum Thema seiner Texte macht, wie in diesem Fall diese negative Rezension eines Comics.

Wie ich jedenfalls schrieb, wusste ich während dem Lesen nicht, dass die Rezension von Bernd war. Meiner Erfahrung nach, ist es aber so, dass viele Comicleser von solchen unabhängigen Projekten, wie Kiloffers Werk, rein garnix halten. Das ist ihnen zu verwirrend, zu abgehoben, zu wenig Text und Struktur. Meine Vermutung war einfach, dass ich da einen Rezensenten vor mir habe, der eben vielleicht diese Meinung vertritt. Dass ihm der Comic nicht gefällt, weil er Anderes gewöhnt ist. Da kann man mir also nix vorwerfen. Schließlich ist es im Web nicht garantiert, welche Qualität das HIntergrundwissen des ein oder anderen Rezensenten besitzt und wer das wirklich ist.

Im Endeffekt war vielleicht einfach die Äußerung Bernds, der Comic würde zu Würgereizen führen, ein Anstoß für meinen Beitrag. Ich hielt einfach noch nie etwas von Äußerungen, wie "Lieber die Finger weg (...) lassen", wenn es sich nciht wirklich um einen grottenschlecht gezeichneten und überteuerten Comic handelt, der einem etwas vorgaukeln will.

Dass hier wieder einmal Worte à la "dumm" an mich gerichtet werden, finde ich übrigens wirklich ebenso erste Sahne, wie anscheinend mein Beitrag zu sein scheint. Danke.

cyqle
10.07.2007, 00:07
Und im Übrigen finde ich Kiloffers Comic garnicht so besonders gut. Ich habe ihn nicht einmal gekauft, um ehrlich zu sein, weil ich bereits im Laden fertig mit dem "Lesen" war. Daher habe ich zu keinster Zeit diesen Comic auf stupide Weise verteidigt, wie hier einige meinen. Dies nur nebenbei. Und bitte keine Diskussion über das (unfeine) Lesen von Comics im Laden.

Bernd Glasstetter
10.07.2007, 07:37
Im Endeffekt war vielleicht einfach die Äußerung Bernds, der Comic würde zu Würgereizen führen, ein Anstoß für meinen Beitrag.Ein gezwungen herbeigeführter oraler Akt mit anschließendem Abspritzen inklusive Abbeisen des Genitals und das zwischen zwei Männern ruft diese Reaktion nun einmal bei mir hervor. Das ging mir einfach um etliche Ecken zu weit. Wie kann man eine Vergewaltigung als Kunst bezeichnen? Das wäre dasselbe, wie wenn man einen Selbstmordanschlag als Kunst bezeichnen würde. Und ich bin mir sicher, dass es andere Methoden gegeben hätte dies zu beschreiben und zu zeichnen. Das ist doch reine Provokation um der Provokation willens.

Und bitte keine Diskussion über das (unfeine) Lesen von Comics im Laden.Das ist nun etwas, das ich für verdammungswürdig halte. Ich hasse die Leute, die im Supermarkt vor dem Zeitschriftenregal stehen und erst einmal ein ganzes Heft durchlesen. 1.) Versperren die den Weg, um die Zeitungen zu kaufen und 2.) benutzen sie einfach die Zeitungen, legen sie wieder zurück. Wenn man Zeitungen lesen will oder auch Bücher und das kostenfrei: Es gibt Bibliotheken, die so etwas anbieten. Man findet dort nicht alles? Dann kauft man es sich bei Interesse. Ich schaue maximal bei einem interessanten Coverartikel kurz rein, ob der lang genug ausgefallen ist, um von Interesse zu sein. Lesen tue ich aus Prinzip nichts am Kiosk. Und das gilt dann auch für Comicläden. Den Comic komplett lesen? Denk mal dran, dass die Comics dann nicht mehr Zustand 0 sind und vermutlich auch nicht mehr 1 und oft genug nicht mehr gekauft werden. So, so viel mußte gesagt sein.

Ben82
10.07.2007, 08:06
Ein gezwungen herbeigeführter oraler Akt mit anschließendem Abspritzen inklusive Abbeisen des Genitals und das zwischen zwei Männern ruft diese Reaktion nun einmal bei mir hervor. Das ging mir einfach um etliche Ecken zu weit. Wie kann man eine Vergewaltigung als Kunst bezeichnen? Das wäre dasselbe, wie wenn man einen Selbstmordanschlag als Kunst bezeichnen würde. Und ich bin mir sicher, dass es andere Methoden gegeben hätte dies zu beschreiben und zu zeichnen. Das ist doch reine Provokation um der Provokation willens.


Ja, es geht ja genau darum, dass Killoffer seine Selbstbeschreibung ins Extremste führt. Dabei muss man nicht die Frage nach Kunst oder Abscheulichkeit stellen, schließlich ist der Band sowas wie eine einzige große Gefühlswiderspiegelung des Autors. Er vergewaltigt sich ja selbst, bzw. eines seiner anderen Ichs. Es passiert zudem nur in der Vorstellung. Wo ist da das Problem?
Und selbst wenns nicht so wäre, verstehe ich nicht wie man von der eigenen zarten Besaitung aus bei manchen Szenen (die ja völlig legitim ist) den Gesamtblick fürs Werk außer acht lassen kann. Deine eigene Ablehnung des Comics gesteh ich dir zu, den Verriss natürlich auch, unterstelle dir dabei aber schon ein wenig Naivität (nicht böse gemeint).

hipgnosis
10.07.2007, 08:43
@cekay

Na dann sind wir uns ja wieder einig, oder!? ;)

Du hattest schon bemerkt, daß mein "dumm" speziell gewählt wurde, um einfach mal den Effekt darzustellen, den solch´ platte Attituden beim Leser hervorrufen. Daher auch die " " ;)

Im übrigen sei gesagt, daß es mich weniger ärgerte das Bernd hier den Kopf hinhalten musste - da kann er sich glaube ich selber gut gegen wehren - sondern vielmehr deine Aussage der Phantasielosigkeit der Leser, die es ähnlich sehen wie er.

Um mal auf die allgemeine Thematik zu kommen.

Warum sollte ein Betrachter eines Kunstwerkes nicht gleichzeitig die Intention des Künstlers nachvollziehen können und sie dennoch für schlecht empfinden?

Wo liegt dort der Widerspruch - ich kann keinen darin erkennen!

Ähnliches hatte ich die Tage in vielen Berichten über die Vernisage von Marilyn Manson gelesen.
Ich meine hier den Musiker aus dem Bereich des Alternativ-Metal oder wie man die Richtung einstufen könnte.

Dieser zeigt aktuell in der Kölner Galerie Brigitte Schenk seine Bilderkunst - unter dem Titel "Les fleurs du mal - Die Blumen des Bösen"

Im Prinzip geht es ihm darin auch sehr um seine eigene Person, die Aufarbeitung seines bisherigen Lebens bishin zu seiner Selbstfindung usw.
Dabei provoziert und schockiert er - ähnlich wie bei seiner Musik - den Betrachter.
Natürlich gehört hierbei auch der obligatorische Schluck Absinth in das Reportoire der Selbstinzenierung.
Seine Werke selbst zeichnen sich durchweg durch das gestalterische "Böse" aus - hier verarbeitet er vor allem Grenzthemen.
So zeigt er ungelöste Mordfälle, zeigt den Tod eines Sechsjährigen oder stellt Hitler als nackten Transexuellen dar - benutzt gar eigene Schamhaare um seine Darstellungen noch echter zu gestalten.

Kurzum - seine Kunst auch die seiner Musik - ist unglaublich provokant, sie polarisiert, schockiert und spaltet die Betrachter oder Zuhörer.

Ähnlich dürfte es wohl auch hier beim Killoffer-Comic sein - nur eben anhand anderer Motive.

Tja, nun haben selbst bekennende Manson-Fans sich seiner teilweise vulgären und stets düsteren Bildgewalten abgewandt und ihren Missmut verkündet.

Wie muss ich das als Aussenstehender Betrachter nun werten?

Können sie die Intention des Meisters nicht verstehen - fehlt es ihnen gar an Phantasie?
Wenn dem so ist - verwundert es mich das sie seine Musik anscheinend zu interpretieren in der Lage sind, handelt es sich hier im Prinzip um ähnlich gelagerte Themen mit gleicher Symbolik.

Oder finden sie die optische Kunst Ihres Idols alssolche einfach nicht sonderlich gut, ja sogar schlecht?


Es ist hoffentlich klar was ich damit verdeutlichen möchte. Man muss nicht alles von einem Künstler immer gut finden, kann durchaus kontrovers seinen Werken gegenüberstehen und dennoch den vermittelnden Sinn dahinter verstehen.

Bernd Glasstetter
10.07.2007, 08:49
Er vergewaltigt sich ja selbst, bzw. eines seiner anderen Ichs. Es passiert zudem nur in der Vorstellung. Wo ist da das Problem?Ist eine Vergewaltigung und selbst wenn es eine ist, die man an sich selbst vornimmt, besser, nur weil sie in der Phantasie stattfindet? Ich würde mal behaupten: Nein. Muss das Extreme wirklich gezeigt werden? Ich bin da ziemlich dagegen. Es gibt so schon genügend extreme Dinge in der Welt, warum müssen wir dann noch zusätzlich durch solche Darstellungen in der Kunst beschenkt werden? Sicher, man kann die Gegenfrage stellen: Warum nicht? Aber in meinen Augen liegt die wahre Kunst in der kunstvollen Andeutung und nicht in der blanken Zurschaustellung.

Eines muss ich aber auch ganz deutlich sagen: Naivität lasse ich mir nicht unterstellen. Eigentlich sollte es aus der Rezension klar werden, dass ich ganz konkrete und meines Erachtens objektiv nachvollziehbare Kritikpunkte an der Geschichte selbst habe. Wären jetzt die Ekelszenen nicht noch hinzugekommen hätte der Comic so oder so ein "Gähn" von mir kassiert. Die Ekelszenen haben es dann auf ein "Würg" gesteigert. Ich wäre naiv, hätte ich die Negativste aller Noten nur und ausschließlich an den Ekelszenen fest gemacht. Das ist aber ausdrücklich nicht der Fall.

Ich stimme Andreas Platthaus zu, wenn er schreibt:
Wie soll man mit gleich zwei neu ins Deutsche übersetzten Publikationen umgehen, die alles umstürzen, was wir vom graphischen Erzählen wissen?Ja, Killoffer stürzt das graphische Erzählen um. Aber im Vergleich mit dem von Platthaus ebenfalls zitierten "Komm zurück, Mutter (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/5715)" geht Killoffer genau den falschen Weg. Anstatt eine extreme Geschichte zu erzählen, eine die den Leser wirklich aufrüttelt und das sowohl im Grafischen, wie auch in der Geschichte selbst, zeigt er nur extreme Zeichnungen. Die Geschichte an sich ist in meinen Augen wirklich nicht gut und vor allem zum großen Teil unverständlich erzählt.

LeGuy
10.07.2007, 09:21
Wie kann man eine Vergewaltigung als Kunst bezeichnen? Das wäre dasselbe, wie wenn man einen Selbstmordanschlag als Kunst bezeichnen würde.

Die Darstellung einer Vergewaltigung (und auch eines Selbstmordanschlags) kann sehr wohl Kunst sein. Und wenn es nur die "Kunst der Provokation" ist, die scheint ja in der Tat gelungen zu sein.

Kunst setzt sich mit der Realität auseinander, daher kann und darf in der Kunst alles vorkommen was auch in der Realität vorkommt. Wie explizit und auf welche Weise das dann dargestellt wird, ist nochmal eine andere Diskussion (die hier ja auch geführt wird), aber grundsätzlich ablehnen oder fordern, dass das nur vorsichtig angedeutet werden darf, würde ich es auf keinen Fall.

Disclaimer: Ich habe "767 Erscheinungen" noch nicht gelesen (@L.N.: Ich warte auf Post!)

Spong
10.07.2007, 09:39
Kunst setzt sich mit der Realität auseinander, daher kann und darf in der Kunst alles vorkommen was auch in der Realität vorkommt.

Aber es ist dann auch legitim, wenn man persönlich ein Problem damit hat und das artikuliert. Ich zB komme bei Lars von Trier-Filmen aus dem Kotzen nicht raus, weil ich einfach persönlich ein Problem mit seiner Attitüde habe ... schließe aber nicht aus, dass jemand anderes die Filme gut findet. Eine Rezi ist ja immer auch eine "Wenn Ihr MICH fragt ..."-Position, und man anderer Meinung sein, aber man muss diese Position anerkennen.

Ich würde, glaube ich, auch keine Vegewaltigung sehen wollen, in welchem Kontexts auch immer. Und mit der "Kunst der Provokation" begibt man sich auf Rammstein-Niveau. Wobei das hier schon was anderes zu sein scheint, wenn er sich selbst zur Brust nimmt. Wahrscheinlich eher eine exibitionistische Selbstentblößung á la Crumb.

Bernd Glasstetter
10.07.2007, 09:40
@LeGuy: Ich denke nicht, dass Deine Einstellung mit dem Jugendschutz und einigen anderen Gesetzen vereinbar ist. Nur weil etwas Kunst ist, darf nicht alles gezeigt werden. Denn sonst würden Pornofilme ja auch als Kunst hingestellt.

Ben82
10.07.2007, 10:46
Ist eine Vergewaltigung und selbst wenn es eine ist, die man an sich selbst vornimmt, besser, nur weil sie in der Phantasie stattfindet? Ich würde mal behaupten: Nein. Muss das Extreme wirklich gezeigt werden? Ich bin da ziemlich dagegen. Es gibt so schon genügend extreme Dinge in der Welt, warum müssen wir dann noch zusätzlich durch solche Darstellungen in der Kunst beschenkt werden? Sicher, man kann die Gegenfrage stellen: Warum nicht? Aber in meinen Augen liegt die wahre Kunst in der kunstvollen Andeutung und nicht in der blanken Zurschaustellung.

Klar manche Künstler deuten nur an, andere präzisieren grausame Szenen detailgetreu, beides hat seine Daseinsberechtigung. Ersteres wünschst du dir (bzw. die Möglichkeit präferierst du persönlich), mit Zweiterem setzt du dich lieber gar nicht erst auseinander, verschließt ein wenig die Augen davor. So schätze ich das bei dir ein, das ist ja okay, nur als Kritiker muss man aus meiner Sicht beides bei aller Subjektivität anhand objektiver Kriterien bewerten können. Deshalb bleibe ich bei meinem "Naivität-Vorwurf".
Aber hinzufügen möchte ich noch, dass ich Bernd nicht kenne und nur seine Sätze wie "Es gibt schön genügend Extreme Dinge in der Welt" bewerten möchte. Mit so einer Einstellung braucht man gar nicht erst über Kunst schreiben. Meine Meinung.;)


Und mit der "Kunst der Provokation" begibt man sich auf Rammstein-Niveau.

Meinst du das jetzt negativ, oder wie kann man das verstehen?

Bernd Glasstetter
10.07.2007, 10:52
Eine Rezension ist immer eine Mischung aus objektiven Gesichtspunkten und subjektiven Empfindungen. Das ist nicht naiv, das ist normal. Sonst wäre es ein Testbericht. Und den schreiben wir ja nicht. Kleiner aber feiner Unterschied.

Interessant ist aber Deine Meinung, dass man mit meiner Einstellung nicht über Kunst schreiben sollte. Weia, da würden sich aber viele Regisseure freuen, denn dann würden alle Kritiker wegbrechen ;)

Mick Baxter
10.07.2007, 11:16
@LeGuy: Ich denke nicht, dass Deine Einstellung mit dem Jugendschutz und einigen anderen Gesetzen vereinbar ist. Nur weil etwas Kunst ist, darf nicht alles gezeigt werden. Denn sonst würden Pornofilme ja auch als Kunst hingestellt.
Da verwechselst du aber heftig was. Pornos sind nicht indiziert, weil sie Sex darstellen, sondern weil der Sex vollzogen und nicht geschauspielert wird.
Die Fernsehbilder vom 9.11. sind keine Kunst, die Darstellung des Anschlags durch Art Spiegelman aber sehr wohl.

LeGuy
10.07.2007, 11:24
@LeGuy: Ich denke nicht, dass Deine Einstellung mit dem Jugendschutz und einigen anderen Gesetzen vereinbar ist. Nur weil etwas Kunst ist, darf nicht alles gezeigt werden. Denn sonst würden Pornofilme ja auch als Kunst hingestellt.

Seit wann müssen eigentlich Einstellungen mit dem Jugendschutz vereinbar sein?

Der "Jugendschutz" bzw. dessen Institutionen wissen eigentlich ganz gut, wie mit man dem Thema umgehen kann. Deswegen sind Filme wie "Irreversible" oder "Der freie Wille" eben auch nicht indiziert, sondern haben einfach die passende Altersfreigabe. Das muss man dann nicht mögen und auch nicht weiterempfehlen, aber ich möchte nicht in einem Land leben, wo so etwas schlicht verboten wäre.

L.N. Muhr
10.07.2007, 11:25
@ L.N. Muhr etc: Zusätzlich macht man die eigene Argumentation leichter angreifbar, bzw. relativiert sie zumindest, da man nicht mehr absolut formuliert.

... und das ist durchaus ein vorteil. kritikern wie reich-ranicki wurde ja immer das päpstliche zugesprochen, obwohl MRRs berühmtester satz wohl ist "ich finde dieses buch schlecht, weil ..." --- also aus deiner sicht ein einstieg in eine debatte, nicht eine verabsolutierende aussage.

oder nehmen wir tucholskys literaturrezensionen (eine handliche kleine auswahl davon bekommt man für wenig geld jederzeit im buchhandel - ich halte sie für pflichtlektüre für rezensenten), die schon vom konzept her streng egomanisch waren: ein mann erzählt von seinem leben und fühlen mit büchern.

ich denke, selbst wenn keiner von uns je so gut ist wie MRR oder tucholsky, kann man trotzdem einiges davon lernen.

L.N. Muhr
10.07.2007, 11:31
Die Darstellung einer Vergewaltigung (und auch eines Selbstmordanschlags) kann sehr wohl Kunst sein.

korrekt. ich meine, einige der größten kunstwerke von "guernica" bis "maus" beschäftigen sich mit absolut ekelhaften, furchtbaren dingen. und sie sind kunst.

kunst ist die darstellung von dingen (nicht deren abbildung, sondern die darstellung), nicht das ding an sich. killoffer stellt sich dar, seinen geist, sein selbst. und dazu gehört dieser abgrund an selbstkastration, eigenliebe und selbsthaß.

mir persönlich sagt das nicht zu, ich bevorzuge den narrativeren ansatz eines joe matt oder chester brown, die ja ähnlich kompromißlos vorgingen. aber ich kann killoffer verstehen und sehe, was er zeigen wollte.


Disclaimer: Ich habe "767 Erscheinungen" noch nicht gelesen (@L.N.: Ich warte auf Post!)

geht die tage raus, sobald ich das andere paket für cross cult fertig habe. leider wohne ich hier etwas im toten winkel der deutschen post.

L.N. Muhr
10.07.2007, 11:34
@LeGuy: Ich denke nicht, dass Deine Einstellung mit dem Jugendschutz und einigen anderen Gesetzen vereinbar ist. Nur weil etwas Kunst ist, darf nicht alles gezeigt werden. Denn sonst würden Pornofilme ja auch als Kunst hingestellt.

wurden einige ja bereits, siehe das ganz wunderbare "shortbus" vom letzten jahr, das mit expliziter oraler selbstbefriedigung eines mannes bereits im vorspann beginnt.

kunst kann und darf sich nicht am rein sachlichen festhalten der dargestellten dinge meßen lassen, sonst wären einige der größten autoren aller zeiten sex- und gewaltpornographen. in der kunst geht es um das WIE, nicht um das WAS.

cyqle
10.07.2007, 11:44
@L.N. Muhr: Danke für den Tipp mit Tucholskys Rezensionen. Das werde ich mir wohl einmal antun müssen.

Und die ganze Diskussion über diesen Comic hat mich dann doch dazu animiert, den Comic zu kaufen und langsam auf mich wirken zu lassen.

Christian Maiwald
10.07.2007, 11:45
Killoffer hat in der Vergangenheit vieles veröffentlicht, in dem er viel mehr mit Andeutungen und Assoziationen (bitte hier lahmen Verlagswitz einfügen) gearbeitet hat als bei den "676 Erscheinungen...". Von daher gehe ich davon aus, dass die Steigerungen, Übertreibungen und explizite Brutalität in dem Band bewusst gewählte Stilmittel sind (Wie auch bei seinem Beitrag zur "Donjon Monster"-Serie). Ob man etwas so darstellen muss ist natürlich schnell beantwortet, da Künstler nun gar nichts müssen. Aber können. Mit einem aufgeweichten (auch ästhetischen) Wertekanon wie heutzutage kann man ihm nun Vieles unterstellen, was er damit erreichen möchte bzw. was seine Motive dafür sind, und auf der anderen Seite ist eine ganze Palette von Reaktionen möglich, wie wir hier gerade sehen. Ich selbst fühle mich von dem Band nicht provoziert, da ich das Buch als für sich stehend sehe und herber Gewaltdarstellung nicht per se ablehnend gegenüber stehe. Was dargestellt wird steht wie immer in einem komplexen Zusammenhang mit der Wirklichkeit. Wie meint Killoffer das? Wie verstehe ich (der Leser) das?
In kurzen Worten mein Verständnis: Mit der schonungslos dargestellten Seelenlandschaft leuchtet Killoffers literarisches Ich Gebiete seines Un(ter)bewussten aus und findet dafür harsche Bilder, die sich nicht an gesellschaftlichen Konventionen des Zeigbaren messen lassen wollen, sondern an den ungezügelten Freiheit seiner Gefühle und deren bildnerischen Umsetzung. Das Buch ist persönlich und in seiner Drastik provokant, da drastische Darstellungen per se eher dazu in der Lage sind, Reaktionen auszulösen. Das halte ich nicht für Kalkül und zudem für ästhetisch umgesetzt. Das ist Ekel erregend und abstoßend, ja. Aber ästhetisch und inhaltlich nicht platt und von einer Tiefe (Das Buch funktioniert ja wie ein Abfluss-Strudel hinab in die schwarze Tiefe), von der die zitierten Rammstein und Manson weit entfernt sind. Aber das ist schon wieder OT.

Spong
10.07.2007, 11:59
Ich bin mir sicher, dass Killoffer auf genau so etwas hinauswollte - eine Selbstentblößung, die keine Rücksicht nicht auf Filter irgendwelcher Art. Wir alle haben Gedanken, für die wir in den Knast kämen, wenn wir sie äußern würden.

Na, diese Diskussion ist ja wohl die beste Publicity, die das Ding kriegen konnte.

(Wobei der Verweis auf SHORTBUS in sofern hakt, als dass da jeder Sex konsentuell ist)

L.N. Muhr
10.07.2007, 12:02
meinst du "konsensuell"? um so etwas ging es aber in den getroffenen aussagen von bernd, guy und mir gar nicht. auch die herstellung von pornographie bedeutet konsensuellen sex, in einem geschäftlichen sinne.

Spong
10.07.2007, 12:23
meinst du "konsensuell"?

Ja, meinte ich. Und ich denke, Bernd ist schon auch die Tatsache der Vergewaltigung aufgestoßen ....

FilthyAssistant
10.07.2007, 12:44
wurden einige ja bereits, siehe das ganz wunderbare "shortbus" vom letzten jahr, das mit expliziter oraler selbstbefriedigung eines mannes bereits im vorspann beginnt.


ich habs leider nicht gesehen. gefaked?
ich hielt ja bisher "autofellatio" für eine anatomische unmöglichkeit und daher "urban legend" :eek:

Bernd Glasstetter
10.07.2007, 12:50
Ich hol mir mal :bopcorn: .

Ich mag diese Diskussion. Weils ne Diskussion ist, die wirklich schön mit guten verbalen Mitteln die unterschiedlichen Standpunkte hervor bringt. Genau das wollte ich dann schlussendlich mit meiner Rezension erreichen. :)

Ich persönlich kann der These, dass man alles als Kunst verpacken kann, nicht zustimmen. Sexuelle Darstellungen egal welcher Art sind in meinen Augen keine Kunst, sondern Pornografie. Nicht, dass ich mir die nicht anschauen würde, um Gottes Willen. Nur ist es denke ich so, dass diese Darstellungen nichts für Minderjährige sind.

Zurück zu Killoffer: Der ist auch nichts für Minderjährige. Zum Einen, weil ich denke, dass Minderjährige ein Verständnisproblem hätten - sagen wir mal nicht alle, sondern eine Vielzahl, es gibt ja auch sicher einige, die geistig schon weiter sind und andere, die auch bei Volljährigkeit immernoch geistige Kinder sind und es manchmal sogar ein Leben lang bleiben. Zum Anderen eben weil diese sexuellen Darstellungen darin enthalten sind. Dabei ist es meiner Meinung nach vollkommen schnuppe, ob er es nun mit sich selbst treibt oder nicht. Das ist meine persönliche Meinung, vielleicht auch eine Meinung, die andere mit mir teilen und durch die Fangemeinde gespalten wird. Aber: Das ist ja auch gut so. Wo kämen wir hin, wenn alle die gleiche Meinung hätten. Wäre doch langweilig :) Und wenn es Killoffers Ziel war die Fangemeinde zu spalten, kann man unumwunden sagen: Ziel erreicht. Das ändert nicht meine Gesamtmeinung zum Comic. Ich finde ihn immernoch schlecht. ;)

Da verwechselst du aber heftig was. Pornos sind nicht indiziert, weil sie Sex darstellen, sondern weil der Sex vollzogen und nicht geschauspielert wird.Es gibt da einige Mainstream-Filme, in denen auch sehr deutlich zu merken Sex vollzogen wird. Die Szenen werden dann meistens entfernt, weil sonst der Film indiziert würde. Und da geht dann die Frage los: Braucht man diese Szenen unbedingt? Also ich persönlich - das ist meine ganz eigene Meinung - finde es unnötig, wenn in einem Mainstream-Film, der ansonsten eher ruhigeres Fahrwasser ansteuert, auf einmal eine Sex-Szene vorkommt. Oder im Nachmittagsfernsehen in einer beliebigen Fernsehserie. Dabei will ich aber auch deutlich Filme wie Basic Instinct ausschließen, die auf dem Thema Sex basieren und bei denen das dazu gehört. Nur was hat beispielsweise eine Sexszene in einer Soap-Opera zu suchen? Das ist in meinen Augen nicht Kunst. Ok, eine Soap-Opera ist per se keine Kunst, das mal ganz außen vor gelassen ;) Nur weil Sex im Internet allgegenwärtig ist, muss er doch nicht überall auftauchen.

Die Fernsehbilder vom 9.11. sind keine Kunst, die Darstellung des Anschlags durch Art Spiegelman aber sehr wohl.Wie man vom Sex auf den 11.9. (nein es war nicht im November ;) ) kommen kann, erschließt sich mir zwar nicht, aber ich gebe Dir hier Recht. Das macht die unnötige Darstellung von Sex in Killoffers Comic dennoch nicht besser.

Seit wann müssen eigentlich Einstellungen mit dem Jugendschutz vereinbar sein?Das war ungeschickt formuliert. Ich wollte nicht direkt Deine Einstellung kritisieren, sondern die Ideen an sich, die nicht mit dem Jugendschutz vereinbar sind. Sorry, war missverständlich.

Das muss man dann nicht mögen und auch nicht weiterempfehlen, aber ich möchte nicht in einem Land leben, wo so etwas schlicht verboten wäre.Da stimme ich Dir zu. Ich will auch nicht, dass so etwas verboten wird. Ob aber solche Streifen, wie die von Dir zitiert nun Kunst sind... Ok, das ist eine Frage, die wir hier nicht beantworten können, das wäre zu sehr OT ;)

kunst kann und darf sich nicht am rein sachlichen festhalten der dargestellten dinge meßen lassen, sonst wären einige der größten autoren aller zeiten sex- und gewaltpornographen. in der kunst geht es um das WIE, nicht um das WAS.Ich persönlich kann dieser Aussage nicht zustimmen. Das WAS sollte schon ein Thema sein. Und als Grundlage dafür dienen, WIE das dann dargestellt wird.

Nehmen wir mal besagte Szene aus dem Comic. Was hätte dagegen gesprochen, wenn der Akt an sich verdeckt worden wäre? Man hätte die Bedeutung des Ganzen immernoch verstanden, aber es wäre weniger eklig gewesen. Dann wäre das WAS durch das WIE in der reinen Darstellung deutlich heruntergefahren worden und hätte meines Erachtens auch der rein künstlerischen Darstellung gedient.

Und ich denke, Bernd ist schon auch die Tatsache der Vergewaltigung aufgestoßen ....Ja und deren Darstellung selbst. Dass man sich selbst manchmal zu Dingen vergewaltigt ist denke ich auch anders darstellbar und muss nicht auf sexuellem Wege sein.

ich hielt ja bisher "autofellatio" für eine anatomische unmöglichkeit und daher "urban legend" :eek:Ich habe schon Bilder gesehen. Es müssen freilich schlanke und besonders bewegliche Menschen sein. Hast Du schon einmal Schlangenmenschen in Aktion gesehen? Dann weißt Du, dass es rein technisch und anatomisch machbar ist.

L.N. Muhr
10.07.2007, 13:57
ich habs leider nicht gesehen. gefaked?

nö.

Ben82
10.07.2007, 14:20
Das ist Ekel erregend und abstoßend, ja. Aber ästhetisch und inhaltlich nicht platt und von einer Tiefe (Das Buch funktioniert ja wie ein Abfluss-Strudel hinab in die schwarze Tiefe), von der die zitierten Rammstein und Manson weit entfernt sind. Aber das ist schon wieder OT.

okay auch wenn OT, auch an dich mal kurz die Frage, inwiefern du besagte Musiker hiermit kritisieren möchtest. Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass die musikalischen Künstler hier in der Diskussion nicht ganz so gut dastehen.:rolleyes:

Spong
10.07.2007, 14:32
Das geht jetzt arg ins Geschmacksache-Terrain, wie ja Musik allgemein.

Manson ist für mich ein Alice Cooper unserer Zeit, ein Mummenschanzer in der Glamrock-Tradition, als Mensch sehr reflektiert und als Künstler nicht zu unterschätzen. Und damit meine ich die Aquarelle :D

Rammstein, okay, Preise hier, gute Kritiken da, alles okay, aber alles was ich sehe ist dieser dürre, untervögelt wirkende Texter, der mit süffisanter Grinse meint "wir wollen Tabus brechen" und dann mit so verschnarchten und pubertären Sachen wie Nekrophilie kommt. Och ja, Gottchen. Aber wie gesagt, das sieht jeder anders. Ist nur meine Meinung. Wenn Ben Folds oder die Adventures of Jet Songs über Nekrophilie machen würden, fänd ichs vielleicht toll, wer weiss.

Ist halt immer eine Sache, inwieweit eine Darstellung nötig ist. In der guten alten Verfilmung von ENDSTATION SEHNSUCHT sieht man als Andeutung für eine Vergewaltigung nur einen zerspringenden Spiegel und hat alle Info die man braucht ... fast forward in die heutige Zeit gibt es minutenlange Szenen mit (Menno!) Cosma Shiva Hagen im Familienblock des Abendprogramms und sehr ausgedehnt wohl auch bei IRREVERSIBLE und diesem neuen Schweiger-Dingsda. Geht halt schnell auf dem schmalen Grat des Voyeurismus, und ja, der Pornographie.

Wobei Killoffer hier sicher was anders wollte. Denksch ma. Ich denke, er hat sich überhaupt keine großen Gedanken über eventuelle Leser gemacht und einfach nur sein Inneres nach Außen gestülpt ...

Christian Maiwald
10.07.2007, 15:40
Nun aber ganz OT:

@Ben82: Da empfehle ich Dir den lesenswerten Artikel in DIE BEUTE #3 über Laibach, Kraftwerk und Rammstein. Grundsätzlich läuft es dabei darauf hinaus, dass Rammstein ästhetisch langweilig und künstlerisch fragwürdig sind, da sie sich, ohne damit zu brechen, mit einer Nazi-Ästhetik schmücken und keine darüber hinausgehende Attitüde vermitteln.

Davon haben sie sich in letzten Zeit zwar ein wenig entfernt - die Sache mit den fetten Anzügen fand ich ganz gelungen - aber trotzdem kann mich das nicht mit ihnen versöhnen.

Was MM angeht erkenne ich da viel Oberfläche, die mehr Tiefe suggeriert als bietet. Unterm Strich bleibt technisch einwandfreies und buntes Kokettieren (Grotesque - uuh!) und schmalbrüstiger Schmock(rock), der gerade genug Angriffsfläche für Teenie-Entfremdung bietet um nicht ganz als Scharade wahrgenommen zu werden.

Lola65
13.08.2007, 18:44
08.08.2007 Das dämonische Ich
Patrice Killoffer: "676 Erscheinungen von Killoffer"

„Ich bin im Grunde meines Herzens jemand, der alles daran setzt, anderen zu helfen und fair zu sein“ – autobiografische Literatur ist manchmal derart egozentrisch und verklärt, dass es an Verarsche grenzt. Das ausgerechnet ein Comiczeichner seine Kunst dazu nutzt, uns die hässlichen Abgründe seiner Persönlichkeit als grafischen Schreckensvisionen vorzulegen, ist bemerkenswert

http://www.fritz.de/_/fritzinfo/detail_jsp/key=112667.html