tillfelix
06.04.2002, 15:56
Ist schon witzig, auf was für Ideen man so während einer Fahrt mit dem Bus zu seinem nächstgelegenen ComicShop kommt...
ich sitze gemütlich auf meinem beschlagnahmten Sessel und blättere ein bisschen in 'Wolverine/Hulk' von Sam Keith, als ich von hinten die Worte eines Frühreifen höre: 'Gugg ma', der Kerl da vorn liest noch Comics!'.
Ich schaute mich um, ob er vielleicht jemand anders gemeint haben könnte, aber ausser mir las im Bus kein andrer einen Comic.
Ich nahm es also zu Kenntnis und vertiefte mich weiter in dieses kleine graphische Meisterwerk. Dabei dachte ich immer wieder über eine Szene nach, wie ich dem jungen Mann hinter mir erklären könnte, dass ich in meinem schon etwas gereifteren Alter immer noch Superhelden Comics lese...
... und dabei viel mir ein recht verbraucht aussehender Kerl auf der andren Seite des Busses auf, der sich eisern an eine Bierdose klammerte. Nun, sowas sieht man hier in Hamburg nicht selten, dennoch gab es mir heute zum ersten Mal zu denken:
kann man die Leidenschaft 'Comic' als Droge bezeichnen?
Und während ich so nachdachte, fielen mir immer wieder Überschneidungen von Comics zu Alkohol/Weed auf.
Allem voran steht da natürlich der Wunsch, der Realität für eine Weile den Rücken zu kehren.
Alkohol, Grass oder auch härtere Drogen versetzen den Konsumenten, das ist bekannt, in einen Zustand, der zurecht als 'reatitätsentfremdend' bezeichnet wird: man ist nicht mehr wirklich in der Lage, schnell und vor allem richtig zu urteilen.
Allerdings hat man auch das Gefühl, der König der Welt zu sein, der mit den normalen Problemen nichts mehr zu tun hat. Dies ist auch der Grund, warum viele dem Alkohol oder andren Drogen frönen: mal für einen Abend Gott nen guten Mann sein lassen.
Ähnlich ist es, denke ich, für mich wie auch für viele andere mit den Comics. Während ich sie lese, vergesse ich die Welt um mich herum, werde, wenn der Comic wirklich gut ist, sogar in das Geschehen mit hinein gezogen.
Richtig krass war es letztens auf einer Zugfahrt, wo ich so dermaßen in meinen Comic (ich weiss leider nicht mehr welchen, aber ich meine, es wäre 'planetary'#4 gewesen) vertieft war, dass ich nicht gemerkt habe, wie sich meine Banknachbarin erhoben hatte und mich schon das zweite Mal antippte, weil sie gerne durchgelassen werden wollte.
Jetzt im Nachhinein stelle ich erst fest, wie krass weggetreten ich in dem Moment war. Das Medium Comic hat also in diesem Augenblick auch eine mehr als berauschende Wirkung ausgeübt.
Eine weitere Überschneidung ist die Sucht.
Bei sowohl Alkohol als auch Comics ist es (für mich zumindest) unglaublich schwer, Abstand davon zu nehmen. Zumindest war es so vor ca. 8 Wochen. Ich habe nämlich die zu dem Zeitpunkt beginnende christliche Fastenzeit dazu genutzt, von Alkohol die Finger zu lassen (und habe auch die ganzen sieben Wochen durchgehalten *yeah*) und wollte dies auch auf die Comics ausweiten... doch ich musste feststellen, dass das bei weitem nicht so einfach für mich war wie beim Alkohol.
Es mag an der Tatsache liegen, dass beide zwei vollkommen unterschiedliche Punkte in meinem Tagesablauf bilden (Comics mittags, Bier abends) und daran, dass man von Comics keine Fahne bekommt... ich weiss es nicht. Auf jeden Fall war es mir unmöglich, mich den Comics zu entziehen.
Christoph_Kotowski sollte hier im Forum eigentlich jedem bekannt sein (auch wenn vielleicht eher unter dem Namen 'ckey').
Er hat im letzten halben oder dreiviertel Jahr etwas zustande gebracht, wofür ich vor ihm den Hut ziehen muss: er hat sich vollständig von dem Comic an sich distanziert, seine Energien, die er sonst in diverse Aktivitäten rund um Comics gesteckt hat, anders verteilt. Er sagt jetzt, wo er das hinter sich gebracht hat, dass es ihm jetzt besser geht (nachzulesen hier (http://www.comicforum.de/comicforum/showthread.php?s=&threadid=35328)).
Ich denke, das ist auch der einzige Weg, von einer solchen Droge wie Comics oder dem Alkohol abstand zu nehmen: totale Abstinenz!
Wie gesagt, beim Alkohol ist es mir für 7 Wochen geglückt und was kann ich sagen: ich habe wieder damit angefangen, ein kühles Bier zu genießen. Es ist nicht mehr das Mittel, um mich aus dieser Welt rauszureißen, sondern etwas, was mir zwar den Tag versüßt, mich aber noch Herr der Lage bleiben lässt (wenn man es nicht übertreibt, natürlich).
Bei Comics bin ich soweit noch nicht. Aber vielleicht kommt irgendwann der Punkt, wo von jetzt auf gleich Schluß ist und ich es schaffe, von der graphischen Literatur Abstand zu nehmen... um es nachher wieder ebenso genießen zu können wie ich es genoß, als ich gerade damit anfing.
was denkt ihr?
ich sitze gemütlich auf meinem beschlagnahmten Sessel und blättere ein bisschen in 'Wolverine/Hulk' von Sam Keith, als ich von hinten die Worte eines Frühreifen höre: 'Gugg ma', der Kerl da vorn liest noch Comics!'.
Ich schaute mich um, ob er vielleicht jemand anders gemeint haben könnte, aber ausser mir las im Bus kein andrer einen Comic.
Ich nahm es also zu Kenntnis und vertiefte mich weiter in dieses kleine graphische Meisterwerk. Dabei dachte ich immer wieder über eine Szene nach, wie ich dem jungen Mann hinter mir erklären könnte, dass ich in meinem schon etwas gereifteren Alter immer noch Superhelden Comics lese...
... und dabei viel mir ein recht verbraucht aussehender Kerl auf der andren Seite des Busses auf, der sich eisern an eine Bierdose klammerte. Nun, sowas sieht man hier in Hamburg nicht selten, dennoch gab es mir heute zum ersten Mal zu denken:
kann man die Leidenschaft 'Comic' als Droge bezeichnen?
Und während ich so nachdachte, fielen mir immer wieder Überschneidungen von Comics zu Alkohol/Weed auf.
Allem voran steht da natürlich der Wunsch, der Realität für eine Weile den Rücken zu kehren.
Alkohol, Grass oder auch härtere Drogen versetzen den Konsumenten, das ist bekannt, in einen Zustand, der zurecht als 'reatitätsentfremdend' bezeichnet wird: man ist nicht mehr wirklich in der Lage, schnell und vor allem richtig zu urteilen.
Allerdings hat man auch das Gefühl, der König der Welt zu sein, der mit den normalen Problemen nichts mehr zu tun hat. Dies ist auch der Grund, warum viele dem Alkohol oder andren Drogen frönen: mal für einen Abend Gott nen guten Mann sein lassen.
Ähnlich ist es, denke ich, für mich wie auch für viele andere mit den Comics. Während ich sie lese, vergesse ich die Welt um mich herum, werde, wenn der Comic wirklich gut ist, sogar in das Geschehen mit hinein gezogen.
Richtig krass war es letztens auf einer Zugfahrt, wo ich so dermaßen in meinen Comic (ich weiss leider nicht mehr welchen, aber ich meine, es wäre 'planetary'#4 gewesen) vertieft war, dass ich nicht gemerkt habe, wie sich meine Banknachbarin erhoben hatte und mich schon das zweite Mal antippte, weil sie gerne durchgelassen werden wollte.
Jetzt im Nachhinein stelle ich erst fest, wie krass weggetreten ich in dem Moment war. Das Medium Comic hat also in diesem Augenblick auch eine mehr als berauschende Wirkung ausgeübt.
Eine weitere Überschneidung ist die Sucht.
Bei sowohl Alkohol als auch Comics ist es (für mich zumindest) unglaublich schwer, Abstand davon zu nehmen. Zumindest war es so vor ca. 8 Wochen. Ich habe nämlich die zu dem Zeitpunkt beginnende christliche Fastenzeit dazu genutzt, von Alkohol die Finger zu lassen (und habe auch die ganzen sieben Wochen durchgehalten *yeah*) und wollte dies auch auf die Comics ausweiten... doch ich musste feststellen, dass das bei weitem nicht so einfach für mich war wie beim Alkohol.
Es mag an der Tatsache liegen, dass beide zwei vollkommen unterschiedliche Punkte in meinem Tagesablauf bilden (Comics mittags, Bier abends) und daran, dass man von Comics keine Fahne bekommt... ich weiss es nicht. Auf jeden Fall war es mir unmöglich, mich den Comics zu entziehen.
Christoph_Kotowski sollte hier im Forum eigentlich jedem bekannt sein (auch wenn vielleicht eher unter dem Namen 'ckey').
Er hat im letzten halben oder dreiviertel Jahr etwas zustande gebracht, wofür ich vor ihm den Hut ziehen muss: er hat sich vollständig von dem Comic an sich distanziert, seine Energien, die er sonst in diverse Aktivitäten rund um Comics gesteckt hat, anders verteilt. Er sagt jetzt, wo er das hinter sich gebracht hat, dass es ihm jetzt besser geht (nachzulesen hier (http://www.comicforum.de/comicforum/showthread.php?s=&threadid=35328)).
Ich denke, das ist auch der einzige Weg, von einer solchen Droge wie Comics oder dem Alkohol abstand zu nehmen: totale Abstinenz!
Wie gesagt, beim Alkohol ist es mir für 7 Wochen geglückt und was kann ich sagen: ich habe wieder damit angefangen, ein kühles Bier zu genießen. Es ist nicht mehr das Mittel, um mich aus dieser Welt rauszureißen, sondern etwas, was mir zwar den Tag versüßt, mich aber noch Herr der Lage bleiben lässt (wenn man es nicht übertreibt, natürlich).
Bei Comics bin ich soweit noch nicht. Aber vielleicht kommt irgendwann der Punkt, wo von jetzt auf gleich Schluß ist und ich es schaffe, von der graphischen Literatur Abstand zu nehmen... um es nachher wieder ebenso genießen zu können wie ich es genoß, als ich gerade damit anfing.
was denkt ihr?