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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Meister Tusche verstorben



alwin
29.06.2004, 21:46
Wie ich soeben von der Familie Olaf Rammelt erfahren habe ist der Zeichner und Karikaturist Heinz Rammelt ( Meister Tusche ) am 24 Juni nach langer schwerer Krankheit verstorben.

Und wieder ist ein Stück Kindheitsgeschichte von uns gegangen. :(

Anbei der Pressetext der Familie Rammelt:

Grossartiger Zeichner gestorben

Am 24. Juni 2004 verstarb der in Dessau lebende Maler und Zeichner Heinz Rammelt im Alter von 92 Jahren.
Heinz Rammelt, am 29.01.1912, als Sohn der Malerin Käthe Rammelt-Bürger in Leipzig geboren, hat Zeit seines Lebens nur ein Ziel verfolgt: Zeichnen und Malen.
Vom 16. Lebensjahr an ausgebildet an der Akademie der Künste in Leipzig und München, lebte er ab 1936 in Berlin und illustrierte vorwiegend Tierbücher. Nach einer Zeit als Hauptphasenzeichner ab 1940 bei der dt. Zeichenfilm GmbH und anschliessendem Kriegsdienst, kam er über Oschersleben und Bernburg nach Dessau, wo er 1954 mit seiner Familie ansässig wurde.

Als Tierzeichner par excellence wurde er oft der "Max Lingner der Tierzeichnung" genannt. In unverkennbarer Handschrift hat er seit frühester Jugend das Thema Tier in vielfältigster Technik künstlerisch umgesetzt. Grandios sind seine Pinselzeichnungen, die, angelehnt an die chinesische Kalligraphie, hohe künstlerische Perfektion und anatomisches Wissen mit Leichtigkeit vereinen. Diese Blätter werden neben Portraitzeichnungen, Landschaften, Zirkusstudien und Theaterzeichnungen in der Vielfalt der Kunstgeschichte einen eigenen, unverkennbaren Platz einnehmen.
Neben dem Dessauer Tierpark gehörte sein Herz immer wieder dem Zirkus und auch dem Theater, wo viele seiner Studienblätter hinter der Bühne als Momentaufnahmen entstanden und er Jahrzehnte zum "Inventar" gehörte. Seit seiner Jugend war er mit dem Zirkus verbunden, nicht zuletzt durch die Freundschaft mit Paula Krone. Viele der frühen Zirkuszeichnungen sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Der Hauptteil seiner Zirkusblätter wartet noch heute auf seine Entdeckung.
Ab 1951 arbeite er für viele neu entstandene Zeitungen und schuf Illustrationen, Karikaturen und Humorzeichnungen. Als einer der ersten Pressezeichner veröffentlichte er u.a. in FRÖSI, Atze, Bummi, Junge Welt, Berliner Illustrierte, Wochenpost, NBI, Eulenspiegel.
Seine langjährige Zusammenarbeit mit bedeutenden Zoos, z.B. dem Tierpark Berlin, Prof. Dathe, dem Leipziger Zoo, Prof. Dr. Schneider, dem Zoo Hannover, Prof. Dr. Dietrich, für die er Plakate und Illustrationen schuf, fand auch Niederschlag in zahlreichen Büchern.
Zu seinen grossen Leidenschaften gehörte eben auch die Buchillustration, vor allem für Kinderbücher und Fabeln. Zu seinen schönsten und bekanntesten Büchern zählen "Hannibal und Bambu"(West-Ost-Verlag), "Wir sind ganz unter uns !" 1939, von Arthur-Heinz Lehmann, "Tiere haben das Wort" 1964, von Prof. Karl Max Schneider, so wie "Gurry- Gurry" 1963, "Ein kleines graues Eselkind" 1964, "Der Prahlhase" 1965, "Ein kleines Biberkind" und das "Fest der Tiere". Manche von ihnen wurden bis zu neun mal aufgelegt. Zu seinen Tierbüchern und ihrer Bebilderung schrieb er einmal: "Wichtig ist, dass sie die Aufgabe erfüllen, unseren Kindern und Erwachsenen immer die Liebe und Achtung zu den schutzbedürftigen Mitgeschöpfen unserer Erde einzupflanzen."
Bei vielen unvergessen sind auch seine für die Defa-Kopierwerke angefertigten Folgen Dia- Farbbildbänder von "Bärchens Abenteuer", "Herr Fuchs und Frau Elster" oder auch "Hase und Wolf". Auf besondere Weise populär wurde er bei Kindern und Eltern über Jahrzehnte durch seine Bühnenprogramme als "Meister Tusche" in ungezählten grossen und kleinen Städten des Landes.
Seine seltene Begabung, Tiere in Bewegung zu erfassen und mit wenigen Strichen überzeugend und ausdrucksstark als Bleistift- oder Pinselzeichnung zu Papier zu bringen, zeichnet ihn vor seinen Kollegen aus. Durch hohes Wissen und Können vereinen sich in Heinz Rammelts Arbeiten Lebendigkeit und Abstraktion.
Viele vorzügliche Blätter seines noch unkatalogisierten zeichnerischen Werkes sind bislang von der Öffentlichkeit noch unentdeckte Kostbarkeiten.
Sein Leben und Werk sind nun abgeschlossen. Seine Intentionen und das künstlerische Vermächtnis leben in der beruflichen Tradition der Familie, wie auch im Bewusstsein vieler Liebhaber und Bewunderer seiner Kunst weiter.

Heinz Rammelt wird einen würdigen Platz im Comic Museum Neubrandenburg erhalten.
Alwin
:(

weisshahn
29.06.2004, 21:54
Der Familie gilt mein aufrichtiges Beileid. Was das Zeichnen von Tieren anging, konnte ihm tatsächlich unter seinen Kollegen niemand das Wasser reichen.

Eine Würdigung seiner Person und seines Schaffens folgt beim nächsten Update der Webseite. :(