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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : dynamisch inken??



-$phin2x-
11.05.2004, 13:40
servus,
also, ich hab in nem anderen thread mitbekommen, dass da über dynamisches inken geredet wird und ich hab keine ahnung was damit gemeint is, ich hab bis jetzt immer en dünnen schwarzen stift genommen und nachgezeichnet...

kann mir jemand erklären wie des geht, vielleicht beispiele mit und ohne dem inkstil... ??

danke

Michael Vogt
11.05.2004, 13:51
http://www.inkplosion.de/tipps/eric_ink.html

Gruß
Michael

Spong
11.05.2004, 14:18
Es gibt sicher bessere Beispiele als ditte, aber das muss es erstmal tun:

http://www.ralfkoenig.de/bilder/B5.jpg

Du siehst bei den Strichen, dass die Stärke des Strichs variiert, z.B. zum Auslauf schmaler wird. Das ist die vielbeschriebene Dynamik, die einer Zeichnung sehr viel Lebendigkeit verleiht. Die "hohe Schule" hast du im INK-Tip, bei einfacheren oder Funny-Stilen nimmst du einen nicht allzu dünnen Fineliner (allermindestens 0,3, besser 0,5) und variierst die Strichstärke durch Variieren des Drucks aufs Papier, bei länger benutzten Stiften wird der Effekt durch den ungleichmässigen Abschliff der Spitze noch weiter verstärkt. Die richtigen Künstler dieser Technik können von den feinsten Haarlinien bis zu den dicken Schwarten alles mit einem Stift machen.

Beispiele für Bilder ohne dynamischen Strich findest du in dem von dir angesprochenen Threat :D. Dort ist auch ein sehr anschauliches Vorher-Nachher Bild, einmal mit einmal ohne Dynamik, von Jenny.

Mille
11.05.2004, 15:19
Meiner Meinung nach kann kein Stift in Punkto Dynamik mit dem guten alten Pinsel mithalten.

Michael Vogt
11.05.2004, 15:31
Was ist mit dem Pinselstift? :lol: Nee, stimmt. Ein Pinsel entwickelt eine Eigendynamik, die man mit anderen Mitteln so nicht erreichen kann. Mit Finelinern ist es möglich, auch sehr schöne Ergebnisse zu erzielen und sehr präzise arbeiten - aber eine Pinsel-Emulation ist eben nicht mehr als eine Emulation. Mal davon abgesehen, dass das Tuschen so länger dauert.

Gruß
Michael

Spong
11.05.2004, 15:43
Klar. Kei Fraach. Bedenkt bitte zwei Dingenz:

1. Bei der Arbeit mit einem Pinsel muss man schon SEHR gut wissen was man tut, und eine sehr ruhige Hand haben. Deswegen kann ein Pinsel für Leute, die noch nicht so lange zeichnen, frustrierend sein, grade wenn der Stil auf Spontanität angelegt ist, also schnell gehuscht wird. Länger dauern, Mikail, tut es wenn man die exakte Vorzeichnung mit geschwungenen Strichen durch mehrmaliges Drübergehen füllt und somit die Dynamik des Striches fäikt. Aber bei der Zeichnung von Ralf König kannst du davon ausgehen, dass es ein einmaliges Huschen war, mit der entsprechenden, dem Huschen immanenten Geschwindigkeit.

2. Pinsel, und Pinselstifte, fordern grössere Formate, mindestens A3. Wenn man sich aus pragmatischen Gründen auf eine A4-Grösse mit 6-8 Panels festgelegt hat, ist ein Pinsel nicht das richtige Werkzeug.
Aber ich argumentiere immer aus der Warte meines Ralf König / Bretecher-Ansatzes. Im Prinzip habt ihr recht, es gibt kein besseres Werkzeug mit quasi einbauter Dynamik. Und da steht der Pentel Japanstift seinem Original doch in wenig nach?

horst
11.05.2004, 16:08
@ spong

Technisch gesehen ist der Pinsel das Werkzeug, mit dem man die feinsten
Linien zeichnen kann. Deshalb war er auch vor der Computer-Aera das Werkzueg
für die feinsten Retuschen. Aber das bedarf einer geschulten und ruhigen Hand.

Deshalb ist es in der Praxis dann doch widerum richtig, das viele Künstler lieber
mit dem Stift die feineren Linien angehen.


-----------



Auf den Pinsel bezogen gibt es Beides: "Huscher" und "exakte und langsamziehende
Zeichner". Der Pinsel macht eigentlich alles mit. Die Ausnahmen wäre eben nur die
"technisch geradegezogene Linie". Da gibt es dann andere passendere Werkzeuge.

Gruss

Mille
11.05.2004, 17:05
@ Micha
Der Pinselstift musste jetzt ja kommen!
Ich hab keine Erfahrung mit den Dingern, glaub aber, dass der Pinsel ihnen doch um einiges voraus ist. Du kannst zwischendurch diese Struktureffekte mit trockenem Pinsel einsetzen oder lavieren oder auch – was sich bei mir immer irgendwie automatisch ergab – die Tinte trocken und verklumpen lassen, dasses eine Art hat.

@ Spong
Ich weiß nicht, ob man beim Fineliner nicht noch mehr wissen sollte, was man tut, und die ruhigere Hand haben muss.
Der Pinselstrich hat für mich immer den Charme gleich mit eingebaut. Selbst bei einem unerfahrenen Zeichner kommen gepinselte Bilder m. E. gefälliger rüber als gestiftelte.
Mit Pinsel und Lavuren kannst Du wesentlich mehr tricksen als nur mit Fineliner. War nicht umsonst meine bevorzugte Technik.
Ich muss Dir mal was Altes von mir mailen...

Michael Vogt
11.05.2004, 17:46
@Mille: Hast ja Recht. Ich konnt's mir nur nicht verkneifen... ;) Mit den Pinselstiften habe ich bisjetzt ganz gute Erfahrungen gemacht - an so einen richtigen Pinsel hab' ich mich auch noch nicht rangetraut. Da bleibe ich lieber bei meiner Feder...

Was die alte Sache von Dir angeht: Würde ich auch gerne sehen. Poste doch mal!

-$phin2x-
11.05.2004, 18:05
subba ok danke :)
dann werd ich des beim nächsten pic mal versuchen

Sascha Thau
11.05.2004, 23:25
Hey und was ist mit der Zeichenfeder - the poor man's pinsel. Wer das mitd em Pinsel nicht rafft bzw. sich nicht durch die frustigen Stunden abbringen will, wo erstmal gar nix klappt, kann's ja mal mit ner Zeichenfeder probieren - da stellen sich schneller Erfolge ein und die Strichvariation ist sehr viel höher als bei meinem Fineliner.

Mick Baxter
11.05.2004, 23:54
Die Zeichenfeder hat den Nachteil, daß jeder Künstlerbedargfsladen mehr restlos ungeeignete Federn führt als brauchbare. Einen Marderpinsel Stärke 2 kriegt man aber immer.
Meine schnell abgebrochenen Versuche mit Feder scheiterten auch daran, daß ich die Originale verschmiert habe, weil die Tusche zwei Tage zum Trocknen brauchte. Der wesentlich dünnere Tuscheauftrag mit Pinsel trocknet dagegen innerhalb von Minuten.

Mille
11.05.2004, 23:59
@-$phin2x-
Einfach mal alles ausprobieren, bis Du die Werkzeuge findest, die Dir taugen!


@Micha
Gut, dann poste ich mal öffentlich. Hab ein paar uralte Sachen von mir ausgegraben.

Ich hab damals bevorzugt mit Pentel Ballpens gezeichnet, weil ich wusste, dass mein Lieblingszeichner Alex Toth die benutzt. Auf diese doch recht feinen Linien bin ich dann mit fetten Eddings losgegangen und hab großzügig Schwarzflächen drübergelegt.
Später bin ich dann zu Rotring Artpens übergegangen, weil mir die normalen Stifte immer zu dünn waren, und bei den Artpens gab's mit den "B"- und "BB"-Füller doch recht fette Kaliber.

Das sah dann ungefähr so aus wie hier bei der Einleitung zu "Die Qualle": http://www.schwarzerturm.de/jpegs/qualle.gif

Ich find diesen Stil zwar ganz nett, aber diese Zeichnungen sind durch die gleichbleibende Linienstärke und das Fehlen von Raster oder Grautönen sehr steril. Und Spong, ich finde schon, dass man mit diesen Stiften genauer aufpassen muss, wo man rumfuhrwerkt!
Für die Story hat dieser Stil aber dann doch ganz gut gepasst.

Hier was ganz, ganz Altes, ein Panel aus "Der grinsende Ghoul":
http://www.schwarzerturm.de/jpegs/ghoul.jpg

Mit meinem "Toth-Schreiber" imgrunde ähnlich steril gezeichnet, aber durch die Grautöne gewinnt das schon ungeheuer.

Weil alle anderen MB-Zeichner damals mit Pinsel arbeiteten, hab ich später
dann einfach mal eine ganze Geschichte mit einem dreckigen, verklebten Pinsel gezeichnet, "Ein verzogenes Balg".
http://www.schwarzerturm.de/jpegs/balg.gif

Ich wollte, dass sie ein bisschen wirkt wie die alten EC-Geschichten von Jack Davis, deshalb hab ich wie er auch viel mit einer dünnen Feder herumschraffiert, vor allem im Hintergrund, was ich sonst nie getan hab. Schraffuren gibt's bei mir sonst nicht.

Da kann man jetzt echt sagen, das ist ein Anfänger-Inking! Die Pinsellinien sind völlig wüst und fett und krumm über das Papier gezogen worden, und trotzdem find ich das Ergebnis überzeugender und lebendiger als bei der "Qualle". Der kaputte Zaun hat's mir aus irgendeinem Grund besonders angetan...

Zum Schluss noch ein paar Bilder aus "Der Wal". Wurde damals leider völlig verdruckt...
Also hier:
http://www.schwarzerturm.de/jpegs/wal_1.jpg

Ich bin meistens so vorgegangen, dass ich nur ganz grob mit Bleistift vorzeichnete und dann die Sprechblasen und das Lettering tuschte, um später keine Platzprobleme zu bekommen.
Dann improvisierte ich ziemlich frei so lange mit Pinsel, Feder (Hintergründe) und verdünnter Tusche herum, bis ich zufrieden war.
Oft genug hab ich bei der Methode ganze Panels auch überkleben müssen, weil ich sie neu zeichnen musste.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass dieser Stil für mich der beste ist. Mit dem Pinsel kriegt man sehr lebendige Bilder hin, und die Grautöne sind einfach ideal, um Atmosphäre zu erzeugen.
Hier noch ein kleiner Ausschnitt: http://www.schwarzerturm.de/jpegs/wal_2a.jpg

Da sieht man wieder gut, dass die Pinselstriche sehr zügig aufs Papier gefetzt wurden, die sitzen zum Teil sehr ungenau.

Oder hier: http://www.schwarzerturm.de/jpegs/wal_2b.jpg
Das Gesicht von dem Kerl sieht bald aus wie geschnitzt, da hab ich auch wieder mit dem groben Pinsel...
Die Pinselstriche konnten mir nie dick genug sein, das Schwarz nie schwarz genug. Ich steh auf fette Schwarzflächen.
Und man kann nicht nur sehen, dass ich es immer eilig hatte, dass das hingefetzt ist, sondern ich war sogar noch zu faul, um die Pencils wegzuradieren...

So, das soll reichen. Hier ist noch eine ganze Dreiviertel-Seite, aus der die beiden kleinen Ausschnitte stammen: http://www.schwarzerturm.de/jpegs/wal_2.jpg
Vorsicht, 140 KB...

Da sieht man ganz gut, wie sehr ich die Handlung immer gestrafft habe, um Robis ausufernde Phantasien auf 10 Seiten unterzukriegen. 1 Panel pro Szene, da hat man natürlich einiges an Text im Panel. Aber ich fand immer auch, dass ein Comic auch ordentlich was zum Schmökern hergeben sollte.

Ich versuchte damals übrigens der Maxime von Alex Toth zu folgen: Zeichne so einfach und klar wie möglich und versuche aus jeder Szene alles herauszuholen, was sie hergibt.
Das könnte ich vielleicht den jungen Zeichnern hier mit auf den Weg geben: einen spektakulären Kampf zwischen zwei Robotern oder Superhelden zu zeichnen, okay. Das hat seine Schwierigkeiten und eigene gesetze, aber es ist etwas, was schon spektakulär ist, bevor ich anfange zu zeichnen.
Wie kann ich aus den langweiligsten alltäglichen Szenen das Maximum herausholen?

Michael Vogt
12.05.2004, 07:43
...weil die Tusche zwei Tage zum Trocknen brauchte...
War vielleicht das falsche Papier? Normalerweise trocknet die Tusche innerhalb wenigen Minuten - mit dem Radieren sollte man aber doch etwas länger warten.

@Sascha: "The poor man's pinsel"? - die Brause-Federn sind ganz schön teuer - vorallem, weil eine davon meist nur zwei Seiten lang hält... :D

@ Mille: Beeindruckend. Warum hab ich von Dir nichts im Regal stehen? Dass muss ich mal korrigieren.

Gruß
Michael

Zebruin
12.05.2004, 10:24
Ich bin ja eindeutig gegen Tusche! Das gibt nur Probleme (besonders wenn man das Tuschefass notdürftig auf einer schräg gestellten Zeichenplatte befestigt und aus Versehen den Feststellhebel löst und ein starkes Gewicht die Platte in sekundenschnelle in die Senkrechte bringt.)! :tozey:

Wenn ich mal inken muss dann mache ich das mit einem sehr weichen Bleistift (8B) oder ich frage Micha ob er das machen kann (aber nur wenn es professionel aussehen muss). Auf jeden Fall bekomme ich damit auch sehr dynamische Linien hin, allerdings muss man dann wieder nachspitzen, wenn man erst einmal mit viel Druck eine fette Linie gezogen hat. ;) Feinheiten macht man dann mit einem Druckbleistift und später sorgt man in Photoshop dafür, daß auch alles was nur grau ist wirklich schwarz wird.
http://www.zebruin.de/comics/tierpark08/ :D

@Mille:
Ich wußte gar nicht, daß Du so geile Comics machst. Gibts die auch beim Schwarzen Turm zu kaufen? :top:

horst
12.05.2004, 10:56
Mit den genannten Trockenzeiten kann ich rein gar nichts anfangen.

Meine Tusche trocknet innerhalb von Sekunden. Ich schätze mal innerhalb
von 5 Sekunden wischfest - innerhalb von 10 Sekunden radierfest.

Ich selbst benutze den Pinsel gerade wegen der Flexibilität und Sicherheit.
Ich schütte mir eine daumengrosse Menge Tusche in ein kleines Minigläschen.
Damit sind grosse Kastastrophen eigentlich unwahrscheinlich.

Ich kann auf Pinseltusche mit Deckweis ideal korrigieren und danach wieder
auf das Deckweis zeichnen. Eine kratzende Feder (z.b.) ist hier deutlich eingeschränkter.

Und ich kann mit dem Papier sowie der Tusche viele Varianten im
Saugverhalten durchspielen.

Das Ganze sieht dann so aus:


http://www.go-studio.de/PICHOME/X.INK/inkdivskulladdet.html

navigator
12.05.2004, 10:57
http://www.schwarzerturm.de/jpegs/wal_2.jpg
wunderschön... gefällt mir sehr.

Dynamisches Tuschen: gutes Werkzeug, gute Tusche (die nicht verklebt), gutes Papier, abfederung fürs Papier besorgen, ruhige Hand, die eigene dynamische Linie suchen (das heißt, jeder hat seine eigene Richtung, manche ziehen von links nach rechts dynamische Linien, andere von rechts nach links, andere von oben nach unten etc.) etc.
muss du alles mal ausprobieren und was für dich besser in der Hand liegt und wie du dein bestes Ergebniss erzielst, ist das geeignete Werkzeug, -$phin2x-

Mille
12.05.2004, 11:07
Danke!

@zebruin
Menschenblut gibt's bei uns im Shop, ja. Oder in Erlangen...
Kannst mich auch anmailen, wenn Du was Bestimmtes suchst.

Mick Baxter
12.05.2004, 12:58
War vielleicht das falsche Papier? Normalerweise trocknet die Tusche innerhalb wenigen Minuten - mit dem Radieren sollte man aber doch etwas länger warten.
Glatter Schöllerhammer Zeichenkarton. Und eine Feder, die gute 0,2mm Tusche aufs Blatt zauberte. Mit den meisten Feder hab ich eh Löcher ins Paouer gestoßen. Hab mir später angewöhnt, die Linien mit Fineliner nachzuziehen, Pencils wegzuradieren und dann mit dem Pinsel dranzugehen. Dabei fielen auch im Jahr mehrere Papierkörbe mit Gummibröseln an.

Zebruin
12.05.2004, 13:35
Menschenblut gibt's bei uns im Shop, ja. Oder in Erlangen...
Kannst mich auch anmailen, wenn Du was Bestimmtes suchst.

Ich schaue mal in Erlangen bei Dir vorbei! :D

Mille
12.05.2004, 14:33
Jou, mach das! :)

-$phin2x-
12.05.2004, 14:34
hab mich mal versucht
was meint ihr???

http://www.arcor.de/palb/alben/12/372712/400_3266306263626236.jpg

Spong
12.05.2004, 14:56
Super findick det!

Mille
12.05.2004, 14:58
Nicht schlecht! Freischwebende Augenbrauen sind sowieso immer cool! :)

Spong
12.05.2004, 15:22
Es ist funny, hat aber trotzdem genug Profil und Charakter um darüber hinauszugehen, ist sozusagen auf einer guten Abstraktionsebene. Und das "Inking" ist sehr lebending.

Zebruin
13.05.2004, 10:14
@$phin2x:
Sieht echt cool aus! :cool:

Doch versuch nun die nächste Stufe des dynamischen Inkens:
Den "Plop" ganz links müßtest Du nun spontan mit einem Tintenkleks aus soicherer Entfernung mit verbundenen Augen hinbekommen! :D