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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Liest überhaupt noch irgendwer Charles Bukowski?



Scheuch
08.04.2004, 09:54
Vor 10-15 Jahren war es der letzte Hit, Bücher von Charles Bukowski zu lesen - aber liest diese Bücher heute noch irgendwer?

:wurm: -SCHEUCH-

lucien
08.04.2004, 22:20
Zumindest der Mann mit der Ledertasche und die ein oder andere Kurzgeschichte, kann man sich auch heute noch antun und ist ob der Qualität erstaunt.
Ob jüngere Leser mit Bukowski noch was anfangen können bzw. eher überhaupt mit seinen Werken in Berührung kommen glaube ich allerdings auch weniger.

Mick Baxter
08.04.2004, 23:36
Ich würde den Höhepunkt des Bukowski-Booms eher um 1980 vermuten, also eine Lesegeneration früher.

Hannelore Schöbel
14.04.2004, 23:33
Nun, ich mag den Typen, der wirkt auf mich total echt. Leider kenne ich nen Haufen Langweiler, die gerne mal einem vom Bukoski erzählen und meinen, wenn die den im Regal haben, dann haben die ausreichend viel für ihre "wilde" und achso verkommene Seite getan. Das sind dann die Leute, die sich andertags mit der guten Hose nicht mal auf ne Parkmauer setzten wollen oder überlegen, ob sie gestern vielleicht doch nicht zu viele Biers getrunken haben und dabei vielleicht was peinliches gesagt haben, um anderntags in irgendeinem blöden Bürojob ein Rädchen zu schmieren! Ne, Bukoski mag ich, die Fans sind manchmal komische Typen!

Grütze!
LA Anni

Hannelore Schöbel
14.04.2004, 23:35
P.S ich könnte mir nichts öderes vorstellen als einen abend diskussionsrunde bei irgendeiner von den zahlreichen bukowski-gesellschaften.

lucien
17.04.2004, 15:16
Bukowski soll bei einer Deutschlandreise vor dem Heidelberger Schloss gesessen haben und auf den Neckar hinabgeblickt und von der beautifull little Town geschwärmt haben.... wie viele andere auch....
möchte damit nur bemerken das dieser "wilde" der Literatur auch seine "normalen" Seiten gehabt hat...

aber wie schon oben erwähnt der Mann mit der Ledertasche ist ein unglaublich gutes Stück Literatur....

Hannelore Schöbel
17.04.2004, 15:39
das ist richtig, aber neben all den eher ichlosen stuckrad barres, benjamin leberts und andern aalglatten heinis endlich mal einer, der irgendwie ein echter mensch ist, kein pr-roboter, keine ausgedachten attitüden, kein pseudo-wild-getue, nicht dieses angestrengt gefallen-wollen und "sich raffiniert verkaufen", nur um des erfolgs willen.
scheint mir eher so, als hätte der zur abwechlung tatsächlich mal einen eigenen charakter gehabt!
außerdem hatte der ne menge ahnung von philosophie und sich u.a. auch mit nietzsche beschäftigt.

Hannelore Schöbel
18.04.2004, 12:53
find ich überhaupt nicht! ich finde "sich verkaufen wissen" auch keine schandtat! nur, wirken für mich hanselpampel wie stuckrad-barre gegen bukowski verhältnismässig armseelig! wie dolle und authetisch nu miller ist weiss ich nicht, weil ich nur im "wendekreis des krebses" mal rumgestöbert habe und ansonsten nur von "anais nin" ber ihn gelesen habe. aber auf blöd wird der auch irgendwas auffm nacken gehabt haben, wennglich mir das, was ich da bisher gelesen habe zu wenig humorreich ist...

anni

Sydney Apfelbaum
27.04.2004, 12:15
Bukowski. Ja, ist in der Tat schon 15 Jahre her, stehen aber immer noch im Regal, weil sie mir damals doch einiges bedeutet haben. Seine besten Werke sind sicherlich "Der mann mit der Ledertasche" und "Das Schlimmste kommt noch". Im nachhinein muss ich aber doch sagen, das ich das Gefühl nicht loswerde, das er im Bezug auf die Kurzgeschichten irgendwann arg in sein eigenes Klischee verfallen ist.
Ich denke, seiner Leserschaft wird in den letzten Jahren stark abgenommen haben, den "Schockeffekt", wenn man ihn so nennen will, der ihn letztendlich ja populär gemacht hat, vermögen seine Bücher heute doch weniger hervorzurufen.

"Wendekreis des Krebses" halte ich für Gewäsch, aber bitte, lediglich meine Meinung.

Hannelore Schöbel
27.04.2004, 13:26
Mir ging das Anais Nin Buch auch irgendwann auf die Nerven. Die erzählt nur von ihren psychischen Problemen, ihrer Therpie, ihren Begegnungen mit June, Miller, ihre Intimsphäre breitet die da aus. Das geht mir zu weit.

Randy Fisk
29.04.2004, 18:07
Ich liebe Bukowski nach wie vor. Natürlich ist der "Schockeffekt" seiner Werke mittlerweile wirklich abgenutzt, aber na und? Aus diesem Grund habe ich ihn nie gelesen. Henry Miller lese ich auch gerne, aber Miller hat die unselige Neigung, in seinen Romanen immer mal wieder seitenlange, wahrlich äußerst unausgegorene Reflexionen über Gott, die Welt und die Philosophie abzusondern, die durchgehend langweilen. Wo Miller an den Menschen dran bleibt, wo er konkret von oftmals absurden Erlebnissen, Beziehungen und Geschehnissen schreibt, dort liegen seine Stärken! Das immer mal wieder eingestreute philosophische Schwadronieren ist dagegen wirklich halbgar und oft konfus. Dessen ist Bukowski nun wirklich gänzlich unverdächtig. Seine Werke sind nach wie vor das, was sie immer waren: Keine intellektuellen, schriftstellerischen Höhenflüge, das sind sie wahrlich niemals gewesen, aber absolut treffende, unterhaltsame, oft kraftvolle, wilde, manchmal skurrile Stories über die Schattenseiten des American Way, über die Tragikomödie der menschlichen Existenz. Und vor allem hatte der Mann doch einen sagenhaften Humor! Was ich bei Bukowski schon herzhaft gelacht habe! "Faktotum" und "Das Liebesleben der Hyäne" möchte ich den von Sydney genannten Werken gleichstellen, nicht zu vergessen all die vielen Short Stories. Mir egal, ob er in oder out ist, so ab und zu mal wieder Bukowski zu lesen, vor allem, wenn man sich mal wieder gerade durch einen ach so tiefgründigen, tiefempfundenen Sülzroman hindurchgequält hat, ist und bleibt einfach eines der erfrischendsten Leseerlebnisse überhaupt.

Mick Baxter
29.04.2004, 22:22
Bei Amazon gibts 118 Treffer bei "Charles Bukoswki". Irgendjemand muß das ja wohl lesen, sonst gäbs die Bücher (und CDs) ja nicht.

cyqle
08.11.2004, 21:08
Eben. Und junge leser hat der Mann auch, obwohl er tot ist. ich selbst bin erst 20 und haben schon einiges von ihm in der Hand gehabt und "Der Mann mit der Ledertasche" förmlich verschlungen während des Totlachens.

XxClouDxX
16.11.2004, 17:53
:rock:

rocketlady
16.11.2004, 21:57
Also ich habe alle Bücher von Bukowski verschlungen, ist zwar schon so 9 Jahre her, aber ich finde er ist einfach zeitlos... schade, daß so viele Frauen ein Problem mit seinem geschriebenen Werk haben...ich finde es jedenfalls klasse,,, so nackt und dreckig und unverfälscht *

cyqle
12.12.2005, 00:15
In der neuesten Ausgabe der "Zeit" steht wieder mal etwas über den an Leukämie verstorbenen Herrn. Und der Autor betont sehr stark, dass Bukowski auch ein Jahrzent nach seinem Tod immer wieder neu entdeckt wird. Besonders von "jungen, wilden" Lesern! Das freut mich sehr, denn auch ich bin ja bekanntlich noch jung, wie ich hier schrieb. Und wild auch, denke ich. Das beweise ich jedes Wochenende aufs Neue... ;)

Wo wir aber bei Buk sind. Ich rate jedem einen Besuch im Kino. Dort läuft gerade "Factotum" mit Matt Dillon. Das wird ein Klassiker, denke ich.

cyqle
16.12.2005, 13:47
Diese Skeptiker immer... hauptsache es jefällt einem selbst!

cyqle
16.12.2005, 16:36
Ja, okay. Mag sein. Gibt's keinen Erzähler in dem Film? Denn dann wäre das ja ganz bopig. Aber naja, mal schauen. EHrlich gesagt erwarte ich ja selbst auch nicht viel. Verfilmungen sind schon immer so eine Sache gewesen. An Bücher kommt keine ran. :)

lucien
17.12.2005, 21:56
kann sich noch jemand an die Film Adaption Barfly mit Mickey Rourke erinnern?
Fand ich zumindest was Schmutz und Erniedrigung anging recht authentisch ( obwohl es Jahre her ist, seit ich den Film sah).

cyqle
18.12.2005, 00:31
Ja, "Barfly" war schmutzig. Aber nicht authentisch. Bukowski hat damals nach dem Film gesagt, er wäre übertrieben gewesen und er selbst hätte nie so verdreckt ausgesehen. Vorallem hätte er nie so fettige Haare gehabt und immer frische Kleidung an.
Außerdem war "Barfly" keine Adaption. Bukowski schrieb auf Wunsch einer Journalistin aus Hollywood ein extra konstruiertes Drehbuch über einen Kneipengänger. Ein Buch gibt es daher auch nicht, welches von diesem Film handelt. Vielmehr hat Bukowski danach aus seinen Erfahrungen mit den Leuten aus Hollywood einen Roman geschrieben, in dem er die Welt des Glamours auf's Korn nimmt.

"Factotum" ist übrigens ganz gut, wie ich finde. Habe ihn nun gesehen und bin doch positiv überrascht. Sicherlich kommt nicht alles rüber und ein Großteil der Messages geht verloren. Zudem zweifle ich, ob ausgerechnet die Geschichten aus "Factotum" sich für eine Verfilmung lohnen. Die Darsteller und der Regisseur aber haben doch einen netten und unterhaltsamen Film geschaffen, der Bukowskis Alterego Hank Chinaski auf realistische und gegenwärtige Weise zeigt. Der Film ist realistisch und ehrlich. Keine Übertreibungen, alles, wie es auch hier und heute vor der Tür passiert. So, wie es Bukowski immer wollte.

cyqle
18.12.2005, 23:02
Vorallem im passenden Kino. In Köln lief er in mehreren mittelgroßen bis kleinen Kinos, wie dem Filmpalast auf den Ringen. Dort hat man ihn in den kleinsten Saal verfrachtet. Die Leinwand war so groß, wie zwei Tischtennisplatten und der Saal kleiner als meine Wohnung. War aber trotzdem cool. Ich saß in der Mitte und hatte vor mir niemanden, fehlte nur noch die Fernbedienung und ich hätte gedacht, ich würd mit 'nem Beamer bei mir im Zimmer rumhängen. ;)

Jahwe
19.12.2005, 21:02
zurück zur frage: ja, ab und zu auf dem klo les ich ein bisschen in den gedichten. was natürlich nichts mit deren qualität zu tun hat.

aber wo wir bei der frage sind: liest wer robert walser?

cyqle
19.12.2005, 21:32
Nein... womit wir vom Thema abgekommen wären. Zumal Robert Walser mir irgendwie garnicht hier hinein passt, thematisch. ;)

cyqle
17.01.2006, 19:54
Heho! Bei Spiegel.de ist ein neuer schöner Artikel zu Hank erschienen:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,395296,00.html