Ralph Kruhm
11.02.2004, 16:00
Bericht aus der Übersetzerwerkstatt:
„Bohica“ oder „Die Kunst, ein Akronym zu übersetzen“
Wie jeder weiß, benutzt Kaine mit Vorliebe ein gar seltsames Wort, wenn er mal wieder in eine Situation gerät, die alles noch schlimmer macht, als es ohnehin schon war. Leser des US-Originals kennen dieses Wort als „Bohica“. Der deutsche Leser ist sicherlich überrascht, stattdessen das eher seltsam klingende „Vridt“ präsentiert zu bekommen.
Generell bemühen wir uns natürlich sehr, bei der Übersetzung eng am Original zu bleiben, doch weiß jeder, der schon mal mit Übersetzungen zu tun hatte, wie schwer das manchmal ist. Wortwitz und sprachspezifische Eigenheiten entziehen sich beharrlich dem Zugriff des willigen Übersetzers, der nicht selten bei diversen Sätzen oder Wörtern zur Kettensäge greifen muß, um den Widerstand zu brechen. „Bohica“ ist so ein Wort.
„Bohica“ ist ein Akronym und steht für „Bend over, here it comes again.“ Als solches gilt es tatsächlich u.a. als bei der U.S. Army gern benutztes, geflügeltes Wörtchen.
Wie zu erwarten war, gibt es im Deutschen leider keine direkte Entsprechung. Also stand uns frei, wie wir mit der Bedrohung durch dieses Wort umgehen.
In der ersten deutschen Ausgabe drückten wir uns noch um das Problem und ließen es einfach aus, aber als bei den Arbeiten an #2 klar wurde, daß um die Bedeutung von „Bohica“ teilweise sogar Gespräche geführt werden (und „Bohica“ inzwischen in fast jeder US-Ausgabe vorkommt), war klar, daß wir etwas tun mußten.
Da uns das Wort an sich sehr gefiel, versuchten wir es zunächst mit einer direkten Übersetzung:
„Bück dich, hier kommt der nächste.“ Das war zwar die genaue Übersetzung, passte aber nicht zum Akronym.
Als nächstes bemühten wir uns um neue, geistreiche Spruchschöpfungen, also dem Versuch, einen möglichst originellen deutschen Satz zu finden, dessen Akronym ebenfalls „Bohica“ war.
Wie erwartet, stellte uns vor allem das „c“ in „Bohica“ vor erhebliche Probleme, also wurde schon bald klar, daß wir nicht darum herum kamen, „Bohica“ in „Bohika“ umzutaufen. Dennoch, es machte die Sache nicht einfacher. Nun hat man ja auch nicht endlos Zeit, und unter dem gegebenen Zeitdruck kamen so tolle Schöpfungen zustande wie „Bücken oder hurtig ins Klo abtauchen.“ Die klangen zwar allesamt lustig und passten auch zum Akronym, waren aber z.T. wirklich bekloppte Übersetzungen, die niemand wirklich ernst nehmen konnte.
Schließlich verabschiedeten wir uns schweren Herzens von „Bohika“ und begannen, uns eigene Sachen auszudenken. Das förderte dann leider die unterirdischsten aller Schöpfungen zutage (allesamt von mir, wie ich zugeben muß):
Schlikonimm! = Schlimmer kommt´s nimmer!
Elemah-ah! = LMAA = Leck m…
Dawimbe/Eswimbe! = Das / Es wird immer besser!
Im Endeffekt war klar, daß schlichtweg ein deutsches Sprichwort oder ähnliches hermußte, daß man halbwegs sinnig abkürzen konnte. Und so kam es zu „Vridt“ = „Vom Regen in die Traufe“. Das war zwar Welten von der Schönheit des Originals entfernt, traf aber den Sinn der Sache und klang wenigstens so, als könnte man es lauthals fluchen, ohne hinterher den Mund mit Seife ausgewaschen zu bekommen. Darüber hinaus bot es in der problematischen Erklärungsszene nach dem Absturz (zwischen Kaine und Evinlea) sogar Comedy-Qualitäten („Fritt“).
So also wurde aus „Bohica!“ „Vridt!“. Zugegeben, es klingt nicht so elegant, und mit mehr Zeit und Phantasie wäre uns vielleicht ein glücklicherer Wurf gelungen. Aber ich glaube, dieser kleine Beitrag hat Euch ein wenig vermitteln können, womit unsere Übersetzer so im täglichen Leben zu kämpfen haben…
Ganz ehrlich, solche Wörter sind echte REMFs…
„Bohica“ oder „Die Kunst, ein Akronym zu übersetzen“
Wie jeder weiß, benutzt Kaine mit Vorliebe ein gar seltsames Wort, wenn er mal wieder in eine Situation gerät, die alles noch schlimmer macht, als es ohnehin schon war. Leser des US-Originals kennen dieses Wort als „Bohica“. Der deutsche Leser ist sicherlich überrascht, stattdessen das eher seltsam klingende „Vridt“ präsentiert zu bekommen.
Generell bemühen wir uns natürlich sehr, bei der Übersetzung eng am Original zu bleiben, doch weiß jeder, der schon mal mit Übersetzungen zu tun hatte, wie schwer das manchmal ist. Wortwitz und sprachspezifische Eigenheiten entziehen sich beharrlich dem Zugriff des willigen Übersetzers, der nicht selten bei diversen Sätzen oder Wörtern zur Kettensäge greifen muß, um den Widerstand zu brechen. „Bohica“ ist so ein Wort.
„Bohica“ ist ein Akronym und steht für „Bend over, here it comes again.“ Als solches gilt es tatsächlich u.a. als bei der U.S. Army gern benutztes, geflügeltes Wörtchen.
Wie zu erwarten war, gibt es im Deutschen leider keine direkte Entsprechung. Also stand uns frei, wie wir mit der Bedrohung durch dieses Wort umgehen.
In der ersten deutschen Ausgabe drückten wir uns noch um das Problem und ließen es einfach aus, aber als bei den Arbeiten an #2 klar wurde, daß um die Bedeutung von „Bohica“ teilweise sogar Gespräche geführt werden (und „Bohica“ inzwischen in fast jeder US-Ausgabe vorkommt), war klar, daß wir etwas tun mußten.
Da uns das Wort an sich sehr gefiel, versuchten wir es zunächst mit einer direkten Übersetzung:
„Bück dich, hier kommt der nächste.“ Das war zwar die genaue Übersetzung, passte aber nicht zum Akronym.
Als nächstes bemühten wir uns um neue, geistreiche Spruchschöpfungen, also dem Versuch, einen möglichst originellen deutschen Satz zu finden, dessen Akronym ebenfalls „Bohica“ war.
Wie erwartet, stellte uns vor allem das „c“ in „Bohica“ vor erhebliche Probleme, also wurde schon bald klar, daß wir nicht darum herum kamen, „Bohica“ in „Bohika“ umzutaufen. Dennoch, es machte die Sache nicht einfacher. Nun hat man ja auch nicht endlos Zeit, und unter dem gegebenen Zeitdruck kamen so tolle Schöpfungen zustande wie „Bücken oder hurtig ins Klo abtauchen.“ Die klangen zwar allesamt lustig und passten auch zum Akronym, waren aber z.T. wirklich bekloppte Übersetzungen, die niemand wirklich ernst nehmen konnte.
Schließlich verabschiedeten wir uns schweren Herzens von „Bohika“ und begannen, uns eigene Sachen auszudenken. Das förderte dann leider die unterirdischsten aller Schöpfungen zutage (allesamt von mir, wie ich zugeben muß):
Schlikonimm! = Schlimmer kommt´s nimmer!
Elemah-ah! = LMAA = Leck m…
Dawimbe/Eswimbe! = Das / Es wird immer besser!
Im Endeffekt war klar, daß schlichtweg ein deutsches Sprichwort oder ähnliches hermußte, daß man halbwegs sinnig abkürzen konnte. Und so kam es zu „Vridt“ = „Vom Regen in die Traufe“. Das war zwar Welten von der Schönheit des Originals entfernt, traf aber den Sinn der Sache und klang wenigstens so, als könnte man es lauthals fluchen, ohne hinterher den Mund mit Seife ausgewaschen zu bekommen. Darüber hinaus bot es in der problematischen Erklärungsszene nach dem Absturz (zwischen Kaine und Evinlea) sogar Comedy-Qualitäten („Fritt“).
So also wurde aus „Bohica!“ „Vridt!“. Zugegeben, es klingt nicht so elegant, und mit mehr Zeit und Phantasie wäre uns vielleicht ein glücklicherer Wurf gelungen. Aber ich glaube, dieser kleine Beitrag hat Euch ein wenig vermitteln können, womit unsere Übersetzer so im täglichen Leben zu kämpfen haben…
Ganz ehrlich, solche Wörter sind echte REMFs…