PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Don Rosa - Fluch oder Segen?"



J.Felix
28.02.2002, 13:28
Dieser thread ist eine Auskoppelung aus einem anderen, in dem jemand nach dem Inhalt von Rosas Viereckigen Eier-Sequel gefragt hat. Und es ist der erste Thread, in dem ich als Ersteller aufscheine :)
------------------------
Stimmt, die Eier haben acht Ecken... Frau Fuchs, was haben sie da angestellt ?;)

In dem Rosa-Sequel geht es darum, daß TT&T die beiden Hähne, die sie und Donald aus dem Tal mitgebracht haben, wiederr in ihre Heimat zurückbringen wollen. Dagobert & McMoneysac wollen das Tal und seine achteckigen Ressourcen für ihre Zwecke ausbeuten; was den Pfadfindern mißfällt. Die Bewohner von Eckenhausen akquirieren zunächst die Milliardäre als kulturelles Vorbild...
Eine der schwächeren Rosa-Stoys IMHO.

Mystific
28.02.2002, 15:50
Eine der schwächeren Rosa-Stoys IMHO.

Also immer noch genial! ;)

La Didah
28.02.2002, 15:59
Ja, meiner Meinung nach ist sie genial. Schwächer finde ich zum Beispiel die Story, die im nächsten TGDD abgedruckt ist (wie hieß die doch gleich...:confused: ).

J.Felix
28.02.2002, 16:05
Nope! Die Story ist nett, nicht mehr. Der gute Don tut die ganze Story lang nichts anderes als Barks-Ideen zu verramschen. Eigenleistung ist kaum vorhanden.
In dieser Geschichte sucht er krampfhaft den Vergleich mit dem Duck-Man; und dabei kann er nur verlieren.
Ich bevorzuge Rosa-Geschichten, bei denen er eigene Ideen entwickelt, anstatt zu kopieren.

Christian P
28.02.2002, 16:24
Ich finde sie insgesamt eigentlich sehr gut, wenngleich ich es auch besser finde, wenn Don Rosa eigene Ideen umsetzt und nicht zu jedem Barks-Klassiker eine Nachfolgergeschichte entwirft.
Ich habe bis jetzt sowieso erst einen Rosa-Comic gelesen, den ich als wirklich mißlungen bezeichnen würde.

"Die Jagd nach der Goldmühle" (so zumindest der Titel in der MM) war für meinen Geschmack viel zu öde und trocken.

Christian

Mystific
28.02.2002, 18:20
@ J Felix: Wenn man das gut hinbekommt hab ich persönlich gar nichts dagegen. Im Gegenteil - ich sehe ganz gerne alte Figuren wieder.

Maxileen
28.02.2002, 21:54
Stimmt, die Goldmühlenjagd war nicht so toll.
Barksfortsetzungen gefallen mir allgemein recht gut, besonders "Wiedersehen mit Tralla La" und "Die Karten des Christoph Kolumbus" - oder auch "Rückkehr ins verbotene Tal", wenn es auch teilweise etwas albern wirkte, vor allem der Dino, der Donald bemuttert hat.
Meine Lieblingsgeschichte ist und bleibt jedoch "Alles schwer verquer", vor allem weil man sie einmal normal lesen kann und dann nochmal um 90 Grad gedreht (auch wenn dann die Sprechblasen auf der Seite stehen).

J.Felix
01.03.2002, 07:47
Stimmt, "Alles schwer verquer" ist Rosas beste Story. Auch und gerade, weil er hier eine eigenständige Idee entwickelt und durchzieht.
Die Goldmühlengeschichte zählt aber auch zu meinen Favoriten. Die Bezüge auf finnische Mythik und Literatur verleiht ihr einen gewissen Charme, der sie aus der Masse der Disney-Stories hervorhebt.
Aber ich will hier keinen Glaubenskrieg anfangen. Letztlich bleibt alles Geschmackssache ;).

Kasimir Kapuste
01.03.2002, 08:09
Original geschrieben von J.Felix
Aber ich will hier keinen Glaubenskrieg anfangen. Letztlich bleibt alles Geschmackssache ;).

Ach was, laßt uns ruhig mal wieder etwas Leben in die Bude bringen! ;)

Finde es schon interessant, wie über Rosa die Meinungen auseinandergehen. Ich muß gestehen, daß ich mich mit seinem Zeichenstil nie ganz hab anfreunden können (obwohl er im Laufe der Jahre viel besser geworden ist), aber der Mann hat echtes Talent als Geschichtenerzähler und reicht in seinen besten Momenten an Barks heran.

Mein Lieblings-Rosa ist immer noch das kurze Teil mit Donald als Gartenarchitekt (wie hieß es noch gleich?), das hat ein fantastisches Timing. In seinen längeren Geschichten verzettelt er sich IMHO manchmal, insbesondere wenn er überdeutlich den belehrenden Zeigefinger hebt - besonders grausam in der "Suche nach der verlorenen Bibliothek".

langhaar!
01.03.2002, 09:59
Original geschrieben von Christian P
"Die Jagd nach der Goldmühle" (so zumindest der Titel in der MM) war für meinen Geschmack viel zu öde und trocken.

Christian

Hey, zumindest bei Don Rosa gibt es ja einen Konsens!

Aber mal ernsthaft:
Auch mir hat diese Geschichte deutlich weniger gefallen als der Rest seines Werkes!
Umso erstaunter war ich, dass gerade diese Geschichte als Hoehepunkt seines Schaffens gelobt wurde!
(Leider weiss ich nicht mehr, wo ich dies gelesen habe! Auch Don Rosa selbst, soll dieser Geschichte mehr Beduetung als seinen anderen zuweisen)

@ Christian P:
Leider hab' auch auch hierzu keinen Beleg, aber Don Rosa hat mal sinngemaess gesagt, er wolle keine MM Geschichte zeichnen, weil die Maus keinen eigenstaendigen Charakter hat!

J.Felix
01.03.2002, 10:00
Original geschrieben von Kasimir Kapuste

In seinen längeren Geschichten verzettelt er sich IMHO manchmal, insbesondere wenn er überdeutlich den belehrenden Zeigefinger hebt - besonders grausam in der "Suche nach der verlorenen Bibliothek".
Wohl gesprochen! Rosas Schulmeisterei ist manchmal unerträglich!
Aber wenn man das Thema "Don Rosa - Fluch oder Segen?" noch länger ausbreiten will, sollte vielleicht ein gnöädiger Mod das Thema in einene eigenen Thread auslagern. Mit "wie sammelt man Disney?" hat das nicht mehr viel zu tun. :D

Christian P
01.03.2002, 10:06
Original geschrieben von langhaar!

@ Christian P:
Leider hab' auch auch hierzu keinen Beleg, aber Don Rosa hat mal sinngemaess gesagt, er wolle keine MM Geschichte zeichnen, weil die Maus keinen eigenstaendigen Charakter hat!
Yep, das Zitat kenne ich auch. Deswegen zeichnet er ja auch nur "Hidden Mickeys"... :crap:
Aber das ist auch wieder ein anderes Thema.
Meine Rosa-Lieblingsgeschichte ist im Übrigen "The Duck who never was" (sinngemäß...), die immer noch in keinem Album erschienen ist...

Christian

P.S.: Theme ist gesplittet worden, wie der eine oder andere vielleicht schon gemerkt hat... ;)

Maxileen
01.03.2002, 10:36
Original geschrieben von Christian P

Yep, das Zitat kenne ich auch. Deswegen zeichnet er ja auch nur "Hidden Mickeys"... :crap:
Aber das ist auch wieder ein anderes Thema.
Meine Rosa-Lieblingsgeschichte ist im Übrigen "The Duck who never was" (sinngemäß...), die immer noch in keinem Album erschienen ist...

Christian

P.S.: Theme ist gesplittet worden, wie der eine oder andere vielleicht schon gemerkt hat... ;)

In den Rosaalben noch nicht, aber im Special "60 Jahre Donald Duck" wurde die Geschichte veröffentlicht, leider mit einer überarbeiteten Übersetzung, die meiner Meinung nach um einiges schlechter als die aus der MM ist.

Zu Micky: Wenn Rosa meint, Micky Maus habe keinen Charakter, kann er ja anfangen, aus ihm eine Charakterrolle zu machen.
Donald und die drei Neffen sind ja auch erst durch Barks zu denen geworden, die sie heute sind.

Maxileen
01.03.2002, 11:22
Gerade entdeckt: Auf http://lustiges-taschenbuch.funonline.de/aktuell/
findet man jetzt das Cover zu TGDD 178 und den deutschen Titel von "The Sharpie of the Culebra Cut": "Der Jaguargott von Culebra"

J.Felix
01.03.2002, 11:23
Ich bin ebenfalls der Meinung, wenn Rosa wirklich auf Barks'sches Niveau vorstoßen will, müsste er beginnen, Eigenständige Charaktere zu entwickeln (und aufhören, Donald zum Idioten zu stempeln:mad: ).
Der schwarze Ritter war ein guter Ansatz, noch weitaus ausbaufähiger halte ich "die drei Caballieros". Wenn er die Drei weiterentwickelt und mit ihnen einen eigenen Entenhausener Subkosmos eröffnet, _könnte_ er aus dem Schatten von Barks heraustreten.

Baldi
01.03.2002, 11:45
Hi, nach ein wenig Mitlesen melde ich mich auch mal zu Wort ;)

Die meisten (oder alle?) Barks-Fortsetzungen sind wohl Wünsche der Herausgeber. Don meinte dazu, dass er im Grunde auch lieber eigene Sachen macht, denn bei den Sequels muß er vorhandene Fakten in eine schlüssige Handlung integrieren, was ziemlich knifflig ist (und dann eben mehr oder weniger gut gelingt.)

Die viereckigen (äh, quadratischen :lehrer: ) Eier fand ich auch nicht übermäßig berauschend, lese die Geschichte aber trotzdem immer ganz gerne.

Die Goldmühle ist auch so eine Auftragsarbeit und in Finnland ist er damit zu einer Art Volksheld geworden, während der Rest der Welt ein bißchen Probleme mit der Story hat. Keine Ahnung, welches Nationalepos man in Deutschland als Vergleich heranziehen müßte...

Der Zeigefinger bei der Bibliothek ist wirklich etwas ausgeprägt, während die Idioten-Karte wieder mal an den armen Donald geht, der in dieser Story das amerikanische Volk darstellt, dem Fernsehen über alles geht. Rosa macht ja unter anderem dies für den Untergang der Comic-Kultur (und der Verblödung überhaupt) in den USA verantwortlich. Vermutlich kommt es deshalb so heftig ("krass" "fett") rüber.
Muß schlimm sein, seine eigenen Geschichten nur noch in Fremdsprachen zu Gesicht zu bekommen.

Claudio

J.Felix
01.03.2002, 11:54
Original geschrieben von Baldi
Keine Ahnung, welches Nationalepos man in Deutschland als Vergleich heranziehen müßte...
Hoffentlich kommt niemand auf die Idee, Dagobert nach dem Schatz der Niebelungen suchen zu lassen...

Gyro
01.03.2002, 12:55
Ich kann eigentlich kein fundiertes Urteil ueber den Erbschleicher abgeben, da ich nur wenige Geschichten von ihm kenne. Ach was solls, ich gebe trotzdem meinen Senf dazu. Das Problem sind erstmal die Zeichnungen, die mich dermassen abtörnen, dass ich eigentlich bereits nach dem ersten Bild keine Lust mehr habe weiterzulesen. Fuer mich sieht das aus als waere es von einem bemuehten aber unbegabten Anfaenger mit verkrampften Fingern unter starkem Druck auf den Stift muehselig aufs Papier gekritzelt worden. Es gibt keinen Schwung in der Linienfuehrung, Vorder- und Hintergrund heben sich nicht gegeneinander ab, alles ist mit zu vielen Details geradezu barock ueberfrachtet.
Von den Stories kenne ich wenige, aber z.B. "Life and Times of $crooge McDuck" erscheint mir eher wie eine Fleissarbeit, moeglichst viele Details aus den Barksgeschichten zusammenzusuchen und auf Teufel komm raus in eine Handlung einzubauen. Barks selbst hat sich nicht besonders um Kontinuität geschert, und gerade die kleinen Ungereimtheiten, vagen Andeutungen und auch Widersprueche machen ein Werk erst interessant.
Von den direkten Barks-Fortsetzungen kenne ich leider keine einzige, im Prinzip koennen Fortsetzungen schon ganz gut sein (wie etwa die Gottfredson-Fortsetzungen von Scarpa).
Es scheint mir aber, dass es Don Rosa nötig hat, seine Geschichten durch Suchspiele nach Barks-Zitaten und versteckten Mäusen interessant zu machen.
Interessant könnte es aber werden, wenn einige Rosa-Geschichten von Vicar nochmal neu gezeichnet würden.

So, nach diesen Äusserungen ziehe ich mich wohl lieber mal ein paar Monate zurück, bis Gras über die Sache gewachsen ist ...

Zynicus
01.03.2002, 13:09
Das Donald nicht Rosas Lieblingsfigur ist, ist offenslichtlich.
Andererseits wurde Donald ja erst von Barks "gezähmt", im frühen Zeichentrick war er ja schließlich ein cholerischer, rechthaberischer, dämlicher Pechvogel, ein Charakter, von dem zumindest ein Teil in den Rosa-Geschichten wieder zum Vorschein kommt.

Gyro:

Interessant könnte es aber werden, wenn einige Rosa-Geschichten von Vicar nochmal neu gezeichnet würden.
Wie wäre es damit: Don Rosa schreibt die Handlung, William Van Horn zeichnet sie, und Disney versteckt die Mäuse...? ;)

Gyro
01.03.2002, 13:14
Hätte ich scherzen wollen, hätte ich Vicar durch Perego ersetzt ;)

Mystific
01.03.2002, 13:14
Zu Micky: Wenn Rosa meint, Micky Maus habe keinen Charakter, kann er ja anfangen, aus ihm eine Charakterrolle zu machen.
(Von Maxileen)

Rosa hat immer gesagt, daß er nur mit Donald angefangen hat, da Barks ihm Charakter gegeben hat. Ansonsten wäre er Bauingenieur geblieben.


Ich bin ebenfalls der Meinung, wenn Rosa wirklich auf Barks'sches Niveau vorstoßen will, müsste er beginnen, Eigenständige Charaktere zu entwickeln (und aufhören, Donald zum Idioten zu stempeln)
(Von J. Felix)

Was zur Folge hätte, daß wir irgendwann tausende von Charakteren hätten, die keiner mehr auseinanderhalten kann. Im übrigen würde ich sagen, daß Donald bei ihm nicht mehr "zum Idioten abgestempelt" wird, als bei Barks auch.


Der schwarze Ritter war ein guter Ansatz, noch weitaus ausbaufähiger halte ich "die drei Caballieros". Wenn er die Drei weiterentwickelt und mit ihnen einen eigenen Entenhausener Subkosmos eröffnet, _könnte_ er aus dem Schatten von Barks heraustreten.
(Von J. Felix)

Ist er schon längst, denn seine Storys sind völlig eigene Ideen (denn zu einer Fortsetzung gehören ja auch völlig eigene Ideen), haben den mMn interessantesten Zeichnerstil und sind ungleich witziger/ironischer als die von Barks.


So, nach diesen Äusserungen ziehe ich mich wohl lieber mal ein paar Monate zurück, bis Gras über die Sache gewachsen ist ...
(Von Gyro)

Wohl wahr, wohl wahr ;)

RoterBlitz
01.03.2002, 13:19
Gyro, dies nur als solidarischer Gruß an einen, der mir aus dem Herzen spricht! Wenn jetzt die Rosa-Abhängigen (und die butterweichen Appeaser wie Ungewitter (ganz zu schweigen von den gekauften Propagandisten, die ich aus juristischen Gründen hier nicht beim Namen nenne)) rudelweise über dich herfallen, wirst du mich an deiner Seite finden :-))

Mystific
01.03.2002, 13:56
rudelweise über dich herfallen, wirst du
mich an deiner Seite finden :-))
(Von RoterBlitz)

Hehe...schon zwei Sündeböcke :D

Piepenbrink
01.03.2002, 16:24
Hallo

Also um auch mal wieder meinen Senf dazuzugeben: meine erste Rosa Geschichte war "Treasure under Glass" und ich war damals begeistert. Gute Story, super Zeichnungen (ja echt) und mit viel Liebe zum Detail.
Seither hat mich Don Rosa noch nie so richtig enttäuscht, dazu ist das Niveau seiner Geschichten einfach zu hoch. Allein die Recherche-Leistung, die er bei manchen Geschichten vollbringt nötigt mir Respekt ab.

Trotzdem kann er nicht aus dem Schatten von Scarpa, Cavazzano, Guerrini oder gar Barks heraustreten. Dazu sind seine Charaktere einfach zu flach.

Don's Donald ist meistens ein eindimensionaler cholerischer Loser. TT&T sind meistens kleine unsymphatische Klugscheißer und sein Dagobert (eine Figur, in die er nach eigenen Angaben absolut vernarrt ist:naughty:) ist zwar etwas vielschichtiger, aber immer noch sehr ausbeuterische Geizhals. Seine Figuren sind deshalb viel näher an den "Abenteuern aus Onkel Dagoberts Schatztruhe", die in Hinsicht auf die Persönlichkeit der Figuren den traurigen Tiefpunkt darstellen. Zeichnungen und Stories waren super, aber die Familie Duck war zum Kotzen.

Um zu Don Rosa zurückzukommen, (und um das Thema des Threads zu beantworten). Don war sicher ein Segen im Bereich der laaangen Abenteuergeschichten. Hier kann er Barks nicht nur das Wasser reichen, er übertrifft ihn m.E. teilweise sogar. Seine Schwäche (sein Fluch:eek: ) sind seine schwachen Figuren. Si Senor...

Piepenbrink

Joachim
01.03.2002, 16:35
Man kann zu Don Rosa stehen, wie man will, aber die meisten seiner Geschichten sind bei unseren Lesern extrem beliebt. Auch bei den 8 - 12-Jährigen, die mit seinem Namen sicherlich gar nichts anfangen können. Sogar die "Goldmühlen"-Geschichte kam bei unseren jungen Lesern gut an, obwohl sie durch die altertümelnden Zitate sehr schwer lesbar war. "Alles schwer verquer" (auch meine Lieblingsgeschichte von Rosa) war völlig zu Recht die beliebteste Story des Jahres 1996, und der Gartenarchitekten-10-Seiter hat als Reprint vorigen Sommer das beste Ratingergebnis des ganzen letzten Jahres erhalten. Nur die historisierenden Geschichten à la "Sein Leben, seine Milliarden" finden bei der Mehrzahl der MM-Leser (auch bei mir) keinen Zuspruch, weshalb sie in der "Micky Maus" fehl am Platze sind - aber dafür haben wir ja schließlich das "Donald Duck Sonderheft".

Maxileen
01.03.2002, 17:31
Original geschrieben von Joachim
Man kann zu Don Rosa stehen, wie man will, aber die meisten seiner Geschichten sind bei unseren Lesern extrem beliebt. Auch bei den 8 - 12-Jährigen, die mit seinem Namen sicherlich gar nichts anfangen können. Sogar die "Goldmühlen"-Geschichte kam bei unseren jungen Lesern gut an, obwohl sie durch die altertümelnden Zitate sehr schwer lesbar war. "Alles schwer verquer" (auch meine Lieblingsgeschichte von Rosa) war völlig zu Recht die beliebteste Story des Jahres 1996, und der Gartenarchitekten-10-Seiter hat als Reprint vorigen Sommer das beste Ratingergebnis des ganzen letzten Jahres erhalten. Nur die historisierenden
Geschichten à la "Sein Leben, seine Milliarden" finden bei der Mehrzahl der MM-Leser (auch bei mir) keinen Zuspruch, weshalb sie in der "Micky Maus" fehl am Platze sind - aber dafür haben wir ja schließlich das "Donald Duck Sonderheft".

Tja, die Geschmäcker gehen auseinander. Mir gefallen gerade die historischen Geschichten, weil sie durch die vielen Details, die Rosa aus National Geographic & Co. entliehen hat, realistischer wirken - was durch die detaillierten Zeichnungen noch unterstützt wird.
Leider fand ich die Kalevala-Story weniger gelungen, da sie irgendwie ein wenig langatmig und spannungslos geraten ist.
Aber auch die Naturgesetze-auf-den-Kopfstell-Stories sind gut gelungen: Egal ob die Zeit angehalten, die Gravitation um 90 Grad gedreht, in die Vergangenheit gereist, in ein donaldloses Paralleluniversum geschaut oder die Reibungskraft aufgehoben wird - meist haben diese Geschichten zwar weniger historischen Bezug, dafür aber umso mehr Humor.

Apropos Humor: Alleine für die Backgroundgags müsste man DR ein Denkmal setzen.

Abulafia
01.03.2002, 18:17
Original geschrieben von J.Felix

Hoffentlich kommt niemand auf die Idee, Dagobert nach dem Schatz der Niebelungen suchen zu lassen...
Sowas gabs schonmal als LTB, ich glaube 147 oder 148. Und zu dieser Story zwei Worte: Umgotteswillen bloßnicht!
Andererseits traue ich Don zu, daß er eine gute Story aus der Materie macht.

Christian P
01.03.2002, 19:04
Original geschrieben von Gyro

Von den direkten Barks-Fortsetzungen kenne ich leider keine einzige, im Prinzip koennen Fortsetzungen schon ganz gut sein (wie etwa die Gottfredson-Fortsetzungen von Scarpa).

Mal davon abgesehen, dass ich deine Meinung sehr gut nachvollziehen kann: Welche Scarpa-Geschichten sind denn beispielsweise Gottfredson-Fortsetzungen ?

Christian

La Didah
02.03.2002, 09:57
Dann werd ich als Barks- und Rosapurist auch mal meine Meinung hier äußern.

Zur Goldmühlengeschichte: Ich finde diese Geschichte überaus lesenswert, aber mit einer Disney-Geschichte hat sie in meinen Augen nicht viel zutun. Die Charaktere der Personen sind völlig andere und 8-hebige Jamben (oder was auch immer) haben in einem Disney-Comic wirklich nichts verloren.
Don Rosa meinte über diese Geschichte, dass er sie auf Wunsch der Finnen, bei denen er sehr beliebt ist, zeichnete, und er etwas vergleichliches nicht wiederholen würde. Er sei auch schon darum gebeten worden, eine Geschichte zu zeichnen, in der Donald den finnischen Nikolaus trifft. Don Rosa meinte, Donald würde niemals Nikolaus oder den Osterhasen oder sonst wen erfundenen treffen.
Man findet in Don Rosas Geschichten auch oft genug interessante "deutsche Fakten", zum Beispiel der Schatz des Holländers, der ja eigentlich Deutscher war.

Zum Duck-Universum und den Fortsetzungsgeschichten:
Ich finde, dass das Repertoire an Figuren nicht zu groß werden sollte, Don Rosa kann gerne einige neue Charaktere erfinden, muss aber nicht. Das Barks-Universum bietet eine ausreichende Auswahl an Figuren, und da Barks für die meisten (auch für mich) noch immer DER Zeichner schlechthin ist, finde ich es gut, dass Rosa Barks-Figuren verwendet und Fortsetzungen schreibt. Bei jedem anderen Zeichner würde mich das wohl aufregen, aber Rosa ist meinen Augen ein würdiger Nachfolger.

YPSmitGimmick
02.03.2002, 11:15
Original geschrieben von La Didah
Don Rosa meinte, Donald würde niemals Nikolaus oder den Osterhasen oder sonst wen erfundenen treffen.
Klingt zwar ansich vernünftig, aber bei Barks traf Donald doch auch mehrmals auf den Weihnachtsmann, sogesehen wäre es dochaus legitim auch auf den Osterhasen zu treffen (vielleicht könnte man dann auch mal wieder die viereckigen Eier in die Geschichte mit einbauen :D).

Alastor Mad-Eye Moody
02.03.2002, 17:32
Original geschrieben von Gyro
Ich kann eigentlich kein fundiertes Urteil ueber den Erbschleicher abgeben, da ich nur wenige Geschichten von ihm kenne. Ach was solls, ich gebe trotzdem meinen Senf dazu. Das Problem sind erstmal die Zeichnungen, die mich dermassen abtörnen, dass ich eigentlich bereits nach dem ersten Bild keine Lust mehr habe weiterzulesen. Fuer mich sieht das aus als waere es von einem bemuehten aber unbegabten Anfaenger mit verkrampften Fingern unter starkem Druck auf den Stift muehselig aufs Papier gekritzelt worden. Es gibt keinen Schwung in der Linienfuehrung, Vorder- und Hintergrund heben sich nicht gegeneinander ab, alles ist mit zu vielen Details geradezu barock ueberfrachtet.
Von den Stories kenne ich wenige, aber z.B. "Life and Times of $crooge McDuck" erscheint mir eher wie eine Fleissarbeit, moeglichst viele Details aus den Barksgeschichten zusammenzusuchen und auf Teufel komm raus in eine Handlung einzubauen. Barks selbst hat sich nicht besonders um Kontinuität geschert, und gerade die kleinen Ungereimtheiten, vagen Andeutungen und auch Widersprueche machen ein Werk erst interessant.
Von den direkten Barks-Fortsetzungen kenne ich leider keine einzige, im Prinzip koennen Fortsetzungen schon ganz gut sein (wie etwa die Gottfredson-Fortsetzungen von Scarpa).
Es scheint mir aber, dass es Don Rosa nötig hat, seine Geschichten durch Suchspiele nach Barks-Zitaten und versteckten Mäusen interessant zu machen.
Interessant könnte es aber werden, wenn einige Rosa-Geschichten von Vicar nochmal neu gezeichnet würden.

So, nach diesen Äusserungen ziehe ich mich wohl lieber mal ein paar Monate zurück, bis Gras über die Sache gewachsen ist ...
Du solltest dich lieber ein paar Jahre zurückziehen, bie dem, was du da schreibst...
Meiner Meinung nach zeichnert Don Rosa viiiieeeel besser als Carl Barks, oder Vicar; und die Storys sind nicht auf Teufel komm raus , sondern in langer und sorgfältiger Recherchearbeit konstruiert worden.
Und Zitate von Carl Barks machen die Geschichten sowieso nicht interessant


Original geschrieben von Piepenbrink
Trotzdem kann er nicht aus dem Schatten von Scarpa, Cavazzano, Guerrini oder gar Barks heraustreten. Dazu sind seine Charaktere einfach zu flach.
In Giorgio Cavazzanos' Schatten stand Rosa nie und wird er auch nicht stehen .


Original geschrieben von Joachim
Man kann zu Don Rosa stehen, wie man will, aber die meisten seiner Geschichten sind bei unseren Lesern extrem beliebt. Auch bei den 8 - 12-Jährigen, die mit seinem Namen sicherlich gar nichts anfangen können. Sogar die "Goldmühlen"-Geschichte kam bei unseren jungen Lesern gut an, obwohl sie durch die altertümelnden Zitate sehr schwer lesbar war. "Alles schwer verquer" (auch meine Lieblingsgeschichte von Rosa) war völlig zu Recht die beliebteste Story des Jahres 1996, und der Gartenarchitekten-10-Seiter hat als Reprint vorigen Sommer das beste Ratingergebnis des ganzen letzten Jahres erhalten. Nur die historisierenden Geschichten à la "Sein Leben, seine Milliarden" finden bei der Mehrzahl der MM-Leser (auch bei mir) keinen Zuspruch, weshalb sie in der "Micky Maus" fehl am Platze sind - aber dafür haben wir ja schließlich das "Donald Duck Sonderheft".

8 - 12-Jährige kennen Don Rosa also nicht ???
Ich kenne ihn mit meinen 13 Jährchen schon seit einiger Zeit, und lese eigentlich alle Geschichten von ihm gerne.

Original geschrieben von Maxileen
Apropos Humor: Alleine für die Backgroundgags müsste man DR ein Denkmal setzen
Endlich mal jemand , der meiner Meinung ist.

P.S.:
Für mich ist zwar Carl Barks der Erfinder vieler Figuren im Duck-Universum, aber Don Rosa kann mit ihnen (außer in einigen wenigen Fällen [z. B. die Geschichte, in der Donald die ganze Zeit nur vorm Fernseher sitzt und sich nicht im geringsten für das Abenteuer interessiert] ) einfach besser umgehen.

Max

Christian P
02.03.2002, 17:44
Original geschrieben von alastor mad eye mody
In Giorgio Cavazzanos' Schatten stand Rosa nie und wird er auch nicht stehen .

Stimmt, Cavazzano zeichnet schon sehr viel länger als Don Rosa erstklassige Geschichten. Um in seinem Schatten stehen zu dürfen, muss er sich noch gewaltig strecken. :naughty:

Christian

Mystific
03.03.2002, 00:37
Um in seinem Schatten stehen zu dürfen, muss er sich noch gewaltig strecken.

Never. Njet. Nie und nimmer. Non.

Silvio
03.03.2002, 09:29
Es liegt mir wirklich fern, irgendjemandem seinen Lieblingszeichner vermiesen zu wollen – aber bei manchen Äußerungen hier ist es vielleicht doch angebracht, daran zu erinnern, dass Don Rosa selbst oft genug geäußert hat, dass andere seiner Meinung nach besser zeichnen können (z.B. erinnere ich mich an eine Äußerung von ihm über Marco Rota.). Dass Scarpa, Cavazzano, Branca und viele andere schon von ihrer Technik her viel bessere Zeichner sind, (schaut euch doch einfach mal z.B. die schwarzen Outlines der Figuren an: fällt euch da was auf?) ist ja auch nicht verwunderlich: Diese Leute haben das Handwerk von der Pike auf gelernt, z.T. (Scarpa, Branca) in der Animation, z.T. seit frühester Jugend (Cavazzano hat bereits als 12-jähriger für Scarpa geinkt). Diese Leute, die eine Ente (oder Maus!) mit verbundenen Augen und auf den Rücken gefesselten Händen zeichnen können, gegen Don Rosa auszuspielen (oder andersherum), ist für beide Seiten peinlich: Für Don Rosa nicht zuletzt deshalb, weil sein Werk im Grunde „Barks-Fan-Art“ ist, als solche allerdings wirklich bemerkenswert.
Überhaupt muss das, was einem besser gefällt, ja nicht unbedingt objektiv besser sein: Selbst ein notorischer FC-Bayern-München-Hasser wird zugeben, dass der FCB einfach eine bessere Fußball-Mannschaft als, sagen wir, Energie Cottbus hat und kann trotzdem glühender Energie-Anhänger sein. Oder selbst ein Beatles-Fan wird in einer ehrlichen Stunde sich eingestehen, dass meinetwegen Mozart oder Mahler einfach bessere Musiker waren als die Fab Four – trotzdem wird vermutlich ihm auch weiterhin „Let it Be“ „besser gefallen“ als das „Lied von der Erde“.

La Didah
03.03.2002, 09:57
Hat uns nicht allen im Kunstunterricht die Bilder der anderen besser gefallen? Ich denke, das ist ganz normal.
Und wenn Don Rosa in irgendjemandes Schatten steht, dann nur in dem von Carl Barks. Letzten endes ist es ja nur geschmackssache. Aber gegen Don Rosa kann man wirklich nichts sagen, ich könnte auch nichts gegen van Horn etc. sagen, mir gefallen die Geschichten nur einfach nicht.

P.S.: Steinigt Gyro! :D

RoterBlitz
03.03.2002, 11:23
> dass meinetwegen Mozart oder Mahler einfach bessere Musiker waren als die Fab Four
Na, da gibt's aber von Joachim eins auf die Nuss! Und auch Lennie Bernstein wäre anderer Meinung gewesen. Nach der lästigen Tagesfron der Mahler-Symphonien-Einspielung kroch der bekanntlich abends bei Stones-Konzerten in die Boxen, um bloß keinen der genialen Einfälle von Keith "The Human Riff" Richards zu versäumen.

Ansonsten hast du ...
> Überhaupt muss das, was einem besser gefällt, ja nicht unbedingt objektiv besser sein
... natürlich recht. Und wenn jemand trotzdem glaubt, der Öffentlichkeit DR als großen *Zeichner* verkaufen zu sollen, dann greift man sich halt an den Arsch (weil einem der Kopf zu schade dafür ist).

Schlage vor, in Zukunft nur noch Themen vorzugeben und dann auf das wohl ausgewogene Resümee von Don Silvio zu warten :-)

Silvio
03.03.2002, 11:28
>Lennie Bernstein
Ich habe ja auch von den Beatles gesprochen! Bei den Stones sähe das wohl abgewogene Resümee natürlich ganzganz anders aus! :D
S.

Ungewitter
03.03.2002, 12:15
Es gibt in einem "Der Donaldist" - Heft eine sehr interessante Arbeit von unserem Freund YpsmitGimmick, in der er an einer Geschichte aufweist, dass Don Rosa massig Figuren bei Barks abgemalt (manche sagen auch abgepaust) hat. Ganz sicher können andere besser zeichnen als er.

Ich persönlich mag, wie Griesgram Plitz schon einige Beiträge zuvor von mir erwartet hat, seine Zeichnungen dennoch sehr gerne, den Detailreichtum, die Hintergründe, und ich finde auch seinen Donald gut, der mir gar nicht so schlecht vorkommt wie hier von manchen beschrieben (Ich erinnere mich z.B. an diese Story, in der Donald den Lastwagen durch das Gebirge lenkt und vor einem großen Stein davonrasen muss. Genial ! So wird er auch die Formel 1 in der MM gewinnen, lappige Füße hin oder her)

Don Rosas Art, mit erhobenen Zeigefinger zu erzählen, nervt zwar auch mich ein wenig, andererseits steht es mir nur zu, seine Geschichten und seine Zeichnungen zu beurteilen, denn nur das kennen wir schließlich wirklich von ihm.

Ach ja, und die Beatles ziehe ich den Stones natürlich meterweit vor.

Mystific
03.03.2002, 13:17
Also ich ziehe die Zeichnungen von Rosa eigentlich so ziemlich allen anderen vor - zumindest die seiner späteren Geschichten! Meiner Meinung nach hat es bislang kein Zeichner geschafft, den Figuren allein durch ihre Haltung, ihre Gesichtszüge derart viel Ausdruckskraft zu geben. Und auch von der Ironie her, und wie detailgenau er seine Storys manchmal recherchiert, ist er eigentlich allen anderen weit voraus.

Kasimir Kapuste
03.03.2002, 15:37
Auf jeden Fall wäre festzuhalten, daß Rosa irgendwie den Nerv der Zeit trifft. Ob es an seinem leicht undergroundmäßigen Stil liegt? Rosa ist ja immerhin einer der wenigen Disney-Zeichner, die man auch als Laie sofort erkennt. An den vielen Details? Die Ablösung der klaren Linie durch barocken Bombast - na ja. Immerhin etwas, womit man sich auch beim zweiten Durchlesen noch amüsieren kann. Die Anleihen bei filmischen Konventionen? Barks' Stil hatte auch was Filmisches, aber eher dezent-traditionell im Sinne von Kamerastandpunkten und Schuß und Gegenschuß. Daß Rosa bewußt Verfremdungseffekte einsetzt und z. B. ganz nach Erfordernis der Situation die Zeitlupe einschaltet, das ist allerdings neu. Auch wenn sich die "Slowburn"-Effekte langsam abzunutzen beginnen. Das ist auch so ein Unterschied zwischen Barks und Rosa: Bei Barks entwickelten sich die komischen Situationen aus der Abfolge der Ereignisse heraus, bei Rosa hab ich meist so das Gefühl, daß er seine Protagonisten auf die Vaudeville-Bühne stellt und sie dort eine komische Nummer absolvieren läßt. Aber genau das isses vielleicht, was die Leser im Zeitalter von Jim Carrey & Co. anspricht ...

Apropos, @Joachim: Wie sind denn heuer die MM-Ratings in punkto Barks? Geht er für die Kids womöglich so im Vicar-Einheitsbrei unter, daß sie ihn gar nicht mehr zu würdigen wissen?

RoterBlitz
03.03.2002, 19:14
Sehr schöner, gescheiter Beitrag. :)

Gyro
04.03.2002, 12:32
Original geschrieben von Christian P

Welche Scarpa-Geschichten sind denn beispielsweise Gottfredson-Fortsetzungen ?


Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms (LTB 62)
Micky und die vierte Dimension (LTB 76)
Topolino e il mistero di Tapioco Sesto (Keine Fortsetzung, aber viele amuesante Parallelen zum Monarchen von Medioka)


Original geschrieben von Roter Blitz

Nach der lästigen Tagesfron der Mahler-Symphonien-Einspielung kroch der bekanntlich abends bei Stones-Konzerten in die Boxen

Dass man nach intensiver Beschaeftigung mit den Mahler-Sinfonien bei den Stones Erleichterung sucht, kann man ja durchaus nachvollziehen. Aber der Ausdruck "lästige Tagesfron" scheint mir bei gerade bei Mahler/Bernstein ziemlich unverständlich.

Alastor Mad-Eye Moody
04.03.2002, 13:45
Original geschrieben von Silvio
Es liegt mir wirklich fern, irgendjemandem seinen Lieblingszeichner vermiesen zu wollen – aber bei manchen Äußerungen hier ist es vielleicht doch angebracht, daran zu erinnern, dass Don Rosa selbst oft genug geäußert hat, dass andere seiner Meinung nach besser zeichnen können (z.B. erinnere ich mich an eine Äußerung von ihm über Marco Rota.). Dass Scarpa, Cavazzano, Branca und viele andere schon von ihrer Technik her viel bessere Zeichner sind, (schaut euch doch einfach mal z.B. die schwarzen Outlines der Figuren an: fällt euch da was auf?) ist ja auch nicht verwunderlich: Diese Leute haben das Handwerk von der Pike auf gelernt, z.T. (Scarpa, Branca) in der Animation, z.T. seit frühester Jugend (Cavazzano hat bereits als 12-jähriger für Scarpa geinkt). Diese Leute, die eine Ente (oder Maus!) mit verbundenen Augen und auf den Rücken gefesselten Händen zeichnen können, gegen Don Rosa auszuspielen (oder andersherum), ist für beide Seiten peinlich: Für Don Rosa nicht zuletzt deshalb, weil sein Werk im Grunde „Barks-Fan-Art“ ist, als solche allerdings wirklich bemerkenswert.
Überhaupt muss das, was einem besser gefällt, ja nicht unbedingt objektiv besser sein: Selbst ein notorischer FC-Bayern-München-Hasser wird zugeben, dass der FCB einfach eine bessere Fußball-Mannschaft als, sagen wir, Energie Cottbus hat und kann trotzdem glühender Energie-Anhänger sein. Oder selbst ein Beatles-Fan wird in einer ehrlichen Stunde sich eingestehen, dass meinetwegen Mozart oder Mahler einfach bessere Musiker waren als die Fab Four – trotzdem wird vermutlich ihm auch weiterhin „Let it Be“ „besser gefallen“ als das „Lied von der Erde“.

Ich kann dir in fast allen Punkten zustimmen.
Aber meiner Meinung nach kann man Zeichner nicht nur nach ihrem Stil beurteilen; Rosas Art von Geschichten gefällt mir einfach sehr gut - egal ob mit Geschichtshintergründen vollgestopft, oder nicht - deswegen ist es nicht so einfach, die genannten Zeichner zu vergleichen - jeder von ihnen ist auf seinen Weise hervorragend und hat etwas eigenes - den eigenen Stil eben.
Und Don Rosa ist für mich unter anderen eben einer, dessen Storys - Zeichnungen hin oder her - sehr gut sind.


Original geschrieben von La Didah
Aber gegen Don Rosa kann man wirklich nichts sagen, ich könnte auch nichts gegen van Horn etc. sagen, mir gefallen die Geschichten nur einfach nicht.

P.S.: Steinigt Gyro! :D
Ich mag zwar die Geschichten von Don Rosa, aber William van Horns Stil konnte mir noch nie zusagen.
Zu P.S.: Aber gerne ;) :D :D ;)


Original geschrieben von Kasimir Kapuste
Auf jeden Fall wäre festzuhalten, daß Rosa irgendwie den Nerv der Zeit trifft. Ob es an seinem leicht undergroundmäßigen Stil liegt? Rosa ist ja immerhin einer der wenigen Disney-Zeichner, die man auch als Laie sofort erkennt. An den vielen Details? Die Ablösung der klaren Linie durch barocken Bombast - na ja. Immerhin etwas, womit man sich auch beim zweiten Durchlesen noch amüsieren kann. Die Anleihen bei filmischen Konventionen? Barks' Stil hatte auch was Filmisches, aber eher dezent-traditionell im Sinne von Kamerastandpunkten und Schuß und Gegenschuß. Daß Rosa bewußt Verfremdungseffekte einsetzt und z. B. ganz nach Erfordernis der Situation die Zeitlupe einschaltet, das ist allerdings neu. Auch wenn sich die "Slowburn"-Effekte langsam abzunutzen beginnen. Das ist auch so ein Unterschied zwischen Barks und Rosa: Bei Barks entwickelten sich die komischen Situationen aus der Abfolge der Ereignisse heraus, bei Rosa hab ich meist so das Gefühl, daß er seine Protagonisten auf die Vaudeville-Bühne stellt und sie dort eine komische Nummer absolvieren läßt. Aber genau das isses vielleicht, was die Leser im Zeitalter von Jim Carrey & Co. anspricht ...

Guter Beitrag, wieder etwas dem ich nur zustimmen kann.
P.S.: Wer ist überhaupt Jim Carrey ??? :D :D :D

La Didah
04.03.2002, 18:52
Original geschrieben von Ungewitter
Es gibt in einem "Der Donaldist" - Heft eine sehr interessante Arbeit von unserem Freund YpsmitGimmick[...]
Ach, das ist von YpsMitGimmick?! Wie klein die Welt doch ist ;) Der Beitrag hat mich übrigens schwer schockiert, bin aber inzwischen darüber hinweg.

Ungewitter
04.03.2002, 20:54
schockiert hat mich eher das Foto des Autors . Da komme ich nie drüber hinweg :err: ;)

Joachim
04.03.2002, 22:39
@Silvio: Ich gebe frank und frei zu, dass Mozart ein besserer Musiker als z. B. Ringo Starr war. Aber das ist mir Wurscht, weil mir E-Gitarren und ein Schlagzeug eben grundsätzlich lieber sind als Geigen und eine Pauke. Vermutlich ist auch jeder x-beliebige Jazzmusiker ein besserer Musiker als Keith Richards, und unser Freund Blitz hört trotzdem lieber die Stones als Be-Bop (tust du doch, oder?). Bei der Musik wie bei jeder anderen Kunstrichtung, auch der sog. neunten, geht eben nicht nur um Talent oder Virtuosität, sondern um Stil. Und deshalb kann man Don Rosa schätzen, obwohl er sicherlich alles andere als ein begabter Zeichner ist.

@Kasimir: Barks-Geschichten sind bei der heutigen Jugend immer noch beliebter als die Durchschnittsware. Aber nicht grundsätzlich. Wenn ein One-pager keinen besonders guten Gag hat, dann finden die Kids heute ihn nicht etwa nur deswegen schon klasse, weil er von Carl Barks ist.

RoterBlitz
05.03.2002, 07:16
- Gyro

> Aber der Ausdruck "lästige Tagesfron" scheint mir bei gerade
> bei Mahler/Bernstein ziemlich unverständlich.
Wo bleibt dein Sinn für abstrusen Humor, würde Joachim hier fragen.


- Joachim

> und unser Freund Blitz hört trotzdem lieber die Stones als Be-Bop
Aber nicht mehr lieber als Ben Webster. Oder gar Silvio am Saxophon :-)

> sondern um Stil
Sehr richtig! Und um noch was anderes (was eben Carl Barks hatte und Don Rosa nicht hat), um Intensität UND Mühelosigkeit (die Eigenschaften der Olympischen Götter :-)

Silvio
05.03.2002, 07:32
@Rote Laterne:
Ha! Ha! Und nochmals ha!

@Joachim
Genau das habe ich ja sagen wollen, dass unsere Vorlieben meist wenig mit der objektiven Qualität zu tun haben, z.B. mag ich seltsamerweise auch die Geschichten von, ähem... Kay Wright irgendwie. Und Bebop/Hardbop höre ich in der Tat zwar öfter als die Werke der fabulösen vier Schnauzbärte aus Liverpool, aber nicht, weil Charlie Parkers Gedudel musikalisch höher steht (im Vergleich zu Schönberg ist der Unterschied zwischen den beiden eher minimal), sondern weil's mir halt besser gfallt.

Und nochmal @Grünes Licht:
>Intensität UND Mühelosigkeit
>(die Eigenschaften der Olympischen Götter
Mitunter sieht man bei Barks allerdings, dass ihm das Zeichnen sooo leicht nun auch wieder nicht gefallen ist (vielleicht ist von daher sein Zitat über Vicar verständlich).

RoterBlitz
05.03.2002, 08:35
> Mitunter sieht man bei Barks allerdings, dass ihm das Zeichnen
> sooo leicht nun auch wieder nicht gefallen ist
Nicht nur mitunter. Ich dachte, über den Punkt Zeichnenkönnen seien wir weg gewesen.

Kasimir Kapuste
05.03.2002, 10:14
Und jetzt machen wir noch einen Unterthread "Carl Barks - Fluch oder Segen?" auf und treten geschlossen in die V.I.C.A.R. ein ...

Silvio
05.03.2002, 10:36
...und die Vereinshymne lassen wir uns von Paul McCartney komponieren!

Zynicus
05.03.2002, 10:54
Phil Collins hat da doch schon mehr Disney-Erfahrung...

Kasimir Kapuste
05.03.2002, 11:22
Bin für "Mary Had a Little Lamb". Das ist der einzige Song, der mir einfällt, den es sowohl in einer von Paul McCartney als auch von Donald Duck interpretierten Fassung gibt.

Mystific
05.03.2002, 14:44
obwohl er sicherlich alles andere als ein begabter Zeichner ist.
(Von Joachim)

Sogar das würde ich eher bestreiten - OK, vielleicht gehe ich zu sehr von mir aus. ;)

Eberon
06.03.2002, 16:38
Original geschrieben von Ungewitter
Es gibt in einem "Der Donaldist" - Heft eine sehr interessante Arbeit von unserem Freund YpsmitGimmick, in der er an einer Geschichte aufweist, dass Don Rosa massig Figuren bei Barks abgemalt (manche sagen auch abgepaust) hat. In welcher Ausgabe ist der Artikel zu finden?

meltbanana
06.03.2002, 17:47
Original geschrieben von Eberon
In welcher Ausgabe ist der Artikel zu finden?

101

La Didah
06.03.2002, 19:04
Zur Ergänzung:
Die Ausgabe 101 war mit der Ausgabe 100 zusammen als Doppelheft erschienen und kann hier noch bestellt werden:
http://www.donald.org/DD/

YPSmitGimmick
06.03.2002, 22:13
Original geschrieben von Ungewitter
Es gibt in einem "Der Donaldist" - Heft eine sehr interessante Arbeit von unserem Freund YpsmitGimmick, in der er an einer Geschichte aufweist, dass Don Rosa massig Figuren bei Barks abgemalt (manche sagen auch abgepaust) hat.
Hiebei muß man allerdings gerechterweise erwähnen, daß er sich um eine Geschichte aus Rosas Frühwerk handelte (AR 106 Eine schlüpfrige Angelegenheit), in der ich in 57 Bildern bei Barks abgezeichnete Figuren wiederfand. Bei seinen neueren Geschichten fallen mir hingegen keine direkt abgezeichneten Figuren und Posen auf.


Original geschrieben von Ungewitter
schockiert hat mich eher das Foto des Autors . Da komme ich nie drüber hinweg
Eventuell kann man mich ja im April beim D.O.N.A.L.D.-Kongreß auch mal wieder live erleben. Freu mich schon drauf wieder an die Heizung gekettet zu werden. Is was anderes als diese Furry-Treffen, wo alle nett sind sind und nur gekuschelt wird.

Ungewitter
07.03.2002, 19:32
Original geschrieben von YPSmitGimmick

Freu mich schon drauf wieder an die Heizung gekettet zu werden.

Ja, das ist ein schönes Foto. Fast so schlimm wie das Bild von diesem Typ, das bei uns im Bad über dem Waschbecken hängt. (Nach dem Motto: Ich kenn Dich zwar nicht, aber ich rasier Dich trotzdem)