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weisshahn
07.05.2004, 08:02
Am Freitag, den 14.5.2004 findet an der Universität Potsdam, Campus Golm, Haus 14a, Kleiner Saal von 10 bis 18 Uhr die Tagung Kinderzeitschriften in der DDR statt.

Dabei finden 8 Vorträge zu diversen Themen statt, u.a. Begleitung der Schulreform in der SBZ durch Schulpost und ABC-Zeitung, Ernst Thälmann als Erziehungsvorbild, Agitation und Propaganda in der ABC-Zeitung, Die Trommel im Dialog mit ihren Lesern, Karl May als Quelle fürs Mosaik und mehr. Hier geht es zum kompletten Programm (http://www.ddr-comics.de/bilder/tagung.jpg).

Mitveranstalter Dr. Klaus Pecher hat gestattet, auf die Tagung aufmerksam zu machen, was ich hiermit tue. Die Themen klingen interessant genug, ich werde also auf jeden Fall fahren, und würde mich freuen, DDR-Comicfans und/oder Forumsleute zu treffen.

Guido

alwin
07.05.2004, 09:47
Kinderzeitschriften in der DDR

Am 14 Mai findet eine Tagung in der Universität Potsdam im Campus Golm statt.
Thema : Kinderzeitschriften in der DDR.
Beginn ist 10.00 Uhr
1. Dr. K. Pecher.: Die Kinderzeitschriften „Schulpost“ und „ABC-Zeitung" -Begleitung der Schulreform in der SBZ.:
2. Hendrikje Schönemann Uni Berlin. „Die Darstellung der Pionierorganisation in der „Frösi“.
3. Dr. Rene Börrnert .Braunschweig. Ernst Thälmann als Erziehungsvorbild in der DDR.
Vermittlung über Schulbuch, Kinderliteratur und Pionierzeitschrift.
4. Mareike Vorsatz Uni Berlin Unsere Heimat, die schöne. Agitation und Propaganda in
der ABC Zeitung.
5. Susanne Lost Berlin: Aktionen ,Agit- Prop, „Die Trommel“ im Dialog mit seinen Lesern
6. Dr. Thomas Kramer Uni Berlin Zwischen Disney und Karl May –ein DDR Comic und seine Quellen
7. Dr. Mark Lehmstedt, Leipzig
Kinderzeitschriften-Lenkung und Steuerung der Herausgabe .Zur Publikation und Zensurgeschichte des „MOSAIK“
8. Dr. Marianne Lüdecke, UNI Potsdam, Von Prinzen und Pionieren.
Zu den literarischen Beiträgen in Kinderzeitschriften der DDR.

Ende gegen 18.00 Uhr
Dazu sind zahlreiche Zeichner und ehemalige „Macher“ der Kinderzeitschriften dabei.
Wer kommen möchte ist recht herzlich eingeladen .

Weitere Infos unter:

Tel : 0331-9772100 Dr. Pecher
Oder 0172-5954226 Thomas Möller

Sobald die Liste der anwesenden Zeichner vorliegt werde ich sie ins Netz stellen

weisshahn
07.05.2004, 11:09
Kinderzeitschriften in der DDR

Am 14 Mai findet eine Tagung in der Universität Potsdam im Campus Golm statt....

Man könnte glatt meinen, alwin hätte mein obiges Posting, einschließlich Link, komplett ignoriert...

alwin
09.05.2004, 12:28
Aber nicht doch Guido,
ich hatte den Beitrag schon am 06.05 geschrieben und bin nicht ins Comicforum rein gekommen. Außerdem ging es ja darum, das jeder der will nach Potsdam kommen kann.
Weiß aber bis jetzt immer noch nicht welche Zeichner zugesagt haben.
Alwin

alwin
13.05.2004, 21:23
Gäste sind bis jetzt:
Lothar Dräger( MOSAIK und Runkelbuch)
Herr Wilkendorf (FRÖSI),Wolfgang Altenburger (MOSAIK und ATZE)
Frau Zipperich (ABC Zeitung).Andreas Strozyk (neue FRÖSI)
Alwin

weisshahn
16.05.2004, 23:59
Noch auf dem Rückweg von der Veranstaltung begann ich, ein paar Gedanken sammeln. Da ich das ganze Wochenende jedoch mit dem Versuch zubrachte, Scheuch von der Rückkehr ins Forum zu überzeugen, gibt es erst jetzt eine ausführliche Zusammenfassung. Ich würde mich sehr über Kommentare freuen.



Kinderzeitschriften in der DDR – Tagung in Potsdam, 14.05.2004

Zunächst ist lobenswert zu erwähnen, dass es sich bei den acht stattgefundenen Beiträgen um ein sehr abwechslungsreiches Programm handelte, was man dem ursprünglichen Flyer noch nicht ansah. Das Publikum spaltete sich gleichermaßen in Alt und Jung wie in Zeitzeugen und Historiker (und ein paar reine Fans waren auch da). Zu den Konsequenzen dieser Frontenbildung später mehr.

Für mich persönlich war interessant, einige der ehemaligen Macher zu treffen, namentlich Dieter Wilkendorf, Wolfgang Altenburger und natürlich Lothar Dräger. Sie alle kennzeichnet eine subjektive, von den emotionalen Erfahrungen eines offensichtlich befriedigenden Arbeitslebens während der DDR-Zeit geprägte Sicht auf den Wert der Kinderzeitschriften für die Zielgruppe, die erwartungsgemäß eine weitgehende Ausblendung politisch-propagandistischer Anteile (gemessen an der ebenfalls verzerrten Rückschau im Licht der historischen Entwicklung seit 1989) nach sich zieht.

Der Vortragsmarathon wurde eröffnet und mit kritischen Nachfragen begleitet von Prof. Christoph Lüth (http://www.uni-potsdam.de/u/paed/Lueth/Lueth/lueth.htm), Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine und Systemische Pädagogik und Gastgeber der Veranstaltung. Erster Redner war Dr. Klaus Pecher (http://www.uni-potsdam.de/u/paed/Lueth/Pecher/kpecher.htm), Initiator der Beschäftigung mit dem Thema, die vor zwei Jahren bereits eine Ausstellung und im vergangenen Jahr eine hitzige Podiumsdiskussion hervorgebracht hatte. Er referierte über die Rolle der Schulpost und der ABC-Zeitung, zwei bereits im Juni 1946 in der gleichen Redaktion gestarteten Kinderzeitschriften und ihre Rolle bei der Durchsetzung der Einheitsschule in der SBZ und später der DDR. Dabei verknüpfte er konkrete historische Daten mit den entsprechenden inhaltlichen Veränderungen der beiden Zeitschriften, würzte das ganze vorsichtig mit einer Prise subjektiver Erfahrungen als ehemaliger Leser und hatte damit einen souveränen Einstieg in die Thematik gegeben.

Der ursprünglich danach geplante Beitrag über die Darstellung der Pionierorganisation in der FRÖSI konnte wohl aus Termingründen der Referentin nicht stattfinden. Stattdessen gab es FRÖSI aus erster Hand, nämlich von Dieter Wilkendorf, der von 1953 bis 1967 Chefredakteur des Blattes war und es zu einer Qualität geführt hatte, die von seinen wesentlich linientreueren Nachfolgern Heimtraud Eichhorn und Wilfried Weidner nicht mehr erreicht wurde. Der betagte, agile und amüsant berichtende Wilkendorf hatte sich zwar eine Konzeption für seinen Beitrag zurecht gelegt, reihte aber in der Hauptsache Anekdoten und Begebenheiten aus seiner FRÖSI-Zeit aneinander, sprengte seinen zeitlichen Rahmen und regte ungewollt dazu an, dass es in der anschließenden Diskussion erstmalig um das Thema Zensur ging, die er für die FRÖSI abstritt, was Herrn Dr. Mark Lehmstedt dazu veranlasste, auf den Umstand hinzuweisen, dass das vom „Großen Bruder“ übernommene Chefredakteursprinzip beinhaltete, dass der Chefredakteur der Zensor ist. Das geht, so lange er (oder sie) zur Nomenklatura gehört (also mindestens in der SED ist) und damit die Parteilinie im Blatt vertritt, was für alle großen DDR-Presseerzeugnissen und also auch für die FRÖSI galt. Logisch also, dass Wilkendorf sich nicht zensiert „fühlte“, selbst jedoch durch seine chefredaktionelle Einflussnahme das Ausmaß der Parteilichkeit, Sozialismus- und Staatstreue im Blatt bestimmte. Noch einmal sei angemerkt – unter ihm war die FRÖSI dennoch abwechslungsreicher und weniger propagandistisch als jemals wieder zu DDR-Zeiten.

Vor der Mittagspause referierte Dr. René Börrnert, ehemaliger DDR-Bürger aus Braunschweig, über Ernst Thälmann als Prototyp der sozialistischen Persönlichkeit (http://www.klinkhardt.de/1321.htm), und wie dieses in den Medien der DDR, darunter natürlich auch der Kinderpresse, propagiert wurde. Ein durchaus interessanter Beitrag, dies jedoch stärker unter gesellschafts- und sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten, wie die nachfolgende Diskussion zeigte.

Die folgende Mittagspause mischte die Runde etwas auf, und ich hatte neben dem Vergnügen, Uhrviech und Reni persönlich kennen zu lernen (einen herzlichen Gruß von dieser Stelle an die beiden, wie auch alwin und Holger von der Neubrandenburger Museumsfront) auch Gelegenheit, ein paar Worte mit Wolfgang Altenburger, ehemals Chefredakteur und Autor von Atze und zeitweiser Chefredakteur vom „neuen“ Mosaik, und seiner Frau Christa zu wechseln. Während Altenburger, ein vom hohen Alter sichtlich gezeichneter Mann, durchaus zu Scherzen aufgelegt mit uns Jungvolk ins Gespräch kam, ließ er fast selbstironisch spüren, dass es ihm schwer fällt, sich an Details seiner damaligen Tätigkeit zu erinnern.

Gegen das allgemeine (und besonders auch mein) Mittagstief kämpfte dann Mareike Vorsatz mit der Vorstellung ihrer Magisterarbeit zum Heimatbild in der DDR und seiner Propagierung in der ABC-Zeitung. Zu Beginn hörten wir das seit Goodbye, Lenin auch in den USA bekannte Lied „Unsre Heimat“, dass rein musikalisch ein echtes Kleinod aus Hans Naumilkats Feder war. Fazit des Beitrags war, dass der Begriff an sich schon schlecht definierbar war, und dass er im sozialistischen Sinne natürlich auch funktionalisiert wurde, um die DDR-Identität in Abgrenzung zur BRD wie auch die kommunistische Identität in Abgrenzung zur imperialistischen zu kontrastieren und zu stärken. Dieter Wilkendorf wehrte sich überraschend heftig gegen bestimmte Aspekte, die man so extrem gar nicht verstehen konnte, und die Referentin hielt ganz wacker dagegen.

Ihr folgte Susanne Lost, freischaffende Journalistin aus Berlin, die 1975 als 21jährige Berufsanfängerin vom ein Jahr zuvor eingesetzten neuen Chefredakteur Axel Hempel in die Redaktion der TROMMEL geholt worden war, der sie später auch als stellvertretende Redakteurin vorstand und die sie schließlich mit abwickeln musste. Mit ähnlicher Begeisterung wie Wilkendorf schilderte sie den engen Leserkontakt, die familiäre Atmosphäre und die Freigeistigkeit des Arbeitens bei der TROMMEL in der Ära Hempel. Wenngleich man Einräumen muss, dass Hempel das Blatt aus einer erzpropagandistischen Phase herausgeführt hatte und zu einem durchaus lesenswerten Druckerzeugnis machte, ließen die utopischen Auflagenhöhen von mehreren hunderttausend Exemplaren pro Woche (gemessen an der Zielgruppengröße und der zwangsverordneten Abnahme und Verteilung an den Schulen) den entgegengesetzten Tenor in der anschließenden Diskussion deutlich an Schärfe zunehmen. Sie wurde eingeleitet durch Dr. Thomas Kramers Beobachtung, dass es ihm angesichts dieser Schilderung vorkäme, als habe er in einem anderen Land gelebt. Frau Lost relativierte ihre Euphorie danach mit einigen kritischen Statements, die das Publikum soweit aussöhnte, dass man sich gemeinsam in die Kaffeepause verabschiedete.

Richtig spannend sollte es jedoch beim ersten Beitrag der letzten Runde werden, in dem Dr. Mark Lehmstedt (http://www.lehmstedt.de), Verleger aus Leipzig und seit vielen Jahren aus privatem Interesse in den Archiven auf der Suche nach Spuren der MOSAIK-Geschichte unterwegs, darüber berichtete, wie Ende der 50er Jahre der Versuch, Hannes Hegens Zeitschrift auf die Propaganda-Linie der sozialistischen Jugendorganisation zu bringen, auf ganzer Linie scheiterte. Spannend deshalb, weil Basis seiner Ausführungen der Entwurf eines veränderten MOSAIK war, mit gleichem Titel, 7 Seiten Digedags (damit der Wechsel nicht so aprupt kommt und die Fans nicht verprellt werden), mehreren Seiten illustrierter Geschichten um die Pioniergruppe Pfiffikus sowie einem Rest mit naturwissenschaftlich-aufklärerischen sowie bildungs- und erziehungspolistischen Inhalten. Diesen Entwurf hatte nämlich niemand anderes als der anwesende Dieter Wilkendorf, damals Chefredakteur der FRÖSI (mit der im Wechsel das „veränderte Heft“ dann hätte erscheinen sollen) unterschrieben (und vermutlich auch verfasst). Lehmstedt machte anhand der zugänglichen Zahlen und Fakten in einer stringenten und mit überzeugendem Verve vorgetragenen Argumentationskette deutlich, wie dieser Versuch scheitern musste, weil (1) Hegen sämtliche Rechte am Namen der Zeitschrift und den Digedags besaß und stets unmissverständlich deutlich machte, dass das MOSAIK entweder so erscheint, wie er es will, oder gar nicht, (2) der Verlag sich finanziell ins Knie geschossen hätte, denn der Profit aus MOSAIK finanziert eine breite Palette unprofitabler Erzeugnisse, und man schließlich (3) den Lesern nicht hätte erklären können, warum Hannes Hegens MOSAIK seit Nummer 38 in Westdeutschland erscheint.
Noch während des Vortrages bestritt Wilkendorf vehement, jemals mit einem solchen Dokument zu tun gehabt zu haben, was Lehmstedt nur mit dem schulterzuckenden Angebot, ihm gern eine Kopie zukommen zu lassen, beantwortete. Einem zeitlichen und emotionalen Ausufern beugte dann der moderierende Klaus Pecher vor.

Ich will dennoch ein paar Gedanken dazu loswerden. Auffällig an dieser Diskussion war nämlich, dass sich Wilkendorf über alle Maßen angegriffen fühlte, während Lehmstedt lediglich einen Fakt konstatiert hat, den er aufgrund der ihm vorliegenden Dokumente für wahr hält. Scheinbar ist eine objektive Auseinandersetzung um solche Themen nur schwer oder gar nicht möglich, denn (etwas salopp gesagt) hört „der Ossi“ zwischen den Zeilen stets den Vorwurf mit, „du hättest etwas dagegen unternehmen müssen“ oder „warum hast du mitgemacht“.
Selbst wenn (woran ich wenig Zweifel habe) Wilkendorf tatsächlich Verfasser dieses Schreibens war, so sollte man sich mal in seine Lage versetzen: Als Chefredakteur der seit einem halben Jahrzehnt erscheinenden FRÖSI experimentiert er gerade sehr erfolgreich damit, diese bunter und unterhaltsamer zu machen als die ABC-Zeitung und die TROMMEL, wofür er aus diesen Redaktionen heftig Flak fängt. Nun bekommt er den Auftrag, das scheinbar sehr erfolgreiche, aber immerhin gerade erst zwei Dutzend mal erschienene MOSAIK (damals also noch eher eine Fußnote und weit davon entfernt, Deutschlands langlebigster Comic zu werden) kreativ auf eine staatsnähere Linie zu bringen, und hegt mit dem beschriebenen Konzept vielleicht den Hintergedanken, die FRÖSI langfristig mit dem offensichtlich sehr publikumsfreundlichen Medium Comic anzureichern. Unter diesen Umständen hat er sich vermutlich wenig Gedanken um die potenzielle Tragweite seiner „Idee“ gemacht, und wäre sie materialisiert, würde heute niemand mehr vom MOSAIK reden. Im Rückblick jedoch fühlte er sich offensichtlich als Kollaborateur der staatlichen „Bedroher des MOSAIK“ an den Pranger gestellt und reagierte entsprechend heftig. Heftiger, als Lehmstedts Ausführungen angemessen, denn dieser hat ihn mit keiner Silbe zu kränken versucht. Mehr noch, Lehmstedt macht in seiner Definition des Begriffes Zensur deutlich, dass es sich seltener darum handelt, dass etwas verboten wird, nachdem es auf die Agenda gekommen ist, sondern dass bestimmte Dinge gar nicht erst auf die Agenda kommen, weil die Schere im Kopf bereits unbewusst gearbeitet hat.

Aber offensichtlich treffen in einer solchen Diskussion die Mentalitäten von „Siegern“ und „Besiegten“ (ich finde leider gerade kein passenderes sprachliches Bild, sorry; damit sind auch nicht unbedingt Ossis-Wessis gemeint, sondern auch „Geschichtsgestalter“/Zeitzeugen und „Geschichtsaufarbeiter“/Historiker) aufeinander und erzeugen Emotionen, die nur noch wenig mit den Inhalten des Austauschs zu tun haben. Und da das Recht-Haben üblicherweise die Seite der „Sieger“ favorisiert, sind die „Besiegten“ besonders dünnhäutig. Schade jedenfalls, dass die Veranstaltung an dieser Stelle eine etwas unschöne Note erhielt.

Wieder ins Lot bracht das gleich danach Dr. Thomas Kramer (http://www2.rz.hu-berlin.de/literatur/mitarb/kramer.htm), indem er die Aufmerksamkeit gänzlich weg lenkte von herausgabepolitischen Ränkespielen hin zu den inhaltlichen Quellen des MOSAIK, die er im Gegensatz zu seinen gedruckten Werken in einer flotten, frei vorgetragenen Präsentation der Chronologie der Hefte folgend aneinander reihte.

Den Tag rundete Dr. Marianne Lüdecke (http://www.uni-potsdam.de/u/germanistik/individual/luedecke.htm), Germanistin aus Potsdam, mit einer Analyse der Veränderungen in der Auswahl und Beschneidung literarischer Beiträge in den Kinderzeitschriften ab. Professionell erarbeitet und vorgetragen, zeigte dieser Beitrag, dass eine Beschäftigung mit dem Thema durchaus auch sachlich-nüchtern vonstatten gehen kann. Leider war zu diesem Zeitpunkt der Zeitplan bereits so weit aus den Fugen, dass ich zum Zug musste und das Ende der Tagung nicht mehr miterleben konnte.

Ich fand es anregend (wie an der Länge dieses Postings vermutlich gut zu erkennen), leider etwas unterbesucht (wo war Ihr alle?) und hoffe und wünsche mir, dass es so was in Bälde wieder gäbe. Allen, die bis hierher gelesen haben, danke ich für Geduld und Aufmerksamkeit.

Guido

Uhrviech
17.05.2004, 02:09
@Guido, HERZLICHEN DANK für deinen treffenden und ausführlichen Bericht! Mal abgesehen vom Vortrag Dr. Börrnerts (Ernst Thälmann als Prototyp der sozialistischen Persönlichkeit), der mich weder von seiner Präsentation her ansprach, noch dem Tagesthema angepasst zu sein schien, könnte ich glatt das Posting kopieren und (symbolisch) mit Uhrviech unterschreiben. Natürlich nicht, ohne die zu grüßenden CF-Mitglieder auszutauschen ;).

Meine TOP-3 an diesem Tage:

Dr. Mark Lehmstedt, mit dem spannendsten Vortrag
Dr. Thomas Kramer, mit dem flüssigsten Vortrag - und
Dieter Wilkendorf, mit dem bewegensten Vortrag (das bezieht sich jetzt nicht auf das Rednerpult).
Bei letzterem habe ich allerdings die übersteigerte (Selbst)verteidigungshaltung in der Rede erst verstanden, nachdem (viel später) die "Vorwürfe" von Lehmstedt kamen.

Predantus
17.05.2004, 06:00
@ Guido, auch von mir erstmal ein herzliches dankeschön für den Bericht. Muß ja wirklich spannend gewesen sein. Schade nur, daß ich Spätschicht hatte. Wäre wirklich sehr gerne dabei gewesen.

Orlando
17.05.2004, 13:29
sehr interessant, guido. nun bin ich gespannt auf uhrviechs mitschnitt :D und hoffentlich irgendwann lehmstedts buch. jedenfalls vielen dank!

Predantus
17.05.2004, 13:45
und hoffentlich irgendwann lehmstedts buch.

Ja, das wäre was, zumal das schon als Privatdruck veröffentlichte "Kristall"-Fragment eine Menge für das Gesamtwerk verspricht.

Orlando
18.05.2004, 09:14
nicht, dass ich sonderlich nass drauf wäre, frösi ist für mich mehr oder weniger nur erinnerung. :D aber: alwin schrieb, dass auch der herausgeber der "neuen frösi" sein kommen angesagt hatte. gibts da näheres zu erfahren?
btw, hat lothar dräger mal was über sein zweites runkelbuch abgelassen?

weisshahn
18.05.2004, 12:21
dass auch der herausgeber der "neuen frösi" sein kommen angesagt hatte. gibts da näheres zu erfahren?
btw, hat lothar dräger mal was über sein zweites runkelbuch abgelassen?
Gemeint ist Andreas Strozyk. Der war nicht da.
Irgend jemand hatte Dräger gefragt...?

Uhrviech
18.05.2004, 17:57
... hat lothar dräger mal was über sein zweites runkelbuch abgelassen? Habe zwar mit ihm gesprochen, aber nicht daran gedacht nach dem Runkelbuch zu fragen :hammer:

gbg
18.05.2004, 18:40
danke, danke guido, aber leider müssen auch ein paar noch arbeiten :D
sonst wäre ich auf alle fälle dagewesen.

da ich durch thomas schon die linie kannte und mich auch sehr auf lehmstedt gefreut hätte. es ist übrigens der ähnliche vortrag, den er mal beim mosaik-club apolda oder auch in berlin gegeben hat(1995??). damals hatte seine frau noch ein interview mit hegen gemacht und da ist leider seine recht spannende archivrecherche untergegangen, denn vom wissen her, wollten wir ja mehr über hegen erfahren, als über die wahren hintergründe.
ich habe aber über die jahre diese geschichte nie vergessen und hatte, auch über thomas, ständig nachgehakt, was denn nun aus diesem werk geworden ist.
na es ist ja noch nicht aller tage abend. ich denke aber mal und das ganz nüchtern betrachtet, die zeit ist halt für diese "offenbarung" noch nicht reif, was ja die empörung wilkendorfs zeigt. und stellt euch erst mal hegen vor?

also werden wir weiter bildchen begutachten und sammeln, sammeln sammeln, fakten, fakten, fakten, denn irgendwann ist es was für die veröffentlichung.
ich hatte es schon mal in einer anderen runde geschrieben, es wäre mehr "feldforschung" vonnöten, damit dieses ganze hobby auch ein wenig zur bereicherung, im bereich jugendliteraturforschung der ddr, beiträgt.
es werden zwar lehrstühle dafür bezahlt, aber manche sachen und fakten können auch aus den reihen der fans kommen.
also schau'n mer mal

weisshahn
19.05.2004, 13:25
die zeit ist halt für diese "offenbarung" noch nicht reif, was ja die empörung wilkendorfs zeigt. und stellt euch erst mal hegen vor?

Wobei deutlich zu machen ist, dass Lehmstedts Argumentation FÜR Hegen, seine Cleverness (rechtzeitig Rechte sichern; inhaltlich möglichst wenig politisch-propagandistische Linie des Heftes zu einem Zeitpunkt offiziell ankündigen, zu dem gerade der Herausgeber wechselt und sich niemand so richtig zuständig fühlt) und die Unverrückbarkeit seines Standpunkts (MOSAIK erscheint so wie ich es will oder gar nicht) spricht. Ohne diese Standhaftigkeit wäre das Mosaik ab 1959 vermutlich entweder im Westen oder gar nicht mehr erschienen.

phönix
19.05.2004, 14:12
... Allen, die bis hierher gelesen haben, danke ich für Geduld und Aufmerksamkeit.

Guido

ich danke für den bericht!

gbg
19.05.2004, 16:49
Wobei deutlich zu machen ist, dass Lehmstedts Argumentation FÜR Hegen, seine Cleverness (rechtzeitig Rechte sichern; inhaltlich möglichst wenig politisch-propagandistische Linie des Heftes zu einem Zeitpunkt offiziell ankündigen, zu dem gerade der Herausgeber wechselt und sich niemand so richtig zuständig fühlt) und die Unverrückbarkeit seines Standpunkts (MOSAIK erscheint so wie ich es will oder gar nicht) spricht. Ohne diese Standhaftigkeit wäre das Mosaik ab 1959 vermutlich entweder im Westen oder gar nicht mehr erschienen.


ja guido, aber das weiß hegen nicht, er wünscht keine, auch noch so gut gemeinte "literarische" abhandlung seines schaffens, seines lebens und ...

Uhrviech
20.05.2004, 00:55
ja guido, aber das weiß hegen nicht, er wünscht keine, auch noch so gut gemeinte "literarische" abhandlung seines schaffens, seines lebens und ...Seines Schaffens ..... da gibt es doch schon erfolgreiche Abhandlungen mit seinem Einverständnis (RR große Stunde, RR und die DD).
Ansonsten, so denke ich mal, hat Hannes Hegen seit damals seinen Standpunkt ganz wacker gehalten. "Es läuft nach meinen Bedingungen, oder überhaupt nicht". In einigen Dingen mag er keine Kompromisse eingehen, in anderen wägt er Vor- und Nachteile ab. Was ist daran eigentlich so besonderes? Da sind die Menschen wie die Leute.
Lehmstedts Vortrag zeigte tatsächlich eine bemerkenswerte und begründete Argumentation PRO-Hegen. Anbetracht des Tagesthemas war das auch kaum anders zu erwarten. Unsere Einschätzung beruht natürlich nur auf einem kurzen Auszug eines über 400 Seiten umfassenden Manuskripts, dessen Erscheinen als Buch lt. Aussage des Autors nach wie vor unklar ist. Bei dieser Fülle ausgewerteter Archivmaterialien wäre es doch beinahe ein Wunder, wenn nicht auch ausreichend Material vorhanden wäre, die jeden Betroffenen zu einer Abwägung des Vor- und Nachteils veranlassen würde. Hannes Hegen muß ja nun auch nicht mehr mit Gewalt "bekannt" werden. Also reichen schon relative Belanglosigkeiten aus, um mit einem Projekt sein Missfallen zu erregen.

Wo wir gerade beim Auszug (des Vortrags) waren .... @Orlando, mit dem erwähnten Mitschnitt oder einer Abschrift kann ich nun leider doch nicht dienen. Da es sich um ein den Auszug eines fremden "Werkes" handelt, habe ich mich bei Dr. Mark Lehmstedt um die Zustimmung zur Veröffentlichung im Internet bemüht. Auch bei ihm habe ich Verständnis dafür, dass er dieses Vorhaben nicht gestattet.

Es ist im Kleinen wie im Großen und zieht sich wie ein Faden von oben nach unten. Und hier "unten" (oder gleich wo sich der engagierte Fan auch sehen will) müssen wir doch auch nicht lange nach diesem Muster suchen (oder kennt jemand kein Beispiel dafür?). :rolleyes:

gbg
20.05.2004, 23:02
wenn ich hegen richtig verstehe, will er nicht mal diese diskussion hier im internet. also haben wir alle schon das missfallen erregt?
aber ist der ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert :D

und was meinst du mit (RR große Stunde, RR und die DD)??

Uhrviech
21.05.2004, 01:35
wenn ich hegen richtig verstehe, will er nicht mal diese diskussion hier im internet. also haben wir alle schon das missfallen erregt? Ich weiß nicht, was HH von Internetdiskussionen hält. Und wer mit Sicherheit sein Missfallen erregt hat, wird es schon wissen (ich hatte nicht den Vorzug, mit ihm telefonieren zu können ;) ).

... aber ist der ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert :D Na ja, diesbezüglich überlasse ich die Sprichworte dann doch lieber Teutobold (http://www.mosafilm.de/archiv/020/images/020-17-3.jpg).

... und was meinst du mit (RR große Stunde, RR und die DD)??Ich meinte, wenngleich HH wohl keine Abhandlung seines Lebens wünscht, hat der doch Martin Verges schon einen beachtlichen Spielraum für Inzenierungen seines "Schaffens" eingeräumt. (Ritter Runkel und die Digedags / Ritter Runkels große Stunde)