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13.02.2002, 06:55
Aus der FR vom 13.2.02:

Der Hamburger Zeichner Eckart Breitschuh bietet Interessierten an, ihr Konterfei in seinen Comics zu verewigen

Von Mechthild Klein (Hamburg)

Wer sich schon immer mal in einen Comic-Helden oder eine -Heldin verwandeln wollte, dem gibt Eckart Breitschuh nun eine Chance. Der Zeichner nimmt Passfotos an und setzt die Gesichter in seine Comics ein.

Geradezu eingebrochen sei das Comic-Geschäft in Deutschland im vorigen Jahr, klagt der Hamburger Eckart Breitschuh. Anders als in Frankreich, wo die Comic-Szene als "Teil der öffentlichen Kultur gilt", werde die Branche hier zu Lande von Kulturschaffenden nicht ernst genommen und schon gar nicht als Kunst verstanden.

Nun versucht der 37-jährige Comic-Zeichner gemeinsam mit einem Independent-Verlag durch eine Visagen-Kartei etwas Aufmerksamkeit auf die Bildgeschichten-Kunst zu lenken. Interessierte können einfach ein Passbild an den Zwerchfell Verlag senden (www.zwerchfell.de), und mit etwas Glück findet der Absender sein Konterfei im nächsten Comic wieder, natürlich im charakteristischen Outfit der Serie.

Breitschuh, der Erfinder der Visagen-Kartei (www.eckart-breitschuh.de), hat bereits eine Polizistin aus Köln in seiner Serie "Wanda Caramba" verewigt. Genügend Übung dürfte er schon in einer Parodie auf die Fernsehserie "Lindenstraße" gesammelt haben. In den 90er Jahren hatte er fünf Alben über die TV-Helden von Beimer bis Dressler gezeichnet. Für eine CD-ROM hatte er sich richtig ins Zeug gelegt und 600 Porträts von Prominenten gepinselt.

Dennoch sind die Zeichner immer auf der Suche nach neuen Charakteren. Und bei den Figuren kommen alle Fein- und Grobheiten, die das Leben zu bieten hat, erst richtig zum Tragen, verspricht Breitschuh. Es muss schließlich nicht immer die Knollnase sein. Für seine Figur "Wanda Caramba" etwa, eine Polizei-Agentin, die es in Hamburg schon zu Kultstatus gebracht hat, wählte Breitschuh als Inspirationsquelle eine dralle Schönheit aus einer US-Sexpostille der 70er Jahre. Entsprechend kurvenreiche Formen und dekolletierte Bekleidung zeichnen die Agentin aus. Die Caramba-Serie, in der Breitschuh ansonsten sämtliche Klischees auf den Kopf stellt, soll im März im Carlsen Verlag erscheinen.

Breitschuh hofft, dass mit der Vermarktung in dem Großverlag auch für ihn einmal der Rubel rollen wird. Denn in der Comic-Szene gibt es nur eine Hand voll Zeichner, die von den Einnahmen aus ihren Heften leben können. Dazu zählt er Leute wie Walter Moers, Ralf König oder Brösel. Und selbst diese bekämen das meiste Geld aus dem Verkauf der Merchandising-Artikel. Die meisten der rund 120 Zeichner in Deutschland nähmen daher Auftragsarbeiten aus der Werbebranche an, um sich über Wasser zu halten. Übung für ungewöhnliche Blickwinkel hätten sie ja im Comic von der Pike auf gelernt.

Angst vor Ideenklau gibt es in der Zeichnerbranche übrigens kaum. "Wenn wir vom Verlag mit Kollegen mal einen Abend in die Kneipe gehen, haben wir wieder Zeichenstoff für Jahre", sagt er grinsend. Nur für die Realisierung fehlt immer das Geld.



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Dokument erstellt am 12.02.2002 um 21:05:13 Uhr
Erscheinungsdatum 13.02.2002

Zwerchfell-Verlag
13.02.2002, 18:56
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