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Philipp Schreiber
29.01.2007, 16:33
Christian Meyer in der Printausgabe der choices (http://www.choices.de):



„Tod eines Mörders“, die neueste Comicerzählung von Loustal &
Paringaux, ist wieder eine klassische, hart gekochte Noir-Story. Der Killer Louis
hat Krebs im Endstadium. Jetzt will er nur noch seine vor langer Zeit verlassene
Tochter finden. Ein letzter Gang, der eine lange Blutspur hinterlässt und
unsentimental erzählt wird (Schreiber & Leser, 72 Seiten, farbig, HC, 19,95 €).

Philipp Schreiber
30.01.2007, 11:20
Thomas Nickel im Online Magazin g wie gorilla (http://www.g-wie-gorilla.de) über Taniguchis Wanderer im Eis:



Ganz unscheinbar lag er da - etwas überformatig, blau mit einem mächtigen Elch auf der Titelseite, ganz verloren zwischen all den anderen Mangas mit ihren langhaarigen Schwertschwingern, metrosexuellen Depri-Knaben, halbnackten Heldinnen und aufgedonnerten Schulmädchen. Selbst der vergleichsweise hohe Preis von 15 Euro konnte da nur kurz schrecken - wenige Blicke ins Innere des Comics besiegelten die Kaufentscheidung, und ausführliches Lesen bestätigte, dass es eine gute Idee war, die 15 Euro zu investieren. Und im folgenden werde ich mal darlegen, warum das so ist...



Mehr im kompletten Artikel (http://g-wie-gorilla.de/index.php?option=com_content&task=view&id=162&Itemid=11&mosmsg=Beitrag+erfolgreich+gespeichert).

Philipp Schreiber
30.01.2007, 11:50
Brigitte Schönhense bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Der Selbstmordclub von Usamaru Furuya:



Story:
31. Mai 2001, 54 Mädchen stellen sich, an den Händen haltend, in einer Reihe auf dem Bahnsteig auf. Der Zug fährt ein. Gemeinsam werfen sich die 54 Schülerinnen vor den Zug und hinterlassen fassungslose Zeugen in einem grausamen Szenario. Wie durch ein Wunder überlebt ein einziges Mädchen. Saya ist gerade mal um die 18 Jahre alt, des Lebens müde und das hier ist ihre Geschichte.

Meinung:
Wie kam es zu diesem kollektiven Selbstmord? Warum möchte Saya ihrem Leben ein Ende setzen? Antworten zu diesen Fragen werden dem Leser in diesem Band langsam und behutsam eröffnet und trotzdem bleibt ihm dabei noch genug Raum für die eigenen Gedanken und Spekulationen.
Besonders faszinierend ist der Aufbau des Plot. Geschickt spielt der Mangaka mit unterschiedlichen Zeitebenen, um mit jeder weiteren Seite mehr der Ereignisse zu enthüllen. [...]



Mehr im kompletten Artikel (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/5110).

Philipp Schreiber
30.01.2007, 11:54
Brigitte Schönhense bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Jiro Taniguchis Der Wanderer im Eis:



Story:
Der Mensch und die Natur. Jiro Taniguchi beschäftigt sich in sechs völlig voneinander unabhängigen Geschichten mit dieser Thematik und entführt seine Leser in die Zeit von 1890 bis Ende des 20.Jahrhunderts. Die Helden dieser Geschichten sind ganz normale Männer ihrer Zeit, ob als Goldgräber, Meeresforscher, Student oder auch Jäger und Abenteurer unterwegs, bestreiten sie ihr Leben entweder im Einklang mit der Natur, die die Grundlage ihres Überlebens darstellt oder aber von Angesicht zu Angesicht mit den Naturgewalten und ihren Geschöpfen.

Meinung:
Detailverliebtes und sehr naturgetreues Artwork erwartet euch, wenn ihr diesen Mangaband aufschlagt. Was Jiro Taniguchi da zu Papier bringt ist schlicht weg beeindruckend. Die Natur mit all ihren Facetten, ob nun wild, unberechenbar, gefährlich und lebensbedrohlich, auf der anderen Seite aber auch friedlich, still, wunderschön und einzigartig, setzt der Mangaka in einem realistischen Stil ausdrucksstark und aufwendig um. [...]



Mehr im kompletten Artikel (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/5114).

Philipp Schreiber
30.01.2007, 11:58
Brigitte Schönhense bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Blue von Kiriko Nananan:



Story:
Die introvertierte Kayako Kirishima freundet sich mit der, meist durch Schweigsamkeit glänzenden Masami Endo an. Für Kayako ist diese Freundschaft etwas ganz besonderes, denn sie verliebt sich in Masami. Zwischen den beiden entwickeln sich zarte Bande und eine gemeinsame Zukunft in Tokio, nach dem Schulabschluss, steht in Planung. Doch eines nachts nimmt Kayakos neue Freundin nachts einen geheimnisvollen Anruf entgegen. Plötzlich ist Masami nicht mehr die selbe. Sie wirkt bedrückt und befangen und verschwindet am darauf folgenden Tag sang und klanglos ohne ein Wort des Abschieds gegenüber ihrer Freundin oder ihren Eltern. [...]

Meinung:
Der Mangaband "Blue" den der Schreiber und Leser - Verlag hierzulande unter seinem Label "Shodoku" veröffentlicht glänzt vor allen Dingen durch seine einfühlsame Erzählung. In großformatigen Panels konzentriert sich die Mangaka auf das Wesentliche ihrer Storyline, nämlich die Charaktere. Gesichtsausdrücke und Gesten werden sehr stark in den Fokus genommen, um die Gefühle und Emotionen der Figuren zum Ausdruck zu bringen und dem Leser verständlich zu machen. Die Autorin legt in dieser Darstellung der Gefühle und der Visualisierung der Atmosphäre und der Stimmung zwischen den Figuren ihr Hauptaugenmerk. Vieles kommt einfach ohne Wort aus und dann wird auch gänzlich auf Dialoge verzichtet. [...]



Mehr im kompletten Artikel (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/4980).

Philipp Schreiber
30.01.2007, 12:06
Lese-Tipp im Stadtmagazin doppelpunkt (http://doppelpunkt.de/templates/dynamo.php?p=vers|id|13438|template|0);) zu Blue, Kwan Gaya Sonne und Mond und Der Wanderer im Eis:



Bereits lange vor dem aktuellen Manga-Boom versuchten sich hierzulande einige Verlage an fernöstlichen Comics – allerdings zu relativ hohen Preisen und in europäischer, seitenverkehrter Leserichtung. Damit ließen sich zu wenig LeserInnen gewinnen, und das Experiment wurde meist schnell wieder beendet. Auch bei Schreiber & Leser fanden sich so nach den Comics von Zeichner Ryoichi Ikegami (u. a. Crying Freeman) kaum noch Manga im Programm. Nun, nach über zehn Jahren, präsentiert der Verlag mit dem neuen Label "Shodoku" wieder einige fernöstliche Comics in seinem Programm. Während sonst mit Mangas meist ein sehr junges Publikum angesprochen werden soll, werden hier anspruchsvollere Bildgeschichten für ein ältere LeserInnen präsentiert. Ein Anspruch dem Blue durchaus gerecht wird. Während das Thema von Kiriko Nananans Manga – eine Schülerin stellt fest, dass sie für ihre Klassenkameradin mehr als nur freundschaftliche Gefühle empfindet – nach nichts Neuem klingt, kann die Umsetzung der Geschichte um so mehr überzeugen: Die einfühlsame Darstellung der Charaktere, die ruhig erzählte, realistische Handlung und der schlichte und elegante Strich, der dank zurückhaltendem Einsatz von Rasterfolien durch weiße und schwarze Flächen besticht, machen aus Nananas im Jahr 1996 entstandener ersten langen Comicgeschichte ein durchweg überzeugendes Leseerlebnis und eine gelungene deutschsprachige Erstveröffentlichung der anerkannten Autorin.

Vom Anspruch fällt da Sonne und Mond, ein koreanischer Manhwa von Kwan Gaya, ein wenig ab, da es sich bei dieser im Mittelalter angesiedelten Story um eine Aneinanderreihung diverser Kampfszenen handelt. Doch die Skurrilität der Personen und der Handlung sowie insbesondere die völlig desinteressiert durch das Geschehen wandelnde Hauptfigur geben dieser auf drei Bände angelegten Serie einen besonderen Reiz und sorgen für ungewöhnliche und gute Unterhaltung.

Neben diesen bereits erschienenen Bänden sind unter dem Label Shodoku mit Der Mann aus der Tundra weiterhin ein Band von Jiro Taneguchi, einem preisgekrönten Zeichner, der unter anderem auch schon mit Moebius zusammen arbeitete und der hier Geschichten von Männern im Kampf mit der Natur erzählt, geplant, sowie Der Selbstmordclub, ein Horrordrama, in dem Usamaru Furuya von den Abgründen des japanischer Schulalltags erzählt.

Asher
30.01.2007, 14:46
Ich erlaube mir, auf die Rezension von Der Selbstmordclub durch Thomas Kögel bei Comicgate (http://www.comicgate.de/content/view/572/51/) aufmerksam zu machen. Bitte löschen, falls Fremdeinträge nicht erwünscht sind.


Furuya erzählt auf sehr einfühlsame Weise von verletzlichen und verzweifelten Teenagermädchen, die sich nur in einer eingeschworenen Gemeinschaft verstanden fühlen und letztlich so weit gehen, sich kollektiv umzubringen. [...]
Der Selbstmordclub ist über weite Strecken eine sehr atmosphärische, moderne Horrorfabel, die es durchaus in einigen Momenten schafft, dem Leser eine Gänsehaut zu verpassen. Doch leider will Furuya obendrein auch schockieren und provozieren. Da wird dann mit Kinderpornographie kokettiert und eine weibliche Version des gekreuzigten Jesus gezeigt. Ziemlich billige Schockeffekte, die gar nicht nötig gewesen wären und beim Leser einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Schade, denn dies ist ohne Zweifel ein außergewöhnlicher Manga, der auch Leser anspricht, die sonst einen Bogen um japanische Comics machen. Beinahe ein kleines, düsteres Meisterwerk, aber eben nur beinahe.

Komplette Rezension (http://www.comicgate.de/content/view/572/51/)

Philipp Schreiber
30.01.2007, 17:48
Die Comicradioshow (http://www.comicradioshow.com/Article2399.html) über Djinn6: Die Schwarze Perle von Dufaux:



Bei Schreiber & Leser erschien soeben der sechste Band der Serie Djinn. Djinn erzählt die Geschichte von der ebenso jungen wie schönen Engländerin Kim Nelson, die sich auf den Spuren ihrer Großmutter Jade, der Favoritin des letzten osmanischen Sultans befindet. Ebenso wie Jade ist Kim ein Djinn. Die Spuren der Vergangenheit und die Suche nach Reichtum treiben sie unermüdlich an …

[...]

Djinn ist eine geheimnisvolle Story in fernen exotischen Gefilden, deren Reiz in der Person der Heldin Kim Nelson zu suchen ist, die durch freizügige Auftritte reichlich Erotik versprüht, aber vor allem auch in der ungewöhnlichen Handlung besteht.

Philipp Schreiber
30.01.2007, 17:51
Die Comicradioshow (http://www.comicradioshow.com) über Der Wanderer im Eis:



Toller Manga aus dem Hause Schreiber und Leser

Einen wirklich sehr schönen Manga habe ich kürzlich bei Schreiber und Leser entdeckt: „Der Wanderer im Eis“ von Jiro Taniguchi. Und da man wirklich selten herausragende Mangas unter der Massenware der fernöstlichen Comics entdeckt, ragt „Der Wanderer im Eis“ wohltuend hervor. Sowohl die Geschichten als auch die sehr detailreichen Zeichnungen sind Klasse. [...]


Mehr in der kompletten Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2375.html).

Philipp Schreiber
31.01.2007, 15:43
Matthias Schneider bei intro.de (http://www.intro.de) über Blue von Kiriko Nananan:



Heute sei sie erstaunt darüber, mit welch unkonventionellen Ideen sie – gerade einmal 23-jährig – ihren Manga “Blue” realisierte. So Kiriko Nananan in einem Interview über ihren Comic, den sie vor zehn Jahren produzierte und der nun auf deutsch vorliegt. Je länger sie über die Story spricht, umso mehr werden die autobiografischen Züge deutlich. Eigentlich wollte die Japanerin schon zu ihrer Schulzeit “Blue” zeichnen, in der sie sich – wie ihre Protagonistin Kirishima – zu einer Mitschülerin hingezogen fühlte und sich die Frage stellte, ob sie verliebt sei. Ihre selbst erfahrene Unsicherheit, freundschaftliche und homoerotische Gefühle voneinander trennen zu können, hat sie in ihren Manga eingearbeitet, der an einem Gymnasium für Mädchen spielt.

Trotz der Thematik ist “Blue” kein voyeuristischer Schulmädchenreport, sondern ein intimes Bekenntnis der Autorin und Zeichnerin, das durch eine feinfühlige und klare Erzählweise eine eigenwillig fesselnde Stimmung evoziert. Dem dynamischen Mainstream-Manga diametral entgegengesetzt, bleibt in Nananans Panels die Zeit stehen. Die Hintergründe sind minimalistisch gestaltet, meist als weiße Fläche, vor denen die Figuren grafisch reduziert abgebildet sind. Sie sind ihrem Umfeld entrückt und völlig auf sich und ihr Gefühlsleben konzentriert. Der disparate innere Zustand der Protagonistinnen wird in ihrer Darstellung gespiegelt, in der sie stets angeschnitten oder mit dem Gesicht abgewendet abgebildet sind. “Blue” ist ein außergewöhnlicher Comic, der sich von der großen Masse der Manga abhebt. Sowohl erzählerisch als auch grafisch ist es Nananan grandios gelungen, die entschwindenden Gefühle der Selbstfindung ausdrucksstark einzufangen.



Originalrezension bei intro.de (http://www.intro.de/magazin/buecher/23037251)

Philipp Schreiber
02.02.2007, 12:48
Jürgen Schickinger in der Badischen Zeitung (http://www.badischezeitung.de/nachrichten/kultur/?page=2#20070130) vom 30.1.2007 zu Jiro Taniguchi Der Wanderer in Eis:



Die Kräfte derTrapper schwinden

Erst sechs, dann fünf, dann vier . . . Ein Schlittenhund nach dem anderen fällt dem Wolfsrudel zum Opfer, das dem Gespann von Henry und Bill nachstellt.
Schon seit zwei Wochen ziehen die Trapper durchs verschneite Alaska, um eine adlige Leiche an die Küste zu überführen. Außer den Hunden schwinden aber auch die Munition, die Verpflegung und die Kräfte der Trapper. Zudem ist da noch diese dreiste rote Wölfin, die den Hunden den Kopf verdreht, bis sie freiwillig ins Verderben rennen . . . „Der Wanderer im Eis“ enthält sechs Abenteuer des mehrfach preisgekrönten Zeichners Jiro Taniguchi.
Er erzählt sie so dicht und spannend wie einst Jack London. In stimmungsvollen Schwarzweißzeichnungen schildert der Japaner die Unerbittlichkeit und Faszination der Natur. Er verzichtet auf hektische Bildschnitte und Effekthascherei.

Sein Band bildet den Auftakt einer neuen Mangareihe, die sich an erwachsene Comicfreunde richtet. Die müssen die Geschichten allerdings –
wie im Original - von hinten nach vorn durcharbeiten. So viel Authentizität muss sein!

hajo
02.02.2007, 19:09
Nur eine kleine Ergänzung:
Der oben genannte Modern Graphics Lesetipp ist eine Zweitverwendung. Der Text stammt ursprünglich aus dem Stadtmagazin doppelpunkt (http://doppelpunkt.de/) - Kultur in Nürnberg-Fürth-Erlangen.
(Und natürlich mit Genehmigung verwendet - ich muss ja für den Laden nicht alles neu schreiben, was ich schon mal geschrieben hab. :D )

Philipp Schreiber
05.02.2007, 11:23
Matthias Schneider bei intro.de (http://www.intro.de) über "Der Wanderer im Eis" von Jiro Taniguchi:



[...]
Ein für deutsche Manga-Publikationen ungewöhnliches Bild ziert das Cover von Jiro Taniguchis “Der Wanderer im Eis”. Keine überdimensionierten Augen oder weibliche Geschlechtsorgane dominieren es, stattdessen ist ein Elch im Hochgebirge zu sehen. In seinem virtuosen Zeichenstil vereint Taniguchi japanische und westliche Comickulturen, indem er die Dynamik der Manga mit der frankobelgischen ligne claire und den dichten Texturen eines Moebius’ synthetisiert. Sein erster auf deutsch erhältliche Manga versammelt sechs Kurzgeschichten, die, abgesehen von einer Ausnahme, Mensch und Natur in eine mythologische Beziehung setzen und in ruhigen ausdrucksstarken Szenarien um die zentralen Motive Fremdheit und Vertrautheit, Gefahr und Geborgenheit kreisen.



Kompletter Artikel (http://www.intro.de/magazin/musik/23039267)

Philipp Schreiber
05.02.2007, 12:48
Sabine Rudert in der Animania (http://www.animania.de) Ausgabe 11/06 zu Jiro Taniguchi "Der Wanderer im Eis":



Der Wanderer im Eis: Abenteuer Natur

Romane wie Wolfsblut von Jack London oder Der Schatz am Silbersee von Karl May sind Klassiker der Abenteuerliteratur. Auch die japanischen Manga-Autoren lassen sich von diesen Stoffen inspirieren: Im Oktober 2006 veröffentlichte der Verlag Schreiber & Leser unter dem Label Shodoku den Manga-Einzelband Der Wanderer im Eis. Hier erzählt Jiro Taniguchi in sechs spannenden Kurzgeschichten von der Auseinandersetzung des Menschen mit den Kräften der Natur.

Die erste Geschichte Der Wanderer im Eis spielt im Jahr 1897 in der Klondike-Region an der Grenze zwischen Kanada und Alaska. Zu Zeiten des Goldrausches suchten hier viele Abenteurer ihr Glück, darunter auch Fred Thomson und der später als Schriftsteller bekannte Jack London. Auf der Jagd werden die zwei unerfahrenen Städter von einem Blizzard überrascht. Haben sie in der unwirtlichen Kälte eine Chance zu überleben? Um Leben und Tod geht es auch in der zweiten Story Wilder Weißer Westen: Im Flusstal des Yukon in Alaska begleiten zwei Schlittenhundeführer die Leiche eines wohlhabenden Lords zu seiner letzten Ruhestätte. Ein hungriges Wolfsrudel folgt ihnen und eines Abends verschwindet einer der Schlittenhunde spurlos - ein Wettlauf gegen Zeit und Natur beginnt. In Der Herr der Berge will sich ein Matagi* an einem Bären rächen, der einst seinen Sohn tötete. Wie diese Geschichte spielt auch Kaiyose-Jima - Die Muschelfängerinsel in Japan. Hierher verschlägt es den jungen Takashi nach der Scheidung seiner Eltern. Er begegnet seiner Kindheitsfreundin Yae und erlebt ein turbulentes Sommerabenteuer. Die fünfte Geschichte Die Shokaro Apartments besticht mit ihrer ruhigen Atmosphäre und passt nicht ganz in die Reihe der vorherigen Abenteuer: Sie schildert die unheimlichen Erlebnisse eines jungen japanischen Manga-kas. Im Apartmenthaus, in dem er wohnt, erwarten ihn nicht nur seltsame Nachbarn. Die letzte Erzählung Das Lied der Wale spielt wieder in Alaska. Ein Ozeanologe schließt Freundschaft mit dem betagten Wal Old Dick. Als dessen Zeit gekommen ist, folgt ihm der Wissenschaftler so weit, wie noch kein Mensch zuvor.

Nachdenkliche, gefühlvolle Geschichten, die auch Skeptiker überzeugen werden, fi nden sich in Der Wanderer im Eis. Sie stammen von dem 1947 in Japan geborenen, sowohl für Abenteuerals auch Kriminalgeschichten bekannten und preisgekrönten Manga-ka Jiro Taniguchi (u. a. Ten no Taka). Stilsicher schildert der Autor die spannenden Ereignisse und kleidet sie in detailreiche Zeichnungen. Die lebendigen Bilder zeugen von langjähriger Erfahrung und sehr genauer Auseinandersetzung mit der Natur. Sie zeigen klare Charaktere, gezeichnet von ihrem bisherigen Leben und realistische Hintergründe, die das Leben an den Schauplätzen greifbar machen. Der Wanderer im Eis ist ein qualitativ hochwertiges Werk für alle Fans klassischer Abenteuerliteratur und bietet sehr liebevoll gezeichnete, mitreißende Geschichten, die Manga-Neulinge wie -Veteranen begeistern werden. (sr)

* Berühmte Jäger in Japan ohne modernes Equipment

Philipp Schreiber
09.02.2007, 09:54
Brigitte Schönhense bei splascomics.de (http://www.splashcomics.de) über Sonne und Mond 2 von Kwan Gaya.



Story:
Il Hong, der Sohn des berühmt berüchtigten Baik Bi, wird von den Schattenseiten im Leben seines Vater eingeholt. Nachdem er die mutige und aufgeweckte Kriegerin Nang Lang kennen und lieben lernt, wird das traute Zusammenleben der beide plötzlich gestört.
Die rothaarige Hexe Hong Go möchte ihren Rachgelüsten, gegenüber ihrer unerwiderten Liebe zu Baik Bi, endlich nachgeben, indem sie an dessen Sohn Vergeltung übt. Doch nicht nur Hong Go stört das junge Glück der beiden Liebenden, auch Kopfgeldjäger haben den Aufenthalt Nang Langs ausfindig machen können. Ein erbitterter Kampf entbrennt, den Il Hongs Frau und sein ungeborenes Kind nicht überleben...

Meinung:
Eine wirklich ungewöhnliche Erzählung präsentiert sich dem Leser mit dem Manhwa "Sonne und Mond" Vol. 2, der als wahres Dickerchen mit seinen 304 Seiten daherkommt. Die Serie wird insgesamt drei Bände umfassen, die allesamt vom S&L Verlag veröffentlicht werden.
[...]
Die Figuren zeugen von einer breiten Charakteristik. Grausam, verbittert, durchtrieben, stolz und ehrerfüllt, aber auch kindlich, dumm, mysteriös, aufgeweckt und lebensfroh kommen die Protagonisten daher. Wirkliche Sympathieträger präsentiert die Geschichte nicht. Der eigenwillige Zeichenstil beschränkt sich auf das Wesentliche, die Charaktere und selbst hier wirken viele Gesichtsausdrücke ein wenig hölzern / verschroben, extra überspitzt. Die meisten Figuren glänzen nicht besonders durch Schönheit, weder Männer noch Frauen.
Hintergründe werden ehr spartanisch ausgearbeitet. Nur ab und an blitzt eine Naturszene ungewöhnlich detailverliebt und aufwendig gestaltet aus dem Geschehen hervor.
In der Handlung Fuß zu fassen gestaltet sich als schwierig, besonders Seiteneinsteiger, sollten davon absehen mit dem zweiten Band der Serie zu beginnen, denn der Band geht direkt in die Vollen und aufgrund der vielen verschiedenen Protagonisten, die alle ziemlich ähnliche koreanische Namen tragen, kommt es sehr schnell zu Verwirrungen. Plötzliche Sprünge im Handlungsgeschehen erschweren das Verständnis.
Dennoch, einmal "die Fahrt aufgenommen" und in die Handlung hineingefunden eröffnet sich dem Leser eine komplexe und interessante Geschichte mit noch viel interessanteren Figuren. Ab und an streut der Autor sehr poetische Gedanken in seine Erzählung, die zum nachsinnen anregen und eine ganz besonders nachdenklich Atmosphäre schaffen.
Aufgrund der Thematik und der etwas schwer zu folgenden Erzählweise, handelt es sich bei der Serie definitiv um Lesestoff für die älteren Comicliebhaber.

Fazit:
Ungewöhnlicher, aber lesenswerter Comic für Erwachsene, der besonders durch seine komplexe Geschichte und Figuren glänzt.



Kompletter Artikel bei splashcomix (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/5504).

Philipp Schreiber
11.04.2007, 18:12
Klaus Schikowski in Comixene (http://www.comixene.de) über "Blue" von Kirkio Nananan:




Für die Nichtkundigen hallt es wie leeres Geschrei von den Dächern: Der Comic ist tot, die Jugend liest Manga. Am besten noch so werkgetreu wie möglich. Von hinten nach vorne und von rechts nach links. Dabei ist der Begriff Manga doch nur eine Metakategorie für eine Vielzahl von Genres. Dass hier in Deutschland zunächst einmal nur eine geringe Anzahl dieser Genres veröffentlicht wird, dürfte damit jedem klar sein. Die Frage ist nur, wann sich die Verlage an die anspruchsvolleren Formen heranwagen? Nun erscheinen die ersten zaghaften Versuche in dieser Richtung. Sozusagen die Graphic Novels unter den Manga. Huch, da fließt zusammen, was zum Comic gehört.

Der in Japan lebende Franzose Frédéric Boilet, kreierte eine Bewegung welche sich Nouvelle Manga nennt. Dazu hat er eigens ein äußerst interessantes und lesenswertes Manifest (bei boilet.net (http://www.boilet.net/am/nouvellemanga_manifeste_1.html)) geschrieben. Boilet trennt zwischen Mainstream und Autorencomic, wobei er sowohl in Frankreich, USA und Japan die selben Tendenzen sieht. Der Autorencomic grenzt sich vom Mainstream insofern ab, als dass er keine Stereotypen und nicht die immer gleichen nostalgischen Referenzen benutzt. Im Autorencomic geht es um die Vermittlung von anderen, erwachseneren Inhalten und Erzählformen des Comic/Manga/BD.

Die Zeichnerin Kiriko Nananan (Jahrgang 1972) passt wunderbar in dieses Konzept, denn sie macht Josei-Manga. Josei ist für junge erwachsene Frauen gedacht, zumeist von Frauen gezeichnet. Demnach behandelt auch "Blue" vordergründig die Geschichte zweier Mädchen, die sich im letzten Schuljahr näher kommen. Es ist die Zeit der Orientierung nicht nur in Hinsicht auf einen beruflichen Werdegang, sondern auch in sexueller Hinsicht. Es geht um die Unsicherheit von Gefühlen. Und es geht noch um viel mehr in diesem Band. Es ist ein Roman über die Wahl zwischen Tradition und Freiheit. Nananan zeigt äußerst behutsam die Gefühle der beiden Protagonistinnen und ganz sachte deckt sie die Dinge hinter der Oberfläche auf. So entsteht ein beinahe intimes Porträt der einzelnen Figuren und zugleich ein Bild der adoleszenten, modernen japanischen Gesellschaft.

Die Zeichnungen dazu sind stilistisch hochgradig ästhetisch. Nananan benutzt sehr klare Linien und kontrastreiche Kompositionen. Durch die Reduzierung auf die handelnden Figuren und den weitestgehenden Verzicht auf Hintergründe entsteht eine geradezu leise Erzählung. Nananan schafft es eindringlich die Leere zwischen den Personen darzustellen, eine Leere, die sich nicht mit Worten beschreiben lässt.
"Blue" ist ein ganz und gar außergewöhnlicher Manga. Er ist grafisch von hoher Intensität und erzählerisch von geradezu minimalistischer Strenge. Mit diesem Band hat das Unterlabel Shodoku von Schreiber&Leser ein kleines Juwel im Programm.

Doch das wird nicht der einzige Versuch bleiben, den etwas anderen Manga in Deutschland zu etablieren. Der Autorencomic lebt und blüht auf. Auch aus Japan werden noch einige Preziosen der grafischen Erzählung auf die deutschen Leser zukommen. Versprochen!

Philipp Schreiber
11.04.2007, 18:20
Michael Hüster bei ComicRadioShow (http://www.comicradioshow.com/Article2451.html) über Skarbek von Rosinski & Sente.



Ein grandioser Comic von Schreiber & Leser

Ein ganz besonderer zweibändiger Comic-Zyklus ist beim Münchener Comic-Verlag Schreiber & Leser im Programm: Skarbek. Skarbek war für mich eine sehr positive Überraschung, denn viel hatte ich bisher von dem Autoren Sente/Rosinski noch nicht gesehen. Für mich ist die Story um den Grafen polnischer Herkunft namens Skarbek, dessen Geschichte geschickt mit dem literarischen Vorbild von Alexandre Dumas Roman "Der Graf von Monte Christo" spielt, die Beste aus dem historischen Bereich, die ich aus dem franko-belgischen Raum in letzter Zeit gelesen habe.

Die Geschichte beginnt im Jahre 1843 in der berühmten französischen Hafenstadt Saint-Malo: Ein unbekannter Edelmann mit grässlich entstelltem Gesicht steigt zusammen mit seiner schönen schwarzen Dienerin von Bord eines Handelsschiffes, das aus der neuen Welt kommt und reist weiter nach Paris. Der sich als Graf Mieszko Skarbek ausgebende Unbekannte tritt an den renommierten Pariser Kunsthändler Daniel Northbrook heran, der sich einst vor elf Jahren die Exklusivrechte am Gesamtwerk des genialen und viel zu früh verstorbenen Pariser Malers Louis Paulus sichern konnte.

Sein Anliegen: Als großer Bewunderer der Gemälde Paulus’ verspürt er den unbändigen Wunsch, dessen damalige Muse, das Modell Magdalena persönlich kennen zu lernen. Skarbek lässt das sich inzwischen mit Prostitution über Wasser haltende Mädchen in sein Anwesen bringen und eröffnet ihr, dass er der tot geglaubte Louis Paulus ist, zurückgekommen um Rache an dem zu nehmen, der einst sein Leben zerstörtet:

Mit einer geschickt gesponnen Intrige bringt er zwei ehemalige Kunden des Kunsthändlers durch die Hilfe von Magdalena dazu, Northbrook wegen Betruges vor Gericht anzuklagen. Es beginnt eine spektakuläre Gerichtsverhandlung, der das öffentliche Interesse der Presse und der sensationslüsternen Pariser Gesellschaft von Beginn an sicher ist. Graf Skarbek alias Louis Paulus wird als Zeuge vorgeladen, um Licht in das Dunkel seiner Vergangenheit sowie seiner umstrittenen Identität zu bringen…
Begleitet wird dieser Lebensbericht von den ständig anwachsenden Anklagepunkten gegen Northbrook, die parallel zur steigenden Dramatik des Künstlerschicksals von anfänglichem Betrug und Diebstahl über Unzucht und Vergewaltigung bis hin zu Mord immer schwerwiegender werden….

Der Storyverlauf von Skarbek ist unglaublich gut, sehr abwechslungsreich und überraschend. Die Aquarellzeichungen von Rosinski passen ebenfalls sehr treffend zur Story, stellen sie doch einen deutlichen Bezug zum Beruf des Protagonisten her. Außerdem gefällt mir sehr gut, dass in der Handlung zur damaligen Zeit existierende Personen auftreten bzw. genannt werden. Skarbek ist ein sehr schönes Werk, das auch durch seine HC-Aufmachung zu gefallen weiß. Auf jeden Fall einer der besten franko-belgischen Comics der letzten Monate. Und lasst euch überraschen, denn bei Skarbek ist in Wirklichkeit nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint!!! Fazit: Genial!

Originalrezension hier (http://www.comicradioshow.com/Article2451.html).

Philipp Schreiber
07.05.2007, 10:37
Das Stadtmagazin LIVE! (Saarland) über Der Wanderer im Eis und Der Selbstmordclub


Ein japanisches Bergdorf Ende der 20er Jahre; es ist Februar und ringsum alles tief schneebedeckt. Hier lebt ein alter Mann, der noch ganz in der Tradition der Bärenjäger aufgewachsen ist, die einst das Dorf gründeten. Doch seit sein Sohn auf der gemeinsamen Jagd mit ihm von einem gewaltigen Bären getötet wurde, hat sich der alte Mann geschworen, die Jagdschuhe und die Flinte nicht mehr anzurühren - sehr zur Erleichterung seiner Familie, die der Jagd nichts abgewinnen kann. Zumal der Fortschritt mit modernem Ackerbau und Handel auch dieses Dorf erreicht hat, und die Bärenjagd längst keine Notwendigkeit des Überlebens mehr für die Bergbewohner ist.

Doch als einige Männer des Dorfes von einer erfolglosen Jagd zurückkehren und dem alten Mann von einem kolossalen Bären erzählen, der ihnen das Leben schwer gemacht hat, ist der Alte schlagartig merkwürdig verändert und hin- und hergerissen. An der Beschreibung hat er erkannt: Es ist der »Einohrige«, jener mächtige Bär, der vor drei Jahren seinen Sohn getötet hat. Und das ändert alles. Trotz seines Schwurs macht sich der Alte allein auf in die Berge...

Dieserart dramatisch und mit menschlichen Grundkonflikten und -befindlichkeiten aufgeladen sind die Mangaerzählungen, die Jiro Taniguchi in seinem Band »Der Wanderer im Eis« versammelt. Fünf der sechs Geschichten handeln von der Konfrontation mit einer widrigen, aber auch in ihrer Schönheit und majestätischen Erhabenheit überwältigenden Natur. Wer sich mit den ersten beiden Stories noch nicht anfreunden kann (die erste berichtet von - nicht authentischen - Erlebnissen Jack Londons in Alaska, die zweite variiert Motive aus diversen seiner Erzählungen), die beide etwas hölzern und in den Bildern statisch daherkommen, sollte das Buch nicht aus der Hand legen. Mit dem oben erwähnten Bärenjäger-Abenteuer nimmt der Band Fahrt auf und verliert sie nicht mehr bis zum gelungenen Finale, in dem ein Walforscher dem Inuit-Mythos vom »Friedhof der Wale« auf der Spur ist.

Jiro Taniguchi gilt als einer der anspruchsvollsten zeitgenössischen Mangakünstler, und sein Werk, das sich an Literatur und Philosophie orientiert, findet nicht nur in Japan begeisterte Leser, sondern auch in Frankreich, wo seine Arbeiten mit wichtigen Preisen ausgezeichnet wurden. Jetzt hat er endlich den Weg in die erste deutsche Übersetzung gefunden.


Der Alptraum eines jeden Zugfahrers: Wenige Augenblicke vor Einfahrt einer U-Bahn in Shinjuku stellen sich 54 Mädchen in einer Reihe am Bahnsteig auf. Sie kichern, sie flüstern sich zu: »Gleich ist es soweit.« Dann springen sie alle aufs Gleis, und der lange U-Bahn-Zug rollt bremsenkreischend über sie hinweg und hinterlässt ein blutiges Leichenmeer. Ein mysteriöser, kollektiver Massenselbstmord. Aber warum? Und warum gingen diese Mädchen nicht bedrückt in den Tod, sondern offenbar guter Laune?

Mit diesen Fragen beginnt Usamaru Furuya seinen Manga »Der Selbstmordclub«, der uns in ein Milieu vereinzelter japanischer Schülerinnen führt, die aus hoffnungsloser Depression, Ekel und Selbsthass einen Ausweg in einem quasireligiösen Geheimbund suchen, in dem der Tod als Erlösung von den inneren Qualen gepriesen wird.

Usamaru Furuyas abgeschlossener Einzelband ist zwar nicht frei von etwas überzogenen Effekten und Mängeln in der logischen Stringenz, fesselt aber ungemein durch seine atmosphärische Dichte und eine zunehmend beklemmende Abgründigkeit.

Erschienen in Ausgabe 02/2007

Philipp Schreiber
11.05.2007, 13:07
Christian Meyer bei Tiefkultur (http://www.tiefkultur.de/?p=436) über Hino Horror, Der Casanovakomplex und Die Stadt und das Mädchen:

Neue Manga von Hideshi Hino, Yoji Fukuyama und Jiro Taniguchi

Das Sublabel Shodoku des Verlags Schreiber & Leser erweitert seine anspruchsvolle Manga-Offensive mit einer durchgeknallten Horror-Reihe von Hideshi Hino und zwei weniger expressiven Werken von Yoji Fukuyama und dem Meister der leisen Töne, Jiro Taniguchi [...]



Kompletter Artikel bei Tiefkultur (http://tiefkultur.de/?p=436)

Thomas Nickel
14.05.2007, 14:36
Thomas Nickel bei G wie Gorilla (http://www.g-wie-gorilla.de/) über Die Stadt und das Mädchen:


(Fazit)Die Aufmachung des Comics ist exzellent - eine saubere Übersetzung und ein gelungener Druck lassen Die Stadt und das Mädchen in der deutschen Ausgabe sehr wertig erscheinen. Durch die oft weitaus weniger als in anderen Mangas ausgeprägte Dekomprimierung hat der Comic auch weitaus mehr "Fleisch" auf den Rippen als manch anderer Manga - an Die Stadt und das Mädchen liest der aufmerksame Leser weitaus länger als an den aktuellen Bänden von Dauerserien Marke Naruto - und mehr zu sagen, als viele seiner Kollegen, hat Taniguchi ohnehin. Egal, wie ihr zum Thema Manga steht - ob ihr jetzt Fan seid, oder japanische Comics als Klischeeansammlung mit Kulleraugen, giggelnden Schulmädchen und stachelhaarigen Teenagern, die sich gegenseitig verprügeln, abtut, Die Stadt und das Mädchen ist unverzichtbare Literatur für jeden Comic-Leser. Kompletter Artikel bei G wie Gorilla (http://www.g-wie-gorilla.de/content/view/434/11/)

Philipp Schreiber
22.05.2007, 12:30
Brigitte Schönhense auf Splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Sonne und Mond von Kwan Gaya:


"Sonne und Mond", ein ungewöhnlicher Titel für einen noch viel ungewöhnlicheren Manhwa. Der Autor zieht hier sein Ding durch, möchte dem Leser nicht auf Teufel komm raus gefallen, sondern stellt seine Charaktere, seine Geschichte nach seinen Vorstellungen und seinem Geschmack dar. Ein Werk mit richtigen Ecken und Kanten. Das kann dem Leser mehr oder auch minder gefallen.
Das Genre lässt sich im Samurai-, Fantasysektor einordnen, verfeinert mit reichlich Material Arts. Wenn es zu Auseinandersetzungen kommt, dann fliegen auf äußerst spektakuläre und unrealistische Weise die Fäuste. Die Handlung ist gespickt mit makaberen Humor, der nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Vereinzelte philosophisch-angehauchte Gedankenpassagen im Handlungsverlauf heben erfreulicher Weise das Niveau der Erzählung.
[...]

Fazit:
Im Grunde handelt es sich um einen interessanten Comic, der aus dem Manga/Manhwa Allerheitsbrei heraussticht. Wenn man mit Martial Arts jedoch eher weniger anfangen kann und auch nicht auf die niedlichen, großäugigen Schönheiten verzichten möchte, ist man mit diesem Manhwa weniger gut beraten.


Hier die komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/5818).

Philipp Schreiber
31.05.2007, 13:11
Oliver Ristau im Stadtpark (http://www.stadtpark.info/cms/), Stadtmagazin Oldenburg über Red Snake und Bugboy:


»Red Snake & Bug Boy.«
Der japanische Manga-Künstler Hideshi Hino beinflusste die Punk-Bewegung Japans, war an der berühmt-berüchtigten »Guinea Pig«-Filmreihe beteiligt, nennt Dostojewski, Tolstoi und Bradbury als Vorbilder – und James Whales Filmklassiker »Frankenstein«.

So resultiert denn der Horror seiner Werke auch aus der Perspektive des Außenseiters auf die normale Welt, nicht aus seiner Bedrohung für diese. Ein Motiv, das schon Mary W. Shelley in ihrem Roman »Frankenstein« durchspielte.
Beide Geschichten werden aus der Sicht von kleinen Jungen erzählt, die in ihren Welten als von der herrschenden Norm ferne Persönlichkeiten dargestellt werden. Ihr beobachtender Blick auf die verstörenden Ereignisse um sie herum wird grafisch durch hervorquellende Augen, deren Adern hervortreten, noch unterstrichen.
In diesem Zeichenstil, zwischen grotesk dargestellten Figuren und realistischen Handlungsorten, die immer auch Orte der Entfremdung, wie Müllkippen oder Abwasserkanäle sind, spielen sich die blutigen Dramen Hinos ab. Durch seine poetische und einfühlsame Erzählweise aber werden sie zu Kunst, die viel über das Leben aussagt.

Also nicht der durchschnittliche Actionmanga, der auf zwanzig und mehr Bände angelegt ist, sondern hervorragende grafische Literatur. Und das ist mehr, als alles, was sie sonst noch vom Leben erwarten können…

Originalrezension hier (http://www.stadtpark.info/cms/2007/05/29/comic-rezensionen-0607/).

Philipp Schreiber
04.06.2007, 19:00
Bernd Glasstetter bei splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Poison Ivy von Philippe Berthet und Yann:



Story:
Swampy ist ein junges Mädchen in den Sümpfen Louisianas. Dort lebt sie mit ihrem Bruder zu Beginn der Dreißiger Jahre, [...]
[Sie kommt] einer Gruppe Spione auf die Spur, die sie mit den Beeren des Poison Ivy, eines hochgiftigen Efeus füttern. [...] Sie wird über Nacht zur jungen Frau und kann seitdem niemanden mehr küssen, da ihr Kuss fortan giftig ist. Unbeabsichtigt tötet sie drei Männer.
[...]

Meinung:
Name, Kraft, Beides lässt den Leser unwillkürlich an die Superschurkin denken, die Batman immer wieder das Leben schwer macht und vermutlich wird sich Autor Yann auch diese Person zum Vorbild genommen haben. Es dürfte in diesem Zusammenhang spannend sein zu sehen, ob DC irgendwann diese Serie verbieten lässt. Allerdings gibt es nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch zahlreiche Unterschiede, die bei der Unterscheidung der beiden Charaktere sicher hilfreich sein werden.

[...]

Zeichnerisch gesehen ist Poison Ivy eine sehr klassische frankobelgische Serie und das ist auch gut so. Poison Ivy verspricht eine dieser besonderen Agentenserien zu werden, die es nur selten gibt. In Fankreich ist im Mai gerade erst Band 2 erschienen, so dass ein schnelles Vorankommen freilich auch in Deutschland nicht machbar sein wird. Aber andererseits ist es gut, dass Schreiber und Leser sich dafür entschieden hat, diese Sumpfblüte so schnell es geht auch in Deutschland erblühen zu lassen.

Fazit:
Poison Ivy ist ein wirklich guter Agentencomic und der erste Band verspricht sehr viel. Da darf man zu Recht auf die Fortsetzung gespannt sein. Wie gut, dass in Deutschland immer noch ein Platz für solche Perlen aus Frankreich ist.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/5859)

Philipp Schreiber
14.06.2007, 09:41
Koriko bei animey (http://www.animey.net) über Der Selbstmordclub von Usamaru Furuya:



[Usamaru Furuya] ist für seine unglaublich vielseitigen Arbeiten bekannt, die sich von Humor bis Weltuntergang erstrecken können, ebenso zeichnet er sowohl für große, als auch für kleine Underground- Verlage. Der Selbstmordclub erschien 2002 und ist eines seiner düsteren Werke.
31. Mai 2001, 54 Mädchen stellen sich nebeneinander am Bahnsteig auf. An den Händen haltend zählen sie bis drei und als schließlich ein Zug einfährt springen sie alle gemeinsam und werfen sich vor den Zug. Dieses Ereignis lässt nicht nur geschockte und fassungslose Zeugen zurück, sondern auch ein 18- jähriges Mädchen, welches das grausame Unglück wie durch ein Wunder fast unversehrt überlebt. Ihr Name ist Saya und sofort geht die Nachricht ihres Überlebens durch die Nachrichten.

Der Massenselbstmord jedoch bleibt ungeklärt und als das neue Schuljahr beginnt ist Saya sofort das Gesprächsthema Nummer 1. Ihre beste Freundin Kyoko ist sowohl geschockt als auch verunsichert. Sie spürt eine Verändeurng in ihrer besten Freundin, die sie sich nicht erklären kann. Nahezu täglich verändert sich das Mädchen und Kyoko beschließt dem Rätsel auf den Grund zu gehen, um zu verstehen, was diese Änderung in Saya hervorruft.

[...]


FAZIT:
Der Selbstmordclub ist ein kleines Meisterwerk in sich. Die Geschichte ist fesselnd, sehr gut durchdacht und lässt einen kaum eine Möglichkeit das Buch aus den Händen zu legen. Die Geschichte ist zu Beginn noch erzählend und berichtend, im Laufe der Geschichte wird sie aber mehr aus Kyokos Sicht erzählt. Man erfährt über sie von der Kindheit der beiden Mädchen, ihrem engen Verbund und ihrer Freundschaft. Die Story ist durch eingeschobene Erinnerungen immer wieder unterbrochen, die jedoch vieles erklären und gerade Sayas Absturz genau beschreiben. Kyoko, die ihr helfen will wird überzeugend und plausibel dargestellt, ebenso alle anderen Charaktere, die fesselnd in Szene gesetzt sind.

[...]


Der Manga als solcher ist definitiv älterem Publikum zu empfehlen. Die Geschichte ist komplex und teilweise brutal genau erzählt, berichtet über den Massenselbstmord von Oberschülerinnen in Japan und ist teilweise mit Horror udn Mystik gewürzt. Keine leichte Kost, man sollte sich mit dem Lesen Zeit lassen und auch die Bidler auf sich wirken lassen, die mehr sagen können als viele aufwendige Mangabilder anderer Künstler. Weniger ist manchmal mehr kann man zu den Zeichnungen sagen, bei der Geschichte kann man Parallelen zu Dragonhead oder Redrum ziehen, die in eine ähnliche Richtung schlagen.

Wer weg vom Shojo und dem üblichen Einheitsbrei an Mangas will wird unterdessen in Deutschland immer mehr fündig. Der "Selbstmordclub" ist in dieser Richtung eine mehr als lohnende Anschaffung und jeden Cent wert.

Komplette Rezension (http://www.animey.net/reviews/430)

Philipp Schreiber
15.06.2007, 18:50
Jörg Krismann in Comixene (http://www.comixene.de/) 98 über Largo Winch 6 – Dutch Connection von Francq & Van Hamme:



Wenn es im europäischem Comic ein Äquivalent zu den großen Blockbustern gibt, mit denen Hollywood in jedem Sommer die westliche Welt überschwemmt, dann ist dies Largo Winch. Von 1991 bis 1994 erschienen jedoch bei uns nur die ersten vier Bände dieser Serie um einen jungen Mann, der ein milliardenschweres Finanzimperium erbt und damit in die Schusslinie unterschiedlichster Interessen gerät.

Die damalige Ehapa-Ausgabe konnte an die enormen Erfolg im frankobelgischem Raum nicht anschließen – dort erreichen die Bände heute Auflagen von 500.000 Exemplaren und es gab auch schon eine Fernsehserie – und wurde eingestellt. Erst zehn Jahre später gelang es ZACK, diese Erfolgsreihe mit der Veröffentlichung von "Golden Gate" und "Shadow" (Band 11 und 12) zu uns zurück zu holen.

Und in diesem Jahr hat Alles Gute mit der Neuauflage der ersten vier Bände und der Fortsetzung ab Band 5 die Albenveröffentlichung wieder aufgenommen und ermöglicht es nun auch deutschsprachigen Lesern endlich wieder, bei den Geschichten um Largo Winch, den "Milliardär in Bluejeans" mitzufiebern. Der Comic-Hit basiert auf sechs Romanen von Jean van Hamme (Thorgal, XIII), die von 1977 bis 1980 erschienen sind, hat diese in Sachen Anspruch und Komplexität aber längst überflügelt. Jeweils zwei Bände spannen einen Handlungsbogen, in dem Largo Winch sich mit Korruption und finsteren Machenschaften innerhalb der globalen Gruppe W herumschlagen muss. Dabei helfen ihm sowohl seine wilde Jugend als auch die umfassende Ausbildung, die ihm sein Adoptivvater wohlweislich angedeihen ließ.

Nachdem heraus gekommen ist, dass Teile der Gruppe W an internationalem Drogenhandel beteiligt waren, sieht Largo Winch sich in "H" und "Dutch Connection" im Fadenkreuz der Drogenfahnder. War sein Vater an diesen Dingen beteiligt oder versucht jemand, den jungen Milliardär um sein Erbe zu bringen? Wie in jedem ihrer Abenteuer begegnen Largo Winch und sein Kumpel Simon Ovronnaz reihenweise heißen Frauen und finsteren Bösewichten und kommen nur um Haaresbreite mit ihrem Leben davon. Dazu kommen manchmal lange Dialogstrecken, die für die teils sehr komplexen Zusammenhänge notwendig sind, die Zeichner Phillippe Franq aber – wie auch alles andere – packend und realistisch umsetzt.

Es ist erstaunlich, wie wenig man diesem sechsten von bisher insgesamt 14 Bänden sein Alter ansieht. Largo Winch erhebt nicht den Anspruch, hohe Comickunst zu sein, in der Kunst der trivialen, mitreißenden Comic-Unterhaltung ist aber ein Gigant zu uns zurückgekehrt.

Philipp Schreiber
20.06.2007, 11:40
Michael Nolden im comicblog (http://www.comicblog.de) über Poison Ivy 1 & 2 von Philippe Berthet und Yann:



Poison Ivy 1 Sumpfblüte

[...]

Poison Ivy entführt auf amüsante und phantastische Weise in eine Zeit, in der alles möglich war.
Der Startort der Erzählung ist perfekt gewählt. Die Bayous in den USA sind wegen ihrer Abgelegenheit und Urwüchsigkeit ein sehr urtümlicher Flecken Erde, auf die Uhren noch langsamer ticken – so ist jedenfalls die legendäre Sicht auf die Bajous. Hier blüht abseits von New Orleans der Voodoo und die Menschen sehen merkwürdig aus. Einige der Menschen, die in Poison Ivy auftreten, entsprechen genau diesem Klischee. Kleine Anspielungen und Vorkommnisse sorgen für ein deftiges Schmunzeln in den Mundwinkeln. Darunter fallen die erwähnten Ochsenfroschrennen. Wer hier verliert, kann sich auf die Suppe vorbereiten. In die Kategorie der sehr kauzigen Bewohner des Bajous fällt der Gehilfe von Marie Laveau, der immer die Drecksarbeit für sie erledigen muss. Die Auswahl der Zutaten für einen Voodoo-Zaubertrank kann sehr ungewöhnlich sein. (Von den verlangten Mengen einmal abgesehen.) Inmitten eines schönen Abenteuers entsteht so noch die perfekte Comedy.

Verschiedene unheimliche Ereignisse fesseln außerdem an die Geschichte. Swampys Wiedergeburt ist wirklich außergewöhnlich und auch im wahrsten Sinne des Wortes als solche zu erkennen. Hier kann der Einfallsreichtum des Teams Berthet und Yann nur gelobt werden, denn Optik und Erzählung agieren hier optimal Hand in Hand. Zuerst glaubt man sich noch in einer normalen Erzählung. Das Leben im Bajou ist zwar skurril, aber im Bereich des Möglichen. Die Zeichnungen sind glatt, geradlinig, schnörkellos und nichts wird dem Zufall überlassen. Sie transportieren das Gefühl, das beim Betrachten alter Fotografien und Filme aus dieser Zeit entsteht, sehr schön in das Comic-Genre. Das Flair wird durch die naturgetreue Wiedergabe von Fahrzeugen und Flugzeugen gestützt.

[...]

Sechs Engel für Roosevelt starten im Auftakt von Poison Ivy in ein unglaublich gutes Abenteuer, das mit einem hohen Charme-Faktor erzählt wird. Die Spannung und Unterhaltung entstehen hier aus dem großen Spaß, den die Macher bei der Erstellung dieses Comic-Kleinods gehabt haben müssen.


Komplette Rezension Posion Ivy 1 Sumpfblüte (http://www.comicblog.de/2007/06/15/poison-ivy-sumpfbluete/)




Poison Ivy 2 Flying Tigress

[...]

In Poison Ivy 2 – Flying Tigress gehen die Abenteuer der Women On War nahtlos dort weiter, wo sie in der ersten Ausgabe endeten. Philippe Berthet und Yann erlauben sich neben einem ordentlichen Abenteuer-Feuerwerk einige Anspielungen auf bekannte Figuren aus Historie, Film und Comic.

Der rothaarige Pilot, der den W.O.W. das Leben rettet, erinnert ein wenig an Sonny Tuckson aus den Rex Danny-Comics. (Manchmal auch Buck Danny genannt.) Witzigerweise heißt der Pilot, der Sonny so ähnlich sieht, auch noch Sonny. Die W.O.W. finden sich bald im Lager der Fliegenden Tiger wieder (auch einst ein Thema bei Rex Danny). In einer ganz kleinen Szene findet sich einer jener Helden, der sogar die Hauptfigur einer amerikanischen Fernsehserie werden durfte. Greg Boyington, auch als Pappy Boyington bekannt, war 1942 erwiesenermaßen Angehöriger der Flying Tigers. Berthet und Yann nutzen die Legende der Jagdflieger für einen kleinen Witz, der das Fliegerass in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.

Gegenüber des ersten Bandes, der sich der Einführung der verschiedenen Figuren, insbesondere der W.O.W., gewidmet hat, ist der Abenteuer-Charakter noch stärker geworden. Wer sich für eine gelungene Mischung aus 3 Engel für Charlie, Indiana Jones, Agenten-, Kriegs- und Mystery-Abenteuer begeistern kann, liegt mit der Lektüre der Fortsetzung von Poison Ivy goldrichtig. Oben drauf gibt es noch eine gute Portion Humor und fertig ist der Lesespaß.

[...]

Zuerst macht die Geschichte einen verschachtelten Eindruck. Schließlich werden verschiedene Handlungsstränge verfolgt. Aus der ursprünglichen Mission wird sehr schnell eine Rettungsaktion, bis es wieder in den Endspurt geht, der in eine Materialschlacht mündet. Die Zeichnungen und die schlichte, aber sehr plastische Kolorierung geben den Bildern Trickfilmcharakter.

Für die W.O.W. ist es dank ihres Mentors Roosevelt noch lange nicht das Ende. Auch für Tinkleberry und seinen Freund ist die Geschichte noch nicht aus – ihr Schicksal muss sich noch aufklären. Ein rasantes Abenteuer mit viel Spaß und spannenden Wendungen erzählt.



Komplette Rezension Posion Ivy 2 Flying Tigress (http://www.comicblog.de/2007/06/19/poison-ivy-flying-tigress/)

Philipp Schreiber
21.06.2007, 20:53
Michael Hüster bei der comicradioshow (http://www.comicradioshow.com) zu Largo Winch 7 und 8: "Makiling" und "Tiger" von van Hamme und Francq:



Rasanter Action-Thriller aus der Welt der Hochfinanz

Zwei neue Bände aus der Erfolgsserie von van Hamme und Francq
Bei Alles Gute! erschienen zwei weitere Bände aus der Erfolgsserie des Autorenteams van Hamme und Francq. Im Mittelpunkt der Serie steht der Abenteurer Largo Winczlav, genannt Largo Winch.
Als Erbe eines weltweite operierenden gigantischen Firmenimperiums, der Gruppe W, gerät er in die Welt der Hochfinanz, einer Welt voller Lügen, Intrigen und gewalttätigen Auseinandersetzungen, die ihm und seinen Freunden so manches actionreiches Abenteuer, aber auch viele schöne Frauen beschert.


[...]

Jean van Hamme hat sich von den Ereignissen leiten lassen, die in Birma Mitte der neunziger Jahre vorgekommen sind. Das Szenario enthält viele Hinweisen auf die Militärdiktatur in Myanmar. Geschichtlicher Hintergrund: Myanmar ist gemäß Verfassung eigentlich eine Republik. Seit 1988 regiert jedoch de facto ein Militärregime, dem repressive Maßnahmen gegen politische Gegner, ethnische Säuberungen/Zwangsumsiedlungen und Zwangsarbeit zur Last gelegt wird.

Er erwähnt außerdem die damit verbundenen Belastungen der politischen Beziehungen zwischen den USA und dem Regime von Mynamar. Seinerzeit wurde eine zweifelhafte Opposition durch die CIA unterstützt, ohne Rücksicht darauf, dass Mitglieder dieser Opposition eine führende Rolle im Opiumhandel des „Goldenen Dreiecks“ spielten“.
Dieses führte schließlich zu einem handfesten Skandal, zu dem amerikanische Zeitungen eine Reihe von Artikeln veröffentlichten, in denen die CIA angeklagt wurde, mit dem Teufel zu paktieren.

Jean van Hamme hat mit Makiling und Tiger erneut einen mitreißenden Zyklus geschrieben. Der Held tritt wieder mit den ihm eigenen, sehr persönliche, aber bewährten Methoden in Aktion. Philippe Francqs Zeichnungen beeindrucken durch dynamisch dargestellt Actionszenen und sehr schönen Zeichnungen von historischen Monumenten und tropischen Landschaften.

Kurz gesagt, findet man in diesem Zyklus alle Zutaten wieder, die den Erfolg der vorhergehenden Alben ausmachten: Adrenalin, Erotik und ein Happy End! :-)


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2489.html)

Philipp Schreiber
29.06.2007, 11:35
Martin Höche bei der comicradishow (http://www.comicradioshow.com) über Blue von Kiriko Nananan:




Liebe lieber ungewöhnlich

Das japanische Schulsystem ist leistungsorientiert und unerbittlich, sprich: knüppelhart. Die hohe Selbstmordrate unter japanischen Jugendlichen kein Geheimnis. Die hohen Anforderungen des Leistungsdrucks streift Kiriko Nananans Manga Blue zwar nur am Rande und doch sind sie in der stark autobiographisch gefärbten Geschichte der Schülerin Kayako Kirishima immer präsent. Es ist eine melancholische Geschichte, die von Freundschaft, Liebe und Leid handelt – Es ist ein Blues, wie ihn John Lee Hooker nicht trauriger hätte singen können: Traurig, aber schön.


[...]

Abseits vom actionlastigen Mainstream-Manga entwickelt Kiriko Nananan eine zarte Liebesgeschichte frei von Kitsch und den üblichen Lesbenklischees. In sehr klaren, manchmal unterkühlten Bildern wird die Handlung vorangetrieben. Nicht das Gezeichnete, Offensichtliche ist entscheidend, sondern was zwischen den Bildern passiert. Es ist die Kunst der Übergänge, bei der die Wahrheit oft unausgesprochen bleibt und doch allgegenwärtig ist. Blue ist ein Kleinod unter den Mangas: Selten und gerade deshalb so wertvoll.


Mehr in der kompletten Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2493.html)

Philipp Schreiber
02.07.2007, 14:30
Ein online Dossier bei TheTitle (http://www.the-title.com) u.a. zu Die Stadt und das Mädchen, Casnovakomplex und Blue:



Die Welt ist ein Märchen ist die Welt
Manga heissen in Japan die sich millionenfach verkaufenden Comics. Unter den verschiedenen Genres sind besonders jene faszinierend, welche sich mit Frauen beschäftigen und von Frauen kreiert werden, zumal es in der japanischen Literatur auch glänzende Autorinnen gibt, die sich in ihrem Werk auf Manga beziehen. Gedanken zu neueren und neuesten Werken.
[...]

Kompletter Artikel (http://www.the-title.com/ausgabe-0607/comic.html) (Der Casanovakomplex (http://www.the-title.com/ausgabe-0607/comic/manga/manga-3.html), Dies Stadt und das Mädchen (http://www.the-title.com/ausgabe-0607/comic/manga/manga-8.html), Blue (http://www.the-title.com/ausgabe-0607/comic/manga/manga-13.html))

Philipp Schreiber
02.07.2007, 14:45
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Hino Horror 1 Red Snake von Hideshi Hino:



Das große Kribbeln Teil 1

[...]

Alle Mitglieder dieser Familie bringen illustre Spleens ins gemeinsame Familienleben ein. Abgesehen vom Erzähler, einem kleinen Jungen, der sich nichts sehnlicher wünscht, als das merkwürdige Haus zu verlassen. Ein absolut nachvollziehbarer Gedanke, denn in den Wänden scheint das Böse zu lauern. Aber eine Flucht ist leichter gesagt als getan. Alle Versuche enden in einem undurchdringlichen Wald, der mindestens genauso bedrohlich wie das Haus selbst ist.

[...]

Aus der Perspektive eines unschuldigen Kindes entwickelt Hideshi Hino seine Geschichte von der roten Schlange. Die gängige Kategorisierung von Gut und Böse ist vollständig aufgehoben. Hier gibt es keine Helden, die sich im ehrenhaften Kampf gegen die Schergen des Schreckens beweisen müssen. Die Täter sind gleichzeitig Opfer und umgekehrt. Jeder kämpf gegen jeden, alle Mittel sind recht. Nur der Junge hat sich seine Unschuld bewahrt, kann sich aber dem Wahnsinn nicht entziehen.

[...]

Red Snake ist zweifellos spannend und furchteinflößend, aber auch ausnehmend brutal und sicherlich nichts für schwache Nerven. Es ist ein bildgewaltiger, drastischer Reigen des Grauens. Im Mittelalter wäre man für solche Phantasien gewiss verbrannt worden. Hideshi Hino riskiert einen Blick in die Abgründe des Menschseins und lässt den Leser mit Ratlosigkeit und Gänsehaut zurück. Eine Melange aus Kafka und Poe, abgerundet mit einer Messerspitze Texas Chainsaw Massacre.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2496.html)

Philipp Schreiber
03.07.2007, 10:52
Lars Wilhelm in AnimaniA (http://www.animania.de/) 07/2007 über Die Stadt und das Mädchen von Jiro Taniguchi:



Die Lichter der Großstadt
Ende 2006 erschien hierzulande die spannende Kurzgeschichtensammlung Der Wanderer im Eis (s. AnimaniA 11/2006) des Manga-kas Jiro Taniguchi. Ebenfalls aus der Feder des Autors stammt der atmosphärische Krimi Sôsakusha aus dem Jahr 1999. Über Shodoku, das Manga-Label des Verlags Schreiber & Leser, wurde der Einzelband nun auch bei uns unter dem Titel Die Stadt und das Mädchen veröffentlicht.

Der Einsiedler Shiga lebt zurückgezogen in einer Hütte im Gebirge Japans. Sein einziges Hobby ist das Bergsteigen, und er liebt sein abgeschiedenes Dasein jenseits des Trubels der modernen Welt. Eines Tages jedoch bekommt Shiga einen Anruf von Yoriku, der Frau seines zwölf Jahre zuvor tödlich verunglückten Freundes und Bergsteigerkollegen Sakamoto. Völlig aufgelöst erzählt sie ihm, dass ihre vierzehnjährige Tochter Megumi nach der Schule nicht nach Hause gekommen ist. Ohne Umschweife macht sich Shiga auf den Weg nach Tokio, hat er doch Sakamoto einst versprochen, auf dessen Frau und Kind aufzupassen, falls dem Freund jemals etwas zustoßen sollte.

Auf der Suche nach Megumi wird der Einzelgänger mit einer ihm fremden Welt konfrontiert: dem modernen Großstadtleben. Von den urbanen Gebräuchen und Marotten irritiert, verfolgt Shiga aber dennoch hartnäckig jede noch so kleine Spur, die ihm Aufschluss über Megumis Verbleib geben könnte. Sein einziger Anhaltspunkt ist zunächst Maki Ohara, eine Mitschülerin Megumis, die vor ihrem Verschwinden mit ihr zusammen war. Nach und nach muss Shiga erkennen, in welch kriminelles Milieu Megumi hineingeraten ist …

Mit seinem Manga Die Stadt und das Mädchen schuf Jiro Taniguchi einen ebenso spannenden wie psychologisch ausgefeilten Großstadt-Krimi. Mit viel Gefühl beschreibt er die Geschichte eines Mannes, der sich getrieben von Pfl icht- und Schuldgefühlen im modernen Häuser- und Straßendschungel Tokios auf die Suche nach der verschollenen Tochter seines toten Freundes begibt. Neben der detektivischen Arbeit muss er sich dabei auch den Dämonen seiner nicht aufgearbeiteten Vergangenheit stellen. Die einfühlsam konzipierten Charaktere agieren vor sehr akribisch illustrierten Handlungsorten. Besonders gut getroffen sind dabei die realistischen Darstellungen von Tokios Trendsetter-Viertel Shibuya. Aber auch die weiten Berge, die den Kontrast bilden zur klaustrophobischen Enge des städtischen Settings, sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Action-Szenen sind spärlich gesät und kommen nur an Stellen zum Zuge, an denen sie der Entwicklung der Geschichte dienen.

Wer Wert legt auf gut durchdachte, spannende Plots mit ernstem Tenor sowie hochwertige Zeichnungen und ausgefeilte Figuren, der sollte hier zugreifen. Eingefl eischte Fans von Jiro Taniguchi dürfen sich auch weiterhin freuen. Im August 2007 erscheint bei Carlsen Vertraute Fremde, und im Februar 2008 plant der Verlag die Veröffentlichung von Die Sicht der Dinge.

Auch Shodoku setzt künftig auf die Qualität des Manga-ka und kündigt ein weiteres Jiro-Taniguchi-Release an: Die deutsche Version des Mangas Kami no sanrei (S. 36), der 2005 auf dem Internationalen Comicfestival in Angoulême mit dem Preis für das beste Artwork ausgezeichnet wurde, soll noch 2007 hierzulande erscheinen. (lw)

Philipp Schreiber
04.07.2007, 11:43
Michael Nolden im Comicblog.de (http://www.comicblog.de) zu Largo Winch 7, 8 und 15:



[...]
Basierend auf der Romanfigur Largo Winch, erschaffen von Jean van Hamme, ist eine Comic-Reihe entstanden, die in bester Tradition das Thriller-Genre in der Comic-Welt fortführt.
[...]

Komplette Rezension Largo Winch 7 - Makiling (http://www.comicblog.de/2007/06/29/largo-winch-makiling/)



[...]
Unter dem vorangestellten Motto von Albert Camus Das Ziel rechtfertigt die Mittel, aber wer rechtfertigt die Ziele? lässt sich tatsächlich die Leitschnur beschreiben, die sich durch den gesamten Band zieht. Jeder Akteur verfolgt seine eigenen Ziele und nicht jedes ist edel, nicht einmal das eines Largo Winch.
[...]
Komplette Rezension Largo Winch 8 - Tiger (http://www.comicblog.de/2007/06/30/largo-winch-tiger/)




[...]
Der Reichtum hat Largo Winch kein Glück gebracht. Zu viele Menschen halten ihn für einen Emporkömmling und für noch mehr Menschen gilt es, mit Largo eine Rechnung zu begleichen.
[...]
Komplette Rezension Largo Winch 15 - Hüter des Tao (http://www.comicblog.de/2007/07/02/largo-winch-hueter-des-tao/)

Philipp Schreiber
04.07.2007, 15:12
Pride of Korea (http://www.pride-of-korea.de) zu Sonne und Mond von Kwan Gaya:



Gleich vor weg. Was uns hier aus Korea präsentiert wird ist mehr als ein außergewöhnliches Werk, sowohl zeichnerisch als auch erzählerisch. Zeichnungen und Geschichte sind sehr derb. Der Humor wird nicht jedermanns Geschmack sein. Gerne wird mal mitten im Kampf den Gegner in den Mund gepinkelt, in groß Aufnahme ein Pferd beim kacken betrachtet und vieles mehr, also sehr gewöhnungsbedürftig (Darum will ich zimperliche Leser gleich vorab warnen). Die Zeichnung ist im absoluten Einklang mit der Erzählweise. Das ganze kommt sehr ungeschliffen rüber und teilweise stillos. Der Held selber ist wahrlich alles andere als ein Held. Er redet nicht viel. Schläft dauernd. Pinkelt gerne. Also ein ungehobelter Lausebengel.

Trotz alle dem schafft das Comic eine ganz einzigartige Atmosphäre zu erzeugen, die den Leser in seinen Bann ziehen kann. Das in Worte zu fassen ist schwer. Die Figuren sind alle samt sehr überzogen dargestellt und werden in sehr starken Karikatur-Stil gezeichnet. Manchmal wirkt das ganze sehr plump inkl. Zeichnung und Geschichte, aber man sollte sich nicht täuschen lassen. Den dieses Comic ist zwar sehr grob hat aber durchaus eine gute Geschichte und zeichnerisch eine gewisse Dynamik die zu überzeugen weiß. Hier wird nichts glorifiziert.
[...]



Komplette Rezension (http://www.pride-of-korea.de/buecher/uebersicht/Sonne-und-Mond.html)

Philipp Schreiber
12.07.2007, 17:35
Thomas Dräger bei parnass (http://www.parnass.scram.de) über Hino Horro 1 Red Snake von Hideshi Hino:



Hat sich schon mal jemand gefragt, warum in amerikanischen Teeni-Splatter Filmen die Mädels immer wie Models aussehen? Natürlich, bevor sie sinnentleert aufgeschlitz werden. Jetzt gehört das Genre Horror nicht den Amerikanern alleine, auch in Deutschland gibt es Genre-Klassiker wie GZSZ aber wie man Horror so richtig bedrohlich macht wissen die Asiaten. Vielleicht liegt es in der Tradition. In Japan werden auch Bohnen und Reis klein gemahlen, da sind zerquetschte Menschen nicht weit weg.

Hideshi Hino ist ein Meister des Grauens. Das beginnt schon mit seiner Internetseite. Die Startseite ist völlig unleserlich. Aber da fängt der Horror erst an.

[...]

Freunde des schmuseligen Liebesmangas sollten diesen Band nur mit Vorsicht zu Gemüte führen, Hino macht Comics die verstören wollen und können.


Komplette Rezension (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2274)

Philipp Schreiber
15.07.2007, 11:46
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Hino Horror 2 Bug Boy von Hideshi Hino:



Das große Kribbeln Teil 2

[...]

Außenseiter haben ein bemitleidenswertes Schicksal, dessen Grundlage üblicherweise schon in der Schule gelegt wird. Sie tragen komische Klamotten, sind eher dümmlich oder das genaue Gegenteil, werden in der Schulmannschaft zuletzt gewählt und müssen dann auch noch im Tor stehen.

[...]

Bug Boy ist die Geschichte des japanischen Grundschülers Sanpei. Er ist ein bisschen schwächlich und hasst die Schule. Freunde hat er nicht. Er ist ein Freak, der klassische Außenseiter. Aber warum? Weil sein Hobby alles andere als gewöhnlich ist: Sanpei hat eine Vorliebe für Raupen, Würmer, Maden, Käfer, Schlangen und Ratten. Seine tierischen Gefährten nimmt er überall mit hin – weder Mitschüler oder Lehrer, noch seine Familie finden das besonders witzig. So wird er ausgegrenzt. Indem er sich mehr und mehr zurückzieht, grenzt er sich schließlich selber aus.

[...]

Natürlich ist Bug Boy die Geschichte von Sanpeis Verwandlung. Mehr noch ist es eine Parabel darüber, wie die Gesellschaft mit Außenseitern umgeht. In der Schule ausgemustert, bietet nicht einmal die Familie mehr Rückhalt. Selbst dort herrscht der blanke Egoismus: Vater denkt nur an seine Beförderung, der Bruder nur an die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium. Sanpei ist als Insekt nur im Wege. Wie soll man dem hochverehrten Chef auch erklären, dass der Sohn so gänzlich anders geraten ist? Statt offen und ehrlich damit umzugehen, wird das Problem totgeschwiegen, mit Betonung auf tot. Und die Moral? Beim nächsten Mal den Spinner als Mittelstürmer aufstellen.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2503.html)

Philipp Schreiber
03.08.2007, 11:38
Michael Hüster bei der comicradioshow (http://www.comicradioshow.com) zu Die Reise nach Tulum von Milo Manara:



Ein bemerkenswertes Autorenteam

Das Album „Die Reise nach Tulum“ gehört sicher zu den ungewöhnlichsten, aber auch interessantesten Werken im Programm des Münchener Verlags Schreiber & Leser. Eigentlich ist der Band eher Comic-Kunst als Mainstream und so gar nicht typisch Manara. Zwei der großen Visionäre der europäischen Kultur fanden mit „Die Reise nach Tulum“ zu einer seltenen Zusammenarbeit: Milo Manara, der leidenschaftliche Anarchist und Erotiker, hat aus einem Szenario des italienischen Regisseurs Federico Fellini einen sinnenfrohen und hintergründigen Comic-Roman gemacht, in dem es um Mystik und um schöne Frauen geht – und um einen Film, der niemals gedreht wurde.

Fellini zu den Umständen, die zu der Zusammenarbeit mit Manara führten: „Eines Tages kam Milo zu mir und fragte mich schüchtern, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er meine Geschichte, die Reise nach Tulum, die er im Corriere della Sera gelesen hatte, in einen Comic umsetzte. [...]

Und Milo Manara zu der Zusammenarbeit mit Fellini: „Vom ersten Bild an hatte ich das Gefühl, mit angehaltenem Atem einem alchimistischen Experiment beizuwohnen. Fellini hauchte dem Ganzen sacht seinen Geist ein, er ging vom Dialog über die Bilder und auf die Handlung. [...]

Nachdem sich die Handlung zunächst sehr langsam fortbewegt, nimmt sie am Ende immer mehr Fahrt auf. Allerdings ist die Handlung nicht immer leicht verständlich, was Fellini letztlich auch dazu bewegt hat, den geplanten Film nicht zu drehen und es bei seiner Zeitungsgeschichte und diesem Comic zu belassen.
Insgesamt ist es Manara aber doch recht gut gelungen, das ungewöhnliche Szenario von Fellini in einen künstlerisch interessanten Comic-Band zu verwandeln, indem es schlussendlich um die Geheimnisse der alten Seher der Tolteken geht. Auch wenn die „Reise nach Tulum“ kein Erotikband ist, bleiben dem Leser die intimsten Geheimnisse der schönen Helen nicht verborgen.
[...]


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2507.html)

Philipp Schreiber
03.08.2007, 12:01
Thomas Dräger bei Parnass (http://www.parnass.scram.de) über Der Selbstmordclub von Usamaru Furuya:



[...]

„Der Selbstmordclub“ hätte wunderbar ins EMA Programm gepasst. Mystery vom Feinsten mit etwas Horror garniert im grafischen Mangas-für-Ältere-Stil. Das bedeutet keine Blümchen, auch mal hässliche Menschen und ein wenig Splatter. Das sehr Angenehme an diesem Manga ist seine Zurückhaltung bei den harten Szenen. Klar könnte man den Wahnsinn von mehr als 50 toten Mädchen in der U-Bahn auch ganz ohne Blut darstellen, aber Usamaru Furuya geht nicht zu blutlüstern in die offenliegenden Innereien. Angenehm ist auch, dass hier mal eine völlig abgeschlossen wirkende Geschichte auf nur knapp 200 Seiten erzählt wird. Das wirkt von Beginn an überlegt und baut sich logisch auf, eine Eigenheit, die man bei vielen auf endlos konzipierten Serien schmerzlich vermisst.

Ordentliche Zeichnungen für auch gerne erwachsene Leser mit einer sinnvollen und abgeschlossenen Story? Da muss doch ein Haken bei der Sache sein! Ist er auch – es ist der Preis. Mit € 12,95 lässt sich Schreiber & Leser das asiatische Gruseln stattlich bezahlen. Aber der Selbstmordclub ist es trotz des schrottigen und gleichnamigen Films wert.

[...]

Es endet tragisch und doch mit einem nicht so leicht zu bemerkendem Happy End. „Der Selbstmordclub“ ist ein schreiender Appell, sich seiner Freunde bewusster anzunehmen. Das macht der Comic in einer verdammt düster aber für japanische Verhältnisse zarten Art. Das mag ob der detaillierten Bilder des Todes fast zynisch klingen, nur wer sich ein wenig in asiatischem Horror auskennt, kann diese Bemerkung nachvollziehen.

Der feste Kartoneinband in etwas größerem Manga-Format mit den eingeschlagenen Deckeln gibt dem Band auch im Äußeren eine etwas höhere Qualität.

Nicht vom Film täuschen lassen, dieser Manga ist für Fans des düsteren Psycho-Horrors voll zu empfehlen.


Komplette Rezension (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2278)

Philipp Schreiber
03.08.2007, 12:46
Klaus Schikowski und Constanze Döring in Comixene (http://www.comixene.de) über "Der Wanderer im Eis" von Jiro Taniguchi:



Nun endlich liegt auch die erste Veröffentlichung des Japaners Jiro Taniguchi in Deutschland vor. Im Ausland gilt er bereits jetzt als einer der berühmtesten Mangaka und in Angouleme hat er wiederholt Preise gewonnen. Auch wenn es wie eine Litanei wirken mag, kann die Wichtigkeit dieses Autors nicht oft genug betont werden. Denn Taniguchi ist einer der ganz Großen der Comic-Kunst. Er selbst gilt grafisch als Wanderer zwischen den (Comic-)Welten, da seine vom Manga geprägten Zeichnungen starke Einflüsse des frankobelgischen Comic enthalten. Zudem ist er ein grandioser Erzähler, was in der Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel "Der Wanderer im Eis" deutlich wird.

Denn diese 6 Kurzgeschichten deuten schon seine erzählerische Klasse an. Vier der Geschichten sind klassische Abenteuergeschichten im Geiste Jack Londons (der auch als Figur eine Rolle in der ersten Geschichte bekommt), zwei Kurzgeschichten hingegen sind wie autobiographische Erzählungen. Zwar wirkt der Band beim ersten Lesen zunächst nicht allzu homogen, jedoch umfassen aber diese Geschichten auch die zwei großen Leidenschaften des Erzählers Taniguchi: Der Mensch, der sich der gewaltigen Natur hilflos ausgeliefert sieht, und zum anderen die ganz alltäglichen Geschichten, die zumeist aus den Erinnerungen des Autors bestehen. Allerdings findet sich in all diesen Episoden eine Spiritualität wieder, der Glaube an ein 'Hinter-den-Dingen-Liegendes', was sich sowohl in der Natur manifestiert, aber auch im Alltag.

Die Figuren sind mit sehr klarem Strich gezeichnet, wohingegen die Naturabbildung mit vielen Details versehen ist. Taniguchi ist ein hervorragender grafischer Erzähler. Die kurzen Bildintervalle, wie sie oft im Manga für Beschleunigung gebraucht werden, nutzt er meisterlich, um den Figuren Tiefe oder den Geschichten Atmosphäre zu verleihen. Weitere Werke werden im nächsten Jahr bei Carlsen erscheinen. Aber schon dieser Band zeigt, was von diesem Zeichner noch zu erwarten ist. Taniguchi könnte der Missing Link zwischen dem europäischem Comic und dem Manga sein.

Philipp Schreiber
03.08.2007, 12:59
Brigitte Helbling in der Berliner Zeitung (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung) vom 21.07.2007 über Jiro Taniguchi:



Man muss nicht immer brüllen
Der japanische Manga-Zeichner Jiro Taniguchi erschafft Bilder der Langsamkeit und der Stille


Wer seine wahren Gefühle ausdrücken will, sollte das besser beherrscht und überlegt tun, anstatt immer gleich alles herauszubrüllen." So hat der Manga-Zeichner Jiro Taniguchi einmal seine Haltung zur emotionalen Befindlichkeit von Strichmännchen erklärt. In Japan sehen das viele seiner Kollegen bekanntlich ganz anders: Gut lesbare Gesichtsakrobatik gehört im Manga zur Grundausstattung der handelnden Figuren. Aber die emotionale Diskretion ist nicht das einzige, was Taniguchis Bildwelten von denen vieler Landsleute unterscheidet. Statt 100 Seiten pro Monat schafft er vierzig, die Details der Geschichten entwickelt oder verändert er gerne noch während des Zeichnens. In einem auf Fastfood-Lektüren ausgerichteten Markt ist Taniguchi zuständig für die Verköstigung der Feinschmecker.

[...]

Nun gibt es Taniguchi endlich auch auf Deutsch. Den Anfang hat im vergangenen Jahr der Schreiber-und-Leser-Verlag gemacht, mit der Geschichtensammlung "Der Wanderer im Eis". Die Titelerzählung spielt mit einem unvollendeten Text von Jack London, die Abenteuer liegen in der Erfahrung von Wildnis. Die zweite Taniguchi-Veröffentlichung von Schreiber und Leser, "Die Stadt und das Mädchen", trägt die Wildnis in die Großstadt, wo Bergsteiger ein Hochhaus erklimmen, um ein Mädchen aus den Fängen eines Psychopathen zu befreien. Beide Bände sind nach japanischer Art von hinten nach vorne zu lesen. Geübte Manga-Leser - auf die diese Auswahl auch ausgerichtet scheint - werden damit keine Probleme haben.

Der Carlsen Verlag dagegen hat sich mit seiner ersten Taniguchi-Übersetzung, die im August erscheint, für die westliche Leserichtung entschieden. Damit wird "Vertraute Fremde", ein über 400-seitiger Comic-Roman, auch den traditionell sozialisierten Comic-Leser ansprechen. Umso besser. Das Werk gehört zu den interessantesten Graphic Novels der letzten Jahrzehnte.

[...]

Jiro Taniguchi feiert am 12. August seinen 60. Geburtstag. Man sieht ihm das Alter nicht an. In seiner Arbeitskleidung, T-Shirt und Jeans, mit den braunen Koboldaugen hinter der randlosen Brille wirkt er selbst wie in einer faltenlosen Jugendlichkeit stehen geblieben, trotz des grau-weißen Schnauzbarts, trotz der buschigen Augenbrauen. Bedächtiges Comiczeichnen hält jung. In Japan erreicht Taniguchi eine vergleichsweise kleine Leserschaft. Im frankobelgischen Raum dagegen hat er als kultureller Botschafter einer Manga-Richtung, die ruhiges Alltagsgeschehen zur Poesie erklärt, die Entwicklung des einheimischen Comicschaffens seit einem Jahrzehnt wesentlich mitgeprägt. Das belegen Auszeichnungen wie beim Festival in Angoulême, das zeigen die Gemeinschaftswerke mit den westlichen Kollegen.

[...]


Kompletter Artikel (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0721/feuilleton/0014/index.html?group=berliner-zeitung&sgroup=&day=today&suchen=1&keywords=taniguchi&search_in=archive&match=strict&author=&ressort=&von=01.01.2007&bis=)

Philipp Schreiber
04.08.2007, 13:03
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Die Stadt und Das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33#tag244) von Jiro Taniguchi:



Die Stadt ruft

Jiro Taniguchi hat ohne Frage einen Faible für Menschen in Extremsituationen, wie er den deutschen Lesern bereits in Der Wanderer im Eis unter Beweis gestellt hat. Die Stadt und das Mädchen ist ein paar Jahre älter und jetzt auch in deutscher Übersetzung erhältlich. [...]

[...]

Und wieder mal ist es die Großstadt, die den Handlungsrahmen für eine Story vorgibt. Es ist der Moloch der Moderne, ein Menschenverschlinger. Es ist das Thema überhaupt, unzählige Male variiert. Die Stadt und das Mädchen bildet da keine Ausnahme. Aber es ist eine gute, ja großartige Variation. Es ist gar nicht so sehr entscheidend, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird. Beeinflusst durch den frankobelgischen Comic, gelingt Jiro Taniguchi eine Darstellung von Tokio, die ihresgleichen sucht. Die Linienführung ist einfach und klar, eben dadurch ist sie realistisch. Die Szenerie von Häuserschluchten und Hinterhöfen, der Gegensatz von Bergwelt und Stadtwelt, die Ratlosigkeit und Verzweiflung, aber auch die Kälte und Brutalität der Charaktere: Wirklich alles ist bis ins letzte Detail stimmig.

Da stört es auch nicht weiter, dass das Ende ein wenig an den Karabinerhaken herbeigezogen zu sein scheint. Selbst dieser finale Showdown, so übertrieben er wirkt, kann gar nicht anders sein. Nur so stimmt das Gesamtbild und macht die Geschichte komplett. Spannend ist sie allemal. Mehr davon.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2506.html)

Philipp Schreiber
16.08.2007, 18:20
Björn Backes bei Buchwurm (http://www.buchwurm.info) über "Poison Ivy" von Berthet und Yann:



[...]

Persönlicher Eindruck

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Darüber sollten sich Fans anspruchsvollerer Comics aber erst einmal keinen Kopf machen, sondern stattdessen diesen reizenden Auftaktband in vollen Zügen genießen. "Poison Ivy – Sumpfblüte" ist nämlich ein allzu außergewöhnliches Comic-Vergnügen, gespickt mit Versatzstücken ganz verschiedener Genres und dabei dramatisch, witzig und sehenswert zugleich. Dabei besticht vor allem der unkonventionelle Aufbau der Story, die sich nach dem behäbigen Auftakt blitzschnell in ein rasend fortschreitendes Spektakel verwandelt, dessen Charaktere nicht nur eigenartig und seltsam, sondern gleichsam auch völlig faszinierend sind.

[...]

Dass nebenbei dann auch noch ein geschickt geformter Spannungsbogen konstruiert wird, spricht für das Talent des Autors und die Klasse des Debüts. Yann und sein fabelhaft aufgelegter Kollege Berthet, der ganz deutlich von der französischen Schule beeinflusst wurde, haben hier etwas geschaffen, das selbst im Bereich der Action-Comics ziemlich originell und andersartig erscheint, dabei absolut nicht klischeebesetzt und zu guter Letzt auch noch mit einem gesunden Humor ausgestattet ist. Dazu kommen Figuren, die einem auf ganz merkwürdige, unbeschreibliche Art und Weise ans Herz wachsen und sich wohlig von den ausgetretenen Standards in diesem Genre distanzieren. Solche Innovationen sind natürlich immer willkommen und werden nicht nur mit einem Lob, sondern vor allem auch mit einer ganz saftigen Empfehlung bedacht. "Poison Ivy" verspricht bereits jetzt, eine echte Hammer-Serie zu werden, so dass man nur hoffen kann, dass DC sich zurückhalten und die Vergabe des Titels tolerieren. Gar nicht auszudenken, was der Leser sonst verpassen würde ...


Komplette Rezension (http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=4019)

LeGuy
20.08.2007, 19:57
Hino Horror 1 und 2 bei Comicgate (http://www.comicgate.de):

Hino Horror ist sicher nichts für Leser mit schwachen Nerven und empfindlichem Magen. Wer aber ungewöhnliche Horrorcomics sucht und auch bereit ist, sich mal zu ekeln, kommt hier voll auf seine Kosten. Diese Reihe dürfte mit zum Heftigsten gehören, was in diesem Bereich erschienen ist. Gut zwanzig Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung in Japan sind diese fiesen Perlen des Makabren nun auch auf deutsch verfügbar.

Hier geht's zur Rezi (http://www.comicgate.de/content/view/779/51/)

schreiberleser
29.08.2007, 09:23
Björn Backes bei Buchwurm (http://www.buchwurm.info) über "Poison Ivy 2: Flying Tigers" von Yann / Berthet:




[...]

Persönlicher Eindruck

Dem äußerst sympathischen Auftakt der neuen Reihe beim Schreiber & Leser-Verlag folgt im zweiten Teil bereits eine ziemlich skurrile, teils auch recht durchgeknallte Fortsetzung, bei der die Handlung weitestgehend vom makaberen Humor des Autors geprägt wird und beinahe die gesamte Ausrichtung der Story auf den außergewöhnlichen Situationen, die infolge dessen entstehen, fußen lässt.

[...]

Daher darf man sich zu guter Letzt auch gerne zum Resümee hinreißen lassen, dass diejenigen, die "Sumpfblüte" jüngst in ihrem Favoritenkreis Einlass gewährt haben, "Flying Tigers" höchstwahrscheinlich gar nicht mehr entkommen lassen wollen. Ein ganz spezieller Humor mag zwar gewissermaßen als Voraussetzung für die innige Beziehung zum zweiten Teil von "Poison Ivy" gelten, doch da ein solcher unter Comic-Fanatikern definitiv zum Handgepäck gehört, ist dieser Hinweis fast schon wieder hinfällig. Nun denn, Freunde des intelligenten Humors, hier erwartet euch eine neue Herausforderung!


Komplette Rezension bei Buchwurm (http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=4046)

schreiberleser
29.08.2007, 09:28
Zuzanna Jakubowski im goon Magazin (http://goon-magazine.de) über den "Casanova Komplex" von Yoji Fukuyama:



Next Stop Uroshima

Yoji Fukuyama zeichnet in »Der Casanova Komplex« ein groteskes Sittenportrait

Die Liebe älterer Herren zu jungen Mädchen in blau-weißer Schuluniform ist ein breit verbreitetes Japan-Klischee mit allzu realen Wurzeln in der Teenage-Prostitution und Pädophilie, die – mal mehr, mal weniger selbstreferentiell – in Mangas immer auch aufzufinden ist. Yoji Fukuyama, dessen Manga »Mademoiselle Mozart« erfolgreich als Musical aufgeführt und dessen von der konzisen Form des Haiku inspirierter Band »A Day in the Life of Mr. F« 2001 mit dem Japan Media Art Preis ausgezeichnet wurde, nimmt sich dieser Klischees kritisch an und überzieht sie in einem furiosen Spektakel. Ein namenloser älterer Herr steigt durch Zufall in der Provinzstadt Uroshima aus dem Zug. Der Name der Stadt spielt dabei auf ein in Japan allseits bekanntes Märchen vom armen Fischer Urashima Taro an, der nach der Rückkehr von einer fantastischen Reise feststellen muss, dass er ein Menschenalter lang von Zuhause fort war. Auch in Uroshima vergeht jede Nacht eine Jahreszeit, und die Realität verschwimmt immer wieder vor den Augen des Protagonisten. Obwohl beunruhigt, findet er sich doch schnell damit ab, denn in der kleinen Provinzstadt wird so viel und so beiläufig gevögelt, wie man sich anderswo die Hände schüttelt. Aber im Paradies der alten Herren sind auch die alten Frauen unersättlich, und so wird der Protagonist schnell selbst zum Opfer der Begierde anderer: Sexphantasien, Kastrationsängste und Splatter-Visionen vermischen sich zu einer höchst grotesken und ironischen Höllenfahrt eines alternden Casanova.


Rezension bei goon Magazin (http://goon-magazine.de/index.php/2007/08/26/yoji-fukuyama/#nav)

Philipp Schreiber
03.09.2007, 20:51
Thomas Dräger bei parnass (http://www.parnass.scram.de) über "Verbotenes Glück" von Griffo / van Hamme:



Beim ersten Durchblättern wirkt dieser Comic sehr alt. Der Eindruck bleibt auch nach dem Lesen erhalten, aber von einer anfänglich „naja, wirkt das alt“ wandelt sich das Gefühl um den sachlich richtigen Ausdruck „alt“ in eine „so gut waren alte Comics“ Einsicht.

[...]

„Das verbotene Glück“ ist und will eine gezeichnete Version der in Huxleys Buch präsentierten Dystopie sein. Aber van Hamme ist sehr viel näher an der Realität, was dem Leser nach nur wenigen Seiten fast schmerzlich bewusst wird. Der Comic liest sich wie eine leicht ironisch/satirisch übersteigerte Version der deutschen Version des realen Kommunismus, bleibt aber nicht im für Wessies ungefährlichem weil nicht gelebten Osten. Ferien gibt es auf Zuteilung, wer viel fragt wird ausgegrenzt, wer der Idee des Staates nutz, wird durch Privilegien belohnt. Andersdenker werden subtil aber erbarmungslos aus der Gesellschaft gedrängt. Da stößt einem das Wasserjoggen im massenkompatiblen Billigurlaub aus der Dauerfernsehwerbung doch bitter auf - ist „Das verbotene Glück“ wirklich nur eine erfundene Geschichte?

[...]

Alles Gute bringt in der Gesamtausgabe die schon bei Feest begonnene Albenreihe zum Ende. Als Einzelbände waren die beiden ersten Bände mit ihren losen Episoden etwas zu lehrmeisterlich und der dritte Band wäre deplatziert wie eine verspätete Entschuldigung. Als Gesamtausgabe wirkt alles geplant und rund - wieder ein angenehm alter Aspekt bei der heute auf Fortsetzungszwang designten Produktionen auch aus Frankreich. Van Hammes Schlusswort aus dem Jahr 2000 ist beruhigend kritisch. In angenehmen Ton deutet er auf die immer noch aktuelle Aussage seiner fast dreißig Jahre alten Geschichte hin.


Für Freunde des gesellschaftskritischen Science-Fiction im Stil der Klassiker „1984“ und „Schöne neue Welt“ mit ausdrücklicher Leseempfehlung.


Komplette Rezension (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2290)

Philipp Schreiber
05.09.2007, 10:20
Bernd Glasstetter bei splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Die Stadt und das Mädchen von Jiro Taniguchi:



Story:
Als die 14-jährige Megumi Sakamato in Tokio verschwindet, wendet sich ihre Mutter an einen alten Freund der Familie, Takeshi Shiga.
[...]

Meinung:
Jiro Taniguchi ist ohne Frage ein Star des japanischen Comics und begeistert immer wieder durch seine Graphic Novels. Ob „Vertraute Fremde“ oder das hier veröffentlichte „Die Stadt und das Mädchen“, Taniguchi erzählt Geschichten, die ans Herz gehen und die so ganz anders sind, als alles, was man im Mangabereich zu kennen meint. Die typischen Stilmittel fehlen und das macht es für westliche Leser, die Mangas noch nicht kennen, in diese Form der Comics einzusteigen. Taniguchis Comics sind hier vermutlich die am Besten geeigneten für einen Neueinstieg.

[...]

Die verbissene Suche von Takeshi Shiga ist natürlich die treibende Kraft hinter der Geschichte und es ist mal wieder so, dass man einen Taniguchi nur schwer aus der Hand legen kann. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen, es werden immer wieder neue und interessante Charaktere eingebunden und es wird einfach nie langweilig. Über 300 Seiten zu lesen mag zunächst eine große Herausforderung sein, aber man wird sich wundern, wie schnell man durch das Buch durch ist und wie sehr man gerne wissen würde, was an Geheimnissen nicht offenbart wurde. Taniguchi ist ein Meister der Andeutungen, hinterlässt beim Leser die Annahme, dass da noch etwas ist in dieser Geschichte, das er vielleicht übersehen hat, oder das die Geschichte in eine noch interessantere Richtung treibt.

[...]

Die Zeichnungen wiederum sind eine Klasse für sich. Klare Linien, klar erkennbare Charaktere (was bei Mangas auch nicht selbstverständlich ist) und ein unglaubliches Gefühl für Details zeichnen diese aus.

Fazit:
Taniguchis Geschichten sind unglaublich intensiv erzählt, sie reißen den Leser einfach mit und da ist „Die Stadt und das Mädchen“ keine Ausnahme. Hier darf man einfach nicht vorbei gehen, hier muss man zugreifen. Egal, ob man nun Mangaleser oder traditioneller Leser ist. Man wird einfach begeistert sein. Auch dieser Comic ist einfach ein Klassiker der herausragenden Comic-Erzählkunst.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/6959)

Philipp Schreiber
05.09.2007, 10:25
Stephan Schunck bei splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Der Janitor 1: Der Engel aus Valletta von Boucq / Sente:



Story:
[...]

Und so wird Pater Vince der Janitor Trias - Trias, weil der dritte Janitor den Geheimdienst verlassen hat.
Sein erster Auftrag soll Trias nach Davos auf den alljährlich stattfindenden Weltwirtschaftsgipfel führen. Der Gipfel, auf dem in entspannter Atmosphäre Politiker und Wirtschaftler die globalen Fragen der Weltgeschichte dikutieren. Wenn es um das große Geld geht, dann ist der Vatikan natürlich auch dabei
[...]

Meinung:
[...]

Spannung kommt vor allem durch die oben geschilderte Erwartungshaltung auf und die Hinweise auf die unterschiedlichen Gruppen und Personen, die in Davos aufeinander treffen werden. Noch unvorstellbar ist, wie diese Handlungsstränge im Folgeband zum Abschluss kommen sollen. Aber die Erwartungshaltung ist groß. Neben einer faszinierenden Thematik, sind Boucq´s Zeichnungen einmal mehr ein grafisches Highlight.

Fazit:
Geschichten um den Vatikan - egal ob historisch oder neuzeitlich - sind immer lesenswert, und sein es nur aus voyeuristischen Beweggründen.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/6958)

Philipp Schreiber
06.09.2007, 13:01
Björn Backes bei Buchwurm (http://www.buchwurm.info) über Hino Horror 1 - Red Snake (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=37#tag248) von Hideshi Hino:




Hideshi Hino ist ein hierzulande noch recht unbekannter Manga-Autor, der sich in der asiatischen Heimat zuletzt mit seinen völlig verstörten Horror-Storys einen Namen gemacht hat. Geprägt von der schaurigen Welt Lovecrafts, der Edo-Zeit und nicht zuletzt auch Splatter-Streifen wie "The Texas Chainsaw Massacre", hat er in den vergangenen Jahren mehrere Einzelbände veröffentlicht, die nicht nur über den guten Geschmack hinausgingen, sondern ihm auch den Ruf einer der kontroversesten Personen in der Welt der Illustrationen einbrachte.

[...]

Persönlicher Eindruck

[...]

Die Frage, die sich in "Red Snake" gleich mehrfach stellt, ist die nach dem eigentlichen Horror-Szenario. Ist es nun tatsächlich das abschreckende Gemetzel im zweiten Teil oder doch eher das erschreckende Miteinander der Familie, das einem permanente Schauder über den Rücken jagt? Erschreckend ist nämlich, dass man sich nach einer Weile so sehr an die Familienumstände gewöhnt, dass man sie innerhalb der Geschichte als normal empfindet und dabei ausschließlich das abschließende Blutbad als Stein des Anstoßes betrachtet. Bei genauerer Betrachtung spiegelt sich der Horror jedoch in ganz unterschiedlichen Ebenen wider. Das arme Kind, das miterleben muss, wie seine Familie sich mit völlig sinnentleerten Alltagsaufgaben beschäftigt, dazu eben jene abstrusen Handlungen, die das Leben seiner merkwürdigen Angehörigen erfüllen, und natürlich die letzten Endes fast schon befreiende gegenseitige Hinrichtung, die den Jungen prinzipiell zum ersten Mal von seinem unbewussten Makel befreit und ihn zum ersten Mal in die Freiheit entlässt.

[...]

Klar ist indes auch, dass der "Hino Horror" sicherlich nichts für sanfte Gemüter ist; sowohl grafisch als auch inhaltlich zeigt sich der Autor von seiner extremsten Seite, lässt derweil aber auch keinen Zweifel an seiner Genialität auf diesem Gebiet. Die Zielgruppe ist folglich klar definiert, doch darf sie sich über einen wirklich lohnenswerten Beitrag zum derzeit neu aufblühenden Horror-Genre freuen. "Red Snake" ist nämlich allemal empfehlenswert für diejenigen, denen es nicht krank genug sein kann. Wer sich dadurch angesprochen fühlt, sollte ergo nicht lange zögern und einen Blick in dieses kleine Schmuckstück werfen.


Komplette Rezension bei Buchwurm (http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=4094)

Philipp Schreiber
06.09.2007, 13:07
Jan Westenfelder im Strapazin (http://www.strapazin.ch/) über Die Stadt und das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33#tag244) von Jiro Taniguchi:



Im Labyrinth der Grossstadt

Endlich entdecken auch die deutschsprachigen Verlage Jiro Taniguchi. Obwohl er weltweit als einer der berühmtesten Manga-Autoren gilt, ist „Die Stadt und das Mächen“ nach der Geschichtensammlung „Der Wanderer im Eis“ erst sein zweites Werk, das auf Deutsch erhältlich ist.
Der Protagonist Shiga ist passionierter Bergsteiger, lebt zurückgezogen in den Bergen und hat Tokio seit Jahren nicht mehr betreten. Als er eines Tages erfährt, dass Megumi, die Tochter eines tragisch verunglückten Freundes, verschwunden ist, begibt er sich auf die Suche nach ihr. Er reist nach Tokio und beginnt, die labyrinthartige Stadt zu durchforsten. Dabei trifft er auf die verschiedensten Personen, die ihm manchmal helfen, ihn manchmal aber auch in die Irre führen. Bald entwickelt sich ein Kriminalfall, der dunkle Geheimnisse zu Tage trägt und in einem furiosen Finale endet.

Die Handlung vollzieht sich jedoch nicht nur auf dieser äusseren, sondern auch auf einer inneren Ebene. So tritt Shiga wieder in engeren Kontakt mit Megumis Mutter Yoriko, eine ehemals sehr vertraute Freundin, und es werden immer mehr Details der Beziehung zwischen Shiga, seinem Freund und Yoriko aufgedeckt. Die Charaktere sind sehr realistisch und tiefgründig angelegt und erhalten im Verlauf der Handlung stetig weitere Facetten. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Rückblenden, die in Form von Erinnerungen Shigas die Vergangenheit der Figuren erhellen. Fast wie nebenbei bringt Taniguchi zwei weitere Themen ein, die einen traurigen Bezug zur Realität herstellen: Prostitution von Teenagern und Pädophilie. Dadurch hebt er sich positiv von der Masse an Manga ab, in denen kleine Schulmädchen als Lustobjekte dargestellt werden.

Taniguchis Zeichnungen werden vor allem durch klare Linien bestimmt, die viel Ruhe ausstrahlen, mit denen er seinen Figuren aber auch zu einer ausgeprägten und dennoch realistischen Mimik verhilft. Besonders eindrücklich stellt er die Wirkung der Stadt auf Shiga dar: Die weichen Linien und leeren Bilder der Bergwelt stehen in krassem Kontrast zur überfüllten Grossstadt mit ihren harten und eckigen Formen. Die Verbindung beider Welten findet Shiga letztendlich im Wind, der sowohl durch die Berge als auch durch die Wolkenkratzer heult und für ihn zu einem Symbol der Freiheit wird. Überhaupt verwendet Taniguchi eine ausgeprägte Bildsprache, die oft sogar ganz ohne Text auskommt. Dadurch entsteht eine Intensität, die einen von Anfang an in ihren Bann zieht. In Verbindung mit der ständig an Spannung gewinnenden Handlung und der melancholischen Grundstimmung bringt sie einen dazu, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Auch für Nicht-Manga-Fans dürfte „Die Stadt und das Mädchen“ ein faszinierendes Werk sein.

Philipp Schreiber
07.09.2007, 12:54
A. Hartung in unclesally*s (http://www.sallys.net) Heft 129 über Hino Horror Red Snake & Bug Boy (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=37#tag248) von Hideshi Hino:



In Hideshi Hinos Gedanken möchte man nicht spazieren gehen. Was der Mann auf unschuldiges Papier bannt, ist geradezu beängstigend grotesk und eine schöne Gelegenheit alles, was einem im ersten Gedanken zu Manga einfällt, fast direkt ins Klo zu spülen. Er inszeniert mit glubschäugigen, maskenartigen Zeichnungen kleine verstörende Kammerspiele, in denen viel Blut fließt, viel gestorben wird und sich Springbrunnen aus Eiter und Verwesung in die Höhe stemmen. Natürlich liegt es nahe, die David Lynch-Vergleichskeule zu ziehen. Aber wenn sich die Großmutter in 'Red Snake' für ein eierlegendes Huhn hält, das sich in ihrem Zimmer ein Nest gebaut hat und jeden verjagt, der sie beim Eierlegen stört oder die Mutter jeden Morgen dem Großvater mit den Füßen massierend das riesige Eitergeschwür am Kopfe ausdrückt, bis er wohlig stöhnt, fällt es schwer, damit nicht zuzuschlagen. Und der Schmerz ist ja auch ein angenehmer. Wenn man sich erstmal verloren hat in dieser Welt, beginnt man die kleinen hässlichen Protagonisten der düsteren Geschichten lieb zu gewinnen. Kleine großköpfige Wesen mit riesigen triefenden Augen, die einsam und bestenfalls ignoriert an ihrem Platz leben und wenigstens zur eigenen Familie gehören wollen. Da kann es auch schon mal passieren, dass der kleine Käferfreund sich eines Morgens in eine riesige Raupe verwandelt. Und auf Kafkas Leiche beginnt, blutige Rache zu nehmen. An der Familie, an Schulkameraden und an dir! Die Welt ist ein düsterer Ort, und sie ist verrückt geworden.


Originalrezension (http://www.sallys.net/Magazin/Comix/Detail/52742/Red+Snake+Bugboy/)

Philipp Schreiber
17.09.2007, 14:39
Björn Backes bei Buchwurm (http://www.buchwurm.info) über Hino Horror 2 - Bug Boy (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=37#tag259) von Hideshi Hino:




[...]

Persönlicher Eindruck

Auch die zweite Episode aus der neuen Reihe "Hino Horror" ist ein recht extremes, wiederum verstörtes Beispiel aus dem Gesamtwerk des asiatischen Künstlers Hideshi Hino.

[...]

Rein strukturell betrachtet ist "Bug Boy" sicherlich kein außergewöhnlicher Comic: Ein verstoßener Sonderling wird allerorts mit Füßen getreten, isoliert sich schließlich und entdeckt eines Tages ein Mittel, es seinen einstigen Peinigern heimzuzahlen. Allerdings ist das Setting, das Hino hierzu entworfen hat, einzigartig und ebenso sonderbar wie die Gestalt des Sanpei. Wieder einmal richtet sich seine Story an die extremeren Geschmäcker, die hier mit wahrlich abstoßenden Bildern und Inhalten konfrontiert werden und selbst als hartgesottene Vertreter ihrer Zunft ob der krassen Darstellungen ein ums andere Mal werden schlucken müssen. Hino hat jedoch auch ausschließlich unerfreuliche Schauplätze ausgewählt, um die Atmosphäre entsprechend beklemmend zu halten. Sanpei vegetiert in seinem einsamen Zimmer vor sich hin, gerät später in die Kanalisation, fühlt sich an einem Schrottplatz heimisch und treibt sich in den widerwärtigsten Gegenden der Unterwelt herum. Hinzu kommt seine widerliche Art, sich zu ernähren. Der "Bug Boy" frisst Kadaver von Hunden und Katzen, zwischenzeitlich entdeckt er auch die Leiche eines jungen Babys und entdeckt später seine Vorliebe für Menschenfleisch. Nun mag man konstatieren, dass diese Aspekte für einen derart abschreckenden Horror-Plot ganz gewöhnlich sind, jedoch verdichtet sich dieses ekelerregende Bild von Seite zu Seite mehr und lässt Hino einmal mehr als Meister der extremen Inszenierung zurück.

Zu extreme Form gilt zweifelsohne auch die nüchterne Erzählstruktur; Hino lässt bewusst keine Spannung aufkommen und führt in "Bug Boy" eine Art Tagebuch aus der Sicht des Protagonisten, der immer mehr ins Verderben gerät. Dabei arbeitet er auch kontinuierlich mit Kontrasten und lässt den Jungen bzw. den Wurm nie über seine Situation jammern – obwohl dies die menschlichste Reaktion wäre. Aber wie auch schon im vorangegangenen Band des "Hino Horror" sind Gefühlsregungen und echte Emotionen hier fehl am Platze, wodurch diese dichte, beängstigende Atmosphäre jedoch weiter verstärkt und der Inhalt letztendlich intensiviert wird. Alles in allem hat der berüchtigte Autor mit "Bug Boy" ein kleines Meisterwerk des asiatischen Horrors geschaffen und dadurch auch einen weiteren Grundstein für seine Anerkennung auf dem deutschen Markt gesetzt. "Hino Horror" etabliert sich nicht zuletzt dank dieser zweiten Ausgabe sehr schnell zu einem echten Trademark, das wirklich keinen Fan des Genres kaltlassen sollte.



Komplette Rezension bei Buchwurm (http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=4152)

Philipp Schreiber
17.09.2007, 14:56
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Der Ausreißer (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=30#tag263) von Hideo Azuma:



Herr Azuma ist dann mal weg

Lass mich noch eben Zigaretten holen gehen - sagte sich der namenlose Held in Udo Jürgens altschlagerschönem Evergreen „Ich war noch niemals in New York“ und träumte sich weg von bohnergewachstem, nach Spießigkeit riechendem Treppenhaus. Ach ja, der Traum des kleinen Mannes, dem Alltag zu entfliehen, nur um an Ende resigniert zurückzukehren. Der Mangaka Hideo Azuma hat sich diesen Traum erfüllt, verlässt eines Tages seine Familie und fristet fortan als Obdachloser sein Dasein, verdingt sich als Handwerker, verfällt dem Suff und landet in der Psychiatrie. Schließlich kehrt er zurück an Heim und Herd und...macht einen Manga draus: Der Ausreißer
Und in diesem Manga erklärt uns Azuma die Details des Lebens als Clochard. Was nach Freiheit und Abenteuer klingt, entpuppt sich sehr schnell als Verwaltung der puren Langeweile. Waren die 24 Stunden des Tages im Berufsleben deutlich zu wenig, so heißt es nun, den nicht enden wollenden Tag mit Sinn (und Sake) zu füllen.

[...]

Das eigene Leben als Manga umzusetzen, zumal der beschriebene Abschnitt wenig ehrenhaft ist, bedarf einer gehörigen Portion Mut. Mit Der Ausreißer ist Hideo Azuma eine sehr ironische Autobiographie gelungen. Die berechtigte Frage nach der Moral, wenn man seine Familie einfach so verlässt, wird allerdings nicht thematisiert. Azuma sagt selbst: „Dieser Manga ist vom Stil her funny, denn zuviel Realismus hält der Mensch nicht aus.“ Selbstkritische Töne sind allenfalls im angefügten Interview zu erkennen. Wie auch immer – Der Ausreißer ist streckenweise witzig, zu oft aber sehr monoton geraten. Herausragend sind jene Abschnitte, die in der Entzugsklinik spielen. Überhaupt ist die Beschreibung der Alkoholabhängigkeit (vom morgendlichen Kater, bis zu obskuren Wahnvorstellungen) humoristisch, lehrreich und abschreckend zugleich. Das Leben der Herrn Azuma sollte nicht als Vorbild dienen, ist wohl die Quintessenz. Also: Finger weg vom Sake!


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2531.html)

Philipp Schreiber
17.09.2007, 18:24
Brigitte Schönhense auf Splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Red Snake (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=37#tag248) von Hideshi Hino:



Story:
[...]

Meinung:
Mit "Red Snake" eröffnet Schreiber & Leser die Horrorreihe von Hideshi Hino. Der Manga beginnt mit dem düsteren "Blutgesänge" ein Werk von Xinyie Anzi. Der Leser wird unmittelbar nach diesem Auftakt, mit den nachfolgenden Seiten, in eine surreale, schauderhafte Welt gezogen. Der Plot lässt sich schnell auf das Wesentliche reduzieren. Ein namenloser, hässlicher kleiner Junge schaut in einem Traum hinter den verbotenen Spiegel, ein Dämon in Form der Roten Schlange gelangt aufgrunddessen aus dem Reich der Dämonen und damit beginnen Tod und Mord über die seltsame Familie hereinzubrechen. Diese Familie scheint selbst wie aus einem Horrorfilm entsprungen zu sein und gibt allein durch ihr "normales" Auftreten schon genug Grund zum Gruseln.

[...]

Das Artwork unterstützt gekonnt die schauderhafte Atmosphäre, durch die der Leser zusammen mit dem namenlosen Protagonisten wandelt. In übergroßen Panels werden besonders die ekligen Szenen detailliert dargestellt. Viele Bilder leben auch von einem krassen Gegensatz. Die hübsche Mutter z.B. die plötzlich zum verstümmelten Monster mutiert. Schwarze Flächen dominieren die Panels.
"Red Snake" dürfte es gelingen die meisten Leser in Schauder zu versetzen. Als Frage bleibt nur offen, welchen Horror der Leser favorisiert. Den leise anklopfenden, der hauptsächlich mit der Psyche spielt - kaum anzutreffen in diesen Manga - oder den plastisch in szenegesetzten Splatter, der in diesen Band wirklich ekelig und grausam dargestellt wird?

Fazit:
Für Horrorfans geeignetes Lesefutter, auch wenn der Comic einen kaum anständigen Plot aufweisen kann. Zartbesaitete oder Leser mit hoher erzählerischen Erwartung sollten lieber die Finger von den Band lassen.


Hier die komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/7078).

Philipp Schreiber
20.09.2007, 20:46
Zuzanna Jakubowski im goon Magazin (http://goon-magazine.de) über "Der Ausreißer" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=30#tag263) von Hideo Azuma:



Trauriger Slapstick

Dem Verlag Schreiber & Leser verdanken wir eine stetig wachsende Anzahl von wunderbareren Autorenmangas (hervorzuheben wären z.B. »Blue« von Kiriko Nananan und »Die Stadt und das Mädchen« von Jiro Taniguchi), und Hideo Azumas autobiographischer Manga über die Erlebnisse eines überforderten Autors passt da perfekt in das sorgfältig ausgewählte Profil der Shodoku-Reihe.
»Der Ausreißer« ist eine traurige Geschichte, erzählt in selbstironischem Ton und knuddeligen Bildern, in der der Autor seinen Aufstieg und Fall als Mangakünstler, sein Zerbrechen am Erfolgsdruck, die Entfremdung von seiner Familie, seinen Ausstieg aus der Gesellschaft, Selbstmordversuche und schließlich auch seine qualvolle Alkoholsucht verarbeitet. Als er das zweite Mal zurückkehrt, erkennen ihn nicht einmal seine Kinder wieder, und 1998 wird er dann gegen seinen Willen in eine geschlossene Anstalt gesperrt. Und dennoch tritt aus den Panels nie auch nur ein Quäntchen direkter Rebellion oder auch nur Selbstmitleid hervor.
»Dieser Manga«, warnt er auf der ersten Seite, »nimmt eine positive Weltsicht ein und ist vom Stil her nicht realistisch, denn zuviel Realismus hält der Mensch nicht aus.« Aber wie auch Charlie Chaplins tieftrauriger Slapstick bringt Azuma durch die niedlichste Zeichnung, die humorvollste Anekdote den tiefsten Abgrund zum Vorschein.


Rezension bei goon Magazin (http://goon-magazine.de/index.php/2007/09/19/hideo-azuma/)

Philipp Schreiber
27.09.2007, 14:20
Michael Klein im Stadtmagazin LIVE! (Saarland) über Die Stadt und das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33#tag244), Poison Ivy 1&2 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_38) und Blue (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_34#tag62)

Frisch aus der Bilderwelt

Von actionreichen Superheldenträumen bis hin zur Poesie sensibler Beziehungen – die Vielfalt der Motive, Themen und Stile des Comic bereichert die Faszination des Mediums. LIVE stellt Neuheiten der Saison vor.


(Die Stadt und das Mädchen)
Der Bergsteiger Takeshi Shiga bewirtschaftet eine Berghütte am Kai-Komagataki, als ihn ein Hilferuf aus Tokio erreicht. Yoriko Sakamoto, die Frau seines besten Freundes, der vor zwölf Jahren beim Bergsteigen in Nepal gestorben ist, ist in starker Sorge um ihre Tochter Megumi, die seit Tagen nicht nachhause gekommen ist. Shiga erinnert sich: »Ich vertraue dir Yoriko und Megumi an«, waren die letzten Worte, die sein Freund auf einen Zettel gekritzelt hatte, bevor er in Nepal erfror. Shiga bricht sofort nach Tokio auf und beginnt seine Nachforschungen. Während für die Polizei der Fall des verschwundenen Mädchens von keinem sonderlichen Interesse zu sein scheint, gewinnt Shiga das Vertrauen eines jungen Straßenstreuners und des zunächst abgebrüht-abweisenden Mädchens Maki Ohara, die Megumi zuletzt gesehen hat. Die Beobachtungen der beiden geben Shiga die ersten wichtigen Hinweise, was es mit Megumis Verschwinden auf sich haben könnte. Und dann geht es in gefährliche Höhe - in gesellschaftlicher wie in physikalischer Hinsicht. Gut, dass Shiga ein Bergsteiger ist, der auch das scheinbar Unmögliche nicht scheut. Autor Jiro Taniguchi verbindet seine bezwingende, hochspannende Handlungsführung in bester Hollywood-Dramaturgie mit einem atmosphärisch dichten Beziehungsgeflecht zwischen den Figuren und einem kritischen Porträt der wimmelnden Metropole Tokio, in der Anonymität, die Entfernung von den wirklichen Lebenswerten und der Zerfall des inneren gesellschaftlichen Zusammenhalts herrschen. »Die Stadt und das Mädchen« ist ein exzellenter Manga-Thriller mit Anspruch, den man bis zur letzten Seite nicht aus den Händen legen kann.


(Poison Ivy 1 & 2)
Die eine kommt, die andere geht. Die, die geht, ist Dorothy Partington, von ihren Freunden »Dottie« genannt. Sie ist die Heldin der exzellenten Abenteuer-Comicreihe »Pin-up« von Szenarist Yann (d.i. Yannick le Pennetier) und Zeichner Philippe Berthet, die jetzt mit dem neunten Band »Gift« ihren Abschluss findet. Nach den zahlreichen Stationen der vorherigen Episoden ist die attraktive und mit ziemlich vielen Wassern gewaschene Dottie mittlerweile auf ihrer Yacht »Tiki« in Hawaii unterwegs, wo sie für ein medizinisches Labor Meeresschlangen ihr Gift abzapft. Weit gefährlicher aber wird für sie die große offene Rechnung, die der Las-Vegas-Boss Gus Greenbaum mit ihr immer noch offen hat. Rasend vor Zorn schickt er Dottie eine reizend-brutale Killerin auf die Spur, die ihrem Job mit grausamer Raffinesse und Unnachgiebigkeit nachgeht. Und da gibt es noch die vor Hawaii liegende paradiesische Insel Kaho`Olawe, auf die Dottie schließlich fliehen muss und auf der der Japaner Fukushi ein seltsames, undurchschaubares Regiment führt. Wer die bisherigen Teile von »Pin-up« verschlungen hat, darf sich auf ein fesselndes, ungemein geschickt konstruiertes Finale freuen, das die Geschichte Dorothy Partingtons zum würdigen Abschluss bringt. Wer »Pin-up« hingegen noch nicht kennt, dem sei empfohlen, die ganze Reihe in der Reihenfolge der aufeinander aufbauenden Episoden zu lesen. Es lohnt! - Und die, die kommt? Das ist »Swampy«, ein Mädchen, das in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in einem weltabgeschiedenen Bayou Louisiannas aufgewachsen und die Heldin einer neuen Reihe desselben Teams Yann/Berthet ist. Swampy hat eine außergewöhnliche Eigenschaft: Seit sie einmal nur knapp dem Tod durch giftigen Efeu (»Poison Ivy«, wie dann auch Swampys neuer Spitzname wird) entronnen ist, sind ihre Küsse tödlich. Das macht gar Präsident Roosevelts Berater auf sie aufmerksam, die eine geheime Einsatztruppe von Frauen mit Superkräften zusammenstellen, die in den absehbaren, großen Auseinandersetzungen des II. Weltkriegs scheinbar aussichtslose Missionen bestehen sollen. Erstes Ziel: die Japaner zum Angriff auf Pearl Harbor zu bewegen, damit die amerikanische Bevölkerung zum Eintritt in den Krieg bereit ist. Yann und Berthet liefern rasante Abenteuer vor bissiger historischer Interpretation, doch an das zeichnerische und erzählerische Niveau von »Pin-up« können sie nicht anknüpfen. Atmosphären werden durch Tempo ersetzt, die parodistischen Elemente führen zu übergroßer Überzeichnung, und insbesondere der zweite Band, der den Krieg als oberflächliches Actionspektakel präsentiert, bleibt deutlich unter dem sonstigen Niveau der beiden Autoren.


(Blue)
Vom Dach des Gymnasiums aus, auf das die beiden Teenager Kirishima Kayako und Masumi Endo gehen, sieht man das japanische Meer. Es gibt einen unbekannten Schleichweg durch das davor liegende Pinienwäldchen, und die beiden Mädchen gehen manchmal zusammen dorthin. Sie blicken aufs weite Meer, sie hören den ans Ufer laufenden Wellen zu und sind erfüllt von Sehnsucht. Vielleicht auch zueinander. Aber das Leben im letzten Jahr vor den Abschlüssen ist auch nicht leichter als vorher oder nachher, und das Erwachsenwerden steckt voller Suchen, Wünsche und Unsicherheiten. Vor allem für Endo, die eine Affäre mit einem verheirateten Mann und eine Abtreibung hinter sich hat – und innerlich mit beidem längst nicht abgeschlossen. »Blue« heißt die bittersüße Manga-Erzählung von Kiriko Nananan, die von einer romantischen und semierotischen Mädchenfreundschaft handelt. Und Blau ist die Farbe der Romantik und der Melancholie. In einem poetischen, teils atemberaubend eleganten Zeichenstil der Auslassung und der klaren Linien und im wehmutsvollen Ton der Erinnerung erzählt Nananan eine berührende, sensibel entwickelte Geschichte über die schwierigen, tastenden Schritte aus den letzten Jahren des Teenagerdaseins ins Erwachsenenleben.

Erschienen in Ausgabe Sept./2007

Philipp Schreiber
15.10.2007, 22:24
Christian Maiwald im OX #74 Oktober/November 2007 über Der Casanova Komplex (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=30&ref=1#tag249) von Yoji Fukuyama und Der Ausreisser (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=30&ref=1#tag263) von Hideo Azuma:


DER CASANOVA KOMPLEX

Mit einer Zugfahrt beginnt auch ein weiterer Manga – diesmal wieder erschienen bei den Münchnern von Schreiber und Leser – und auch hier führt sie in eine Traumwelt, allerdings nicht in eine, die ein Erwachen und Ende zulässt.
„Der Casanova-Komplex“ ist viel mehr als Fantasiegeschichte angelegt, die im in ihrem Verlauf immer mehr ins Groteske umschlägt. Es beginnt zunächst relativ harmlos – ein Mann mittleren Alters fantasiert auf besagter Zufahrt vom Sex mit einem Schulmädchen, das ihm gegenüber sitzt. Am Bahnhof von Uroshima steigt das Mädchen aus, hat aber ihre Monatskarte an Bord vergessen. Der Mann stürzt hinaus, um sie dem Mädchen – Yuma-Chan – zurückzugeben. Der Zug fährt ohne ihn ab und er ist vorerst in diesem Ort, von dem er noch nie gehört hatte, gestrandet. Schon am Bahnhof fällt ihm auf, dass die Bewohner Uroshimas kein Problem damit zu haben scheinen, vor anderen Leuten miteinander zu kopulieren und nicht nur das: An allen Ecken und Enden der Stadt stehen und liegen die Leute herum und ****** ["kopulieren", Zensiert von Comicforum.de]. Nicht mehr und nicht weniger. Nach anfänglicher Verwunderung und erstem Zögern beugt sich der Protagonist nur zu gern den lokalen Sitten und schiebt bald seine ersten Nummern auf offener Straße. Nur Yuma-Chan, die er eigentlich begehrt, entzieht sich seiner Lust und nicht nur einmal ist es nur zu knapp, bis er auch mit ihr schlafen kann. Dabei kommt es sogar zu abstrusen Verwechslungen und Menschen, die er für das angebetete Schulmädchen hält entpuppen sich im nächsten Augenblick als jemand vollkommen Anderes.
Autor Yoji Fukuyama spielt lustvoll mit Moralvorstellungen, ohne aus dem „Casanova-Komplex“ einen platten Porno werden zu lassen. Da steht zunächst mehr die Komik als die Sexdarstellung im Vordergrund und je mehr Zeit vergeht umso verzweifelter werden die Versuche des Mannes, in die Nähe von Yuma-Chan zu gelangen: Er kann im Prinzip alles haben, nur nicht das, was er am meisten will. So lässt sich die Geschichte dann beispielsweise als vielschichtige Parabel über Konsumismus und Leere medialer Scharfmachung im wörtlichen Sinn lesen: Es gibt einen Unterschied zwischen dem weitgehend gefühlslosen Quickie und wahrer Erfüllung, denn die liegt nicht im Schnöden „Haben“, wie es die Bewohner Uroshimas vormachen.
Im weiteren Verlauf steigert Fukuyama die Erzählung weiter ins Groteske, wenn abgetrennte Gliedmaßen (auch im wörtlichen Sinn) und weitere Fantasy-Elemente hinzukommen. Dabei verliert die Geschichte kurzzeitig ihre eigentlich Linie aus den Augen, wenn man aber offen ist für abstruse Ideen, wird man auch an einer Figur wie dem kastrierten Amokläufer sein Vergnügen finden. So ist „Der Casanova-Komplex“ dann unterm Strich auch eine unterhaltsame Sache, die man nicht von A bis Z zu deuten versuchen muss, die aber genug Substanz hat um als mehr durchzugehen als lustiger Quatsch.




DER AUSREISSER

„Ich geh mal eben Zigaretten holen.“ – ein Klassiker unter den Floskeln, von denen man nicht annimmt, jemand würde sie je benutzen. Hideo Azuma hat sie benutzt und ist tatsächlich abgehauen.
Sein Leben als erfolgreicher Manga-Zeichner, mit dem mörderischen Arbeitspensum und Erfolgsdruck, hatte ihm so sehr zugesetzt, dass er spontan alles – inklusive seiner Frau - stehen und liegen ließ und lieber für einige Monate als Penner in einem Grünstück in der Stadt verbrachte. Seine Beschreibungen, wie er es mit erstaunlichem Pragmatismus und ohne Rücksicht auf Ekelgefühle schafft, sich durchzuschlagen lesen sich dabei ähnlich interessant wie George Orwells „Unterwegs in Paris und London“. Bei Azuma tritt noch hinzu, dass er alles nicht ganz so ernst nimmt, was ihm seine selbst gewählte prekäre Situation zu ertragen erleichtert.
Doch „Der Ausreißer“ ist nicht nur bloße Pennergeschichte, sondern in der zweiten Hälfte auch noch Schilderung seines stressigen Lebens als Mangaka und seinem daraus resultierenden Alkoholismus. Das ist genug Stoff für eine fesselnde, autobiografische Geschichte, aber so recht mag da keine Spannung aufkommen, wenn er inhaltlich wie zeitlich sprunghaft sein Leben schildert. Dafür entschädigt die über weite Strecken leichtfüßige Erzählung der Geschichte.
Auch die runden, wenig naturalistischen Zeichnungen zeigen, dass er es, auch wenn er letzten Endes von lebensbedrohlichen Situationen erzählt, nicht zu ernst werden lassen will, aber die Schwere nicht leugnen will. So macht es Spaß den Band zu lesen, auch wenn nach dem abrupten Ende das Gefühl bleibt, das etwas an Substanz und Stringenz fehlte.

Philipp Schreiber
22.10.2007, 12:12
Christopher End in AnimaniA (http://www.animania.de/) 10/2007 über Der Ausreisser (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=30#tag263) von Hideo Azuma:



Mein Leben als Penner
Hideo Azuma hat Dutzende von Mangas geschaffen und dabei von Gag-Mangas über Sci-Fi bis hin zu erotischen Storys viele Genres bedient.
Dass hierzulande bisher kein einziges seiner Werke veröffentlicht wurde, liegt eventuell daran, dass der Höhepunkt seines Schaffens in den 70er und 80er Jahren lag. Um dem Erfolgsdruck zu entgehen, verschwand Hideo Azuma Ende der 80er Jahre eines Tages plötzlich. Seine Zeit auf der Straße, seine Angstzustände und seinen Alkoholismus verarbeitete er 2005 in einem erstaunlich humorvollen Manga, der mit dem Großen Preis des Osamu Tezuka Kulturpreis ausgezeichnet wurde und den Shodoku jetzt unter dem Titel Der Ausreißer veröffentlicht.

Hideo Azuma ist Manga-ka. Obwohl er schon über zwanzig Jahre viele Serien geschaffen hat, darunter auch erfolgreiche Titel, hat er eines Tages genug: Hideo geht. Er sagt weder seinem Verleger noch seiner Frau Bescheid und verschwindet. Auf der Straße und unter freiem Himmel erlebt er das erste Mal Freiheit – auch wenn er frierend unter einer dünnen Decke liegt, während der kalte Regen einsetzt. Hideo arrangiert sich mit seinem neuen Leben und findet heraus, in welchen Mülltonnen es die besten Speisereste gibt. Doch eine Polizeistreife greift ihn auf und bringt ihn zurück in sein altes Leben.
Dort hält es der Manga-ka nicht lange aus und Anfang der Neunziger verschwindet er erneut. Diesmal währt sein Leben als Odachloser jedoch nicht so lang und Hideo verdingt sich als Arbeiter auf dem Bau. Schließlich kehrt er zu seiner Familie zurück, auch wenn er vorerst weiter als Gas-Installateur arbeitet. Als er zurück an den Zeichentisch kehrt, nimmt auch sein Alkoholkonsum zu. Ende der 90er liefert ihn seine Familie schließlich zu einem Entzug in eine geschlossene Klinik ein.

Was wie die typische Geschichte eines Menschen klingt, der versucht aus den Zwängen der Gesellschaft zu fliehen und schließlich einer Sucht verfällt, beschreibt Hideo Azuma erstaunlich leichtfüßig und humorvoll. Gleich zu Beginn des Mangas wendet er sich dazu direkt an den Leser und macht klar, dass er keine realistische Darstellung, sondern eine positive Weltsicht anstrebt. Das bezieht sich nicht nur auf die Zeichnungen im klassischen Gag-Manga-Stil. Hideo Azuma beschreibt seine Leben – sei es nun als Obdachloser oder Alkoholiker in der geschlossenen Abteilung – immer mit einem Augenzwinkern.
Eine unaufgeregte Erzählweise und das knuffige Chara-Design zeichnen diese – wahre – Slice-of-Life-Geschichte aus.

Philipp Schreiber
22.10.2007, 12:23
Barbara Buchholz in der Kölnischen Rundschau (http://www.rundschau-online.de) vom 17.10.07 über Der Janitor 1: Der Engel aus Valletta (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=21#tag264) von Boucq / Sente:



Der junge Pater Vince macht nicht nur in der Kirche einen guten Job. Er hat sich schon des öfteren bei Sondereinsätzen als Leibwächter bewährt. Deswegen fällt die Wahl auf ihn, als einer der zwölf Janitoren ausfällt, welche die geheime Elite-Schutztruppe des Vatikan bilden. Vince wird die neue Nummer Drei, der „Janitor Trias“. Dumm bloß, dass er weltlichen Genüssen keineswegs abgeneigt ist und sich seiner klerikalen Berufung daher keineswegs sicher ist.

„Der Engel aus Valletta“ heißt der Auftakt einer spannenden Serie von François Boucq und Yves Sente

Philipp Schreiber
22.10.2007, 12:41
Hajo bei Doppelpunkt (http://www.doppelpunkt.de) über Der Janitor 1: Der Engel aus Valletta (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=21#tag264) von Boucq / Sente:



Katholische Kämpfer
Pater Vince ist sicherlich kein typischer Geistlicher. Er arbeitet als Leibwächter für vatikanische Archäologen und Kunstsammler und muss bei derartigen Einsätzen durchaus auch härter zupacken können. Dass er auch den weltlichen Genüssen nicht gerade abgeneigt ist, macht ihn sicherlich nicht zum Vorzeigepriester, doch sein effektives Handeln während der Einsätze beschert Vince nun ein höheres Amt: Er soll zum vatikanischen Geheimdienst berufen, einer von zwölf Janitoren werden, die die geheime Elite-Schutztruppe des Vatikans bilden. Vince zweifelt, ob dies für ihn eine geeignete Aufgabe ist, will er sich doch nicht tiefer in Intrigen das Vatikans verstricken lassen. Doch es ist bereits zu spät, und noch ahnt Vince nicht, welches Geheimnis sich hinter seiner eigenen Herkunft verbirgt...
Mit „Der Janitor" legt Szenarist Yves Sente einen packenden Thriller vor, mit dem François Boucqn ach dem Western „Bouncer" erneut sein zeichnerisches Können zeigt.


Original Rezension (http://www.doppelpunkt.de/templates/dynamo.php?p=vers|id|17712|template|0);)

Philipp Schreiber
22.10.2007, 13:02
Oliver Ristau im Stadtmagazin Stadtpark (http://www.stadtpark.info/cms/) über Der Casanova Komplex von Yoji Fukuyama:



Der japanische Künstler Yoji Fukuyama orientierte sich am Anfang seiner Karriere stilistisch an Mangaka-Größen wie Otomo (»Akira«), fand dann aber seinen eigenen Weg, auf dem er sich u.a. mit Fragen der geschlechtlichen Identität beschäftigte – in seinem Werk »Mademoiselle Mozart« ist der Komponist als Frau zu erleben.
»Der Casanovakomplex« ist vordergründig betrachtet einer der üblichen Sex-Mangas. Bei genauem Lesen fallen einem jedoch die surreal anmutenden Züge der Geschichte auf, die vor allem Fragen nach den Inhalten männlicher sexueller Phantasien stellt.
So gibt es im sexuell freizügigen Paradies Uroshima (dessen Name eine Anspielung auf ein japanisches Märchen um einen Fischer namens Urashima ist, den es in eine Unterwasserwelt verschlägt) Sex an jeder Straßenecke – übrigens streng heterosexuell, homoerotische Paarungen gibt es nicht. Und obwohl scheinbar jeder Mann jede Frau (und umgekehrt) haben kann, kommen einige doch zu kurz. Dies führt zu Konflikten. Dem Fluch der zwanghaften männlichen Libido unterworfen, kann es dann auch zur Kastration des Nebenbuhlers kommen.
Der Zeichenstil ist reduziert und kommt oft ohne detaillierte Hintergründe aus, was den Eindruck einer Projektionsfläche für die Phantasie ihres sexbesessenen Protagonisten beim Leser verstärkt.
Für Männer, die schon alles haben.

Originalrezension hier (http://www.stadtpark.info/cms/2007/09/28/comic-rezensionen-1007/).

Philipp Schreiber
04.11.2007, 17:55
Stefan Pannor bei Spiegel Online Kultur (http://www.spiegel.de/kultur/literatur/) über Die Stadt und das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag244) von Jiro Taniguchi:



Es ist symptomatisch für den deutschen Comicmarkt, der sich zunehmend auf Kinder und Nostalgiker einschießt, dass ein Künstler wie Jiro Taniguchi darin lange keine Beachtung fand. Taniguchi ist bereits seit den siebziger Jahren aktiv, zu seinen Freunden und Verehrern zählen Künstler wie der französische Comic-Revolutionär Moebius. In Japan selbst gilt er als westlich orientierter Künstler. Vor nur knapp einem Jahr kam mit der Manga-Novellensammlung "Der Wanderer im Eis (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag69)" erstmals ein winziger Teil von Taniguchis umfangreichem Werk auf den hiesigen Markt.

Mit "Die Stadt und das Mädchen" und "Vertraute Fremde" folgten nun fast zeitgleich zwei weitere Comic-Romane.
[...]
Ähnlich detailliert geht er in "Die Stadt und das Mädchen" vor. Nur sind es hier Tokio und die Gegenwart, die er porträtiert. Dort sucht der Bergsteiger Shiga in Tokio nach seiner verschwundenen minderjährigen Nichte. Es ist ein Abstieg in eine seltsame Halbwelt für den Freiluftfreund. In eine Szene, die von Drogenkonsum und Schulmädchenprostitution geprägt ist und in der fast alle ein zweites Leben neben ihrem Alltag als normale Töchter führen.

Taniguchi vermeidet alles Sensationslüsterne. Shiga, das Auge des Lesers, bleibt nahezu immer sachlich, nüchtern, beobachtend. Taniguchi stellt diesem gefühlskalten Mann eine ebensolche Stadt gegenüber: Fahl glitzernde Strukturen gerader Linien und harter Kanten bestimmen die Bilder. Ein fremder Mann in einer fremden Welt.

Und wenn Shiga, der Bergsteiger, am Ende die Höhen und Tiefen der Stadt in der für ihn typischen Weise bezwingt, dann ist auch das nur ein Sieg auf Zeit. Der Mann geht zurück in die Berge, die Stadt bleibt, wie sie ist.

Komplette Rezension hier. (http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,514856-3,00.html)

Philipp Schreiber
04.11.2007, 18:12
Thomas Dräger bei parnass (http://www.parnass.scram.de) über Der Ausreisser (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=30&ref=1#tag263) von Hideo Azuma::



Es gibt auch Manga jenseits von DragonBall und Naruto, und wenn der Verlag Schreiber & Leser einen Manga rausbringt, dann gehört er zu diesen selten gesehenen Werken japanischer Comickunst. Japan ist für uns Europäer selbst in Zeiten von Internet und Globalisierung immer noch etwas Exotisches.
[...]

Okay, Hideo Azuma erzählt uns in seinem Comic „Ausreißer“ von seinem Leben als Versager. Das macht er recht amüsant. Dabei geht etwas unter, das er sein Leben nicht aus Überzeugung im Wald verbrachte wie ein Aussteiger, der damit eine politische Aussage machen möchte. Mit seinen Tipps, wie man mit verschimmeltem Essen sein Leben geschmackvoll verkürzt und wie man auch ohne Geld an den Alkohol kommt, hat er sicher seine Zeit als Obdachloser verarbeiten können, lächeln sollte man darüber trotz der selbstironischen Erzählweise trotzdem nicht. Eine stringent erzählte Geschichte sollte man auch nicht erwarten.
[...]

Alles zusammen klingt nicht sehr lesenswert, aber dieser Eindruck ist völlig verkehrt. Es ist ungemein angenehm zu lesen, weil deutlich realistischer als „Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer“ und eindringlicher als „Held“. Dass dieser Comic keine Massen wie der straßentaugliche Mainstream-Manga erreichen wird, ist leider absehbar. Darum ist der etwas hohe Preis verständlich.


Komplette Rezension (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2328)

Philipp Schreiber
12.11.2007, 11:52
Christian Maiwald im OX (http://www.ox-fanzine.de/) #73 August/September 2007 über Die Stadt und das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag244) von Jiro Taniguchi, Red Snake (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1#tag248) und Bug Boy (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1#tag248) von Hideshi Hino:


Die Stadt und das Mädchen

Mit der Veröffentlichung eines weiteren Bandes des japanischen Manga-Autors Jiro Taniguchi wird noch einmal deutlich, warum er einen so hervorragenden Ruf genießt.
Denn nach der Kurzgeschichtensammlung DER WANDERER IM EIS (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag69) ist diese Erzählung einmal mehr Beweis für seine Fähigkeit vielschichtige, spannende und klischeefreie Geschichten zu erzählen. In diesem Fall handelt es sich um eine mit großer Natürlichkeit erzählte Mischung aus Bergsteigerdrama und Psychothriller. Der Bergführer Shima muss sich dabei ungewollt noch einmal mit seiner Vergangenheit auseinander setzen muss. Vor ein paar Jahren war sein Bergsteigerfreund Sakamoto gestorben und noch immer beschäftigt ihn, dass er ihn nicht daran gehindert hatte, einen 8000er zu besteigen. Er wird nun nach Tokio gerufen – Megumi, die Tochter seines toten Freundes, ist verschwunden und nun macht er sich im Großstadt-Dschungel auf die Suche nach dem Teenager.
Im Laufe der Suche nach dem jungen Mädchen treffen sich für Shiga Vergangenheit und Gegenwart, was in einem alles verbindenden Finale mündet. Geschickt und mit für Manga untypischer Ruhe lässt Taniguchi die Handlung sich entfalten: Wie der naturverbundene Shiga im grellen Unterhaltungsviertel Shibuya die Suche aufnimmt und Hinweise auf Megumis Verschwinden sammelt, ist mit so großer erzählerischer Sicherheit und in so makellosen Bildern zu Papier gebracht, dass es einem trotz der Unaufgeregtheit der Geschichte die Sprache verschlägt. Da prallen Kulturen aufeinander, da wird ein Kriminalfall angegangen und da findet ein Bergsteigerdrama statt – ganz nahtlos, ganz selbstverständlich und in Allem ganz große Klasse.




Red Snake / Bug Boy
Man kann den Münchener von Schreiber und Leser nur danken, dass sie endlich Comics von Hideshi Hino in Deutschland herausbringen.
Meines Wissens war von Hino, den Gore-Freunde von seiner Beteiligung bei zweien der japanischen GUINEA PIG-Filmen kennen könnten, bis jetzt hierzulande nichts erschienen und schon diese Bände sind Perlen des Comic-Horrors. Hino ist sicher nicht der beste Zeichner, der in detailverliebten Panels Grausamkeiten darzustellen weiß. Vielmehr gehen seine Geschichten wegen der Plots und Erzählperspektiven ins Mark, die sehr geschickt mit Ängsten und Erwartungen der Leserschaft spielen.
Im Falle von BUG BOY geht es um den Außenseiter Sanpei, der von seinen Mitschülern als Schwächling gehänselt wird und am liebsten mit seinen Tieren spielt. Von einem seiner Würmer gebissen, beginnt er sich langsam selbst in einen Wurm zu verwandeln, was Hino in ekligen Details festhält und dabei nicht unwesentlich an Cronenbergs DIE FLIEGE erinnert. Denn auch wenn es Sanpei zwischendurch schlecht geht – die Mutation ist für ihn mehr Erlösung als Untergang. Einmal zum Wurm geworden scheint er bei sich selbst anzukommen, auch wenn er im Folgenden zum Massenmörder wird.
Dass die Verwandlung als grässlicher Horror auch durch die Augen seiner Familie geschildert wird, untergräbt Hino geschickt dadurch, dass Sanpei dabei zunächst zumindest innerlich noch Mensch bleibt und dass seine Familie ihn sowieso als Belastung für ihren sonst tadellosen Ruf empfinden und auf die Mutation geradezu herzlos reagiert. Da fragt man sich, wer eigentlich hässlich ist.

Eine kaputte Familie steht auch im Mittelpunkt des anderen Bandes RED SNAKE: Wieder aus der Sicht des jüngsten Sohnes erzählt, geht es um eine Familie und den über sie einbrechenden Horror. Wobei die Grundkonstellation schon gruselig genug ist: Der Vater zum Beispiel verfüttert Hühner an ihre Artgenossinen und unterhält sich mit den im Stall aufgehängten Hühnerköpfen, die Großmutter brütet die Hühnereier aus und ernährt sich von Würmern und Asseln und die Mutter tritt mit den Füßen dem Großvater die Riesenpusteln im Gesicht aus.
Dem kann der Sohn nicht entfliehen – das Haus ist von einem wilden Wald umgeben, der kein Entrinnen ermöglicht – er ist dieser Situation hilflos ausgeliefert. Als ob das nicht reichte wird durch die Namen gebende rote Schlange, die der Sohn scheinbar durch einen Albtraum freisetzt, eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, bei der das gesamte Haus in einen Strudel abwärts in den puren Horror gerät. Nicht nur abgedrehte Einfälle und Grausamkeiten machen hier den Horror aus – es ist die grundsätzliche Atmosphäre der Panik und Unausweichbarkeit, die zur Faszination dieses Manga beitragen. Dass RED SNAKE mit autobiografischen Motiven durchsetzt ist, steigert den hermetischen Horror nur noch weiter.

Mutationshorror ist ebenso wie immer wieder benutzte apokalyptische Motive beliebtes Stilmittel japanischer Comics. Gerade nach kürzlicher Lektüre von Nakazawas BARFUSS DURCH HIROSHIMA wird klar, dass die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki nicht nur geschichtliche, sondern immer noch tief im öffentlichen japanischen Bewusstsein verankerte Ereignisse sind, was in vielen Manga Ausdruck findet. Bei Hideshi Hino, 1946 geboren, lässt sich das besonders deutlich und eindrücklich ablesen. Seine Horrorstories verarbeiten offensichtlich kulturell und privat bedeutsame Motive und sind nicht zuletzt deshalb so interessant und wirkungsvoll. Mehr davon!

Philipp Schreiber
12.11.2007, 14:34
Michael Nolden im Comicblog.de (http://www.comicblog.de) über Canardo – Ein dummer Hund (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag243) von Sokal und Janitor I – Engel aus Valetta (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=21&ref=1#tag264) von Boucq/Sente:


Canardo
[...]

Das Besondere an den Geschichten um Inspektor Canardo ist der Zwiespalt zwischen Optik und Erzählung. Wer die Optik, die grafische Darstellung betrachtet, kann der fälschlichen Annahme aufsitzen, es mit einer leichten Geschichte zu tun zu haben, vielleicht ein wenig im Disney-Stil. In Wirklichkeit sind die Geschichten sehr ernsthaft, ernsthafter als jeder Fernsehkrimi und besitzen den nötigen Schuss pechschwarzen Humors. Inspektor Canardo, die Kernfigur, ist äußerlich stets lässig und steht der Obrigkeit wie auch so genannten Leuten, die etwas zu sagen haben, immer etwas sperrig und mit einem vorlauten Mund- - Verzeihung – Schnabelwerk gegenüber.

[...]

Grafisch bewegt sich Sokal mit dieser 16. Episode seines Helden Canardo auf gewohnt gutem Niveau. Fans von ernsten Geschichten, in denen Tierfiguren den Part von Menschen übernehmen, sind nicht häufig, aber häufig sind diese Geschichten sehr gut. Eine derart lange Laufreihe wie hier ist ein gutes Indiz für Qualität und auch verdienten Erfolg.
Mit den Tierfiguren gelingt Sokal eine hervorragende Charakterisierung seiner Darsteller. Dies trifft nicht nur auf die dicklippige Ente mit dem viel zu großen Schnabel zu. Auch der schmale Hase Garenni ist mit seiner recht üppig geratenen Ehefrau für so manche Interpretation gut.

Tragisch, spannend, kurios, komisch, all diese Elemente vermischen sich in dieser Episode zu einem gelungenen Krimi, der mit einem der gemeinsten Schlussszenen seit langem aufwarten kann. Daumen rauf für diesen neuen Einsatz von Inspektor Canardo.
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Komplette Rezension Canardo – Ein dummer Hund (http://www.comicblog.de/2007/11/08/ein-dummer-hund/)


Janitor I
[...]

Der Janitor reiht sich mit seinem Serienauftakt Der Engel aus Valletta in Thriller wie Illuminati, Assassini oder Das geheime Dreieck ein, die das Wirken des Vatikans und der katholischen Kirche als Basis für einen soliden Thriller nutzen.
Aus der Realität weiß man um Organisationen wie Opus Dei oder auch der Schutztruppe im Vatikan, der Schweizer Garde. Der Vatikan, die Kirche insgesamt, weiß immer noch mit einigen schwarzen Löchern aufzuwarten, die sich perfekt dazu anbieten, sie zu füllen und eigene Geschichten daraus zu kreieren. Das umfangreiche Archiv der Kirche bietet außerdem einen Ansatzpunkt für den Beginn dieser Handlung, geht es doch sogleich um die Beschaffung eines wichtigen Dokuments.

F. Boucq und Y. Sente halten sich nicht mit Vorreden auf. So erleben wir Pater Vince bei seiner täglichen Arbeit als Leibwächter im Priestergewand. Es ist ein wenig schade, dass man durch das Cover bereits von Vince’ Berufung weiß, denn so geht ein Teil der Überraschung verloren, die wenigstens die Stewardess am Morgen nach der Liebesnacht hat, als sie Vince in seiner tatsächlichen Berufskleidung sieht. (Ein Überraschungseffekt, den die beiden Macher für den aufmerksamen Leser beinahe in einer Art Fußnote verstecken.)

[...]

Die seltsamen mystischen Andeutungen und Ereignisse sind noch nicht einzuordnen, aber gerade vor Themen wie den Templern verstehen F. Boucq und Y. Sente auch hier die richtigen Knöpfe zu drücken und mit den Erwartungen des Lesers zu spielen.

Vor einer sehr schönen gestalteten Kulisse mit interessanten Charakteren baut sich eine ungewöhnlich dichte Spannung auf, sehr ernsthaft und realistisch erzählt und ebenso realistisch gezeichnet. Sébastien Gérard stützt die im besten Sinn klassische Gestaltung mit einer leichten und versierten Farbgebung. Perfekte Thriller-Unterhaltung im Comic-Format.

Komplette Rezension Janitor I – Der Engel aus Valetta (http://www.comicblog.de/2007/11/02/der-janitor-der-engel-aus-valletta/)

tiefkultur
15.11.2007, 09:21
Christian Meyer bei tiefkultur (http://tiefkultur.de) über "Der Ausreißer":

"Dass der Manga mehr zu bieten hat als Endlosserien für Teenager dürfte sich herumgesprochen haben. Falls doch nicht, so kann ich zwei außergewöhnliche und sehr unterschiedliche Neuveröffentlichungen empfehlen …"
mehr lesen (http://tiefkultur.de/2007-09-24/vertraute-fremde-von-jiro-taniguchi-der-ausreiser-von-hideo-azuma/)

Philipp Schreiber
21.11.2007, 11:29
Klaus Schikowski in Comixene (http://www.comixene.de) Nr. 100 über Hino Horror 2 – Bug Boy (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1#tag259) von Hideshi Hino:



Der alltägliche Horror

Nun liegen auch endlich die ersten Bände des japanischen Horror-Altmeisters Hideshi Hino auf deutsch vor. Hino Horror ist der Obertitel der Reihe, in der bislang zwei Bände erschienen sind. Aber was für Bände. Eigentlich müsste nun an dieser Stelle eine Warnung an junge und zartbesaitete Leserschichten stehen. Denn was Hino hier liefert, kann auf den Magen schlagen. Manche Geschichten sind so voller Ekel, dass man bestürzt das Buch zuschlagen möchte, jedoch vor lauter Faszination nicht mehr aufhören kann zu lesen.

Dabei orientieren sich die Erzählungen an alten Schauergeschichten und Märchen. Es geht um verwunschene Häuser mit geheimnisvollen Türen. Um die Deformation der Familienmitglieder. Oder um die Verwandlung eines Jungen in ein wurmartiges Ungetüm, der von seiner Familie vergiftet wird und in der Kanalisation leben muss. Und doch wird noch eine zweite Ebene offensichtlich. Die Angst vor der Einsamkeit oder dem Verlust der Familie. Denn der Horror kommt immer aus der Wahrnehmung des Kindes. Das macht ihn so real.

Grotesk verzerrt Hino die Wirklichkeit, erzählt von Müll, Eiter, Leichenbergen und deformierten Kindern. Nicht zufällig erinnern seine Geschichten manchmal an die Schrecken von Hiroshima. Denn Hino wurde 1946 geboren und die Erinnerungen an das Nachkriegsjapan haben tiefe Spuren in seinem Werk hinterlassen. Auch wenn die Zeichnungen beinahe als klassischer Manga zu bezeichnen sind, regiert die Verunsicherung und die bedrohliche Angst vor dem Monströsen.

Der Comicautor und Regisseur Hino kennt kein Tabu. Wenn der Bug Boy zum ersten Mal das Meer sieht oder ihn eine Traurigkeit befällt, wenn er zum Wohnhaus seiner Eltern kommt, dann bekommen die Geschichten etwas leicht Melancholisches, beinahe menschliche Züge und dann bekommt der Horror eine ganz neue Dimension. Hinos Geschichten sind Allegorien auf die Vergänglichkeit.

Das Label Shodoku baut sein Programm des anspruchsvollen Manga ziemlich stilsicher aus. Die Soundwords als Teil der Grafik und des Layouts im Original zu belassen, ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, zumal sie nicht erklärt werden. Auch ob die Übersetzung aus dem Englischen der des japanischen Originals etwas voraus hat, lässt sich nicht klären. Das soll aber nicht den Verdienst schmälern, denn mit Hideshi Hino hat man auf jeden Fall einen weiteren japanischen Ausnahmeerzähler im Programm.

Philipp Schreiber
21.11.2007, 11:39
Klaus Schikowski in Comixene (http://www.comixene.de) Nr. 100 über Tod eines Mörders (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_17&ref=1#tag240) von Jacques Loustal:



Kranke Killer

Jaques de Loustal gilt seit den 1980er Jahren als eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten aus Frankreich. Seine Bände, die er zusammen mit dem Autor Paringaux herausbrachte, waren illustrierte Geschichten, die aufgrund ihrer grafischen Opulenz zu Meisterwerken avancierten. Es war die Zeit, wo die grafische Ausdrucksform im Vordergrund stand und der Comic künstlerisch zu erstarren drohte. Dann wurde es zunehmend stiller um den Zeichner, der zwar kontinuierlich weiter veröffentlichte, dessen Alben aber wenig grafische Entwicklung zeigten. Die Erzählungen hatten nachgelassen, waren beliebig geworden, waren ohne Herz.

Als dann der neue Band zeitnah am Original in Deutschland veröffentlicht wurde, fiel zunächst nur die Nibelungentreue des Verlags zu seinem Künstler besonders auf, denn es ist beileibe nicht selbstverständlich in Deutschland, dass ein Verlag so lange an einem Künstler festhält. Und auch fast schien es so, als hätte sich nichts verändert. Immer noch wirken Bild und Text wie Einzelmomente, die auch für sich stehen könnten. Es sind eingefangene Momente, geprägt durch die knappe Prosa des Autors und die dazugehörigen Bilder von Loustal. Doch beim Lesen wurde denn deutlich, dass sich etwas verändert hat. Es ist der Ton der Geschichte. Alles ist wesentlich düsterer und morbider. Eine Ausweglosigkeit macht sich breit, die bis dato in dem Werk noch nicht so ausgeprägt war.

Es ist die Geschichte eines Auftragskillers, der sich todkrank auf die Suche nach seiner Tochter macht und dabei gnadenlos mit seiner Vergangenheit abrechnet. Das Ganze ist von ungewohnter Blutigkeit und faszinierender Konsequenz. Aber es ist der Versuch der Rückkehr zur Geschichte. Paringaux weist in dem Sujet einige Schwächen auf. Zwar sind die Sätze noch immer erzählerische Kleinoden, aber die Geschichte wirkt steif und auch die Charaktere sind nicht belebt.

Doch gerade da findet Loustal zu sich selbst zurück. Die Zeichnungen sind immer noch von aquarellierter Brillanz, durch den Einsatz von Bleistift-Schattierungen bekommen sie sogar noch mehr Tiefe. Mit der eigenwilligen und mutigen Farbgebung gelingt es dem Zeichner, starke atmosphärische Momente zu zaubern. Manche Bilder wirken, als wollten sie sagen: Sauge jeden Moment auf, denn er wird vergehen.

Am Ende steht der Rachengel in all seiner Auswegslosigkeit bereit in der Tür und erstrahlt in hellem Licht, es gibt nichts mehr zu verlieren, scheint er zu sagen und der Leser weiß, dass dies kein leeres Versprechen ist. Denn Totgesagte leben eben doch länger.

Philipp Schreiber
21.11.2007, 16:14
Barbara Buchholz in der Kölnischen Rundschau (http://www.rundschau-online.de) vom 21.11.07 über Inspektor Canardo 16 – Ein dummer Hund (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag243) von Benoît Sokal:



Diese Ente ist hartgesotten
Der tierische Inspektor Canardo schlurft in einen neuen Kriminalfall

Die Augenlider auf Halbmast, am plumpen Leib einen speckigen Trenchcoat und im Schnabel stets eine Kippe. Inspektor Canardo ist wirklich keine Augenweide. Zwar ist er nicht weniger hartgesotten als Privatschnüffler Philip Marlowe. Aber er ist eben nur eine Ente, und eine belgische dazu.

1979 schuf der Brüsseler Comicautor Benoît Sokal den tierischen Inspektor („canard“ bedeutet Ente auf Französisch). Seitdem schlurft der abgehalfterte Vogel schwermütig in einen unschönen Kriminalfall nach dem anderen. Ausgleich sucht er wie seine Kollegen von Fach im Alkohol. Aber weil Canardo kein Ami, sondern waschechter Belgier ist, kippt er statt Whisky dosenweise Bier der Marke „Kluutch“ in sich hinein.

Und mit dem beginnt der neue Canardo-Fall „Ein dummer Hund“. Ein Gewinnspiel auf Bierdosen würfelt eine Handvoll unterschiedlicher Passagiere in einem Reisebus zusammen, auf dem Weg, die Brüsseler „Kluutch“-Brauerei zu besichtigen. Darunter einen riesigen, fetten Hund namens Adi, der leider nicht nur gerne Bier trinkt, sondern ein gesuchter Verbrecher ist und einen Sprengstoffgürtel um die Wampe trägt.

Das könnte Inspektor Canardo schnuppe sein, schließlich schlürft er zur selben Zeit unter Palmen Piña Colada, die er sich von braungebrannten Schönen reichen lässt. Doch wie das so ist: Wenn der Dienst ruft, muss der Urlaub dran glauben. Schnell das Hawaiihemd gegen den ollen Trench zurückgetauscht, und schon ist Inspektor Canardo mitten drin im nächsten Schlamassel seiner Karriere.

Philipp Schreiber
26.11.2007, 12:00
Brigitte Schönhense auf Splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Gipfel der Götter 1 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag268) von Jiro Taniguchi:



Story:
Dies ist die Geschichte von Habu Yoshi, ein ganz besonderer Bergsteiger Japans. Habus erste Berührungspunkte mit dem Fels, sowie sein Werdegang zum Ausnahmealpinisten werden aufgezeigt. Ein Mann der sich immer wieder der Natur und seinen physischen als auch psychischen Grenzen stellt.

Meinung:
Schreiber & Leser beweist mal wieder Geschmack und Mut, denn der Verlag veröffentlicht einen weiteren Titel des Mangaka Taniguchi, weit ab vom Mainstream Allerlei, den fünfbändigen Comicepos "Gipfel der Götter - Kamigami no itadaki". Den Handlungsrahmen liefert der Autor Baku Yumemakura in dem sich die großartigen Zeichnung von Taniguchu wunderbar einfügen. Sehr detailliert und auf höchsten zeichnerischen Niveau haucht der Künstler seinen Figuren und den Szenarien Leben ein, immer darauf bedacht realitätsgetreu darzustellen.
Die Bilder alleine genügen eigentlich schon, um ohne schlechtes Gewissen zu zugreifen und € 16,95 für einen Manga locker zumachen. Der Leser darf sich aber darüber hinaus auch auf eine wirklich gut durchdachte und strukturierte Geschichte freuen. Zwei Handlungsbögen, einer in der Gegenwart und einer in der Vergangenheit Habus, versetzen den Leser auf schneebedeckte Gipfel in klirrende Kälte.

[...]

So erfolgreich der junge Mann auch am Fels ist, in der sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung bleibt er auch weiterhin auf der Strecke. Er schafft es nicht feinfühlig auf seine Mitmenschen zu zugehen. Ist oft grobschlägig und verletzend in seinen Äußerungen. Aber gerade wegen diesen schwierigen Charakters ist diese Figur besonders interessant. Dem Leser wird es schwergefallen sofort mit ihm zu sympathisieren. Habus völlige Aufopferungsbereitschaft und sein eiserne Wille die gesteckten Ziele auch zu verwirklichen sorgen jedoch dafür, dass man ihm Respekt zollt. Schon allein sein familiärer Hintergrund, er ist eine Waise und stammt aus ärmlichen Verhältnissen, von denen es ihm auch nicht so recht gelingen will sich zu lösen, machen ihn sehr menschlich und verletzbar.

In gespannter Vorfreude lässt sich der Band aus den Händen legen, und der Leser selbst bekommt Lust mal wieder die Wanderschuhe zu schnüren und raus in die Natur zu gehen.
Zur Publikation sei zu sagen, dass der Verlag mal wieder mit Qualität überzeugt. Farbseiten, dickes Papier und ein sehr guter Druck, sowie die flüssige und lebendige Übersetzung überzeugen und sind das Geld echt wert.


Hier die komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/7517).

Philipp Schreiber
26.11.2007, 12:14
Jochen Werner im goon Magazin (http://goon-magazine.de) über Hino Horror 1&2: "Red Snake" und "Bug Boy" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1#tag248) von Hideshi Hino:



Vom Ausbleiben der Apokalypse

Hideshi Hinos Horror-Mangas lassen uns in den Spiegel blicken – und die Hölle sehen…

»Solange ich denken kann, wollte ich weg von diesem Haus. […] Es war ein altes, weitläufiges Gebäude. Niemand wusste so richtig, wo es anfing und endete. / Es war von allen Seiten umgeben von einem dunklen Wald aus knorrigen Bäumen. / Es gab keine Stelle, von der aus man das Haus als Ganzes sehen konnte.« Derart allumfassend und scheinbar ausweglos führt der japanische mangaka Hideshi Hino auf den ersten Seiten von »Red Snake« in die albtraumhafte Welt seiner Horror-Comics ein, die im Rahmen der Reihe Shodoku jetzt erstmals auf Deutsch erscheinen.

Red Snake:
»Meine Familie war ziemlich seltsam.«

[...]

Das ärgste Grauen für den Protagonisten von »Red Snake«, einen namenlosen, ängstlichen Jungen mit großen Augen, ist nämlich im innersten Kern seiner Familie, der vollständig von unterschiedlichen Formen des Wahnsinns infiziert ist, zu verorten. Diese Spielarten des Irrsinns drehen sich sämtlich um eine Hühnerzucht, die der Vater im Haus betreibt – oder vielleicht noch eher um die widerlichen Würmer, die er im Raum daneben züchtet, um sie an die Hühner zu verfüttern. Die dort mit rabiatesten Methoden produzierten Eier stellen eine Art Schmiermittel für die pervertierte Bande zwischen den Familienmitgliedern dar: Die Großmutter hält sich selbst für ein Huhn, lässt sich vom Vater mit Würmern füttern und sitzt gackernd in einem gigantischen Nest, während sie versucht, Eier auszubrüten. Der Großvater lässt sich von der Mutter tagtäglich in einer eindeutig sexuell motivierten Prozedur rohe Eier in ein gigantisches Geschwür im Gesicht einmassieren, um so Blut und Eiter aus diesem herauszudrücken; und die ältere Schwester des Helden stiehlt dann gleich heimlich das Gewürm des Vaters, um sich damit erotisch zu verlustieren…

[...]

Und der Schrecken, der ganz am Ende steht, ist nicht jener der Apokalypse, sondern vielmehr der ihres Ausbleibens – und der Erkenntnis, dass in Hinos Welt tatsächlich und wie befürchtet alles ganz und gar ausweglos ist…


Bug Boy:
»Wie gewohnt spielte Sanpei mit seiner Leichensammlung…«

Noch deutlicher äußert sich diese Sektion der eigenen Kontamination im zweiten Band der neuen Reihe »Hino Horror« bei Shodoku, die tatsächlich erstmals die Werke des vielleicht bedeutendsten Autoren des Horror-Manga einer deutschen Leserschaft zugänglich macht.

Hinter »Bug Boy« verbirgt sich eine Art splatter-retelling von Kafkas »Verwandlung« – mit dem Unterschied, dass sich Hinos erneut kindlicher Antiheld Sanpei nicht, wie Gregor Samsa, in sein Schicksal ergibt und an der Zurückweisung durch die Familie zugrunde geht, sondern sich zum grausam mordenden, Menschen fressenden Monster wandelt.

[...]

In einer Welt wie jener, die Hino beschreibt (und die höchstens einen Schritt hinter der unsrigen liegen mag) ist es schlicht und einfach normal, ein wahnsinniges Ungeheuer zu sein…
Darin mag auch begründet liegen, dass uns Hinos Comic-Erzählungen so nachhaltig verstören. Zwischen dem Lovecraft’schen Schweigen und dem Zeigegestus des Splatterkinos, zwischen der ins Groteske überspitzten, gebrochenen Niedlichkeit der stereotypen Manga-Ästhetik und den surrealistischen Höllenvisionen eines Hieronymus Bosch, und letztlich zwischen allen Stühlen sucht Hino, eine Kartographie der Abgründe vorzunehmen, die sich in den Lücken und Zwischenräumen unseres Daseins auftun. Das ist alles andere als Realismus, aber es ist stets klar, dass es uns angeht.


Komplette Rezension bei goon Magazin (http://goon-magazine.de/index.php/2007/07/22/hideshi-hino/)

Philipp Schreiber
29.11.2007, 11:20
Barbara Buchholz im Kölnischen Rundschau Magazin (http://www.rundschau-online.de) vom 28.11.07 über Gipfel der Götter – Teil 1 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag268) von Jiro Taniguchi:



Ein alter Fotoapparat in einem Trödelladen in Kathmandu zieht Fukamachi Makoto in seinen Bann. Eine Kodak Pocket-Kamera aus den 20er Jahren – ein solches Modell hatte der englische Bergsteiger George Mallory bei sich, als er 1924 an der Mount Everest-Besteigung tödlich scheiterte. Fukamachi kauft den Apparat. Soeben von einer Bergexpedition zurückgekehrt, lässt der japanische Alpin-Fotograf sich einige Zeit in der nepalesischen Hauptstadt treiben. Kaum hat Fukamachi aber die Kamera gekauft, verstrickt er sich in eine dramatische Bergsteiger-Geschichte. Ist die Kodak womöglich eben die, die Mallory gehörte? Und wie kam sie dann in den Trödelladen? Bald wird klar, dass sich nicht nur Fukamachi dafür interessiert.

„Der Gipfel der Götter“ von Jiro Taniguchi und Baku Yumemakura (Schreiber und Leser, 326 S., 16,95 Euro) ist alpines Abenteuer und spannende Detektivgeschichte am Fuß des Himalaya, und besticht mit atemberaubenden Panoramen.

Philipp Schreiber
04.12.2007, 09:53
Stephan Schunck bei splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Djinn 7 - Pipktu (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=4&ref=1#tag266) von Anna Miralles und Jean Dufaux:



Story:
Der erste Weltkrieg ist vorbei, das osmanische Reich ist Vergangenheit. Gemeinsam mit ihrer Freundin Jade bereisen Lord und Lady Nelson im Rahmen ihrer Weltreise Schwarzafrika, den Kontinent, in dem es gärt. Hier wird ihnen eine schwarze Perle am rechten Ohr von Jade zum Verhängnis. Denn diese Perle - aus dem Schatz des Sultans - wurde vor langer Zeit der Anaktu, der Göttin des Fiebers und des Siechtums, gestohlen. Jade wird von Schwarzen entführt und wird zur Verkörperung der Herrscherin der Orushi. Mit der vermeintlichen Göttin auf ihrer Seite verlieren die Schwarzen die Angst vor den weißen Machthabern und planen den Aufstand.

[...]

Meinung:
[...]

Dieser dritte Band spielt also wieder in der Vergangenheit und handelt von der Inkarnation Jades zur gefühllosen und herrschenden Göttin Anaktu. Im Gegensatz zu dem manchmal schon fast zu mystischen Geschehen des ersten Zyklus ist die Afrika-Reise verständlicher und nachvollziehbarer.

Einfühlsam setzt Ana Mirallès Dufauxs Szenario in wunderschöne Bilder um, die zum Teil die Wärme und Schwüle Afrikas fast greifbar werden lassen und dem Leser das Gefühl geben, am Geschehen teil zu haben.
Über die Qualitäten von Dufaux als Szenarist muss nicht mehr viel gesagt werden. Ana Mirallès, die in Deutschland bisher nur durch die Serie „Eva Medusa“ auf sich aufmerksam machen konnte, liefert mit „Djinn“ eine klasse Leistung ab.

Fazit:
Faszinierende und mystische Geschichte, die Anfang des letzten Jahrhunderts in Afrika spielt, mit wunderbarer grafischer Umsetzung.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/7512)

Philipp Schreiber
04.12.2007, 10:27
Stephan Schunck bei splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Der Janitor 2: Wochenende in Davos (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=21&ref=1#tag265) von François Boucq und Yves Sente:



Story:
Der neue Janitor Trias, alias Hochwürden Vince, begleitet Kardinal Feuster und dessen Assistenten Giulio als Leibwächter zum Weltwirtschaftsgipfel nach Davos. Im diskreten Hotel Bellevue findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber mit den wichtigsten Börsenakteuren der Welt, das erste Börsenseminar des Unternehmens Futurotech unter Leitung des zwielichtigen Al Quarid statt. Plötzlich erfahren die Teilnehmer der Veranstaltung, dass sich auf internationaler Ebene Dinge ereignet haben, die von größter Tragweite sind.

[...]

Meinung:
Yves Sente beweist einmal mehr, was ein guter Szenarist wert sein kann. Sente, der u.a. schon bei „Thorgal“ und „Blake und Mortimer“ sein Können unter Beweis stellen konnte, liefert mit „Der Janitor“ ein echtes Meisterstück eines sorgfältig inszenierten, spannungsgeladenen Krimis - denn mehr oder weniger ist es nicht - ab. Wenn dann eine solche Geschichte in das Umfeld der Finanzgrößen und des Vatikan gesteckt wird, trägt die Geschichte zusätzlich noch dem Zeitgeist - ob „Da Vinci Code“, „Tempelritter“ oder, oder - Rechnung.

Gespickt mit Elementen aus „James Bond“ und gewürzt mit einem gehörigen Schuss „Stirb Langsam“ kommt in Synthese mit den kongenialen Zeichnungen von Boucq ein rasantes, spannendes und äußerst kurzweiliges Comic-Vergnügen zu Stande.

Boucq ist Genre übergreifend auf jedem seiner Arbeitsgebiete ein absoluter Meister seines Fachs.

Fazit:
Actiongeladener, sehr sorgfältig inszenierter Krimi im Umfeld von Finanzen und Vatikan


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/7511)

Philipp Schreiber
04.12.2007, 10:37
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Der Janitor 1 + 2 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=21&ref=1#tag265) von François Boucq und Yves Sente:



Vatikan 2.0
Mit einer Fläche von 0,44 Quadratkilometern, rund 850 Einwohnern und einer offiziellen Geburtenrate von 0, ist Vatikanstadt als Ministaat zu bezeichnen. Doch große Geheimnisse ranken sich um den Kirchenstaat in der italienischen Hauptstadt. Durch die dicken Mauern dringen nur wenige Informationen nach außen. Selbst die Wahlergebnisse werden traditionell durch Rauchzeichen übermittelt. Was mag hinter diesen Mauern geschehen? Dieser Frage versuchen sich F. Boucq und Y. Sente in Comicform anzunähern. Mit Der Janitor werfen sie einen Blick in die geheimsten Geheimnisse des Vatikan: Den Geheimdienst des Vatikan.

[...]

Boucq und Sente entwickeln einen Kirchenthriller mit gewaltigem Potenzial und großartigen Einfällen. Jenseits von Tradition und Petersdom verfügt der Vatikan in diesem Comic über eine ultramoderne Einsatzzentrale. Priester, die auf Plasmabildschirmen CNN schauen, eine eigene Suchmaschine, die Google in nichts nachsteht. Und natürlich das geheime, unterirdische Wegenetz. Darüber hinaus bietet Der Janitor eine sehr komplexe Handlung, für die 48 Seiten pro Band eigentlich viel zu wenig sind. Trotzdem sind die ersten beiden Bände vielversprechend. Solange alle Erzählstränge irgendwann sinnvoll ineinander greifen, ist die Wartezeit verschmerzbar. Die Zeichnungen sind typisch Boucq – hart, schroff, gewöhnungsbedürftig, aber mit Liebe zum Detail. Kurz und knapp: Eine gelungene Mischung aus XIII und Indiana Jones.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2567.html)

Philipp Schreiber
12.12.2007, 10:59
Stefan Pannor bei satt.org (http://www.satt.org) über Die Stadt und das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag244) und Gipfel der Götter (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag268) von Jiro Taniguchi:



In Japan gilt Jiro Taniguchi als westlich orientierter Künstler und als Manga-Star, der mit seinen Werken den Spagat zwischen Manga und europäischem Comic wagt. In Deutschland gilt er als nahezu unbekannt. Vor nur knapp einem Jahr kam mit der Manga-Novellensammlung „Der Wanderer im Eis“ erstmals ein winziger Teil von Taniguchis umfangreichem Werk auf den hiesigen Markt.

[...]

Erinnerung ist auch eines der Themen in „Gipfel der Götter“. Das 2000seitige Epos ist einer der umfangreicheren Titel in Taniguchis Oeuvre. Das Thema klingt zunächst wenig spektakulär. Ausgehend vom Fund einer alten Kamera in Katmandu macht sich der Bergsteiger Fukamachi auf, die Geschichte dieser kamera zu recherchieren. Was er dabei in Wirklichkeit aufrollt, ist eine Art Wandteppich modernen Bergsteigens. Fukamachi lässt sich Geschichten von Erst- und Winterbesteigungen, von Alleingängen und Teamwork erzählen.


[...]

Nicht um das Erinnern, sondern um das Auffinden geht es in in „Die Stadt und das Mädchen“ vor. Auch hier steht ein Bergsteiger im Mittelpunkt. Der zurückgezogen auf dem Land lebende Shiga sucht in Tokio nach seiner verschwundenen minderjährigen Nichte. Und findet eine seltsame Halbwelt, die von Drogenkonsum und Schulmädchenprostitution geprägt ist und in der fast alle Teenager ein zweites Leben neben ihrem Alltag als normale Töchter führen.

Ein fremder Mann in einer fremden Welt. Das verbindet „Die Stadt und das Mädchen“ mit „Gipfel der Götter“ und „Vertraute Fremde“. Fremde, Beobachtende. Auch Shiga, der Suchende, lässt sich im Grunde nur von seinen Fragen treiben.

[...]

Diese Welt braucht keine Helden, nicht einmal dann, wenn sie siegreich sind. Der Mann geht zurück in die Berge. Die Stadt bleibt, wie sie ist.




Komplette Besprechung (http://www.satt.org/comic/07_12_taniguchi.html)

Philipp Schreiber
26.12.2007, 15:13
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Hino Horror 3 – Black Cat (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1#tag269) von Hideshi Hino:



Dreimal schwarze Katze
Wenn schwarze Katzen die Wege der Menschen kreuzen, bringen sie Unglück – schenkt man dem Aberglauben Glauben. Hideshi Hinos Black Cat handelt aber nicht davon, was die Menschen von den Katzen denken, sondern geht den entgegengesetzten Weg: Was denkt die schwarze Katze von den Menschen? In drei kurzen Episoden aus dem Leben der Black Cat, genannt Blackie, wirft Hino einen Blick auf die Abgründe der zwischenmenschlichen Beziehungen.

[...]

Hideshi Hino inszeniert die Geschichten der schwarzen Katze in der für ihn typisch makabren Art und Weise. Schonkost ist das nicht, obwohl die Geschichten im Gegensatz zu Red Snake und Bug Boy weitaus weniger blutig daherkommen. Stattdessen entfaltet Hino nicht nur zeichnerisch ein Höchstmaß an Subtilität. Indem sich die Kreatur gegen den Schöpfer wendet, gleichsam selbst zum Schöpfer selbst wird, verschwimmen die Grenzen zwischen ICH und WELT. So marode wie sich das Individuum darstellt, so marode stellt sich die Gesellschaft dar: Überall Müll, Suff und Tristesse. Die Black Cat mittendrin mimt die Rolle des stillen Beobachters: Sie ist stets dabei und gehört nie dazu.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2579.html)

LeGuy
05.01.2008, 17:42
Rezension von Gipfel der Götter 1 bei Comicgate:


[...]
Ob das Thema Alpinismus wirklich genug hergibt, um eine Geschichte zu tragen, die auf fünf dicke Bände ausgelegt ist, wird sich noch herausstellen. Doch wenn Yumemakura und Taniguchi die Spannung halten können, die sie im ersten Band aufbauen, könnte es am Ende auf ein Meisterwerk hinauslaufen.
[...]

http://www.comicgate.de/content/view/863/51/

Philipp Schreiber
06.01.2008, 16:29
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Hino Horror 4 – The Collection 1 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=37&ref=1#tag270) von Hideshi Hino:



Das Kabinett des Hideshi Hino
Autoren werden in Interviews gern gefragt, woher sie ihre Inspiration nehmen. Bei Hideshi Hino, dem Zeichner von Horror-Mangas, möchte man vielleicht gar nicht wissen, welchem Hirn diese Geschichten entspringen. In The Collection 1 gibt uns Hideshi Hino aber trotzdem, ob wir wollen oder nicht, einen ersten Einblick in sein Seeleninnenleben und zeigt eine Auswahl an zum Teil autobiographisch gefärbten Kurzgeschichten. Und wieder stellt sich, wie so oft bei Hideshi Hino die Frage, nach den Schnittmengen von Genie und Wahnsinn

[...]

Der Band endet, wie er anfing – Aufgerissene Augen, schelmisches Grinsen und eine Einladung, die man auch als Drohung begreifen kann: Tschüs, bis zum nächsten Mal.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2586.html)

Philipp Schreiber
13.01.2008, 16:39
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Gipfel der Götter 1 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag268) von Jiro Taniguchi:



Habu Yoshi und wie ihn die Welt sah
Wenn ein japanischer Fotograph in der nepalesischen Hauptstadt Katmandu einen Fotoapparat findet, dann ist das ungefähr so bedeutend, als würde in Tokio ein Teller mit Sushi umfallen. Wenn es sich bei dem Apparat aber um das Modell handelt, dass der Bergsteiger George Mallory 1924 bei seiner Mount Everest Expedition mit sich führte, bei der er verschollen ging, dann könnte mehr dahinterstecken.

[...]

Es ist die immerwährende Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Helden, die Taniguchi und Yumemakura in Gipfel der Götter erzählen. Aus verschiedenen Perspektiven geschildert, entsteht so das Gemälde eines Menschen, der ganz nach oben will, der es nicht leicht hat, dem es aber auch nicht gerade leicht gemacht wird. Eingerahmt von atemberaubenden Bergpanoramen und fesselnden Kletterpartien – Der Berg ruft.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2594.html)

Philipp Schreiber
28.01.2008, 14:31
Stefan Pannor bei satt.org (http://www.satt.org) über "Der Ausreisser" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_30&ref=1#tag263) von Hideo Azuma:



Sind autobiografische Comics meist ernst? Seltsam, dass man diese Frage fast aus dem Stand mit „Ja“ beantworten möchte. Es ist der große Schatten von selbsterlebten Dramen wie Craig Thompsons „Blankets“, Marjanne Satrapis „Persepolis“ oder (etwas weiter gedehnt) Art Spiegelmans „Maus“, der den Blick auf die vielen originär komischen Autobiografien verdeckt, die von Comiczeichnern in den letzten vierzig Jahren produziert wurden.

[...]

Azuma erzählt, wie er, schwer gestresst und alkoholabhängig, alles hinschmeisst und beschliesst, als Penner im Park und vor der Stadt zu leben. Ohne Geld, ohne Papiere, ohne Rückzugsmöglichkeit. Azuma lebt von Müll, geklautem Essen, gefundenem Kleingeld und billigstem Fusel. Monatelang.

Das könnte ein Drama sein. Weil aber Azuma seine Geschichte im klischeehaft typischsten aller Manga-Stile verarbeitet (grosse Augen, kleine Nasen und kaugummiartig elastische Figuren), möchte die Tragik des Geschehens nicht richtig einklicken. Und das ist gut so. „Der Ausreißer“ schildert einen der schlimmst-denkbaren Niedergänge in der westlichen, auf Arbeit und Leistung orientierten Kultur.

[...]



Komplette Rezension (http://www.satt.org/comic/08_01_azuma.html)

Philipp Schreiber
28.01.2008, 14:50
Zuzanna Jakubowski im goon Magazin 24 (http://goon-magazine.de) über Jiro Taniguchi (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1):



Die Liebe zum Hintergrund

Jiro Taniguchis poetische Autorenmangas erfassen in kleinen Gesten individuelle und gesellschaftliche Zusammenhänge

[...]
Auch die wiederkehrenden Themen und Motive des Aufwachsens und der Selbstfindung in einer von Anonymität bestimmten Gesellschaft, die autobiographischen Zwischentöne und die feinfühligen Charakterportraits hat das umfassende Werk des vielfach ausgezeichneten japanischen Mangaka mit dem in der westlichen Welt zuletzt szenebestimmenden Genre gemein. Schuf Taniguchi zu Beginn seiner Karriere noch klassische Fortsetzungsgeschichten im Stil der üblichen – vor speedlines und close-ups strotzenden – Krimi-, Samurai- und Science-Fiction-Genres, entwickelte er schon in den 1980ern seinen unverkennbaren, von den frankobelgischen Comics beeinflussten Realismus abseits von Bambiaugen und Stachelhaarfrisuren.

[...]

Ungewöhnlich für den üblicherweise durch Handlung und Dialog vorangetriebenen Manga ist Taniguchis – den bandes dessinées entnommene – Liebe zum Hintergrunddetail, vor dem die Figuren beinahe verwechselbar werden.
Großstadtdschungel, Kleinstadtidylle und wilde Natur werden auf dem Papier lebendig; klare Linien, ausladende Tableaus und intime Perspektiven bestimmen die Panels.
Die wahre Kunst dabei besteht darin, den universaltypischen Figuren – der schönen Frau mittleren Alters, dem erschöpften Geschäftsmann, dem eigenbrötlerischen Naturburschen, dem entfremdeten Jungen oder dem kessen Schulmädchen – in kleinen Gesten Individualität zu verleihen. Ein Kunststück, das Taniguchi meisterlich beherrscht. Er lässt seinen Figuren viel Raum, zeigt sie dem Leser gerade auch in handlungsfreien Momenten der Kontemplation – im Wasser treibend, am Fuß eines Berges stehend oder den Wolken nachschauend –, so dass sie trotz idealtypischer Oberfläche an Tiefe gewinnen.


Rezension im goon Magazin Ausgabe 24 Winter 2007 (PDF) S. 74 (http://goon-magazin.de/index.php/aktuelles-heft-24/)

Philipp Schreiber
29.01.2008, 14:12
Simon Ofenloch im Ringboten (http://www.ringbote.de) über Poison Ivy 1: Sumpfblüte (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_38&ref=1#tag250) und Poison Ivy 2: Flying Tigress (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_38&ref=1#tag251) von Yann / Berthet:

Poison Ivy 1: Sumpfblüte



[...]

Szenarist Yannick „Yann“ Le Pennetier und Zeichner Philippe Berthet sind die Schöpfer der seit 1997 bei Salleck Publications publizierten Comic-Reihe „Pin Up“, zu der „Poison Ivy“ wie ein Spin Off steht. Die Grundkonstellation der Handlung ist originell und lässt das Herz von Verschwörungstheoretikern höher schlagen. Doch in Geschichten aus der Feder des Belgiers Yann wird alles mit einem Augenzwinkern vorgetragen. Hier darf nichts bierernst genommen werden. Was zählt, sind Unterhaltung und Spaß. An mancher Stelle ist der Humor allerdings ein wenig gewöhnungsbedürftig. Insbesondere im Zusammenhang mit den Aktionen der Kannibalin bleibt mancher Lacher im Hals stecken.

[...]

Fazit: Eine außergewöhnliche, intelligente und spannende Geschichte, erzählt in ansprechenden Bildern. Ein großer Spaß, wenn man über gelegentliche Geschmacklosigkeiten hinweg sehen kann.



Poison Ivy 2: Flying Tigress


[...]
Der zweite Band der Comicreihe „Poison Ivy“ bringt die Storyline, die im Erstling „Sumpfblüte“ begonnen wurde, zu einem vorläufigen Ende. Die Geschichte ist intelligent und packend erzählt. Viele Kleinigkeiten, die im Vorgänger-Comic etabliert wurden, werden wieder aufgegriffen. Die Einbeziehung historischer Fakten gestaltet die Handlung zusätzlich reizvoll. Endlich erfährt der Leser die wahren Hintergründe über den Angriff der Japaner auf die amerikanische Flotte in Pearl Harbor.

Dass dies alles politisch unkorrekt und teilweise mit schrägem Humor daherkommt, versteht sich in einem Szenario von Yannick „Yann“ Le Pennetier von selbst. Die Zeichnungen sind gewohnt professionell und in ihrer klaren, satten Farbgestaltung äußerst stimmungsvoll.

Fazit: Wer den Vorgängerband gelesen hat, kommt um diesen zweiten nicht herum. Der erste Einsatz der „Women on War“ findet hier seinen Abschluss. In gefälligen Bildern wird eine originelle Geschichte erzählt, die Appetit auf weitere Abenteuer der außergewöhnlichen Frauen-Combo macht.


Komplette Rezension Poison Ivy 1: Sumpfblüte (http://www.ringbote.de/737+M581639825b9.html)

Komplette Rezension Poison Ivy 2: Flying Tigress (http://www.ringbote.de/737+M56aad4142d5.html)

Philipp Schreiber
29.01.2008, 14:31
Marcus Menold im VIRUS (http://www.myspace.com/virusmagazine) Magazin Nr. 21 über Hino Horror 1-4 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1) von Hideshi Hino:



Dass Mangas in Japan eine große Tradition haben, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurückzuverfolgen ist, dürfte hinreichend bekannt sein, die wenigsten wissen jedoch, dass die Themenvielfalt dieser Werke weitaus größer ist als bei ihren europäischen und amerikanischen Äquivalenten. Eine Tatsache, die man nicht vermuten mag, bedient doch der deutsche Markt hauptsächlich pubertierende Girlies oder verpickelte Jungs mit homophiler Neigung.

Wirft man jedoch einen Blick ins Ursprungsland, so wird schnell klar, dass das hierzulande vorherrschende Angebot lediglich ein Bruchteil dessen ist, was an Mangas in Japan produziert wird. Die erwähnte Vielfalt umfasst natürlich auch des Virus-Redakteurs liebstes Genre: Den Horror-Manga. Richtig gelesen, zwischen all den Schulmädchen mit großen Augen und ebensolchen Brüsten, lauert auch das Grauen im Regal und fristet nicht einmal ein Nischendasein. Horror-Autoren wie Hideshi Hino, Jinji Ito oder Suehiro Maruo gehören zu den bekanntesten Mangaka (so die japanische Bezeichnung für Comic-Autoren) des Landes und genießen ein hohes Ansehen. Anders als bei amerikanischen oder europäischen Zeichnern ist in Japan der Zeichner immer auch der Autor seiner grafischen Umsetzung, ein Mangaka vereint also in der Regel zwei Talente in einer Person.

Nachdem sich der Verlag Reprodukt bereits einem Werk von Suehiro Maruo angenommen hat und dieses in Deutschland veröffentlicht hat, dürfen wir uns nun bei Schreiber & Leser bedanken, der sich nun dem Thema Hideshi Hino angenommen hat. Dabei dürfte der geneigte Horror-Interessierte bereits mit dem einen oder anderen Werk des japanischen Mangaka Hideshi Hino (geb. 1946) Bekanntschaft gemacht haben, vermutlich aber, ohne davon zu wissen. Hino zeichnet nämlich als Regisseur zweier Filme der berüchtigten „Guinea Pig“-Reihe verantwortlich. „Flowers of Flesh and Blood“ (1985) und „Mermaid in a Manhole“ (1988), also der zweite und der vierte Teil der Serie, stammen aus seiner Feder und wurden von ihm umgesetzt.

Wer die Filme kennt, der kann bereits erahnen, welchen Inhalt die Mangas von Hideshi Hino haben. Die Geschichten sind meist simple Horror-Storys, die aber stets einen hohen Ekelfaktor aufweisen. Zumeist geht es um Menschen, die in irgendeiner Form mutieren, in „The Bug Boy“ beispielsweise verwandelt sich ein kleiner Junge nach und nach in eine Raupe und in „The Collection“ präsentiert sich Hino selbst als Manga-Charakter, der uns mit seiner einzigartigen Sammlung von Abscheulichkeiten wie einem Augapfel, einem Embryo im Einmachglas und vielen anderen Dingen konfrontiert und zu jedem Gegenstand eine kleine Geschichte parat hat.

In seiner Art der Darstellung ist Hideshi Hino weltweit einzigartig, kein anderer Zeichner wartet mit derart ekelhaften Bildern und kranken Geschichten auf. Neben eitrigen Mutationen und schleimigen Kriechtieren sind es jedoch auch eigene Erfahrungen, die Hino in seine Mangas einfließen lässt. Erinnerungen an die Nachkriegszeit, Depressionen und Krankheiten werden in alptraumhaften Bildern wiedergegeben. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören „Hell Baby“ (1989), die Geschichte eines missgestalteten Mädchens, das kurz nach seiner Geburt vom Vater auf einer Müllkippe entsorgt wird, und „Panorama of Hell“(1990), in dem Hino seine Vorstellung einer post-nuklearen Hölle manifestiert.

In Japan sind bereits über 200 seiner Werke erschienen, in Deutschland hat nun der Verlag Schreiber &Leser die makabre Genialität von Hideshi Hino erkannt und zunächst vier seiner Werke in Deutsch veröffentlicht. Neben „The Collection“ sind dies „Bug Boy“, „Red Snake“ und „Black Cat“. Bleibt zu hoffen, dass noch viele weitere folgen werden.

Philipp Schreiber
04.02.2008, 10:52
Andreas Hartung im unclesally*s (http://www.sallys.net) Nr. 132 über "Der Ausreisser" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_30&ref=1#tag263) von Hideo Azuma:



OBDACHLOSER COMICSTAR ERZÄHLT VON ERFOLGREICHEN KIPPENFUND
Hideo Azuma ist ein erfolgreicher japanischer Mangazeichner. Er hat Preise gewonnen. Es gibt TV-Serien nach seinen Comics. Einige seiner Serien laufen sehr erfolgreich. In kleineren Magazinen kann er ein wenig absurder seiner Kreativität freien Lauf lassen. Die Auftraggeber stehen Schlange und jede Woche scheinen es mehr Seiten zu werden, die fertig werden müssen. Eines Tages bricht er nach Ablieferung eines Stapels fertiger Seiten alle laufenden Serien ab. Mit dem Ruf „Ich geh mal Zigaretten holen!“ verschwindet er, versucht sich erfolglos das Leben zu nehmen und legt sich zu “Recherchezwecken“ im Wald schlafen. [...]

Klingt depressiv. Und ist es wahrscheinlich auch. Es sieht aber nicht so aus. Denn Hideo Azuma zeichnet diese autobiografische Geschichte im Funnystil. Und so springt die ganze Zeit ein lustiges knolliges Männchen durch Alkoholsucht und Obdachlosigkeit. „Zuviel Realismus hält der Mensch nicht aus“, schreibt Azuma als Begründung. [...]



Komplette Rezension (http://www.sallys.net/Leben/Comics/Detail/56520/Der+Ausreißer,Obdachloser+Comicstar+Erzählt+Von+ Erfolgreichen+Kippenfund/)

Philipp Schreiber
04.02.2008, 10:57
Martin Höche bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) über Gipfel der Götter Teil 2 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag271) von Jiro Taniguchi:



Habu Yoshi vs. Hase Tsuneo
Taniguchis fünfbändiges Mammutwerk um den eigenbrötlerischen Alpinisten Habu Yoshi nimmt den zweiten Anstieg. Wie schon in Band 1 verfolgt der geneigte Leser die Schritte des Fotographen Fukamachi Makoto, der eine alte Kamera gefunden hat und so auf die Spur des scheinbar verschollenen Habu Yoshi gerät.

[...]

Allerdings ist Habu Yoshi unerbittlich, wenn es ums Klettern geht. Der immerwährende Wettkampf mit seinem Konkurrenten Hase Tsuneo wird fortgeführt und sogar noch gesteigert. Nach und nach entdeckt Fukamachi, welchen nahezu unmöglichen Plan Habu Yoshi verfolgen könnte, um seinem ewigen Konkurrenten ein für alle Mal einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Ansonsten ist Gipfel der Götter 2 die konsequente Fortführung der Serie und bietet, nicht weiter verwunderlich, optisch keine Veränderung zu Band 1. Die Mangas von Jiro Taniguchi gehören zu den besten, die das Genre zu bieten hat.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2608.html)

Philipp Schreiber
07.02.2008, 12:58
Germaine Paulus im deadline Magazin (http://www.deadline-magazin.de/) Nr. 7 Januar 2008 über Hino Horror 1 - 4 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1) von Hideshi Hino:



Ein zu großes Haus und ein kleiner Junge, der sich davor fürchtet. Hört sich für uns härter Besaitete normal an?
Ha, Moment! Wie wär's damit: Ein Spiegel, hinter dem die Hölle lauert. Schon besser? Gut, dann noch die richtige Würze dazu: eine Schwester mit einer, ähm, Vorliebe für Insekten und Schlangen; ein Vater, der Hennen den Kopf abhackt, wenn sie nicht produktiv genug sind; eine debile Großmutter, die sich für ein Huhn hält; ein Großvater mit einem riesigen Geschwür, das täglich geöffnet werden muss und dabei der massierenden Mutter auch schonmal das Gesicht mit blutigem Eiter verziert...

Und das ist nur der Anfang – von Band 1, wohlgemerkt! Die vom Schreiber & Leser-Verlag erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten Mangas von Rundum-Talent Hideshi Hino (einigen ein Begriff, man denke nur an GUINEA PIG) lassen sich in wenigen Worten umschreiben: HINO HORROR ist Eskalation auf Papier. Dabei wirken sie anfangs etwas unbeholfen, die von naiver Einfachheit geprägten Zeichnungen des älteren Herrn aus Japan. Aber schon nach wenigen Seiten entfacht gerade diese schlichte Plakativität ihre volle Wirkung, und ehe man sich versieht packt einen das Grauen, der Ekel, die Faszination. Und man will die kleinen, gemeinen Büchlein, die allesamt auch ein bisschen was von recht brutalen Märchen haben, nicht mehr aus der Hand legen.

Noch ist HINO HORROR ein Geheimtipp, der garantiert jedem Freund des Gore ein schön breites Grinsen ins Gesicht kleben wird. Als Einstieg empfiehlt sich neben Band 1 auch Band 4, in dem Hino höchstpersönlich für den Leser die Tore seiner exquisiten Privatsammlung öffnet und zu jedem Exponat eine groteske Anekdote zum besten gibt. Sei es nun der konservierte kleine Bruder, das Mädchen ohne Augen oder Papas Spinnentattoo – der irre Blick des erzählenden Hino scheint sich von Geschichte zu Geschichte mehr aus der Zweidimensionalität zu lösen und sich direkt in des Lesers Hirn zu brennen. HINO HORROR ist unangenehm, kontrovers und brachial. Also genau richtig.

Philipp Schreiber
15.02.2008, 13:59
Martin Höche bei suite101 (http://www.suite101.de) über Hino Horror 1 - 4 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1) von Hideshi Hino:



Die Verbindung von Horror und Manga tritt bei wenigen Autoren so deutlich hervor wie in den Werken des japanischen Mangakas Hideshi Hino. Allerdings stellt sich nach dem Lesen eines Hino-Mangas unweigerlich die Frage, was erschreckender ist: die vor Gewalt triefenden Zeichnungen oder die weitaus subtilere, weil strukturelle Gewalt, in der sich die Protagonisten befinden? In der mittlerweile vier Bände umfassenden Serie „Hino Horror“, in Deutschland erschienen im Sublabel shodoku des Comic-Verlages Schreiber & Leser, wird diese Frage immer wieder aufs Neue einer Überprüfung unterzogen. Für alle Bände gilt: Empfindliche Mägen sollten besser die Finger von Hideshi Hinos Geschichten lassen.

[...]

Ein Ende mit Schrecken

Hideshi Hino ist im Tokio der Nachkriegzeit aufgewachsen. Die Bilder seiner Jugend sind Bilder der Zerstörung. Einen explizit autobiographischen Einblick in sein Seeleninnenleben eröffnet Hino im vierten Teil der Hino-Horror Serie. In „The Collection 1“ sitzt er vor seiner imposanten Sammlung von in Alkohol eingelegten Organen und Extremitäten und präsentiert in lockerem Plauderton, wie er zu dem wurde, was er ist. Ein Mensch, bei dem Genie und Wahn nur durch eine winzige Trennlinie separiert sind. Hideshi Hino ist ein moderner Till Eulenspiegel, der erst selbst in den Spiegel schaut und dann der Gesellschaft den Spiegel ins Gesicht schmettert – auf dass sie die Scherben einsammle und sich die Finger daran zerschneide.


Komplette Rezension (http://moderne-comicbuecher-comicserien.suite101.de/article.cfm/hino_horror_1_bis_4)

Philipp Schreiber
28.02.2008, 14:52
Michael Nolden im Comicblog.de (http://www.comicblog.de) über Largo Winch 3 - Der Coup (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag74), Largo Winch 4 - Business Blues (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag75) von Francq und van Hamme und Janitor II – Wochenende in Davos (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=21&ref=1#tag265) von Boucq/Sente:


Largo Winch 3 - Der Coup

[...]

Denn Spannung steht im Vordergrund, eine vielschichtig angelegte Intrige bildet das Fundament. Immer, wenn der Leser dem Glauben verfällt, er wüsste nun, wie sich alles aufbaut, fällt er auf einen Hakenschlag von Van Hamme herein.

Dabei geht Van Hamme geschickt zu Werke. Ich weiß nicht, ob der Autor seinen Edgar Wallace so gut kennt, wie wir hierzulande, doch der meuchelnde Mörder mit Pfeil und Bogen klingt wie eine Verbeugung vor dem Grünen Bogenschützen (The Green Archer, 1923) des englischen Krimiautors. In beiden Fällen ist der Einsatz eines Bogenschützen natürlich bestechend. In Largo Winch trifft dies sogar noch mehr zu. Diese Welt ist moderner, klinischer, kälter, aber auch verkitschter. High Tech trifft die gute alte Gier, die Rücksichtslosen, die Raffgierigen. In ein solches Szenario passt ein mit dem Bogen schießender Rächer sehr gut hinein und sorgt für das Quäntchen Geheimnis am Rande. Der Bogenschütze wirkt zu Beginn wie eine verrückte Idee, wenn sich die Toten mehren, ändert sich diese Meinung schnell.

Zeichner dieser überaus erfolgreichen Abenteuer ist Philippe Francq, dessen ebenso treffsicheren Zeichnungen, die kühle Atmosphäre, die spannenden Momente und die humorvollen Szenen genau einfangen. An letzterem fehlt es auch nicht, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Spitzfindigkeiten und süffisante Anspielungen, feine Auseinandersetzungen von Menschen, die in der feinen Gesellschaft zu Hause sind, sorgen für Erheiterung wie auch für ordentlichen Witz. Francq hatte die schwierige Aufgabe, diese doch eher starren Szenen mit der gleichen Sorgfalt umzusetzen wie eine aktionsgeladene Sequenz. Da es ihm gelingt, das Mienenspiel einer Person in solchen Dialogen zum Einsatz zu bringen, kann der Leser in den Gesichtern ebenso lesen wie im Text.

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Komplette Rezension Largo Winch 3 - Der Coup (http://www.comicblog.de/2008/02/18/largo-winch-3-der-coup/)


Largo Winch 4 - Business Blues

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Eine sehr gute Fortsetzung und ein sehr guter, spannender Abschluss, den der Leser hier an der Seite von Largo Winch erleben darf. Ein Thriller, eine Liebesgeschichte und ein Drama finden ihr Ende mit einem Hauptcharakter, der auf sehr gelungene Weise mitfühlen lässt. Ungeheuer geschickt nimmt Van Hamme die Leser mit auf einen gefährlichen Hindernislauf bis hin zu einem packenden Showdown.
[...]

Komplette Rezension Largo Winch 4 - Business Blues (http://www.comicblog.de/2008/02/28/largo-winch-4-business-blues/)



Janitor II – Wochenende in Davos

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Der Janitor bietet weiterhin spannende Unterhaltung und steigert sich auch. Was sich im Hintergrund abspielt, wird noch mysteriöser. Vince, eine überaus sympathische Hauptfigur, nimmt den Leser mit in einen modernen Thriller, der keinen Vergleich mit anderen aktuellen Geschichten dieses Genres zu scheuen braucht. Wegen der gelungenen visuellen Umsetzung setzt sich Der Janitor auch im Comic mit an die Spitze.

Komplette Rezension Janitor II – Wochenende in Davos (http://www.comicblog.de/2008/02/05/der-janitor-wochenende-in-davos/)

Philipp Schreiber
04.03.2008, 21:49
Michael Hüster bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com) bringt mal etwas Leben in die Bude mit seiner Rezension von Poison Ivy 3 – Heisser Sand (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=38&ref=1#tag274) von Philippe Berthet und Yann:



[...]

Für meinen Geschmack ist die ganze Story ziemlich abgefahren. Text und Zeichnungen können für mich nicht überzeugen. Auch der Witz ist recht schräg. Die Handlung ist extrem unrealistisch und kann nur unter dem Wort Parodie wohlwollend eingeordnet werden. Nicht meine Serie.

[...]



Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2633.html)

Philipp Schreiber
04.04.2008, 15:04
Michael Klein im Stadtmagazin LIVE! (Saarland) über Gipfel der Götter (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag268) von Jiro Taniguchi und Djinn (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_4&ref=1) von Dufaux & Miralles:


Gipfel der Götter
Der Fotograf Fukamachi Makoto soll in den 90er Jahren den erfolgreichen Aufstieg einer Bergsteigertruppe in Nepal dokumentieren. Doch muss die Expedition nach dem Tod zweier Mitglieder erfolglos abgebrochen werden. Makoto verspürt wenig Lust, gleich wieder ins tägliche Getriebe seines Jobs zurückzukehren, und streunt stattdessen durch Katmandu. In einem Trödelladen findet er ein Objekt, das ihn ungemein reizt: eine alte Kodakkamera aus den 20er Jahren. Dass ihre Linse gebrochen und die Kamera unbrauchbar geworden ist, stört ihn wenig, denn zum einen ist sie bereits als Modell ein historisches Stück und zum zweiten hat Makoto so eine Ahnung, dass es überdies vielleicht eine ganz besondere Kamera ist. Als 1924 die beiden Bergsteiger Mallory und Irvine den Versuch der Erstbesteigung des Mount Everest unternahmen – sie kehrten nie zurück und gelten seither als verschollen -, hatten sie eine solche Kamera dabei. Ist es tatsächlich genau diese gewesen, von nichtsahnenden Bergwanderern aus den Schneefeldern geborgen?

Diese Episode ist der Ausgangspunkt der Manga-Bergsteigersaga »Gipfel der Götter«, geschrieben vom japanischen Schriftsteller Baku Yumemakura und in Szene gesetzt von Meisterzeichner Jiro Taniguchi (»Vertraute Fremde«, »Die Stadt und das Mädchen«). Taniguchis Liebe zu Literatur, Philosophie und Film – nicht selten werden seine Mangas mit den Werken des von ihm bewunderten großen japanischen Regisseurs Yasujiro Ozu verglichen – spiegelt sich in seinen Arbeiten, in denen Drama, Poesie, Melancholie und Existentielles oft eine beeindruckende Mischung eingehen. Der erste Band von »Gipfel der Götter« geht vor allem den Spuren des eigenwilligen, verschlossenen Bergsteigers Habu Yoshi nach, der als Kind seine Eltern verlor und später obsessiv nach Bewährung in Extremsituationen und nach Ruhm greift. Fukamachi Makoto begegnet ihm überraschend bei seinen Recherchen nach der Herkunft der Kamera und trifft auf einen gealterten, abweisenden, zugleich aber auch faszinierend-rätselhaften Mann, der ein Geheimnis in sich zu tragen scheint.

»Gipfel der Götter« wird mit seiner Spannung und seinen dichten, packenden Atmosphären auch Nichtbergsteiger erfreuen, und nach der Lektüre des ersten Bandes sucht man gleich nach dem Erscheinungsdatum des zweiten. Er ist bereits für diesen Monat angekündigt.


Djinn
Die junge, attraktive Engländerin Kim Nelson findet ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter deren Tagebuch und erfährt daraus zu ihrer Verblüffung, dass ihre eigene Großmutter eine schillernde, in die Weltgeschichte verstrickte Frau war. Als Favoritin des letzten osmanischen Sultans lebte sie in den Jahren vor dem I. Weltkrieg in dessen Harem und wurde von ihm gezielt in diplomatischen Intrigen eingesetzt. Kim Nelson ist gepackt von diesen unbekannten Seiten ihrer Familiengeschichte – nicht zuletzt, weil sie eine Wesensverwandtschaft spürt - und beschließt, nach Istanbul zu reisen, um an den Orten des Wirkens ihrer Großmutter mehr über deren Leben zu erfahren. Freilich ahnt Kim noch nicht, in welch abgründiges Abenteuer – trotz ihrer Furchtlosigkeit und Leidenschaft – sie sich da einlässt. Denn in Istanbul haben sonderbarerweise dubiose Kreise ein äußerst reges Interesse an ihr. Aber warum? Als Kim Nelson aufgeht, dass ihre Großmutter irgendwie mit dem Verschwinden eines unermesslichen Goldschatzes, der geheimen Kriegskasse des Sultans, zu tun gehabt haben muss und dass man glaubt, ihre Nachfahrin sei nun mit nur ihrer Familie bekannten Informationen auf den Spuren dieses Schatzes zurückgekehrt, ist es bereits zu spät. Sie findet sich in einem dichten Netz aus Gefahren und Versuchungen wieder, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben scheint.

Die Reihe »Djinn« verbindet spannendes Abenteuer, Geschichte und Erotik auf äußerst unterhaltsame Weise und gefällt durch ihre stimmungsvollen Zeichnungen und eine geschickt konstruierte Handlung. Der Leser ist allerdings klug beraten, konzentriert zu lesen, denn die vielen Verzahnungen der komplexen Erzählstränge auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen könnten bei oberflächlicher Lektüre verwickelt wirken. Sieben Bände sind mittlerweile erschienen, von denen die ersten vier die stärksten sind und durchaus als abgeschlossener Zyklus gelesen werden können. Mit Band 5 beginnt ein neuer Erzählstrang, der Kim Nelson auf den Spuren eines weiteren, düsteren Abenteuers ihrer Großmutter in Schwarzafrika sieht, das einige Motivanleihen bei Joseph Conrad nimmt.

Erschienen in 2008

Philipp Schreiber
04.04.2008, 15:56
Michael Nolden im Comicblog.de (http://www.comicblog.de) über Poison Ivy 3 - Heißer Sand (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=38&ref=1#tag274) von Berthet und Yann:




[...]

Philippe Berthet und Yann schicken ihre Mädels in die dritte Runde. Inzwischen sind die Damen abgeklärter, versierter und auch routinierter. Aus diesem Grund läuft auch alles nicht so glatt, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Die Fassade des eingeschworenen Teams bröckelt. X-Raymonde, die Telepathin der Gruppe, stellt fest, dass es noch andere Dinge im Leben gibt, als für Gott und Vaterland einzustehen oder gar dafür zu sterben. Die Liebe zum Beispiel ist ein Grund für den es sich auch zu leben lohnt. Oder Reichtum. Eine eigene Insel. Eigentlich ist alles besser als der Krieg.

Die W.O.W. ist keine dieser Einsatzgruppen, die gleich von Beginn mit allem ausgerüstet sind. Sie sind nicht im Besitz der High Tech dieser Zeit, noch besitzen sie die übliche Ausbildung eines Spezialsoldaten. Sie sind Frauen mit außergewöhnlichen wie auch übersinnlichen Fähigkeiten.
Und sie sind in erster Linie Frauen.
Berthet und Yann haben diese Geschichte wie auch die beiden Vorgänger im Stile einer Action-Komödie inszeniert. Vergleiche, auch zeitlich betrachtet, lassen sich durchaus zu einem männlichen Abenteurer wie Indiana Jones herstellen.

[...]

Yum Yum Jaw entwickelt sich mit ihrer Verfressenheit langsam zu einem weiblichen Obelix, allerdings mit einem starken Hang zum Kannibalismus. Kurz erliegt sie dem Glauben, einen männlichen Widerpart gefunden zu haben (der sogar Hannibal heißt), wird aber enttäuscht.
Genau das ist es! Wir wollen keine dicken Panzer. Wir wollen die dicke Frau! Es versteht sich von selbst, dass Yum Yum nach soviel deutscher Sympathiebekundung sich darüber aufregt, dass sie eben nicht dick sei. Überhaupt hält Yum Yum mit ihren komödiantischen Einlagen die Geschichte zusammen. Mit Zoe, der Neuen, die im späteren Verlauf vorgestellt wird, könnte ihr dabei in den kommenden Geschichten eine Konkurrenz erwachsen.

W.O.W und Poison Ivy, das bedeutet Spaß im Zweiten Weltkrieg, wie es bereits mit Indiana Jones, Stoßtrupp Gold oder Die Glorreichen vorgemacht wurde. Die W.O.W. drücken dem Thema ihren ganz eigenen humorvollen Stempel auf. Bester Comic-Witz, spritzig, flott, sehr frankobelgisch, zurück zu den Wurzeln und doch wieder topmodern. Sehr gut.
[...]

Komplette Rezension Poison Ivy 3 - Heißer Sand (http://www.comicblog.de/2008/03/20/poison-ivy-heisser-sand/)

Philipp Schreiber
04.05.2008, 11:44
Michael Nolden im Comicblog.de (http://www.comicblog.de) über Largo Winch 9 - Venedig sehen... (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag272) von Francq und van Hamme:




[...]

Ah, Venedig! Schon Indiana Jones konnte der magischen Anziehung der alten Lagunenstadt nicht widerstehen.
Venedig sehen … ist der Auftakt eines Zweiteilers aus dem Leben des jungen Milliardärs, der wieder einmal von seiner Vergangenheit eingeholt wird. So mancher Leser wird diesen Spruch kennen. Entgegen der Annahme, es könnte erst im zweiten Teil mit dem Titel … und sterben gestorben werden, sieht sich der Leser schnell (positiv) getäuscht.
Jean van Hamme beginnt rätselhaft und steigt sogleich auf Action um. Aus einem konspirativen Treffen erfolgt ein Schwenk auf das nächtliche Venedig, der Dank Zeichner Philippe Francq auch hervorragend gelingt.

Van Hamme und Francq arbeiten mit zwei sehr schönen Erzählertricks in diesem Band. Der eine trägt die Überschrift Kulisse, der andere lautet Nebencharaktere. Venedig, Paris und New York ergeben wunderbare Gegensätze. Die kahlen Büroräume und die Straßenschluchten der amerikanischen Millionenstadt stehen im krassen Gegensatz zur klassischen Architektur mit all ihrer feinen Facetten.
In beiden Städten wimmelt plötzlich die Action, für New York nicht ungewohnt, für Venedig schon eher. Der Kontrast zwischen der Gemächlichkeit der Gondelfahrten und rasanter Verfolgungsjagden funktionierte bereits im James Bond-Abenteuer Moonraker und in diesem Largo Winch-Abenteuer geht es nicht weniger spannend zu.

[...]

Eine technisch sehr schöne Umsetzung von Philippe Francq mit sehr vielen Sehenswürdigkeiten im wahrsten Sinne des Wortes. Dank der gut gewählten Schauplätze und der diesmal herausragend guten Nebencharaktere ein richtiges Spitzenabenteuer um Largo Winch.

Komplette Rezension Largo Winch 9 - Venedig sehen... (http://www.comicblog.de/2008/04/18/largo-winch-9-venedig-sehen/)

Philipp Schreiber
04.05.2008, 11:52
Stephan Schunck bei splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Largo Winch 9 - Venedig sehen... (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag272) von Francq und van Hamme:



Story:

[...]

Meinung:
"Largo Winch" steht für spannende Unterhaltung im franko-belgischen Stil der Extraklasse. Und das neue Album wird diesem Ruf wieder mehr als gerecht. Action, Tote und ein Schuss Erotik dürfen dabei niemals fehlen und so wird man auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Aber diese Serie ist nicht nur eine geballte Aneinanderreihung solcher Szenemerkmale, bestimmend ist die - durchaus sehr politische - Rahmenhandlung, dieses Mal ein brisantes Thema aus der Erdölbranche. So bleibt "Largo Winch" anders als seine großartigen - eher historischen -Vorbilder wie z.B. "Andy Morgan" oder "Bruno Brazil", um nur mal zwei zu nennen, nicht oberflächlich sondern vielschichtig und ist intelligente Unterhaltung.

Alles in allem ist "Venedig sehen ..." spannende Unterhaltung mit glaubwürdigen Charakteren, einer nachvollziehbaren Handlung und hat nur einen Fehler - es ist noch nicht zu Ende. Jetzt heißt es warten auf den zweiten Teil.

Fazit:
Spannende Unterhaltung im klassischen Stil, die seinesgleichen sucht.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/8141/largo_winch_9_venedig_sehen_)

Philipp Schreiber
07.05.2008, 12:36
Parnass (http://www.parnass.scram.de) über Poison Ivy 3 - Heißer Sand (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=38&ref=1#tag274) von Berthet und Yann:




[...]

Es beginnt wie ein Asterix-Comic, handelt vom afrikanischen Wüstenkrieg des II. Weltkriegs und entpuppt sich wie die X-Men, nur aus lauter Frauen und die irgendwie völlig auf Droge.

[...]

Trotz dem unvermeidlichen Tod, den dummen deutschen und raffgierigen Franzosen überleben die restlichen Damen unserer Truppe aufgrund ihres Charmes, ihrer körperlichen Reize und ihrer ungewöhnlichen Fähigkeiten.

[...]

Ja was ist denn dieser Comic denn nun? Gut gezeichnet in klaren Linien. Ein unterhaltender Kriegscomic – klingt schlimm, macht aber Spaß. Nicht günstig, aber sein Geld wert. Zu Beginn verwirrend, zumindest wenn man mit dem dritten Band in die Serie einsteigt. Aber man könnte sich ja auch alle drei bisher erschienenen Alben auf einmal anschaffen.

Normal ist anders – welch ein Glück!

Komplette Rezension Poison Ivy 3 - Heißer Sand (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2406)

Philipp Schreiber
13.05.2008, 10:37
Christian Gasser in Der Bund (http://www.espace.ch/page_162.html) vom 13.5.08 über "Gipfel der Götter (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag277)" und "Sicht der Dinge" (Carlsen) von Jiro Taniguchi:



[...]

Realismus statt Alpenglühen

Das auf 1600 Seiten angelegte Werk «Gipfel der Götter», dessen Vorlage der Romancier Baku Yumemakura lieferte, ist dank mehreren Handlungssträngen und den raffiniert montierten Rückblenden eine packende Abenteuergeschichte. Nach einer gescheiterten Everest-Expedition glaubt der Alpinist und Journalist Fukamachi Makoto, in Kathmandu der verschollenen Bergsteigerlegende Habu Yoshi begegnet zu sein. Zurück in Japan beginnt er, neugierig über die möglichen Pläne des für seinen Eigensinn und Ehrgeiz berüchtigten Yoshi, über dessen Leben zu recherchieren; er trifft Weggefährten, Rivalen, Freundinnen und fügt ihre Erinnerungen, Erfahrungen und Mutmassungen zum Bild einer schwierigen, aber faszinierenden Persönlichkeit zusammen, die alles ihrer Leidenschaft für die Berge und das Klettern unterordnet.

«Gipfel der Götter» ist ein grosses atemloses Abenteuer, das unter anderem durch seinen Realismus besticht. Da geht es nicht nur um die sportliche, mentale und metaphorische Bedeutung von waghalsigen Erstbesteigungen, sondern auch ums schnöde Geld, das aufwendige Expeditionen erst ermöglicht, um Ausrüstungsprobleme und um Klettertechniken. Es geht auch um den strengen Alltag in Japans Metropolen, dem sich auch die kühnsten Gipfelstürmer nach dem Abstieg unterwerfen müssen. In erster Linie ist auch diese überaus spannende Story jedoch ein Vorwand für Taniguchi, sich intensiv mit der zu Extremen neigenden Psyche seiner Bergsteiger auseinanderzusetzen und ein inneres Abenteuer um Freundschaft und Rivalität, um Besessenheit und grosse Träume, um Hoffnungen und tödliche Abstürze zu erzählen.



Kompletter Artikel (http://www.espace.ch/artikel_519452.html)

Philipp Schreiber
27.05.2008, 09:49
Thomas Hummitzsch in der Glanz @Elend (http://www.glanzundelend.de) Comic Spezialausgabe über "Die Stadt und das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag244)" und "Vertraute Fremde" (Carlsen) von Jiro Taniguchi:



Im Reich der Mangas

Der japanische Manga-Comic hat einen unglaublichen Siegeszug in Europa angetreten. Bei den Anhängern der klassischen grafischen Erzählung aus Amerika und den romanischen Ländern herrscht weitgehend Skepsis angesichts der mehrere hundert Seiten umfassenden Wälzer? Was macht die Faszination Manga aus? Das Dokument eines Selbstversuchs.

[...]

Taniguchi thematisiert in [„Die Stadt und das Mädchen“] intelligent die aktuellen gesellschaftlichen Missstände in seinem Heimatland, angefangen von der Vernachlässigung der Kinder und Jugendlichen durch die Eltern über die grassierende Freizeitprostitution japanischer Schulmädchen bis hin zur Unantastbarkeit der großen japanischen Konzerne. Insofern ist „Die Stadt und das Mädchen“ auch ein Abbild der Abgründe der japanischen Gesellschaft. Dabei entwirft er das Szenario eines Agententhrillers, packend und höchst spannend bis zur letzte Seite. In zahlreichen textfreien Einzelbildern lässt er dem Leser den Raum, sich in die Charaktere einzufühlen, in deren Haut zu schlüpfen und mit der Erzählung zu verschmelzen. Die Text-Bild-Kombination ist geradezu genial. Die 334 Seiten vergehen wie im Flug und diese erste Erfahrung mit einem japanischen Manga kann der Rezensent nur als höchst befriedigend verbuchen.

[...]

Warum Jiro Taniguchi der derzeit Beste seiner Zunft ist, versteht nach der Lektüre seiner Erzählungen selbst der Manga-Laie. Der Rezensent muss gestehen, dass die vorliegenden Bände Taniguchis zu den besten Comics gehören, die er in den zurückliegenden Monaten in die Hände bekommen hat. Das Wagnis Manga hat sich zumindest hinsichtlich der Werke Taniguchis als eine Wohltat, ja gar als Wonne herausgestellt. Die mehr als siebenhundert Seiten der zwei sehr verschiedenen Erzählungen sind geradezu verflogen, ohne dabei auch nur eine Sekunde zu langweilen. Zwischen seinen Hauptpersonen und Lesern baut Taniguchi mit seiner Erzählweise eine fast intime Beziehung auf. Große Klasse. Daher kann der Rezensent mit gutem Gewissen jedem Fan anspruchsvoller grafischer Erzählungen die Mangas von Jiro Taniguchi ans Herz zu legen, denn sie gehören zu dem Besten, was der internationale Comicmarkt derzeit zu bieten hat.



Kompletter Artikel (http://www.glanzundelend.de/Testausgabe/Comics/taniguchi.htm)

Philipp Schreiber
27.05.2008, 12:14
Christian Endres bei Fantasyguide (http://www.fantasyguide.de) über "Der Wanderer im Eis (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag69)" und andere von Jiro Taniguchi:




Auf dem Comic-Salon in Erlangen war er Ende Mai 2008 trotz Abwesenheit wieder der große Star, seine Werke das Thema: Jiro Taniguchi, auf Deutschlands größter Comic-Messe im Frankenland ausgezeichnet sowohl mit dem Comic des Jahres, als auch mit dem Max & Moritz-Preis für die beste deutsche Comic-Publikation aus Japan. Passend zum Salon-Samstag berichtete die Welt dann auch noch auf fast einer Seite über die Paperback-Kunstwerke des japanischen Ausnahmekünstlers - Jiro Taniguchi ist also endgültig in Deutschland angekommen.

[...]

Durch seine ernste Sachlichkeit in Schrift und Bild schafft es Taniguchi, in seinen Geschichten immer wieder Klischees zu verarbeiten, ohne dass die Handlung auf dem Riff der Abgedroschenheit aufläuft. Das sind dann klassische Abenteuergeschichten, in denen man die Kälte spürt, das Wolfsheulen hört und einem der Frost in die Wangen schneidet, wenn man dem Schicksal der zwischen Schnee und Eis gefangenen Protagonisten folgt und sich von Taniguchis spannender Handlung und seinem realistischem Schwarzweiß-Artwork verzaubern lässt. Und dann gibt es da noch jene feinen, etwas moderner wirkenden Geschichten aus der Stadt oder mit dem Meer, wo Taniguchi mit ganz leiser Stimme ganz große Storys zu erzählen weiß; Geschichten wie die über den alten Bärenjäger oder den letzten Gesang des Blauwals brauchen keine Empfehlung oder Analyse - sie sprechen bei der Lektüre für sich und klingen angenehm lange nach.

[...]

Egal ob bekennender Manga-Freak oder skeptischer Superheldenleser - wer Jiro Taniguchi liest, macht garantiert nichts falsch. Schließlich liefert der nach eigener Aussage »europäischste japanische Manga-Künstler« quasi mit jedem Werk literarische Comic-Geschichten, wie sie besser nicht sein könnten.


Kompletter Artikel (http://www.fantasyguide.de/6567.0.html)

Philipp Schreiber
12.06.2008, 10:02
Stefan Erlemann bei Media Mania (http://www.media-mania.de) über „Die Weiße Tigerin 1 - Im Geheimdienst des großen Steuermanns (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag279)” von Conrad und Yann:




[...]

Wem der Hauptcharakter „Alix“ sowie das Szenario bekannt vorkommt, sei an die Serie „Helden ohne Skrupel“ von Yann erinnert, die ab 2001 in Deutschland herausgebracht wurde und in der eben diese Alix eine wichtige Rolle spielte. In “Die Weiße Tigerin“ wird nun die Vorgeschichte der jungen Chinesin, ihre Ausbildung und ihre ersten Aufträge durch den chinesischen Geheimdienst erzählt.

Schnell wird klar, wo die Stärken dieses Comics liegen. Er verbindet Humor mit Action, eine Krimihandlung mit ein wenig Sex und Erotik. Dabei wird nicht vor abgeschnittenen Köpfen halt gemacht. Auch Folter und Ausbluten eines Opfers stehen auf der Liste der Untaten der Verbrecher. Dennoch ist kaum Nennenswertes dabei, das einen Kauf dieses Albums unter vierzehn Jahren verbieten könnte – es wird einfach zu sehr auf Humor und den Werdegang von Alix wert gelegt, als auf fiese, grausame Szenen. Und wenn es wirklich einmal um den Verlust von Alix Jadeblüte – sprich ihrer Jungfräulichkeit – geht, wird geschickt kaschiert und entschlossen agiert. Im Sinne von Alix versteht sich!

[...]

Dieser Comic ist immer dann richtig gut, wenn es spannend wird. Garniert mit köstlichem Witz sind auch die „erotischen Momente“ sehr gelungen – nur die Charaktere könnten ein wenig akzentuierter sein und weniger wie Abziehbildchen altbekannter Stereotype wirken – aber das kann in den nächsten Alben ja noch kommen..



Kompletter Artikel (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=9137)

Philipp Schreiber
19.06.2008, 15:50
Christian Endres bei Fantasyguide (http://www.fantasyguide.de) über "Gipfel der Götter 1 - 3 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag268)" von Jiro Taniguchi:



Gipfel der Götter 1

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Ein guter Führer durch Asiens alpine Hochregionen der Comicliteratur ist ohne Frage Jiro Taniguchi. Inzwischen hat es sich auch hierzulande herumgesprochen, dass der 1947 geborene Japaner nicht nur westliche und östliche Einflüsse in atmosphärisch dichten Szenarien kombiniert, sondern auch zu den meisterhaften Gipfelstürmern des grafischen Erzählens gehört. Carlsen sowie Schreiber und Leser decken bereitwillig den deutschen Taniguchi-Nachholbedarf und bedienen sich am ebenso umfassenden wie abwechslungsreichen Output des vielleicht abgeklärtesten zeitgenössischen Mangaka, der stets mit viel Ruhe und Nüchternheit große Gefühle aufs Papier bannt.

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Zwischen ehrgeizigen, rivalisierenden Extremsportlern und verbissenem Personenkult: Ein Auftakt nach Maß mit viel Platz zur Entfaltung der Figuren, die schnell zu mehr werden - echten, Charakteren mit scharfem Profil, auf denen die Geschichte in den Folgebänden ruhen kann.


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Gipfel der Götter 2

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Im zweiten Band von Jiro Taniguchis und Baku Yumemakuras Bergsteigersaga bekommt die rivalisierende, abenteuerlustige und bei Zeiten ziemlich gefährliche Männerwelt der Alpinisten eine erste zarte weibliche und vor allem in vielen Belangen eine stark persönliche Note. Stilistisch fällt dagegen primär ein weiteres Kapitel mit der lebenden Legende Habu auf, das diesen in einer neuerlichen Rückblende in Aktion zeigt - diesmal allerdings kommentiert auf fast 100 Manga-Seiten mit Tagebuchfragmenten der mürrischen, untergetauchten Bergsteiger-Ikone, hinter der Fukamachi immer noch her recherchiert, obwohl die Faszination inzwischen mehr von Habu denn von der in Nepal gefundenen Kamera ausgeht, die ja der Ursprung aller Bemühungen war, Licht in die Vergangenheit der Everest-Besteigungen zu bringen ...

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Zum Glück für seine Leser. Denn nur so kommt es am Ende zu einer ebenso gelungenen wie abwechslungsreichen Fortsetzung der international gefeierten Bergsteigersaga mit starken Charakteren und dramatischen Momenten an einem Ort, wo nichts schmerzhaftere Folgen haben kann als falscher Stolz ...


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Gipfel der Götter 3

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In der Folge entwickelt sich das Szenario der Bergsteiger-Saga immer mehr zu einem packenden Thriller, wird die Geschichte zwischen nepalesischen Söldnern, verschwiegenen Sherpa-Legenden, Kleinkriminellen und Heiligen Festen mit geschlachteten Ziegen und Büffeln sogar ordentlich politisch, ohne dabei ihre Hintergründig- oder Vielschichtigkeit abseits der Gipfel einzubüßen. Dazu kommt eine zeitweilig veränderte Erzählstimme samt gewandelter Atmosphäre und angepasstem Rhythmus. Denn die ersten Bände der Reihe hatten ja ein sehr gemächliches Tempo vorgegeben: Viele Rückblenden, ruhige Dialoge und eben allerhand Zeitsprünge zeichneten die ruhige Erzählstimme dieser beiden Teile aus

[...]

Was bleibt, das ist eine von allen kurzzeitigen Veränderungen unbeeindruckt gute, spannende, dicht aufbereitete Erzählung mit tollem Schwarzweiß-Artwork, deren Fortsetzung man kaum erwarten kann.



Kompletter Artikel Gipfel der Götter 1 (http://www.fantasyguide.de/6641.0.html)
Kompletter Artikel Gipfel der Götter 2 (http://www.fantasyguide.de/6642.0.html)
Kompletter Artikel Gipfel der Götter 2 (http://www.fantasyguide.de/6664.0.html)

Philipp Schreiber
19.06.2008, 16:08
Michael Nolden im Comicblog Comicblog (http://www.comicblog.de) über „Die Weiße Tigerin 1 - Im Geheimdienst des großen Steuermanns (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag279)” von Conrad und Yann:




[...]

Ein Ausflug in die Hochzeit des Kalten Krieges ist immer eine literarische Reise wert, ganz besonders dann, wenn es außerdem in den asiatischen Raum geht. Wie bereits andere Autoren vor ihnen haben sich Yann und Conrad mit Spannung, süffisantem Witz und manchmal derbem Humor dieser Szenerie angenommen und beschreiben die Jagd auf eine verloren gegangene amerikanische Atombombe.

[...]

Der Humor, der sich hier äußert, könnte auch eine Komikertruppe wie den Pythons eingefallen sein. Francis Flake, obwohl ein Spezialagent im Geheimdienst ihrer Majestät, hat immer noch feuchte Träume, zumeist – Freud hätte seine Freude daran – über seine Mutter. Immerhin erschreckt es Francis wenigstens bis auf die Knochen.
Solch ein Mann hat nun den Auftrag eine Atombombe irgendwo in Asien zu finden. Der Leser kann sich sehr gut vorstellen, welches Chaos dieser Mann bei seinen Nachforschungen auslösen kann.

Yann und Conrad wären nicht die Autoren, die sie sind, wenn sie sich auf diesem Pink-Panther-Prinzip ausruhen würden. Und so steht Francis ein unbedarftes chinesisches Mädchen entgegen, schlau, wehrhaft, jungfräulich, die in dieser gezeichneten Form wohl den niedlichsten Schmollmund seit Angelina Jolie besitzt.

[...]

Mit übersprudelndem Humor, derbem Spaß, satter Action und einer schnuckeligen Hauptfigur startet das Rennen um Fat Girl, die verloren gegangene Atombombe. Yann ist ein Spaßvogel, wie es zurzeit nicht viele im Comic-Bereich gibt. Mit Conrad bildet er ein perfektes Team. Wer es englisch pechschwarz mag, ist hier genau richtig.



Kompletter Artikel (http://www.comicblog.de/2008/05/31/die-weisse-tigerin/)

Philipp Schreiber
19.06.2008, 16:17
Michael Nolden im Comicblog.de (http://www.comicblog.de) über „Largo Winch 10 - ...und sterben (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag273)” von Francq und van Hamme:




[...]

In Venedig ist alles etwas anders. Die Mühlen der Justiz mahlen anders. Die Liebe flammt schnell und mit heftiger Leidenschaft auf. Ehre wird hier immer noch groß geschrieben und ein Maskenball kann in einem Kampf auf Leben und Tod enden.
Mehr noch als in der ersten Episode schöpft Philippe Francq aus den tiefsten Tiefen der Mythen Venedigs und macht die gesamte Stadt zu einer perfekten Bühne für diesen Abenteuer-Thriller (der noch neugieriger auf die anstehende Kino-Verfilmung der Figur Largo Winch macht).

[...]

Dank toller Kulisse in Venedig und eines überaus ausgefeilten Plots eines der besten Abenteuer der Reihe. Am Schluss kann man nach einem atemlosen Endspurt nur sagen: Schade, dass es schon vorbei ist.



Komplette Rezension Largo Winch 10 - ...und sterben (http://www.comicblog.de/2008/06/14/largo-winch-10-und-sterben/)

Philipp Schreiber
19.06.2008, 16:25
Michael Hüster bei der comicradioshow (http://www.comicradioshow.com) über „Largo Winch 10 - ...und sterben (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag273)” von Francq und van Hamme:



Die Erstveröffentlichung des Largo Winch-Zyklus „Venedig sehen …und sterben“ erfolgte ungewöhnlicherweise in keinem Comic-Magazin sondern im „Le Figaro“, einer konservativen französischen Tageszeitung. Dieser Weg der Vorveröffentlichung war ebenso bemerkenswert wie die Story: Die Klasse liegt ohne Zweifel an den traditionellen Elementen des Action-Comics. Philippe Francq setzt das Drehbuch von Jean van Hamme, bestehend aus Verfolgungsrennen, Schießereien, Rätseln, Erotik und einem Fechtduell in kinoreife Bilder um, die an beste James Bond-Zeiten erinnert.

[...]

Mit Venedig sehen ...und sterben hat Jean van Hamme erneut ein ausgezeichnetes Szenario geschaffen, das Philippe Francq in sehr schöne Zeichnungen und prächtigen Farben umgesetzt hat. Nicht umsonst zählt Largo Winch zu den erfolgreichsten franko-belgischen Comic-Serien.

[...]



Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2714.html)

Philipp Schreiber
30.06.2008, 10:56
Michael Nolden im Comicblog.de (http://www.comicblog.de) über „Djinn 1 - Die Favoritin (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_4&ref=1#tag5)” von Ana Miralles und jean Dufaux:




[...]

An der Grenze zum Orient ist alles anders. Dort, wo sich die Neuzeit mit den alten Traditionen trifft, wo Fortschritt und Geheimnisse regelrecht aufeinanderprallen, ist viel Platz für Geschichte und Geschichten.
Dieses Umfeld, Istanbul, machen sich Jean Dufaux und Ana Miralles zunutze, um eine düstere Handlung vor dem Leser zu entfalten, in der heutigen Zeit, wie auch damals vor beinahe 100 Jahren.

Der Leser – Kim Nelson, die junge Frau und Hauptfigur weiß es noch nicht – bemerkt, wie sehr sich beide Epochen in ihrer Gefährlichkeit ähneln. Teilweise wird noch auf ähnliche Methoden zurückgegriffen – Gewalt ist und bleibt Gewalt zu jeder Zeit – aber dennoch lässt sich eine gewisse Eleganz an den Machenschaften von Jade und dem Sultan nicht abstreiten. Wer in ihre Fänge gerät, fällt mit Leidenschaft herein, stürzt in einen wahrhaftigen Abgrund der Gefühle.

[...]

Eine faszinierende Geschichte auf zwei Zeitebenen, in der Vergangenheit eindeutig leiser, ein wenig gruseliger, aber auch erotischer, in der Gegenwart lauter, kühler, beinahe auf den Ruinen der Vergangenheit tanzend, sehr schön erzählt und noch schöner gemalt.



Komplette Rezension Djinn 1 - Die Favoritin (http://www.comicblog.de/2008/06/19/djinn-1-die-favoritin/)

Philipp Schreiber
18.07.2008, 13:50
Ulrike Dansauer bei vph Boulevard (http://www.vph-boulevard.de) über „Blue (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_34&ref=1#tag62)” von Kiriko Nananan:



[...]

So melancholisch wie ein Blues zeichnet die Autorin das letzte Schuljahr ihrer Protagonistin Kayako nach. Sehr lebensnah und einfühlsam erzählt sie von der Liebe der beiden Mädchen und den Steinen, die ihnen in den Weg gelegt werden. Beide Mädchen müssen sich der Erkenntnis stellen, dass Liebe leider nicht alle Hindernisse überwindet. Dieser Manga spricht also neben dem Thema der Homosexualität auch das Thema Selbstfindung an und ist somit gut für den Ethik-, aber auch für den Deutschunterricht geeignet. Obwohl nicht alle Probleme angeschnitten werden, die eine lesbische Beziehung (immer noch) ausmachen, dürfte der Manga auch diese Zielgruppe ansprechen. Die Zeichnungen sind relativ einfach und spartanisch gehalten, sodass auf diese Weise die Geschichte selbst und deren Intention betont wird.

Ergänzt wird der Manga durch Infos zur Autorin und zum japanischen Leben (Schulsystem; das vielfältige, japanische "Ich").

Fazit: Sehr empfehlenswert!


Komplette Rezension (http://www.vph-boulevard.de/content/view/300/42/)

Philipp Schreiber
18.07.2008, 13:56
Ulrike Dansauer bei vph Boulevard (http://www.vph-boulevard.de) über „Die Stadt und das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag244)” von Jiro Taniguchi:



[...]
Wie schon in „Vertraute Fremde" und „Die Sicht der Dinge" geht es auch hier um Selbstfindung. Shiga macht sich nicht nur seines Versprechens wegen auf die Suche nach Megumi, sondern auch, um eine Schuld gegenüber seinem Freund abzutragen und um geheime Ängste zu überwinden. In seiner stillen Art gleicht er nach dem Motto: „Stille Wasser sind tief!" den Protagonisten der beiden anderen oben genannten Mangas. Wie schon in den anderen Werken überzeugt Taniguchi durch einen sehr realistisch gehaltenen Zeichenstil mit Hang zur Detailtreue, die die einzelnen Panels zu kleinen Kunstwerken machen.

[...]

Fazit: Unbedingt zugreifen!


Komplette Rezension (http://www.vph-boulevard.de/content/view/299/42/)

Philipp Schreiber
18.07.2008, 15:00
Stefan Haag bei Roter Dorn (http://www.roterdorn.de) über Poison Ivy 2: „Flying Tigress” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_38&ref=1#tag251) und Poison Ivy 3: „Heisser Sand” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_38&ref=1#tag274) von Yann / Berthet:

Poison Ivy 2: „Flying Tigress”


Viel zu selten greifen die meisten Comicfans zu einem Werk, bei denen ihnen weder Verlag, noch Autor, noch Titel viel sagen. Viel hängt hier von Bekanntheitsgrad und Platzierung im Regal ab. Aber manchmal bekommt man auch Zugang zu Comics, die man im Normalfall nicht lesen würde. Die Serie „Posion Ivy“ aus dem Verlag Schreiber&Leser gehört auf jeden Fall in jene Kategorie, die man nach dem Kennenlernen auch schnell gerne zu haben lernt. Von dieser haben wir nun den zweiten Band, mit dem Untertitel „Flying Tigress“ vorliegen.

[...]

Alles in allem liegt mit dem zweiten Teil der Reihe „Poison Ivy“ eine gelungene Fortsetzung vor, die sowohl durch ihre humorvollen Einlagen als auch durch die amüsanten Charaktere und die phantasievolle Handlung zu überzeugen weiß. Somit kann der Comic nicht nur jenen empfohlen werden, die schon den ersten Teil kennen, sondern auch Comicfans, die bereit dazu sind, sich auf ein neues Leseabenteuer einzulassen.

„Flying Tigress“, der zweite Band der Reihe „Poison Ivy“ der im Schreiber&Leser-Verlag erschienen ist, stellt eine würdige Fortsetzung dar. Amüsant, mit erfrischender und phantasievoller Handlung, kann der Comic jedem Liebhaber des Genres empfohlen werden.



Poison Ivy 3: „Heisser Sand”




Gewisse Werke aus dem Bereich Literatur enden mit Phrasen oder Sätzen, die bereits den Inhalt der Fortsetzung andeuten. So kann man beispielsweise in Terry Pratchetts Scheibenwelt-Erzählungen „Ab die Post“ und „Schöne Scheine“ den jeweils folgenden Teil des Abenteuers erahnen. Ähnlich ist es auch bei der im Verlag „Schreiber&Leser“ erscheinenden Serie „Poison Ivy“. Schon am Ende des zweiten Comicbandes konnte man erahnen, dass die weibliche Superheldentruppe gegen die Nazis in den Kampf ziehen würde.

[...]

Fallende Bomben, Verräter und improvisierte Pläne zwingen die Heldinnen im dritten Teil der Serie zahlreichen Gebrauch von ihren Superkräften zu machen. Gedankenleser, tödliche Küsse und Kannibalenkiefer sind genauso vonnöten wie ein Supergehör und ein absolutes Gedächtnis. Dabei kommt der Humor allerdings keineswegs zu kurz. In vollstem Bewusstsein werden die schlimmsten Klischees zu Franzosen und Deutschen eingebaut. Von den fanatischsten Nazis, bis zu den Franzosen die nur darauf aus sind, dass man einen Käse nach ihnen benennt. Während die Geschichte sehr amüsant an die tatsächlichen Ereignisse angelehnt ist, sind die Illustrationen im gleichen Stil wie in den beiden Vorgängerbänden gehalten. Eine Darstellung an die man sich mittlerweile gewöhnt. Qualitativ ist „Heißer Sand“ auf genau dem gleichen Niveau wie die beiden Vorgänger und kann somit sowohl Liebhabern der Reihe, als auch Lesern, die in die Serie hineinschnuppern wollen, durchwegs empfohlen werden. Wahre Comicliebhaber werden hiermit in jedem Fall auf ihre Kosten kommen.

Eine Frauentruppe mit Superkräften, die wüste Abenteuer erlebt, trifft man auch im dritten Band der Serie Poison Ivy“ aus dem Schreiber&Leser-Verlag wieder. Da der Band genauso gelungen ist wie seine beiden Vorgänger, kann er jedem Fan guter Comics wärmstens ans Herz gelegt werden.ken.



Komplette Rezension Poison Ivy 2: „Flying Tigress” (http://www.roterdorn.de/inhalt.php?xz=rezi&id=10583)

Komplette Rezension Poison Ivy 3: „Heisser Sand” (http://www.roterdorn.de/inhalt.php?xz=rezi&id=10584)

Philipp Schreiber
18.07.2008, 15:06
Brigitte Schönhense auf Splashcomics (http://www.splashcomics.de) über Gipfel der Götter 3 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag277) von Jiro Taniguchi:



Story:
[...]

Meinung:
Der „Gipfel der Götter” bleibt auch weiterhin einer der besten Graphic Novels auf den deutschen Comicmarkt. Garant dafür leisten nicht nur die detailverliebten, sehr naturgetreuen Zeichnungen Taniguchis, sondern besonders der geschickt konzipieret Plotverlauf mit seinen wunderbar ausgearbeiteten Charakteren. Fukamachi und Habu, die eigentlichen Hauptprotagonisten, aber auch erstaunlicherweise viele Nebenfiguren überzeugen durch ihr natürliches und realistisches Auftreten. In den einzelnen Figuren steckt sehr viel Liebe zum Detail. Die Figuren entwickeln sich mit jeden Band weiter. Rückblicke und historische Erläuterungen hauchen den spannenden und glaubhaft dargestellten Plot Leben ein.

Schnell liest sich der Leser fest und mag den Band erst dann aus der Hand legen, wenn die letzte Seite gelesen ist.
[...]
Die Handlung macht mächtig Fortschritte, nachdem in den ersten zwei Bänden der Fokus auf Habus Vergangenheit gesetzt wurde.

Der Manga kommt in der gewohnten "Schreiber und Leser" - Qualität daher. Der Verlag veröffentlicht einen qualitativ erstklassigen Comicband. Druck, Papier und Übersetzung überzeugen zu 100%.
Der Manga ist definitiv seine € 16,95 wert, schon aufgrund der Größe, Qualität und Umfang des Bandes.


Hier die komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/8547/gipfel_der_goetter_3).

Philipp Schreiber
18.07.2008, 15:48
Thomas Hummitzsch bei rezensionen (http://www.rezensionen.ch) über „Die Stadt und das Mädchen (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag244)” und andere von Jiro Taniguchi:



Im Reich der Mangas

Eintausendvierundzwanzig Seiten japanische Mangaliteratur. Viel schlimmer kann es für einen Anhänger des klassischen amerikanischen Comics und einem Verfechter der franko-belgischen Comicschule kaum kommen. "Auf was habe ich mich da bloß eingelassen?", war der erste Gedanke des Rezensenten, als er die drei respektablen Bände des Japaners Jiro Taniguchi vor sich liegen sah. Aber abwarten, so der nächste Gedanke, schließlich erfahren die japanischen Mangas in den vergangenen Jahren einen geradezu reißenden Absatz, nicht nur in den deutschen Buchläden. Was ist das für eine Literatur, die die Teenager in ganz Europa – ja, selbst die franko-belgischen Comicfans lesen begeistert die mehrere hundert Seiten dicken Bände – begeistert? Ein Experiment.

[...]

"Die Stadt und das Mädchen" greift sich der Rezensent zuerst und ist zunächst etwas von der Anlage des Comics verwirrt. Der Leser muss sich an die japanischen Lesegewohnheiten von rechts nach links gewöhnen, so dass man den Band von hinten nach vorn blättert, die Panel von rechts nach links liest und auch die Sprechblasenreihenfolge im Einzelbild der Rechts-Links-Regel unterordnet. Aber man passt sich schnell an und eine flüssige Lektüre stellt sich ein.

[...]

Insofern ist "Die Stadt und das Mädchen" auch ein Abbild der Abgründe der japanischen Gesellschaft. Dabei entwirft er das Szenario eines Agententhrillers, packend und höchst spannend bis zur letzte Seite. In zahlreichen textfreien Einzelbildern lässt er dem Leser den Raum, sich in die Charaktere einzufühlen, in deren Haut zu schlüpfen und mit der Erzählung zu verschmelzen. Die Text-Bild-Kombination ist geradezu genial. Die 334 Seiten vergehen wie im Flug und diese erste Erfahrung mit einem japanischen Manga kann der Rezensent nur als höchst befriedigend verbuchen.

[...]

Warum Jiro Taniguchi der derzeit Beste seiner Zunft ist, versteht nach der Lektüre seiner Erzählungen selbst der Manga-Laie. Der Rezensent muss gestehen, dass die vorliegenden Bände Taniguchis zu den besten Comics gehören, die er in den zurückliegenden Monaten in die Hände bekommen hat. Das Wagnis Manga hat sich zumindest hinsichtlich der Werke Taniguchis als eine Wohltat, ja gar als Wonne herausgestellt. Die mehr als eintausend Seiten der drei Erzählungen sind geradezu verflogen, ohne dabei auch nur eine Sekunde zu langweilen. Zwischen seinen Hauptpersonen und dem Leser baut Taniguchi mit seiner Erzählweise eine fast intime Beziehung auf – große Klasse. Daher kann der Rezensent mit gutem Gewissen jedem Fan anspruchsvoller grafischer Erzählungen die Comics von Jiro Taniguchi ans Herz zu legen, denn sie gehören zu dem Besten, was der internationale Comicmarkt derzeit zu bieten hat.


Komplette Rezension (http://www.rezensionen.ch/buchbesprechungen/jiro_taniguchi_manga-comic/3937102655.html)

Philipp Schreiber
21.07.2008, 09:57
Te aus NRW bei der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (http://www.ajum.de) über „Blue (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_34&ref=1#tag62)” von Kiriko Nananan:




Inhalt:
[...]

Beurteilungstext:
Das Buch ist ungewöhnlich von der Handhabung, denn es ist wie die Mangas auch von links nach rechts zu lesen. Es beginnt sofort mit der Bildstory. Die Figuren sind nur in schwarz/weiß gezeichnet. Zum Teil ist es irritierend, weil die einzelnen Personen kaum voneinander zu unterscheiden sind. Es ist auch beim zweiten Lesen nicht unbedingt zu erkennen. Verwirrend ist dazu der knappe Text. Die Handlung ist insofern nur schwer nachzuvollziehen.

Es handelt sich um Masami, die als neue Schülerin in die letzte Klasse der Oberschule kommt. Sie und Kayato freunden sich an, verlieben sich ineinander. Masami verhält sich aber eigenartig, denn sie hatte eine kurze Beziehung zu einem erwachsenen Mann. Die daraus entstandene Schwangerschaft hat sie unterbrochen.

Die Beziehung der beiden jungen Frauen hat jedoch in dem Buch keine Perspektive. Obwohl einander zugesagt, geht nur eine von beiden nach Tokyo zum Studium. Die andere bleibt in der Kleinstadt, um ihre Eltern zu versorgen.
Es bleibt ein düsterer Eindruck zurück nach dem Lesen. Nicht nur durch Schwarz-weiß, auch die Motive vermitteln vielfach eine Düsterheit, Einsamkeit, Trostlosigkeit.

[...]
Das Familien erscheint zumindest in diesem Buch sehr unterschiedlich. Mal wird eine Familie dargestellt, in der die Beziehungen locker sind und der Zusammenhalt nicht groß, in einer anderen bleibt die Tochter bei den Eltern, um sie zu versorgen. Was die Beziehungen unter jungen Leuten angeht, so scheint der sexuelle Kontakt eher locker und unverbindlich zu sein.
Dies kann nur als kurzer Eindruck in das Leben von jungen Japanerinnen gesehen werden. Das Buch “Blue” selbst hinterlässt eine düstere, eher traurige Stimmung.

Beurteilung:
eingeschränkt empf.



Komplette Rezension (http://www.ajum.de/anzeige.php?id=1908441)

Philipp Schreiber
21.07.2008, 10:07
PIGI aus NRW bei der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (http://www.ajum.de) über „Der Ausreißer (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_30&ref=1#tag263)” von Hideo Azuma:




Inhalt:
[...]

Beurteilungstext:
Hideo Azuma hat ein dunkles Kapitel seines Lebens als Manga umgesetzt, und das in einer ironischen Art und Weise, die auf manchen Leser sehr bedrückend wirken kann. Die Beschreibung seines Daseins als Obdachloser und Alkoholiker wirken abstoßend; für labile Leser ist sie eher ungeeignet. Selbstkritische Töne im Zusammenhang mit dem Verlassen seiner Familie sind nur ansatzweise im beigefügten Interview vorhanden. Die Antworten in diesem Interview findet Azuma meistens zum Lachen, was selbstironisch wirkt, aber beim Leser nicht immer Verständnis findet.

Der Autor meint, dass der Manga eine positive Weltsicht einnähme und vom Stil her funny sei. Der Leser erfährt im Interview, dass der Autor sein Leben wieder in den Griff bekommen hat. Dies ist wohl der einzige Teil des Mangas, der eine positive Weltsicht einnimmt. Der Stil ist nicht lustig; der Comic ist teilweise monoton geraten und witzige Elemente kaum festzustellen.

Da von hinten nach vorne und von rechts nach links gelesen werden muss, verlangt es etwas Einlesezeit. Die Handlung ist teilweise wirr und springt so stark hin und her, dass man beim Lesen an der richtigen Reihenfolge der einzelnen Sequenzen zweifelt. Die Zeichnungen an sich sind klar und deutlich, die Stimmungen der dargestellten Personen sind an Gestik und Mimik gut zu erkennen. Sowohl das Interview mit dem Autor in den aufklappbaren Einbandseiten sowie der kurze Lebenslauf am Ende geben mehr Hintergrundinformation zur Thematik des Comics und runden diese ab. In sich gefestigte Leser ab 16 Jahren könnten an diesem Buch Gefallen finden.

Beurteilung:
eingeschränkt empf.



Komplette Rezension (http://www.ajum.de/anzeige.php?id=1908440)

Philipp Schreiber
21.07.2008, 10:10
VT aus NRW bei der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (http://www.ajum.de) über „Red Snake (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1#tag248)” von Hideshi Hino:




Inhalt:
[...]

Beurteilungstext:
Wenn der ungeübte Leser dann endlich verstanden hat, dass man das Buch wie das japanische Original von rechts nach links lesen muss und sich mit der Leserichtung innerhalb der Seiten vertraut gemacht hat, wird man schnell in die Horror-Story hineingezogen. Das lässt sich aufgrund der doch recht blutrünstigen und teilweise etwas anrüchigen Zeichnungen nicht vermeiden, die ihre Wirkung auch ohne Farbe sicherlich nicht verfehlen.

Wer detailgetreue Abbildungen von Maden, Würmern und aufplatzenden Geschwüren mag, der kommt bei diesem Buch sicherlich auf seine Kosten. Die Idee vom Spukhaus über einem Dämonenlabyrinth ist eigentlich recht nett. Der Text zu den Bildern ist kurz und einfach gehalten, wirkt an einigen Stellen aber recht holprig. Alles in Allem eher ein Buch für Genre-Fans, das in einer normalen Klassenbücherei aber nichts verloren hat.

Beurteilung:
nicht empfehlenswert



Komplette Rezension (http://www.ajum.de/anzeige.php?id=1908442)

Philipp Schreiber
21.07.2008, 10:16
Nils Theurer in der Zeitschrift Klettern (http://www.klettern.de) über Gipfel der Götter (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag268) von Jiro Taniguchi:



In diesem Bergsteigercomic ersteht Fukamachi Makote, Fotograf eines japanischen Everestteams, zufällig eine „Kodak Vest Pocket Autographic Special“. Mit einer solchen Kamera stürzte George Mallory 1924 in den Tod – sie wurde jedoch nie gefunden. Bald wächst aus zahlreichen Rückblenden eine fesselnde Handlung, bei der in atemberaubend exakten Zeichnungen außerordentliches Augenmerk auf Perspektiven, Schnitten und Ausleuchtungen liegt: Kino zum Blättern.

Bereits nach wenigen Seiten hat man sich daran gewöhnt, in japanischer Richtung von rechts nach links zu lesen und dabei rückwärts zu blättern. Wer bislang unter „Mangas“ nur großäugige, verhungerte Traumwesen kannte, erhält mit „Gipfel der Götter“ einen alpinistisch relevanten Einblick in japanische Comic-Kultur. Eben erschien der dritte von insgesamt fünf auf japanisch veröffentlichten Bänden – die fehlenden werden sukzessive übersetzt.

Philipp Schreiber
21.07.2008, 10:27
Th aus NRW bei der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW (http://www.ajum.de) über „Bug Boy (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1#tag259)” von Hideshi Hino:



Inhalt:
[...]

Beurteilungstext:
Liest man die Zusammenfassung und Interpretation dieses Mangas vom Herausgeber, so hört sich das interessant und psychologisch vertretbar an. Die Probleme eines Außenseiters der menschlichen Gemeinschaft sind immer ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen sollte. Wie aber das Thema in diesem Manga in Bilder umgesetzt wird, ist einfach nur abstoßend und in höchstem Maße menschenverachtend. Sowohl die leidvolle Vorgeschichte des kleinen Außenseiters Sanpei, als auch seine Verwandlung in ein ekelerregendes Insekt und sein widerlicher tödlicher Rachefeldzug sind abscheulich anzusehen.

Meiner Meinung nach gehört dieser Manga in die gleiche Kategorie “Unterhaltung” wie die brutalen Videospiele und ist genauso gefährlich in seiner Wirkung auf Jugendliche. Diese Art von Lesestoff weckt übelste Aggressionen. Sie gräbt das Böse aus den Tiefen des menschlichen Wesens aus und walzt es in genussvoller Breite aus. Das einzig Positive, das mir zu diesem Buch einfällt: Nur gut, dass es nicht auch noch in Farbe gedruckt ist. Die Farbe rot würde bei den Strömen von Blut absolut vorherrschen!

Beurteilung:
nicht empfehlenswert



Komplette Rezension (http://www.ajum.de/anzeige.php?id=1908443)

Susumu
21.07.2008, 10:36
Das sind ja mal echte Luschen, was Comics betrifft. Kapieren nix beim Lesen von rechts nach links und schreiben in ihren gerade mal 40 (!) Comic-Rezensionen, vorwiegend Englisch lernen mit Batman, etwa auch:
Auf Leser, die sonst wenig mit Comics konfrontiert werden und außer Mickey Mouse und Asterix keine Comics kennen, wirkt der Band durch die sehr minimalistischen und recht düsteren Bilder eher abschreckend oder sonderbar.Nicht etwa bei Hino Horror sondern überPersepolis!Dieser Comic kriegt natürlich auch nur ein eingeschränkt empfehlenswert deshalb. :)

Ortwin
07.08.2008, 16:45
Sachen gibts... :spinner: Mit dem "nicht empfehlenswert" mögen sie ja recht haben, wenn es sich auf Kinder bezieht, aber eine intelligente Begründung statt der strohdoofen hätte nicht geschadet... :rolleyes:

Philipp Schreiber
11.08.2008, 09:36
Christian Endres bei Fantasyguide (http://www.fantasyguide.de) über "Gipfel der Götter 4 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag282)" von Jiro Taniguchi:




[...]

Bis auf ein kurzes, temporeiches Vorspiel zu Beginn des Bandes, das den Bogen noch einmal zum dritten Teil schlägt, liegt der Fokus also klar auf Habu und Fukamachi sowie dem schrecklich-schönen Mount Everest: Die ideale Vorlage für Taniguchi und seine Assistenten, um großartige Impressionen der rauen, gefährlichen, ja bisweilen sogar tödlichen Gebirgs- und Gletscherwelt zwischen Tibet und Nepal zu Papier zu bringen. Neben den intensiven Charaktermomenten und der wieder einmal äußerst üppigen Seelenschau der beiden Extrembergesteiger ist es diesmal wohl vor allem das Artwork, das in den Bann schlägt und begeistert. Der realistische Look verstärkt die Bedrohlichkeit der überlebensgroßen Umgebung der Gebirgswelt und trägt letztlich auch dazu bei, die Gefühlswelt von Habu und Fukamachi noch greifbarer, noch stofflicher wirken zu lassen.

Die konsequente, detailverliebte und nicht zuletzt auch spannende Fortsetzung einer außergewöhnlichen Reihe, die nach wie vor durch Schrift und Bild mehr als nur überzeugt. Auf zum Gipfel!


Kompletter Artikel Gipfel der Götter 4 (http://www.fantasyguide.de/7087.0.html)

Philipp Schreiber
18.08.2008, 12:05
Marrtin Höche bei suite101 (moderne-comicbuecher-comicserien.suite101.de) über „Sonne und Mond (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_35&ref=1)” von Kwan Gaya:



Manhwa ist die in Europa gebräuchliche Bezeichnung für Mangas aus Korea. In Deutschland ist das Angebot dieser zum Teil recht ungewöhnlichen Kustform nur sehr wenig verbreitet. Kein Wunder, denn die allgegenwärtige Übermacht der japanischen Mangas, macht es den koreanischen Verlagen relativ schwer, Fuß zu fassen. Schade eigentlich, denn die dreibändige Miniserie „Sonne und Mond“ des Koreaners Kwan Gaya, deren dritter Band unlängst erschienen ist, mach Lust auf mehr.

[...]

Überzeugendes Setting

Und so verfolgt „Sonne und Mond“ den Weg des Baik Il Hong über die drei Bände. Einzelheiten der Story zu erwähnen, kann man sich an dieser Stelle vielleicht ersparen, denn das würde ja nur unnötig die Spannung nehmen. Wirklich überraschend ist auch weniger die Story, als vielmehr das Setting dieses Comics (oder Manhwas... wie auch immer). Denn hier beweist Kwan Gaya, Zeichner und Texter in Personalunion, wirklich, dass er es mit den ganz Großen des Genres aufnehmen kann.

[...]

Expressives Kunstwerk

Bei allem Positiven sollte eine Sache klar sein: „Sonne und Mond“ ist bestimmt nicht für jeden Geschmack geeignet. Wer ein Freund geradliniger Geschichten ist und Zeit- und Handlungssprünge nicht mag, sollte die Finger von diesem Comic lassen. Denn davon bietet „Sonne und Mond“ mehr als genug. So ist dieser Manhwa auch weniger ein Comic im herkömmlichen Sinne, als vielmehr ein expressives Kunstwerk aus Fernost. Manchmal schwierig nachzuvollziehen, teilweise geschmacklos und auf jeden Fall provozierend in jeder Hinsicht. Auf jedem Fall aber ein gelungenes Experiment, mit dem Mut zu innovativen Ideen.


Komplette Rezension (http://moderne-comicbuecher-comicserien.suite101.de/article.cfm/comicrezension_sonne_und_mond)

Philipp Schreiber
15.09.2008, 19:04
Stefan Erlemann bei MediaMania (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=10200) über „Die Weiße Tigerin 2 – Seidenschlipse auf Pfirsichhaut (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag281)” von Conrad und Yann:



[...]
Was wäre, wenn die Amerikaner drei Atombomben in Marsch gesetzt hätten, eine für Nagasaki, eine für Hiroshima und eine für Tokyo? Letztere aber nie ihr Ziel erreicht hätte und spurlos verschwunden wäre? Dieses Szenario haben Texter Conrad und Illustrator Yann entworfen und zu einem rasanten, komischen und erotischen Comic verarbeitet. Inklusive chinesischem Geheimdienst, britischem Agenten und amerikanischen Spionen. Im zweiten Teil der Reihe spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu und mehr als einmal scheint die Jadeblüte der jungen Heldin Alix in Gefahr zu sein, verloren zu gehen, sprich, sie droht defloriert zu werden.

Weitere köstliche Zutaten sind ein Muttersöhnchen, der nicht zufällig an James Bond erinnert, eine umso zupackendere Mutter, die ihren Körper hemmungslos einsetzt, um sich Lust und dem Gegner Kopfschmerzen zu bereiten. Und immer wieder Verschwörungen, geschickt inszenierte Wendungen und aberwitzige Geschehnisse.

Das alles wird verpackt in bunte, witzige und detailreiche Bilder. Yann vermittelt ein so köstliches Bild der wirren Ereignisse, dass es fast egal ist, ob sich die Beteiligten logisch verhalten oder dem Irrsinn nahe zu sein scheinen. Hauptsache Action, Sex und Humor kommen gut rüber.
Und so endet das zweite Abenteuer etwas überraschend mit Friede, Freude, Eierkuchen und bis auf einige wenige Agenten, die von Holzsplittern durchstoßen, erschossen, den Fischen zum Fraß vorgesetzt oder gar geköpft werden, scheinen alle Beteiligten zufrieden zu sein.

Teil Zwei der Abenteuer der „Weißen Tigerin“ Alix ist ein überzeugendes Crossover aus Agentengeschichte, historischem Event und erotischem Roman. Es ist brillant gezeichnet und drucktechnisch von hoher Qualität. Zwar sind fast dreizehn Euro ein wenig viel für ein Paperbackheftchen von achtundvierzig Seiten Länge – Konkurrenzprodukte sind da leicht drei Euro billiger oder im Hardcover-Gewand – doch die Story kann mehr als überzeugen.


Komplette Rezension (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=10200)

MAQZ
25.09.2008, 09:46
zu Gipfel der Götter Band 3 und Band 4 kann man hier nachlesen:

http://www.comicradioshow.com/Article2779.html

Philipp Schreiber
29.09.2008, 13:57
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2008/09/02/djinn-2-dreissig-glocken/) über „Djinn 2 - Dreißig Glocken (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_4&ref=1#tag4)” von Ana Miralles:



Kim Nelson will das Geheimnis um ihre Vergangenheit weiterhin ergründen. Doch dazu muss sie sich mit einem gefährlichen Mann einlassen, Ebu Sarki. Ein gefürchteter Name im Orient, der Name eines Mannes, der mit Vorsicht zu Werke geht und seinen Besuchern einiges abverlangt, bevor sie ihn treffen dürfen – und mit Frauen geht er noch härter ins Gericht.

[...]

In einer ähnlichen Atmosphäre, wie es einst Ashanti entwarf (1979, mit Michael Caine), entsteht auch hier das Bild einer ungewöhnlichen, beinahe unglaublichen Sklaverei. Machtspielchen ohne Lack und Leder, dafür mit tödlichen Konsequenzen bilden ein regelrechtes Horrorszenario, das hinter den Kulissen, abseits einer westlichen Zivilisation überlebt hat. Aus Sex wird hier in Windeseile Folter und nicht selten auch Tod.
Die Erzählung erfolgt sehr intensiv, besonders da so mancher Charakter in diesem Band mit einer großen Kühle an sein jeweiliges Werk geht. Der Körper wird aus reiner Notwendigkeit ausgeblendet, wird zum Instrument für das Erreichen eines Ziels, das immer eng umrissen ist. Für nahezu jeden geht es hier um alles oder nichts.

[...]

Ein grafisches Erlebnis, wunderbar inszeniert. Die Wärme der Bilder und die Kühle der Geschichte schaffen ein sehr eindringliches Leseerlebnis. Wer Historie, Abenteuer, wackere Helden und Heldinnen mit starren Zielen, gemeinste Verbrecher und Intriganten mit einer Prise Erotik in einer Geschichte vereint sehen mag, liegt hier richtig.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2008/09/02/djinn-2-dreissig-glocken/)

Philipp Schreiber
29.09.2008, 14:23
Online Kulturzeitschrift Parnass (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2445) über „Die Weiße Tigerin 2 – Seidenschlipse auf Pfirsichhaut (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag281)” von Conrad und Yann:



[...]

Band zwei beendet die im Vorgängerband „Im Geheimdienst des Großen Steuermanns“ begonnene Geschichte um die dritte Atombombe, die am Ende des zweiten Weltkriegs den Amerikanern abhanden kam. Trotz des Sexappeals der Heldin ist die im Gegensatz zu den Bond-Girls eine Atomphysikerin und zeigt eine angenehme Selbstständigkeit. Yann schafft es, die kleine Schönheit auf 96 Seiten mit ordentlich Charakter auszustatten und liefert für Fans der Reihen „Spoon & White“ und „Helden ohne Skrupel“ frisches Lesefutter – kein Wunder, sind ja alles Serien von Yann.

Klasse Agententhriller für Erwachsene mit süßer und selbstbewusster Heldin. Funktioniert nur zusammen mit Band eins, dafür gibt es dann aber auch eine wunderbar verwundene Geschichte die versiert erzählt ist und seiner Heldin neben vollen Lippen, einer schmalen Hüfte und überproportionierter Oberweite deutlich mehr Charakter als der 08/15 Comic-Figur mitgibt.


Komplette Rezension (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2445)

Philipp Schreiber
29.09.2008, 15:13
Ulrike Dansauer bei funpool (http://www.funpool.net/index.php?id=startseite&tx_ttnews%5BbackPid%5D=13&tx_ttnews%5Btt_news%5D=379&cHash=b9c818e2b5) über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:



[...]

Diese und viele andere Kurzmangas rund um das Thema Sex und Liebe präsentiert Kiriko Nananan in dem Band „Liebe und andere Lügengeschichten“. Wie schon in „blue“ bleibt sie in ihren Geschichten nicht an der Oberfläche, sondern geht viel tiefer. So kurz die Mangas in diesem Band sind, so differenziert sind sie auch – eine außerordentliche Leistung! Der Manga selbst ist absolut nichts für Kinder und jüngere Jugendliche, da es meist recht deftig zur Sache geht. Dabei darf man ihn aber nicht als Porno missverstehen, denn es geht hier nicht um die Befriedigung des Voyeurismus, sondern um die Auslotung dessen, was Liebe und Sexualität eigentlich ausmachen, und um die Freuden und Überraschungen, aber auch die vielen Enttäuschungen, die beides mit sich bringen. Die Autorin beschreibt sehr realitätsnah, welche Facetten Liebe und Sexualität annehmen können. Äußerst erfreulich ist das vielschichtige Frauenbild, das die Autorin zeichnet. Die Zeichnungen selbst sind vergleichsweise einfach und spartanisch, dafür aber bedeutungsschwanger, d.h. sie unterstützen und ergänzen die Aussagen des Textes optimal. Am Schluss des Mangas informiert ein kurzer Text über die Autorin und ihre Werke.

Fazit: Sehr empfehlenswert und (leider) einer der wenigen (guten) Mangas für Erwachsene – zudem einer mit einem differenzierten Frauenbild!



Komplette Rezension (http://www.funpool.net/index.php?id=startseite&tx_ttnews%5BbackPid%5D=13&tx_ttnews%5Btt_news%5D=379&cHash=b9c818e2b5)

Philipp Schreiber
29.09.2008, 16:59
Oliver Ristau im Stadtmagazin Stadtpark (http://www.stadtpark.info/cms/2008/09/25/comic-rezension-1008/) über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:



[...]

Treffende Kurzporträts und sensible Momentaufnahmen sind es, die von der Japanerin Kiriko Nananan in grafischen Vignetten mit dem Titel »Liebe und andere Lügengeschichten« dargestellt werden.
Es geht um zerbrechende Freundschaften, das Ausloten moralischer Grenzen in zwischenmenschlichen Beziehungen und die damit immer wiederkehrende und oft von Selbstzweifeln begleitete Frage: Ist das, was ich tue, eigentlich richtig?
Da Nananan eine kluge Autorin ist, nimmt sie Abstand davon, eigene Moralvorstellungen zu propagieren. So gelingt ihr das Kunststück, ihre Figuren, jede mit individuellen Lebens- und Moralvorstellungen, niemals bloßzustellen.
Die Zeichnungen gemahnen an eine Art reimportierenden Pop-Art-Manga: durchwirkt von stilistischen Einsprengseln Roy Lichtensteins, nachdem sein Artwork in den 70ern als Dekor in die Warenwelt Einzug gehalten hatte. Aber auch an Vertreter einer ähnlich gelagerten Comicästhetik wie Guy Peelaert (»Pravda«) und Alfred von Meysenbug (»Supermädchen«) – überstilisierte Ikonen, die in Welten zwischen Rasterdruck und Zigarettenrauch versuchen, ihren Platz im Leben zu finden.



Komplette Rezension (http://www.stadtpark.info/cms/2008/09/25/comic-rezension-1008/)

Philipp Schreiber
13.10.2008, 10:32
Christian Endres bei Fantasyguide (http://www.fantasyguide.de) über "Cosa Nostra I - Die Anfänge (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=42&ref=1#tag288)" von Erwan LeSaëc und David Chauvel:




Wer war der erste jüdische Gangster Amerikas? Wie starb Herman Rosenthal? Diesen und anderen Fragen stöbern Autor David Chauvel (Der Zauberer von Oz, Ring Circus) und Zeichner Erwan Le Saec im ersten Band von Cosa Nostra nach – und liefern damit ein unglaublich stimmungsvolles Zeitbild der ärmeren Viertel New Yorks um 1910.

Die Zutaten und Klischees sind dabei freilich altbekannt – die akribische, stark an belegten Fakten orientierte Aufbereitung überzeugt und beeindruckt dennoch. Manchmal ist es wahrscheinlich ein bisschen zu viel des Guten, erschlagen einen die schiere Masse an Namen und Begebenheiten - trotzdem: der positive Gesamteindruck dieser minutiösen Genauigkeit überwiegt, vom Nutzen für die Storys, ihre Glaubhaftigkeit und historische wie kriminalistische Plastizität ganz zu schweigen.

[...]

Der Realismus, der sich in der textlichen Nähe zu historischen wie biografischen Details widerspiegelt, findet sich auch in Le Saecs sehr schönem Artwork wieder. Seine Zeichnungen tragen erheblich dazu bei, dass »Die Anfänge« der amerikanischen Mafia – des ›Jahrhunderts des organisierten Verbrechens in New York‹, wie der Untertitel der Reihe kündet - als wunderbar gediegenes Zeitzeugnis in Schrift und Bild daher kommen.

[...]



Komplette Rezension (http://www.fantasyguide.de/7521.0.html)

Philipp Schreiber
19.10.2008, 13:34
Linda Dannenberg bei Media Mania (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=10478) über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:



„Josei-Mangas“ nennt man jene japanischen Comics, die sich primär an erwachsene Frauen richten. In diesem Genre arbeitet auch die Mangaka Kiriko Nananan, deren Manga „Liebe und andere Lügengeschichten“ bei shoduku, einem Sublabel von Schreiber & Leser, erschienen ist. Nach „Blue“ ist dies das zweite Werk der Künstlerin mit dem ganz eigenen Stil, das auf deutsch erhältlich ist.

[...]

„Liebe und andere Lügengeschichten“ bietet einen aufschlussreichen, realistischen Blick auf das Gefühlsleben moderner japanischer Frauen, ganz gleich ob es nun um Liebe, Freundschaft oder Sex geht. Während manche Episoden banal erscheinen, wirken andere völlig realitätsfern oder unverständlich. Man muss sich hierbei immer wieder vor Augen halten, dass sich die japanische Gesellschaft und die Mentalität der Menschen in vielen Aspekten von der deutschen unterscheidet. So ist es sicher von Vorteil, wenn man sich bereits vorher mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat, dann kann man die Handlungen, Motivationen und Emotionen der Figuren Nananans meist nachvollziehen und ist beeindruckt von der Menschenkenntnis, die die Autorin beweist, und der gleichsam distanzierten wie intensiven Erzählkunst, mit der sie Probleme wie Prostitution junger Menschen oder psychische Schwierigkeiten darstellt. Ein Hauch von Humor und feiner Ironie findet sich auch bei der ein oder anderen Geschichte, moralische Wertungen bleiben dem Leser dagegen erspart.

[...]

Kiriko Nananans Artwork ist minimalistisch-realistisch. Völlig schnörkellos kommen die Zeichnungen daher, ohne viele Graustufen, sondern in einem simplen, aber dennoch ausdrucksstarken Schwarz-weiß. Im Mittelpunkt stehen immer die Figuren, die Hintergründe bleiben eher spartanisch ausgestaltet. Die Panels sind übersichtlich angeordnet, das Seitenlayout ist simpel.

[...]

Josei-Mangas sind in Deutschland nicht allzu populär, mit Kiriko Nananan hat man allerdings eine starke, überzeugende Vertreterin des Genres gefunden. Ihr Manga „Blue“ ist zwar zugänglicher und gewissermaßen massentauglicher, den Experimentierfreudigen sei aber auch „Liebe und andere Lügengeschichten“ ans Herz gelegt.



Komplette Rezension (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=10478)

Philipp Schreiber
30.10.2008, 11:17
Christian Meyer im Stadtmagazin choices (http://www.choices.de) über „Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag290)” von Sokal:



Sokal hat schon vor einigen Jahren seine Krimiserie aus den 80ern wieder aufgenommen. „Canardo“, der lakonische Entendetektiv im Trenchcoat, bearbeitet
mit „Dame sticht“ seinen inzwischen 17. Fall. Ein Serienmörder geht um, Canardo darf aber nur eine Ehebrecherin beschatten.
Doch bald bittet ihn die Polizei um Hilfe. Abgeklärt und in tristen Farben watet Canardo durch das blutige Szenario. Kein Meisterwerk, aber unterhaltsam ist auch dieser Fall allemal.

Philipp Schreiber
30.10.2008, 11:34
Konstanze Tants imbei Booklove (http://www.booklove.de) über „Die Weiße Tigerin 1 - Im Geheimdienst des großen Steuermanns (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag279)” von Conrad und Yann:




[...]

Der Humor steht bei "Im Geheimdienst des Großen Steuermanns" deutlich im Vordergrund, auch wenn die Spionagegeschichte mit zum Teil blutigen Details erzählt wird, die selbst einem Action-Film zur Ehre gereichen würde. Leider kommt bei der Menge der komischen Einlagen die Charakterentwicklung deutlich zu kurz. Alix ist eine relative naive junge Frau, die neben der Erfüllung ihres Auftrags nur noch mit der Wahrung ihrer Jungfräulichkeit beschäftigt ist. Francis Flake hingegen ist ein unfähiger Mann, der noch nie eine Beziehung zu einer Frau hatte und dafür ein fragwürdiges Verhältnis zu seiner Mutter besitzt.

Wie es sich für eine verführerische Geheimagentin gehört, kann Alix eine Sanduhrenfigur, einen unübersehbaren Busen und volle Lippen vorweisen, während die männlichen Charaktere durchgehend deutlich weniger attraktiv dargestellt werden. Gegenüber den recht detail- und lieblos gezeichneten Hintergründen ist das Charakterdesign wirklich überzeugend gelungen. Vor allem fällt ins Auge, dass selbst die kleinste Nebenfigur auf der Straße ein unverwechselbares Aussehen aufweist und der Betrachter somit viel zu entdecken hat.

Die beiden Hauptfiguren heben sich genauso wenig von den gängigen Comic-Klischees ab wie die zahlreichen Nebencharaktere, wenngleich die Überzeichnung der Figuren sowie der ironische Umgang mit dem britischen Empire und der Ergebenheit der Mitglieder der Kommunistischen Partei diesem Comic einen eigenen und sehr unterhaltsamen Reiz verleihen. Nun bleibt dem Leser nur zu hoffen, dass die Entwicklung der Charaktere in den folgenden Bänden etwas tiefer gehen und so die Reihe "Die Weiße Tigerin" zu einem wirklichen Lesevergnügen machen wird.

Fazit:

Mit "Die Weiße Tigerin: Im Geheimdienst des Großen Steuermanns" erzählen Didier Conrad und Yann die Vorgeschichte der aus "Helden ohne Skrupel" bekannten Alix, wobei sich die handelnden Figuren in dieser Geschichte nur selten von den üblichen Klischees abheben. Während das Charakterdesign gut gelungen ist, wirken die Hintergründe in diesem Comic deutlich liebloser gestaltet. Immerhin trägt der ironische Umgang mit dem britischen Empire, klassischen Spionageerzählungen und der Kommunistischen Partei Chinas ebenso zum Reiz dieses Bandes bei wie die zum Teil sehr blutigen Elemente der Geschichte.



Komplette Rezension (http://www.booklove.de/frankobelgische-comics/krimi-thriller/die-weisse-tigerin-1-im-geheimdienst-des-grossen-steuermanns.html)

Philipp Schreiber
10.11.2008, 17:34
Michael Hüster bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com/Article2816.html) über Largo Winch 16 - „Weg der Tugend” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag292) von Francq und Van Hamme:



[...]

Der Meister der spannenden Szenarien, Jean van Hamme, hat wieder zugeschlagen. Erneut lässt er Largo auf die Bösen dieser Welt treffen. Die Zutaten versprechen eine spannende Handlung: China + Triaden + großes Geschäft + alte Weisheiten + Kampfmönche + waghalsige Drachenflüge. Alles in bester James Bond-Manier arrangiert. Die Fans von Largo werden auch mit diesem Abenteuer nicht enttäuscht: Überraschende Storywendungen und am Ende ist alles ganz anders, als es zunächst aussah. Interessant, wie Alles Gute! auf dem Cover den deutschen Titel in einen chinesischen Schriftzug verwandelt hat.



Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2816.html)

Philipp Schreiber
10.11.2008, 17:40
Thomas Wörtche titel magazin (http://www.titel-magazin.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=7510) über „Cosa Nostra I - Die Anfänge (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=42&ref=1#tag288)” von Erwan LeSaëc und David Chauvel:




La Cosa Nostra – Blut und Entsetzen, cementa shoesa und Luca Brasi bei den Fischen. So stellt man sich das vor, und das ist auch völlig richtig. Aber es geht auch anders – und nicht minder spannend. Nämlich in einem Pracht-Comic von David Chauvel und Erwan Le Saëc, den sich Thomas Wörtche angesehen hat. Con mucho gusto …

Der Gründungsmythos von La Cosa Nostra und die mythische Dimenson von New York City laufen zu manchen Zeiten parallel. In New York City entstanden die Strukturen, die später als Organisiertes Verbrechen, als la mafia oder eben als „Unsere Sache“ mit dem allgemeinen ökonomischen, sozialen und politischen Leben der Stadt und der Vereinigten Staaten und etlicher anderer Nationen gleich mit, irreversibel verknüpft sein werden. Wie das alles so genau kam, funktionierte und sich entwickelte, ist hochkomplex. So komplex auf jeden Fall, dass man ausgerechnet einem Medium die Fähigkeit, diese Geschichte kompetent zu erzählen, sicher nicht auf den erste Blick zutraut: Dem Comic.

[...]

Veduten und Profite

Man sieht – ich fange gleich an, über die kluge Machart zu schwärmen. Denn wie hier die Story mit der Stadtgeschichte von NYC verknüpft ist, ist vor allem ästhetisch großartig gelöst. Die Perspektive der Panels und Sequenzen switcht blitzschnell von schnellen Filmschnitten zu Totalen (wo bei auch die einzelne Seite meistens präzise strukturiert und gewichtet ist – eher episch breit, oder eher dynamisch), zu Draufsichten bis hin zu klassischen Veduten, die nicht nur die Farbbrillanz und die Tönung, sondern auch die fast klassizistische Formstrenge von Bellotto und Canaletto (den Großmeistern der Stadt Veduten im rationalen 18. Jahrhundert haben). Wobei David Chauvel und Erwan Le Saëc dringend vermeiden, die berühmten „dunklen Seiten der Gesellschaft“ grafisch zu beglaubigen. Auch da, wo’s finster wird, sind die Bilder durchschaubar. Und deswegen auch der Analyse zugänglich.

[...]

Too much und viel zu abstrakt für einen Comic? Ach was – und wegen der Bilder auch eine Freude fürs Auge. Und wegen der sehr intelligenten und durchdachten Kombination von Bildern und Erzählen in Bildern extrem spannend und überzeugend. Bald geht’s weiter …




Komplette Rezension (http://www.titel-magazin.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=7510)

Philipp Schreiber
10.11.2008, 17:51
Dave Schläpfer und Saša Rasic bei nahaufnahmen (http://www.nahaufnahmen.ch/comics/comics-im-november.html) über „Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag290)” von Sokal:



Wenn Falk ein Enterich wäre

Eigentlich kann die Krimiserie «Columbo» ja geradezu als der Inbegriff von Langeweile angesehen werden: Der Täter ist seit Beginn einer jeden der stets nach demselben Schema ablaufenden Episode bekannt («Da wäre noch eine Sache, die mir im Kopf herumgeht» à gogo – und das je 90 Minuten lang). Weshalb tut man sich das nur immer und immer wieder an? Weil man den von Peter Falk so herrlich verschroben in Szene gesetzten Protagonisten – dauerpaffend im Trenchcoat – einfach ins Herz schliessen muss. Genauso verhält es sich mit Inspektor Canardo der gleichnamigen Serie, von der inzwischen der 17. Band «Dame sticht» vorliegt (Schreiber & Leser, zirka 24 Franken). Die Parallelen sind ja auch kaum übersehbar – einmal davon abgesehen, dass der gute Enterich ein gutes bisschen versoffener und nicht ganz so genial, dafür ganz im Stile etwa eines Fritz the Cat umso kopulierfreudiger daherkommt. «Dame sticht» ist beileibe kein Meisterwerk – dieses Prädikat bleibt den allerersten Bänden vorenthalten –, aber man folgt der Geschichte gern. Gerade was die Seitenhiebe auf die Politik anbelangt (Canardo ist damit beauftragt, die attraktive Frau eines eifersüchtigen Bürgermeisterkandidaten zu beschatten), kommt Freude auf.


Originale Rezension (http://www.nahaufnahmen.ch/comics/comics-im-november.html)

Philipp Schreiber
17.11.2008, 09:51
Christian Endres bei Fantasyguide (http://www.fantasyguide.de) über „Gipfel der Götter 5 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=18#tag289)” von Jiro Taniguchi:




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Das Ende der großen Bergsteiger-Saga von Baku Yumemakura und Jiro Taniguchi wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten, deshalb nur so viel: Ein Happy End heißt im Falle von Gipfel der Götter nicht, dass alle glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage leben. Oder, vielleicht eben gerade doch - je nach Standpunkt und Auffassung...

Eine große Stärke dieses finalen fünften Bandes ist einmal mehr das Timing. Sensationell, wie ein Aufstieg, ja ein Gewinn von nur wenigen Metern an der gefährlichsten Bergwand der Welt zehn, fünfzehn oder mehr Seiten einnehmen kann und man gefesselt ist, als würde man den spannendsten Teil eines Thrillers lesen. Man kann die Seiten gar nicht schnell umblättern und muss wirklich an sich halten, auch kurz zu verschnaufen und die prächtige alpinen Panoramen zu genießen, die Taniguchi und seine Assistenten am Zeichenbrett wieder gezaubert haben.

Zum Timing gehört auch, zu wissen, wann Schluss ist. Mit höheren Heft- oder Bandnummern immer stärker schwächelnde Endlosserien sind in Sachen westliche Comics und östliche Manga leider gleichermaßen keine Seltenheit. Autoren und Zeichner (und Verlage und Verleger, klar) schaffen es häufig nicht, sich rechtzeitig von einem profitablen Projekt zu trennen, und blähen es unnötig auf, melken die Kuh, bis sie umfällt, auch wenn eigentlich schon alles gesagt oder erzählt ist. Umso angenehmer, wenn eine in vielerlei Hinsicht herausragende Serie wie ›Gipfel der Götter‹ ihren dramaturgischen Höhepunkt und das dazugehörige Ende anerkennt und die Beteiligten ihrer Geschichte ein abschließendes Finale nach fünf sensationellen Akten zustehen.

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Das großartige Finale einer großartigen, beeindruckenden Manga-Reihe.



Komplette Rezension (http://www.fantasyguide.de/7730.0.html)

Philipp Schreiber
24.11.2008, 19:17
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/8981/ein_fall_fuer_inspektor_canardo_17_dame_sticht) über „Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag290)” von Sokal:




Story:
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Meinung:

Mit Philip Marlowe schuf Chandler den Prototyp des Privatdetektivs, den viele spätere Schriftsteller als Vorbild für ihre Figuren nahmen. Marlowe ist ein Privatdetektiv, der in einer Welt ohne Moral und Grundsätze versucht, nach seinen eigenen moralischen Grundsätzen zu leben.

Mit Inspektor Canardo hat Sokal den tierischen Gegenpart zu Marlowe erschaffen. Canardo raucht, säuft und wackelt mit seinem zerknitterten Trenchcoat durch die Kleinstadtidylle, die durch eine Mordserie in ihren Grundfesten erschüttert wird. Und letztlich sind es die Moralvorstellungen dieser Kleinstadt, die einen Mitbewohner dazu bewegen, eine moralisch durchaus bedenkliche Vergangenheit zu vertuschen. Melancholie, Moral und Spießigkeit, ein gewohntes Umfeld für die vom Leben gekennzeichnete Ente.

Die Geschichte - nicht wirklich neu, nicht überraschend - traurig - und eben typisch Sokal/Canardo - diese Ente wird nie wirklich glücklich sein. Und doch ist es genau diese Stimmung, sind es die tierischen Protagonisten, die die Geschichten um Canardo immer wieder lesenswert und nachvollziehbar machen. Und so wie Humphrey Bogart der wahre und einzige Marlowe in der realen, menschlichen Welt ist, so ist es Canardo im tierischen Paralleluniversum.

Fazit:
Melancholischer Kriminalfall mit einem tierischen und traurigen Helden in einem moralisierenden Umfeld.


Originale Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/8981/ein_fall_fuer_inspektor_canardo_17_dame_sticht)

Philipp Schreiber
24.11.2008, 19:32
Christian Endres bei Fantasyguide (http://www.fantasyguide.de) über „strain 1 - Blutsbande (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=41&ref=1#tag291)” von Ryoichi Ikegami:




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Mit Strain nun legen Buronson (Fist of the Northstar, Crying Freeman) und Ryoichi Ikegami (Spider-Man: Manga) einen beinharten Krimi Noir vor, dessen Handlung sich trotz aller Rückschlüsse auf Japan, globale Konzerne und die Öl-Industrie primär erstmal in Malaysia entfaltet. Das vertraute Künstler-Duo erzählt uns mit tollen Bildern und sparsamen, aber guten Dialogen von Mayo, einem Auftragskiller in der malaiischen Hauptsstadt Kuala Lumpur.

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Es geht ganz schön brutal zur Sache in diesem ersten Band, und hier und da ist das alles auch ganz schön freizügig und explizit. Natürlich sind überdies die Konfrontationen und die Schachzüge aller Beteiligten der wahre Aufmacher der Story – aber auch die nur nach und nach aufgedeckten Karten betreffend Mayos Vergangenheit halten den Leser clever bei der Stange. Wie wurde aus dem jungen Mann der emotionslose Lohnkiller, dem ein Leben rein gar nichts bedeutet und nur fünf Dollar wert ist? Diese Frage ist auch am Ende des ersten Teils bestenfalls rudimentär beantwortet – wir dürfen uns also auf weitere Enthüllungen freuen.

Strain – im Japanischen steht das für Stress und Belastung, aber auch für Erbgut und Abstammung, wie es auf der Verlagshomepage hilfreich heißt. Im Fall von Blutsbande steht es derweil auch für einen gelungenen, viel versprechenden Auftakt zur fünfbändigen Serie um den schwer zu durchschauenden Auftragskiller Mayo und seinen Kampf gegen die mächtigen Windmühlen der Vergangenheit.



Komplette Rezension (http://www.fantasyguide.de/7750.0.html)

Susumu
25.11.2008, 09:45
Mit Strain nun legen Buronson (Fist of the Northstar, Crying Freeman) und Ryoichi Ikegami (Spider-Man: Manga) einen beinharten Krimi Noir vorEin bisschen hat sich der Herr da verheddert, nicht?:rolleyes:

ICOM
26.11.2008, 04:25
Mit Inspektor Canardo hat Sokal den tierischen Gegenpart zu Marlowe erschaffen. Canardo raucht, säuft und wackelt mit seinem zerknitterten Trenchcoat durch die Kleinstadtidyll
Das impliziert aber, daß Marlowe das auch tut.

Philipp Schreiber
01.12.2008, 12:01
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2008/11/15/djinn-3-das-tattoo/) über „Djinn 3 - Das Tattoo (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_4&ref=1#tag3)” von Ana Miralles:



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Begierde ist das Schlüsselwort. Es ist der Weg zur Macht, zu Erkenntnissen, zur Unterwerfung dritter. Jean Dufaux lässt seine Charaktere Sex benutzen, damit sie ihre Ziele erreichen, aber letztlich ist es nur ein Mittel zum Zweck. Gäbe es für Menschen eine andere elementare Antriebskraft, würde diese als Druckmittel zum Einsatz kommen. Daneben streben die vornehmen Herren in ihren Uniformen, seien sie deutsch, englisch oder türkisch nach Macht oder Machterhaltung. Aber einem bestimmten Alter verblasst die Sucht nach körperlichem Verlangen, wird ersetzt durch die Fülle von Macht, die persönlich errungen werden kann.

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Eben diesen Grundgedanken der Atmosphäre transportiert Ana Miralles wunderbar mit ihren Bildern. Leichte, zerbrechliche Strukturen und Formen, helles Licht, aquarelliert aufgetragen, diese sanfte Bildtechnik verbirgt das Böse und Gemeine, das unter der Oberfläche der Geschichte brodelt wie ein Schleier – das mag sich merkwürdig anhören, dürfte aber das Zusammenspiel von Optik und Erzählung sehr gut treffen. Am Ende wächst genau aus dieser Unterschiedlichkeit die Faszination der Reihe.

Das Sitten- und Zeitgemälde geht in die dritte Runde. Leidenschaften werden ausgenutzt, um Menschen wie auf einem Schachbrett zu bewegen. Im Hintergrund geht es um Liebe, im Vordergrund um Geld und Macht. Zwei Zeitstränge werden von Jean Dufaux sehr gut zusammengebracht und von Ana Miralles noch schöner in Szene gesetzt.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2008/11/15/djinn-3-das-tattoo/)

Philipp Schreiber
01.12.2008, 12:05
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2008/09/27/cosa-nostra-1-die-anfaenge/) über „Cosa Nostra I - Die Anfänge (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=42&ref=1#tag288)” von Chauvel & Le Saëc:



[...]

David Chauvel und Erwan Le Saec erzählen die Geschichten von einem Salvatore Lucania, der später als Lucky Luciano berühmt wurde. Wir erfahren von Frank Costello und Alfonso Caponi, dessen späterer Name Al Capone um die Welt ging. Schutzgelder werden erpresst, die ersten Drogen verkauft. Der Band fragt: Wie konnten jene berühmten Gangster zu dem werden, was von ihnen als historische Figur blieb?
Bricks’ Geschichten beginnen mit einer Erpressung. Durch einen geschickten Plan soll einem Einwanderer das ersparte Geld abgeknöpft werden. Doch die Alten haben die Rechnung ohne die Jungen gemacht.

Vor der unspektakulären, sehr abgeklärten Erzählweise von David Chauvel zeichnet Erwand Le Saec sehr fein linierte Bilder, fast ein wenig an naive Kunst angelehnt – ohne durch das Wort naiv den künstlerischen Wert des Comics schmälern zu wollen. Le Saec balanciert stilistisch auf einer Grenze von Naiv zu Pieter Bruegel, detailverliebt, exakt. Er zeichnet Wölfe, junge Wölfe in Menschengestalt, die sich zu neuen Rudeln zusammenschließen.

[...]

David Chauvel stellt die Ereignisse sehr intensiv und nachvollziehbar dar. Dort, wo historische Lücken und Fragen existieren, schließt und beantwortet er diese nicht freimütig, sondern überlässt dem Leser auch mal das Grübeln.

Ein packender Stück Geschichte, aufgezeigt an vielen Einzelschicksalen, Durch einen gelungenen Kniff sehr mitfühlend und dramatisch erzählt. Optisch stimmig und atmosphärisch belebt der Band über die Anfänge der Cosa Nostra auf sehr originelle Weise. Jene, die an alten Gangstergeschichten interessiert sind und historische Ausflüge in dieses Genre vermissen, werden hier ein schönes Leseziel finden.setzt.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2008/09/27/cosa-nostra-1-die-anfaenge/)

Philipp Schreiber
09.12.2008, 13:43
animey (http://www.animey.net/reviews/630) über „strain 1 - Blutsbande (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=41&ref=1#tag291)” von Buronson und Ryoichi Ikegami:



[...]

Herausragend ist Ryoichi Ikegamis hyperrealistischer Zeichenstil, mit dem er männliche Figuren entwirft, denen man gerne das Attribut der „Coolness“ anhängen möchte. Ein muskelbepackter Protagonist, der nie lacht und der auf über 200 Seiten so gut wie nie einen Mundwinkel bewegt, ist wie geschaffen für die Feder Ikegamis, die ähnliche Striche schon mit dem „Crying Freeman“ produziert hat. Dadurch, dass Mayo so unaufgeregte Gesichtsregungen hat, wird er jedoch zeichnerisch bei weitem durch die Nebenfiguren, wie etwa der psychopathischen Darstellung des Polizisten Angel und dessen Engelstattoo, übertrumpft. Quasi das Gegenstück zu all den Männlichkeitspersonifizierungen bildet Shion, der eine ähnliche Rolle wie etwa Jodie Foster in Taxi Driver und Natalie Portman in Léon – der Profi zukommt: die der Jungprostituierten beziehungsweise des schlagfertigen Mädchens mit der zerrüttelten Familie.

[...]

FAZIT:
Dank eines auf Spannung ausgelegten, flüssigen Handlungsverlaufs und einer passenden, realistischen Optik gelingt es dem Autorenduo, mit diesem ersten Band zu unterhalten und für Vorfreude auf die Folgebände zu sorgen, ohne eine wirklich vielschichtige Geschichte zu entwerfen. Durch Gewalt- und Sexszenen ist strain wohl vor allem für ein erwachsenes Publikum geeignet und hier vor allem für solche Leser interessant, die Gefallen an harten Thrillern finden.



Komplette Rezension (http://www.animey.net/reviews/630)

Philipp Schreiber
11.12.2008, 17:39
Sabine Rudert in Animania (http://www.animania.de/) 12/2008 über „strain 1 - Blutsbande (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=41&ref=1#tag291)” von Buronson und Ryoichi Ikegami:



Knallhartes Kopfkino
Das Schreiber&Leser-Label Shodoku richtet sich mit seinen Veröffentlichungen an ein erwachsenes Publikum.
Dies ist auch beim ersten von fünf Bänden der Manga-Reihe Strain der Fall, der im Oktober erschien. Die Geschichte des knallharten Thrillers stammt von keinem Geringerem als Buronson (u. a. Fist of the North Star), der dafür einmal mehr mit dem Zeichner Ryoichi Ikegami (u. a. Crying Freeman) zusammenarbeitete. Seit 1990 fertigen die beiden Künstler gemeinsam diverse sehr erfolgreiche Titel wie etwa Sanctuary an, auch wenn Buronson, der bürgerlich den Namen Yoshiyuki Okamura trägt, dafür teils sein anderes Pseudonym Sho Fumimura benutzt. Strain erschien in Japan zwischen 1996 und 1998 in Shogakukans Big Comic Superior-Magazin und wurde anschließend vom selben Publisher in fünf Tankobons verlegt.

Mayo ist ein Japaner, der in Malaysia lebt. Das fast feminine Aussehen des jungen Mannes täuscht: Er ist ein eiskalter Auftragskiller, der ohne Gewissensbisse Menschen eliminiert. Sein Preis: Fünf Dollar! Er sagt, dass ein Menschenleben nur genau diese fünf Dollar wert sei. Eines Tages wird er von einem Mann angeheuert, die schwer kranke Mutter der minderjährigen Prostituierten Shion zu töten. Als er mit gezogener Waffe am Bett der Frau steht, kommt Shion hinzu. Er bietet ihr an, ihre Mutter für fünf Dollar zu verschonen und für denselben Preis seinen ursprünglichen Auftraggeber zu erledigen. Gesagt, getan. Doch sein Klient war ein Mitglied der Organisation, einer mysteriösen wie mächtigen kriminellen Vereinigung. Diese setzt nun alles daran, Mayo dafür zur Rechenschaft zu ziehen …

Autor Buronson ist für seine harten und mitunter gesellschaftskritischen Storys genauso bekannt, wie es Ryoichi Ikegami für seine fast schon unfassbar realistischen Zeichnungen ist. Beides vereint sich in Strain zu einem mitreißenden Actionthriller, der inklusive expliziter Sex- wie Exekutionsszenen von Beginn an unter die Haut geht. Trotz vereinzelter ruhiger Passagen besticht der Manga durch ein sehr hohes Erzähltempo. Dieses wird durch die übersichtliche, fast schon comichafte Panelaufteilung begünstigt. Hinzu kommt, dass immer soviel Text wie nötig, nie aber überflüssiges Blabla die Bilder füllt. Die passend gesetzten Soundwords, die unglaublich detaillierten Hintergründe, das lebensechte Character-Design und die zwar nicht bahnbrechend innovative, aber hochspannende Handlung sind atmosphärisch absolut fesselnd.

Wenn ihr Freunde habt, die kein Buch lesen und jederzeit einen Film vorziehen würden, gebt ihnen diesen Manga. Strain ist ein Film. Zwar auf Papier gedruckt und nur einem Action-affinen Publikum ab mindestens 16 Jahren zu empfehlen, diesem aber voll und ganz.

Philipp Schreiber
17.12.2008, 12:09
Christopher Pramstaller bei satt.org (http://www.satt.org/comic/08_11_nananan.html) über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:



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Egal mit welchem Medium sich ein Künstler auseinandersetzt - beim Thema Liebe geht er oder sie immer ein großes Risiko ein. Gerade hier bestimmen Klischee und Kitsch nur allzu schnell den Grundton der Erzählung. Den Leser befällt bei keinem Thema leichter das Gefühl, das alles doch sowieso schon einmal gesehen, gehört oder gelesen zu haben. Doch so groß diese Gefahr ist, Kiriko Nananan meistert sie gekonnt. In „Liebe und andere Lügengeschichten“ sind es nicht die sonst so oft üblichen Happy-Ends, welche die Geschichten bestimmen und lesenswert machen. Es ist der Realismus, mit dem sie ihre (meist weiblichen) Figuren zeichnet und die Härte der Gefühlswelt, welche die Mangaka für die Protagonistinnen bereithält. Dabei ist der gefühlte Realismus keineswegs Zufall. Die erzählerische Grundlage der Geschichten sind Nananans eigene, ganz persönliche Gefühle. „Wenn ich Liebeskummer habe und weine, dann kommen mir bestimmte Sätze in den Sinn und die verwende ich dann später in meinen Geschichten. Ich schreibe sie auf - und heule weiter. Das ist dann nacktes Gefühl, pure Emotion“, so Nananan in einem Interview mit arte.

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So künstlerisch wie ihr Duktus, so kreativ ist auch ihr Umgang mit Perspektive, Bild und Sprache. Häufig arbeitet Nananan mit Bildausschnitten und Nahaufnahmen. Durch dieses Inszenieren von Fragmenten des Gesamtbildes entsteht an einigen Stellen für den ungeübten Leser zwar leichte Verwirrung, doch die fragmentarische Bildarbeit bietet dem Leser im gleichen Moment viel Platz für eigene Interpretationen. Für einen Zeichner (sowohl im Manga, als auch im Comic) ebenso ungewöhnlich, aber umso mehr hervorzuheben, ist das Zusammenspiel von Wort und Bild. Nananan verwendet beide Elemente vollkommen gleichberechtigt. Sie kommen in ihrem Werk sowohl zusammen, als auch strikt getrennt vor. In ihrem Manga gibt es so durchaus einige Stellen, die komplett auf Illustrationen verzichten und das Wort allein in den Vordergrund stellen.

„Liebe und andere Lügengeschichten“ ist ein Manga, der durch den künstlerischen Anspruch Kiriko Nananans an Bildarbeit, Perspektive und Erzählung sehr gelungen ist. Gerade im Genre Josei-Manga gibt es hierzulande nur sehr wenige Veröffentlichungen. Umso schöner ist es, dass sich der shodoku-Verlag (Schreiber & Leser) den Werken Nananans angenommen hat. Mit „Liebe und andere Lügengeschichten“ wird wieder einmal deutlich, wie vielschichtig und vielfältig Mangas sind, und dass auch in diesem Genre künstlerisch anspruchsvolle Autorenwerke zu finden sind.



Komplette Rezension (http://www.satt.org/comic/08_11_nananan.html)

Philipp Schreiber
17.12.2008, 12:31
Thomas Kögel bei Comicgate (http://www.comicgate.de/content/view/1159/51/) über „Sonne und Mond (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_35&ref=1)” von Kwan Gaya:



Es beginnt mit einem Arsc*loch. Gleich im allerersten Panel dieses Manhwas bekommen wir den Hinterausgang eines Pferdes zu sehen sowie das, was dort rauskommt. Ein bezeichnender Auftakt, denn Kwan Gaya schert sich einen Dreck um Konventionen. Sein Epos Sonne und Mond, das in drei Teilen bei Shodoku, dem Asien-Label von Schreiber & Leser, erschienen ist, passt in keine Schublade. Es verwendet zwar reichlich Klischees und Versatzstücke aus diversen Genres, setzt diese aber so dreist zusammen, dass etwas völlig Eigenständiges entsteht.

[...]

Man kann jeden Leser verstehen, der nach dem ersten Band keine Lust mehr auf eine Fortsetzung verspürt, zumal die Story durch ständige Szenen- und Perspektivwechsel auch noch schwer zu verfolgen ist. Wer jedoch dranbleibt und zum zweiten Band greift, wird belohnt: Die Geschichte gewinnt deutlich an Tiefe, Il Hongs unglückliche Liebesbeziehung spielt eine tragende Rolle. Vermehrt gibt es philosophische Betrachtungen über den Sinn des Lebens, die durch stimmungsvolle Bilder begleitet werden. Und trotzdem gibt es weiterhin absurden Humor und reichlich Martial-Arts-Action. Der Autor fährt dabei ein großes (manchmal auch verwirrendes) Arsenal von Charakteren auf, die alle an typische Genrefiguren erinnern. Und doch hat jede Figur ihren eigenen Charme, ihren besonderen Touch, ihren speziellen Sprung in der Schüssel.

Action, Philosophie und Humor: Zu einer homogenen Einheit wollen diese Elemente am Ende nicht recht zusammenfinden, und trotzdem ist man als Leser mit der Zeit fasziniert von Kwan Gayas eigenwilliger Mixtur. Sonne und Mond macht Spaß, wenn man sich darauf einlässt. Und wenn man damit leben kann, dass man bei manchen Szenen einfach nur "Hä?" sagen kann. Wer im unübersichtlichen Angebot an Comics aus Fernost nach außergewöhnlicher Kost sucht, sollte hier zugreifen. Diese Serie war eine der ersten, die Schreiber & Leser unter dem Shodoku-Label gestartet hat, und man muss den Verlag loben, dass er die Reihe komplett veröffentlicht hat, auch wenn die Verkaufszahlen zunächst nicht so sonnig aussahen. Das kleine Detail, dass jeder der drei Bände auf einer anderen Papiersorte gedruckt ist, kann man getrost verschmerzen.



Komplette Rezension (http://www.comicgate.de/content/view/1159/51/)

Philipp Schreiber
17.12.2008, 13:57
Michael Klein im Magazin L!VE (http://www.live-magazin.de/) über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:



Liebe kann so schön sein. Und so schmerzhaft. Da ist zum Beispiel die junge Frau, die sich verzweifelt fragt, warum ihr Freund, den sie so sehr liebt, derart niedergeschlagen und depressiv ist, seit er erfahren hat, dass seine Ex-Freundin heiraten wird (»Ein freier Tag«). Oder da sind die zwei besten Freundinnen, die einen bemüht munteren, innerlich trostlosen gemeinsamen Abend im Park verbringen. Die eine weiß bereits, dass die andere sich in ihren Freund verliebt hat – und dieser sich auch in die Freundin -, und sie wartet auf eine Aussprache, zu der die Freundin nicht den Mut aufbringt (»Im Park«). Oder da ist jene junge Frau, die in einer harmonischen Beziehung mit ihrem Freund lebt; aber als sie nach Jahren zufällig eine alte Flamme wiedertrifft, stellt sie irritiert fest, dass sie viel beeindruckter ist, als ihr lieb ist (»Ein Ort, an den man gern zurückkommt«).

23 Manga-Kurzerzählungen versammelt Kiriko Nananans »Liebe und andere Lügengeschichten«, und wie angesichts dieses Titels wenig überrascht, geht es darin nicht um unbeschwertes, glückendes Zueinanderfinden, sondern um unglückliche Liebe, unerfüllte Sehnsucht, falsch erfüllte Sehnsucht, um alte Wunden, die wieder aufbrechen, um Verwirrungen der Gefühle und Irrungen des Handelns. Und wie wundervoll sind diese Geschichten erzählt: komplex, stringent, mit verblüffender Präzision und gleichzeitig ungeheurer Poesie, emotional dicht und doch zurückhaltend.

Im letzten Jahr ist bei uns der Vorgänger »Blue« erschienen, eine zarte, in elegant reduzierten Bildern erzählte Geschichte einer Mädchenliebe, und hat uns Leser hingerissen. »Liebe und andere Lügengeschichten« mit seinen von ungeheurer Zärtlichkeit und ungeheurer Traurigkeit erfüllten Kurzgeschichten tut es genauso.

LeGuy
22.12.2008, 13:32
Andreas Fisch bei Comicgate über Liebe und andere Lügengeschichten:


Erstaunlich, wie schnell man in die jeweilige Gefühlslage und die komplizierten Umstände hineingezogen wird. Und das immer wieder aufs Neue. Obwohl 23 Geschichten erzählt werden, sind die Einfälle und Variationen der Japanerin Nananan unerschöpflich und originell, jenseits vieler Klischees. [...] Die schnell in die Tiefe gehenden Episoden geben mir als Leser am Ende der Lektüre das Gefühl, das Buch müsste eigentlich dicker sein, so viel hat man beim Lesen erlebt.

http://www.comicgate.de/content/view/1161/51/

Philipp Schreiber
24.12.2008, 11:52
Dave Schläpfer bei Comic-Check (http://www.comic-check.com) über Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287) von Kiriko Nananan, „Gipfel der Götter” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33#tag289) von Jiro Taniguchi und strain 1 „Blutsbande” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=41&ref=1#tag291) von Buronson und Ikegami:



Liebe und andere Lügengeschichten
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In der ebenfalls auf Deutsch erhältlichen, vielgelobten und inzwischen verfilmten Graphic Novel «Blue» aus dem Jahr 1996 hat die japanische Autorin eine lesbische Liebe thematisiert. Um Liebe und Sex in ihrem ganzen Facettenreichtum geht es auch in diesem nun übersetzt vorliegenden Nachfolgewerk (Originaltitel: «Itaitashii Love»). Wiederum erstaunt die zuweilen unverblümte Ausdrucksweise der von der Optik ausnahmslos magersüchtig anmutenden Charaktere sowie die explizite Darstellung, die jedoch nie ins Pornografische oder Billige abdriftet. Vielmehr versteht es Nananan meisterlich mit ihrem äusserst reduktionistischen Strich und der Auswahl ungewöhnlicher Ausschnitte*, Momente und Stimmungen einzufangen, die von einer ganz speziellen Melancholie durchzogen sind. Skizziert wird in dieser gezeichneten Poesie ein fragiler Menschentypus, der mit seiner tiefer Sehnsucht nach Zuneigung und Wärme immer sehr nahe am Abgrund steht. Zu guter Letzt bleibt die Frage, wie authentisch das Bild sein mag, das Ananan von ihrer in den 90ern jungen Generation einfängt.

* «Liebe und andere Lügengeschichten» stellt übrigens geradezu ein Musterbeispiel dar, um die vom Comicologen Scott McCloud in «Comics neu erfinden» aufgestellte These, wonach in Manga Panelübergänge «Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt» im Vergleich zu westlichen Comics übermässig häufig vorkommen, zu untermauern.




Gipfel der Götter
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Weshalb die Manga Novel «Gipfel der Götter», von der jetzt der fünfte und abschliessende Band auf Deutsch vorliegt, im Jahr 2001 vom japanischen Kultusministerium am Festival für Kunst und Medien mit dem 1. Preis für den besten Manga ausgezeichnet worden, lässt sich bereits nach einer Lektüre der ersten Seiten erahnen (Schreiber & Leser, zirka 31 Franken). «Kamigami no itadaki» – so der Originaltitel – von Jiro Taniguchi nach dem Roman von Baku Yumemakura ist nicht einfach eine x-beliebige weitere Bergsteiger-Saga: Vielmehr handelt es sich um ein komplexes Panoptikum, das in detaillierter, aber trotzdem immer aufs Wesentliche reduzierter Grafik das Phänomen der unglaublichen Faszination, die von der Bergwelt ausgeht, beleuchtet. Und das Taniguchi-charakteristisch auf hochemotionale Weise.

Auch wenn sich das 1600 Seiten starke Werk bestimmt erst vollumfänglich durch eine Gesamtlektüre erschliessen und würdigen lässt, funktioniert der fünfte Band – von einigen Leerstellen beim Verständnis von Einzelheiten der Geschichte abgesehen – unglaublich gut auch als Einzelband. Ein (weiteres) Meisterwerk Taniguchis, von dem übrigens voraussichtlich im April bei Carlsen sein wohl bekanntester Comic «Der spazierende Mann» erscheint, jedoch im Gegensatz wie üblich beim Grossverlag in gespiegeltem Druck.




STRAIN 1
[...]
Gerade innovativ ist «Strain» (Schreiber & Leser, zirka 24 Franken) von der Story mit dem gängigen Vendetta-Motiv her wirklich nicht.

Trotzdem dürfte sich die Lektüre für alle Anhänger kompromissloser, intelligent aufgemachter und visuell überzeugend umgesetzter Action – die übrigens nicht mit expliziten Nacktszenen und Darstellungen von Gewalt an Frauen geizt – durchaus lohnen. In Szene gesetzt wurde die Gewaltorgie nämlich vom Duo Buronson und Ryoichi Ikegami, die bereits mit «Sanctuary» einen internationalen Erfolg gelandet haben. Auf das Konto des Zeichners Ikegami, der zentrale Stellen formal hervorhebt, indem er mit Kohle zeichnet, geht zudem auch der noch erfolgreichere, als Anime und als Realfilm adaptierte Thriller «Crying Freeman». (Beide Serien sind ebenfalls bei Schreiber & Leser erschienen, jedoch inzwischen vergriffen.) Für Fans des Genres ist «Strain» also ein sicherer Treffer. Die Frage stellt sich letztlich höchstens, ob für die Erzählung einer solchen Story tatsächlich über 1000 Seiten notwendig sind (bei «Blutsbande» handelt es sich um den ersten von fünf Bänden).


Originale Rezensionen: hier (http://www.comic-check.com/druckfrisch)
ab januar 2009: http://www.comic-check.com/comic-archiv/januar-2009/

Philipp Schreiber
02.01.2009, 14:54
Thomas Dräger bei Parnass (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2485) über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:



„Liebe und andere Lügengeschichten“ ist ein wunderschöner Titel, wenn man oder vor allem Frau gerade in grauester Melancholie versinkt. Und um Liebe geht es in diesem Manga auch oft, meist – wie es der Titel schon heraus posaunt – von einer unglücklichen. Es geht um junge Menschen die sich nicht lieben, sich gerade trennen, ihr Leben ebenso wenig lieben wie sich selbst oder einfach um einen kleinen Moment voller Traurigkeit.

Die Kurzgeschichten gehen nicht in die Tiefe, es wird nichts erklärt, keine Gründe – es bleibt der Mensch mit seinen Gedanken. Die Augenblicke, die uns dieser Band in die Gefühle der Autorin gestattet, sind schmerzhaft. Vielleicht gut zu merken, dass man sich nicht alleine öfters mal der ausweglosen Ungerechtigkeit des Lebens hingibt. Früher musste man dazu den netten Melodien von Vincent Clark lauschen, heute liest der Mensch voller Weltschmerz diesen Manga.

[...]

Für moderne Leidende



Komplette Rezension (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2485)

Philipp Schreiber
02.01.2009, 15:00
Thomas Dräger bei Parnass (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2477) über „Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag290)” von Sokal:



Gibt es eigentlich glückliche Ermittler mit funktionierendem Sex- und Familienleben, Geld auf dem Konto und immer mal wieder was zu Lachen? Aber so richtig lustig sind Leichen meistens nicht, und so haben auch Sokals schnüffelnde Ente und dessen tierische Kollegen, Mitmenschen und Mörder ein eher unlustiges Abenteuer vor sich. Im 17. Band weht ein Hauch Horst Tappert. Im verknitterten Trenchcoat kommt Canardo natürlich dem Täter auf die Spur, aber warum müssen alle amourösen Angebote an den Helden immer einen Hintergedanken haben?

Gibt es das Kapitel „Nimm das Mädchen und verhafte es danach“ im Detektiv-Handbuch? In Carnados jedenfalls nicht. Der Artverwandte von Donald und Dagobert darf seinen Schnabel diesmal in mehrere Oberweiten stecken, und um Sex dreht es sich auch bei der Lösung des Falls. Sex – da ist die Politik nicht weit und in „Dame sticht“ geht es neben der Libido auch um Wahlkampf, die Karriere eine kleinen Polizisten und alte Pornofilme.

Die Lösung offenbart sich dem Helden durch einen der schon erwähnten Blicke in eine Oberweite, was aus diesem Comic noch lange keinen Renner auf einer Erotikmesse machen würde. „Dame sticht“ ist eher trübe, was vor allem am launigen Charakter der Ente und an den fast grau wirkenden Farben liegt. Insgesamt liest sich dieser Krimi sehr verhalten. Der Autor und Zeichner Sokal erzählt wie alle guten modernen Krimis viel um den eigentlichen Mord herum, allerdings bleibt diese Geschichte reine Unterhaltung.

Das Softcoveralbum hat leider einige Seiten, auf denen der Druck verschwommen weil leicht doppelt (besonders Seite 29) ist. Da sollte man einen schnellen Blick beim Händler des Vertrauens in den Band werfen.

Für Fans von Columbo und Co.


Originale Rezension (http://www.parnass.scram.de/comicdetail.php?nr=2477)

Philipp Schreiber
12.01.2009, 10:15
Thomas Schallhart bei animey (http://www.animey.net/reviews/652) über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:



[...]

FAZIT:
Mit den 23 einzelnen Geschichten in Liebe und andere Lügengeschichten ist Kiriko Nananan eine große Vielfalt gelungen. Stets beschreibt sie Figuren auf eine Weise, die wie aus dem Leben gegriffen scheint. Gefühle werden beschrieben, ohne je in Kitsch zu verfallen. Gleichzeitig zeigt die Mangaka auf, dass bei ihr Bild und Text zusammengehören: Ihr minimalistisches Spiel mit Schwarz und Weiß vermag es, Momentaufnahmen zu zeigen, bei denen der Leser das Gefühl hat, sie so und nicht anders sehen zu wollen. Die Monologe von Nananans Protagonisten regen stark zur Identifikation an und machen den Comic für jene Leser, die auf diese Identifikation eingehen können, also wohl vor allem ein erwachsenes, modernes, anspruchsvolles Publikum, zu einem unvergesslichen Leseerlebnis.



Komplette Rezension (http://www.animey.net/reviews/652)

Philipp Schreiber
12.01.2009, 10:34
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2008/12/06/largo-winch-16-weg-der-tugend/) über „Largo Winch 16 - Weg der Tugend (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag292)” von Philippe Francq und Jean van Hamme:



[...]

Die Fortsetzung von Hüter des Tao hält sich nicht lange mit einem Rückblick auf. Gerade einmal eine Seite genügt, damit der Leser ins rechte Licht gesetzt ist und sich mit ins Abenteuer stürzen kann. Und was für ein Abenteuer das ist!

Der Weg der Tugend führt hier kaum zum Ziel. Largo Winch muss sich nicht zum ersten Mal mit Verbrechern der finstersten und gefährlichsten Sorte herumschlagen, aber selten zuvor waren sie derart verschlagen und über alle Maßen hinterlistig. Wir begegnen Largo Winch in einer Situation, die an Kriegsgefangenschaft erinnert. Nur mit einer Hose bekleidet sitzt er der Leiche dessen gegenüber, mit er einst aus einer Haft in Tibet flüchtete. Der Tote, bereits von Ratten angenagt, wirkt wie ein Zeichen von Largos Zukunft. Jean van Hamme zeigt dem Leser einen abgrundtief gebrochenen Mann, wie er gemeinhin aus diversen Gefängnisgeschichten und –filmen her bekannt ist. Wer dieses von Philippe Francq erstklassig gezeichnete Szenario sieht, muss einfach glauben, dass nun das Ende von Largo Winch bevorsteht.

[...]

Gerade die menschliche Komponente – andere würden es auch Murphys Gesetz nennen – lässt stets neue Überraschungen entstehen. Van Hamme nutzt die Stärken und Schwächen seiner Charaktere exzellent, damit keine Längen entstehen. Es lässt sich zu keiner Zeit vorhersagen, wann sich eine Schwäche nachteilig auswirkt oder sogar zum Vorteil gereicht. Neben einer sorgfältig vorangetriebenen Handlung fehlt auch der Humor nicht – der hier jedoch sehr viel kürzer ausfällt als sonst. Der Witz beschränkt sich hier auf ein paar Neckereien zwischen Ovronnaz und Silky, meist erotischer Natur, und heitert an den richtigen Stellen auf. Wie Jean van Hamme punktgenau erzählt, ist erschreckend gut. Und es wird als Augenschmaus dank der strahlenden Farben noch einmal besser.

Largo Winch erlebte viele Abenteuer an verschiedenen Orten der Erde, doch gerade in Asien (mit den Abenteuern Makiling, Tiger, Hüter des Tao und dem vorliegenden Band) hat sein Erfinder Jean van Hamme den perfekten Spielort für seinen Helden gefunden. Ein glänzendes Action-Abenteuer mit wahnwitzigen Ideen, die einem – obwohl auf Papier dargeboten – den Atem anhalten lassen.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2008/12/06/largo-winch-16-weg-der-tugend/)

Philipp Schreiber
12.01.2009, 10:44
Thomas Schallhart bei animey (http://www.animey.net/reviews/657) über „Der Wanderer im Eis (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag69)” von Jiro Taniguchi:



EINLEITUNG:
Jiro Taniguchi war jahrelang in Japan wie in Europa einer der bedeutendsten Vertreter von Mangas für Erwachsene. Die Ausnahme: Deutschland, bis Schreiber & Leser 2006 erstmals ein Werk von ihm in deutscher Sprache publizierte. Der Wanderer im Eis heißt dieser Kurzgeschichtenband, dessen Außergewöhnlichkeit sich bereits auf dem Cover andeutet: ein stolzer, majestätischer Elch in einer verschneiten Berglandschaft mit strahlend blauem Himmel ziert das Titelbild. Und das Cover spricht für den Band, dessen Hauptthema der Kampf des Menschen mit der Natur und umgekehrt darstellt.

[...]

Das Ganze wirkt wie aus einem Buch von Jack London, jenem amerikanischen Schriftsteller, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit Abenteuerromanen wie Wolfsblut und Der Ruf der Wildnis große, nachhaltige Erfolge feiern konnte. Männer verbringen harte Zeiten im Norden, wo die Natur weit gefährlicher ist als in der zivilisierten Stadt, gleichzeitig aber auch viel geheimnisvoller und geheimnisreicher. Und tatsächlich – einen der beiden Männer aus der Geschichte Der Wanderer im Eis personifiziert Taniguchi mit dem Schrifsteller Jack London.

[...]

FAZIT:
Die sechs Kurzgeschichten, die in diesem Band vereint sind, können in ihrer großen Bandbreite ein breites Publikum ansprechen. Fans von klassischen Abenteuergeschichten kommen ebenso auf ihre Kosten wie die begeisterten Leser von Vertraute Fremde. Sind manche Handlungsbögen nicht ganz klischeefrei, so sit doch allen Geschichten Taniguchis einzigartige Erzählkunst gemeinsam, die stets authentisch ist und die auch optisch brillieren kann. An Seinen-Mangas findet man auf dem deutschsprachigen Markt aktuell kaum etwas Überzeugenderes als die Werke dieses Manga-Zeichners.



Komplette Rezension (http://www.animey.net/reviews/657)

Philipp Schreiber
12.01.2009, 10:47
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2008/12/16/dame-sticht/) über „Ein Fall für Inspektor Canardo 17 - Dame sticht (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag290)” von Sokal:



[...]

Der Witz stellt sich hier – nicht zuletzt wegen der Charakterzeichnungen – auf leisen Sohlen ein. Ein besonderes Merkmal findet sich immer in einer Figur oder einer Szene, so dass eine weitere Zwiebelhaut abgeschält wird.. Sokal ist es durchaus ernst mit seinen Geschichten. So verzichtet er weitgehend auf Bonbonfarben, die sonst stets mit Figuren, die Tierköpfe haben, einher gehen. Die Strichführung ist passend und üblich, doch die Farben sind gedeckt, mit einem Stich ins Gräuliche, ins Vorstädtische möchte man meinen. Jedenfalls kehrt Sokal so ein Stück Atmosphäre in den Vordergrund, der wichtig ist für die ständige Bedrohung, der sich die Menschen hier ständig ausgesetzt sehen – im Kleinen wie im Großen.

Eine weitere bittere Pille für Canardo, für ihn schwer zu schlucken, da er doch weit menschlicher ist, als er sich selbst eingestehen will. Ein leiser Krimi mit vielen humoristischen Untertönen und ein wenig Gesellschaftskritik – ohne die ein Krimi kaum auskommt. Spannend nachdenkliche Unterhaltung, für Fans von Canardo unverzichtbar.


Originale Rezension (http://www.comicblog.de/2008/12/16/dame-sticht/)

Philipp Schreiber
12.01.2009, 10:53
Vielen Dank an Dave Schläpfer für sein schönes und umfangreiches shodoku-Special bei Comic-Check (http://www.comic-check.com/schwerpunkte/shodoku-manga)! :zeitung2:

Philipp Schreiber
12.01.2009, 11:08
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2009/01/03/die-weisse-tigerin-2/) über „Die Weiße Tigerin 2 - Seidenschlipse auf Pfirsichhaut (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1#tag281)” von Yann und Conrad:



[...]

Yann und Conrad haben nach einem sehr spaßigen Auftakt über die chinesische Agentin Alix Yin Fu die Humorschraube noch weiter angedreht. In diesem Band wandeln sie auf den schwarzhumorigen Spuren eines Alfred Hitchcock, dem es auch trefflich gelang, Spannung mit Witz zu verbinden. Sex und Tod, durchaus legitime Mittel im Agentenkrieg, werden hier recht überzogen. James Bond, zwar auch ein Agent im Geheimdienst ihrer Majestät, hätte mit seinem Sexappeal ziemlich das Nachsehen, da er bei weitem nicht der einzige ist, der dieses Blatt ausspielt.

Alix, eigentlich sehr freizügig gekleidet, legt auf diese Karte überhaupt keinen Wert. Im Gegenteil ist es für sie viel erstrebenswerter – weil für ihre Karriere von Vorteil – eine Jungflau zu bleiben. Nachdem sich die Mutter von Sir Francis durch eine chinesische Bedienstete davon überzeugt hat, dass dieses fremde Mädchen nichts mit ihrem Sohn hatte, greift sie selbst in den Fall ein.

[...]

Eine gelungene Fortsetzung zu Im Geheimdienst des großen Steuermanns, besser noch als der Auftakt, mit einer höheren Geschwindigkeit erzählt, trefflich gezeichnet. Ein gelungener Agentenspaß aus der Zeit, als der Kalte Krieg seine Hochzeit erlebte.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2009/01/03/die-weisse-tigerin-2/)

MAQZ
25.01.2009, 12:52
...Band 5 hier:

http://www.comicradioshow.com/Article2884.html

(...)Wohl selten hat ein Manga so fasziniert wie „Der Gipfel der Götter“. Gewiss, das Bergsteigen zählt sicherlich nicht zu den langweiligsten Hobbys, die ein Mensch so haben kann. Auf über 1.500 Seiten Manga immer wieder spannend das ewige Auf und Ab dieses kräftezehrenden Zeitvertreibs zu schildern, dieser Leistung darf sich Taniguchi gern rühmen. Zumal er ja diverse Male, auch für diesen Manga, mit Preisen überhäuft wurde. (...)

Philipp Schreiber
03.02.2009, 17:31
Jürgen Weber bei Buchkritik (http://www.buchkritik.at) über „Djinn 1 - Die Favoritin (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_4&ref=1#tag5)” von jean Dufaux und Ana Miralles und „Cosa Nostra I - Die Anfänge (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_42#tag288)” von Erwan LeSaëc und David Chauvel:



[...]

er erste Teil dieses orientalischen Märchens ist geschickt angelegt, die beiden Zeitebenen werden so gut montiert, dass sich das Bedürfnis nach einem schnellen Weiterblättern bald einstellt. Manche Seiten, die im Harem in der Vergangenheit spielen, lassen einen ohnehin so erröten, dass man sich an der Handlung bald umso interessierter zeigt, als dies eigentlich notwendig wäre. Mirailles linearer, ja geradliniger Zeichenstil mag an manchen Stellen vielleicht etwas hölzern erscheinen, wenn er sich jedoch auf die Hamamszenen und den weiblichen Körper konzentriert weiß er zielstrebig die eine oder andere frauliche Rundung einzubauen und voluminös und prächtig die wahre Stärke und Macht der Frau hervortreten.

Tatsächlich hat Jade, die Favoritin, nämlich bereits ihre eigenen Pläne gemacht, die weder dem Schwarzen Sultan noch dem Engländer gefallen werden. Aber das muss Kim Nelson bald auf eigene Faust und mit den damit verbundenen Schmerzen selbst herausfinden. Es gibt wohl keine geeignetere Kulisse für dieses moderne Erwachsenenmärchen als Istanbul, das gut zur Geltung kommt und uns die Fortsetzung dieser spannend aufbereiteten Story noch mehr herbeisehnen lässt. Inzwischen gibt es übrigens schon 8 Teile und bald noch mehr, so die Djinns wollen!




Komplette Rezension Djinn 1 (http://www.buchkritik.at/kritik.asp?IDX=5107)




[...]

Die Milieuschilderung von New York am Anfang des 20. Jahrhundert ist sowohl zeichnerisch als auch erzählerisch sicherlich gelungen. Auch wenn der dokumentarische Stil manchen Comic-Fan vielleicht vergraulen könnte, sei dennoch auf die fantastisch realistische Schilderung der Ereignisse verwiesen, etwa wenn sich die beiden Kontrahenten Conway und Rothstein in einem 32-stündigen Billardturnier duellieren und Bricks, der Laufbursche, frische Sandwiches bringt und die historisch verbürgten Ereignisse für den Leser kommentiert.

Ein visueller Genuss sind natürlich auch die Häuserschluchten und in Sepia-getränkten Aufnahmen von Little Italy oder dem East Village, die U-Bahnschächte und Wolkenkratzer und die insgesamt sehr authentisch rübergebrachte Atmosphäre der Roaring Twenties…


Komplette Rezension Cosa Nostra I (http://www.buchkritik.at/kritik.asp?IDX=5108)

Philipp Schreiber
17.02.2009, 14:52
Jürgen Weber bei versalia (http://www.versalia.de/Rezension.Chauvel_David.324.html) über „Cosa Nostra II – Die Spieler” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=42&ref=1#tag294) von David Chauvel und Erwan LeSaëc:




[...]

Bricks, der Erzähler den wir schon aus dem ersten Teil des „Cosa Nostra Geschichtslexikon in Bildern“ kennen, ist inzwischen älter geworden, ja fast schon erwachsen. Inzwischen ist Bricks nicht mehr Laufbursche, sondern „in die erste Reihe des Geschehens“ vorgerückt: sein Hoheitsbereich ist hinter der Bar. Auf diese Weise kann der schlaue Bricks alle Mafiagrößen der Zwanzigerjahre aus nächster Nähe studieren und erzählt dem wohl ebenso neugierigen Leser etwa die Geschichte, wie der kleine Meyer Lansky das Sabbatmahl der Familie verspielte, aus Erfahrung klug wurde und das Glücksspiel in Amerika im großen Stil etablierte. Lanskys erste Lektion, die er sich von den Hütchenspielern („Craps“) abschaute, war denkbar einfach: „Die Spieler konnten gar nicht gewinnen, sie waren die Dummen und würden es bleiben. Bei den glückstrahlenden Großgewinnern handelte es sich um Komplizen. Auf dem Gehsteig, inmitten von Tagedieben und Habenichtsen, gingen ihm die Grundzüge der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf.“ Der Buchhalter der Mafia war geboren.

[...]

Die Geschäftsmänner in New York arbeiteten mit Capone in Chicago oder anderen in Las Vegas zusammen, Hauptsache der Alkohol und der Rubel floss in Strömen. Das dabei aufgebaute Vertriebsnetz würde sich heute wohl so mancher legal arbeitende Kapitalist wünschen. Chauvel/Le Saec zeigen in teilweise blutroten und spaghettisauce spritzenden und –triefenden Schaufenstern in die Welt die böse Fratze des Kapitalismus, wie wir sie selbst in diesen Tagen noch nicht kennen gelernt haben.




Komplette Rezension (http://www.versalia.de/Rezension.Chauvel_David.324.html)

Philipp Schreiber
17.02.2009, 15:07
Andreas Fisch bei comicradioshow (http://www.comicradioshow.com/Article2889.html) über „Schmutzige Geheimnisse” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_26&ref=1#tag77) von Ted Rall:



Die „Schmutzigen Geheimnisse“, die Rall als Comic erzählt, entstammen seiner Vorliebe, Leute auf Partys nicht nach Beruf und Hobbys zu fragen, sondern: „Was ist das Schlimmste, was du je getan hast?“ Den Anfang dieser Recherche machten Partygespräche. Später lud Rall landesweit ein, ihm wahre Geschichten zu erzählen. Aus den über 630 Berichten stammte ein Drittel von Gaunern und Betrügern, ein hoher Anteil ging ums Fremdgehen. In dem bei Schreiber & Leser erschienen Band vereinigt er eine repräsentative Auswahl.
Moralischer Bewertungen enthält er sich ganz, der Erzähltext ist nur leicht stilistisch überarbeitet, um den O-Ton authentisch zu erhalten, mal auf einer Seite, mal über mehrere Seiten berichtet.

[...]

Was die Geheimnisse so schauerlich macht ist, dass sie wahre Geschichten sind. Es sind keine Psychopathen, kaum Verbrecher, sondern so „normale“ Menschen wie Du und ich. [...]

Beim Zeichenstil wird überdeutlich, dass man es mit einem Karikaturisten zu tun hat. Szenarien und Stil sind in allen Erzählungen ähnlich. Rall schenkt den Interviewten und Beichtenden keine individuelle Färbung, die die Charaktere, ihren Erzählstil und mehr profiliert hätte. Das ist ein kleines Manko, mehr nicht. Am meisten ärgerte mich, dass eine Geschichte sehr ausführlich erzählt wird, so dass weniger Platz für andere bleibt – ich hätte gerne mehr gehört. Ein zweiter Band ist trotz der leicht zu sammelnden Materialfülle wenig wahrscheinlich, weil der Band schon 1997 veröffentlicht wurde und ein neuentdecktes Kleinod darstellt.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2889.html)

Philipp Schreiber
17.02.2009, 17:26
Thomas Hummitzsch bei Glanz&Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik (http://www.glanzundelend.de/Artikel/comicschau.htm) über Die Weiße Tigerin 1 – „Im Geheimdienst des Großen Steuermanns” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1#tag279) von Didier Conrad und Yann:



Eine ganz anders bemerkenswerte Agentenserie ist „Die weiße Tigerin“ von dem Szenaristen Yann, erschienen bei Schreiber & Leser. Hinter den bedauernswerter Weise nichts sagenden Originaltiteln „Im Geheimdienst des Großen Steuermanns“ (Band 1), „Seidenschlipse auf Pfirsichhaut“ (Band 2) und „Die fünfte Glücksseligkeit“ (Band 3) versteckt sich die gute alte Tradition der Erotic-Fantasy-Comics im Layout der belgischen Comic-Schule. Die Titelheldin dieser Geschichten, Alix Yin Fu, ist schon aus seiner Serie „Helden ohne Skrupel“ bekannt. Bereits dort kam sie das erste Mal mit dem chinesischen Geheimdienst in Kontakt. In der neuen Serie, in der es für eine Agentengeschichte etwas zu sauber hergeht, ist sie nun eine erfolgreiche chinesische Geheimagentin auf der Jagd nach der amerikanischen Atombombe „Fat Girl“.

Die Geschichte der Serie, die in Frankreich nunmehr bereits sechs Folgen umfasst, ist eine James-Bond-ähnliche Agentenstory mit einer attraktiven Agentin in der Hauptrolle. Diese muss sich in den ersten beiden Teilen noch im Chaos Hongkongs behaupten und erhält im neuesten Band ihre geheimdienstlichen Weihen in San Francisco von einem französischen Revolutionär. Dabei erinnert die körperbetonte Zeichnung der Titelheldin nicht zufällig an die leicht bekleideten Damen von Jean-Claude Forest und Guido Crepax. Gemeinhin würde man sich wohl über die sexistischen Anspielungen der Serie aufregen. Macht man aber nicht, erkennt man erst einmal die Tradition, in der diese Serie steht.

Und wer einmal mehr über die Anfänge einer Comicgröße wie Guido Crepax wissen möchte, dessen aufreizende Fotoreporterin Valentina mit ihrem Körper jeden Auftrag erfüllen konnte, schaue sich die verlagseigene Edition Rossi Schreiber an, wo neben Guido Crepax auch Comics der grafischen Avantgarde, besondere Erstlingswerke und außergewöhnliche Neuentdeckungen zu finden sind. Durchaus lohnenswert.


Originale Rezension (http://www.glanzundelend.de/Artikel/comicschau.htm)

Philipp Schreiber
02.03.2009, 14:21
Ursula Reich vom Borromäusverein (http://www.borro.de) über Gipfel der Götter 1-5 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag268) von Jiro Taniguchi:

ACHTUNG: Detailierte Angaben zum Inhalt!!



Gipfel der Götter - 1

Dies ist der erste Band einer fünfteiligen Serie, in der die höchsten und schwierigsten Berge der Erde die Hauptrolle spielen. Fukamachi Makoto, ein Alpinfotograf, begegnet zufällig dem Bergsteiger Habu Yoshi. Dieser legendäre japanische Bergsteiger hat sich ganz aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Fukamachi rekonstruiert nun die Lebensgeschichte dieses Mannes mit Hilfe von Rückblenden und Interviews. Durch diese kriminalistische Spurensuche entsteht eine Rahmenhandlung, die die interessantesten Berge und ihre Eroberer in den Mittelpunkt stellt. Mangaka Jiro Taniguchi ist ein Meister dieses Genres. Im Vergleich zu vielen seiner Landsleute ist sein Zeichenstil recht westlich. Die Stripes sind filigran mit detailreichen Hintergründen, die Charaktere werden prägnant herausgearbeitet. Nicht nur für Leser, die sich für den Alpinismus interessieren, empfehlenswert.





Gipfel der Götter - 2

Der Alpinfotograf Fukamachi Makoto ist vom Auftreten des Ausnahmebergsteigers Habu Yoshi sehr beeindruckt. Makoto möchte herausfinden, warum der berühmte Alpinist solch ein zurückgezogenes Leben führt und wie er zu seiner Passion kam. Der Autor Baku Yumemakura schafft es geschickt, zwei verschiedene Handlungsstränge miteinander zu verweben. Da ist zum einen die Gegenwart mit Makoto und zum anderen Yoshis Vergangenheit. Diese packende Geschichte wird meisterhaft durch die großartigen Zeichnungen Taniguchis illustriert, dessen hohes zeichnerisches Niveau überzeugt. Durch diese Realitätstreue kann sich der Leser gut in die Geschichte hineinversetzen. Nicht ohne Grund wurde dieser Manga beim japanischen Festival für Kunst und Medien ausgezeichnet.




Gipfel der Götter - Teil 3

Die Suche nach Mallorys Kamera geht weiter. Fukamachi gelingt es, in Kontakt mit Habu Yoshi zu treten, der dann jedoch wieder spurlos verschwindet. (SL) Comic

Die Frage, ob Mallory und Irvine den Gipfel des Himalaya erreicht haben, steht immer noch im Mittelpunkt. Der Fotograf und Bergsteiger Fukamachi sucht in Katmandu nach der mysteriösen Kamera, die von Mallory stammen soll. Ryoko, eine junge Frau aus Tokio, die sowohl mit dem Bergsteiger Habu Yoshi als auch mit Fukamachi befreundet ist, taucht auf. Auch sie will die Kamera finden. Doch sie wird entführt. Die Erpresser wollen Habu unter Druck setzen. Das gelingt zunächst auch. Habu taucht bei Fukamachi im Hotel auf. Gemeinsam gelingt es, die junge Frau zu retten. Habu und Ryoko verbringen die Nacht gemeinsam. Dabei eröffnet Habu, dass er verheiratet ist und zwei Kinder hat. Enttäuscht reist Ryoko ab. Und Fukamachi macht sich auf den Weg in die Sherpadörfer, um doch noch irgendwie an die Kamera zu gelangen. Die wunderbaren, ausdrucksstarken und detailreichen Zeichnungen bilden mit dem Text eine faszinierende Einheit, so dass die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt. Für Taniguchi-Fans unentbehrlich.




Gipfel der Götter - Teil 4

In einem der Sherpadörfer nimmt Fukamachi Kontakt zu Habu Yoshis Frau auf. Als nun der Widersacher Mohan deren Kind in seine Gewalt bringt, um die Kamera zu erpressen, wird Mohan in der Auseinandersetzung angeschossen, entkommt aber. Aus Dankbarkeit für diese Rettungsaktion übergibt Habu nun die Kamera an Fukamachi und erzählt, wie er sie bei der Leiche Mallorys gefunden hat. Jedoch enthielt die Kamera auch damals schon keinen Film. Beide machen sich gemeinsam auf den Weg zum Gipfel der Götter, den Habu ein weiteres Mal bezwingen will. Fukamachi folgt ihm in einiger Entfernung um eine Reportage zu schreiben. In fantastischen Bildern wird die übermenschliche Anstrengung deutlich, die Menschen bei diesem Vorhaben auf sich nehmen. Der Leser kann die Kräfte der Natur förmlich spüren. Fukamachi stürzt ab und Habu rettet ihn, was ihn aber soviel Kraft und Zeit kostet, dass es fraglich bleibt, ob er den Gipfel noch erreichen kann.

Philipp Schreiber
02.03.2009, 14:24
Ursula Reich vom Borromäusverein (http://www.borro.de) über „Cosa Nostra I – Die Anfänge” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=42&ref=1#tag294) von David Chauvel und Erwan LeSaëc:




Anschaulich stellt dieser Comic dar, dass die Geschichte der Cosa Nostra auch eine Kulturgeschichte New Yorks ist.

Aus der Sicht des Straßenjungen Bricks wird die Entstehung der Cosa Nostra in New York erzählt. Es ist der Beginn des 20. Jahrhunderts. Menschen aus den verschiedensten Teilen Europas wandern nach Amerika aus. Sie erhoffen sich dort ein besseres Leben. Doch was sie in den USA erwartet ist Armut und Korruption. Schon bald bildet sich in den Einwanderervierteln ein Substaat mit eigenen Gesetzen. Erst die Söhne der Einwanderer professionalisieren dieses System - innerhalb von zwanzig Jahren entsteht die legendäre Cosa Nostra, eine Art Mafia. Der Comic von David Chauvel und Erwan Le Saec ist beeindruckend. Ihre Geschichte stützt sich auf Primärquellen und Fachliteratur. Dadurch entsteht ein authentisches und zugleich spannendes Werk. Die durchweg farbigen Zeichnungen schaffen eine dichte Atmosphäre, oft dunkel und bedrückend, dann wieder hell und heiter. Sehr aktuell, deshalb empfehlenswert.

Philipp Schreiber
02.03.2009, 19:11
Rundfunkbeitrag im SWR2 Dschungel (http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/dschungel/-/id=658850/nid=658850/did=4298562/15prvtw/index.html) basierend auf eine Rezension von Christian Gasser über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/dschungel/-/id=658850/did=4424604/pv=mplayer/vv=popup/nid=658850/1sslak/index.html

Philipp Schreiber
02.03.2009, 19:40
Ulrike Dansauer bei funpool (http://www.funpool.net/index.php?id=startseite&tx_ttnews%5BbackPid%5D=13&tx_ttnews%5Btt_news%5D=562&cHash=d5a7fa0e6f) über Die Weiße Tigerin 1 –3 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1#tag279) von Didier Conrad und Yann:



[...]
Den klassischen europäischen Comic sieht man den Zeichnungen definitiv an. Einfache Striche, pointiert gesetzt, dynamisch und perspektivisch. Die Farbgebung entspricht diesem Eindruck.

Der Inhalt spaltet: Zum einen wird der Konflikt Kommunisten (Chinesen) – Kapitalisten (Amerikaner) dargestellt, wenn auch etwas überspitzt und pauschal, sodass man als Leser ein gewisses geschichtliches Hintergrundwissen parat haben sollte, um den Comic und dessen Anspielungen zu verstehen. Zum anderen aber ist der Blickwinkel augenscheinlich männlich. Die Hauptfigur Alix ist, wie in solchen Comics üblich, jung und sexy, die Männer mehr oder weniger hässlich. Alix wird bei jeder passenden (oder eher unpassenden) Gelegenheit dem männlichen Auge sexy präsentiert (eng anliegende Kleidung, keine Unterhose, nackter Po, herausquellende Brüste usw.) – was eigentlich schade ist, denn so wirkt die Story nur unzureichend. Mal ganz abgesehen davon, dass wieder einmal nur eins von ebenfalls nur zwei Frauenbildern, die die Comic- und Spielewelt so einseitig verwendet, hochgehalten wird: In diesem Fall das des sexy selbstbewussten, schlagfertigen Vamps. Für LeserInnen, die über die Klischees hinaus mehr Differenziertheit wollen, ist der Comic also nicht wirklich attraktiv.

Die Szenerie und die Figuren sind dem geneigten Leser schon aus „Helden ohne Skrupel“ bekannt.

Fazit: Für viele männliche Leser sicher interessant, für weibliche und/oder anspruchsvolle Leser aufgrund der einseitigen Sichtweise auf die Frau eher nicht.


Originale Rezension (http://www.funpool.net/index.php?id=startseite&tx_ttnews%5BbackPid%5D=13&tx_ttnews%5Btt_news%5D=562&cHash=d5a7fa0e6f)

Philipp Schreiber
02.03.2009, 19:54
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/9345/cosa_nostra_2_die_spieler) über „Cosa Nostra II – Die Spieler” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=42&ref=1#tag294) von David Chauvel und Erwan LeSaëc:



Story:
[...]

Meinung:
Comic meets Geschichtsunterricht. Chauvel und Le Saec rollen die Historie des organisierten Verbrechens auf ihre eigene Art und Weise auf. Sie nehmen im Gegensatz zu den eher verherrlichenden und teils romantisierenden Beschreibungen der Mafia wie man sie aus filmischen Epen wie "Es war einmal in Amerika", "Good Fellas", "Die Unbestechlichen" oder der "Pate" kennt, historischen Fakten, die sie in den Anmerkungen - so weit möglich - belegen. In "Die Spieler" werden die Lebensläufe von Meyer-Lansky und Frank Costello von ihrer Jugend bis zu den Anfängen der gemeinsamen Karriere während der Prohibition beschrieben.

Es geht weniger um Verherrlichung, weniger um Aufarbeitung sondern mehr um die Beschreibung einer Zwangsläufigkeit, fast einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung, die diese beiden jungen Männer in die Fänge der sich formierenden Verbrecherorganisation führt. Le Saec setzt das Szenario von Chauvel im klasssischen Stil um - zum Teil eher unspektakulär - nicht die Bilder dominieren die Geschichte, die historischen "Fakten" stehen im Vordergrund. Trotzdem erlaubt Le Saec den Protagonisten ihren Charakter zu entfalten und das ist bei der Unmenge an Personen und Namen, die im Laufe der Geschichte auftauchen, auch eine zwingende Notwendigkeit.

Wer sich lieber berieseln lässt, statt selbst zu lesen, kann auf den Film "Die wahren Bosse" von 1991 ausweichen, auch nicht schlecht und hervorragend besetzt.

Fazit:
Comic und Geschichte treffen in lebendiger Form aufeinander und das in einem ansprechenden und handlichen Format




Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/9345/cosa_nostra_2_die_spieler)

MAQZ
04.03.2009, 09:26
Largo Winch 1-4

hier: http://www.comicradioshow.com/Article2916.html

u.a. so: (...)"Viele Comic-Fans werden die ersten zwei Zyklen schon bei Ehapa abgegriffen haben, denn Ehapa hatte zwischen 1991 und 1994 versucht, die erfolgreiche franko-belgische Serie in Deutschland zu etablieren. Doch die Verkaufszahlen von „Der Erbe“, „Gruppe W“, „Der Coup“ und „Business Blues“ waren zu gering und die Lizenzgebühren zu hoch. Das war dann das Ende für die Publikation der Serie „Largo Winch“ in Deutschland. „Alles Gute!“ wagte eine Neustart der Serie, innerhalb dieser auch die ersten vier Bände der Serie neu aufgelegt wurden. Und wer bisher noch nicht zugeschlagen hat und sich mit den vier Ehapa-Alben zufrieden gibt: schwerer Fehler! Der einheitliche Look der Alles Gute-HC-Alben im Regal hat schon was."(...)

Philipp Schreiber
11.03.2009, 12:07
Christian Gasser in der Neuen Zürcher Zeitung (http://www.nzz.ch/) vom 27.2.2009 über „Liebe und andere Lügengeschichten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=34&ref=1#tag287)” von Kiriko Nananan:




Momentaufnahmen aus Japan
Kiriko Nananans Comic «Liebe und andere Lügengeschichten»

Die Japanerin Kiriko Nananan gehört zu den interessantesten und profiliertesten Comic-Erzählerinnen der Gegenwart. Ihre berührenden Bildergeschichten über die Wirren der Adoleszenz gewähren einen tiefen Einblick in den Alltag junger Japanerinnen und Japaner. Sie solle endlich mit dem Anschaffen aufhören, rät eine junge Frau ihrer Freundin. Die beiden modisch gekleideten Frauen sitzen im Kaffee, sie rauchen, doch die Stimmung ist angespannt. «Warum denn?», fragt die angesprochene Gelegenheitsprostituierte. «Magst du denn keine schicken Klamotten? Genug Geld haben für einen tollen Haarschnitt? Eine Wohnung mit richtiger Badewanne?» – «Stimmt schon, aber.» – «Ich will zur Kosmetikerin gehen! Ich will Spass haben!»

In dieser Geschichte also streiten sich zwei junge Frauen über die Vorzüge und Nachteile der Prostitution. In einer anderen befriedigt ein junger Mann die Begierden reifer Damen, bis er sich vor sich selber ekelt. Zwei Freundinnen sehen sich nach langer Zeit wieder – und stellen fest, dass sie sich nichts mehr zu sagen haben. Eine junge Frau hasst ihren Job. Ein Mädchen möchte ihrem Freund treu sein – doch kann sie das Fremdgehen nicht lassen. Konsumlust Die japanische Comic-Autorin Kiriko Nananan erzählt mit viel Sensibilität und doch schonungslos aus dem Leben japanischer Jugendlicher. Es geht um Liebe, Freundschaft und Sex; es geht um gestörte oder scheiternde Beziehungen, um Trennungsängste und Abhängigkeiten; es geht um Drogenmissbrauch, Alkohol und Identitätskrisen; es geht um junge Menschen, die orientierungslos durch die glitzernde Warenwelt irren und der Konsumlust nachgeben; und wiederholt wird auch die in Japan weitverbreitete Prostitution angesprochen, mit der junge Frauen und Männer sich die begehrten Konsumgüter finanzieren. Die Situationen, die Dialoge und die Themen sind durchaus alltäglich, sie sind banal, bisweilen sogar beklemmend banal.

Und genau deshalb sind sie so glaubwürdig. Sie gewähren einen aufschlussreichen Blick in die japanische Gesellschaft. Die 1972 geborene Kiriko Nananan, die in Deutschland vor zwei Jahren mit dem Comic- Roman «Blue» debütierte, einer sensiblen Liebesgeschichte zwischen zwei Schülerinnen, ist eine der herausragenden Comic-Erzählerinnen ihrer Generation. Ihre Geschichten werden dem sogenannten Josei-Manga zugeordnet – Mangas, die von Frauen gezeichnet werden und sich an junge, erwachsene Frauen wenden. Bei Kiriko Nananan greift diese Einordnung indes zu kurz, ihre Comics können jedenfalls auch von Männern mit Gewinn gelesen werden. Die 23 Geschichten in «Liebe und andere Lügengeschichten» sind kurz, aber differenziert und fern von allem Voyeurismus. Kiriko Nananan beherrscht die Kunst des Anspielens und des Auslassens. In ihren Comics steht kein Wort zu viel, manches bleibt ungesagt – und hallt deshalb umso stärker nach. Auch in ihren Zeichnungen deutet Kiriko Nananan vieles nur an und lässt einiges im Schatten, statt alles auszumalen. Die Zeichnungen sind schwarz-weiss, wirken leicht und stehen immer hart an der Grenze zur abstrakten Auflösung; doch sind sie tiefenscharf.

In ihrem Mittelpunkt stehen die stilisiert gezeichneten Figuren. Die Hintergründe werden meistens nur angedeutet oder fehlen ganz. Sparsame Mittel Nananans Momentaufnahmen aus dem Alltag junger Erwachsener sind dabei alles andere als oberflächlich. Mit sparsamen Mitteln schafft sie eine verblüffende Vielschichtigkeit. Mit grosser Behutsamkeit macht sie die Gefühle ihrer Figuren sichtbar und deckt auf, was hinter ihren hübschen und adretten Fassaden gärt und brodelt. Sie bringt die Orientierungslosigkeit und die Gefühlswirren präzise zum Ausdruck. Auch die Folgen der Prostitution für die Psyche junger Menschen werden nicht ausgeklammert, sondern erstaunlich offen und scharf skizziert. So entstehen nicht nur intime Porträts junger Japanerinnen und Japaner, sondern zugleich ein eindringliches Bild der Adoleszenz im Japan von heute.

Moralische Wertungen jedoch erspart sich Kiriko Nananan. Da und dort schimmert Ironie auf, aber meistens wirkt ihre Erzählweise distanziert, illusionslos – so illusionslos wie die meisten ihrer Figuren, die zwar von der wahren Liebe träumen, aber längst nicht mehr an sie glauben.

MAQZ
12.03.2009, 12:08
...Dick Herrison 9 – Der 7. Schrei

hier: http://www.comicradioshow.com/Article2925.html

u.a. so: (...)Hat fast was von Blake & Mortimer. Ligne Claire, Story und Zeichnungen haben mir gefallen. Gute Unterhaltung für Fans von Krimi-Comics! (...)

Philipp Schreiber
18.03.2009, 14:12
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2009/02/20/die-weisse-tigerin-3/) über „Die Weiße Tigerin 3 - Die fünfte Glückseligkeit (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1#tag295)” von Didier Conrad:



[...]

Die Zeichnungen mögen täuschen, aber die Geschichte um Die weiße Tigerin nimmt sich ziemlich ernst. Nicht nur Mord und Totschlag, die berühmten Geheimdienstaktivitäten der 50er Jahre bzw. des Kalten Krieges, auch alte Gräueltaten kommen ans Licht und erschüttern insbesondere Alix, die sich hier verstärkt mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss, als es für zu wählen heißt. Entweder nimmt sie Rache am Mörder ihrer Mutter oder sie dient dem Großen Steuermann wortgetreu.

Conrad bleibt natürlich nicht vollständig ernst. Eine Figur wie Rousseau karikiert einen Schauspieler wie Jean Reno. Chinesische Weisheiten lassen allerhand Spielraum zur Interpretation (um die Wahrheit zu sagen, habe ich kaum eine davon verstanden) aber gerade das macht den humoristischen Reiz aus. Hier stehen kleine Albernheiten, leicht erotische Verspieltheiten neben vielerlei knallharten Agentenszenen, die auch in einem ganz normalen Action-Film denkbar wären. Conrad gestaltet eine sehr liebenswerte Hauptfigur, die sich lange weigern kann, die Fünfte Glückseligkeit anzuwenden.

Grafisch wird der klassische frankobelgische Cartoon-Weg weiterbeschritten. Stark angedeutete und reduzierte Figuren stehen neben einer sehr schön ausgearbeiteten Kulisse nebst Fahrzeugen und Ausstattung. Die prachtvollen Farben auf dem in Posterqualität gestalteten Titelbild geben ein leicht falsches Bild. So düster die Geschichte überwiegend ist, so sind es auch die farblichen Stimmungen. Seitengassen, Spelunken, Hinterzimmer, eine gefährliche Nacht am Strand bilden einen starken Gegensatz zu den lichten Momenten. Aber jegliche Farbstimmung ist stets kräftig und mitreißend.

Weitaus weniger Komödie als knallharter Agententhriller mit einer sehr sympathischen Hauptfigur. Zeichner Didier Conrad hat die alleinige Umsetzung der weißen Tigerin übernommen und führt die Geschichte auch ohne Yann sogar sehr spannend fort.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2009/02/20/die-weisse-tigerin-3/)

Philipp Schreiber
26.03.2009, 15:16
Anja Klein bei AnimeY (http://www.animey.net) über „Der Selbstmordclub” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_30&ref=1#tag70) von Usamaru Furuya:



EINLEITUNG:
Der japanische Regisseur Sion Sono brachte 2002 einen Film heraus, um den sich einige Kontroversen ragten, der aber gleichzeitig auch schon in kurzer Zeit zum Kultfilm avancierte: Jisatsu Circle hieß der Streifen. Wie es oft bei erfolgreichen Filmen der Fall ist, wurde der Film auch als Roman und als Manga umgesetzt, wobei Sono für die Manga-Umsetzung beim Zeichner Usamaru Furuya anfragte. Dieser Comic ist unter dem Titel Der Selbstmordclub auf Deutsch bei Schreiber & Leser im Label shodoku erschienen.

[...]

„Umsetzung“ ist das falsche Wort für den Manga, da Manga und Film unterschiedliche Handlungen haben. Die Anfangsszene ist bei beiden gleich – 54 Schülerinnen stürzen sich vor einen Zug, ein Blutbad sondergleichen folgt –, doch überlebt im Film niemand. Manche Aspekte, etwa die Band „Dessert“, die im Film eine wichtige Rolle spielt, werden hier auch nur kurz angerissen.n.

[...]

In seinen Werken parodiert Furuya oft auf zutiefst zynische Art die japanische Gesellschaft, vor allem die klischeehafte, in Shōjo-Manga romantisierte Darstellung von Oberschülerinnen kürt er öfters zum Ziel seiner Satire. Im Gegensatz zu seinem auf Englisch erschienen Manga Short Cuts etwa ist Der Selbstmordclub aber durchgehend ernst. Auch hier zeigt Furuya die Jugend Japans stark überzeichnet und stellt diese als besessen von Suizid, Prostitution, Geld, Selbstverstümmelung, Mobbing (ijime) etc. dar, doch gleitet er nie ins Komische ab. Dadurch ist Der Selbstmordclub auch für ein breiteres Publikum geeignet als seine Vorgänger. Mit Kyoko wird gar eine Person in den Mittelpunkt gestellt, mit der der Leser sich identifizieren kann, weil sie die Abarten ihrer Mitschüler und die Gefährlichkeit der Sekte erkennt und gegen diese vorgeht.

FAZIT:
Die durchdachte Geschichte, in wundervoll bizarrer Umsetzung von einem Meister des alternativen Comics, ist mit aufrüttelnden, teils brutalen Bildern vor allem einer älteren Leserschaft zu empfehlen. Diese darf sich über ein einzigartiges Werk freuen: Mit Der Selbstmordclub ist der deutschsprachige Markt um ein Juwel reicher geworden. Ein Geheimtipp in Sachen anspruchsvolle Comickunst!



Komplette Rezension (http://www.animey.net/reviews/691)

Philipp Schreiber
26.03.2009, 15:41
Anja Klein bei AnimeY (http://www.animey.net) über Hino Horror 1,2 und 4 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_37&ref=1) von Hideshi Hino:



Hino Horror 1 - Red Snake

EINLEITUNG:
International bekannt und gefürchtet unter Liebhabern von alternativen Comics und unter Horror-Fans, ist Hideshi Hino keine leichte Kost. In seinen Mangas herrscht stets das ungewisse Grauen, das sich in missgebildeten Protagonisten zeigt, die in der Welt nur eins erkennen dürfen: die Hoffnungslosigkeit. Vier Bände des 1946 geborenen Mangaka sind bei Schreiber & Leser in der Reihe Hino Horror auf Deutsch erschienen. Der erste trägt den Titel Red Snake..

[...]

Hinos verschachtelte Symbolik wird den meisten Lesern nicht besonders zusagen. Hier bekommt man keine leicht verdauliche Lektüre vorgelegt, sondern muss sich damit abfinden, es mit einem Manga zu tun zu haben, der vor allem abstoßend sein will und soll. Bis auf die Hauptfigur haben alle Charaktere geisteskranke, sadistische Züge und dementsprechend blutrünstig und widerlich ist ihr Verhalten. Beschönigungen wie Happy Ends oder gar gut aussehende Figuren, wie sie in jedem erfolgreichen Shōnen- und Shōjo-Manga vorkommen, findet man hier definitiv nicht. Die Wirklichkeit ist eben anders – zumindest bei diesem Mangaka.

[...]

FAZIT:
Will man sich auf Red Snake einlassen, so muss man sich bewusst sein, das Buch nach der letzten Seite nicht mit einem guten Gefühl zur Seite legen zu können. Lehnt man den Manga wegen seiner Sonderbarkeit aber nicht schon von Anfang an ab, so findet man eine recht einfach gestrickte Handlung vor, die mit der Darstellung tiefster menschlicher Abgründe, mit einer interessanten Symbolik sowie mit einer gelungenen Schlusspointe überzeugen kann.

Komplette Rezension (http://www.animey.net/reviews/682)






Hino Horror 2 - Bug Boy

EINLEITUNG:
Als zweiten Band der Reihe Hino Horror veröffentlichte Schreiber & Leser den Manga Bug Boy, den Hideshi Hino unter dem Originaltitel Dokumushi kozō bereits 1975 in Japan publizierte. Bereits das in Grün gehaltene Cover weist auf den Inhalt des Mangas hin: ein ekelhaft gezeichneter Wurm heftet sich an eine Bettdecke, während hinter ihm die leere und leblose Hülse eines Menschenkörpers vor sich hin vegetiert. Auch wenn sich Bug Boy nahtlos in das Gesamtwerk des renommierten Horror-Mangakas einordnet, sticht der Band doch in mancher Hinsicht aus eben diesem heraus, denn: „Dies ist die traurige Geschichte von einem Jungen, der an einem verhängnisvollen Übel litt.“

[...]

Im Gegensatz zum zehn Jahre später entstandenen, ersten Band der Hino Horror-Reihe, Red Snake geht das Sonderbare, der „Horror“, wenn man so will, hier von der Hauptfigur aus. Sanpeis Verwandlung wird detailreich und intensiv geschildert. Dass Sanpei anfangs aber ein normaler Junge ist, der durch seine Träumerei und durch seine Affinität zu kleinen Tieren zum Außenseiter wird, und dass die ganze Geschichte nur aus seiner Sicht geschildert wird, bringt den Leser dazu, mit dem Protagonisten zu sympathisieren und sich mit ihm zu identifizieren.

[...]

FAZIT:
Weniger ein Horror-Manga und vielmehr die überspitzte Auseinandersetzung mit dem Motiv des Individuums, das in der Gesellschaft keinen Platz findet und deswegen in der vollkommenen Einsamkeit endet, bietet der tragische, geradlinige Handlungsverlauf dem Leser, der für alternative Manga offen ist, ein überzeugendes Frühwerk Hideshi Hinos.

Komplette Rezension (http://www.animey.net/reviews/688)





Hino Horror 4 - The Collection

EINLEITUNG:
Mit dem vierten Band der Werkreihe Hino Horror brachte Schreiber & Leser einen etwas aus der Reihe stechenden Comic heraus, da hier der Bezug zum Mangaka Hideshi Hino noch direkter ist als in den drei vorderen Bänden. In The Collection übernimmt Hino selbst die Hauptrolle. Er fungiert, ähnlich wie schon die schwarze Katze im dritten Band Black Cat, als Erzähler und führt durch verschiedene Kurzgeschichten…

[...]

Indem er sich selbst etwa als Mörder seiner Mutter und als anschließend obsessiver Beobachter des Kadavers der Mutter darstellt, zeigt Hino erstmals offen einen psychologischen Bezug, der bereits in den vorderen Bänden spürbar war. Auch in The Collection gelingt es ihm, die Andeutungen an das eigene Leben geschickt mit extrem übertriebenen Handlungen und mit einer interessanten Symbolik zu verschleiern.

[...]

FAZIT:
Der vierte und voraussichtlich letzte Band von Hino Horror ist blutiger als die vorderen, in seiner Wirkung aber weniger brutal, weil er weit weniger komplex ist und dem Leser durch die Kürze nicht die Chance gibt, sich richtig mit den Figuren zu identifizieren. Das war aber wohl auch nicht die Absicht Hideshi Hinos: The Collection will dem Leser die Absurdität des Horrors (verkörpert durch die Figur des Zeichners selbst) vorführen und ihm gleichzeitig eben jenen Horror bieten – was ihm durchaus gelingt. Fans der vorherigen Bände werden auch hier ihre Freude finden, Neueinsteigern in die Welt des Horror-Meisters, dessen Werke man nicht in einer bestimmten Reihenfolge lesen muss, seien aber eher die Bände Red Snake oder Bug Boy empfohlen.
Komplette Rezension (http://www.animey.net/reviews/694)

Philipp Schreiber
26.03.2009, 15:49
Thomas Dräger im Zack (http://www.zack-magazin.com/zack) über „Strain 2 - Familientreffen” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_41#tag303) von Buronson und Ryoichi Ikegami:



Nach Strain ist Charles Bronson ein Weichei und Bruce Willis spielt im Kindergarten. Mayo killt in Malaysia für fünf Dollar bedenkenlos auch Frauen und Kinder ? bis er auf die 12jährige Shion trifft. Mit seinen paar Freunden, die auch gewaltig bluten werden, nimmt er es mit der Organisation auf, legt sich mit dem masochistischem Killer Angel an und begleicht eine alte Rechnung. Es geht um Öl, Macht und Familienbande. Die Bilder zeigen viel Sex, sehr viel Gewalt und perfekt detaillierte Technik. Sehenswert und spannend, auch wenn die Story etwas vorhersehbar ist ? aber es warten ja noch drei Teile auf uns Leser.

Philipp Schreiber
03.04.2009, 14:05
Christian Endres bei Fantasyguide (http://fantasyguide.de/8487.0.html) über „Bis in den Himmel (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag307)” von Jiro Taniguchi:




Wenn man sich eine grobe Story-Zusammenfassung von »Bis in den Himmel« durchliest, könnte man das durchaus in den falschen Hals kriegen und meinen, irgendein John Woo-Klon hätte einen Face/Off-Abklatsch um einen unruhigen Rachegeist inszeniert, der nach einem tödlichen Verkehrsunfall die Lebenden weiter heimsucht.
[...]

Trotzdem beginnt »Bis in den Himmel« (übrigens der erste Taniguchi bei Schreiber & Leser, der wie die Carlsen-Bände gespiegelt wurde) mit ungewohnt viel Hektik für Taniguchis Verhältnisse: ein röhrendes Motorcross-Bike, quietschende Reifen, splitterndes Glas, kreischendes Blech und alles in allem ein Verkehrsunfall, bei dem der Leser ordentlich zusammen zuckt. Nach diesem Opener findet Taniguchi aber schnell in sein übliches Fahrwasser zurück und streift diesmal sogar wieder ein bisschen die Science Fiction,

[...]

Obwohl Meister-Erzähler Taniguchi ausnahmsweise nicht jede Szene und auch nicht jeder Dialog gelingt, überzeugt die gefühlvolle Geschichte der beiden so grundverschiedenen Ichs, die ab einem gewissen Punkt jeder ihre Reise für sich fortsetzen müssen, am Ende trotzdem.

[...]



Komplette Rezension (http://fantasyguide.de/8487.0.html)

Philipp Schreiber
14.04.2009, 08:17
Miachael Hüster bei der Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com/Article2953.html) über „Black OP 5 (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=13&ref=1#tag314)” von Desberg und Labiano:



[...]

Mit BLACK OP hat Desberg ein interessantes, wenn auch thematisch nicht neues Szenario gechrieben. Das unendliche Duell West gegen Ost wird wieder aufgegriffen. Agentmilieu, Mafia, Prostitution, Korruption, politische Tricks und Waffenhandeln sind nur einige der Zutaten, mit denen die Handlung bestückt ist. Dazu jede Menge schräge Typen. Letzlich stellt sich inhaltlich die Frage: wer ist hier eigentlich der Gute und wer ist der Böse?

Zeichner Labiano setzt das Ganze in klassische und atmosphärisch gelungenen Zeichnungen um. Jean-Jacques Chagnaud sorgt für eine angenehme Kolorierung.

Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article2953.html)

Philipp Schreiber
14.04.2009, 08:40
Rasic Sasa in der Neuen Luzerner Zeitung vom 3. April 2009 über „Bis in den Himmel (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag307)” von Jiro Taniguchi:



Im Körper eines Jugendlichen
Komplett farblos, aber dafür fantasievoll präsentiert sich «Bis in den Himmel» (Schreiber&Leser, zirka 30 Franken) vom japanischen Ausnahmetalent Jiro Taniguchi.
Nach einem Verkehrsunfall erwacht ein 42-jähriger Familienvater im 17-jährigen Körper eines Mitopfers. Trotz dem «falschen» Aussehen will er Versäumtes nachholen und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Was zuerst wie eine Seifenoper anmutet, entpuppt sich als tiefgründiges Drama, das erzähltechnisch und grafisch bravourös umgesetzt ist. Es stellt sich aber die Frage, ob wirklich stattliche 300 Seiten nötig sind, um die Story zu erzählen.

Philipp Schreiber
13.05.2009, 13:15
Dave Schläpfer bei Comic Check (http://www.comic-check.ch/comic-archiv/april-2009/) über „Bis in den Himmel (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag307)” von Jiro Taniguchi:



Seelenwanderung ohne Pathos

[...]

Was sich auf den ersten Blick wie eine zweitklassige Bodyswitch-Seifenoper anhört, entpuppt sich als tiefgründiges Drama mit übersinnlicher Nuance. Es scheint tatsächlich so, als ob der Mangaka Jiro Taniguchi – «der Meister der leisen Töne» (Klappentext) – jeden Stoff, dem er sich zusammen mit seinem Zeichnerteam annimmt, zu Gold verwandeln könnte.

Wie etwa bei seinem 5-Band-Bergsteiger-Epos «Gipfel der Götter» kann man sich bestimmt zu Recht fragen, ob es tatsächlich so viele Seiten – in diesem Fall stattliche 300 – braucht, um diese Geschichte zu erzählen. In Anbetracht dessen, dass dadurch der Weg der Wandlung des Protagonisten qua Lesezeit quasi am eigenen Leib erfahrbar wird, scheint dies durchaus legitim.

Die bravouröse erzähltechnische und auch grafische Umsetzung des Zwei-Seelen-in-einem-Körper-Themas sowie die Überhöhung des Mikrokosmos der persönlichen Schicksale mit einer Kritik an der japanischen Leistungsgesellschaft und nicht zuletzt der hochpoetisch komponierte Schluss verfestigen Taniguchis Rang als einer der zurzeit wichtigsten Vertreter des Autorencomics.


Komplette Rezension (http://www.comic-check.ch/comic-archiv/april-2009/)

Philipp Schreiber
13.05.2009, 14:18
Martin Höche bei Suite101 (http://comics.suite101.de/article.cfm/manga_bis_in_den_himmel) über „Bis in den Himmel (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag307)” von Jiro Taniguchi:




Und abermals ein Manga des japanischen Autors Jiro Taniguchi. „Bis in den Himmel“ erscheint im Manga-Sublabel shodoku des Verlags Schreiber und Leser. Zusammen mit dem Hamburger Carlsen Verlag werden in unregelmäßigen Abständen die Mangas – manche sagen auch ehrfurchtsvoll Graphic Novels – von einem der wohl berühmtesten Autoren japanischer Comics veröffentlicht.

Manga, Comic, Graphic Novel

Zunächst fällt der für Mangas ungewöhnliche Einstieg auf. Sind die deutschen Verlage in den letzten Jahren mehr und mehr dazu übergegangen, die Mangas in ihrer Originalleserichtung, also von rechts nach links, abzudrucken, hat sich der Verlag bei „Bis in den Himmel“ überlegt, die Seiten zu spiegeln. In gewohnter westlicher Manier geht es also von links nach rechts. Ein Trend, der übrigens auch bei den Taniguchi-Comcis aus dem Hause Carlsen zu beobachten ist. Letztlich ist es natürlich Geschmackssache. Aber abgesehen von einigen Puristen, sollte doch eher auf den Inhalt als auf die Form geachtet werden

[...]

Ein Manga ohne große Überraschungen

Nach einigen Veröffentlichungen von Taniguchis Mangas in Deutschland, wie „Gipfel der Götter“ oder „Die Sicht der Dinge“, zählt „Bis in den Himmel“ eher zu den schwächeren Werken des Japaners. Die Geschichte ist logisch, durchdacht und gar nicht mal schlecht, und doch wirkt sie etwas altbacken und vorhersehbar. Kenner von Taniguchi erwarten natürlich keine großen Überraschungen, aber dieser Manga haut einfach nicht so richtig vom Hocker. Da hat Taniguchi noch ganz andere Kaliber zu bieten.



Komplette Rezension (http://comics.suite101.de/article.cfm/manga_bis_in_den_himmel)

Philipp Schreiber
13.05.2009, 14:27
Thomas Hummitzsch bei Rezensionen.ch (http://www.rezensionen.ch/buchbesprechungen/comics/3941099017.html) über Die Weiße Tigerin (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1) von Didier Conrad und Yann:



Eine ganz anders bemerkenswerte Agentenserie ist "Die weiße Tigerin" von dem Szenaristen Yann, erschienen bei Schreiber & Leser. Hinter den bedauernswerter Weise nichts sagenden Originaltiteln "Im Geheimdienst des Großen Steuermanns" (Band 1), "Seidenschlipse auf Pfirsichhaut" (Band 2) und "Die fünfte Glücksseligkeit" (Band 3) versteckt sich die gute alte Tradition der Erotic-Fantasy-Comics im Layout der belgischen Comic-Schule. Die Titelheldin dieser Geschichten, Alix Yin Fu, ist schon aus seiner Serie "Helden ohne Skrupel" bekannt.

Bereits dort kam sie das erste Mal mit dem chinesischen Geheimdienst in Kontakt. In der neuen Serie, in der es für eine Agentengeschichte etwas zu sauber hergeht, ist sie nun eine erfolgreiche chinesische Geheimagentin auf der Jagd nach der amerikanischen Atombombe "Fat Girl". Die Geschichte der Serie, die in Frankreich nunmehr bereits sechs Folgen umfasst, ist eine James-Bond-ähnliche Agentenstory mit einer attraktiven Agentin in der Hauptrolle. Diese muss sich in den ersten beiden Teilen noch im Chaos Hongkongs behaupten und erhält im neuesten Band ihre geheimdienstlichen Weihen in San Francisco von einem französischen Revolutionär. Dabei erinnert die körperbetonte Zeichnung der Titelheldin nicht zufällig an die leicht bekleideten Damen von Jean-Claude Forest und Guido Crepax. Gemeinhin würde man sich wohl über die sexistischen Anspielungen der Serie aufregen. Macht man aber nicht, erkennt man erst einmal die Tradition, in der diese Serie steht.

Und wer einmal mehr über die Anfänge einer Comicgröße wie Guido Crepax wissen möchte, dessen aufreizende Fotoreporterin Valentina mit ihrem Körper jeden Auftrag erfüllen konnte, schaue sich die verlagseigene Edition Rossi Schreiber an, wo neben Guido Crepax auch Comics der grafischen Avantgarde, besondere Erstlingswerke und außergewöhnliche Neuentdeckungen zu finden sind. Durchaus lohnenswert..


Originale Rezension (http://www.rezensionen.ch/buchbesprechungen/comics/3941099017.html)

Philipp Schreiber
07.06.2009, 14:37
Stefan Erlemann bei Media Mania (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=11784) über „Die Weiße Tigerin 3 - Die fünfte Glückseligkeit (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1#tag295)” von Didier Conrad:



[...]

Der dritte Teil der Abenteuer von Alix, der hübschen Spionin Maos, überrascht. Es geht härter, grausamer und viel weniger witzig zu als in den ersten beiden Abenteuern. Zwar gibt es durchaus komische Momente, doch die Morde und Todesfälle, Folterungen und Grausamkeiten beherrschen deutlich das Bild.
Auch in puncto Erotik geht es weniger albern und lustig zu, eher bedrohlich und vulgär. Wären nicht die wundervollen Zeichnungen, die herrlichen Ansichten von San Francisco, die rasanten Ereignisse, die den Leser schnell in ihren Bann ziehen, die Irritation schlüge auf die Bewertung nieder.

[...]

„Die fünfte Glückseligkeit“ ist ein spannendes Abenteuer. Mit gewohnt grandiosen Bildern überrascht Didier Conrad mit einer weniger witzigen, dafür aber ungemein spannenden Geschichte, die den Leser begeistert. Wer jedoch eine nahtlose Fortsetzung der Geschichte erwartet hat und den Stil von „Im Geheimdienst des Großen Steuermanns“ und „Seidenschlipse auf Pfirsichhaut“ nicht missen will, sollte vorsichtig sein mit dem dritten Teil, er ist ein ganz anderes, völlig neues, doch im Sinne der Ausbildung der Spionin Alix packendes, mitreißendes Abenteuer. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht, denn Teil vier und fünf sind in Frankreich bereits erschienen.


Komplette Rezension (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=11784)

Philipp Schreiber
08.06.2009, 12:09
Thomas Kögel bei Comicgate (http://www.comicgate.de/content/view/1347/51/) über „Bis in den Himmel (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=33&ref=1#tag307)” von Jiro Taniguchi:




[...]

Jiro Taniguchi erzählt in seinem gewohnt ruhigen Stil eine verstörende Geschichte: Was wäre, wenn das Bewusstsein eines Menschen in Körper eines anderen Menschen wechseln würde? In Hollywood macht man aus solchen Fragen lustige Body-Switch-Komödien (wie z.B. aktuell mit 17 Again). Bei Taniguchi dagegen wird daraus ein sensibles Charakterdrama. Beinahe alle Beteiligten leiden unter der neuen Konstellation: die Eltern des jungen Takuya, die ihren eigenen Sohn nicht wiedererkennen, genauso wie Ehefrau und Tochter von Kazuhiro Kubota, die um ihren verstorbenen Mann und Vater trauern, als plötzlich dieser plötzlich vor ihrer Tür steht - allerdings in Gestalt des jungen Motorradfahrers Takuya.

[...]

Trotzdem ist Bis in den Himmel empfehlenswert, auch wenn es wohl nicht Taniguchis bestes Werk ist. Seine filigranen Schwarz-Weiß-Bilder sind wie immer ein Genuss und dank ihrer bodenständigen Charaktere ist die unwahrscheinliche Geschichte jederzeit glaubwürdig und nachvollziehbar. Shodoku (das Manga-Label von Schreiber & Leser) hat sich erstmals dazu entschlossen, die Seiten zu spiegeln, also nicht die originale japanische Leserichtung beizubehalten. Puristen werden das bemängeln, doch vielleicht kann es den ein oder anderen Leser zum Kauf bewegen, der sonst einen Bogen um Comics aus Asien macht.



Komplette Rezension (http://www.comicgate.de/content/view/1347/51/)

Philipp Schreiber
24.06.2009, 13:50
Comickunst (http://comickunst.wordpress.com/2009/06/19/unter-dem-hakenkreuz/) über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



[...]

Philippe Richelle erzählt hier vom Leben in einer deutschen Kleinstadt während des Faschismus – über Nazis und Kommunisten, Widerstandkämpfer und Mitläufer, scheinbar brave Bürger und politisch Verfolgte. Durch den Blick auf den Alltag der Menschen und die persönlichen Veränderungen, die die politischen begleiten, wird die Atmosphäre der damaligen Zeit gut nachfühlbar. Auch die Zeichnungen von Beuroit, dessen Stil an eine Mischung aus Juillard und Loustal erinnert, fangen die Atmosphäre der dreißiger Jahre gut ein.

Der vorliegende erste Band ist auf den Comicfestivals von Angoulême, Montreal und Genf mit diversen Preisen ausgezeichnet worden. 10 Bände, sagen die Autoren, seien geplant. In Frankreich liegen bislang drei vor, der vierte erscheint demnächst. In Deutschland will Schreiber & Leser den zweiten Band im Oktober publizieren – er spielt in Paris. Und in Band 3 geht es um eine Frau, die wie Sophie Scholl mit illegal verteilten Flugblättern zum Widerstand aufruft.


Komplette Rezension (http://comickunst.wordpress.com/2009/06/19/unter-dem-hakenkreuz/)

Philipp Schreiber
24.06.2009, 14:01
Largo Winch Band 11 „Golden Gate” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_36&ref=1#tag306) & Band 12 „Shadow” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_36&ref=1#tag308) rezensiert bei Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com/Article3014.html).

Philipp Schreiber
24.06.2009, 14:09
Christian Endres (http://www.christianendres.de/?p=988) über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



[...]

Französische Künstler beschreiben das deutsche Bürgertum und die deutsche Gesellschaft in den frühen 30ern - kann das gut gehen? Es kann, und es geht. Historische Stoffe egal welchen Mediums sind dann exzellent, wenn sie einem ein Gefühl für das Leben in der jeweiligen Zeit vermitteln, in der sie spielen – ein Gespür für die Art und Weise, wie die Menschen und ihre Umgebung ticken (bzw. getickt haben). Sehr schön auch, wie Philippe Richelle die kontinuierlich steigende Beliebtheit des Nationalsozialismus als ständiges Hintergrundrauschen mitlaufen lässt und so zunächst auf zwei Ebenen erzählt: auf einer politischen und sozialen, und auf einer persönlichen und fokussierten, wenn es um Martin und seine Freunde, sein Leben und seine Probleme geht. Nach Hitlers Machtübernahme kollidieren die beiden Ebenen – und die atmosphärische Story wird so spannend, dass man den zweiten Band gar nicht erwarten kann (in Frankreich sind bis dato vier Alben erschienen, der zweite deutsche Band ist für die Frankfurter Buchmesse im Herbst geplant).

Bei Schreiber & Leser ist man „sehr überzeugt von der Serie“, wie Rossi Schreiber verrät. Deshalb hat man „Unter dem Hakenkreuz“ direkt ein großformatiges Hardcover-Album spendiert, in dem Jean-Michel Beuriots unaufdringliches, aber sehr gefälliges Artwork schön zur Geltung kommt.

Ein toller Einstand für eine viel versprechende Serie.


Komplette Rezension (http://www.christianendres.de/?p=988)

Philipp Schreiber
11.09.2009, 11:17
Christian Meyer in Choices (http://www.choices.de) über „Inspektor Canardo 11 – Sterbenswörtchen” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18#tag171) von Sokal:



Seit den späten 70er Jahren gibt es den Bogart-mäßigen Inspektor Canardo, eine im Trenchcoat steckende lakonische Ente. Nach längerer Pause in den 90er Jahren hat dessen Schöpfer Sokal wieder einen soliden Jahresrhythmus und ist inzwischen bei 18 Alben – 17 gibt’s auf Deutsch – angelangt. Die bislang fehlende Nummer 11 „Sterbenswörtchen“ wurde gerade nachgereicht: Canardo soll einem Sterbenden das Versteck seines Schatzes entlocken, da stirbt er. Gut, dass Canardo gerade einen Prototyp einer Zeitmaschine testen soll. So kann er dem Nazigold im besetzten Frankreich nachspüren. Haarsträubende Story, wildes Gehopse in der Zeit, ein wenig mit der Brechstange, aber wie immer souverän mit morbidem Charme erzählt.

Philipp Schreiber
11.09.2009, 11:20
Christian Meyer in der Septemberausgabe Choices (http://www.choices.de) über „Bis in den Himmel” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33#tag307) von Jiro Taniguchi:



Jiro Taniguchis Mangas sind eine Klasse für sich.
Berührend und einfühlsam und in einem gescheiten, lebensnahen Sinn philosophisch erzählt - und dabei oft packend wie Thriller -, betrachten sie das Leben von seiner ernsten Seite und sind unaufdringlich getragen von einem Humanismus, der das Merkmal jeder wirklichen Kunst ist. Das gilt auch für den neuesten bei uns veröffentlichten Taniguchi: »Bis in den Himmel«.

Am Anfang steht ein Unfall. Der junge Motorradfahrer Takuya Onodera wird auf nächtlicher Straße von einem Lieferwagen erfasst und bewusstlos ins Krankenhaus gebracht. Dort liegt er wochenlang im Koma, die Ärzte haben wenig Hoffnung. Aber dann geschieht ein Wunder: Takuya erwacht, die bereits verloren geglaubte Gehirntätigkeit kehrt zurück. Auch sein Gedächtnis belebt sich wieder, doch es gibt irritierende Rätsel auf. Denn im Körper des jungen Takuya erwacht nicht dessen Bewusstsein zu neuem Leben, sondern das des 42jährigen Lieferwagenfahrers Kazuhiro Kubota, der an den Folgen des Unfalls gestorben ist. Der Körper des einen, die komplette innere Persönlichkeit des anderen. Und lauter Konflikte. Weil die Welt den Körper Katuyas vor sich sieht, wird Kazuhiro zunächst in dessen Alltag und Familie gedrängt - und beginnt in einem ihm fremden Leben, sein eigenes infrage zu stellen. Was macht unsere Identität aus? Wer sind wir wirklich?

Taniguchis Manga beginnt als eine spannungsvolle Reflektion über eine doppelte Identitätsirritation und mündet in ein hochemotionales Drama um die Frage nach dem richtigen Leben in einer Zeit, die ihren inneren Zusammenhang und ihre Werte verliert. Gewisse Ähnlichkeiten mit Motiven aus dem Film »Ghost« sind vorhanden, aber das ist ja nichts Schlechtes. Eine Lektüre mit Sogwirkung, phantastisch und bewegend.

Philipp Schreiber
11.09.2009, 11:33
Julia Krause bei RoterDorn (http://www.roterdorn.de/inhalt.php?xz=rezi&id=13335) über „Bis in den Himmel” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag307) von Jiro Taniguchi:



[...]

Hier liegt eine sehr ernste, dabei aber auch spannende und ansprechende Geschichte vor. Das Grundthema ist sehr realistisch, also der Unfall, der Heilungsprozess und die Welt von heute. Ungewöhnlich ist dabei die Geschichte des ruhelosen Geistes, der noch etwas erledigen möchte, bevor er sich endgültig verabschiedet. Das wirft einige Probleme auf. Einmal ist da natürlich Takuya, der seinen Körper gerne alleine nutzen und in sein altes Leben zurückkehren möchte, sich aber verantwortlich fühlt und sich auch davor fürchtet, Kazuhiro zu verlieren, dem er inzwischen geistig nahe gekommen ist. Dann stehen alle Beteiligten vor dem großen Problem Kazuhiros Frau die Umstände zu erklären und vielleicht auch dessen kleiner Tochter, die ihnen sicherlich kein Wort glauben würden.
Hinter diesem Hintergrund und dem Leben, das beide Männer vorher geführt haben, entwickelt sich langsam aber sicher die Geschichte, die einen bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Das kommt sicher auch von den gut gezeichneten Bildern, die sehr realistisch wirken. Hier wurde viel Wert auf Mimik und einen abwechslungsreichen Hintergrund gelegt, sodass man sehr viel an den Bildern ablesen kann. Das Ende ist rund und genauso, wie es sein musste, die Geschichte damit perfekt zu ihrem Abschluss gebracht worden.

Alles in allem liegt hier ein ansprechender und ernster Manga vor, der durch ein aktuelles und dennoch berührendes Thema und gut gezeichnete Bilder zu überzeugen weiß. Dieser Band ist damit sehr zu empfehlen!



Komplette Rezension (http://www.roterdorn.de/inhalt.php?xz=rezi&id=13335)

Philipp Schreiber
11.09.2009, 11:39
Joanna Lenc bei RoterDorn (http://www.roterdorn.de/inhalt.php?xz=rezi&id=13335) über „Liebe und andere Lügengeschichten” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_34&ref=1#tag287) von Kiriko Nananan:



Das Thema Liebe ist in vielen Mangas ein wichtiger Bestandteil. Besonders die weiblichen Leser mögen es sich in romantischen Geschichten zu verlieren, unabhängig davon, ob sie gleichgeschlechtlicher Natur sind oder nicht. Viele davon sind durch ihre direkte Art für Erwachsene geeignet und teilweise auch durch den Inhalt nichts für Kinder. „Liebe und andere Lügengeschichten“ gehört ebenfalls zu dieser Sparte.

Ogasawara hat keinen Job und trotzdem viel Geld. Das kommt daher, weil er als Prostituierter arbeitet und sich älteren Frauen anbietet. Während des Geschlechtsakts schließt er seine Augen und stellt sich vor, dass er eigentlich mit einem jungen Mädchen, das er am Tag zuvor in der Stadt oder in einer Bar getroffen hat. Doch plötzlich öffnet er seine Augen. Ein großer Fehler, wie er bemerken muss, denn ihm kommt alles hoch und er muss sich auf der Toilette übergeben. Er kann nicht mehr aufhören an die Bilder zu denken, schafft es nicht sein Ekelgefühl beim Duschen fortzuschaffen und doch weiß er, dass er es wieder machen wird, denn das Geld ist sehr verlockend.
Ähnlich ergeht es einem jungen Mädchen, dass ihr Geld auf die selbe Art und Weise verdient. Sie möchte ebenfalls nicht auf den Luxus verzichten und freut sich über ihre Kleidung und die Tatsache, dass sie eine Badewanne in der Wohnung hat und nicht nur eine Duschkabine. Nach einem Gespräch mit ihrer Freundin beginnt sie jedoch über Liebe und Zärtlichkeit nachzudenken und hört damit auch nicht auf, als sie bei ihrem nächstes Freier ist. An diesem Tag ist etwas anders, denn während der alte Mann schläft nimmt sie das Geld von ihm und verspricht sich nie mehr zu prostituieren.

Solche und ähnliche Geschichten gibt es zu Hauf in diesem Manga. Sie haben alle einen ähnlichen Inhalt und vermitteln die selbe Botschaft: Liebe gibt es nicht, alles ist eine Lüge. Ob das eher dazu anregen soll die Lüge darin zu erkennen oder ob die Mangaka tatsächlich glauben machen will, dass Liebe doch nur eine Fassade ist, mag man nicht beurteilen. Leider fehlt dabei der Aspekt Gefühl gänzlich, denn die meisten Storys sind lustlos gestaltet, vermitteln kaum eine Regung von Gefühl, die auch nur annähernd etwas mit Liebe zu tun hat. Um Sex dreht sich dabei alles, aber es ist mehr abstoßend als erotisch und auch von den Zeichnungen her bekommt man bis auf eine nackte Brust nichts zu sehen. Zudem sind die Bilder so schlicht und frei von jeglichen Details, dass man schon nach spätestens zwei Geschichten nicht mehr weiter lesen möchte. Einen kleinen Einblick auf das, was den Leser im Inneren erwartet, bekommt man schon auf dem Deckblatt, detaillierter sind die Bilder nicht.

Wer auf eiskalte Liebe ohne Gefühl mit käuflichem Sex und keinen Details steht, der mag mit dem Manga etwas anfangen können. Wer allerdings auch etwas Niveau in seinem Regal stehen haben möchte, der sollte von diesem Werk die Finger lassen



Komplette Rezension (http://www.roterdorn.de/inhalt.php?xz=rezi&id=13764)

Philipp Schreiber
11.09.2009, 18:53
Alexander Frank im titel magazin (http://www.titel-magazin.de) über „Liebe und andere Lügengeschichten” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_34&ref=1#tag287) und Blue (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_34&ref=1#tag62) von Kiriko Nananan:



[...]
Zuerst sticht der reduzierte, aber sehr effektvolle Zeichenstil Nananans ins Auge, der viel Leere auf den weißen Seiten lässt und damit den mal schwungvollen, mal knittrigen Konturlinien Raum und den schwarzen Flächen Gewicht gibt. Da die Panels häufig Details von Gegenständen oder Ausschnitte von Gesichtern zeigen, wirken die Bilder manchmal ornamental abstrakt oder zeichenhaft. Ein typisches Element sind auch Panels, die nur Schrift auf weißem oder schwarzem Hintergrund enthalten. Im japanischen Original entsteht so wohl eine fließende Nähe zwischen Schriftzeichen und Bildzeichen.

Gemüse statt Geschnulze

Die beiden in der Reihe shodoku veröffentlichten Bände haben etwa den gleichen Umfang. Liebe und andere Lügengeschichten enthält 23 kurze, blue nur eine lange Erzählung. Alle Geschichten handeln von der Liebe oder ihrer Abwesenheit, von Anziehung und Anstoßung, von Hoffnung und Enttäuschung. Der Anspruch der Autorin ist dabei offensichtlich, Sentimentalitäten und Kitsch zu vermeiden und hinein ins wirkliche Leben zu greifen. In der Episode „Ein freier Tag – Teil 2“ führt sie vor, wovon sie sich absetzen will: Nach einer kurzen dramatischen Verwicklung halten sich die beiden Liebenden in den Armen und es regnet Blütenblätter vom Himmel – nach dem geschwungenen Band mit der Aufschrift „Ende“ wird dem Leser aber klar, dass dies nur der Comic im Comic war. Dessen Leserin klappt ihn voller Empörung über das biedere Geschnulze zu und macht sich im Kühlschrank auf die Suche nach einem länglichen Gemüse.
[...]


Komplette Rezension (http://www.titel-magazin.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=8370&mode=thread&order=0&thold=0&POSTNUKESID=ea22df77bbac4324f95e9f277da93768)

Philipp Schreiber
12.09.2009, 16:35
Heiner Lünstedt bei Highlightzone (http://www.highlightzone.de/comic/unter_dem_hakenkreuz.html) über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



[...]

Doch insgesamt schildert Beuriot sehr sensibel das Aufkommen des Nationalsozialismus und vermeidet allzu starke Schwarzweißmalerei, was sich vor allem in der differenzierten Charakterisierung von Martins Vater niederschlägt. Dieser ist zunächst glühender Hitler-Anhänger und todtraurig als während einer Führerrede das (“minderwertige französische“) Radio den Geist aufgibt. Doch als schließlich zum Boykott jüdischer Geschäftsleute aufgerufen wird, geht ihm das deutlich zu weit.

Doch um dabei nicht mitzumachen, reicht die Zivilcourage dann doch nicht aus, denn die Geister die Herr Mahner rief spuken nun in SA-Uniformen überall auf den Straßen herum. Einziges Manko des Bandes, ist dass die Geschichte gerade am spannendsten Punkt aufhört.



Komplette Rezension (http://www.highlightzone.de/comic/unter_dem_hakenkreuz.html)

Philipp Schreiber
12.09.2009, 16:49
Stefan Erlemann bei Media Mania (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=12970) über „Die Weiße Tigerin 4 - Raubkatze auf dem Dach (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1#tag313)” von Didier Conrad und Wilbur:



[...]

Didier Conrad und Sylvie Commenge - hier als Wilbur firmierend - haben alles richtig gemacht. Sie nutzen die historische Kulisse für wunderschöne Bilder, garnieren das Ganze mit grandiosen Charakteren, fiesen Dunkelmännern, skrupellosen Geschäftemachern, grausamen Agenten, geilen Briten und niederträchtigen kommunistischen Bonzen so gekonnt, dass man sich einfach nur wohl fühlte in dieser Agentengeschichte.

In puncto Spannung ist dieses Abenteuer der beste Serienband der "Weißen Tigerin". Auch die historische Authentizität ist mit dem Kampf Tschiang Kai-shecks gegen Mao gut ausgewählt und geschickt verfremdet. Und wer will nicht Alix dabei zusehen, wie sie die erlauchten neunundneunzig Druckpunkte anwendet, um einen Mann gefügig zu machen - oder besser gesagt, um jeden Gegner in ein willenloses Häufchen Elend zu verwandeln. Allein die Tatsache, dass ein Gegenspieler des Formats eines Francis Flake (siehe Band eins und zwei) fehlt, enttäuscht ein wenig - aber dennoch, Teil vier ist besser als seine Vorgänger und erreicht fast Perfektion.


Komplette Rezension (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=12970)

Philipp Schreiber
12.09.2009, 16:54
Michael Hüster bei Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com/Article3025.html) über „Die Weiße Tigerin 4 - Raubkatze auf dem Dach (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1#tag313)” von Didier Conrad und Wilbur:



Im vierten Band der Serie „Die Weiße Tigerin“ gibt es ein Wiedersehen mit Tigerin-Kämpferin und Agentin Alix Yin Fu. Erneut eilt sie von Auftrag zu Auftrag. Da sie diese in der Regel erfolgreich abschließt, haben ihre Gegner meistens nicht viel zu lachen. Allerdings ist die Agentin, die im Prinzip für zwei Auftraggeber unterwegs ist (für die geheimnisvolle unbekannte Tigerin Oberin von der Triade der Weißen Tigerinnen und für den kommunistischen Geheimdienst in Person ihres Leiters Kang Sheng) auch manchmal etwas widerspenstig und führt die Befehle nicht immer wunschgemäß aus. Das bringt einen gewissen Kang Sheng gelegentlich ziemlich auf die Palme …

[...]

Fazit: „Raubkatze auf dem Dach“ ist eine von Seite 1 bis 48 durchgehend interessante Geschichte. Die Autoren haben ein Maximum an Handlung und Personen in das Album gepackt. Die Story ist dadurch sehr vielschichtig, aber ohne die Auflistung der wichtigsten Personen vor Seite 1, hätte ich erheblich Mühe gehabt, die Figuren zuzuordnen und den Ablauf zu verstehen.

Triaden, Bürgerkrieg, mächtige Politiker und Militärs, inländische und ausländische Agenten in verschiedenen Lagern, sexy Heldin, das alles ist sehr förderlich für eine gute Story. Aber: die starken Hintergründe wollen irgendwie nicht so richtig zu den Semifunny-Figuren passen.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article3025.html)

Philipp Schreiber
12.09.2009, 17:06
Andreas Alt im titel magazin (http://www.titel-magazin.de) über „Dick Herrison – der 7. Schrei (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=2_8&ref=1#tag305)” von Didier Savard:



[...]
Ein Comicalbum zu zeichnen, kann Monate lange mühevolle Arbeit bedeuten. Gegenüber dem großen visuellen Medium, dem Film, hat der Künstler trotzdem einen klaren Vorteil: Er muss keine Drehorte suchen, keine Kulissen bauen und Requisiten besorgen, bei Außenaufnahmen nicht auf die richtigen Lichtverhältnisse warten. Das alles entsteht in seinem Kopf, wenn auch häufig mit Unterstützung von Fotodokumenten, und er braucht zur Umsetzung nur Papier und Bleistift. In seiner Serie Dick Herrison erweckt der Comiczeichner Didier Savard das Frankreich der frühen 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit großer Leidenschaft zum Leben: Es ist für ihn eine Welt, in der sich die allmählich bröckelnde Pracht alter Herrensitze mit Elementen des Art Deco und der industriellen Moderne mischt.

[...]

Die höchst kompliziert konstruierte, ziemlich altmodische Krimihandlung interessiert Savard freilich nur in zweiter Linie. Er zitiert nicht nur grafisch mit Hingabe, sondern auch bei seiner Story: Immer wieder stellt er Bezüge zu einem großen französischen Krimiautor her: Leo Malet – bis dahin, dass er einen der Expeditionsteilnehmer Leon Malhet tauft. Auch Malet ließ seine Bücher im Frankreich der 30er- und 40er-Jahre spielen, auch er hatte einen Hang zu verwickelten Plots. Damit ergibt sich implizit ein weiterer Bezug: Mehrere Romane Malets wurden von Jacques Tardi in Comics umgesetzt, einem Meister der Ligne Claire, der mit seiner Grafik ein noch eigenartigeres Zeitkolorit hervorzurufen versteht. Wobei man Savard bescheinigen kann, kein Tardi-Epigone zu sein – er teilt nur dessen ästhetische Vorlieben.

[...]



Komplette Rezension (http://www.titel-magazin.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=8092&mode=thread&order=0&thold=0)

Philipp Schreiber
12.09.2009, 17:55
Lars Wilhelm in der Animania (http://www.animania.de/) 07/2009 über „Bis in den Himmel” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag307) von Jiro Taniguchi:



Im April 2009 erschien bei Shodoku, dem Manga-Label von Schreiber & Leser, mit dem Einzelband Bis in den Himmel der nunmehr vierte Jiro-Taniguchi-Titel des Verlages – übrigens erstmals gespiegelt in westlicher Leserichtung nach Art der Taniguchi-Releases von Carlsen Manga. Der Meister der leisen Töne nimmt diesmal einen tragischen Verkehrsunfall zum Ausgangspunkt für eine weitere seiner psychologisch ausgefeilten Charakterstudien. Wie ein Wilder braust der Teenager Takuya Onodera auf seiner Honda Enduro durchs nächtliche Tokio. Seine Spritztour findet ein jähes Ende, als er mit seiner Maschine frontal in einen entgegenkommenden Lieferwagen rast.

Sowohl Takuya als auch Kazuhiro Kubota, der Fahrer des Transporters, werden daraufhin schwerverletzt in die Notaufnahme eingeliefert. Dort erwacht der Junge nach einem über drei Wochen andauernden Überlebenskampf aus dem Koma. Allerdings erkennt er weder Familie noch Freunde wieder. Er besitzt nun sogar völlig andere Erinnerungen und hält sich für Kazuhiro, der in dem Moment verstarb, in dem er selbst erwachte ...

Jiro Taniguchi erkundet in Bis in den Himmel Kazuhiros Seelenleben: Gefangen in Takuyas Körper versucht der Familienvater, sich in das private Umfeld seines „Gastgebers“ einzufinden und muss gleichzeitig an seine Frau und Tochter denken, die er zuletzt völlig vernachlässigt hatte. Während Takuyas Bewusstsein langsam wieder zurückkehrt, versucht Kazuhiro mit seiner Familie ins Reine zu kommen, solange ihm die Zeit dazu bleibt. Mit gewohnter Eindringlichkeit erzählt der Ausnahme-Manga-ka diese ungewöhnliche Geschichte in seinem realistischen, detailreichen Zeichenstil und liefert damit einmal mehr wunderschönen Lesestoff der anspruchsvolleren Art ab.

Philipp Schreiber
12.09.2009, 18:07
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/9978/die_weisse_tigerin_4_raubkatze_auf_dem_dach) über „Die Weiße Tigerin 4 - Raubkatze auf dem Dach (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_39&ref=1#tag313)” von Didier Conrad und Wilbur:




[...]

Meinung:
Kurzweilige Geschichtsstunde gefällig? Historisch sicherlich nicht in jedem Fall belegbar, in Band vier von "Die Weiße Tigerin" auf jeden Fall mit realen Personen gewürzt, versucht Alix Yin Fu ihre Pflichten und Unberührtheit zu erfüllen beziehungsweise zu bewahren. Didier Conrad schreibt - mit Unterstützung von Sylvie Commenge - und zeichnet Spionagethriller mit unglaublicher Leichtigkeit und einem humoresken Augenzwinkern, dass der reale - gar nicht so lustige - geschichtliche Background seiner Story sehr weit in den Hintergrund rückt. Hatte man bei Band 3 "Die fünfte Glückseligkeit" das Gefühl, dass die bösartige Hintergründigkeit der früheren Geschichten etwas zu kurz kommt, findet Didier in der Zusammenarbeit mit Wilbur (Sylvie Commenge) zu alten Stärken zurück.

"Raubkatze auf den Dach" knüpft in jeder Beziehung an die allerbesten Traditionen von "Helden ohne Skrupel" an und ist mehr als kurzweilige Unterhaltung.

Fazit:
Intelligente und witzige Unterhaltung im Stil der klassischen Funnies. Aber Achtung - hinter den niedlichen Gesichtern verbirgt sich knallharte, abwechslungsreiche - und sehr komische Action.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/9978/die_weisse_tigerin_4_raubkatze_auf_dem_dach)

Philipp Schreiber
12.09.2009, 18:13
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10048/unter_dem_hakenkreuz_1_der_letzte_fruehling) über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



[...]

Meinung:
[...]

Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot beschreiten mit "Unter dem Hakenkreuz" einen ganz eigenen Weg, diesen Teil der Historie aufzuarbeiten. "Amoures Fragiles" - so der viel treffendere Originaltitel der Serie - beschäftigt sich im ersten Band damit, wie die Bevölkerung und vor allem die Jugend schleichend mit dem Bazillus des faschistischen Gedankenguts infiziert wird, lange einfach die Augen vor den entsetzlichen Schlussfolgerungen verschließt und sich zunehmend mit der "neuen" Situation abfindet und auch anfreundet. Oberflächlich die Geschichte einer unerfüllten Liebe ist "Unter dem Hakenkreuz" ein Apell, sich frühzeitig und ernsthaft mit der politischen Gesamtlage auseinanderzusetzen und nicht einfach die Augen zu verschließen.

Wer hat nicht schon von Zeitzeugen gehört, man habe nichts gewußt, man habe das Ausmaß der Greueltaten nicht wahrgenommen. "Der letzte Frühling" zeigt auf, dass das eigentlich gar nicht möglich gewesen sein konnte. Richelle scheut sich nicht, auch heikle Themen anzupacken, "Westminster" (mit Delitte) ist ein gutes Beipiel dafür. Mit Beuriot hat er einen Vertreter klassischer Zeichenkunst an seiner Seite. "Unter dem Hakenkreuz" hat zu Recht verschiedene Auszeichnungen bekommen, man darf gespannt sein, ob diese Geschichte auch in Deutschland die ihr zustehende Würdigung erfährt.

Fazit:
Lehrreiche Geschichte, schön und entsetzlich zugleich, der man vielleicht einen anderen deutschen Titel gewünscht hätte.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10048/unter_dem_hakenkreuz_1_der_letzte_fruehling)

Philipp Schreiber
23.09.2009, 11:45
Andreas Fisch bei Comicradioshow (http://www.comicradioshow.com/Article3080.html) über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



Dieser Band ist groß, nein, riesig. Selbst ein großformatiges Heft überragt er noch um 2 bzw. 2,5 cm. Damit hat man bei Beuriot & Richelles Auftakt der Reihe „Unter dem Hakenkreuz. Band 1: Der letzte Frühling“ einen wirklich eindrucksvollen Band aus dem Verlag Schreiber & Leser in Händen.
[...]

Die Charakterisierung der Figuren und Nebenfiguren bietet eine gelungene Auswahl der Stimmungen des Jahres 1932.
Der von den Nazis überzeugte Vater etwa, der gute Juden und das Internationale Judentum unterscheidet, jedoch an den Drohgebärden der SA-Männer scheitert, dieser Überzeugung während der Juden-Boykotttage durch einen Einkauf zu folgen.
So kommen unterschiedliche Motive, Naziparolen zu verbreiten ins Spiel: Angst, gesellschaftlich glänzen können, der Fokus auf einzelne Erfolge und hoffnungserweckende Reden der nationalsozialistischen Partei und die unheimliche Selbstverständlichkeit, unreflektiert mit dem Mainstream mitzuschwimmen.

[...]



Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article3080.html)

Philipp Schreiber
30.09.2009, 09:07
Valerie Ponell beim Hessischen Rundfunk Online (http://www.hr-online.de/website/specials/buchmesse2009/index.jsp?rubrik=45730&key=standard_rezension_38051780) über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



[...]

Dokumentation eines schleichenden Wandels

"Unter dem Hakenkreuz. Der letzte Frühling" ist der erste von geplanten zehn Bänden eines anspruchsvollen, nicht in erster Linie unterhaltenden, Erwachsenencomics. Er beginnt leise und bildet doch durch die Entwicklung seiner Charaktere intensive Stimmungen ab. So dokumentiert die Bildergeschichte den schleichenden Wandel, der sich in Deutschland wie Frankreich Anfang der Dreißiger Jahre vollzieht. Der Zeichenstil ist jedoch gewöhnungsbedürftig: Die Figuren wirken recht kantig und unemotional. Das mag einerseits für eine Liebesgeschichte als eher störend empfunden werden, andererseits passt es zum Konzept der Geschichte: Obwohl die Beziehung zwischen Martin und Katharina den roten Faden bildet, geht es doch wohl eher darum, den gesellschaftlichen und politischen Wandel im Dritten Reich aufzuzeigen. Das schaffen die Macher von "Unter dem Hakenkreuz" gekonnt und auf eine leise Weise, die das Grauen umso erschreckender abbildet.



Komplette Rezension (http://www.hr-online.de/website/specials/buchmesse2009/index.jsp?rubrik=45730&key=standard_rezension_38051780)

Philipp Schreiber
30.09.2009, 09:24
Michael Klein im Stadtmagazin LIVE! (http://www.live-magazin.de/) (Saarland) über „Bis in den Himmel” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag307) von Jiro Taniguchi:



Jiro Taniguchis Mangas sind eine Klasse für sich. Berührend und einfühlsam und in einem gescheiten, lebensnahen Sinn philosophisch erzählt - und dabei oft packend wie Thriller -, betrachten sie das Leben von seiner ernsten Seite und sind unaufdringlich getragen von einem Humanismus, der das Merkmal jeder wirklichen Kunst ist.

Das gilt auch für den neuesten bei uns veröffentlichten Taniguchi: »Bis in den Himmel«. Am Anfang steht ein Unfall. Der junge Motorradfahrer Takuya Onodera wird auf nächtlicher Straße von einem Lieferwagen erfasst und bewusstlos ins Krankenhaus gebracht. Dort liegt er wochenlang im Koma, die Ärzte haben wenig Hoffnung. Aber dann geschieht ein Wunder: Takuya erwacht, die bereits verloren geglaubte Gehirntätigkeit kehrt zurück. Auch sein Gedächtnis belebt sich wieder, doch es gibt irritierende Rätsel auf. Denn im Körper des jungen Takuya erwacht nicht dessen Bewusstsein zu neuem Leben, sondern das des 42jährigen Lieferwagenfahrers Kazuhiro Kubota, der an den Folgen des Unfalls gestorben ist. Der Körper des einen, die komplette innere Persönlichkeit des anderen. Und lauter Konflikte.

Weil die Welt den Körper Katuyas vor sich sieht, wird Kazuhiro zunächst in dessen Alltag und Familie gedrängt - und beginnt in einem ihm fremden Leben, sein eigenes infrage zu stellen. Was macht unsere Identität aus? Wer sind wir wirklich? Taniguchis Manga beginnt als eine spannungsvolle Reflektion über eine doppelte Identitätsirritation und mündet in ein hochemotionales Drama um die Frage nach dem richtigen Leben in einer Zeit, die ihren inneren Zusammenhang und ihre Werte verliert. Gewisse Ähnlichkeiten mit Motiven aus dem Film »Ghost« sind vorhanden, aber das ist ja nichts Schlechtes. Eine Lektüre mit Sogwirkung, phantastisch und bewegend.

Philipp Schreiber
02.10.2009, 10:57
Jens Essmann im titel magazin (http://www.titel-magazin.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=8552) über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



Keine Stolpersteine, leider
Eine neue Serie über das Leben im Deutschland der NS-Zeit, der trotz aller guten Ansätze leider schnell der Biss und die eigenen Ideen ausgehen.

Mit Anlauf...

Fast acht Jahre musste man auf die deutsche Übersetzung von Amours fragiles warten. Leider wird die Vorfreude schnell gehemmt, denn der Verlag Schreiber & Leser hat sich als Titel zu dem dreist reißerischen Unter dem Hakenkreuz hinreißen lassen, womit das zur französischen Überschrift (der Originaltitel bedeutete Zerbrechliche Lieben) spannungsvoll gestaltete Coverbild einen Großteil seiner Kraft einbüßt. Wenn im Original mit leichter Hand Bewegung zwischen den ängstlich suchenden Blick des Protagonisten im Vordergrund, den zerknautschten, in seine Richtung steuernden Nazi-Häschern und zwei ein- bzw. ausfahrenden Zügen gebracht wird, lastet hier der bleischwere Titel über der sich ansonsten erst langsam entfaltenden Dramatik der Szene.

[...]

... auf Opas Sofa

Überall lauert hier die Moral der Geschichte, und dass sie zumeist nur lauert, bleibt der Verdienst von Beuriot, dessen Nüchternheit im Strich zusammen mit der blass verträumten Kolorierung und klaren Kompostion den oft etwas hölzernen Charakteren hier und da einen Funken Ironie gönnt. Die durchgehend klassische Seitenaufteilung gepaart mit der deutlich am Film geschulten „Kameraführung“ und „Schnittfolge“ von Panel zu Panel schaffen die einem so seltsam bekannte Form von wohliger Nostalgie alter Kinostreifen, bei denen man sich trotz noch so schrecklicher Themen und Problemstellungen stets behaglich und sicher fühlt. Und diese Distanz – wie von einer mehrmals vererbten Couch aus – ist es auch, die die mit dem Holzhammer konzipierten Typen der Geschichte mal einfach und klobig, mal aber auch markant und augenzwinkernd schlicht wirken lässt. In jedem Fall wird die wachsende Gefahr sowohl für Martins Leben als auch für seine Liebe zu Katharina stets im gedämpften Ton des schon lange von anderen durchlebten Schreckens gefühlt. Alles befährt hier oft befahrene Straßen, routiniert und reibungslos. Und am (natürlich offen bleibenden) Ende seufzt es einem sanft entgegen: "Es ist ja nur ein Comic." Leider.



Komplette Rezension (http://www.titel-magazin.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=8552)

Philipp Schreiber
02.11.2009, 09:51
Christian Endres über „Unter dem Hakenkreuz 2 – Ein Sommer in Paris” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag324) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:




[...]

Auch im zweiten Album von »Unter dem Hakenkreuz« fängt Autor Philippe Richelle wieder gekonnt die Stimmung der Periode ein, in der »Ein Sommer in Paris« angesiedelt ist. Seinen Hauptcharakter Martin hat er dafür reifen lassen und in eine neue Umgebung und eine neue Clique verpflanzt – der Belastung durch seine Heimat auf der anderen Seite des Rheins entkommt Martin aber auch in Paris nie richtig. Genau genommen ergeben sich sogar nur noch neue Probleme für den jungen Deutschen. Und dann sind da außerdem nach wie vor die Frauen, die dem jungen Deutschen auch in der Stadt der Liebe und gegen Ende der Dreißiger Jahre starkes Kopfzerbrechen bereiten.

Zu Richelles Auge für Stimmungen und menschliche Beziehungen kommt noch Jean-Michel Beuriots ruhiges, aufgeräumtes Artwork, das ebenfalls gehörig dazu beiträgt, das vielschichtige Porträt der Menschen und allgemein der Veränderungen in jenem Sommer 1939 in Paris einzufangen.

Zusammen mit dem ersten Band wahrscheinlich die stimmungsvollste Albenveröffentlichung des Jahres.


Komplette Rezension (http://fantasyguide.de/9465.html)

Philipp Schreiber
04.11.2009, 16:22
Jan Fischer bei Librikon (http://www.librikon.de/index.htm) über „Bis in den Himmel” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_33&ref=1#tag307) von Jiro Taniguchi:



[...]

Taniguchi erzählt langsam, ganz behutsam tastet er sich durch die Innenwelten seiner Protagonisten, nicht, als erlebten sie gerade eine mysteriöse Körpertauschgeschichte, eher so, als wäre seine Geschichte ein Autorenfilm. Dass zwei Geister irgendwie in einen Körper gezaubert wurden? Ist halt so. Damit hält er sich nicht weiter auf. Interessanter ist, wie die Witwe des Verstorbenen mit der Trauer klarkommt. Wie Takuyas Freundin und seine Eltern damit umgehen, dass im Körper ihres Sohnes und Freundes ein Vierzigjähriger zur Untermiete wohnt. Oder was genau eigentlich den Unfall verursacht hat. Denn eigentlich ist es das, worum die Protagonisten in „Bis in den Himmel“ die ganze Zeit rotieren: Den dunklen Punkt des Unfalls. Was ist passiert? Warum? Erst, als das geklärt sich, kann Kubota sich verabschieden.

Taniguchi hat sich einen seltsamen stilistischen Hybriden gezüchtet: Seine Handlung, Bildführung und sein Personal hat er aus dem Manga, trotzdem stehen seinen präzisen, schattenlosen Linienwelten klar erkennbar in der belgofranzösischen Comictradion. Die Hintergründe sind gleichzeitig präzise und scheinen ständig im Nebel zu verschwinden, die Figuren, die er davor setzt, sind mit starkem Stift gezeichnet und stechen hervor, als wären sie das einzig Reale, das einzige, was sich nicht ständig verflüchtigt.

Taniguchi ist einer der Mangaautoren, derjenigen Zeichner, die sich eine Namensnennung auf den Umschlägen ihrer Alben erkämpft haben und die sich in anderen, ernsteren Welten bewegen als Manga-Fastfood à la Dragon Ball, noch mehr: er ist einer der Mangaautoren, deren Alben zumindest teilweise auch in Europa, vor allem in Deutschland zu bekommen und einigermaßen erfolgreich sind und dank seiner europäischen Teile das Mangabild, das hierzulande immer noch herrscht – bunt, action, dumm – langsam, Stück für Stück umkrempeln.



Komplette Rezension (http://www.librikon.de/Jugend%20liest.htm)

Philipp Schreiber
24.11.2009, 14:46
Michael Klein im Stadtmagazin LIVE! (http://www.live-magazin.de/) (Saarland) über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



Geschichte anschaulich erfahrbar zu machen, ist seit je das Anliegen des historischen Romans gewesen. »Unter dem Hakenkreuz« ist in diesem Sinn ein historischer Comic, und ein hochgelungener.

Deutschland 1932/33, die unmittelbare Zeit vor und nach der Machtergreifung Hitlers. Der Gymnasiast Martin steht kurz vor dem Abitur, liest viel und träumt von einem anschließenden Germanistikstudium und vom Theater. Er ist verliebt in die hübsche Katharina, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnt. Gelegentlich trifft er sie zufällig, aber Martin ist zu schüchtern, ihr seine Gefühle zu offenbaren. Freilich kann er nur knapp seine Eifersucht verbergen, wenn er Katharina in Gesellschaft anderer junger Männer sieht.
Ansonsten rasselt Martin wiederholt mit seinem Vater zusammen, weil der ein Anhänger Hitlers ist und sich von den Nazis in Krisenzeiten politische Ordnung und das Ende der Massenarbeitslosigkeit verspricht. Martins Vater triumphiert, als Präsident Hindenburg im Januar 1933 durch das Ermächtigungsgesetz Hitler die Macht in die Hände legt, den demokratischen Staat in eine Diktatur umzuwandeln.

Binnen weniger Monate ändert sich die Atmosphäre im Land bis in alle Bereiche des Alltags. Einschüchterung, Nötigung, Gewalt, das Drangsalieren Andersdenkender greifen um sich und sind schließlich an der Tagesordnung. Wie Martin erfährt, ist Katharina Jüdin. Mit Entsetzen erlebt er, wie die Juden, gegen die sich Hitlers Rassenwahn richtet, zunehmend brutal schikaniert und ausgegrenzt werden, ebenso alle, die mit ihnen befreundet sind oder auch nur beruflich mit ihnen zu tun haben – und keinen Grund sehen, daran etwas zu ändern. Vor der Praxis von Katharinas Vater, der von Beruf Arzt ist, wird ein SS-Mann postiert, der alle Patienten am Betreten des Hauses hindert.
Martins Vater, inzwischen selbst über Hitlers Rigorosität und Unterdrückung halb und halb erschrocken, zugleich aber opportunistisch und obrigkeitstreu, verbietet seinem Sohn jeglichen weiteren Kontakt zu Katharina. Martin, der Hitlers Politik verachtet und besser als sein Vater deren Konsequenzen durchschaut, steht vor einem schweren Konflikt. In dem zunehmend von Unterdrückung, Willkür und Angst beherrschten Land, in dem er jetzt lebt, ist die simple Freundschaft zu Katharina keine private Angelegenheit mehr; sie bedeutet, dass er sich entscheiden muss: vor der Gewalt der Nazis ein für allemal kuschen oder sich offen – unter Lebensgefahr - gegen das Regime stellen.

Szenarist Philippe Richelle und Zeichner Jean-Michel Beuriot gelingt das Kunststück, eine veritable Geschichtslektion mit einer spannenden und graphisch ungemein geglückt umgesetzten Geschichte zu verbinden. Zeitkolorit und das Eingreifen des Staatsterrors in alle gesellschaftlichen Bereiche werden plastisch und präzise nachvollziehbar geschildert, die Figuren sind plausibel, lebenswahr und durchaus differenziert entwickelt, und der grundlegende Konflikt Martins, in den uns dieser Comic einführt, ist zeitlos und stellt seine Fragen an uns alle. Band 2 der Reihe ist bereits in Vorbereitung, und das ist eine gute Nachricht.

Philipp Schreiber
04.12.2009, 10:54
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10672/ein_fall_fuer_inspeltor_carnado_18_die_frau_ohne_g esicht) über „Ein Fall für Inspektor Canardo – Die Frau ohne Gesicht” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag323) von Benoît Sokal:



Story:
[...]

Meinung:

Canardo ohne Liebesgeschichte - das kann nicht sein - und so ist es auch bei "Die Frau ohne Gesicht". Deutlich inspiriert von den den Traumhochzeiten archaischer Königsfamilien, versteht es Sokal, dem Glamour der Hochglanzgazetten zu entgehen und eine ganz eigene Version dieser märchenhaften Veranstaltungen zu präsentieren.

Eine leicht angeschlagene Ente auf den Spuren von Humphrey Bogart und Robert Mitchum in deren bester Rolle als Detektiv Philip Marlowe in einem weiteren skurrilen Fall kann nicht zu einem Happy End führen - und alles andere wäre mehr als unerwartet. Sokal versteht es ganz einzigartig, seine tierischen Protagonisten durch ein melancholisches Drama zu führen, selbst zwischenzeitliche Highlights wie die herzogliche Traumhochzeit werden durch die pessimistischen Kommentare von Canardo ins rechte Licht gerückt.

Und das dramatische Ende der Geschichte ist in dieser Form kaum vorhersehbar - außer man hat auch schon die anderen siebzehn Bände von "Ein Fall für Inspektor Canardo" gelesen - dann weiß man, dass Sokal für jede Überraschung gut ist.

Fazit:
Melodram und trotzdem ein tierisches Vergnügen.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10672/ein_fall_fuer_inspeltor_carnado_18_die_frau_ohne_g esicht)

Philipp Schreiber
08.12.2009, 11:39
Marco Behringer bei Textem (http://www.textem.de/1934.0.html) über Jeronimus Erster Teil – Ruhe vor dem Sturm (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=45&ref=1#tag326) von Jean-Denis Pendanx und Christophe Dabitch:



[...]

Mit dem mehrteiligen Historienepos rekonstruiert der Autor Christoph Dabitch zusammen mit dem Zeichner Jean-Denis Pendax eine der größten Miseren in der Historie der Schifffahrt. Im Oktober 1628 verlässt die „Batavia“, ein sogenanntes „Retourship“ der Vereinigten Ostindischen Compagnie den Amsterdamer Hafen, um eine Überseereise nach Java zu machen. Auf dieser Seereise erhält der Leser einen tiefen Einblick in die Alltagskultur von Seefahrern unterschiedlicher Klassen. Das oft – gerade im Comicbereich – glorifizierte Bild der Seefahrt wird dadurch von seinen Trugbildern entkleidet: Langeweile, Krankheiten, Schlägereien, Gefahren durch das Klima, wenige Momente der Ablenkung. So sieht die Schifffahrt bei Dabitch und Pendax aus.

[...]

Das alles erzählt Dabitch in einer ausgewogenen Mischung von knappem Erzähltext und Dialogen (Sprechblasen). In den belebteren Szenen hält er sich durchaus zurück und lässt Pendanx durch dessen Bilder erzählen. Ein besonderes Merkmal der narrativen Struktur ist außerdem, dass Dabitch des Öfteren eine selbstreflexive Distanz zur Erzählung aufbaut, indem er Zweifel einwirft, Wissenslücken durch Vermutungen angibt, den weiteren Verlauf der Erzählung durch Andeutungen vorwegnimmt und wissenswerte Zusatzinformationen in den Erzähltext einfügt. Das ist im Comic – auch bei Graphic Novels – selten.

Dabitch bekommt mit Pendanx genau den richtigen Künstler zur Seite gestellt. Selten wie in „Jeronimus“ bekommt man eine derart perfektionierte und wohl geordnete Panelanordnung präsentiert: vor allem tief-breite, hoch-schmale und quadratähnliche Panels werden einer Komposition gleich musikalisch angeordnet und geben den richtigen Takt für die Erzählung vor. Dass Pendanx die gesamte Klaviatur der Comicsprache beherrscht, beweist er mit spielerischen Zooms, Schwenks, Schnitten sowie in Text-Bild-Scheren und Schuss-Gegenschuss-Einstellungen. Seine realistischen Zeichnungen veredelt er mit impressionistischen Farben, die er vielleicht mit Öl- oder Acrylfarben aufgetragen hat.

Das ungewöhnliche Format ist überraschend handlich im Vergleich zu vielen anderen sperrigen Graphic Novels, und für knapp 19 Euro erhält man großzügige 80 Seiten Lesestoff. Etwas Zusatzmaterial über Autor und Zeichner oder ein Making-of, wie es sich bei anderen Verlagen etabliert hat, hätte allerdings auch dieser Graphic Novel nicht geschadet.



Komplette Rezension (http://www.textem.de/1934.0.html)

Sven T.
01.01.2010, 11:39
Rezension zu "Djinn - Die Favoritin (Dufaux/Miralles); Band 1":

http://www.leser-welt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1728:djinn-die-favoritin-dufauxmiralles-band-1&catid=170:liebe-und-erotik&Itemid=148

Philipp Schreiber
11.01.2010, 13:14
Benjamin Vogt bei Comicgate (http://www.comicgate.de/content/view/1562/51/) über Jeronimus Erster Teil – Ruhe vor dem Sturm (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=45&ref=1#tag326) von Jean-Denis Pendanx und Christophe Dabitch:



Nach einer wahren Geschichte erzählen Christophe Dabitch und Jean-Denis Pendanx in einer mehrteiligen Saga von der Jungfernfahrt der Batavia, dem im frühen 17. Jahrhundert prächtigsten Schiff der Vereinigten Ostindischen Compagnie (VOC). Von Beginn an lassen die beiden Kreativen hier keinen Zweifel darüber aufkommen, dass bei dieser Unternehmung etwas gehörig schiefgelaufen sein muss, doch der Leser bekommt erstmal nur Andeutungen geliefert. Dass die bereits reichen, um einen gebannt weiterblättern zu lassen, liegt an der äußerst bedrohlichen Atmosphäre, die hier nach und nach aufgebaut wird.

So weiß man schon zu Anfang, dass die Batavia und ihre Besatzung ihr Ziel niemals erreichen werden und dass der sich an Bord befindliche Holländer Jeronimus Cornelisz einen negativen Wandel vollziehen wird. Von einer „furchtbaren Expedition“, einem „Menschenexperiment“ ist die Rede, Cornelisz selbst, so klingt an, werde schon bald zum Monster.

[...]

Jean-Denis Pendanx setzt diesen hervorragenden Comic in malerische Bilder um, die tatsächlich sehr an alte Gemälde erinnern und deswegen perfekt zu dieser Seefahrer-Story passen. Prägend für diesen ersten Teil von Jeronimus sind aber sicherlich nicht die zugegeben schönen Bilder, sondern die Off-Texte, die die Handlung begleiten und die voller Dramatik stecken. Schließlich skizzieren sie die sich bedächtig verändernde Persönlichkeit der Hauptfigur, die auf dem Schiff zum geschickten „Schauspieler“ mutiert, dafür jedoch gar nicht „prädestiniert“ schien. Allein die Wortwahl in der erzählerischen Stimme erzeugt mit ihrem Wissen über den Ausgang ein so mulmiges Gefühl beim Lesen, wie ich es selten bei einem Comic hatte. Grund genug also, sich diesen tollen ersten Band mal genauer anzusehen.




Komplette Rezension (http://www.comicgate.de/content/view/1562/51/)

Philipp Schreiber
11.01.2010, 13:40
Heiner Lünstedt in der Sprechblase (http://www.comicguide.net/forumdisplay.php?f=96) Nr. 216 über „Unter dem Hakenkreuz 1 – Der letzte Frühling” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag319) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



Diese mehrfach prämierte französische Comicgeschichte beginnt 1942 an der Cote D´Azur, doch die dortigen Ereignisse bilden lediglich den Prolog. In “Unter dem Hakenkreuz“ erzählen Autor Jean-Pierre Beuriot (“Westminster“) und Zeichner Jean-Michel Beuriot davon, wie der junge Martin Mahner Anfang der Dreißiger Jahre in einer rheinischen Kleinstadt (als Vorlage für viele Gebäude diente allerdings Aachen) zwar von den immer stärker präsenten Nazis angeekelt ist, doch zugleich auch mit den ganz normalen Problemen eines Heranwachsenden konfrontiert wird. Neben Krach mit den stockkonservativen Eltern gehört natürlich auch reichlich Herzschmerz, der etwas an Seifenopern erinnert, dazu.

Doch insgesamt schildert Beuriot sehr sensibel das Aufkommen des Nationalsozialismus und vermeidet allzu starke Schwarzweißmalerei, was sich vor allem in der differenzierten Charakterisierung von Martins Vater niederschlägt. Dieser ist zunächst glühender Hitler-Anhänger und todtraurig, als während einer Führerrede das (“minderwertige französische“) Radio den Geist aufgibt. Doch als schließlich zum Boykott jüdischer Geschäftsleute aufgerufen wird, geht ihm das deutlich zu weit. Doch um dabei nicht mitzumachen, reicht die Zivilcourage dann doch nicht aus, denn die Geister die Herr Mahner rief spuken nun in SA-Uniformen überall auf den Straßen herum. Einziges Manko des Bandes ist, dass die Geschichte gerade am spannendsten Punkt aufhört.

Philipp Schreiber
11.01.2010, 13:48
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2009/12/10/inspektor-canardo-18-die-frau-ohne-gesicht/) über „Inspektor Canardo 18 - Die Frau ohne Gesicht (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag323)” von Sokal:



Canardo lässt es sich gut ergehen. Leben und leben lassen, so könnte sein Motto lauten. Deshalb kann er auch nicht nein sagen, als Galinka, eine Vertreterin des horizontalen Gewerbes ihn bittet, sie nach Hause zu fahren. Natürlich versucht sie beiläufig Canardo herumzubekommen, doch der Detektiv kann sich einen derart teuren Abendabschluss nicht leisten.

[...]

Sokal entwirft ein kleines, aber feines Ränkespiel wie auch Verwirrspiel um die Vorlieben des Thronfolgers von Belgamburg. Mit einer gewissen Süffisanz, den Canardo mit seinem Spötteln transportiert, schildert Autor und Zeichner Sokal das ziemlich unspektakuläre Leben bei Hofe, zeigt dem Leser ein Paar (wirklich nur zwei) auf der Lauer liegende Paparazzi und die Gespräche hinter den verschlossenen der (sehr kleinen) Macht.

[...]

Die Frau ohne Gesicht wird zum Bindeglied der einzelnen Bestandteile der Handlung. Keine Brücke, eher eine Kette, an der unterschiedliche Fraktionen aus unterschiedlichen Gründen zerren. Eine der besten Szenen findet sich in einer Begegnung zwischen der Herzogin und Galinkas ehemaligem Zuhälter. Der Mann vom Kiez wundert sich sehr, dass eine Herzogin in Sachen Unterweltsprache ebenso viel zu bieten hat wie er. Überhaupt hat Sokal mit der Herzogin einen Drachen erschaffen, der irgendwie an die eiserne Lady erinnert. In einer Verfilmung hätte man hier eine Anwärterin auf den Oscar für die beste weibliche Nebenrolle.

Durchgehend im bekannten Sokal-Stil gezeichnet, entführt die Frau ohne Gesicht den Leser in die Abgründe der Adelskreise und der niederen Politik. Gewohnt bissig, mit pechschwarzem Humor ausgestattet, bietet auch die 18. Folge von Inspektor Canardo beste Krimiunterhaltung.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2009/12/10/inspektor-canardo-18-die-frau-ohne-gesicht/)

Philipp Schreiber
11.01.2010, 13:55
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2009/12/02/der-janitor-3-begegnung-in-porto-cervo/) über „ Der Janitor 3 – Begegnung in Porto Cervo (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=21&ref=1#tag327)” von François Boucq:



[...]

Nach den vergleichsweise rasant erzählten Ereignissen der beiden Vorläuferbände schaltet Yves Sente hier einen Gang zurück. Bruder Vince, ein Beschützer und Agent im Dienste des Vatikans (man könnte sagen, dass er zu einer Art Inneren Abteilung gehört) ist die Kernfigur. Er ist jung, charmant, gut aussehend, sportlich, mutig, den Frauen nicht abgeneigt, kurzum: Wie kommt solch ein Mensch in den Schoß der Kirche?

Yves Sente nimmt den Leser mit in die Vergangenheit von Vince. Dieser erzählt einer an ihm (als Mann) nicht uninteressierten Journalistin, woher er kam und wie seine Verbindung zur Kirche entstanden ist. Diese Schilderungen, mit Unterbrechungen vorgetragen (und von Francois Boucq illustriert), sind mindestens ebenso spannend wie die Ereignisse in der Gegenwart. Kaltes Braun und Grau färbt die Erinnerungen und grenzt sie deutlich ab. Man könnte im Zusammenhang mit dem Aufbau der einzelnen grafischen Abschnitte von einem prachtvollen Bilderbogen sprechen.

[...]

Die Gesichter der auftretenden Figuren sind filmisch, sie wirken wie gecastet, wie es auf neudeutsch heißt. Jede noch so kleine Rolle wurde mit einem Charakterkopf besetzt. Hier wird nichts mal eben über den Kamm geschert. Die entsprechenden Blickwinkel und Perspektiven sorgen für optimales Kameragefühl. Boucq zeichnet mit höchstem Sinn für Realismus, gerade so, als seien die Handlungsorte recherchiert und in jedem Detail so existent. Bilder, wie auch die Geschichte selbst, strahlen eine leise Dramatik aus, eine Dramatik, die in einem Finale gipfelt, das man so nicht hätte erwarten können.

Ein sehr guter dritter Teil der Reihe, der einerseits den bestehenden Handlungsstrang fortführt, andererseits auch eine Wende durch neue Hintergrundinformationen und neue Charaktere vorstellt. Sehr spannend, ohne die große Action-Keule zu schwingen. Ein Vorkenntnis der bisherigen Handlung ist erforderlich.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2009/12/02/der-janitor-3-begegnung-in-porto-cervo/)

Philipp Schreiber
11.01.2010, 14:06
Matthias Hofmann bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10738/jeronimus_1_ruhe_vor_dem_sturm) über Jeronimus Erster Teil – Ruhe vor dem Sturm (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=45&ref=1#tag326) von Jean-Denis Pendanx und Christophe Dabitch:



Story:
Vorweg: Es ist eine wahre Geschichte, die hier als Grundlage dient. Die Handlung des ersten Bandes setzt ein im Juli 1629 und wird von der dritten Seite an rückblickend erzählt.

[...]

Meinung:
Das deutsche Ruhe vor dem Sturm trifft den Inhalt der Geschichte fast besser als der französische Originaltitel, der so viel bedeutet wie „Ein neuer Mann“ oder „Ein neuer Mensch“. Gleich zu Beginn wird der Rahmen für die Handlung vorgegeben: Amsterdam war der größte Handelsplatz in Europa. In Holland wurden die Börse und der Kapitalismus erfunden. Das Land lebte in Wohlstand und Freiheit. Amsterdam galt als weltoffen und tolerant. Freigeister und Verfolgte aus aller Welt suchten hier Zuflucht. Die Batavia erreichte ihr Ziel Java nie. Der Name des Schiffs wurde zum Symbol für jene furchtbare Expedition zu der Inselgruppe vor Australien. Für das Menschenexperiment des Holländers Jeronimus Cornelisz, der zunächst so gar nicht für diese Rolle prädestiniert schien.

[...]
Die Zeichnungen von Pendanx setzen das Ambiente des 17. Jahrhunderts, sei es durch die authentische Kleidung, sei es die Darstellung der Häuser, gekonnt um. Das Setting wirkt gut recherchiert, was kein Wunder ist, wurde als Inspiration doch das meisterhafte Sachbuch Der Untergang der Batavia von Mike Dash herangezogen. Dash hat nicht nur die Tragödie um das Schiffsunglück und den Zerfall der gestrandeten Menschen zusammengefasst, sondern auch die Lebensbedingungen in den kontemporären Städten und Kolonien anhand von Tagebuchaufzeichnungen oder Archivunterlagen genau recherchiert.

[...]

Der erste Teil der auf drei Bände angelegten Geschichte von JERONIMUS hat Tiefenwirkung. Die Lektüre lässt den Leser eintauchen in die Geschichte einer tragischen Schiffsreise, von dem Hintergrund einer bahnbrechenden Epoche, dem Beginn des neuzeitlichen Kapitalismus des 17. Jahrhunderts. Das Schicksal des gescheiterten Apothekers Jeronimus bestimmt durchdringend die unheimliche Atmosphäre von der ersten bis zur letzten Seite. Das Resultat ist ein packendes Leseerlebnis, dass noch lange Zeit nach Beendigung der Lektüre anhält.

Schreiber & Leser hat diesen Band mit einem Graphic Novel-Aufkleber versehen. Ein Etikett, das ziemlich gut passt. Dieser Eindruck wird verstärkt durch das eher unübliche kleinere Format, so ein Zwischending zwischen Album und Buch (25 x 19,5 cm).

Fazit:
Eine tragische Geschichte aus der Seefahrer- und Kolonialzeit des 17. Jahrhunderts, die spannend aufbereitet ist. Die Wirkung der gemalten Zeichnungen und ihre impressionistische Colorierung entfaltet sich für viele spätestens beim zweiten Blick. Ruhe vor dem Sturm ist der bemerkenswerte Start einer Trilogie, die viele Leser verdient hat. Auch wenn die Geschichte in groben Zügen bekannt ist; nach 80 Seiten will man wissen, wie es weitergeht.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10738/jeronimus_1_ruhe_vor_dem_sturm)

Philipp Schreiber
11.01.2010, 15:51
Jochen Garcke bei Comicradioshow (http://www.comicradioshow.com/Article3176.html) über Jeronimus Erster Teil – Ruhe vor dem Sturm (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=45&ref=1#tag326) von Jean-Denis Pendanx und Christophe Dabitch:



Wege ins Unglück

Mit der Serie Jeronimus erscheint bei Schreiber & Leser ein für Comics eher ungewöhnliches Genre. Es handelt sich im Grunde um einen historischen Bericht über die Fahrt und den Schiffbruch des niederländischen Schiffes "Batavia". Autor Christophe Dabitch hat die historischen Quellen und die neueren Bücher zu den Geschehnissen in ein lesenswertes Szenario umgesetzt welches vom Zeichner Jean-Denis Pendanx mit malerischen Bildern, passend zu der damaligen Zeit, illustriert wurde.

[...]

Diese historischen Begebenheit ist äußerst bewegend, aber hat auch viel von einem spannenden Roman vor exotischer Kulisse. Das Besondere sind die bestürzenden Geschehnisse nach dem Schiffbruch vor der australischen Küste im Jahre 1629. Dort fängt der Comic auch mit einer erstmal unverständlichen Szene an. Auf diesen zwei Seiten, wie in der ganzen Geschichte, spielt Jeronimus Cornelisz eine wesentliche Rolle. Der Rückentext des Comics lautet nicht ohne Grund "Das mehrteilige Epos erzählt die wahre Begebenheit vom Unterkaufmann Jeronimus Cornelisz, dem gläubigen Bürger, der zum Monster wird."

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Dargestellt wird dies von Pendax in realistischen Bildern, die durch ihre Farbgestaltung an Ölgemälde anlehnen und dadurch eine passende historisierende Wirkung haben.

[...]

Auf ähnlich hohen Niveau arbeitet der Szenarist Dabitch hier. Er nutzt zum einen direkte Dialoge, laut Mike Dash sind diese oft in historischen Dokumenten zu finden, bei denen sich Dabitch sicherlich auch bedient hat.

[...]

Ich bin dem Reiz dieser Reise ins Unglück schon länger erlegen. Aber ein solcher Bericht in Form eines Comic kann durch die graphische Umsetzung ein richtiges "Bild" der historischen Ereignisse liefern, was ein Buch alleine so nicht kann. Insbesondere wenn es eine so gelungene Kombination von Szenario und Zeichnungen ist.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article3176.html)

Philipp Schreiber
11.02.2010, 20:33
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10865/unter_dem_hakenkreuz_2_ein_sommer_in_paris) über „Unter dem Hakenkreuz 2 – Ein Sommer in Paris” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_44&ref=1#tag324) von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot:



Story:
[...]

Meinung:
[...]

Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot beschreiten mit "Unter dem Hakenkreuz" einen ganz eigenen Weg, diesen Teil der Historie aufzuarbeiten. Der zweite Teil von "Amoures Fragiles" - so der viel treffendere Originaltitel der Serie - beschäftigt sich mit dem Schicksal der Deutschen, die noch vor Ausbruch des zweiten Welkrieges nach Frankreich ausgewandert sind. Das diese Flucht durchaus auch Schattenseiten hatte, ist wohl vielen in der Form nicht bekannt gewesen.

[...]

"Unter dem Hakenkreuz" hat zu Recht verschiedene Auszeichnungen bekommen, man darf gespannt sein, ob diese Geschichte auch in Deutschland die ihr zustehende Würdigung erfährt.

Fazit:
Lehrreiche Geschichte, schön, romantisch und entsetzlich zugleich, vor allem wenn man die Historie kennt.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10865/unter_dem_hakenkreuz_2_ein_sommer_in_paris)

Philipp Schreiber
11.02.2010, 20:39
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10864/die_weisse_tigerin_5_das_jahr_des_phoenix) über „Die Weiße Tigerin 5 – Das Jahr des Phönix” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag325) von Didier Conrad und Wilbur:



Story:
[...]

Meinung:
Man nehme einen Haufen real existierender Personen, einen Mythos, der unwillkürlich an James Bond erinnert und paare das Ganze mit der hübschen, aber nicht weniger gefährlichen Agentin Alix Yin Fu. Das sollte schon fast reichen um zusammen mit Conrads Zeichenstil ein kurzweiliges Lesevergnügen zu ermöglichen.

In "Das Jahr des Phönix" funktioniert das aber nicht so recht. Vielleicht fehlen einfach grundsätzliche Hintergründe der englischen Kolonialpolitik und der chinesischen Ränkespiele der damaligen Zeit, um das Ganze wirklich zu verstehen.

Die eigentliche Geschichte ist simpel und ist mit Abstand der schwächste Band von "Die Weiße Tigerin". Daran können auch die laszive Erotik, die in nette Bilder verpackte Gewalt und der offensichtlich an Daniel Craig angelehnte skrupellose englische Agent nichts ändern.

Fazit:
Mit Abstand der bisher schwächste Band der Serie.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10864/die_weisse_tigerin_5_das_jahr_des_phoenix)

Philipp Schreiber
11.02.2010, 20:44
Jons Marek Schiemann bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10847) über „Strain 5 – Vendetta” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=41&ref=1#tag318) von Ryoichi Ikegami und Buronson:



Story:
[...]

Meinung:
Zu Beginn erinnert der Band mehr an eine Soap Opera als an einen Thriller und die Familiengeschichte kann auch nur jemand nachvollziehen, der die voran gegangenen Bände kennt.

[...]

Die dramaturgischen Höhepunkte kommen erstaunlich undramatisch daher. Vor allem die Versöhnungsszenen sind schwach. Überspitzt formuliert: "Ach, übrigens, entschuldige das ich dich töten wollte." "Schon gut, lass uns essen gehen." Das ist unglaubwürdig. Ebenso ein Mordopfer, das von Kugeln durchsiebt noch einen längeren Monolog anstimmt. Na ja, wer sonst keine Sorgen hat... Man kann den Eindruck bekommen, das die Autoren keine Zeit mehr hatten und möglichst schnell fertig werden wollten. Dadurch hat der Band viel verschenktes Potential.

Zeichnerisch bietet der Band nichts besonderes. Die Zeichnungen sind solide, aber ohne spezielle kreative Ideen. Wer die "Crying Freeman" Bände von dem selben Zeichner Ryoichi Ikegami kennt, wird enttäuscht sein. Im Vergleich zu "Crying Freeman", der immerhin einige interessante Perspektiven bot, ist "Strain" sogar schwach.

Fazit:
Für den Abschlussband einer Actionserie erstaunlich undramatisch und enttäuschend.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10847)

Philipp Schreiber
11.02.2010, 21:04
Ralf Palandt bei Highlightzone (http://www.highlightzone.de/comic/unter_dem_hakenkreuz_2.html) über „Unter dem Hakenkreuz 2 – Ein Sommer in Paris” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_44&ref=1#tag324) von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot:



Mit "Ein Sommer in Paris“ liegt der zweite Teil der Geschichte “Unter dem Hakenkreuz“ auf Deutsch vor. Im frankobelgischen Raum konnte die Comic-Serie von Anfang an die Kritiker überzeugen. Der erste Band wurde mit dem Prix du Jury oecuménique d´Angouleme 2002, dem Second lauréat au prix de la ville de Genève 2001 und dem Bédélys d´Or Montréal 2001 ausgezeichnet. Von den 10 geplanten Bänden sind in Frankreich bereits vier erschienen. Auch in Deutschland wurde der erste Band mit dem Titel “Der letzte Frühling“ sehr positiv aufgenommen (z.B. von Fritz Göttler in der SZ vom 23.06.2009: “Es ist die große französische Tradition der Comic-Erzählung, die hier gepflegt wird, …“). Daher waren die Erwartungen an die Fortsetzung natürlich sehr hoch.

[...]

Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die zerbrechlichen Beziehungen der Menschen zueinander, allen voran die unerfüllte Liebe Martins zu Katharina. Daher drückt der französische Serien-Titel “Amours Fragiles“ besser den Kern der Geschichte aus, als der deutsche. Dabei gelingt es Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot in eher stillen als lauten Tönen ihre Figuren als vielfältige Persönlichkeiten mit feinen Nuancen und Gefühlen zu zeigen. Die Serie setzt sich wohltuend von vielen Vorgängern ab, die eher zur Schwarzweiß-Malerei neigen (vor allem bei den negativen Figuren, wie Nazis und Mitläufern).

Doch auch der Serien-Titel “Unter dem Hakenkreuz“ hat seine Berechtigung. Autor und Zeichner verbinden die Liebesgeschichten mit der Zeitgeschichte des Dritten Reiches. Laut des deutschen Herausgebers Schreiber & Leser brauchten Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot über zehn Jahre für ihre Recherchen zu den ersten drei Bänden. Der Nationalsozialismus ist hier kein x-beliebiger Hintergrund einer billigen Effekthascherei. Die Beiden zeigen unaufdringlich, wie die Ereignisse in den Alltag der Protagonisten mehr oder weniger drastisch einfließen und von ihrem Leben zunehmend Besitz ergreifen. Die sensible Erzählweise und der Auftritt differenzierter Figuren vermitteln eine Ahnung, wie ein Leben damals vielleicht verlaufen ist.

Erschreckend an “Ein Sommer in Paris“ ist die Aktualität des Gezeigten. Wenn Menschen durch Arbeitslosigkeit ihre Würde genommen wird, sie verbittern, und schließlich ihre Beziehungen zerbrechen, dann sind das Erfahrungen, die unzählige Arbeitslose seit Jahren wieder und wieder durchmachen müssen. Eine Politik, die mit Steuergeldern den Bankmanagern deren astronomisch-hohen Boni und weiterhin unverantwortliche Spekulationen ermöglicht, anstatt dem Volk zu Lohn und Brot zu verhelfen, hat aus der Geschichte nichts gelernt. Inwieweit sind Menschen bereit ihre Überzeugungen und Werte zu verkaufen, um dem Elend zu entgehen? Die Frage, ob man, angesichts der Existenzbedrohung, für einen Staat zum Spitzel werden soll oder darf, stellte sich nicht nur in den 1930/40er Jahren, sondern wird auch 20 Jahre nach dem Mauerfall noch diskutiert.



Komplette Rezension (http://www.highlightzone.de/comic/unter_dem_hakenkreuz_2.html)

Philipp Schreiber
11.02.2010, 21:14
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10933/black_op_6) über „Black OP 6” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=13&ref=1#tag331) von Labiano und Desberg:



Story:
[...]

Meinung:
Zu viel darf man vom Inhalt eigentlich gar nicht verraten und das soll an dieser Stelle auch nicht geschehen. Desberg greift ein Kapitel der amerikanischen Geschichte heraus, das - wenn auch fiktiv - so oder in anderer Form absolut vorstellbar und nachvollziehbar ist.

Neben einem durchaus nachvollziehbaren politischen Aspekt ist "Black Op" vor allem die ganz persönlichen Geschichte zweier vermeintlicher Jugendfreunde. Auch wenn man das Gefühl hat, Sergio Leone hätte das Drehbuch geschrieben - zu offensichtlich sind die erzählerischen Parallelen, in Rückblenden wird die Vergangenheit beleuchtet, unterschiedliche Zeitebenen versuchen aktuelle Geschehnisse zu erklären - gelingt es Desberg eine Geschichte glaubhaft zu erzählen, die ihres gleichen sucht.

Hugues Labiano, der auch schon mit Serge Le Tendre, Daniel Jacquett(Rodolphe) und Jean Dufaux zusammengearbeitet hat, setzt Desbergs Szenario im klassischen Stil aufs Feinste um. Insgesamt also der schon fast erwartete finale Höhepunkt einer wirklich außergewöhnlichen Geschichte.

Eine Empfehlung ohne Wenn und Aber.

Fazit:
Serio Leone sollte sich nach dieser Geschichte die Finger lecken.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/10933/black_op_6)

Philipp Schreiber
20.02.2010, 12:11
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2009/12/31/die-weisse-tigerin-5-das-jahr-des-phoenix/) über „Die Weiße Tigerin 5 – Das Jahr des Phönix” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag325) von Didier Conrad und Wilbur:



[...]

Komödiantisch, aber alles andere als zum Lachen. Die vorliegende Episode einer Reihe, die bisher Humor, Action und Spannung gut in Einklang bringen konnte, setzt hier fast vollständig auf die ernsten Seiten des Geheimdienstgeschäfts. Der Auftakt zeigt sofort die Grundrichtung der Handlung auf. Diese Richtung wird nicht nur beibehalten, sondern geht steil bergauf. Mit der Flucht aus China müssen zugunsten ihrer Herrin eine Menge Tigerinnen ihr Leben lassen. An dieser wie auch vielen anderen Stellen ist keine Gelegenheit für Spaß. Ähnlich wie Daniel Craig einen Bond auf den Kopf stellte, sorgt Wilbur, der Ersatz für seinen Vorgänger Yann, für ungewohnten Wind. Im 4. Teil der Reihe war diese Wende zu mehr Realismus nicht so stark spürbar.

Grafisch bleibt Didier Conrad der bisherigen Linie treu. Wo der Humor im Szenario fehlt, kann Conrad immer noch mit seinen Bildern punkten. Es mag für einen Leser ungewohnt sein, einen wirklich handfesten Thriller in dieser Form zu lesen, aber die Härte wird auf diese Art etwas unterdrückt. In einer realistischen Darstellung könnte die vorliegende Geschichte auf Augenhöhe mit Reihen wie Largo Winch mitspielen.

[...]

Tolle Spionagethrillerunterhaltung! Conrad und Wilbur schlagen eine noch härtere Gangart ein. Die Schule scheint für Alix Yin Fu endgültig vorüber zu sein. Wer ernsthafte Spannungsunterhaltung im Cartoon-Gewand mag, dem sei der 5. Teil der Reihe um die weiße Tigerin wärmstens ans Herz gelegt.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2009/12/31/die-weisse-tigerin-5-das-jahr-des-phoenix/)

Philipp Schreiber
20.02.2010, 12:30
Frank Willmann bei Kalaschnikow (http://www.kalaschnikow.de/de/index.php?id=1375&rubrik=1) über "Der Ausreisser" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=3_30&ref=1#tag263) von Hideo Azuma:



Berlin (Kalaschnikow) - Der Ausreißer ist mein erster Manga. Als klassischer Leser und Freund der Graphic Novel sind mir Mangas bisher nicht auf den Tisch gekommen. Das sollte sich nun mit dem Ausreißer ändern. Das Werk ist autobiografisch, es erzählt die Geschichte des erfolgreichen Mangazeichners (Mangaka) Hideo Azuma, der plötzlich und unerwartet seine Arbeit und seine Familie im Stich lässt. Er geht zum Zigaretten holen weg und lässt alles hinter sich liegen. Beeindruckend, verstörend, mutig.

Er schlägt sich obdachlos und binnen kurzem auch als Alkoholiker, durchs Leben. Schlussendlich landet er auch noch in der Psychiatrie und nimmt den Weg der Schmerzen, um wieder ans Ende des Tunnels zu gelangen, um neuen Atem zu schöpfen. Das ist philosophisch, tief, und kommt glücklicherweise nicht ohne Witz daher.

Das ist der eigentliche Wert des Buches. Auch im tiefsten Dreck wartet doch ein Witz, der es wert ist, gerissen zu werden.

Die Geschichte bleibt ohne wirkliches Ende, das überlässt der kluge Mangaka seinem Leser. Ein feiner Schachzug, der uns mindestens 2 Alpträume schickt. Wo wir uns als ausgebeuteter Kapitalistenknecht beuteln lassen, oder im feuchten Wald mit anderen Pennern um die vollen Flaschen kampeln.

Großer Lese-und Guck-Stoff- Manga, klasse Story, auch wenn die kleinen, fetten Comic-Figürchen anfangs für einen Nichtkenner gewöhnungsbedürftig sind.



Originale Rezension (http://www.kalaschnikow.de/de/index.php?id=1375&rubrik=1)

Philipp Schreiber
20.02.2010, 12:33
Michael Nolden im Comicblog (http://www.comicblog.de/2010/01/27/largo-winch-13-der-preis-des-geldes/) über „Largo Winch 13 – Der Preis des Geldes” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag330) von Philippe Francq und Jean van Hamme:



[...]

Jean van Hamme versteht es mit ungeheurer Präzision aus einer Sequenz, die auch einer Serie wie Dallas oder Denver Clan entsprungen sein könnte, einen dichten Thriller zu schaffen. Die Figur des Largo Winch ist jemand, der nicht alles weiß. Ausgestattet mit einem guten Herzen, einer kleinen Portion Naivität, großem Tatendrang und Mut, macht er sich daran, Rätsel zu lösen, die zunächst erst einmal weiter ausufern, bevor eine Lösung auch nur im Ansatz zu erkennen ist. Am allerwenigsten für Largo Winch.

[...]

Philippe Francq setzt die Handlungsvorgaben mit technischer Brillanz um. Dank Francqs Technik und Begabung sind nicht nur die Action-Szenen dicht geworden. Städte und Landschaften leben. Francq legt auf die kleinen Details wert, die es so selten in Comics zu sehen gibt. Simon und Freddy, Largos Freunde, verbringen den Abend trinken und erzählend zusammen. Der Leser sieht, wie sie sich auf dem Sofa vor dem Fernsehen lümmeln und Simon schließlich aufsteht. Der Blick auf diese Szene ist heimlich, als wäre der Leser still hinter ihnen im Raum. Es sind diese leisen Bilder, die den Leser heranziehen und auch einen Moment der Pause gönnen, bevor es rasante Verfolgungsjagden, Prügeleien und allerhand Überraschungen gibt.

Francq zeichnet sehr fein, fragil (das hört sich noch zerbrechlicher als nur zerbrechlich an). Seine Figuren kommen mit wenigen Tuschestrichen aus. Gesichter sind häufig kantig, Frauen vielleicht etwas stereotyp, solange sie jünger sind. Francqs Kulissen sind großartig, seine Perspektiven mit dem Blick eines Kameramanns gewählt. Kurzum, die vorliegende Ausgabe ist wieder ein Beweis für den Erfolg der Reihe, der neben der von Van Hamme straff erzählten Handlung auch in den tollen Bildern von Francq zu finden ist.

Ein ungewöhnlicher Auftakt wird zu einem ungewöhnlichen Thriller. Largo Winch ist wieder in Bestform. Innerhalb der USA gilt es, Intrigen und noch schlimmere kriminelle Machenschaften aufzuklären. Unvorhersehbar, voller packender Wendungen und mit tollen Bildern ist Der Preis des Geldes ein Top-Thriller.


Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2010/01/27/largo-winch-13-der-preis-des-geldes/)

Philipp Schreiber
20.02.2010, 12:40
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11029/largo_winch_13_der_preis_des_geldes) über „Largo Winch 13 – Der Preis des Geldes” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag330) von Philippe Francq und Jean van Hamme:



Story:
[...]

Meinung:
Feindliche Übernahmen, Werksschließungen, Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer, Globalisierung und Manipulation von Managern sind längst keine Fremdworte mehr und so wundert es auch nicht, dass Jean van Hamme den Großindustriellen Largo Winch mit den Folgen dieser scheinbar unvermeintlichen wirtschaftlichen Transaktionen konfrontiert. Durchaus glaubhaft - und im Laufe der Geschichte auch nachvollziehbar - wird der Selbstmord des Industriellen vor laufender Kamera inszeniert, vielleicht etwas unglaubhafter ist, dass ausgerechnet der Chef des Großunternehmens W jedes Mal in den Schlamassel rutscht. Aber das ist nun mal so und davon lebt "Largo Winch" letztendlich auch - und das, gar nicht schlecht.

Neben dem offensichtlichen Wirtschaftskrimi läuft allerdings auch im Privatleben von Largo Winch nicht alles nach Maß. Das alles zusammen ergibt wieder einen "Largo Winch" der Extraklasse, wie immer gekonnt von Philippe Francq in bester franko-belgischer Comic Manier umgesetzt. Es bleibt einfach unverständlich, warum ein Comic, der in Frankreich ein wahrer Renner ist, hierzulande kaum wirklich wahrgenommen wird.

Typischerweise ist auch der Film "Largo Winch - Tödliches Erbe", dessen Geschichte auf den ersten vier Bänden der Serie beruht, in Deutschland nur als Video erschienen - ganz zu Unrecht, denn der Film ist wie die Comic Serie wirklich deutlich mehr als Mittelmaß.

Fazit:
Sergio Leone sollte sich nach dieser Geschichte die Finger lecken.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11029/largo_winch_13_der_preis_des_geldes)

Philipp Schreiber
20.02.2010, 12:47
Stefan Erlemann bei Media Mania (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=14731&title=Das_Jahr_des_Phoenix) über „Die Weiße Tigerin 5 – Das Jahr des Phönix” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag325) von Didier Conrad und Wilbur:



[...]

Das Jahr des Phönix“ ist das fünfte Album der Serie „Die Weiße Tigerin“. Grafisch umgesetzt werden sämtliche Abenteuer, die ebenso kunstvoll wie markant auf die laszive Heldin zugeschnitten sind, von Didier Conrad. Er vermag es von der ersten Seite an den Leser mehr als zufrieden zu stellen. Nicht nur die schöne Heldin, auch die Bösewichter gelingen ihm famos, kaum eine Seite, die nicht zumindest das männliche Publikum mehr als fesselt.
Seine historisch korrekten Ansichten von Straßenfluchten, Automobilen, Häuserzeilen und Lasterhöhlen sind so detailreich wie prägnant und machen es dem Betrachter leicht, das Album in den höchsten Tönen zu loben.

Ganz anders sieht die Sache leider auf der erzählerischen Ebene aus. Hatte man nach drei Bänden noch erschreckt innegehalten, weil der geniale Yann nicht mehr als Autor firmierte, sondern Wilbur, sah man sich im vierten Album eines Besseren belehrt: Der Wechsel war gelungen, Wilbur vermochte die Leser zu begeistern und Yann fast vergessen machen.
Leider trifft dies für das fünfte Album ganz und gar nicht zu. Wo ist die Lockerheit, wo der Humor, wo die leichte Linie der Handlung? Wo die tiefsinnigen Anspielungen, der Feingeist der Auseinandersetzung zwischen Kommunisten und Faschisten, der die ersten vier Alben zu etwas Einmaligem auf dem Comicmarkt gemacht hatte?
Stattdessen gibt es Leichen ohne Ende. Gleich mehrere Dutzend junge Frauen, viele Agenten, Unschuldige und Schuldige, Gute und Böse – immer wieder tritt brutale Gewalt an die Stelle der eleganten Art, die Alix bevorzugte. Sie legte in den ersten Alben zwar auch Hand an, tötete aber nicht.
Hier geht es nicht mehr um Alix, ihre „Jadeblüte“ oder ihren Werdegang, sondern um eine harte, brutale Auseinandersetzung zwischen sich hassenden Lagern. Nur Alix und ihre wunderbare Naivität sind dabei fehl am Platz. Folgerichtig spielt sie fast eine Nebenrolle, tritt zur Seite und macht Agenten und Kommunisten Platz. Leider.

Das fünfte Album kann grafisch überzeugen, enttäuscht jedoch in erzählerischer Hinsicht. Wilbur trifft den Ton der ersten vier Alben nicht und versetzt den Leser in eine völlig neue, wenig amüsante Welt. Ob das der Reihe nachhaltig schadet, muss man abwarten, die Fans der schönen Alix Yin Fu jedenfalls kommen noch ganz gut weg, ist doch die Grafikpracht von „Das Jahr des Phönix“ über jede Kritik erhaben.


Komplette Rezension (http://www.media-mania.de/index.php?action=rezi&id=14731&title=Das_Jahr_des_Phoenix)

Philipp Schreiber
20.02.2010, 12:55
Anne Hahn bei Kalaschnikow (http://www.kalaschnikow.de/de/index.php?id=1381&rubrik=1) über die Serie "Unter dem Hakenkreuz" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_44&ref=1) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



Berlin (Kalaschnikow) - Sie haben zehn Jahre lang recherchiert, will man dem Verlag glauben, um die ersten drei Bände ihrer Comic-Reihe „Unter dem Hakenkreuz“ zu schaffen. Und geschaffen haben sie ein wahres Kunstwerk! Der Autor Philippe Richelle stellt in einer einfachen und doch sehr subtilen Geschichte einen ganz normalen Jugendlichen vor, einen jungen Mann, der gerade sein Abitur beendet, durch eine deutsche Stadt streunt und verliebt ist. Martin hat Herz und Augen an eine neue Nachbarin verloren, die dunkelhaarige Katharina, Tochter des Arztes Braun. Soweit, so normal – nur die Zeit ist es nicht, denn das Ganze spielt „Unter dem Hakenkreuz“.

[...]

Die Darsteller des Comics wirken authentisch, ihre Gefühle sind heutig, oder ewig menschlich. Auch 1932 fuhren Verliebte Riesenrad und lümmelten auf Wiesen herum. Nur dass heute keine SA-Männer vorbeischlendern, die den kleinen Hund deiner Angebeteten abstechen, weil sie bemerken, dass diese eine Jüdin ist. Allmählich kippt die Geschichte ins Böse – und das ist genial, denn der Leser fragt sich ständig, wie hätte ich mich verhalten. Wo ist die Grenze, wie weit geht das Verständnis? Martin und Katharina werden daran gehindert, ein Paar zu sein. Schon der erste Band des Comics endet dramatisch und so spannend, dass man sofort nach dem 2. Teil greift. Dieser setzt im Dezember 1938 in Paris ein. Martin lebt unter der Bohème, will eigentlich seine Doktorarbeit schreiben, wird aber zunehmend in die Kreise der deutschen Emigranten integriert. Henry, der arbeitslose Schauspieler und dessen Freundin Maria leben Martin das bittere Los der Deutschen im Exil vor. Und Katharina taucht wieder auf, die sich jetzt Cathérine nennt. Wie sie sich über Wasser hält, ob es mit Martin diesmal klappt und was aus den Pariser Freunden wird, sollte sich jeder selbst erschauen! Wir warten gespannt auf den dritten und alle weiteren der auf 10 Bände angelegten Serie und empfehlen: Pflichtlektüre für den Deutsch und Kunstunterrichtunterricht ab 9. Klasse! Danach Aufsätze schreiben und zeichnen - Text und Illustrationen gleichwertig behandeln!

Prädikat: besonders wertvoll



Komplette Rezension (http://www.kalaschnikow.de/de/index.php?id=1381&rubrik=1)

Philipp Schreiber
05.03.2010, 10:41
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11082/cosa_nostra_3_die_fetten_jahre) über „Cosa Nostra II – Die Spieler” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=42&ref=1#tag312) von David Chauvel und Erwan LeSaëc:



Story:
[...]

Meinung:
Comic meets Geschichtsunterricht. Chauvel und Le Saec rollen die Historie des organisierten Verbrechens auf ihre eigene Art und Weise auf. Sie setzen - im Gegensatz zu den eher verherrlichenden und teils romantisierenden Beschreibungen der Mafia wie man sie aus filmischen Epen wie "Es war einmal in Amerika", "Good Fellas", "Die Unbestechlichen" oder der "Pate" kennt - historischen Fakten in eine Folge einfacher und unspektakulärer Bilder im klassischen Stil um.

Der Werdegang der Protagonisten, die Motivation für ihr Handeln und die daraus oft zwangsläufigen, unausweichlichen Folgen werden akribisch, detailliert und ungeschönt beschreiben und dokumentiert. Diese Geschichten erfordern eine ungehörige Aufmerksamkeit, zu viele unterschiedliche Charaktere greifen in die blutigen Auseinandersetzungen ein, so dass man immer wieder gezwungen ist, zurückzublättern und ganze Passagen erneut zu lesen.

Der äußere Rahmen der Geschichte wird durch eine "neutrale" Aufzählung der Geschehnisse gebildet - ohne den man leicht die Übersicht verlieren könnte. Dieser äußere Rahmen - die historischen Fakten - werden durch eher prosaische Dialoge, die versuchen, die Handlungen zu erklären, ergänzt.

Das Resultat ist ein durchaus glaubhafte "historische" Abhandlung des sich formierenden organisierten Verbrechens.

Fazit:
Comic und Geschichte treffen in lebendiger Form aufeinander und das in einem ansprechenden und handlichen Format



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11082/cosa_nostra_3_die_fetten_jahre)

Philipp Schreiber
05.03.2010, 10:55
Michael Hüster bei Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com/Article3241.html) über „ Jessica Blandy 1 – Enola Gay/ Dr. Zack / Garden of Evil (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=46&ref=1#tag333)” von Renaud und Jean Dufaux:



[...]
Die drei ersten Alben der Serie, die in diesem Band vereint sind, schlugen damals im Original ein wie eine Bombe. Das lag zum einen an den recht freizügigen erotischen Darstellungen, die natürlich schon selbst einen gewissen Reiz entwickeln, und zum anderen an der kompromisslosen Darstellung von Gewalt. Und natürlich wird der Leser auch von der optisch sehr ansprechenden und geheimnisvollen weiblichen Hauptfigur Jessica Blandy in den Bann gezogen. Jessica überlässt den Männern nicht die Hauptrolle.

Jean Dufaux hat packende Szenarios entworfen, in denen das typische Personal des Krimis und des Thrillers im Hintergrund agiert, damit der Auftritt der Heldin ins rechte Licht gerückt wird. Renaud setzte das Ganze in sehr ansprechend Zeichnungen um, die farblich und optisch irgendwo zwischen XIII und Largo Winch angesiedelt sind. Schöne Serie.

Ich hätte mir jedoch lieber ein Album-Format gewünscht.


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article3241.html)

Philipp Schreiber
05.03.2010, 11:13
Dave Schläpfer bei Comic Check (http://www.comic-check.ch/comic-archiv/märz-2010/#cc-m-text-with-image-1470321112) über „Ein Fall für Inspektor Canardo – Die Frau ohne Gesicht” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=18&ref=1#tag323) von Benoît Sokal:



Canardo sagt nicht nein, als ihn die kurvenreiche Prostituierte Galina darum bittet, sie nach einem anstrengenden Arbeitstag in der Horizontale nach Hause zu fahren. Und ausnahmsweise trifft den dauernd schlotenden und saufenden Detektiv-Erpel im zerknitterten Trenchcoat diesmal tatsächlich keine Schuld, als es dabei zu einer massiven Kollision mit einem Sportwagen kommt. Die beiden gerammt Wordenen kommen in einem Luxusspital im Kleinherzogtum Belgamburg wieder zu sich. Beim Unfallverursacher handelt es sich um keinen Geringeren als Kronprinz Norbert von Belgamburg, das schwarze Schaf der versnobten und auf ihre Weise ziemlich degenerierten Adelsfamilie, für die Bigotterie zum Tagesgeschäft gehört. Selbstredend, dass das Geschehene auf keinen Fall publik werden darf.. Doch dass sich der ewiggeile Norbert ausgerechnet in Galina – die eine Schönheitsoperation der besonderen Art erhält – verkuckt hat, vereinfacht die Dinge nicht unbedingt.

Sokal ist mit «Die Frau ohne Gesicht» (Schreiber & Leser, zirka 24 Franken) ein ironischer Kommentar zum verkorksten Dynastienleben geglückt. Canardo kommt so kaputt wie eh und je daher – leider spielt der tollpatschige Ermittler mit dem meistens richtigen Gespür fast nur eine Nebenrolle und löst den «Fall» (sofern es überhaupt einen gibt) quasi zufällig. Insgesamt plätschert die Story wie auch schon beim 17. Band entschieden zu sehr dahin und das Konzept (Erwachsenenplot bei Funnygrafik) ist inzwischen viel zu routiniert, als dass an die Sprengkraft der früheren Abenteuer angeschlossen werden könnte. Trotzdem eine kurzweilige Lektüre. (scd)


Originale Rezension (http://www.comic-check.ch/comic-archiv/märz-2010/#cc-m-text-with-image-1470321112)

Philipp Schreiber
31.03.2010, 11:51
Thomas Dräger in ZACK (http://www.zack-magazin.com) Nr. 130 über die Serie "Unter dem Hakenkreuz" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_44&ref=1) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



Weil im Zack-Forum die Serie „Es war einmal in Frankreich“ so positive Bewertungen erzielt, hier ein Blick auf die im selben Umfeld angesiedelte Reihe „Unter dem Hakenkreuz“. Zwei Geschichten um Deutsche, Juden und Franzosen und zwei völlig unterschiedliche Sichtweisen. Wo „Es war einmal in Frankreich“ eine dreckige Welt voller Gewalt zeigt, ist hier eine zarte und unglückliche Liebe das zentrale Thema. Beuriot und Richelle stellen dem actionlastigen Thriller im Zack ein detailliertes Zeit- und Sittengemälde gegenüber. Martin Mahner flüchtet vor einer unerwiderten Liebe zu einer Jüdin nach Frankreich, um in Paris vielleicht auch seine Doktorarbeit zu schreiben. Doch zwischen arbeitslosen Schauspielern, agitierenden Exilanten, senilen Professoren und opportunistischen Künstlern verfliegt die Zeit und als Frankreich 1939 die Deutschen im Stadion von Colombes interniert, kehrt Martin in den sicheren Schoß seiner Familie zurück und wird damit wieder ein Teil Nazi-Deutschlands. Ruhig, wohl nahe am echten Leben mit nicht nur bösen Nazis und verdammt viel Informationen zum damaligen Leben in den authentisch ausgestatteten Bildern. Das totale Gegenteil zu Tarantinos „Inglourious Basterds“, die wunderbare Verbindung einer anrührenden Geschichte und Milieustudie – Geschichte für die linke und die rechte Hirnhälfte.

Für Fans differenzierter Erzählungen, die dem Leser das Urteilen überlässt.

Philipp Schreiber
31.03.2010, 12:05
Peter Hetzler bei Comickunst (http://comickunst.wordpress.com/2010/03/29/die-sandkorntheorie/) über „Die Sandkorntheorie” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=25&ref=1#tag332) von François Schuiten und Benoît Peeters:



[...]

Die Sandkorntheorie ist ein neues Album aus dem Zyklus der Geheimnisvollen Städte. Sie thematisierten die Grenzen von Architektur und Stadtentwicklung, kafkaeske Bürokratien und – wie in diesem Album – surreale Erscheinungen des Alltagslebens. Technik und Mode in Schuitens Comics entsprechen der des ausgehenden 19. Jahrhunderts, was ihnen eine sehr eigene, viktorianische Atmosphäre verleiht. Das wirkt auf den ersten Blick etwas bieder und konservativ, und ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber der Appetit kommt beim Essen. Die Unverwechselbarkeit der Zeichnungen geht einher mit Geschichten, die die Engländer mit dem Idiom very sophisticated charakterisieren würden.

[...]

Für seine Fans hat mit diesem Album eine lange Wartezeit ein Ende. Allen, die ihn nicht kennen, gibt das Album Gelegenheit, einen Blick in das Werk eines Künstlers zu werfen, dessen Arbeiten mit keinen anderen in der Comicwelt vergleichbar sind. 2002 erhielt Schuiten in Angoulême den Großen Preis für sein Lebenswerk.


Komplette Rezension (http://comickunst.wordpress.com/2010/03/29/die-sandkorntheorie/)

Philipp Schreiber
20.04.2010, 10:34
Marco Behringer bei Textem (http://www.textem.de/2013.0.html) über Jeronimus Zweiter Teil – Schiffbruch (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=45&ref=1#tag334) von Jean-Denis Pendanx und Christophe Dabitch:



[...]

Auch im zweiten Band verwendet Dabitch eine abwechslungsreiche Mischung aus Voice overs und knappen Dialogen und fügt selbstreflexive Gedanken in seine Erzählung ein – zum Beispiel Vermutungen über das Psychogramm des Anti-Helden. Während der erste Band als Einleitung und Vorspiel gewertet werden kann, ist der zweite Band ein einziges Spektakel, das von einer nervenzerreißenden Spannung begleitet wird. Die Psychologisierung des Protagonisten und die dargestellte Alltagskultur auf dem Schiff machen diesen Ausschnitt aus der Mikrohistorie für den Leser lebendig.

Pendanx’ Zeichnungen werden wie im ersten Band mit impressionistischen Farben kombiniert, die nach Öl- oder Acrylfarben aussehen. Die dichte narrative Atmosphäre verknüpft sich mit den Bildern zu einem einheitlichen Ganzen.
Der Cliffhanger am Ende schraubt die Spannung noch mal ganz nach oben. Auf die Fortsetzung kann man gespannt sein.



Komplette Rezension (http://www.textem.de/2013.0.html)

Philipp Schreiber
20.04.2010, 10:49
Oliver Ristau in ver.di PUBLIK (http://publik.verdi.de) 04/2010 über die Serie "Unter dem Hakenkreuz" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_44&ref=1) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



Deutschland, 1932: Der junge Martin steht vor dem Abitur und verliebt sich in die jüdische Nachbarstochter Katharina. Bald bekommen beide die politischen Auseinandersetzungen jener Zeit zu spüren, denn die sich ausbreitende nationalsozialistische Ideologie trifft nicht nur auf einen bei der Bevölkerung vorherrschenden Nationalstolz, sondern auch auf ausgeprägten Antisemitismus.

Amours Fragiles, so der Originaltitel der französischen Comic- Reihe, handelt aber in erster Linie von zerbrechlichen Liebesbeziehungen. Blickt der erste Band noch mehr auf die politischen Aspekte, befasst sich der zweite Teil Ein Sommer in Paris, in dem Martin seiner Katharina nach Frankreich folgt, stärker mit den Beziehungen der Hauptfiguren.

Ein dritter Teil dieser fein und anspruchsvoll gezeichneten Erzählung in dezenter Farbgebung ist bereits angekündigt.

Philipp Schreiber
21.04.2010, 12:44
Matthias Hofmann bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11409/jessica_blandy_1_enola_gay__dr_zack__garden_of_evi l) über „ Jessica Blandy 1 – Enola Gay/ Dr. Zack / Garden of Evil (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=46&ref=1#tag333)” von Renaud und Jean Dufaux:



Story:
[...]

Meinung:
Mit Jessica Blandy kehrt eine für Deutschland tot geglaubte Serie aus den 80er Jahren auf den Markt zurück. Ein einziger Band erschien 1992 bei Ehapa und dann war Schluss. Insgesamt 24 Alben dieser bemerkenswerten Serie sind jedoch in der Originalausgabe erschienen, die es lohnt zu entdecken. Zum Glück startet in Frankreich in diesem Jahr die Gesamtausgabe und so kommen zeitgleich mit den Franzosen auch die deutschen Comicfans in den Genuss der neuen Edition.

Jessica Blandy versprüht eine starke Aura der Zeit, in der die Serie erschaffen wurde. Die Klamotten und Föhnfrisuren könnten so manchem aus TV-Serien wie Miami Vice bekannt vorkommen. Die Stories drehen sich um moderne Themen: korrupte Politiker, Serienmörder, Satansanbeter kommen ebenso vor, wie degenerierte Hinterwäldler oder durchtriebene Drahtzieher, die über Leichen gehen.

[...]

Aus heutiger Sicht wirken manche Szenen der vorliegenden Geschichten etwas arg klischeehaft, aber als die Serie auf den Markt kam, hatte sie die Funktion eines Eisbrechers. Renaud und Dufaux knacken Tabus und zeigen moderne Themen, die man bis dahin nur aus hard-boiled detective Romanen oder Filmen gekannt hatte. In den ersten Bänden ist Jessica noch nicht die ganz harte Frau, die sie später sein wird, zu sehr ist sie Spielball des Geschehens. Dennoch hat sie indirekt die Fäden in der Hand und spielt eine durchaus starke Frauenrolle, die den Leser fasziniert.

[...]

Fazit:
Jessica Blandy ist wieder da. Das alte Ehapa-Album kann man getrost wegwerfen, denn die neue Serie hat alles, was eine mustergültige Gesamtausgabe ausmacht. Schön editiert mit einem Bonus-Artikel zur Serie, ist sie ein gelungener Beitrag für die nicht zu üppig vorkommende Spezies der realistischen Krimi-Comics. Die Heldin ist tough und sexy. Die Geschichten sind direkt, spannend und extrem unterhaltsam. Mehr davon!


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11409/jessica_blandy_1_enola_gay__dr_zack__garden_of_evi l)

Philipp Schreiber
05.05.2010, 09:34
Marco Behringer bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11498/barbara_1) über „ Barbara Teil 1 (von 2) (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=47f&ref=1#tag340)” von Osamu Tezuka:



Story:
[...]

Meinung:
[...]

Der Auftakt von Tezukas surrealem Satire-Trip ist sicherlich autobiographisch geprägt. Denn der Protagonist ist ein dandyhafter und erfolgsverwöhnter Schriftsteller. Wie weit aber die neurotischen sexuellen Triebstörungen Mikuras autobiographisch geprägt sind, bleibt wohl ein Geheimnis. Faktisch erinnert die Thematisierung von sexuellen Abgründen an die Werke des Filmregisseurs Stanley Kubrick (Lolita, Uhrwerk Orange, Eyes Wide Shut).

Tatsächlich ist die Geschichte sehr selbstreflexiv und selbstkritisch geschrieben. Tezuka erzählt seine vielschichtige Geschichte in einem flapsigen und satirischen Erzählton. Die Handlung lebt in erster Linie von der Spannung zwischen Mikura und Barbara, deren Entwicklung der Manga-Großmeister in einfühlsamen Charakterskizzen psychologisch nachgeht. Dabei schlüpfen die Protagonisten in unterschiedliche Rollen: Wer als jeweiliger Retter auf den Plan tritt, kann sich von Episode zu Episode ändern.

[...]

Barbara liest sich flüssig und leicht, ist amüsant und trotzdem noch lehrreich. Denn Tezuka streut Zitate aus der klassischen Literaturgeschichte in die Dialoge und verweist auf literarische (Puschkin) und kulturgeschichtliche (Mythologie des klassischen Altertums) Vorbilder. Sein dynamischer Strich passt hervorragend zum flapsigen Erzählstil und dem dynamischen Erzähltempo. Dass er aber jederzeit auch (sur)realistisch zeichnen kann, beweist Tezuka in einzelnen, herausragenden Panels. Seine schwarzweißen Zeichnungen pendeln zwischen reduzierten, cartoonhaftem und mangatypischem Kitsch (Figuren) sowie detailiertem Realismus (Hintergründe). Mikuras surreale Abenteuer visualisiert der Japaner teilweise durch verzerrte und verschwommene Darstellungen. Bemerkenswert sind auch die vielen auffallenden Ornamente und feinen Schraffuren.


Fazit:
Tezukas Barbara ist ein zeitloses Meisterwerk, das zu Recht das Label „Graphic Novel“ trägt. Das bohèmenhafte, surreale und satirische Beziehungschaos unterhält durch eine rasant erzählte und komplexe Story, schlagfertige Dialoge, gelungene Zeichnungen und ist keinesfalls nur eingefleischten Manga-Lesern zu empfehlen – im Gegenteil: Barbara ist (eher) an ein erwachsenes Publikum gerichtet.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11498/barbara_1)

Philipp Schreiber
20.05.2010, 09:58
Marcus Offermanns bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11589/die_sandkorntheorie) über „Die Sandkorntheorie (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=25&ref=1#tag332)” von François Schuiten und Benoît Peeters:



Story:
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Meinung:
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So verrückt wie sich die Story um die aus dem Nichts erscheinenden Steine und den sprudelnden Sand anhört, mit zunehmender Dauer zieht "Die Sandkorntheorie" den Leser immer mehr in seinen Sog. Zum einen weiß der Stil des Comics absolut zu überzeugen. Tolle Zeichnungen zeigen einen interessanten urbanen Ort. Im weiteren Verlauf der Geschichte lernt der Leser weitere Bereich dieser wunderbaren Parallelwelt kennen, die gleichsam fesselnd wirken, wie die Stadt Brüsel. Neben dem optischen Eindruck ist es die inhaltliche Ebene, die fasziniert. Rätselhafte Ereignisse, komische Typen und ein leichter Mystery-Touch wirken hervorragend zusammen. Spätestens wenn Mary ihre Arbeit aufnimmt und die Fremden aufspürt, kommt ordentlich Zug in die Story und die Spannung steuert auf den Höhepunkt zu.

Zeichnerisch ist "Die Sandkorntheorie" nach einem ganz eigentümlichen Muster konzipiert. Auf grauem Papier gedruckt, bleiben die Bilder farblos. Die grau schwarzen Zeichnungen zeigen zudem nur wenig weiß. Dieses optische Stilmittel ist mit dem Inhalt verknüpft, denn nur der Sand und die Steine sind erscheinen strahlend weiß. Durch markante Strich-Zeichnungen erschaffen die Autoren beziehungsweise der Zeichner eine urbane, technisierte Welt, die den Stil des 19. und anfänglichen 20. Jahrhunderts nachempfunden ist. Die Technik sowie der Kleidungsstil wirken also "etwas in die Jahre gekommen" werden aber durch eine Vermischung mit futuristischen Bauwerken aus ihrem Kontext gerissen. So entsteht eine ganz eigentümliche utopische Welt, die ein wenig an die Stadtpanoramen aus Fritz Langs "Metropolis" erinnern. Die Architektur nimmt einen großen Platz im zeichnerischen Schaffen der Autoren ein, was sie in den einzelnen Geschichten ihrer Geheimnisvollen Städte" mehrmals zeigen. Jedem dem "Die Sandkorntheorie" gefällt, sein die anderen Werke des Zyklus empfohlen. Neben den ansprechenden und fantasievollen Inhalten sind vor allem die künstlerischen Zeichnungen hervorzuheben, die das Werk von Schuiten und Peeters ausmachen.

Fazit:
"Die Sandkorntheorie" ist voller Symbole und fantasievoller Inhalte. Die tollen Zeichnungen einer postmodernen Stadtlandschaft und die künstlerisch philosophische Geschichte über Gleichgewicht und Bestimmung ziehen den Leser schnell in ihren Bann und überzeugt durch eine sinnige Auflösung. Auch nach dem Lesen beschäftigt die "Sandkorntheorie" aufgrund seiner tiefgründigen Storyline.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11589/die_sandkorntheorie)

Philipp Schreiber
20.05.2010, 10:01
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11619/unter_dem_hakenkreuz_3_maria) über „Unter dem Hakenkreuz 3: Maria” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag338) von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot:



Story:
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Meinung:
Spätestens seit die Anne-Frank-Stiftung mit "Die Suche" - einem Comic im Zeichenstil Hergés - versucht hat, die Verbrechen und Greul des Dritten Reichs einer jüngeren Generationen nahe zu bringen, hat sich diese Thematik auch in der Welt der bunten Bilder etabliert. Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot beschreiten mit "Unter dem Hakenkreuz" einen ganz eigenen Weg, diesen Teil der Historie aufzuarbeiten.

Im dritten Teil beleuchten die beiden ein weiteres dunkles Kapitel des 2. Weltkrieges. 1943, der Krieg ist ganz offensichtlich verloren, der Widerstand im Volk wächst, gleichzeitig versucht das Naziregime, eine Atmosphäre des Misstrauens zu erzeugen. Jeder bespitzelt jeden, persönliche Animositäten führen zu Verleumdungen und Anklagen, die rücksichtslos und ohne Ansehen der Person zu Verurteilungen führen. In diesem Umfeld kann niemand mehr Nachbarn, guten Freunden oder Kollegen vertrauen, kleinste Hinweise führen zu Verhaftungen durch die Gestapo - und auch Maria bleibt nicht davon verschont.

Richelle und Beuriot verstehen es, diese bedrückende Atmosphäre einzufangen und in eine spannende Rahmenhandlung einzubinden. Bedrückend ist auch die Offensichtlichkeit und Vorhersehbarkeit des Ausgangs der Geschichte, die ganz zwangsläufig in der Katastrophe endet.

Fazit:
Lehrreiche Geschichte, schön, irgendwie romantisch und entsetzlich zugleich.



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11619/unter_dem_hakenkreuz_3_maria)

Philipp Schreiber
20.05.2010, 10:29
Michael Hüster bei Comic Radio Show (http://www.comicradioshow.com/Article3311.html) über „Largo Winch 14: Im Namen des Dollar (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag337)” von Philippe Francq und Jean van Hamme:



Es ist vollbracht. Die Serie Largo Winch liegt mit dem Erscheinen des 14. Albums „Im Namen des Dollar“ jetzt komplett bei Schreiber & Leser vor. Wenn zwar mittlerweile auch ziemlich politisch korrekt, so ist die Serie und ihr Held immer noch unvergleichlich gut. Die typischen Sexszenen gibt es im vorliegenden Album eher weniger, wenngleich die Autoren am Ende des Bandes dann doch nicht ganz darauf verzichten möchten. Aber natürlich geht es wieder, wie sollte es bei Largo auch anderes sein, um viele Dollars und kriminelle Betrugsszenarien.

[...]

Mit dem Zyklus „Der Preis des Geldes“ und „Im Namen des Dollar“ hat Jean van Hamme wieder eine starke Story aus dem knallharten Firmenbusiness präsentiert, die Zeichner Philippe Francq mit seinen dynamischen und klassischen Zeichnungen sowie seiner typischen farbenfrohen Kolorierung wieder sehr schön in Szene gesetzt hat.

Largo Winch ist immer wieder spannend – kurzweilig – sehenswert!


Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article3311.html)

Philipp Schreiber
20.05.2010, 10:40
Anne Hahn bei Weltexpress (http://www.weltexpress.info/cms/index.php?id=6&tx_ttnews%5Btt_news%5D=26370&tx_ttnews%5BbackPid%5D=385&cHash=e0843f847c) über „Unter dem Hakenkreuz 3: Maria” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag338) von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot:



Berlin (Weltexpress) - Der dritte Band ist da!! Ja, wir sind immer noch begeistert – und diesmal wurde gar geweint! Der dritte Band setzt wiederum 1943 im Südosten Frankreichs ein, Martin spielt Tennis und orakelt in Gartenlokalen über den Stand der Dinge, bis ihn eine Nachricht nach Deutschland ruft – sein Vater ist gestorben. Während er ohne große Trauer seinen Vater zu Grabe trägt, fragt sich Martin, was wohl aus Maria, der Gefährtin der Pariser Tage geworden ist ...

Und an dieser Stelle, auf Seite 12, beginnt die unheilvolle Geschichte Marias, die mit ihrer kleinen Tochter Alicia bei einem Doktor in Rheinland-Pfalz untergekommen ist. Sie ist seine Privatsekretärin und schaut genau hin, was um sie herum passiert – Widerstand, Wegschauen oder Verrat und Denunziation sind die düsteren Geflechte unter dieser Diktatur, die keinen entkommen lassen. Wie sich Maria verhält, wie weit sie dabei geht und mit welchen Konsequenzen, soll hier nicht vorweggenommen werden – auch wenn wir für den Rest des Buches auf Martin verzichten müssen und bereits dem 4. Band entgegen harren – erschauen Sie sich diesen tragischen Seitenzweig der Geschichte selbst, der trauriger und dramatischer kaum sein kann! Was wird wohl bald folgen? Wir bangen und bleiben dran!


Originale Rezension (http://www.weltexpress.info/cms/index.php?id=6&tx_ttnews%5Btt_news%5D=26370&tx_ttnews%5BbackPid%5D=385&cHash=e0843f847c)

Philipp Schreiber
20.05.2010, 15:54
Dave Schläpfer bei Comic Check (http://www.comic-check.ch/comic-archiv/april-2010/#cc-m-textwithimage-1470608012) über die Serie "Unter dem Hakenkreuz" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_44&ref=1) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



[...]
Mit der Serie «Unter dem Hakenkreuz» (Schreiber & Leser, Band 1 zirka 40 Franken, Band 2 zirka 34 Franken) ist Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot ein grosser Wurf gelungen. Mit einem angenehm unaufdringlichen Zeichenstil wird anhand der Biografie eines mittelmässig an Politik interessierten Jünglings, der im Grunde einfach sein Leben leben und glücklich werden will, aufgezeigt, wie Deutschland sukzessive auf die Katastrophe zusteuerte. Wie die Bevölkerung sich darauf einliess, wie mancher es ahnte, wie gewiss einige davor warnten, und wie man doch nichts dagegen unternahm, unternehmen wollte, unternehmen konnte. Der an den Anfang des ersten Bandes «Der letzte Frühling» gesetzte Prolog wirft einen Blick voraus ins Jahr 1943 und lässt erahnen, dass die Geschichte für den Protagonisten möglicherweise durchaus tragisch ausgehen könnte. Hier schliesst der dritte Band «Maria» an, dessen Erscheinen noch auf das Frühjahr 2010 anberaumt ist.

«Unter dem Hakenkreuz» besticht vor allem durch seine komplex und keineswegs frei von Widersprüchen gestalteten Figuren sowie die differenzierte historische Betrachtungsweise: Auch wenn – und vielleicht gerade weil – der Autor Franzose ist, hält ihn das etwa im zweiten Band «Ein Sommer in Paris» keineswegs davon ab, auch mit dem braunen Gedankengut sympathisierende eigene Landsmänner auftreten zu lassen. Stark! (scd)


Originale Rezension (http://www.comic-check.ch/comic-archiv/april-2010/#cc-m-textwithimage-1470608012)

Philipp Schreiber
21.05.2010, 11:02
Marco Behringer bei Comicgate (http://www.comicgate.de/content/view/1758/51/) über „Die Sandkorntheorie (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=25&ref=1#tag332)” von François Schuiten und Benoît Peeters:



Gewichtsverlust trotz opulenter Speisen? Aus dem Nichts auftauchende Steine, deren Gewicht (6793 Gramm) eine Primzahl ergeben? Sand, der sich in der Wohnung anhäuft und niemand weiß, warum? Das sind die mysteriösen Zutaten in Die Sandkorntheorie. Das Album gehört dem Zyklus Die Geheimnisvollen Städte an und setzt sich deshalb in utopisch-phantastischer Weise mit der Mode- und Kunstgeschichte genauso auseinander wie mit architektonischen, stadtgeographischen und technischen Themen. Die Altmeister des frankobelgischen Comics François Schuiten (Zeichnungen) und Benoît Peeters (Text) sind auf diesem Gebiet also bereits ein eingespieltes Team. Ihre neueste Arbeit kann aber auch unabhängig von den bisherigen Werken oder als Einstieg gelesen werden, da kein Vorwissen nötig ist.

[...]

Die Geschichte ist atmosphärisch sehr dicht und durch die verschiedenen Protagonisten komplex erzählt. Doch das Ganze wird nie unübersichtlich oder konfus. Bei der Lektüre denkt man schnell an die frühen Arbeiten von Enki Bilal/Pierre Christin (Die Stadt, die es nicht gab, Ehapa), nur unpolitischer, oder an Moebius (Die Hermetische Garage, Cross Cult), nur weniger bizarr und satirisch. Aber die größte Verwandtschaft dürfte wohl mit Daniel Hulets Trilogien Immondys und Extra Muros (beide Ehapa) vorliegen, weil auch Die Sandkorntheorie durch graustufige Charakterskizzen und trotz utopisch-fantastischer Elemente in Punkto Szenario einen realistischen Bezug aufweist - zum Beispiel ein Jugendstil-Haus.

Überhaupt sorgen die detailverliebten und architektonisch exakten Zeichnungen für eine gewisse Bodenhaftung. Eine Innovation liegt grafisch darin begründet, dass die Bilder schwarz-grau und nur die fantastischen Elemente wie die Steine oder Sand in weiß gesetzt sind. Das sorgt für ein ganz neues Seherlebnis, wenn sich das strahlende Weiß gegen das Grau-Schwarz abhebt. Dass das Ganze auch mehr als bloßer Effekt ist, erklärt sich selbstredend dadurch, dass es sich bei den weißen Phänomenen um die fantastischen Turbulenzen handelt, die den "grauen Alltag" außer Kraft setzen.

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Die Komplexitätstheorie geht davon aus, dass ein einzelnes Sandkorn eine ganze Lawine auslösen kann. Der Titel findet in der Geschichte dementsprechend eine Auflösung. Auch deshalb ist Die Sandkorntheorie als Meisterwerk einzustufen. Die spannend erzählte, verschachtelte Geschichte ist geist- und kenntnisreich. Sie wird aber auch durch phänomenale und handwerklich lupenreine Bilder ergänzt, die eine ganz eigene Welt erschaffen. Das ist unterhaltsame und ganz große Comickunst. Und nach rund zwei Jahren - und unzähligen Coverentwürfen später - liegt die deutsche Ausgabe nun auch bei Schreiber & Leser vor. Danke!


Komplette Rezension (http://www.comicgate.de/content/view/1758/51/)

Philipp Schreiber
21.05.2010, 11:35
Marco Behringer bei suite101 (http://moderne-comicbuecher-comicserien.suite101.de/article.cfm/comic-rezension-unter-dem-hakenkreuz-1-3-richellebeuriot) über die Serie "Unter dem Hakenkreuz" (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=cPath=1_44&ref=1) von Jean-Michel Beuriot und Philippe Richelle:



Über zehn Jahre brauchten der Autor Philippe Richelle und der Zeichner Jean-Michel Beuriot für ihre Recherchen zu den ersten drei Bänden von Unter dem Hakenkreuz, die bei Schreiber & Leser erschienen sind. In dieser ungewöhnlichen erzählten Serie richten zwei französische Künstler ihren Blick in der literarischen Tradition eines Klassikers wie Balzac oder Flaubert auf Nazi-Deutschland. Richelle ist hierzulande bereits durch seinen Polit-Thriller Westminster (Comicplus) bekannt.

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Dichte Erzählung und multiperspektivische Sicht
Richelle erzählt seine Geschichte in einer dichten Atmosphäre. Das Lebensgefühl dieser Epoche wird dadurch spürbar, indem er auf eine schwarzweiß-Charakterzeichnung seiner Figuren zugunsten einer nuancierten verzichtet. Natürlich wird es dem Leser schon einfach gemacht sich mit den Protagonisten zu identifizieren, die den Nationalsozialismus ablehnend gegenüber stehen. Martin beispielsweise wird NS-Offizier, obwohl er stets die Verherrlichung der NS-Ideologie seines Vaters abgelehnt hat. Auf diese Weise erzeugt der Autor ein authentisches Bild über diesen Zeitabschnitt.

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Feiner Strich und helle Farben
Beuriot, der in Deutschland noch unbekannt ist, überzeugt durch seinen grazil-feinen Strich: Jede Linie sitzt an seinem Platz. Die Zeichnungen wirken aufgrund der haudünnen Striche nie überfrachtet, obwohl sie eine Detailfülle aufweisen. Die außergewöhnlichen Zeichnungen werden durch eine herausragende Kolorierung ergänzt. Charakteristisch ist außerdem eine flächige, nur geringfügig nuancierte, Kolorierung von Scarlett Schmulkowski. Ein Mattes Orange, verschiedene, helle Braun- und Grüntöne dominieren und erzeugen die passende Stimmung zur Erzählung Richelles. Man merkt sowohl der Erzählung als auch dem Artwork an, dass ihre Urheber dafür über zehn Jahre recherchiert haben. Die ausdauernde Arbeit hat sich gelohnt.

In jedem Panel werden die Stimmung und das Lebensgefühl aus dem Nationalsozialismus wach. Unter dem Hakenkreuz ist im Gegensatz zu belehrenden Titeln wie Die Entdeckung oder Die Suche kein didaktischer Schulcomic, sondern eine unterhaltsame Lektüre. Der Perspektivwechsel im dritten Band, von Martin zu Maria, sorgt dafür, dass die Spannung weiterhin aufrechterhalten bleibt. Auch die Hardcoverausgabe im Überformat mit den gelungenen Coverillustrationen von Denis Bodart erfreut den Comicliebhaber. Die Auftaktband wurde jedenfalls völlig zu Recht mit zahlreichen Preisen überhäuft.



Originale Rezension (http://moderne-comicbuecher-comicserien.suite101.de/article.cfm/comic-rezension-unter-dem-hakenkreuz-1-3-richellebeuriot)

Philipp Schreiber
24.06.2010, 14:46
Thomas Dräger in ZACK (http://www.zack-magazin.com) Nr. 132 über „Die Sandkorn Theorie” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=25&ref=1#tag332) von François Schuiten und Benoît Peeters:



Ein arabisch anmutender Hüne verunglückt in Brüssel und es ereignen sich unerklärliche Phänomene in dieser von traditioneller Architektur und Luftschiffen geprägten Metropole. Hier ein aus dem Nichts auftauchender Stein, dort Sand in einer Hochhauswohnung – es beginnt harmlos. Langsam entwickelt sich diese Geschichte, und die dezente Einfärbung mit nur zwei Farben unterstreicht das eigentümliche Flair dieses Comics. Mary von Rathen, eine junge Frau mit Geschichte, soll die Rätsel auflösen. Das Mysterium spielt in Altbauhäusern, futuristischen Palästen und verfallenen Baracken, dabei entgeht kaum ein Panel dem Hang des Zeichners zum Ornament. Auf den letzten Seiten nähert sich Mary ihrem Ziel und die Aussage eines ihrer Reisebegleiters „Jetzt beginnt die wahre Reise“ fasst das Gefühl der Geschichte gut zusammen: Sie ist im Fluss. Das der Schluss ein richtiges Ende bedeutet, hätte man bei dieser Geschichte nicht erwartet. „Die Sandkorn Theorie“ ist einer der Comics, über die man wenig schreiben möchte, da sie gelesen werden sollten.

Für Fans von Mystery, die von Scully und Mulder nicht wissen kann.

Philipp Schreiber
24.06.2010, 14:56
Stephan Schunck bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11624/largo_winch_14_im_namen_des_dollar) über „Largo Winch 14: Im Namen des Dollar (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=36&ref=1#tag337)” von Philippe Francq und Jean van Hamme:



Story:
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Meinung:
Was will man mehr, auch er zweite Teil von "Der Preis des Geldes" ist wieder ein typischer "Largo Winch" - spannender Wirtschaftskrimi inklusive Mord gewürzt mit einer gehörigen Prise Erotik. Nachdem es im ersten Teil so aussah, als ob ihn alle seine Freunde verlassen hätten und er sich ohne sie in den Wirrungen dieses Falles hoffnungslos verstrickt hätte, kann Largo Winch jetzt wieder auf sein gesamtes Team zurückgreifen - und das ist gut so.

In gewohnt souveräner Manier erzählt van Hamme auch diese Geschichte seines Protagonisten, sieht man mal einmal davon ab, dass es irgendwann ein wenig unglaublich wird, dass ein Mann wie Largo Winch ein ums andere Mal in derartige Verbrechen verwickelt wird. Nichts desto trotz, Francq und van Hamme gelingt es immer wieder die Geschichten um den jungen Milliadär nachvollziehbar, atmosphärisch dicht und äußerst spannend zu erzählen.

Immer wieder ein Tip für alle diejenigen, die Abenteuer á la "Andy Morgan","IRS", "Bruno Brazil", und, und lieben. Ein lebendiger Klassiker.

Fazit:
Largo Winch - ein echter Klassiker



Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11624/largo_winch_14_im_namen_des_dollar)

Philipp Schreiber
24.06.2010, 15:01
Annette Knebel bei Leser-Welt (http://www.leser-welt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2350:die-sandkorntheorie-francois-schuiten-a-benoit-peeters&catid=132:fantasy&Itemid=148) über „Die Sandkorn Theorie” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=25&ref=1#tag332) von François Schuiten und Benoît Peeters:



Die Grundidee der Handlung

[...]

Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Zeichnungen sind hier in ihrem Rohzustand belassen worden, also ohne Kolorierung, was für einen heutigen Comic – sofern es sich nicht um eine Graphic Novel oder einen japanischen Manga handelt – doch eher untypisch und gewagt ist. Der Atmosphäre allerdings sind diese oft düsteren, mit viel Schwarz gehaltenen Bilder sehr zuträglich. Da die Seiten nicht weiß, sondern hellgrau eingefärbt sind, müsste man hier - um ganz genau zu sein - von einer schwarz-grauen statt schwarz-weißen Optik sprechen. Wortwörtliche Highlighter sind einzig die mit den unerklärbaren Phänomenen in Verbindung stehenden Personen und Gegenstände, welche mit schneeweißer, lackähnlicher Farbe aus dem einheitlichen Grau-Schwarz heraus leuchten.

[...]

Sehr gut gefiel mir, wie die beängstigende Stimmung durch das Autorenduo immer wieder mit wahrhaftig luftigen, zum Schmunzeln einladenden Szenen aufgelockert wird. Da kann es schon mal vorkommen, dass der hagere, intellektuelle Brillenträger Constant, der in seiner Wohnung mit gleichschweren Steinen zugepflastert wird, den in die Lüfte abhebenden Koch Maurice wortwörtlich an die Leine nimmt, während sie zusammen einen Ausflug über die Dächer von Brüsel unternehmen und dabei die altjüngferliche Elsa mit gleich zwei bärtigen Herren im Bett liegen sehen…

[...]

Aufmachung des Comics
[...]


Fazit
"Die Sandkorntheorie" bietet einen ebenso eigentümlichen wie abenteuerlichen Mix aus nostalgisch-technisiertem Ambiente und orientalischer Mystik, als ob Jules Vernes Szenarien auf die aus "1001 Nacht" treffen würden. Die Handlung weiß durchaus zu fesseln, allerdings kann ich nicht leugnen, dass ich den Schluss sehr enttäuschend fand. Eine eventuelle Fortsetzung würde die unzureichende Auflösung erklären.
Die nichtkolorierte, skizzenhafte Optik kommt für einen gängigen Comic zu eigenwillig und unkonventionell daher, um sie uneingeschränkt empfehlen zu können. Deshalb sollte man vor dem Kauf unbedingt einen Blick auf die Zeichnungen werfen. Dies kann entweder beim Comichändler geschehen oder auf der Verlagshomepage, wo sich eine 2-seitige Leseprobe und ein Trailer befinden.

Meine Bewertung ist ein Mittelwert aus 3 Sternen für den Inhalt und 4 Sternen für die Zeichnungen.




Komplette Rezension (http://www.leser-welt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2350:die-sandkorntheorie-francois-schuiten-a-benoit-peeters&catid=132:fantasy&Itemid=148)

Philipp Schreiber
24.06.2010, 17:28
Anita Lehmeier im SI Style Blog (http://www.sistyle-blog.ch/) über „Coronado (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=48&ref=1#tag349)” von Jacques Loustal und Dennis Lehane:





„Heute werde ich aus dem Gefängnis entlassen. Mein Vater holt mich ab in einem gestohlenen Buick Skylark. Im Handschuhfach hat er ein paar Gramm Koks und auf dem Rücksitz eine Hure namens Mandy”

Was für ein Anfang!! Drei Sätze, und schon ist man mittendrin in der Action. Wer so zügig auf den Punkt kommt ist der Autor Dennis Lehane. Der 45-jährige Bostoner wurde bei uns bekannt, nachdem seine Krimis den Weg auf die Leinwand gefunden hatten. In "Mystic River" von Altmeister Clint Eastwood holte Sean Penn einen Oscar, in Martin Scorseses "Shutter Island" halten wir Leonardo DiCaprio für einen heissen Kandidaten für ein Goldmännchen, und in "Gone Baby Gone" spielte Casey Affleck unter der Regie seines Bruders Ben Affleck hinreissend.

Den dunkelschwarzen Krimi CORONADO nun hat der Franzose Loustal, ein Weltklasse-Zeichner, kongenial illustriert. Loustal lässt die Figuren mit wenigen Strichen lebendig und plastisch werden, er beherrscht wie einst Hitchcock das Wechselspiel von Licht und Schatten und hat den Kniff mit Perspektive, Clos up und Totale drauf, dass man sich beim Lesen in einem Film fühlt. Typisch für Loustal: Amerikanische Strassenkreuzer, intime Interieur-Szenen und seltsames Getier, das sich stets irgendwo im Bild tummelt. Das knapp 100-seitige Comics-Kunststück in erstklassiger Druckqualität verdanken wir dem Verlag Schreiber & Leser. Ein Verlagshaus, das sich Freude der Comic-Kunst unbedingt merken müssen.

Originale Rezension (http://www.sistyle-blog.ch/)

Philipp Schreiber
24.06.2010, 17:40
Daniel Wüllner bei Comicgate (http://www.comicgate.de/content/view/1747/51/) über „ Barbara Teil 1 (von 2) (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=47f&ref=1#tag340)” von Osamu Tezuka:



Vor allem bekannt für seine Animationsfilme Astro Boy und Kimba, der weiße Löwe, erscheinen langsam aber sicher auch Osamu Tezukas Mangas auf dem deutschen Markt. Der Großmeister des japanischen Comics entwickelte neben den moralisch angehauchten Kindercomics auch den gekiga, den Manga für Erwachsene, ständig weiter und führte diese scheinbar entgegen gesetzten Welten immer näher aneinander heran. Nachdem mit Kirihito bei Carlsen Comics bereits ein Werk aus dieser Schaffensphase Tezukas übersetzt wurde, folgt nun der Schreiber und Leser Verlag mit Barbara, einer Geschichte, die meisterlich zwischen Ästhetik und Slapstick, zwischen Erotik und Literatur oszilliert.

[...]

Entstanden ist Barbara in einer kreativen Umbruchsphase (1973-74), in der sich Tezuka von den cartoonigen Zukunftsvisionen und utopischen Märchenwäldern löst, aber noch nicht ganz bei den Biografien (wie z.B. Adolf) und Dokumentationen seiner späten Phase angekommen ist. Die Figuren, die er Mitte der Siebziger Jahre erschaffen hat, sind fast ausschließlich gespaltene Persönlichkeiten, die das Böse, den Konflikt, in sich selbst tragen. Auch der Protagonist in Barbara, der Autor Yosuke Mikura, fällt in diese Kategorie. Obgleich die Frauen ihm wegen seinem Erfolg zu Füßen liegen, fühlt er sich nur vom Abnormalen angezogen.

[...]

Tezukas Meisterschaft im Erzählen fußt auf seiner Fähigkeit, unterschiedlichste Ansprüche zu bedienen, zu verbinden, ohne ihnen dabei ihre Wucht zu nehmen, ohne sie zu einem Erzählbrei verkommen zu lassen. So wird im ersten Band von Barbara fröhlich weiter mit Literaturzitaten um sich geschleudert, Alkohol in rauen Mengen konsumiert, perversen Fantasien hinterher gegeifert, und sehr viel geschrieben. All das findet immer nur einen Schritt vom Wahnsinn entfernt statt.


Komplette Rezension (http://www.comicgate.de/content/view/1747/51/)

Philipp Schreiber
24.06.2010, 17:47
Christian Endres (http://www.christianendres.de/?p=3192) über „Unter dem Hakenkreuz 3: Maria” (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=44&ref=1#tag338) von Philippe Richelle und Jean-Michel Beuriot:




Comics, die sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigen, gibt es viele – einer der derzeit besten Titel ist nach wie vor Unter dem Hakenkreuz von Szenarist Philippe Richelle und Zeichner Jean-Michel Beuriot. Bei Schreiber & Leser ist inzwischen das dritte großformatige Hardcover-Album dieser Ausnahmeserie erschienen. Hinter dem Band mit dem schlichten Titel Maria verbirgt sich wieder ein großartiger, vielschichtiger, historisch präziser und menschlich berührender Comic, der seine beiden schon hervorragenden Vorgänger noch einmal toppt.

Wieder konzentrieren sich Richelle und Beuriot auf einen eher kleinen, privaten Ausschnitt des Themans, wenn sie den Blick in die deutsche Provinz wandern lassen, um zu zeigen, dass und wie selbst hier weit fernab der europäischen Metropolen der Schatten des Nazi-Regimes den Alltag der Menschen auf dem Land verdunkelt. Denn auch im Hinterland passt die Gestapo scharf auf, ist das Misstrauen der Menschen – früher ganz normale Freunde und Nachbarn wie überall – untereinander groß. Trotzdem haben einige Menschen den Mut zum Widerstand, egal wie gering er sein mag, egal wie wenig sie damit ausrichten können. Sie müssen und wollen einfach etwas tun – und handeln. Doch der Preis für Mut und Tatendrang ist groß, wenn man nicht mal dem Bürgermeister oder seinen langjährigen Kollegen oder Nachbarn trauen kann in diesen finsteren Zeiten …

Richelle und Beuriot zeigen: Es müssen nicht immer gleich der Holocaust oder der Zweite Weltkrieg sein. Ihr Unter dem Hakenkreuz ist auch mit dem dritten schön aufgemachten deutschen Album wieder ein brillanter historischer Comic, der sich mit den Auswirkungen des Nationalsozialismus beschäftigt. Richelle erzählt mit viel Gespür für den sensiblen Stoff und historische Stimmigkeit die Geschichte einfacher Menschen in dieser traurigen Ära, die Beuriot mit seinem feinen, fast grazilen Artwork gekonnt zu Papier bringt.

Ein stimmiges, unbedingt empfehlenswertes Zeitzeugnis, das sich auch diesmal nicht scheut, die Bitterkeit und die Abgründe – und Gefahren – des einfachen Lebens zu Hochzeiten des Nationalsozialismus zu zeigen.



Originale Rezension (http://www.christianendres.de/?p=3192)

Philipp Schreiber
24.06.2010, 18:04
Annette Knebel bei Leser-Welt (http://www.leser-welt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2490:barbara-osamu-tezuka-band-1&catid=176:comedy&Itemid=174) über „ Barbara Teil 1 (von 2) (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=47f&ref=1#tag340)” von Osamu Tezuka:



Die Grundidee der Handlung

[...]

Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Was Walt Disney für den Comic, bedeutete der 1989 verstorbene Osamu Tezuka für den Manga – ein Urgestein der Branche. Mit mehr als 700 Titeln begründete er in Japan den Begriff des modernen, anspruchsvollen Manga für Erwachsene, wie wir ihn heute kennen. „Barbara“ entstand 1973. Nach eigenen Worten wurde Tezuka durch Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ zu diesem Werk inspiriert. Die Optik in „Barbara“ ähnelt allerdings mehr einer herkömmlichen, schwarz-weiß gezeichneten Graphic Novel als dem, was wir uns gemeinhin unter einem Manga vorstellen, zumal die Zeichnungen in dieser Ausgabe komplett gespiegelt sind, um sie unseren Lesegewohnheiten anzupassen. Osamu Tezukas Strichführung ist kraftvoll, dynamisch, variantenreich und sehr ausdrucksstark.

Seinen Figuren verpasst er überwiegend ein westliches Äußeres, wobei sein Hauptprotagonist Mikura mit buschigen Augenbrauen, markanten Gesichtszügen, krummer, langer Nase, schwarzer Sonnenbrille und Zigarette im Mund den Inbegriff des intellektuellen, elitären Schriftstellers darstellt. Wenn Mikura dem Leser seine verborgene, „abartige sexuelle Triebstruktur“ gesteht, wuchern im Hintergrund haarige, eklige Pflanzenranken, während sein Gesicht schwarz überschattet ist und die Pupillen geweitet und starr ins Leere blicken (Seite 10).
Barbara mit spitzem Stupsnäschen, einem wilden, wuscheligen Pagenschnitt, hautengen, vor Schmutz starrenden Stretchhosen, die ihre langen Beine und makellosen Rundungen vorteilhaft unterstreichen, ist optisch genauso super getroffen, um ihren frechen, nachlässigen, sexuell aufreizenden Charakter hervorzuheben.
Besondere Gedanken machte sich Osamu Tezuka über das Aussehen von Barbaras Mutter. Da diese Metapher für die griechische Göttin Mnemosyne ist, hat er ihre Gestalt genauso rund und wallend wie die berühmte „Venus von Willendorf“ – eine der ältesten Darstellungen einer Frau – wiedergegeben.

Die irren bzw. wirren Geschehnisse spiegeln sich zumeist in einem verzerrten, schiefen Strich oder in karikierten Darstellungsformen wider; so bestehen die Köpfe der umstehenden, schnatternden Menschenmasse bei einer Preisverleihung beispielsweise nur noch aus übergroßen Mündern (Seite 25). Als weitere Ausdrucksform bedient sich der Mangaka der Panels, die – je haarsträubender und turbulenter die Handlung – langgezogen wie ein Negativ-Filmstreifen sein können oder auch von mosaikförmiger Zusammensetzung (Seite 130).

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Aufmachung des Manga
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Fazit
In „Barbara“ schließen sich Anspruch und Unterhaltung zum Glück nicht gegenseitig aus. Wer eine Vorliebe für durchgeknallte, groteske oder skurrile Plots hat, ist hier goldrichtig. Eine Beziehungsgeschichte im eigentlichen Sinne – wie der Klappentext vermuten lässt – darf man jedoch nicht erwarten. Zu meinem Leidwesen wurde der Manga komplett gespiegelt, um ihn unseren Lesegepflogenheiten anzugleichen, ansonsten ist seine Aufmachung aber hervorragend und lässt keine Wünsche offen.



Komplette Rezension (http://www.leser-welt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2490:barbara-osamu-tezuka-band-1&catid=176:comedy&Itemid=174)

Philipp Schreiber
24.06.2010, 18:17
Marco Behringer bei Splashcomics (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11720) über „Sun Village (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=30&ref=1#tag342)” von Inio Asano:



Story:
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Meinung:
Liebhaber von Gekiga – anspruchsvollen Erwachsenenmangas – haben in Inio Asano einen talentierten Autor gefunden. Nach dem großen internationalen Erfolg von What a Wonderful World!, (Egmont Manga) bestehend aus lose zusammenhängenden Stories, legt Inio Asano nun mit Sun Village eine abgeschlossene Geschichte vor.

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Der junge Autor konnte schon im Alter von 20 Jahren auf ein erstaunlich reifes Werk zurückblicken. Den hier vorliegenden Gekiga Hikari no machi – deutsch Sun Village – veröffentlichte er im Alter von 23 Jahren. Asano erzählt von emotionaler Härte und sozialer Kälte, von lebensüberdrüssigen Teenagern und gescheiterten Eltern. Doch das ganze wird nie zu einer kulturpessimistischen Depression, weil er stets das Ganze mit Humor und Augenzwinkern verbindet und ein einzigartiges Einfühlungsvermögen beweist, das man bei einem so jungen Künstler nicht erwartet. Trotz dessen Beteuerung, dass alle Figuren frei erfunden seien, wirkt der Erzählton doch sehr selbstreflexiv und es würde nicht verwundern, wenn ein kleiner Teil der Geschichte autobiografisch geprägt wäre.

Wer lediglich düstere Psychodramen oder Gewaltorgien erwartet, wird deswegen enttäuscht. Denn die Geschichten sind in einem gelassenen, oft heiteren Ton erzählt, der eine angenehme Distanz zu dem Geschehen aufbaut.

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Auch die Zeichnungen sind überdurchschnittlich gut. Asanos Strich sorgt für realistische Zeichnungen, die die dichte Stimmung der Erzählung passend bebildert. Detailreiche Straßeneinstellungen vermitteln ein spürbares Gefühl für Sun Village und seine skurrilen und merkwürdigen Bewohner. Im Gegensatz zu vielen anderen Mangas wirkt auch die Ästhetik sehr reif – ohne den üblichen Kitsch und die übertriebene Darstellungsweise.


Fazit:
Mit Sun Village ist Asano ein philosophisches Kaleidoskop gelungen, das heiter erzählt und mit Bravour gezeichnet vor allem ein heranwachsendes und erwachsenes Publikum anspricht. Da reift ein virtuoses Erzähltalent heran, so dass auch Manga-ferne Leser ausnahmsweise zumindest einen Blick in das Buch werfen sollten. Für Gekiga-Fans ist das Buch ohnehin Pflichtlektüre.


Komplette Rezension (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/11720)

Mervyn
05.07.2010, 13:50
Christian Schlüter in der Frankfurter Rundschau über die Packard Gang:

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/2810226_Marc-Males´-Comic-Die-Packard-Gang-Die-Wahrheit-des-Film-Noir.html

L.N. Muhr
22.07.2010, 23:15
Loustal:
http://www.pannor.de/?p=452

Tezuka:
http://www.pannor.de/?p=451

Schuiten & Peeters:
http://www.pannor.de/?p=445

Nochmal:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/sandsturm-ueber-bruesel/1885926.html

Und nochmal Tezuka:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/von-monstern-und-musen-/1883302.html

Philipp Schreiber
09.08.2010, 17:08
Michael Hüster bei ComicRadioShow (http://www.comicradioshow.com/Article3366.html) über „I.R.$. 12 – Im Namen des Präsidenten (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=5&ref=1#tag348)” von Desberg und Vrancken:


[...]

Für europäische Verhältnisse ist es sicher ungewohnt, dass ein Mitarbeiter einer Finanzbehörde wie ein Geheimagent agiert und nicht selten von seiner Schusswaffe Gebrauch macht. Aber gerade dieses Szenario ist das Besondere an der Serie, die stilistisch an erfolgreiche Serien wie XIII und Largo Winch angelehnt ist.



Doch am Ende dieses IR$-Zyklusses geht es nicht mehr um Steuererklärungen: Die Geister der Vergangenheit lassen Larry B. Max nicht los. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass sein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam - und nun war es angeblich Mord. Um Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu bringen, braucht Larry B. Max die Hilfe des LAPD in Gestalt von Inspektorin Trina Cash.

[...].

Aber auch sonst ist dieser 12. Band ein Band der finalen Abrechnungen, und so springen diverse wichtige Mitwirkende über die Klinge, darunter auch Larrys ehemals große Liebe Gloria alias Kate Absynth …

Das von Stephen Desberg geschriebene Szenario ist sehr spannend und das Album ist handwerklich sauber von Bernard Vrancken gezeichnet, zudem schön koloriert! IR$ ist eine durchaus empfehlenswerte Serie! Schöne Frauen und die Welt der Superreichen sorgen für viel Glamour und auch der Sex kommt nicht zu kurz. Komplette Rezension (http://www.comicradioshow.com/Article3366.html)

Philipp Schreiber
12.08.2010, 10:22
Michael Nolden im Comic Blog (http://www.comicblog.de/2010/07/24/die-weisse-tigerin-6-die-mikado-strategie/) über „Die Weiße Tigerin 6 – Die Mikado-Strategie (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=39&ref=1#tag341)” von Wilbur und Didier Conrad:




[...]

Der muntere Cartoon-Stil der Reihe täuscht. In Die weiße Tigerin geht es oftmals nicht nur knallhart zur Sache, auch ernste Themen werden nicht ausgespart. Eigentlich ist das Agentengeschäft bereits eine ernste Angelegenheit. Aber die Welt rüstet zum Dritten Weltkrieg. Vor der Kulisse eines zerstörten Hiroshima (6.8.1945, erster Atombombenabwurf der USA über einer japanischen Stadt) unterhalten sich zwei amerikanische Agenten über das Ausmaß der Vernichtung.

[...]

Didier Conrad bleibt seinem lockeren Strich treu. Fans der Reihe dürfen sich neben Alix auch auf ein Wiedersehen mit dem Dreifarbigen Drachen Rousseau freuen, einem französischen Agenten, der immer noch ein Faible für den Kommunismus hat. Conrad hat hier eindeutig weniger Kulisse zu zeichnen als sonst. Die Szenen konzentrieren sich verstärkt auf die handelnden Personen und spielen in Zimmern oder Zellen. In vereinzelten Szenen zeigt Conrad sein atmosphärisches Können, wenn der Leser einen japanischen Garten, das zerstörte Hiroshima oder ein nächtliches Shanghai zu sehen bekommt.

Wilbur, der die Geschichte gemeinsam mit Conrad verfasst hat, macht den Umschwung in der Richtung, in der die Weiße Tigerin bisher lief, mit dieser Ausgabe noch deutlicher. (Wilbur stieg erst mit Band 4 in die Serie ein. Zuvor schrieb Yann am Manuskript von 1 und 2. Den dritten Band bewältigte Conrad allein.) Viele ernsthafte Szenen, manchmal mit einer gewissen Brutalität, stellen sich neben einen schwarzen Humor. Letzterer zeigt sich besonders, als ein Amerikaner nach dem Verbleib der Leiche eines Japaners sucht. Durch die Typisierung der einzelnen Figuren entsteht eine Mixtur aus Vernunft und Irrsinn. Alix und ihre Freunde tun ihr Übriges, damit die Waage nicht unkontrolliert zum Wahnsinn absinken kann.

[...]

Durchweg spannend und mit guten Einfällen inszeniert, nur nicht mehr ganz so humorvoll wie zu Beginn der Reihe.

Komplette Rezension (http://www.comicblog.de/2010/07/24/die-weisse-tigerin-6-die-mikado-strategie/)

Philipp Schreiber
12.08.2010, 10:34
Christopher Franz im Titel Magazin (http://www.titel-magazin.de/artikel/35/7698/loustal--malès--moynot-sl-noir.html) über die neue Reihe „s&l noir (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=48&ref=1)”:




Aller guten Dinge ...

Mit einem kleinen Paukenschlag startet der Münchner Comic-Verlag Schreiber&Leser sein neues Krimi-Label s&l noir. Drei Titel, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, bilden einen vielversprechenden Auftakt.

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In Coronado stellt Loustal erneut sein zeichnerisches Können unter Beweis. Als Vorlage diente die Erzählung Bis Gwen von Dennis Lehane.

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Der Hauptakzent dieser solide erzählten und mit je zwei Bildern pro Seite recht schnell ausgelesenen Geschichte liegt klar auf dem Grafischen. Und eben dort liegt auch das Talent Loustals. Die Farbigkeit der Zeichnungen ist beeindruckend, scheinbar leuchten sie aus sich selber heraus. Die Bilder, gemäldegleich und im Moment nur mit den Arbeiten Enki Bilals oder Lorenzo Mattottis vergleichbar, ziehen den Leser in ihren Bann und wirken lang über das kurze Lesevergnügen hinaus.

Ein Klassiker in neuem Kleid

Zugegeben: Es fällt schwer sich an den Nestor Burma Emmanuel Moynots zu gewöhnen, wenn man die Comic-Adaptionen Jacques Tardis kennt. Dieser hat vorerst das Interesse daran verloren, weitere Episoden dieser ebenso erfolgreichen wie trivialen Krimireihe des Pariser Autors Léo Malet zu produzieren.

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Dass der Band nicht ganz im Gros des Mittelmaßes versinkt, hat er der Romanvorlage Malets aus dem Jahr 1955 zu verdanken. Dieser hat mit seiner 15-bändigen Reihe Die neuen Geheimnisse von Paris (frei nach Eugène Sue) ein Trivialepos geschaffen, das weit über seinen literarischen Anspruch hinaus Bekanntheit erlangt hat. Seine Hauptfigur, der Privatdetektiv Nestor Burma, der in jeder Geschichte in einem anderen Pariser Arrondissement ermittelt, wird in diesen frühen Vorläufern der heute so beliebten Regionalkrimis immer wieder in undurchsichtige Fälle verwickelt, aus denen er sich stets charmant und mit ein wenig Glück rettet. Die Adaptionen Tardis verstärkten den Reiz der Bücher. Moynot hingegen liefert reine Auftragsarbeiten ab, die weitestgehend von Tardi inspiriert scheinen. Vielleicht hätte an dieser Stelle mehr künstlerische Freiheit Wunder gewirkt?

Auf der schiefen Bahn

Als wahres Kleinod hingegen erweist sich der Band Die Packard Gang von Marc Malès, der in Deutschland bisher durch zwei Comic-Biografien zu Dashiell Hammett und Ernest Hemingway nur mäßige Bekanntheit erlangt hat. In SW-Zeichnungen breitet er auf 144 Seiten die Geschichte um Barton, einen alternden und einsamen Polizisten im Amerika der 1950er Jahre, aus.

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Was den Band zu einem ersten Höhepunkt der Reihe macht, ist die Erzählweise, die trotz der gradlinigen, stets vorhersehbaren und klischeehaften Handlung den Leser durch ihr fast schon filmisches Voranschreiten in den Bann zieht. Bilder des Film Noir flackern unweigerlich vor dem inneren Auge auf, genauso wie man sich von den teilweise unübersichtlichen und durch schwarze Flächen verschatteten Zeichnungen an klassische Krimi-Comics wie Will Eisners Spirit oder Dick Tracy erinnert fühlt.

Die drei Bände sind, besonders in ihrem Dreiklang, ein Highlight dieses Comic-Sommers. Wegen ihrer Heterogenität sind sie aber auch jeder für sich uneingeschränkt zu empfehlen. Auch Moynots Nestor Burma hat sicherlich eine Chance verdient …

Komplette Rezension (http://www.titel-magazin.de/artikel/35/7698/loustal--malès--moynot-sl-noir.html)

Philipp Schreiber
12.08.2010, 10:38
Lars von Törne im Tagesspiegel (http://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/jagd-nach-dem-glueck/1891760.html) über „Sun Village (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=30&ref=1#tag342)” von Inio Asano:



SCHÖNER SCHEITERN
Jagd nach dem Glück

„Sun Village“ zeigt einen Manga-Star in Bestform.

Eigentlich wollen sie alle das Gleiche: Geborgenheit, eine sinnvolle Aufgabe, verlässliche Beziehungen. Und doch schaffen es nur die wenigsten Menschen in Inio Asanos Erzählung „Sun Village“ (Schreiber & Leser, 214 Seiten, 14,95 Euro), ihr Leben in den Griff zu kriegen.

In kraftvollen Szenen führt der 1980 geborene und in Deutschland bislang kaum bekannte Autor vor, wie viele unterschiedliche Arten des Scheiterns es gibt. Nach und nach legt er die Lebensgeschichten der Bewohner einer japanischen Neubausiedlung offen, deren aus der Bahn geratene Leben mehr miteinander verbindet, als man anfangs vermutet. Alltag und Abgrund liegen dicht beieinander.

Vor hyperrealistischen Kulissen und mit klar konturierten Figuren erzählt der neue Star des anspruchsvollen Erwachsenen-Mangas von menschlichen Hoffnungen und Enttäuschungen. Zunehmend verschwimmen dabei die Grenzen zwischen Sympathieträgern und Antihelden, zärtliche Szenen und schonungslose Gewalt wechseln einander ab. Aus fragilen Freundschaften ergeben sich fast magische Glücksmomente, die meist nicht von Dauer sind.

Am Schluss von so viel Realismus steht eine fantastische Traumsequenz: das hoffnungsvolle Finale einer großartigen Erzählung und ein Plädoyer dafür, die Suche nach dem Glück niemals aufzugeben.

Originale Rezension (http://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/jagd-nach-dem-glueck/1891760.html)

Philipp Schreiber
12.08.2010, 10:45
Marco Behringer bei Suite 101 (http://moderne-comicbuecher-comicserien.suite101.de/article.cfm/comic-rezension-shutter-island-de-metter-lehane) über „Shutter Island (http://www.schreiberundleser.de/index.php?main_page=index&cPath=48&ref=1#tag350)” von Dennis Lehane und Christian De Metter:




Der spannend erzählte, aber auch vorhersehbare, Psycho-Thriller kann vor allem visuell durch eine dichte Atmosphäre und künstlerische Bilder überzeugen

Im letzten Jahrzehnt war es meist anders herum: Zuerst der Comic, dann der Film. Im Fall von Shutter Island ist es noch verzwickter. Schließlich war bereits der Psycho-Thriller von Star-Regisseur Martin Scorsese eine Adaption – und zwar des gleichnamigen Romans von Dennis Lehane. Von ihm stammt außerdem die Vorlage zu Clint Eastwoods Oscar prämierten Werk Mystic River. Nun hat sich Lehane mit einem Zeichner zusammengetan, um aus seinem Bestseller einen Comic zu machen. Seine Wahl fiel auf Christian De Metter, der in Deutschland noch unbekannt ist, während er in Angoulême 2004 für das beste Album (Le Sang des Valentines; Edition Casterman) bereits mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.

[...]

Visuell unterhaltsam

Während die Story nicht über den Durchschnitt des Genres herausragt, können De Metters Bilder auf ganzer Linie überzeugen. Die realistischen, leicht skizzenhaften Bleistiftzeichnungen hat der Comickünstler nicht getuscht, wodurch alles plastischer wirkt als mit harten, schwarzen Konturen. Hinzu kommen nuancenreiche braun bis grünliche Aquarellfarbtöne die den Crime Noir-Charakter in perfekter Weise in die Comicwelt übertragen. Bis auf die bunten Traumsequenzen Teddys, in denen auch die Konturen der Panels aufgelöst werden, beschränkt sich De Metter auf sein geniales und facettenreiches Lichtspiel, das viele andere Comickünstler mit hundert Farben nicht hinbekommen.

[...]

Insgesamt ist es der Comic-Adaption somit sehr gut gelungen den durchschnittlichen Psycho-Thriller in das reizvolle Gewand des Crime Noirs zu kleiden. Inhaltlich haben weder Lehane mit seinem Original oder der Comic-Adaption, noch Scorsese mit seiner Kino-Adaption die Grenzen des Genres erweitern können.

Komplette Rezension (http://moderne-comicbuecher-comicserien.suite101.de/article.cfm/comic-rezension-shutter-island-de-metter-lehane)