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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Assassini - Versuch 2



Schiller
05.01.2006, 06:32
So, ich habe mich nochmals gewagt, eines meiner RPG's von vor 4 :eek: Jahren nochmals hervorzukramen, mit der Absicht, es diesmal besser auszugestalten und es anders zu handhaben. Allerdings wollte ich die Grundlagen nicht verändern, weil sie meiner Meinung nach trotzdem einen guten Ausgangspunkt bedeuten. Das bedeutet natürlich für alle Interessierten: Viiiiieeeel lesen (ich hatte damals Grippe und viele Ideen)!!!


Prolog

Die Gegenwart:

"Helen, Helen, schau dir das an. Bitte, sieh's dir an!" Schweratmend steht der junge Mann vor ihr, den sie so sehr liebt. Er hält ihr ein altes Stück Papier hin, was er wahrscheinlich im Inneren der Burgmauern gefunden hat. Sie faltet langsam und sorgfältig den Brief auseinander. Kleinere Staubteile fallen herunter und als sie das Datum liest ist sie erstaunt, dass das Stück Papier, was sie da in der Hand hält, sich nicht gleich in Luft aufgelöst hat. Doch der süßliche Geruch den sie wahrnimmt verrät ihr, dass das Papier mit einer alten Chemikalie behandelt wurde. Dann liest sie, was darin steht und ihr Gesicht verliert die Farbe. Sollte das tatsächlich wahr sein, so hätten die beiden eben einen Hinweis auf den wahrscheinlich größten Betrugsfall in der Geschichte der englischen Kirche entdeckt, den es gab. Doch leider nichts Konkretes. "Hach," seufzt sie "wenn man nur zurückreisen könnte"



Der Brief:

Wir schreiben das Jahr des Herrn 1190 und Du mein Getreuer Freund, Phillip, bist vielleicht der Letzte, der ein Lebenszeichen von mir erhält, diesen Brief. Ich lege Dir ans Herz ihn gut aufzubewahren, ihn zu hüten und ihn zu verstecken, vor den Schergen derer, die mir jetzt nach dem Leben trachten. Doch lass mich von vorn beginnen, denn so viel Zeit muss ich noch haben, für den letzten Brief, den ich auf dieser von Gott erschaffenen Welt verfasse.
Lange ist es her (ich vermag schon gar nicht mehr die Jahre zu bennen), da der alte König Heinrich II unseren ehrwürdigen Bruder Matthäus nach Rom sandte um dort Buße zu tun für ein schändliches Verbrechen, welches hier ungenannt sein soll. So trat der ehemalige Bischof von Wareham seinen Gang nach Rom an um sich dem Stande nach läutern zu lassen. Wie wir alle wissen erteilte ihm der Papst persönlich Absolution für seine Missetaten aus der dunklen Vergangenheit und ließ ihn wieder ziehen. Er kehrte nie mehr nach England zurück und starb einen einsamen Tod in der Normandie. Doch was so gut wie keiner weiß: Bei ihm war ein junger Mann, dessen Namen mir beim Aussprechen die Zunge verbrennen soll, wenn ich der Folter erliege.
Vor gut 20 Jahren (ich hatte gerade das Amt des Bischofs angetreten) klopfte in einer stürmischen Nacht jemand laut an das Eingangsportal der Kathedrale. Weil die Bediensteten anscheinend noch tiefer schliefen, als es ihre Pflicht gewesen war und die Mönche sich wahrscheinlich darauf verließen, dass die Diener irgendwann an die Tür gehen würden raffte ich mich auf um selbst nachzusehen, wer dort solch einen Lärm veranstaltete. Denn immerhin hatten wir hochkarätige Gäste und die sollten um keinen Preis in ihrer Ruhe gestört werden. Also erhob ich mich von meinem Lager und ging hinunter zum Tor. Angst, dort könnte einer stehen, der mir etwas zu Leide tut, hatte ich nicht. Immerhin befand ich mich in einer Kirche und dort würde mich nicht einmal ein Outlaw angreifen. - Abzusehen ist hier natürlich von dem tragischen Tod unseres ehrenwerten Bruders Thomas -
Nun, als ich die hölzerne Tür öffnete stand vor mir ein statthafter Mann, ein Hüne war er nicht, aber doch von kräftiger Statur. Nun gut, ich schweife ab, sieh das bitte einem alten Mann nach, der mit zitternder Hand auf seinen Tod wartet. Der Mann triefte, drum ließ ich ihn ein. Von der Kleidung her ähnelte er einem Edelmann. An seinem Schwertgurt trug er gleich 2 mächtige Schwerter mit starken Klingen und eine kleine Armbrust. Doch von der Art wie er redete kam er mir mehr vor wie ein gut situierter Ritter, nichts weiter. Keuchend bat er mich um einen Unterschlupf für die Nacht. Dann, ich weiß nicht mehr wie wir dazu kamen, beichtete er mir seine Sünden und erzälte nebenbei gleich mit seine Geschichte. Doch darin berichtete er Dinge, die mein gesamtes Weltbild erschütterten und weswegen ich ihm einige Tage später zusprach sein christlicher Beistand auf seinem weiteren Weg zu sein. Mit meiner Hilfe fand er eine Gruppe junger Menschen, die sich ihm anschlossen um sein heiliges und zugleich heidnisches Ziel zu verfolgen. Dazu will ich nichts weiter berichten, denn ich habe gelernt, dass es sich mit solchem Wissen nicht mehr leicht lebt. Ich trug es an einzelne Menschen weiter - Sie alle fanden den Tod. Dir, mein getreuer Phillip möchte ich das ersparen. Doch möchte ich das Grundwissen nicht mit mir in mein eisiges Grab nehmen, weshalb ich diese Zeilen verfasse. Denn ich spüre, dass meine Zeit nah ist. Es wird nicht mehr lang dauern und unten an meiner Tür versammeln sich die sonst erbittertsten Gegner, Aaron von York und Benjamin von London, um sie mit vereinten Kräften einzuschlagen. Denn beide trachten nach der Krone und es wäre ihnen ein Vergnügen mich vor den jetzigen, den unsrigen König zu schleifen und mich Dinge von solcher Grausamkeit und Härte sagen zu lassen, die von der größten und infamsten Verschwörung in der Geschichte unseres heiligen Christentums handeln, nur um die Gunst des leider kinderlosen Königs zu erlangen und nicht zu bedenken, welche (weltweiten) Konsequenzen sich daraus ergeben würden. Doch das darf nicht geschehen, so schwöre ich hiermit, dass mich keine Folter und auch nicht der Anblick des Scharfrichters dazu bewegen wird über die Dinge zu sprechen, die einst mir von einem guten und ehrenhaften Mann anvertraut wurden, dem nichts als Unrecht in der weiten Welt geschehen ist und dessen Feldzug noch nicht ganz beendet ist. Er wird sich rächen, für all das, was man ihm und seinen Gefährten angetan hat. Du kennst ihn und Du wirst wissen, wen ich jetzt meine. Wenn Du genug Mut aufbringst, dann rede mit ihm und erfahre die grausame Wahrheit über die Krone Englands, über dessen Kirche und über die Kirche Roms. Dann wirst Du wissen, warum ich das tat, was ich in letzter Zeit tat. Verzeih mir, wenn ich Dich verletzt haben sollte, aber all dies galt dem törichten Ziel, all das woran ich glaubte wieder reinzuwaschen.
Nun, da ich schon die Soldaten an meine Tür hämmern höre, merke ich, dass das vergebens war, denn es gibt nur eine Wahrheit und dadurch, das ich mich nach so vielen Jahren voll mit dem Wissen über die Lügen und Intrigen die hier gesponnen wurden doch noch habe blenden lassen, von den falschen Männern und dem Mann, der mir vor langer Zeit die Augen öffnete aus meinem Haus verwies, habe ich mich selbst an's Messer geliefert und Gott, unserem Herrn nicht mehr gut gedient. Aber man wird alt und ist froh, wenn man sich ruhig zurückziehen kann und all die Lasten der Vergangenhiet abzuwerfen vermag. Du warst nie so, Du warst immer voller Enthusiasmus und deshalb bewunderte ich Dich auch immer insgeheim. Doch nun ist die Zeit heran, Dir lebewohl zu sagen. Bleib so wie Du bisher warst und lebe Dein Leben in Frieden, wenn Du es für richtig hälst.

Dein alter Freund



Jeremia Locksley
Bischof von York

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Die Vergangenheit:

Es hatte schon den ganzen Tag geregnet und gestürmt. Aber in der Nacht war es noch schlimmer. Kalte Winde peitschten ihm die harten Regentropfen ins Gesicht. Da er aber schon bis auf die Knochen durchnässt war, machte ihm das auch nichts mehr aus. Es war bei diesem Wetter nur schwer ein freies Sichtfeld zu bekommen, denn immer wieder klatschte ihm der eiskalte Regen direkt ins Gesicht, so dass er Mühe hatte die Augen offen zu halten. Abgesehen davon konnte man aber sowieso nur einige Meter voraus blicken.
Plötzlich entdeckte er etwas, dass größer aussah als die Gebäude um ihn herum. Bedächtig wirkten seine Schritte, als er gegen die eisigen Böen ankämpfend, der heruntergelassenen Zugbrücke immer näher kam. Er überquerte sie und erkannte nun, dass es sich nicht, wie zuerst angenommen um eine Burg handelte, sondern um ein gut geschütztes Haus Gottes. Als er auf der anderen Seite der Brücke angekommen war schlug der Regen nur noch von hinten und von der Seite auf ihn ein, so dass er endlich sein Gesicht von Wasser und patschnassen Haaren befreien konnte. Er atmete schwer und holte erst ein paar mal Luft, bis er sich entschied anzuklopfen. Er vermied es zu schreien, denn er könnte auch die falschen Leute aufwecken. Dafür pochte er mit seiner vollen noch verbliebenen Kraft gegen die stabile Holztür.
Er wusste nicht mehr wie lang es gedauert hatte, doch war seine Hand schon ganz Wund und sein Kopf kurz vorm abknicken, da das kalte Wasser unablässig in seinen Nacken trommelte, als ihm endlich geöffnet wurde. Er hob den Kopf. Vor ihm stand ein Gottesmann. <Dem Herrn sei's gedankt>, dachte er und trat ein. Sofort umgab ihn ein wohliges warmes Gefühl, was er schon lang nicht mehr verspürt hatte. Doch davon ließ er sich nicht beirren und wandte sich gleich an den Mann in der einfachen Kutte, der aber doch irgendjemand von Bedeutung sein musste, denn auf die sonst sehr schlicht gehaltene Bekleidung war an der Stelle des Herzens ein goldenes Kreuz gestickt.
Dann redete er: "Hört Vater, beherbergt Ihr noch andere Gäste?"
Nach kurzem Zögern antwortete der Mann: "Ja, die hochadlige Gräfin von Arquette und ihr Gefolge statten uns derweil einen Besuch ab und ..."
Er ließ ihn nicht weiterreden. "Hört Vater, gewährt mir Unterschlupf. Versteckt mich, man darf mich nicht sehen"
"Hört mal," antwortete der Geistliche etwas verärgert "wer seid Ihr überhaupt, dass Ihr so etwas verlangen könnt? Ihr werdet froh sein, wenn ich euch diese Nacht ein Lager gewähre. Und da werdet Ihr auch nur in der Empfangshalle schlafen, so wie alle "gewöhnlichen" Menschen. Außer Ihr nennt mir einen guten Grund für Euer nächtliches ..."
"Ich habe kaum Zeit," unterbrach er wieder den Vater "ich komme gerade direkt aus Rom. Der Papst erteilte mir vor ein paar Monaten Absolution, doch in der Zwischenzeit habe ich wieder gesündigt. Nicht so schwer wie damals, aber ..."
Diesmal fiel ihm der Gottesmann (sehr erbost) in's Wort: "Wie könnt Ihr es wagen in einem Haus Gottes auch noch den Bischof derart anzulügen"
Er riss die Augen weit auf. Sollte dies wirklich der Bischof sein, Bischof Jeremia, von dem ihm sein Herr erzählt hatte. "Doch, doch, fuhr er fort. Ich war dort, mit dem Bischof von Wareham, Matthäus Grisium." Der Bischof starrte ihn erschrocken an. Doch bald mischten sich in seinen Blick von Entsetzen auch Zweifel und Misstrauen.
Doch er sprach unbeirrt weiter: "Der verweilt kurzzeitig in der Normandie und wird in einigen Monaten zu uns stoßen. Doch ich brauche jetzt Absolution und ich brauche jetzt das, was ich seit meiner Abreise aus Rom begehre. Bitte Vater, es geht hier um Leben und Tod." Plötlich verfinsterte sich seine Miene und der Bischof sah, dass es seinem Gegenüber ernst war. So sagte der gottesfürchtige Mann: "Gut, ich werde euch von euren Sünden befreien und euch so gut helfen, wie ich kann. Folgt mir zum Beichtstuhl"
Er folgte ihm und setzte sich dann in sie für ihn vorgesehene Kammer. Er wartete kurz und dann wurde mit einem leisen Knarren die Klappe zur Seite geschoben und er konnte wieder die vertrauenserweckenden Augen des Bischofs durch das Gitter erkennen, die nun dessen Angst und Anspannung verrieten.
Langsam fasste der Mann unter seine Rüstung und zog ein silbernes Kreuz hervor. Er hob es mit seiner kräftigen Hand zu seinen Lippen und küsste es. Dann führte er es behutsam wieder zurück. Danach faltete er die Hände und sagte:
"Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt ..."