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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lust und Glaube 3



Blackman
29.03.2003, 10:25
Lust und Glaube 3, tolle Serie, mit super Schluss. Ich habe ja nicht mehr daran geglaubt, dass der Band noch bei uns erscheint. Ein Sammler sagt: :thx: , auch für "Die Sternenwanderer 5"

Fastmachine
20.07.2003, 21:22
Obwohl es in jeder Hinsicht sinnlos ist, nämlich

a) in diesem Forum etwas zu schreiben.
b) über den dritten Band einer Trilogie zu schreiben, deren erste Teile vor etlichen Jahren erschienen sind.
c) ein neues Moebius Spätwerk zu besprechen, über dessen Qualität sich vermutlich niemand Illusionen macht.
d) über einen Comic zu schreiben, den die paar Moebius-Sammler sowieso kaufen, egal wie er ist, der aber dem Rest der
Comicfans nicht mal ein Fünkchen Interesse entlockt, ebenfalls vollkommen unabhängig von der Qualität.

...tu ichs - zum "höheren Ruhme Gottes" :twist: mal trotzdem.

Lust und Glaube wurde irgendwann in den 90ern mal als eine "deftige Satire" vom Verlag angepriesen, die die Geschichte
des Pariser Universitätsprofessors Alain Mangel erzählt, einem reinen Kopfmenschen, der unversehens in einen Strudel rätselhafter Ereignisse gerät, deren wahre Natur er nicht durchschaut. Dubiose Gestalten kreuzen seinen Weg. Eine religiös durchgeknallte Studentin, deren zwielichtige Bekannte, die in der Drogenszene zu hängen scheinen, sind nur der Anfang.
Hat er Kontakt mit dem Irrationalen ? Oder ist er nur das Opfer einer Bande von Drogenhändlern? Alain Mangel bekommt
einen Art Bewußtseinsspaltung. Sein vernünftiges "Ich" liegt in Dauerclinch mit seinem triebhaften Unterbewußten, dargestellt als grüner Schatten bzw. Geist. Band 2 endete mit einer wilden Vorfolgungsjagd, infolge deren sich Alain Mangel und seine Bekannten mit einer Bande kolumbianischer Drogen-Guerillieros nach Südamerika flüchten.

Im Dschungel wohnt Mangel dann einem "Blutwunder" bei, als die inzwischen durch Meditation (o.s.ä) zum Zwitter gewordene Tochter "Jesusa" des Guerillabosses sich für den Messias hält. Sie schneidet sich die Pulsadern auf und gibt allen Anhängern (hunderten !) maßbecherweise ihr Blut zu trinken. Trotz dieses Phänomens sind Mangels Zweifel nicht beseitigt. So wird er (immer noch in Begleitung seiner religiösen Studentin aus Band 1, die von ihm schwanger ist) zu Dona Paz, einer alten Indianerin, geschickt.
Dort wird Mangel einem Initiationsritus unterzogen. Er ißt eine Art Drogenpilz, worauf er buchstäblich zu Staub zerfällt und nach einem Monat wie Phönix aus der Asche aufersteht. Der Clou: er ist in einem um Jahrzehnte jüngeren Körper wiedergeboren und zudem hat sich sein abgespaltenes "Unterbewußtsein" wieder mit seinem "Ich" vereinigt.
Alain Mangel und seine Freundin - die inzwischen ihr Kind geboren hat - kehren nach Paris zurück. Mangel quittiert in einem letzten Auftritt dramatisch den Dienst an der Sorbonne, nicht ohne Kollegen und Studenten zu sagen, für wie beschränkt er sie hält.
Am Ende ist noch in einer Szene Mangels kleiner Sohn beim Spielen zu sehen, wobei angedeutet wird, er könnte ein "übernatürliches" Kind sein (oder auch nicht).

Bfff...Krudes Zeug.
Aber der Reihe nach:
1) Das soll u.a. also eine "Gesellschaftssatire" sein. Ich sage: Moebius und Jodorowsky hatten und haben von Satire keine Ahnung. Ein Satiriker muß seinen Gegenstand kennen, damit er genau auf den Punkt zielen kann, den es durch die Satire zu treffen gilt. Wer u.a. eine Satire über die gegenwärtige Pariser Uni, eitle Professoren und tumbe Studenten schreiben will, sollte schon wissen, was diese Leute so umtreibt, wie sie miteinander reden und welche Eitelkeiten sie pflegen.
Moebius/Jodorwsky wissen nichts von ihrem Gegenstand, daher zielt ihre Satire völlig ins Leere. (Zum Vergleich denke man an die genialen Satiren auf die französische Gesellschaft in den Asterix Bänden von Goscinny *sigh*).
2) Jaja, so ist das: Beim Abendländer haben sich Körper und Geist voneinander getrennt. Indianer haben aber ganz tolle Geheimrezepte dagegen. Schluckt man das Zeug, wird man sehr gewiss erleuchtet. So die Hippie-Legende der 60er, der Moebius damals ja auch zum guten Teil geglaubt hat. Aber nach 35 Jahren immer noch denselben, tausendmal gehörten Schmock zum x-ten Mal breitzutreten:
Ich bin im Tiefschlaf. :schlaf:
3) Einige denken vielleicht: Hey, was solls - die Stories waren eh immer abgefahren bei Moebius, aber die Zeichnungen sind genial. Doch auch hier: Fehlanzeige. Möbius wählt einen unspektakulären 08/15 Stil, der nichts mit dem von "John Difool" zu tun hat.
Die einzelnen Bilder sind alle sehr einfach gehalten, sie wirken fast skizzenhaft, ohne aber einen eigenen Reiz zu haben.
4) Einziger Pluspunkt: Moebius / Jodorowsky sind zwer keine Satiriker, aber sie können in ihren besten Momenten den ganzen
Esoterikkram mit einer überdrehten Komik versehen. Leider viel zu selten. Das Interessanteste an Lust und Glaube ist sicher diese völlig abgefahrene Guerilla-Truppe mit dem Zwitter-Messias. Deren weiteres Schicksal hätte mich weitaus mehr interessiert als die Probleme von Alain Mangel und seine gähnend langweilige Drogeninitiation. Blöderweise verschwinden die Guerillas auf S.27 (von 60 Seiten) sang- und klanglos aus der Handlung.
Danach wirds öde.

Lange Rede, erwartet kurzer Sinn: außer Moebius- Sammlern braucht das wirklich niemand.
Manche Dinge tut man sich aber wider besseres Wissen doch an - das ist schon ziemlich irrational :lol: