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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins



Scheuch
03.04.2004, 07:20
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Milan Kundera

Kurzbeschreibung
Prag zur Zeit des Kalten Kriegs. In einem Restaurant begegnen sich der erfolgreiche Chirurg Tomas und die Serviererin Teresa. Zwischen den beiden entwickelt sich eine innige, wilde Liebe, die aber immer wieder unter Tomas' unzähligen Affären mit anderen Frauen leidet. Teresa, der eine Unterscheidung von Sexualität und Liebe fremd ist, trifft seine Untreue tief ins Herz. Dennoch heiraten sie und ziehen nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings in die Schweiz. Doch dort lebt bereits die Malerin Sabrina, ebenfalls eine tschechische Emigrantin und eine der Geliebten von Tomas. Schließlich hält es Teresa nicht mehr aus: Sie will zurück in die Tschechoslowakei. Tomas sieht sich vor die Wahl gestellt, entweder die politische Freiheit in der Schweiz zu genießen und dort seine Karriere als Arzt voranzutreiben oder Teresa und damit seiner Liebe zu folgen...


Bin erst am Anfang, wo geschildert wird warum diese Beziehnung für Tomas anders ist. Ganz interessant finde ich die Wahrnehmung, dass es Liebe ist, wenn man mit einer Frau einschlafen will.

-SCHEUCH-

pensch
06.04.2004, 14:15
Habe das Buch jetzt erstmals gelesen (dank SZ-Bibliothek) und bin wirklich positiv überrascht. Besonders wie die einzelnen Kapitel aus verschiedenen Perspektiven geschrieben sind und der Umgang Kunderas mit seinen Personen, hat bei mir eingutes Gefühl hinterlassen.

Kenwilliams
20.04.2004, 12:27
So. Endlich durch. Eine Qual.

Schon die Anlage des Buches ist absolut nicht mein Fall. Pulp Fiction in Buchform.

Dann der allwissende Erzähler. Nicht nur, daß er alles weiß über die Geschöpfe (ein Gynäkologe ist nichts dagegen) - nein, er interpretiert auch noch alles, was die Personen tun. Ist der Leser etwa zu doof, um selber nachzudenken? Die Figuren haben keinen Raum zur Entfaltung, weil einem immer vor Augen geführt wird, daß alles was passiert nur der Background für die Pseudo-philosophischen Auswüchse des Autors sind.

Das traurige ist ja, daß in den Passagen, wo er nur die Liebesgeschichte(n) schildert, dieses Buch durchaus gut ist. Aber seine ständigen, zum Großteil an den Haaren herbeigezogenen, weitschweifigen Gedanken nerven tierisch. Intellektuelles getue ohne Sinn. Alles wird dem Leser vorgekaut - ein gutes Buch soll aber zum denken anregen und nicht das denken abnehmen.

Aber am schlimmsten sind die Passagen über Kambodsch und Vietnam. Sowas Verlogenens. Geschichtsklitterung par excelence. Also die bösen kommunistischen Vietnamesen waren die Bösen? Nicht die Steinzeitkommunisten der Roten Khmer, die 1,7-2 Millionen Menschen (30% der Bevölkerung!!!!!) auf dem Gewissen hatten. Das ist ein Unding und eine politische Schandtat des Autors.

In meinen Augen ist das Buch wirklich Müll - und ganz sicher keiner der großen Romane des 20. Jahrhunderts.

Scheuch
20.04.2004, 19:29
Ich fand ihn großartig - und die bemängelten Geschichtsversatzstücke entsprechen einem subjektiven Zeitgeist. [meine Meinung]

Der allwissende Erzähler - der die Figuren erschaffen hat & sie nur im Buch leben lässt & dies auch immer wieder betont - ist mir in dieser übersteigerten Form nocht nicht in der Literatur begegnet - dass fand ich zumindestens faszinierend.

Die ganzen kleinen Geschichten sind insbeondere deshalb großartig, weil sie nicht dauernd auf das tragische Ende zusteuern - das Ende wird irgendwann allgegenwärtig - beinahe wie im richtigen Leben.

Ich finde nicht, dass Alles dem Leser vorgekaut wird, vielmehr bietet der Erzähler Punkte an, die Zeitgeschichte und die fiktiven Schicksale zu hinterfragen.


:wurm: -SCHEUCH-

Esme
29.05.2004, 14:17
Ich fand das Buch sehr schön. Kundera ist eben ein Philosoph der Liebe, der Beziehungen. Mir hat sehr gefallen, wie verletzlich die Figuren gestaltet wurden. Sie sind alle tragisch, nachvollziehbar und in ihrem Schicksal gefangen. Der Erzählstil ist wohl nicht jedermanns Sache, aber es geht ja nicht nur um Thomas und Theresa, sondern um die Liebe im Großen und Ganzen.