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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Karl May - Das Waldröschen



Predantus
13.05.2004, 19:43
Gibt es hier jemanden, der die Radebeuler (nicht Bamberger) Ausgabe des Romans besitzt?

Es sind die Bände 51 bis 55 mit den Titeln:

Schloß Rodriganda
Vom Rhein zur Mapimi (bzw später: Die Pyramide des Sonnengottes)
Benito Juarez
Trapper Geierschnabel
Der sterbende Kaiser

Ich selber kenne nur die ungekürzte Reprintversion und suche nun jemanden der mir sagen kann ob eine bestimmte Textstelle in den Radebeuler Ausgaben mit dem Original identisch ist oder nicht.
Im Roman kommt ein handlungsentscheidendes Rezept vor, mittels dessen der Graf Rodriganda wahnsinnig gemacht wird. Im Original lautet es folgendermaßen:

»Item eyn herrlich Gifft für Tott und Wahnsinn.
Man nimbt eyn Töpfleyn Safft von Antiaris toxicaria, welches genannt ißt Antschaar, eyn halbes Töpfleyn Safft des Strichnos Tieute, so man nennt javanische Brechnuß, eyn vierteyl Töpfleyn Safft von Alpinia galanga, welches ißt indischer Galgant und ebenso vill Safft des Zingiber cassamumar, genannt gifftiger Ingwär. Daß siedet man auff die Hälfften ein und hebt es in eyn Flaschen auff. Fünff Tropffen davon machen eyn starken Menschen tott; zwey Tropfen awer gäben ihm in Wahnsinn, so nicht mehr weiß, wer er gewessen ißt.
Diesser Wahnsinn wierd wieder geheylt durch folgenden Trankk:
Man zerstößt eyn Tassenkopff Capsicum, welches heyßt die strauchigte Beißbeeren und thut darauff eyn halben Tassenkopff Speichel von eyn Menschen, welchem man zu Totte gekietzelt hat, läßt stehen eyn Wochen und thut darauff eyn Löffel scharpfen Essieg, gießt ab und hebt in eyn Flaschen auff. Zwei Tropffen von dieser feynen Artzeneyen nimbt den Wahnsinn wieder hinfort binnen dreyen Tagen.
Notabene: Kann nur im Landte Asien gemacht werden und ißt erprobt von viellen Menschen, so man Neger, Malaya's oder Wildte nennet. «

Ist in der Radebeuler Ausgabe der gleiche Wortlaut verwendet worden, oder doch ein anderer?
Ich bräuchte diese Angaben für einen vergleichenden Artikel und nicht weil ich jemanden in den Wahnsinn treiben möchte. :D

Abulafia
30.05.2004, 11:38
Wo findet man diese Textstelle überhaupt (irgendwo innerhalb der fünf Bände ist etwas unpräzise ;) ) und wie sieht die Radebeuler Ausgabe aus?

Mick Baxter
30.05.2004, 20:33
Ich hab nur die Ueberreuter-Taschenbücher. Die müßten aber inhaltsgleich zu den Bamberg-Ausgaben der 60er Jahre sein.
Sind die Radebeul-Ausgabe aus der DDR?

Predantus
30.05.2004, 20:49
Die Radebeuler Ausgaben sind die grünen Karl-May-Bände aus dem Karl-May-Verlag, die von 1913 bis 1945 erschienen sind, da der Verlag damals dort seinen Sitz hatte. Wo sich das von mir gesuchte Rezept in den grünen Bänden befindet, kann ich nicht genau sagen, da deren Handlung gegenüber dem Original umgestellt und erheblich gekürzt wurde, bzw. ganze Passagen auch völlig neu geschrieben wurden. Ich vermute aber mal, daß man die Stelle irgendwo in den ersten beiden Bänden finden sollte. Die Frage ist nur, ob identisch oder ebenfalls stark bearbeitet.
Übrigens die Bamberger Ausgabe als Nachfolgeausgabe der Radbeuler Bände sind meist abermals stark bearbeitet worden.

L.N. Muhr
31.05.2004, 00:09
...nun erfuhren aber zw. 1913 und 1945 die radebeuler ausgaben gewisse textveränderungen, wenn ich mich nicht irre. insbesondere ab 1933.

insofern kann die passage in einer früheren auflage ungeändert sein, in einer späteren auflage geändert.

Mick Baxter
31.05.2004, 02:24
Aber doch keine Anleitung für ein Gift, das zu Tod und Wahnsinn führt.

L.N. Muhr
31.05.2004, 02:25
sicher?

ich kann mir in dem zusammenhang auch kürzungen "schwieriger" stellen vorstellen.

LuG
01.06.2004, 18:37
Ich dachte immer die ungekürzte Reprintversion, die in den 80ern in der DDR erschienen ist, beruht eben nicht auf der Radebeuler Ausgabe, sondern auf der ersten Fehsenfeld (????) Ausgabe.

L.N. Muhr
01.06.2004, 18:56
sie entsprechen jedenfalls in der kapitel-aufteilung mays ursprünglichen intentionen. die orthographie wurde allerdings den damaligen rechtschreibregeln angepasst.

einzig absolut werkgetreu dürften die haffmans-bände gewesen sein.

LuG
02.06.2004, 15:30
... die doch aber meines Wissens nur das Hauptwerk berücksichtigt haben. Oder snd da auch die frühen Trivialromane erschienen?

L.N. Muhr
02.06.2004, 15:31
leider nein.

Predantus
02.06.2004, 17:48
Basis der Radebeuler Ausgabe ist die sogenannte „Fischer-Ausgabe“, die gegenüber der Originalausgabe schon bearbeitet war, so fehlt z.B. dort schon das 8. Kapitel der „Ersten Abteilung“ – „Der schwarze Kapitän“. Im Gegensatz zur Radebeuler Ausgabe ist aber der Handlungsablauf wie von May angelegt beibehalten worden. In der Radebeuler Ausgabe wurde die Handlung chronologisch geordnet und einige Rückblicke erst mal weggelassen. In bearbeiteter Form sind große Teile dieser Rückblicke, natürlich auch in bearbeiteter Form, vor einigen Jahren doch noch innerhalb der sogenannten Grünen Bände aus dem KMV (Karl-May-Verlag) erschienen: Band 77 – Die Kinder des Herzogs. Für diejenigen die sich nicht so auskennen, die Grünen Bände erschienen bis 1912 im Fehsenfeld Verlag (33 Bände) und wurden dann ab 1913 in dieser Form auch im neu gegründeten Karl-May-Verlag (65 Bände) in Radebeul herausgegeben. Dieser Verlag hat heute seinen Sitz in Bamberg und auch wieder in Radebeul und in diesem Jahr erscheint Band 85.
Wer das Waldröschen und die anderen vier Kolportageromane in der ursprünglich erschienenen ersten Form lesen möchte, sollte entweder auf die Reprintbände zurückgreifen oder auf die Bände der HKA (Historisch-Kritische-Ausgabe) welche vom Bücherhaus Bargfelde herausgegeben wird. Allerdings kosten diese pro Band stolze 35 Euro. Und jeder dieser Romane umfasst 5 (Die Liebe des Ulanen) bzw. 6 Bände (der ganze Rest). Die derzeit überall recht günstigen Weltbild-Bände sind textgleich mit der Ausgabe des Verlag Junge Welt, welche wiederum den schon oben genannten Fischer-Bänden entsprechen. Alternativ für Bildschirmleser gibt es die Digitale Bibliothek 77 „Karl Mays Werke“, welche die Texte der HKA enthält.
Das „Waldröschen“ ist der erste und bekannteste der Kolportageromane des Maysters. Gleich lesenswert, wenn man sich für Kolportage interessiert, sind natürlich auch „Die Liebe des Ulanen“ und „Der verlorene Sohn“.

Mick Baxter
03.06.2004, 00:31
Fällt "Das Buschgspenst" auch unter Kolportage-Roman? Hab kürzlich die DDR-Verfilmung gesehen und fand sie ziemlich schrecklich. Da ich das Buch mit etwa 12 Jahren gelesen habe, kann ich keine Vergleiche ziehen.

Predantus
03.06.2004, 06:42
Fällt "Das Buschgspenst" auch unter Kolportage-Roman? Hab kürzlich die DDR-Verfilmung gesehen und fand sie ziemlich schrecklich. Da ich das Buch mit etwa 12 Jahren gelesen habe, kann ich keine Vergleiche ziehen.

Ja. Ist ein kleiner Teil aus dem Roman "Der verlorene Sohn".

LuG
03.06.2004, 09:59
Für diejenigen die sich nicht so auskennen, die Grünen Bände erschienen bis 1912 im Fehsenfeld Verlag (33 Bände) und wurden dann ab 1913 in dieser Form auch im neu gegründeten Karl-May-Verlag (65 Bände) in Radebeul herausgegeben.


Das war mir neu. Und wieder eine Bildungslücke geschlossen. Allerdings liegt meine Karl May-Zeit auch schon ein paar Järchen hinter mir. Habe vor zehn Jahren noch mal versucht "Das Waldröschen" zu lesen und bin jämmerlich gescheitert.

Ich vermute mal - auch wenn ich mir meine eigenen Kinder so anschaue - meine Generation war die letzte, die noch May gelesen hat. Traurig, aber alles hat eben seine Zeit. Und ich kann mir niemanden vorstellen, der veralteter ist als der große Fabulierer aus Radebeul.

L.N. Muhr
03.06.2004, 12:13
nope. bin auch mit may gross geworden. hat sich aber mit 12 schlagartig gelegt - ganz wie sich das gehört. :D

LuG
03.06.2004, 13:55
Och, ich habe so mit Anfang 20 die ersten sechs Bände und Teile des Alterswerks noch mal gelesen und fand es sehr unterhaltsam.

Mick Baxter
04.06.2004, 02:22
Ich hab zu "Recherchezwecken" 1986 "Das Vermächtnis des Inka" noch mal gelesen, hab mich aber ziemlich durchgequält. Karl May ist in der Tat eher was für die 12jährigen, schreckt diese aber durch 40-seitige Landschaftsbeschreibungen (und das in der gekürzten Ausgabe) auch ziemlich ab. Zumal heute die meisten 12jährigen kaum lesen können.

LuG
04.06.2004, 09:25
Dann musst Du Dir mal die ungekürzten DDR-Ausgaben von James Fenimore Coopers "Lederstrumpf"-Romanen geben. So viel Landschaft gibt's auf der ganzen Welt nicht mehr, wie der beschrieben hat. (Sorry, jetzt bin ich wieder mal vom Thema abgekommen...)

Predantus
04.06.2004, 09:31
Dann musst Du Dir mal die ungekürzten DDR-Ausgaben von James Fenimore Coopers "Lederstrumpf"-Romanen geben. So viel Landschaft gibt's auf der ganzen Welt nicht mehr, wie der beschrieben hat. (Sorry, jetzt bin ich wieder mal vom Thema abgekommen...)

Aber genau daran mußte ich auch denken. Einmal ungekürzt Coopers "Wildtöter" lesen, dann weiß man erst, was Landschaftsbeschreibungen sind. Das ganze Buch ist eine einzige Landschaftsbeschreibung mit ein bißchen Handlungsstaffage und etwas mehr religiöser Philosophie. :D
Bei Karl May, um zum Topic zurückzukommen, empfinde ich Landschaftbeschreibungen nicht als zu lang. Und in den Kolportageromanen hat man damit eh kein Problem. Allerdings wer keine Seitenlange Dialoge mag, der sollte seine Finger auch davon lassen.

Mick Baxter
04.06.2004, 09:42
Ich glaube mich zu erinnern, daß "Der blaurote Methusalem" dem jugendlichen Leser schon einiges abverlangt hat.
Wie dicht ist eigentlich "Winnetou unter Comedy-Geiern" an der Textvorlage (abgesehen davon, daß Old Shatterhand nicht aus dem Sauerland kommt)?

LuG
04.06.2004, 10:36
@Predantus: Ich empfehle zu dieser Lektüre die wunderbaren ersten LPs von The Band, der ehemaligen Dylan-Begleitband. Die haben diese Stücke (Great Divide, Tears Of Rage, etc.) unmittelbar unter dem Einfluss von Cooper (und Steinbeck)geschrieben. Ganz große Americana!!! Hach, ich könnte seitenweise weiterschwärmen...

Predantus
05.06.2004, 16:07
So, ich habe jetzt eine Radebeuler Ausgabe auftreiben können. Hier der Wortlaut des von mir gesuchten Textstelle. Änderungen gegenüber dem Original sind rot markiert:

»Item eyn herrlich Gifft für Tott und Wahnsinn.
Man nimbt eyn Töpfleyn Safft von Antiaris toxicaria, welches genannt ißt Antschaar, eyn halbes Töpfleyn Safft des Strichnos Tieute, so man nennt javanische Brechnuß, eyn vierteyl Töpfleyn Safft von Alpinia galanga, welches ißt indischer Galgant und ebenso vill Safft des Zingiber cassamumar, genannt gifftiger Ingwär. Das siedet man auff die Hälfften ein und hebt es in eyn Flaschen auff. Fünff Tropffen davon machen eyn starken Menschen tott; zwey Tropfen awer gäben ihm in Wahnsinn, so er nicht mehr weiß, wer er gewessen ißt.
Diesser Wahnsinn wierd wieder geheylt durch folgenden Trankk:
Man zerstößt eyn Tassenkopff Capsicum, welches heyßt die strauchigte Beißbeeren und thut darauff eyn halben Tassenkopff Speichel von eyn Menschen, welchen man bis zum Schäumen gekietzelt hat, läßt stehen eyn Wochen und thut darauff eyn Löffel scharpfen Essieg, gießt ab und hebt in eyn Flaschen auff. Zwei Tropffen von dieser feynen Artzeneyen nimbt den Wahnsinn wieder hinfort binnen dreyen Tagen.
Notabene: Kann nur im Landte Asien gemacht werden und ißt erprobt von viellen Menschen, so man Neger, Malaya's oder Wildte nennet.«

Abulafia
07.06.2004, 10:42
Das sind ja nicht gerade weltbewegende Änderungen - gibt es einen Grund, eventuell drucktechnischer Art, warum ausgerechnet diese Stellen weggelassen wurden?

Wurden zur Nazizeit Texte auch inhaltlich verändert zwecks Rassismus oä?

Predantus
07.06.2004, 12:56
Wahrscheinlich sah man "welchem man zu Totte gekietzelt hat" als zu brutal an.


Wurden zur Nazizeit Texte auch inhaltlich verändert zwecks Rassismus oä?

Ja, teilweise. Ein wenig kann man z.B. darüber in der "Karl-May-Bibliografie 1913 – 1945" von Wolfgang Hermesmeier und Stefan Schmatz nachlesen. Die traurigsten beispiele sind dabei sicher die Otto Eicke-Bearbeitungen in "Winnetou IV" (Winnetous Erben) und "Der Fremde aus Indien". Einiges davon blieb noch in vielen Nachkriegsauflagen erhalten und wurde erst in jüngster zeit wieder rückgängig gemacht.
Einige andere Bücher hätten viele Nazi-Funktionäre gerne verbieten lassen, doch traute sich da keiner so recht ran, weil Hitler May sehr gerne las. Solche Bände wurden dann nicht mehr nachaufgelegt und waren bald nicht mehr lieferbar, wie die beiden Bände von "Ardistan und Dschinnistan". In diese Kategorie fällt teilweise auch "Und Friede auf Erden!", welches allerdings eine Bearbeitung durch Eicke erfuhr, die allerdings gemäßigter als bei anderen Bänden ausfielen. Diese Ausgabe kam aber nicht mehr in den Handel, da bei einem Bombenangriff große Teile dieser Auflage vernichtet wurden, so daß heute nur noch wenige Exemplare im Umlauf sind.

FilthyAssistant
07.06.2004, 14:26
@predantus: woher weiss man sowas eigentlich??? :eek:

L.N. Muhr
07.06.2004, 14:32
textvergleiche, verlagsarchive, aussagen der beteiligten?

karl may ist ja nicht irgendwer in der deutschen literatur, sondern der erfolgreichste unterhaltungsschriftsteller afair, also ein klar wichtiges forschungsgebiet.

Predantus
07.06.2004, 14:32
@predantus: woher weiss man sowas eigentlich??? :eek:

Fachliteratur. :) Davon gibt es zu Karl May Tonnenweise. Und als Mitglied der Karl May Gesellschaft liest man solche Sachen auch. :)

LuG
08.06.2004, 10:41
Wenn ich mich richtig erinnere hat der ostpreußische Lehrer, der während der Hitlerei gegen Karl May polemisiert hat, später eine Bombenkarriere im DDR-Bildungsministerium gemacht. Bei den Nazis war May zu liberal, zu pazifistisch und international eingestellt, in der DDR argumentierte man später mit den eher nationalistischen Tönen im Werk Mays.

Bei Bedarf suche ich gerne mal den Namen des Herren raus...

L.N. Muhr
08.06.2004, 12:31
...ab den 80ern wurde may dann aber umstilisiert zum friedenskämpfer.

ideologie ist was feines.

Abulafia
09.06.2004, 11:31
Die traurigsten beispiele sind dabei sicher die Otto Eicke-Bearbeitungen in "Winnetou IV" (Winnetous Erben) und "Der Fremde aus Indien". Einiges davon blieb noch in vielen Nachkriegsauflagen erhalten und wurde erst in jüngster zeit wieder rückgängig gemacht.
Bis wann wurden die Versionen beibehalten?

Wurde die Trilogie Die Felsenburg, Krüger Bei und Satan und Ischariot auch geändert? Schließlich wird da eine Jüdin als eine der treibenden bösen Kräfte dargestellt und ich kann mir gut vorstellen, daß sich da einiges zu Propagandazwecken verschlimmern ließ.

Predantus
09.06.2004, 12:48
Bis wann wurden die Versionen beibehalten?

Winnetou IV: 1935 – 1960
Der Fremde aus Indien: 1939 – 1995

Quelle: KMV: Der geschliffene Diamant, Hermesmeier/Schmatz: Entstehung und Ausbau der Gesammelten Werke – Eine Erfolgsgeschichte seit 110 Jahren


Wurde die Trilogie Die Felsenburg, Krüger Bei und Satan und Ischariot auch geändert? Schließlich wird da eine Jüdin als eine der treibenden bösen Kräfte dargestellt und ich kann mir gut vorstellen, daß sich da einiges zu Propagandazwecken verschlimmern ließ.

Da gab es keine solchen Änderungen.
Hier zitiere ich mal den Text aus der oben schon genannten Quelle:

"Die drei Bände wurden unverändert weitergedruckt, bis der KMV in den Zwanzigerjahren einige gravierende Fehler innerhalb des alten Satzes beseitigte. Ab 1932 ersetzte man den Text durch eine umfassende Bearbeitung, die im Wesentlichen aus einer stilistischen Glättung und Straffung bestand, ohne irgendeiner Form in die Handlung einzugreifen. Dabei reduzierte sich der Seitenumfang und zur leichteren Lesbarkeit erhöhte sich die Zahl der Kapitel."

Konkrete Änderungen laut "Karl-May-Bibliografie 1913 – 1945" von Hermesmeier/Schmatz:

Satan und Isariot, Bd. 1
"Durch kleine Streichungen und engeren Satz wurde eine Umfangreduzierung um 80 Seiten erreicht, während sich die Zahl der Kapitel von sechs auf vierzehn erhöhte."
Anmerkung: Umfang vor der Bearbeitung 550 Seiten, nach der Bearbeitung 470 Seiten

Satan und Isariot, Bd. 2
"Zur nächsten Auflage mussten mehrere Seiten aus Verschleißgründen neu gesetzt werden. Dabei wurden eine ganze Reihe von stilistischen Glättungen vorgenommen. Es fällt vor allem der Austausch der veralteten Pronomia "welcher/welche/welches" bzw. "der-/die-dasselbe" gegen "der/die/das" bzw. "dieser/diese/dies" auf. Daneben sind auch eine ganze Reihe von Eindeutschungen zu beobachten, z.B. "poussiere" > "pflege", "Kapitualtion" > "Ergebungsvertrag (S. 189), "Cylinder" > "hohen Hut" (S. 360)."
Anmerkung: Umfang vor und nach der Bearbeitung 540 Seiten

Satan und Isariot, Bd. 3
"Durch kleine Streichungen, stilistischer Überarbeitung und engeren Satz verkürzte sich der Umfang um 137 Seiten während sich die Zahl der Kapitel von sieben auf neunzehn erhöhte."
Anmerkung: Umfang vor der bearbeitung 615 Seiten, nach der Bearbeitung 478 Seiten

Bhur
09.06.2004, 20:25
Dachte ich mirs doch, wozu der Threat dient. ;)

Aber von mir aus sehr gerne. :top:

Predantus
09.06.2004, 20:57
Dachte ich mirs doch, wozu der Threat dient. ;)

Aber von mir aus sehr gerne. :top:

Hat wohl jemand geschwatzt? :)

Bhur
09.06.2004, 21:46
Maren hats über den Verteiler geschickt. :)

Predantus
10.06.2004, 08:00
Maren hats über den Verteiler geschickt. :)

Ach so. Da ich da nicht mehr angeschlossen bin, wußte ich es nicht. Bin nach irgendeiner Umstellung mal rausgeflogen und konnte mich nicht mehr anmelden, bzw. es hat nich geklappt. :)

Manx cat
26.12.2011, 17:57
Welche Ausgabe des Waldröschens ist egentlich vom ästhetischen Gesichtspunkt her die ansprechendste? So weit ich weiß, gibt es ja die verschiedensten Aufteilungen:
- 6 Teile in der Urfassung
- 10 Teile in der Urfassung
- Die Bände 51 bis 55 und 77 des Karl MAy-Verlags, bearbeitete Fassung

Gibt es hier besonders empfehlenswerte Ausgaben? Gibt es noch weitere Ausgaben, an die man kommen kann?

Zyklotrop
27.12.2011, 07:15
Ästhetischer Gesichtspunkt? Was verstehst Du darunter? Die einzige authentische Ausgabe kann nur ein Reprint der Erstfassung sein, und den gibt's innerhalb der wunderschönen historisch-kritischen Werkausgabe:

http://www.karl-mays-werke.de/

Alle sechs Waldröschen-Bände sind lieferbar! Mit dieser Ausgabe kann man nichts falsch machen.

Die Urfassung bestand aus 109 Romanheften, die Buchversionen waren ja schon Reprints. In wievielen Büchern man die Hefte nachdruckt ist im Prinzip egal, solange es nur vollständig und unverändert geschieht. Vom ästhetischen Standpunkt aus gesehen sind Faksimilie-Reprints mit Illustrationen am schönsten (Olms Presse!), aber so ein Mammutwerk in Frakturschrift zu lesen ist Folter für die Augen. Ich rate da eher zur historisch-kritischen Ausgabe im Neusatz.

Die schon wegen der Illustrationen und Titelbilder an sich sehr schöne und dabei günstige Weltbild-Ausgabe ist hier leider keine Alternative, weil man sich da -leider- an der gekürzten Fischer-Ausgabe orientiert hat.

Interessant könnte diese preisgünstige Mohlberg-Ausgabe (http://85.25.136.73/HMV01-p432h77s126-Das-Waldroeschen-Tei.html) sein, die ich allerdings nicht kenne. Den Satz "Die Rechtschreibung wurde an den modernen Sprachgebrauch angepasst." mag ich allerdings nicht, wiewohl man verspricht: "Der hier vorliegende Text des Waldröschen folgt in 9 Bänden unverändert und ungekürzt der Erstausgabe des Münchmeyer-Verlags."

Manx cat
27.12.2011, 07:46
Ästhetischer Gesichtspunkt? Was verstehst Du darunter?

Damit meine ich das Zusammenspiel zwischen schön gemalten Titelbildern und Papierqualität, am besten natürlich schön altmodisch. Aber deine Tips sind natürlich sehr brauchbar. Danke.
Ich werde demnächst wohl mit Nr. 51 des KArl MAy Verlags anfangen, weil ich die 5 Bände bereits zu Hause liegen habe. An einer optisch ansprechenden Form der Urversion würde mir aber durchaus viel liegen. Ich finde ja schon den Titel "Waldröschen" genial.

Zyklotrop
28.12.2011, 01:02
Der entspricht dem typischen Hang zum Kitsch jener Zeit. Die Namensgeberin ist ja praktisch nur eine Neben-Nebenfigur in der Geschichte.

Die historisch-kritische Ausgabe hat nicht nur kein schön gemaltes Titelbild, sondern gar keine Titelbilder. Das Papier ist meines Erachtens zu dünn, besonders wenn man den hohen Preis bedenkt. Trotzdem: siehe oben. Die spartanische Schlichtheit der Ausstattung wirkt auch elegant.

Die Version vom KMV ist zwar sehr lesbar (es war auch die erste, die ich kennengelernt habe), aber man sollte sich schon dessen bewußt sein, daß da vom Original nicht mehr viel übrig geblieben ist. Die Bearbeitung ist extrem. Beim Stichwort "preisgünstig und schöne Titelbilder/Illustrationen" würde ich dann doch eher zur Weltbild-Version raten, die sich zwar an der gekürzten Fischer-Ausgabe orientiert, aber doch weitaus näher am Original ist als die KMV-Fassung.

Manx cat
28.12.2011, 12:23
Schwierige Entscheidung. Angeblich soll die Bearbeitung durch den KMV ja gelungen sein.
Wurden da nicht nur Redundanzen ausgebügelt?

Nachtrag:
Aber das ist ja auch bei Wäscher-Comics so: Verändert man die Art und Weise der Präsentation, beispielsweise indem man die Cliffhanger entfernt und Übergänge kreiert, so beeinflusst das die Geschichte ganz essentiell, selbst wenn 100% der Geschichte ungekürzt nachgedruckt wurden.

Manx cat
28.12.2011, 17:10
Das Papier ist meines Erachtens zu dünn, besonders wenn man den hohen Preis bedenkt. Trotzdem: siehe oben. Die spartanische Schlichtheit der Ausstattung wirkt auch elegant.


Dünndruck ist normal doch eher teurer als konventionell. Außerdem ist mir dünnes Papier lieber, da die Bücher nicht so viel Platz im Regal einnehmen.

Zyklotrop
30.12.2011, 01:48
Die Reprint-Ausgabe der Edition Leipzig (Nachdruck der Kolportagehefte im Erstsatz, sogar der Olms-Reprint brachte nur eine spätere Fassung) ist bei Amazon Marketplace zuweilen sehr günstig zu bekommen. Momentan ab 30 Euro für den kompletten Satz. Zeitweise hab ich noch billigere Angebote gesichtet. Mehr darüber, sobald meine Exemplare eingetroffen sind.

Manx cat
31.12.2011, 11:26
Habe ich auch entdeckt. Leider hatte der Händler, bei dem ich bestellt habe, keine Ahnung, dass es 6 Bücher sind (obwohl das Angebot für 6 Bände galt) und ich habe für 30€ nur Band 1 erhalten. Habe ich gleich wieder empört zurückgeschickt.

Nur so viel: Es sieht hochinteressant aus, geht völlig anders an als "Schloss Rodriganda" und ist schön illustriert. Und an die Frakturschrift kann man sich sicherlich gewöhnen. Die KMB-Bände werde ich nur zum anschließenden Vergleich heranziehen, denn dieser jugendfreien Version fehlt sicherlich der rechte Biss.

Kennst du die neue KArl MAy-Biografie "Die MAcht der Phantasie"? Ich bin eben fertig geworden und bin sehr begeistert davon.

Zyklotrop
01.01.2012, 07:14
und ich habe für 30€ nur Band 1 erhalten.

Oj. Ich fürchte, mir wird dasselbe Schicksal blühen. Aber sei's drum, einer ist besser als keiner. Muß ich eben den Rest einzeln zusammenkaufen, eilt ja nicht. Den Inhalt kenne ich ja schon, aber ich sammle diverse May-Ausgaben. Obwohl der Olms-Reprint nur eine frühe Nachauflage im (damaligen Fraktur-)Neusatz brachte, dürfte inhaltlich nichts verändert worden sein, zumindest ist die Seitenzahl identisch.


Kennst du die neue KArl MAy-Biografie "Die MAcht der Phantasie"?

Ich kenne eine Menge May-Biographien, diese aber noch nicht. Aber da Du sie empfiehlst, werde ich sie mir zulegen.

Manx cat
01.01.2012, 12:40
Oj. Ich fürchte, mir wird dasselbe Schicksal blühen. Aber sei's drum, einer ist besser als keiner.

Sollte es so sein, würde ich aber schon reklamieren. Ein anderer Amazon-Händler, bei dem ich angefragt habe, hat mir versichert, dass es sich bei ihm um alle 6 Bände handelt. Ebenfalls knapp über 30€, Ware ist schon auf der Reise.


Ich kenne eine Menge May-Biographien, diese aber noch nicht.

Bisher kenne ich keine MAy-Biografien. Was mir an Helmut Schmiedt gefällt ist aber, dass er Mays Texte sehr treffend analysiert und auch Mays Verhalten gut im Kontext der Zeit erklärt. Da geht es über eine reine Biografie, die nur Lebensstationen nacherzählt, weit hinaus.

Mick Baxter
01.01.2012, 23:44
Ich könnte auch noch das Karl-May-Kochbuch von Heinz Mees empfehlen.

Zyklotrop
02.01.2012, 05:02
Alter Hut - es gab schon 1975 eins mit dem Titel "Zu Gast an fremden Feuern".

Manx cat
10.02.2012, 16:17
Ich habe jetzt die ersten 100 Seiten des Waldröschens gelesen und bereue nicht, es mir zugelegt zu haben. Sehr unterhaltsam.

Der Plot erinnert stark an den Roten Korsar von Charlier und Hubinon:
Räuberhauptmann zieht adeliges Kind bei sich auf, hält ihn aber über seine Herkunft im Unklaren. Der Junge bekommt die beste Ausbildung um auch in besserer Gesellschaft eingesetzt werden zu können, aber letztlich bricht seine edle Herkunft sich Bahn. Dazu gibt es Schiffe, Schlösser, Kutschen, Wegelagerer und Verschwörer, ganz wie bei Charlier. Gefällt mir.

Zyklotrop
14.02.2012, 14:44
Ja, ich mag das Waldröschen auch sehr, es ist sicherlich Mays bester Kolportageroman. May zieht hier wirklich alle Register - von Piraten über Indianern und deutschen Beamten bis hin zu Beduinen ist alles dabei. Wiewohl der von Dir genannte Handlungsstrang nur ein Subplot von vielen ist. Interessant ist auch, daß hier -im Gegensatz zu den Shatterhand/Kara Ben Nemsi-Romanen- die Guten zwar ähnlich halbgottähnlich dargestellt sind (Dr. Sternau ist nicht nur Spitzenarzt, sondern auch berühmter Westmann und Globetrotter, und das mit 26 Jahren), den Bösen aber auch immer wieder große Erfolge gelingen und die Helden schwere Rückschläge einstecken müssen. Das macht es so richtig spannend.

Schade, daß in den drei Verfilmungen immer nur Bruchstücke der Handlung zur Verwendung kamen - der Stoff reicht für eine ganze Telenovela.

Manx cat
14.02.2012, 19:02
Ja, die Bösen haben Charakter. Die Briganden aus den Bergen sind ziemlich interessant.

Mick Baxter
15.02.2012, 02:10
Wobei der zweite Teil des Satzes den ersten ja deutlich erklärt.

Zyklotrop
15.02.2012, 04:20
Ja, die Bösen haben Charakter.

Das ist ein Aspekt, der in der Bearbeitung des Karl May Verlags großteils verloren geht, weil man durch die komplette Weglassung der Vorgeschichte (sie wurde erst Jahrzehnte später in "Die Kinder des Herzogs" teilweise nachgereicht) nicht mehr weiß, warum die Brüder Cortejo die Rodrigandas so unerbittlich hassen. Hier wird suggeriert, es handle sich um reine Geldgier, während im Original klar wird, daß es die Rache für den Tod ihres Vaters ist, der durch die Hand eines Rodriganda fiel.

Manx cat
15.02.2012, 07:38
Wobei der zweite Teil des Satzes den ersten ja deutlich erklärt.
Ich schreib nun mal gerne blumig und steh auf Redundanzen (wenn sie richtig eingesetzt sind).

Mick Baxter
15.02.2012, 07:54
Bezog sich allerdings darauf:

Schade, daß in den drei Verfilmungen immer nur Bruchstücke der Handlung zur Verwendung kamen - der Stoff reicht für eine ganze Telenovela.
Hab wohl vergessen umzublättern.

Zyklotrop
16.02.2012, 12:11
Schon, schon. Nur: den allermeisten Leuten, die die Filme gesehen haben, wird das nicht bewußt sein, da die meisten davon die zugrundeliegenden Bücher gar nicht gelesen haben dürften. Diese weniger bekannten Titel von May liegen auflagenmäßig doch sehr weit hinter den allgemein bekannten Winnetou/Kara Ben Nemsi-Zyklen. Sieht man sehr gut an den verbreitetsten KMV-Ausgaben, wo die Auflagenzahlen immer schön deutlich angegeben sind.

Manx cat
21.04.2012, 18:09
Den ersten Band habe ich nun fast gelesen, und wer die Kinder des Herzogs sind, weiß ich inzwischen auch. Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass es so unterhaltsam und auch witzig sein wird. Zum Vergleich habe ich auch in den Bänden vom Karl MAy-Verlag geblättert, aber die Eingriffe sind mir zu heftig. Ich denke da geht auch viel Humor verloren.

Sind die Eingriffe eigentlich nur beim Waldröschen bzw. bei den Kolportagewerken so heftig? Kann ich mich darauf verlassen, dass die Winnetou- und Kara Ben Nemsi-Bücher des KMV weitgehend dem Originalmaterial entsprechen? Gegen kleine Umstrukturierungen habe ich ja nichts.

beatleswerner
21.04.2012, 20:49
Eine Bekannte von mir hat ein sehr gutes Sonderheft bei der Karl May Gesellschaft verlegt. In diesem Sonderheft finden wir auch eine Aufstellung der Auflagezahlen bzw. deren Entwicklung.

Hier erst einmal der Titel der interessanten Veröffentlichung:

Svenja Bach:
Karl Mays Islambild und der Einfluss auf seine Leser
112 Seiten (im neuen Format wie die Mitteilungen/Nachrichten), farbiger Titel, zahlreiche farbige Abbildungen im Heft Preis für Mitglieder und Nichtmitglieder 7,50 + Versand (0,90 in D)

Bestellungen bitte an vertrieb@karl-may-gesellschaft.de

Nr. Titel 1913 1938 2006
1 Durch die Wüste 84.000 270.000 2.471.000
2 Durchs wilde Kurdistan 69.000 232.000 2.223.000
3 Von Bagdad nach Stambul 62.000 218.000 1.997.000
4 In den Schluchten des Balkan 60.000 207.000 1.885.000
5 Durch das Land der Skipetaren 57.000 200.000 1.859.000
6 Der Schut 59.000 225.000 2.137.000
7 Winnetou 1 72.000 335.000 3.808.000
8 Winnetou 2 70.000 304.000 3.259.000
9 Winnetou 3 67.000 290.000 2.999.000
10 Sand des Verderbens 52.000 130.000 1.027.000
11 Am stillen Ozean 49.000 145.000 1.014.000
12 Am Rio de la Plata 50.000 160.000 1.489.000
13 In den Kordilleren 50.000 158.000 1.467.000
14 Old Surehand 1 52.000 230.000 2.693.000
15 Old Surehand 2 50.000 220.000 2.465.000
16 Menschenjäger 42.000 116.000 1.200.000
17 Der Mahdi 42.000 111.000 1.095.000
18 Im Sudan 42.000 110.000 1.065.000
19 Kapitän Kaiman 47.000 143.000 1.287.000
20 Die Felsenburg 40.000 120.000 1.109.000
21 Krüger Bei 40.000 115.000 1.039.000
22 Satan und Ischariot 40.000 113.000 1.016.000
23 Auf fremden Pfaden 37.000 145.000 1.015.000
24 Weihnacht 44.000 110.000 1.219.000
25 Am Jenseits 34.000 92.000 536.000
26 Der Löwe der Blutrache 39.000 120.000 746.000
27 Bei den Trümmern von Babylon 39.000 107.000 605.000
28 Im Reich des silbernen Löwen 31.000 97.000 421.000
29 Das versteinerte Gebet 29.000 93.000 358.000
30 Und Friede auf Erden 24.000 65.000 277.000
31 Ardistan 10.000 50.000 273.000
32 Der Mir von Dschinnistan 10.000 50.000 273.000
33 Winnetous Erben 10.000 110.000 1.039.000
34 „ICH” - 60.000 360.000
35 Unter Geiern 21.000 195.000 2.107.000
36 Der Schatz im Silbersee 21.000 265.000 3.212.000
37 Der Oelprinz 15.000 182.000 1.963.000
38 Halbblut - 130.000 1.621.000
39 Das Vermächtnis des Inka 15.000 168.000 1.667.000
40 Der blaurote Methusalem 15.000 140.000 766.000
41 Die Sklavenkarawane 15.000 152.000 1.727.000
42 Der alte Dessauer - 55.000 278.000
43 Aus dunklem Tann - 46.000 234.000
44 Der Waldschwarze - 46.000 240.000
45 Zepter und Hammer - 28.000 367.000
46 Die Juweleninsel - 28.000 437.000
47 Professor Vitzliputzli - 23.000 217.000
48 Das Zauberwasser - 23.000 240.000
49 Lichte Höhen 5.000 18.000 165.000
50 In Mekka (von Franz Kandolf) - 37.000 364.000
51 Schloss Rodriganda - 46.000 606.000
52 Die Pyramide des Sonnengottes - 45.000 638.000
53 Benito Juarez - 45.000 597.000
54 Trapper Geierschnabel - 55.000 711.000
55 Der sterbende Kaiser - 47.000 596.000
56 Der Weg nach Waterloo - 30.000 395.000
57 Das Geheimnis des Marabut - 30.000 404.000
58 Der Spion von Ortry - 30.000 419.000
59 Die Herren von Greifenklau - 30.000 408.000
60 Allah il Allah! - 28.000 526.000
61 Der Derwisch - 20.000 570.000
62 Im Tal des Todes - 20.000 749.000
63 Zobeljäger und Kosak - 20.000 578.000
64 Das Buschgespenst - 20.000 518.000
65 Der Fremde aus Indien - - 355.000
66 Der Peitschenmüller - - 182.000
67 Der Silberbauer - - 192.000
68 Der Wurzelsepp - - 265.000
69 Ritter und Rebellen - - 379.000
70 Der Waldläufer - - 352.000
71 Old Firehand - - 133.000
72 Schacht und Hütte - - 136.000
73 Der Habicht - - 83.000
74 Der verlorene Sohn - - 48.000
75 Sklaven der Schande - - 43.000
76 Der Eremit - - 40.000
77 Die Kinder des Herzogs - - 40.000
78 Das Rätsel von Miramare - - 33.000
79 Old Shatterhand in der Heimat - - 33.000
80 Auf der See gefangen - - 26.000
81 Abdahn Effendi - - 23.000
82 In fernen Zonen - - 20.000
83 Am Marterpfahl - - 15.000
84 Der Bowie-Pater - - 10.000
85 Von Ehefrauen und Ehrenmännern - - 10.000
86 Meine dankbaren Leser - - 10.000
87 Das Buch der Liebe - - 10.000


Im Vergleich zum Alterswerk laufen die Kolportageromane des Karl May Verlags sehr gut. Insbesondere fällt auf das von Trapper Geierschnabel die meisten Bände dieser Romane verkauft wurden. Dies dürfte wie schon Euchar Albrecht Schmid 1938 in der Jubiläumsschrift "25 Jahre Karl May Verlag" sicherlich am Titel liegen.

Zyklotrop
26.04.2012, 00:07
Kann ich mich darauf verlassen, dass die Winnetou- und Kara Ben Nemsi-Bücher des KMV weitgehend dem Originalmaterial entsprechen?

Leider nein. Die "tausenden Änderungen", von denen Experten allein bei Winnetou 1 sprechen, sind zwar schamlos übertrieben, denn da hat man alle Anpassungen der veralteten Rechtschreibung (thun > tun etc.) mitgezählt. Die Änderungen sind manchmal nicht allzu krass, es fehlt aber z.B. bei "Winnetou 1" ein kompletter Monolog von Nscho-Tschi, der ihren Charakter recht gut darstellt, viele Sätze wurden vereinfacht.
In Winnetou 2 wiederum stammt ein ganzes Kapitel (Kennenlernen von Old Firehand, Kampf um Fort Niobrara) gar nicht von May, sondern von einem KMV-Bearbeiter. Man fand einen Indianerangriff auf ein Fort einfach fetziger als Mays Zugüberfall. Mays Originalversion wurde ersatzlos gestrichen. Weil mittlerweile die Kids auf May pfeifen und das Zielpublikum eher Sammler sind, gab es bei den grünen Bänden in den letzten Jahren Rückbearbeitungen, die oben genannten Änderungen sind aber nach wie vor drin, wenn ich mich nicht irre (in Anbetracht der zahllosen Änderungen zwischen den einzelnen Auflagen ist es nahezu unmöglich definitive Angaben zu machen, auch einzelne Kurzgeschichten wandern von einem Band in den andern). Dazu die offizielle Stellungnahme des Verlags. (http://www.karl-may.de/pages/werke.php?sub=text_bildrevisionen)
Auch beim Orient-Zyklus fehlen vor allem "nur" kleinere Szenen und Sätze, die vielleicht nicht handlungstragend, aber für die Atmosphäre wichtig sind. Die sprachliche Bearbeitungen sind aber auch oft unter aller Sau, teilweise sind heute noch Überarbeitungen aus der Nazizeit enthalten, als man sich bemüht hat alle Fremdwörter zu tilgen und durch erfundene Eindeutschungen zu ersetzen. So wurde z.B. aus Lord Lindsays kariertem Anzug ein "gewürfelter Anzug". Würfeln kann man eine Zahl, aber wohl kaum einen Anzug.
Die vielen sprachlichen Vereinfachungen (Satzkürzungen etc.) waren auch dem Umstand geschuldet, daß man May beim KMV zwangsweise zum "Jugendschriftsteller" umfunktionieren wollte - bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts durchaus erfolgreich, nebenbei bemerkt. Den Wandel des Zielpublikums merkt man auch an den in den letzten Jahren erschienenen neuen "grünen Bänden". Es handelt sich fast durchwegs um nur für Sammler und Liebhaber interessantes Material.
Lustig, daß der KMV auf seiner Homepage May zitiert: "Die Firma H. G. Münchmeyer hat Jahrzehnte lang werthlose Fälschungen als meine Originalromane ausgegeben." Genau dasselbe kann man wortwörtlich vom KMV sagen.

Ich rate auch bei den Hauptwerken dringend von der KMV-Version ab, die Weltbild-Variante z.B. ist preisgünstig und komplett. Warum sollte irgend jemand die Fälschung kaufen, wenn er die Originale sogar günstiger haben kann?

beatleswerner
26.04.2012, 15:47
Nun war Karl May immer ein Jugendschriftsteller. Das Gegenteil dürfte er ab 1900 unter taktischen Gesichtspunkten behauptet haben. Personen wie Bertold Brecht, Arno Schmidt, Rudolf Beißes, Franz Kandolf, Otto Eicke oder Carl Zuckmayer fingen alle ihre Lektüre als Jugendliche an. Auch so zwiespältige Karl May Jünger wie Adolf Hitler begannen ihre Lektüre im zarten Knabenalter. Letzterer erinnerte sich noch bei seinen Tischgesprächen daran das sein erster Karl May Band "Der Ritt durch die Wüste" war. Entweder hat er sich hier geirrt oder es wurden falsch niedergeschrieben. Es ist interessant sich aus der Historisch Kritischen Reihe das Lesealbum Karl Mays anzusehen. May legte dieses Album an und bat seine Leser ihm Fotos zuzusenden. Heute nach über 100 Jahren können wir sie betrachten, die jugendlichen Fans Karl Mays. Ab und zu hat sich hier auch einmal ein älteres Semester verlaufen. Es ist eine Legende das Karl May vor Gründung des Karl May Verlags im Jahre 1913 hauptsächlich von Erwachsenen gelesen wurde. Wo haben wir die Zeugnisse dieser Leser, wo sind ihre Erinnerungen. Die alten Jahrbücher greifen bei ihren Autoren eben nicht auf seinerzeit erwachsene Leser zurück sondern präsentieren uns in die Jahre gekommene Jugendliche. May nur 2 mal im Leben hauptsächlich für Erwachsene - in seiner Zeit bei der Kolportage (das war allerdings bis 1900) so gut wie niemanden bewusst) und mit fast nicht vorhandenen Erfolg sein Alterswerk.

Wer Karl May als reines Lesevergnügen betrachten möchte kann beruhigt zur KMG-Ausgabe greifen. Wer jedoch sich tiefer mit Karl May auseinandersetzen möchte sollte nicht zur Weltbildausgabe greifen sondern sich die verdienstvolle Reprintreihe des Karl May Verlags in Form der 33 Fehsenfeldbände und der 6 Unionsbände kaufen. Darüberhinaus sind als Forschungsmaterial für die Kolportageromane die Ausgaben der Historisch Kritischen Reihe bestens geeignet. Karl May heute im - wenn auch vermeintlichen - Urtext zu lesen ist kein Problem mehr. Das Thema Bearbeitungen ist sehr kontrovers aber auch sehr vielfältig. Es gibt wahrscheinlich mehr Befürworter der Bearbeitungen wie Liebhaber der sogenannten Urtexte - von den wenigsten Texten Karl Mays existieren Manuskripte. Lothar Schmidt der Senior Chef des Karl May Verlages äußerte sich einmal wie folgt: "Es ist ja sehr schön das der Fehsenfeld Reprint so stark gelobt wird, schöner noch wäre es auch wenn die Menschen ihn kaufen würden."
Der Fehsenfeld Reprint erschien vor gut 30 Jahren in 3 Ausgaben. Heute sind immer noch 2 Ausgaben lieferbar.
Die Weltbildausgabe wird in erster Linie nicht wegen den Texten gekauft sondern wegen dem günstigeren Preis der KMG-Ausgabe.

Die Karl May Gesellschaft besitzt ca. 1650 Mitglieder. Selbst ein Großteil der Mitglieder macht sich nicht die Mühe und kauft sich alle Reprints der KMG. Das Reprintprogramm der KMG leidet seit Jahren darunter das die Mitgliedschaft diese Reprints nicht so annimmt wie der Vorstand sich dies erhoffte. Dies hat in der Zwischenzeit dazu geführt das es kaum noch Neuauflagen der alten Zeitungsreprints gibt.

Karl May selber der in der gleichen Liga wie Konrad Adenauer und John Lennon mit dem Motto "was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern" zu spielen pflegte wäre sicherlich über die guten Einnahmen der bearbeiteten Bände erfreut gewesen. Auch wenn Karl May immer wieder in seinen Büchern kundtat das Gold und Geld ihm nicht so wichtig wären, so sah die Realität doch in seinem Schriftverkehr mit Fehsenfeld (nachzulesen in Band 91 und 92) der gesammelten Werke ganz anders aus. Geld war immer für Karl May wichtig. Oftmals war er seinem Verleger gegenüber sehr fordernd.

Als gute Auseinandersetzung in die Thematik der Bearbeitungen empfehle ich den Band "Der geschliffene Diamant" des Karl May Verlages.

Ein Geheimnis aus der Tatsache, das seine Bände bearbeitet sind hat der Karl May Verlag übrigens nie gemacht. Mir war bereits 1975 klar das dies der Fall ist. Anspielungen hierzu gab es ja genug, z.B. in den Bänden 34, 49, 50, 71, 72,

Als ich später die "Urtexte" zu lesen bekam war ich enttäuscht und konnte Jahre später nur dem verdienstvollen Karl May Forscher Walter Illmer zustimmen, der in den Nachrichten der Karl May Gesellschaft den vielfach zitierten Satz fallen ließ "Seitdem ich die Originale kenne schätze ich die Bearbeitungen". Gut gesprochen Walter, wo immer du dich jetzt auch aufhalten magst.

Zyklotrop
26.04.2012, 22:57
Sie lasen eine Werbeeinschaltung des Karl May Verlags. :p

Nie ein Geheimnis aus den Bearbeitungen gemacht? Du beliebst zu scherzen. Weder im Impressum noch sonstwo fand sich (von Ausgaben aus den 20er Jahren mal abgesehen) jemals auch nur der kleinste Hinweis auf die massiven Verfälschungen, sie wurden sogar ausdrücklich als Originale ausgegeben.



Als gute Auseinandersetzung in die Thematik der Bearbeitungen empfehle ich den Band "Der geschliffene Diamant" des Karl May Verlages.

Eine reine Werbeschrift des KMV, in der kein einziger Kritiker zu Wort kommt, und die vor Un- und Halbwahrheiten nur so strotzt. Erwähnt und erklärt werden nur sinnvolle Korrekturen (deren Verhältnis etwa 10% zu 90% Pfusch sein dürfte) und kein einziger der tatsächlich dramatischen Eingriffe.

Kannst du mir eine einzige Frage beantworten? Wenn die brutalen Bearbeitungen so supertoll und der Grund für den Nachkriegserfolg der GW waren, warum hat nun der KMV in den aktuellen Ausgaben z.B. der Bände 1-9 (Orientzyklus, Winnetou 1-3) diese (die 50 Jahre drin waren!) großteils wieder rausgenommen und orientiert sich nun mehr an den Originalen? :rolleyes:

Manx cat
28.04.2012, 14:48
Karl May selber der in der gleichen Liga wie Konrad Adenauer und John Lennon mit dem Motto "was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern" zu spielen pflegte wäre sicherlich über die guten Einnahmen der bearbeiteten Bände erfreut gewesen. Auch wenn Karl May immer wieder in seinen Büchern kundtat das Gold und Geld ihm nicht so wichtig wären, so sah die Realität doch in seinem Schriftverkehr mit Fehsenfeld (nachzulesen in Band 91 und 92) der gesammelten Werke ganz anders aus. Geld war immer für Karl May wichtig. Oftmals war er seinem Verleger gegenüber sehr fordernd.


Es spielt eigentlich keine Rolle, ob der KMV bearbeitet hat, oder Karl May selbst. Ich denke, wir alle können Beispiele genug nennen, in denen ein Urheber nicht gerade behutsam mit seinen Schöpfungen umgegangen ist, und der alte Karl MAy war nun einmal nicht der jungen Karl May. Und wenn ich (nur als Beispiel) das Werk des jungen Karl MAy schätze, das des alten aber nicht, dann werde ich mich mit späteren, auch autorisierten Umarbeitungen schwer tun.

Ich habe eine große Sammlung von Bertelsmann KArl MAys geerbt. Old Surehand hat hier drei Bände, Winnetou vier. Auch "Im Reich des Silbenen Löwen" ist mehrteilig. Damit dürfte ich eine vernünftige Fassung des Hauptwerkes haben, oder?

Zyklotrop
28.04.2012, 20:11
Redest du von den Bertelsmann-Dingern mit dem lederartigen Rücken und dem Goldaufdruck auf selbigem, mit Begriffserklärungen im Anhang? Die sind bearbeitet, nicht so dreist wie der KMV das macht, aber bearbeitet. Viele Ausdrücke wurden modernisiert und Fremdwörter eingedeutscht, was das Lesevergnügen deutlich schmälert.

Oder meinst du gar "Karl Mays Illustrierte Werke" mit den zeitgenössischen Illustrationen? Bertelsmann hat mehrere Ausgaben rausgebracht.

beatleswerner
28.04.2012, 22:50
Sie lasen eine Werbeeinschaltung des Karl May Verlags. :p

Nie ein Geheimnis aus den Bearbeitungen gemacht? Du beliebst zu scherzen. Weder im Impressum noch sonstwo fand sich (von Ausgaben aus den 20er Jahren mal abgesehen) jemals auch nur der kleinste Hinweis auf die massiven Verfälschungen, sie wurden sogar ausdrücklich als Originale ausgegeben.

Eine reine Werbeschrift des KMV, in der kein einziger Kritiker zu Wort kommt, und die vor Un- und Halbwahrheiten nur so strotzt. Erwähnt und erklärt werden nur sinnvolle Korrekturen (deren Verhältnis etwa 10% zu 90% Pfusch sein dürfte) und kein einziger der tatsächlich dramatischen Eingriffe.

Kannst du mir eine einzige Frage beantworten? Wenn die brutalen Bearbeitungen so supertoll und der Grund für den Nachkriegserfolg der GW waren, warum hat nun der KMV in den aktuellen Ausgaben z.B. der Bände 1-9 (Orientzyklus, Winnetou 1-3) diese (die 50 Jahre drin waren!) großteils wieder rausgenommen und orientiert sich nun mehr an den Originalen? :rolleyes:


Das ist die übliche Polemik - wir sollten darauf verzichten. Die Originalausgabe bezieht sich nicht auf den Inhalt - hat sie auch nie erhoben - sondern alleine auf die Aufmachung.

Schon in dem Radebeuler Bänden standen die Bearbeiter drinnen. In den Bamberger Bänden, die u.a. von so illustren Gestalten wie Wollschläger (Alterwerk, Winnetou), Stolte, Bartsch, Lorenz, Illmer bearbeitet wurden und die sich allesamt kritisch - auch Walter Illmer tat dies ständig, er ist übrigens oben erwähnt, aber er differenzierte - stand sehr voll das Texte bearbeitet worden sind. Ich habe mir bereits 1978 gewünscht den ursprünglichen Text von "Wenn sich zwei Herzen scheiden" und "Professor Vitzlipulzi" einmal lesen zu dürfen.
Nun hat der Karl May Verlag eine fast 100 jährige Geschichte, und diese Geschichte sollte schon bei den Bearbeitungen berücktsichtigt werden. Als der Verlag 1913 von Fehsenfeld, Schmidt und Klara May gegründet wurde lag das Werk Karl Mays am Boden. Wohlmöglich hat es nur überlebt weil sich viele Personen mit den Texten Mays auseinandergestzt haben. Heute gut 100 Jahre später wird May mit anderen Augen gesehen. Und ich gehe schon davon aus, das es für einen Verlag - der Bücher verkaufen will - interessant und nützlich ist sich Gedanken darüber zu machen ob nicht die ein oder andere Bearbeitung zu viel des Guten ist. Beim Winnetou wurde auf Texte zurückgegriffen die der Kritiker der Bearbeitungen, Herr Wollschläger bereits in den 50er Jahren verfasst hatte. Einiges andere sie die sinnvollen Bearbeitungen im Kolportageroman "Deutsche Herzen, deutsche Helden" wurden halt nicht zurückgenommen. Auch dafür gibt es Gründe. Wenn du dich genauer dazu informieren möchtest greifen zu den Veröffentlichungen von Walter Illmer - einem glänzenden Kenner der Texte Mays - und setze dich doch einmal mit seiner Argumentation auseinander warum für ihn dieser Roman unter dem Titel "Missratene Helden" läuft. Harald Mischnick, übrigens auch kein Freund der Bearbeitungen hat zu dieser Geschichte übrigens ein eigenes Schlußkapitel geschrieben.

Viele Kritiker - wie z.b. Klaus Hoffmann - haben selber umfangreiche Vorschläge zu Bearbeitungen in die Welt gesetzt. Gerade Klaus Hoffmann hat sich persönlich intensiv mit dem Thema "Wie bearbeite ich die Kolportageromane für den Karl May Verlag" und seine umfangreichen Vorschläge an den Karl May Verlag geschickt. Als seine Vorschläge nicht angenommen wurden schrieb er ein verbittertes Buch unter dem Titel "Karl Mays Werke" in dem er aus unterschiedlichen Quellen und mit viel Häme alles zusammenschrieb was er aus dem Fundus - von oftmals wesentlich differenzierteren - Autoren fand.

Bartsch und Wollschläger waren selber Mitarbeiter des Karl May Verlags und wie Arno Schmidt sich seine Arbeit als Karl May Lektor vorgestellt hat wissen wir leider auch nicht.

Michael Petzel forderte in einem Beitrag vor wenigen Jahren eine erneute Bearbeitung des Autors, damit dieser im Gedächtnis nachwachsender Generationen verhaftet bleibt.

Der Karl May Verlag hat selber eine Menge an Forschungsarbeit in den letzten Jahren unternommen, fast alle Mitarbeiter (Hermesmeier/Schmatz, Lorenz, Vollmer, Bartsch, usw.) kommen aus den Reihen der Karl May Gesellschaft, einer Gesellschaft die sich stets kritisch mit den Bearbeitungen auseinandergesetzt hat. Aber die eigentliche Streitfrage ging darum das der Karl May Verlag die Urschriften von May zur Verfügung stellen sollte. Aus wirtschaftlichen Erwägungen ist der Verlag Anfang der 70er Jahre dem nicht gefolgt. Aber Roland Schmidt war kein Idiot sondern ein großer Karl May Forscher, der es schaffte die ansehnlichste Reprintreihe eines Verlags auf die Beine zu stellen.

33 Fehsenfeld Bände in 3 Ausführungen
6 Unionbände
1 Band Erzgebirgische Dorgeschichten
1 Schuber mit dem Kolportageroman "Deutsche Herzen, deutsche Helden"
1 Band "Die Liebe des Ulanen"
Et In Terra Pax
Abdahm Effendi/Schamah
Der Waldläufer
Winnetous Tod
Im Fernen Westen
Die Rose von Kairwan
Der Karawanenwürger
3 Bände mit Juristischen Schriften

Die beiden Koportageromane waren übrigens im Text der 1 Auflage.

Die Bearbeitungen wie auch der Karl May Verlag sollten differenziert betrachtet werden. Wie gesagt, Karl May gibt es im Original wie in der Bearbeitung. Es wäre schön wenn die Menschen es kaufen würden.

Nun noch einmal zum geschliffenen Diamanten. Hier ist der größte Eingriff - Winnetous Erben - sehr genau abgehandelt, genauer wie in anderen Publikationen.

beatleswerner
28.04.2012, 23:06
Es spielt eigentlich keine Rolle, ob der KMV bearbeitet hat, oder Karl May selbst. Ich denke, wir alle können Beispiele genug nennen, in denen ein Urheber nicht gerade behutsam mit seinen Schöpfungen umgegangen ist, und der alte Karl MAy war nun einmal nicht der jungen Karl May. Und wenn ich (nur als Beispiel) das Werk des jungen Karl MAy schätze, das des alten aber nicht, dann werde ich mich mit späteren, auch autorisierten Umarbeitungen schwer tun.

Ich habe eine große Sammlung von Bertelsmann KArl MAys geerbt. Old Surehand hat hier drei Bände, Winnetou vier. Auch "Im Reich des Silbenen Löwen" ist mehrteilig. Damit dürfte ich eine vernünftige Fassung des Hauptwerkes haben, oder?

Großer Fan der überkandidelten Blattgold-Ausgabe war ich eh noch nie. :)

Old Surehand II wurde bereits frühzeitig von vielen Lesern kritisiert da er die Handlung des ersten Bandes so gut wie nicht fortführte. Der Karl May Verlag gliederte diesen Band daher unter dem Titel "Kapitän Kaimann" aus. Vor wenigen Jahren wurde er von Bartsch durch eine Revision diverser Kurzgeschichtenbände wieder nahe an seine ursprüngliche Form zurückgebracht.

Winnetou IV gehört zum Spätwerk und hat mit den ersten 3 Bänden recht wenig zu tun - Winnetous Erben ist daher der treffende Titel für einen Roman der wenn man ihn zeitlich anordnen würde rund 35 Jahre nach Winnetous Tod spielt.

Der Silberlöwe hat das schreckliche Schicksal das er eine Mischung aus Mays abenteuerlicher dritten Schaffensphase - die sogenannten Reiseromane - und dem Alterswerk aus der 4 Schaffensphase ist. Bemüht versucht Karl May in seinen beiden allegotorischen Romanen einige Fäden der beiden vorherigen Abenteuerromane aufzugreifen, was ihm aber alles in allen nicht gelungen nicht. Daher ist es mehr als verständlich das diese Romane getrennt wurden.

Interessanterweise hat kein Roman des Alterswerk so viele Bände verkauft wie die Neuschöpfung "In Mekka" die Franz Kandolf als Abschluß Band 25 "Im Jenseits" schrieb. Der Kölner Autor Peter Terrid, ein exellenter Kenner der Bücher Karl Mays äußerte sich mir gegenüber einmal mit den Worten das Karl May ab 1900 nur noch Rechtfertigungschriften verfasst habe. Ich denke das er hier Recht, egal ob es "Der Dankbare Leser", die juristischen Texte oder der Silberlöwe war May versuchte ab 1900 zwanghaft als Dichter der Hochliteratur angesehen zu werden und interpretierte daher auch bereits seine frühen Schriften als einen langwierigen "Masterplan". Nebenher schrieb er allerdings an seinen Verleger "und wenn es nicht mehr läuft dann schreiben wir halt anderes was läuft."
Es lief aber nichts mehr und die Romane stappelten sich in Fehsenfelds Lager. Der Briefwechsel zwischen Fehsenfeld und May ist eine sehr interessante Lektüre, die uns vieles über das Denken und Handeln des Dichtes vermittelt. Bisher gibt es allerdings noch kaum Sekundärliteratur die diesen Aspekt behandelt hat.

In einem früheren Jahrbuch rief ein Mitglied der Karl May Gesellschaft dazu auf das es seiner Meinung nach auch eine historisch-wissenschaftliche Edition der Bearbeitungen geben müsste. Das ist sicherlich kein schlechter Gedanke, dürfte aber in Buchform an der Masse des vorhandenen Material scheitern, das viele Verlage im Laufe der Zeit zusammengetragen haben.

Die Bertelmannausgabe von 1963 beurteilte Arno Schmidt wie folgt: "Was Bertelsmann vorlegt, ist eine weitere, die Mansukriptlage nich mehr verwirrende Bearbeitung". Tatsächlich griff Bertelsmann z.B. bei der Bearbeitung von "Der Schatz im Silbersee" auf eine Ausgabe des Karl May Verlags aus dem Jahr 1937 zurück. Weiteres bei Hoffmann, ab Seite 278.
Eine vernünftige Ausgabe hast du allenfalls mit der Bertelsmannausgabe aus den 80/90er Jahren. Aber auch diese würde ich für forschungsrelevante Zwecke nicht verwenden - ich habe sie auch noch nie zitiert gesehen -, sondern eher zu den Reprints des Karl May Verlags oder wenn es um die Zeitschriftenabdrucke geht zu denen der Karl May Gesellschaft greifen. Eine Historisch-Kritische Ausgabe - in einer Miniauflage von 1.000 Exemplaren, das bedeutet das noch nicht einmal alle Mitglieder der KMG diese beziehen - ist am entstehen.

Zyklotrop
29.04.2012, 00:19
Die Originalausgabe bezieht sich nicht auf den Inhalt - hat sie auch nie erhoben - sondern alleine auf die Aufmachung.

Diese Behauptung ist natürlich eine besondere Dreistigkeit des KMV. Glaubst du ernsthaft, ein Käufer, der sich eine ausdrückliche "Originalausgabe" kauft, will tatsächlich ernsthaft einen massiv verfälschten Text mit Original-Umschlag?!?!

Nicht einmal wenn dem so wäre, würde es stimmen - die Fehsenfeld-Bände hatten eine völlig andere Titelbildgestaltung mit dem Titelschriftzug im Bild.

Meine wichtigste Frage wurde übrigens nicht beantwortet - wenn die Bearbeitungen so toll sind, warum wurden sie in den Hauptwerken kürzlich großteils zurückgenommen und man orientiert sich wieder an der von May autorisierten Fehsenfeld-Fassung?! Will man kein Geld mehr verdienen, wenn man plötzlich die "ungeschliffenen Diamanten" publiziert? Hat man die Jugend aufgegeben? Fragen über Fragen...

Den zweiten Old Surehand-Band auszugliedern war übrigens eine der goldrichtigen Entscheidungen des KMV - sicherlich auch im Sinne Mays, der diese Kurzgeschichtensammlung wohl nur unter Zeitdruck hineingebastelt hat. Wenn man allerdings immer nur die (durchaus vorhandenen!) sinnvollen redaktionellen Eingriffe erwähnt, und die Entstellenden stets vornehm "vergisst", dann ist das eben nur die halbe Wahrheit - und die wiederum ist eben leider eine ganze Lüge.



Die Bertelmannausgabe von 1963 beurteilte Arno Schmidt wie folgt: "Was Bertelsmann vorlegt, ist eine weitere, die Mansukriptlage nich mehr verwirrende Bearbeitung".

Gutes Argument. Zu der Version des Karl May Verlags hat Arno Schmidt übrigens auch einen Kommentar abgegeben. Ich zitiere aus dem Spiegel (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41751337.html): "Vor Jahren schon spottete Arno Schmidt über die "literarische Unbefangenheit" Schmidscher Redigierkunst, "bei der einem die Haare zu Berge stehen". " (Anm.: Schmid = Inh. d. KMV, nicht zu verwechseln mit Schmidt)

Aus einem Brief Arno Schmidts an den Karl May-Verlag, zitiert aus einem Text Hans Wollschlägers, zu finden auf den Seiten der Karl May-Gesellschaft (http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1990/12.htm): "Vielleicht gelingt es mir auch, nach 1962 [dem Ablauf der urheberrechtlichen Schutzfrist, H. W.] einen Verleger für einen Neuabdruck der Ausgaben letzter Hand zu interessieren und zu gewinnen: was meinen Sie, mit welch aufrichtiger (und unanfechtbarer) Entrüstung man Ihnen dann sagen und nachweisen wird, daß es wahrlich endlich an der Zeit war, Ihnen den Text aus den Händen zu nehmen!" Weitere Arno Schmidt-Beurteilungen der Bearbeitungen (siehe selber Link): "plumpe und gefühllose Verballhornungen", "der Text nicht nur >bearbeitet< sondern sogar >zugerichtet<", etc. etc....

Manx cat
29.04.2012, 10:32
Die Bertelmannausgabe von 1963 beurteilte Arno Schmidt wie folgt: "Was Bertelsmann vorlegt, ist eine weitere, die Mansukriptlage nich mehr verwirrende Bearbeitung".

"Nicht mehr" wäre schön. "Noch mehr" ist es leider nicht.

Dann habe ich wohl leider mit meiner 63er Bertelsmann-Sammlung nicht gerade den großen Wurf. Schade.

beatleswerner
29.04.2012, 10:43
Ich denke Originalausgabe läßt schon einiges an Interpretation zu - anders wäre es mit der Formulierung "Originaltexte". Diese hat der Karl May Verlag in seiner 100 jährigen Geschichte jedoch nicht verwendet.

Die Gründe für die erneute Bearbeitung und die Verwendung eines Textes den Hans Wollschläger formuliert hat erfährst du am besten bei Herrn Haug, Lektor des Karl May Verlages. Ich nehme an das der Karl May Verlag auf diese Texte zurückgegriffen hat nachdem sich sein Verhältnis zu Wollschläger entkrampft hatte. Verfasst hat Wollschläger diese Bearbeitung bereits in den 50er Jahren. Also war bereits zu diesem Zeitpunkt dieser Text für eine weitere Ausgabe angedacht und wurde jetzt mit jahrzehntelanger Verspätung veröffentlicht. Gut Ding will Weile haben.

Arno Schmidt hätte selber gerne beim Karl May Verlag das Alterswerk Karl Mays bearbeitet. Jedoch kam er aus unterschiedlichen Gründen nicht zum Zuge. Ob er sich tatsächlich Anfang der 60er Jahre um einen Verleger für das Alterswerk bemüht hat ist nicht belegt. Bis heute hat sich ebenfalls kein Verlag an eine aufwendige Aufarbeitung des Alterswerk herangewagt. Somit können wir leider nicht die Leistung eines möglichen Bearbeiters Arno Schmitt beurteilen. Schmidt der in die Karl May Forschung mit seinem sehr umstrittenen Buch "Sitara und der Weg dorthin" war ein großer Karl May Fan, der sich auch nicht scheute schon in frühen Jahren Beiträge für das Karl May Jahrbuch zu schreiben. Eine Arbeit für den Karl May Verlag wäre für ihn wohl gleichbedeutend mit der Berufung in die Nationalmannschaft gewesen.

Wie gefällt dir denn die Leistung des Kritikers der Bearbeitungen Hans Wollschläger und des Bearbeiters Hans Wollschläger. Frage doch einmal beim Karl May Verlag nach ob du in seine dortige Korrespondenz bezüglich Vorschlägen zur Bearbeitung einsteigen kannst. Sicherlich sind auch die Vorschläge von Herrn Hoffmann - Kritiker nach Ablehnung sehr interessant.

beatleswerner
29.04.2012, 10:56
Noch einmal zum Karl May Verlag. Ein Verlag ist ja nun nicht statisches. Im Laufe der Geschichte haben wir es dort mit unterschiedlichen Menschen zu tun. Zudem ist es legitim das diese Menschen ihre Bücher verkaufen wollen. Daher gibt es wohl auch schon einmal die ein oder andere Änderung und der Sammler ist hierdurch angesprochen sich einen bekannten Band mit einem neuen Cover oder einen neuen Text zu kaufen. So funktioniert eine kapitalistische Gesellschaft.

Bei den Bearbeitungen von Wollschläger kommt der Faktor hinzu das das Verhältnis zwischen dem Verlag und seinem ehemaligen Angestellten jahrelang nicht das beste war. Dies ist bekannt, nicht bekannt nicht wer sich von beiden Partner einen Abdruck der erneuten Bearbeitung verbat. Erst in den 90er Jahren kam es zu einer Annäherung von Wollschläger und dem Karl May Verlag. Gemeinsam mit Ziska Schmitt brachte Wollschläger im Karl May Verlag die Erstveröffentlichung der Handschrift von "Ardistan und Dschinnistan" heraus, auch eine bedeutende Publikation des Karl May Verlages. Ob hier mehr in Planung war und durch Wollschlägers Tod beendet wurde entzieht sich meiner Kenntnis.

Zyklotrop
29.04.2012, 23:13
Daß aus Arno Schmidt als "Bearbeiter" nichts wurde, da kann man ja nur dem lieben Gott danken. Bei dem Manne war mehr als nur eine Schraube locker.

Daß Wollschlägers Rückbearbeitungen erst jetzt Eingang in die GW fanden, ist freilich ein Jammer. Denn die sind eine durchaus gute Kompromißlösung zwischen Original- und Bearbeitungsverfechtern. Während man sich nun bei Bd. 1-9 weitgehend am Original orientiert, sind durchaus gelungene Kandolf-Szenen (wie die Fort Niobrara-Episode) weiterhin enthalten. Der KMV ist hier auf dem richtigen Weg! So gut wie heute waren die GW noch nie.

Schade allerdings, daß man es dabei belassen will. Bei einigen weiteren Bänden mit völlig mißglückten Bearbeitungen (Zepter und Hammer!!!) wäre eine Revision dringend nötig.

beatleswerner
29.04.2012, 23:28
Das Problem bei Zepter und Hammer ist das nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft wohl auf dem Postweg etwas verloren gegangen ist.

Zyklotrop
29.04.2012, 23:33
Das verwechselst du mit der Juweleninsel. Bei Zepter und Hammer ist nur was beim KMV verlorengegangen. ;) Einer meiner Lieblingsromane im Original.

beatleswerner
30.04.2012, 10:17
Stimmt

FOX
14.06.2012, 14:12
Tag,
ich habe früher mal die 5 KMV Bände Schloß Rodriganda ff. gelesen.
Eigentlich wollte ich die gern noch mal lesen, bin aber u.a. auf diese Diskussion gestoßen.
Jetzt würde ich doch eher "Das Waldröschen" im "Original" lesen, und bin auf die Mohlberg und Benu Ausgabe gestoßen.
Die orientieren sich ja am gleichen Alt-Text.
Wieso können zwei gleiche TB Ausgaben so nebeneinander existieren?
Von Robert Kraft erscheinen auch die gleichen Titel in beiden Verlagen.

Ich bin verwirrt - könnt Ihr mich aufklären?

Zyklotrop
20.06.2012, 03:58
Auf der Mohlberg-Seite ist das Benu-Titelbild abgebildet, also bietet man wohl deren Variante an. Allerdings kostet ein May-Band da 16,90, während die Bücher direkt über Benu nur 12,90 kosten. Was hier genau vor sich geht, ist mir auch unklar. Aber ich schätze mal, der Mohlberg-Shop bietet die Benu-Ausgaben von May und Kraft an. Ich besitze diese Ausgaben allerdings nicht. (Bei Kraft werde ich aber wohl zugreifen...)

Da die Originaltexte gemeinfrei sind und jeder sie umsonst drucken darf, sind auch 100 verschiedene Ausgaben parallel möglich, nur wird da jeder dieser hoffnungsvollen Jungverleger in diesem Fall wohl nicht viel Freude dran haben.

Auf jeden Fall ist die Originalfassung sehr zu empfehlen (auch und gerade, wenn man die KMV-Version schon kennt!), in welcher Form auch immer.

FOX
20.06.2012, 09:21
Danke für die Aufklärung.
Also: Benu.