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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Berliner Tagesspiegel: Comeback der Comicwestern



Hate
10.06.2002, 13:56
Tagesspiegel (http://www.tagesspiegel.de/archiv/10.06.2002/81937.asp), 10.6.2002, Andreas Kötter:
Jetzt reiten sie wieder

Der Western-Comic kehrt in die Regale zurück

L.N. Muhr
10.06.2002, 14:13
ja, sowas: ein beitrag über western-comics, ohne ein einziges mal den glücklichen luke zu erwähnen???

Christina
10.06.2002, 14:21
Lucky ist in der klassischen Definition kein Western sondern ein Funny. Hat also in diesem Artikel nix verloren.

L.N. Muhr
10.06.2002, 14:34
zusammen mit blueberry hat er aber lange zeit allein die stange der reitenden comichelden aufrecht erhalten. ausserdem - an welchen westernhelden denkt der bundesbürger wohl zuerst???

Dirk Vormann
10.06.2002, 14:50
Original geschrieben von L.N. Muhr
ausserdem - an welchen westernhelden denkt der bundesbürger wohl zuerst??? Der Bundesbürger denkt bei "Comic-Westernheld" zuerst an einen Funnyhelden. Unwissende (Nicht)Leser ändern nichts an der von Christina genannten Tatsache.

ICOM
10.06.2002, 15:00
Dann bringt mir mal die klassische Definition von Western nahe, damit auch ich erkennen kann, daß Lucky Luke kein Western ist.

L.N. Muhr
10.06.2002, 15:03
die parodie auf ein genre macht sie noch nicht zum nicht-genre - oder ist space balls keine science-fiction?

klar ist lucky luke eher ein zwitter - aber irgendwie, trotz aller ironie der geschichten, ist luke für mich ein held (oh, nostalgie!) und das szenario typisches westernsetting. so what?

Manxman
10.06.2002, 16:19
Latürnich ist Lucky Luke ein Western. Und nicht weniger realistisch als die anderen. Doch während einem in den abenteuerlicheren Blueberry Western irrsinnige Schießkünste mit klapprigen Uralt-Waffen als real verkauft werden treibt es Lucky Luke gleich auf die Spitze. Und die Szenarios stimmen auch. Bei Lucky Luke merkt man wenigstens, dass sich die Autoren mit der Geschichte des Westens auskennen. Daher definitiv Western.

Lola65
10.06.2002, 17:17
Und was ist mit Umpah-Pah????

Auch kein Western?? Sondern nur Funny????

Lola65
10.06.2002, 17:19
Bei bdnet.com findet man:

Lucky Luke, Rantanplan, Umpah-Pah nicht in der Rubrik Humor sondern

WESTERN

!!!!!!!

Martin 37
10.06.2002, 17:22
Funny ist für mich die Bezeichnung einer Stlrichtung (funny, realistisch), aber nicht die Bezeichnung eines Genre (Krimi, Western). Und so ist LL ein Western im "Funny-Stil". Oder hab ich was nicht verstanden?
Ciao
Martin

Diana
10.06.2002, 21:42
Hallöchen!

Ich will nicht mitstreiten über die Frage, ob Luck Luke jetzt Western ist oder nicht.

Aber was anderes möchte ich gerne aufgreifen:

Dass es französisch-belgische Zeichner sind, die den Comic-Western belebt haben und offenbar wiederbeleben, hat nicht nur damit zu tun, dass man bei uns das Genre sehr mag: Überhaupt fällt mir auf, dass das Über-Genre des Historiencomics in Frankreich/Belgien sehr beliebt, in Deutschland aber fast gar keine Tradition hat: Sehr viele Comics aus deutscher Feder spielen in einer urbanen Gegenwart.
I
ch habe mich zB schon bei meinen Erster-Weltkrieg Comics x-hundertmal fragen lassen müssen "Wie kommen Sie denn auf dieses Thema?" Als ob das jetzt abwegiger wäre, als ein Krimi in Duisburg von Heute. Auch beim Kennedy-Comic sagten mir mehrere Besucher in Erlangen: "Wie kommen Sie jetzt auf den, der ist doch schon lange tot".
Also, Wenn's danach ginge, könnte man ja keinen Comic über irgendeine historische Epoche oder Figur machen. Diese merkwürdige Geschichtslosigkeit und auch die Seltenheit gut recherchierter, realistischer Comics im deutschsprachigen Raum ist eigentlich komisch, nicht?
Natürlich gibt es Ausnahmen, aber der Trend ist schon so...

Dirk Vormann
11.06.2002, 06:41
Original geschrieben von L.N. Muhr
ist space balls keine science-fiction?Nein. Star Wars ebenfalls nicht.

Mr. Brown
11.06.2002, 06:58
Original geschrieben von Dirk Vormann
Nein. Star Wars ebenfalls nicht.

Ah ja!!

Und "Die glorreichen Sieben" + "Für eine handvoll Dollar" sind auch keine Western sondern Remakes japanischer Samurai-Filme??! :confused: :confused:

Wer soll das verstehen???:confused:

Gruß M.B :confused:

Diana
11.06.2002, 08:13
Soweit ich weiss, hat man ganz früher mal unterschieden zwischen Space Opera (Star wars, Star Trek usw) und Science Fiction (zB "Krieg der Welten", "Die Körperfresser kommen", "Begegnungen der Dritten Art"). Während in einer Space Opera einfach alles möglich ist und völlig utopisch, sollte die Science Fiction per Definition Geschichten beschreiben, die an sich realistisch und nachvollziehbar - eben "möglich" sind, wo aber ein fiktives Element auftaucht: Landung Von Ausserirdischen, unheimliche wissenschaftliche Erfindung, usw. Und die ganze Umgebung muss dann "realistisch" auf dieses Element reagieren. So gesehen wäre zB "Frankenstein" beste Science Fiction. Die Grenzen verschwimmen. Heute läuft halt alles unter SF

Bei Luky Luke ist jetzt einfach die Frage, ob nur die realistische Variante eines Genres dessen Namen tragen darf oder auch die humoristische. Meines Wissens wurde eine solche Unterscheidung aber in der Tat noch nicht vorgenommen. Also ich sehe Luky-Luke ganz klar als Western-Parodie, aber eben als Western.

bat
11.06.2002, 08:44
Früher, als die bücher noch bücher und keine schinken waren... war es selbstverständlich, dass space opera ala robert heinlein, a. e. van vogt oder auch isaac asimov logischerweise sf war. erst als die filme anfingen, wichtiger und vor allem industrieller zu werden, gab es diskussionen, ob solche kunstprodukte wie star trek, star wars oder raumschiff galactica überhaupt noch sf wären oder nicht.
an der jedem durchschnittsbürger geläufigen definition von sf=in der zukunft spielend ändert das aber nichts!
also: sf ist auch ST SW u.ä. und für den western gilt gleichermassen, dass eine cowboy-geschichte - wie lustig sie auch sein mag - natürlich dem western-genre zugehörig ist. auch in unserer western-reihe bei sf-radio/soundwords (um die beiden themengebiete mal wieder zusammenzuführen) gehörten sowohl trent als auch lucky luke (und in der nächsten ausgabe bouncer) zu den besprochenen reihen.

Dirk Vormann
11.06.2002, 09:14
Original geschrieben von bat
definition von sf=in der zukunft spielendNein. Das wäre future fiction. ;)
Science fiction erfordert wie der Begriff selber sagt einen (fiktiven) wissenschaftlichen Fortschritt als Gegenstand der Handlung. Raumschiffe als Requisiten reichen nicht aus. Star Wars trifft mit dem Inhalt "Schwerter & Magier" das klassische Kerngebiet des Fantasy.

L.N. Muhr
11.06.2002, 10:21
nu hoplla! an der definition von sf haben sich schon ganz andere abgemüht - ich halte es da mit aldiss, der sagte "sf ist das, wo sf draufsteht!".

ansonsten: wie bat schobn sagte ist die space-opera ein subgenre der sf. damit ist sie sf. dirks meinung, star wars als fantasy abzutun, kann ich mich nicht anschliessen. es geht, wie dirk selber sagt, um psedusowissenschaft bei sf (jedenfalls bnei der hard-sf-variante). damit reicht es völlig aus, daß dort ein raumschiff fliegt, ein lichtschwert blitzt und ein ein todestern droht. eindeutig technische vehikel allesamt! es ist nicht nötig, hier genauere erklärungen der funktionsweise zu liefern - es ist noch nicht einmal möglich! beside, in 2001 bekommt man ja die funktionsweise von hal auch nicht erklärt.

am handlungsmuster kann man es auch nicht festmachen: dann ist star trek bekanntlich ein western. wir haben es hier mit den üblichen handlungsabläufen für abenteuergeschichte zu tun, wie sie vor äonen von homer & co. festgelegt worden. jegliche narration is eine fiktion - die kulisse, in der sie spiel, entscheidet imho das genre.

und damit ist lucky luke ein western. ;)

Dirk Vormann
11.06.2002, 10:33
Nicht "abzutun" sondern "einzuordnen".
Zukünftige Apparate als Requisiten reichen nicht aus. Eine Erklärung der Funktionsweise ist nicht erforderlich. Es geht um den Gegenstand der Handlung (nicht um die Handlung oder um Handlungsmuster!).

L.N. Muhr
11.06.2002, 10:59
genaugenommen ist star wars dann ein märchen. aber ich denke, das tut nix zur sache.

was ist "der" gegenstand bei science fiction? wo liegen die gemeinsamkeiten von asimov, brunner, bradbury, leguin, moorcock, priest, ruff, bisson, galoye, wolfe, dick, shepard, shiner, jeschke? was ist in der sf, das sie von anderen narrativen genres essentiell unterscheidet? überschneidungen mehrerer handlungsmuster, übernahme derselben hat es immer gegeben und wird es immer geben - es gibt ja sogar krimi-western! und auch star wars bedient sich ja nur älterer handlungsmuster - in einem sichlich technisieren gewand!

und um "zukünftige" geräte geht es auch bei der von dir angesprochenen spielart der sf, der hard-sf, nun wirklich nicht. es geht um möglichkeiten - ebenso wie bei jeder anderef form von literatur auch. um im thema fantasy/ sf zu bleiben, hier mal wieder ein vielzitierter satz von arthur c. clarke: "jede technik auf einem entsprechend hohem entwiclungsstand mag uns wie magie erscheinen." eine technik der zukunft, wie wir sie uns heute vorstellen, gibt es nicht - also ist alle sf = fantasy? es wäre die imho logische konsequenz aus deinen worten.

andersrum: was sind denn typische sf-filme, in denen die handlun "typisch" sf ist? was sind typische bücher?

Lola65
11.06.2002, 11:47
:-) schon komisch, anstatt über das Westerngenre zu diskutieren, kommt plötzlich die SF ins Spiel.

Vielleicht sollte man einen Extrathread aufmachen mit dem Titel

was ist SF, Western, Funny usw??

Hate
11.06.2002, 13:21
Original geschrieben von Diana
Überhaupt fällt mir auf, dass das Über-Genre des Historiencomics in Frankreich/Belgien sehr beliebt, in Deutschland aber fast gar keine Tradition hat: Sehr viele Comics aus deutscher Feder spielen in einer urbanen Gegenwart.
(...) Diese merkwürdige Geschichtslosigkeit und auch die Seltenheit gut recherchierter, realistischer Comics im deutschsprachigen Raum ist eigentlich komisch, nicht?
Natürlich gibt es Ausnahmen, aber der Trend ist schon so...
Es gibt die sorgfältig recherchierten zeitreisenden Abrafaxe, es gibt Karl den Spätlesereiter...
Die vielversprechendsten historischen Comics im realistischen Zeichenstil wurden leider abgebrochen: Haarmann und Sir Ballantime.
Ansonsten viel Schulbuchartiges über Goethe, über Baden-Württemberg, auch viel über Schweizer Geschichte.

Diana
11.06.2002, 13:42
Hallo Hate,

Ja, Sir Ballantime, das war/ist so richtig grosse Klasse! Ein Jammer dass diese extrem-gute Serie abgebrochen wurde. Auch Haarmann hat mir gefallen, nachdem ich anfänglich von den Zeichnungen etwas abgeschreckt war.
Zwei Beispiele wirklich guter deutscher Historiencomics. Aber eben: Abgebrochen! Ich sag's ja...:-(

Dirk Vormann
12.06.2002, 06:41
Original geschrieben von L.N. Muhr
andersrum: was sind denn typische sf-filme, in denen die handlun "typisch" sf ist? was sind typische bücher? 2001: Wesentlicher Gegenstand der Handlung ist das durch widersprüchliche Programierung herbeigeführte Verhalten eines Computers.
Foundation: Wesentlicher Gegenstand der Handlung ist die Auswirkung der Anwendung einer neuen Wissenschaft.
Frankenstein: Wesentlicher Gegenstand der Handlung ist die Möglichkeit, künstliches Leben zu erschaffen. (Dieses Buch ist sowohl Horror als auch Science Fiction.)


Du klammerst dich zu sehr an Handlungsmuster oder Requisiten, die für die Einordnung irrelevant sind.

Hate
12.06.2002, 07:49
Wenn ich mir ein Buch "Die Geschichte des Science Fiction Films" kaufen würde, und darin würde "Star Wars" kein einziges Mal erwähnt werden ("weil das ja Fantasy statt Science Fiction ist"), würde ich dem Verfasser die nutzlose Schwarte an den Kopf werfen.

bat
12.06.2002, 09:44
Nein, SF bedeutet keinen Fortschritt in der technischen Entwicklung! Anders wären nämlich sämtliche Post-War-Szenarien nicht mehr zu erklären und selbst die Time-Machine von Wells wäre dann nicht mehr dem Genre zuzuordnen. SF bedeutet immer nur eine Entwicklung, keine wie auch immer bezeichnete positive Entwicklung. Und da jede in der Zukunft spielende Geschichte immer eine Entwicklung der heutigen Gegebenheiten beinhaltet, ist tatsächlich jede in der Zukunft spielende Geschichte SF. Damit ist aber nicht gesagt, dass nicht auch andere Stories SF seien können, denn da hat Aldiss eindeutig Recht! Sein "Der Millionen-Jahre Traum" ist da nur allen zu empfehlen!
Du stellst bei deinen Filmen sehr stark auf dystopische Beispiele ab, die zwar durchaus einen wesentlichen Bestandteil der SF darstellen, insgesamt aber wahrscheinlich nicht einmal ein Fünftel der Produktion abdecken. Die große Mehrheit dürfte das sein, was früher unter PULP abgehandelt wurde. Dazu gehören dann auch die SF-Western wie Trek und die SF-Märchen wie Wars ...

L.N. Muhr
12.06.2002, 10:52
@dirk:

da du dich offenbar stark an klassische sf-muster der fünfziger jahre klammerst (deine beispiele lassen zumindest darauf schliessen) - lies bitte erst den erwähnten milliarden jahre traum (!!!) und als ergänzung das heyne-sf-lexikon.

ach ja: 2001 behandelt den aufstieg des menschen zu den göttern. diese, symbolisiert durch den monolithen, sind uns in keiner weise zugänglich. ihr handeln, ihre technik, ihre kommunikation sind uns komplett unzugänglich. die symbolisierung eines aluien durch eine schwarze steinplatte - ist das technik? es widerspricht jeder logik, wie wir sie kennen - siehe dazu auch das zitat von a.c. clarke, der ja mit kubrick das drehbuch gemacht hat.

Dirk Vormann
12.06.2002, 11:15
Original geschrieben von bat
Nein, SF bedeutet keinen Fortschritt in der technischen Entwicklung!Das habe ich auch nicht behauptet.