Hate
27.06.2002, 10:56
Bis 1990 war der Carlsen-Verlag sehr vorsichtig mit der Veröffentlichung deutscher Zeichner.
Birger Thorin Grave zeichnete von 1985-90 die fünfteilige Serie "Die Spuren der Götter". Die Geschichte wurde nach einem vielversprechenden Anfang immer langweiliger, aber Carlsen veröffentlichte in bewundernswerter Vertragstreue die Serie bis zum Schluss. Seitdem hat es kein Comicalbum von Birger Thorin Grave mehr gegeben.
Von Langeweile kann bei Matthias Schultheiss nicht die Rede sein. Viele halten ihn auch heute noch für den besten deutschen Comiczeichner. Und im Gegensatz zu anderen hochbegabten Zeichnern hat er nicht nur ein paar Talentproben abgelegt. Bei Carlsen erschienen "Die Wahrheit über Shelby" und "Die Haie von Lagos" (je 3 Bände) und das Album "Night Taxi". Auch seine alte Serie "Trucker" wurde von Carlsen neu aufgelegt, etwas seltsam neu koloriert.
Ein wunderschönes Kindercomic war "Die seltsamen Abenteuer der Ente Alfred Jodocus Kwak", gezeichnet von den Trickfilmzeichnern Harald Siepermann und Hans Bacher nach einer Geschichte von Herman van Veen. Drei Alben sind 1987-90 erschienen, danach konzentrierten sich die Macher auf die Alfred Jodocus Kwak-Zeichentrickserie.
Michael Götze war 1988 schon ein alter Profi, als "Das Robot-Imperium" erschien. Götze hatte das Album mit seinem Atari 520 ST gezeichnet. Aus heutiger Sicht ein Irrweg, damals eine Sensation. Es erschienen drei Alben von "Das Robot-Imperium", aber nach 1992 wurden Götzes Computercomics vom Fortschritt überholt. Auch der an Richard Corben erinnernde Zeichenstil war später nicht mehr aktuell.
1988 erschien Carlsens kurzlebiges Comicmagazin "Moxxito", unter anderem mit "Sir Ballantime" von Chris Scheuer und "Hausmeister Zwetschke" von Gabriel Nemeth und Jan Gulbransson. Von "Hausmeister Zwetschke" gab es später kein Album.
Ein Prestige-Objekt war die zweibändige HitIer-Biografie, eine sehr trockene, schwerfällige und verkrampfte Angelegenheit, aber offenbar in Bibliotheken und Schulen sehr erfolgreich. Verfasst von Friedemann Bedürftig (der später ein Goethe-Comic für Ehapa schrieb), illustriert von Dieter Kalenbach (völlig anders als seine "Turi und Tolk"-Comics).
1989 begann die lang andauernde erfolgreiche Zusammenarbeit von Ralf König und dem Carlsen-Verlag. Bis 1992 erschienen vier Alben mit Kurzgeschichten, "Prall aus dem Leben", "Zitronenröllchen", "Silvestertuntenball und "Sahneschnittchen".
Als in der DDR und in Osteuropa die Kommunisten gestürzt wurden, brachte der Carlsen-Verlag 1990 ein Comic dazu heraus: "Durchbruch". In späteren Jahren erschienen zwei weitere themenbezogene Sammelbände ("Gummi", 1992 und "Trau keinem über 30", 1998).
1990 gab es zu den Erlanger Comictagen von Carlsen einen "Deutschen Monat" mit zehn deutschsprachigen Zeichnern. (Auch ein Durchbruch.) Neben den oben genannten waren dies Chris Scheuer, Christian Gorny, René Lehner, Henk Wyninger und Ulf Harten.
Chris Scheuer, einer der begabtesten Zeichner der Welt, hatte das erste Album seiner in Moxxito vorabgedruckten Abenteuerserie "Sir Ballantime" fertiggestellt. Sehr beeindruckend. Wer allerdings auf die Fortsetzung dieses Abenteuers hoffte, konnte lange warten.
Auch "Haarmann" vom Newcomer Christian Gorny blieb unvollendet, was heute noch viele Bewunderer seines expressionistischen Schwarzweiß-Stils bedauern.
René Lehner ist ein erfahrener Funny-Zeichner, handwerklich sauber, aber mit einem biederen Zeichenstil. Sein in "Bravo" vorabgedruckter Comicheld "Willy" wurde nach zwei Alben abgesetzt, ebenso wie 1992 "Fred Flamingo". (Offenbar zog Carlsen bei jeder neuen Serie erst nach dem zweiten Alben den Rechner aus der Schublade.)
Henk Wyniger zeichnete "Lais und Ben" im damals modischen Ligne Claire Stil. Danach zeichnete er für Carlsen ein Event-Comic zur gefloppten Fernsehsendung "Tödliche Entscheidung", offenbar unter Zeitdruck, ebenso wie den zweiten "Lais und Ben"-Band. Termindruck ist natürlich tödlich für ein Ligne Clair-Comic. Man sehe sich an, wie lange Ted Benoit für Blake und Mortimer braucht. Nach 1992 ist nichts mehr von Wyniger erschienen. Im Internet findet man Tintin-Fanart von ihm.
Und dann gab es noch das zweibändige "Seegurkenprinzip" von Ulf Harten. Eindeutig der schlechteste Comic auf dieser Liste.
Birger Thorin Grave zeichnete von 1985-90 die fünfteilige Serie "Die Spuren der Götter". Die Geschichte wurde nach einem vielversprechenden Anfang immer langweiliger, aber Carlsen veröffentlichte in bewundernswerter Vertragstreue die Serie bis zum Schluss. Seitdem hat es kein Comicalbum von Birger Thorin Grave mehr gegeben.
Von Langeweile kann bei Matthias Schultheiss nicht die Rede sein. Viele halten ihn auch heute noch für den besten deutschen Comiczeichner. Und im Gegensatz zu anderen hochbegabten Zeichnern hat er nicht nur ein paar Talentproben abgelegt. Bei Carlsen erschienen "Die Wahrheit über Shelby" und "Die Haie von Lagos" (je 3 Bände) und das Album "Night Taxi". Auch seine alte Serie "Trucker" wurde von Carlsen neu aufgelegt, etwas seltsam neu koloriert.
Ein wunderschönes Kindercomic war "Die seltsamen Abenteuer der Ente Alfred Jodocus Kwak", gezeichnet von den Trickfilmzeichnern Harald Siepermann und Hans Bacher nach einer Geschichte von Herman van Veen. Drei Alben sind 1987-90 erschienen, danach konzentrierten sich die Macher auf die Alfred Jodocus Kwak-Zeichentrickserie.
Michael Götze war 1988 schon ein alter Profi, als "Das Robot-Imperium" erschien. Götze hatte das Album mit seinem Atari 520 ST gezeichnet. Aus heutiger Sicht ein Irrweg, damals eine Sensation. Es erschienen drei Alben von "Das Robot-Imperium", aber nach 1992 wurden Götzes Computercomics vom Fortschritt überholt. Auch der an Richard Corben erinnernde Zeichenstil war später nicht mehr aktuell.
1988 erschien Carlsens kurzlebiges Comicmagazin "Moxxito", unter anderem mit "Sir Ballantime" von Chris Scheuer und "Hausmeister Zwetschke" von Gabriel Nemeth und Jan Gulbransson. Von "Hausmeister Zwetschke" gab es später kein Album.
Ein Prestige-Objekt war die zweibändige HitIer-Biografie, eine sehr trockene, schwerfällige und verkrampfte Angelegenheit, aber offenbar in Bibliotheken und Schulen sehr erfolgreich. Verfasst von Friedemann Bedürftig (der später ein Goethe-Comic für Ehapa schrieb), illustriert von Dieter Kalenbach (völlig anders als seine "Turi und Tolk"-Comics).
1989 begann die lang andauernde erfolgreiche Zusammenarbeit von Ralf König und dem Carlsen-Verlag. Bis 1992 erschienen vier Alben mit Kurzgeschichten, "Prall aus dem Leben", "Zitronenröllchen", "Silvestertuntenball und "Sahneschnittchen".
Als in der DDR und in Osteuropa die Kommunisten gestürzt wurden, brachte der Carlsen-Verlag 1990 ein Comic dazu heraus: "Durchbruch". In späteren Jahren erschienen zwei weitere themenbezogene Sammelbände ("Gummi", 1992 und "Trau keinem über 30", 1998).
1990 gab es zu den Erlanger Comictagen von Carlsen einen "Deutschen Monat" mit zehn deutschsprachigen Zeichnern. (Auch ein Durchbruch.) Neben den oben genannten waren dies Chris Scheuer, Christian Gorny, René Lehner, Henk Wyninger und Ulf Harten.
Chris Scheuer, einer der begabtesten Zeichner der Welt, hatte das erste Album seiner in Moxxito vorabgedruckten Abenteuerserie "Sir Ballantime" fertiggestellt. Sehr beeindruckend. Wer allerdings auf die Fortsetzung dieses Abenteuers hoffte, konnte lange warten.
Auch "Haarmann" vom Newcomer Christian Gorny blieb unvollendet, was heute noch viele Bewunderer seines expressionistischen Schwarzweiß-Stils bedauern.
René Lehner ist ein erfahrener Funny-Zeichner, handwerklich sauber, aber mit einem biederen Zeichenstil. Sein in "Bravo" vorabgedruckter Comicheld "Willy" wurde nach zwei Alben abgesetzt, ebenso wie 1992 "Fred Flamingo". (Offenbar zog Carlsen bei jeder neuen Serie erst nach dem zweiten Alben den Rechner aus der Schublade.)
Henk Wyniger zeichnete "Lais und Ben" im damals modischen Ligne Claire Stil. Danach zeichnete er für Carlsen ein Event-Comic zur gefloppten Fernsehsendung "Tödliche Entscheidung", offenbar unter Zeitdruck, ebenso wie den zweiten "Lais und Ben"-Band. Termindruck ist natürlich tödlich für ein Ligne Clair-Comic. Man sehe sich an, wie lange Ted Benoit für Blake und Mortimer braucht. Nach 1992 ist nichts mehr von Wyniger erschienen. Im Internet findet man Tintin-Fanart von ihm.
Und dann gab es noch das zweibändige "Seegurkenprinzip" von Ulf Harten. Eindeutig der schlechteste Comic auf dieser Liste.