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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Watchmen



ComicSansMS
22.01.2002, 15:06
Hallo allesamt !

Bisher lief dieser Thread im DC-Comics Forum,
da gab man mir den Tipp auch mal hier vorbeizusehen.

Es geht um Folgendes:

Ich schreibe momentan an einer Art Interpretation über Watchmen als moderne Literaturform.

Da die meisten Leute für so etwas sehr schwer zu begeistern sind (:lesen: ? - :kotz:, :o ! ), ist es ausgesprochen schwierig verlässliche Resonanz auf Arbeiten zu diesem Thema zu bekommen.

Aus diesem Grund habe ich mich an's Forum gewandt um nicht ganz so allein im großen weiten Netz zu sein.

Momentan sind einige Entwürfe online, u.A. eine umfangreiche Interpretation des 1. Kapitels:
http://www.comicsansms.purespace.de/watchmen.zip

Die Files liegen in der ZIP-File als Adobe Acrobat .PDF-Dateien vor.

Wer also mal Lust hat reinzusehen, ich würde mich über jede Form von Feedback sehr freuen !

So long,

ComicSansMS.

L.N. Muhr
22.01.2002, 17:23
wie hieß nochmal der comedian? edward blake? und ist das eine anspielung auf blake edwards?

nur so als frage...

Helrunar
22.01.2002, 19:14
Stimmt, der Comedian heißt Edward Blake - aber ich vermute, das ist eher eine Anspielung auf William Blake, von dem Moore viel hält. Anspielungen auf William Blake sind massiv in "From Hell" drin und in "Snakes & Ladders" (ebenfalls von Eddie Campbell gezeichnet).

Michael Vogt
25.01.2002, 08:23
Original geschrieben von L.N. Muhr
wie hieß nochmal der comedian? edward blake? und ist das eine anspielung auf blake edwards?

Müßte ich nochmal nachlesen, aber ich glaube, genauso war's!
Gab einige interessante Artikel u.a. im"Comics Journal" damals.

Gruß
Michael

Guerillero
25.01.2002, 16:07
Watchmen war doch auch ein zu cooler comic! habs bestimmt dreimal gelesen!

Michael Vogt
26.01.2002, 07:47
Hi ComicSansMS!

Habe mir den Text mal durchgelesen - und nach Jahren auch mal wieder im Watchmen TB geblättert.

Die erste Sache, die mir zwingend aufgefallen ist, ist die zweite Fußnote:
Auf dem Schild von Kovacs steht nicht "The end is high", sondern "The end is nigh". Nigh bedeutet laut "Langenscheidt" nichts anderes als near =nah. Also hat Carlsen da schon richtig übersetzt (obwohl ich die Übersetzung insgesamt nicht so geglückt finde).

Insgesamt ist das eine sehr detaillierte Analyse des ersten Kapitels, bei der Du auf Erzählrythmus, Farben, Perspektiven etc. eingehst - mir fehlt da zB. allerdings noch ein Eingehen auf das 9-Panel-Grid, das dem gesamten Werk zu Grunde liegt und ein "filmisches" Betrachten erlaubt - zumal dann auch Unterbrechungen wie die "überdimensionierten" Panels für die Hauptprotagonisten eine extreme Sondrstellung erhalten (oder sollte das später kommen?).

Für eine bessere Übersicht wären auch Zwischen-Headlines nicht schlecht, zB. "2.1.1 Inhalt des ersten Kapitels"; "2.1.2 Einführung der Charaktere" usw. Das kann Dir auch beim Strukturieren helfen.

Stilistisch ist der Text in Ordnung, allerdings solltest Du nochmal auf Wortdopplungen in Sätzen wie "Daher stellten die Verlage ihr Programm um auf ein Programm..." achten. Davon sind mir wenigstens zwei aufgefallen.

Ansonsten eine interessante Mammutaufgabe, die Du Dir da gestellt hast. Bin gespannt, wie es weitergeht - und vorallem. welche etails Dir noch auffallen, auf die ich bisher nie gekommen bin... ;)

Hast Du Dir noch zusätzliche Literatur zum Thema besorgt?

Gruß
Michael

ComicSansMS
27.01.2002, 12:43
Original geschrieben von Michael Vogt

Die erste Sache, die mir zwingend aufgefallen ist, ist die zweite Fußnote:
Auf dem Schild von Kovacs steht nicht "The end is high", sondern "The end is nigh". Nigh bedeutet laut "Langenscheidt" nichts anderes als near =nah. Also hat Carlsen da schon richtig übersetzt (obwohl ich die Übersetzung insgesamt nicht so geglückt finde).


:crazy: Tja, lesen will gelernt sein ! Natürlich hast du Recht, die Passage wird sofort geändert.



mir fehlt da zB. allerdings noch ein Eingehen auf das 9-Panel-Grid, das dem gesamten Werk zu Grunde liegt und ein "filmisches" Betrachten erlaubt - zumal dann auch Unterbrechungen wie die "überdimensionierten" Panels für die Hauptprotagonisten eine extreme Sondrstellung erhalten (oder sollte das später kommen?).


Letzteres ist der Fall, das 2. Kapitel sollte hauptsächlich Einzelanalysen der Szenen enthalten, die angesprochenen Dinge kommen dann in die späteren Kapitel (auch wenn hier natürlich Überschneidungen nie ganz ausgeschlossen sind).



Stilistisch ist der Text in Ordnung, allerdings solltest Du nochmal auf Wortdopplungen in Sätzen wie "Daher stellten die Verlage ihr Programm um auf ein Programm..." achten. Davon sind mir wenigstens zwei aufgefallen.



Ich zitiere: "mir fehlt da zB. allerdings noch ein Eingehen [...]" :p

Das wird natürlich alles noch korrigiert, ich bin ja noch mitten am Schreiben... Aber trotzdem danke für den Hinweis !



Hast Du Dir noch zusätzliche Literatur zum Thema besorgt?



Ja, v.A. die Annotations von Ralf Hildebrandt sind für die Arbeit sehr nützlich.

Michael Vogt
27.01.2002, 15:50
Darauf muß ich jetzt einmal eingehen: Nobody is perfect... :p

Gruß
Michael

ComicSansMS
09.02.2002, 10:00
Ich habe die letzte Woche genutzt um die bisher geschriebenen Kapitel fertig zu layouten.

Wenn alles glatt läuft lade ich morgen die aktualisierte Version auf den Server. :D

Helrunar
09.02.2002, 13:13
Teil II, page 4, panel 3: Tijuana Bibles -
die kleinen achtseitigen Porno-Comics aus den dreißiger und vierziger Jahren spielen auch eine Rolle in der Greyshirt-Story "Young Greyshirt 1978: Jail Bait" (Greyshirt: Indigo Sunset # 2, Januar 2002).
Die weibliche Hauptfigur Candy sagt dort über sie: "It was the crudest sort of comic book, but strangely affecting, I couldn't help myself-- sometimes you find inspiration in the strangest places."

ComicSansMS
11.02.2002, 12:58
Okay, es lief NICHTS glatt, der Server streikt mal wieder und überhaupt ist alles zum
:kotz: :feuer: :weinen: :mad: :crazy: :err:

Mal sehen was sich machen lässt...

So long,
ComicSansMS.

Maxx
22.02.2002, 22:11
Argl! Ich als ziemlich großer Moore Fan hätte sehr gerne die Interpretation gelesen, aber : nix da. Wenn ich die Zip Datei öffne kommt Unexpected End of Archive und ich kann keine der Dateien öffnen. ist das ein allgemeines Problem oder liegt es nur an mir?

ComicSansMS
23.02.2002, 17:44
Original geschrieben von Maxx
Argl! Ich als ziemlich großer Moore Fan hätte sehr gerne die Interpretation gelesen, aber : nix da. Wenn ich die Zip Datei öffne kommt Unexpected End of Archive und ich kann keine der Dateien öffnen. ist das ein allgemeines Problem oder liegt es nur an mir?

Leider spinnt der Server im Moment, ich hoffe das Problem morgen in den Griff zu kriegen (T-XXL sei dank werden dann die Telefongebühren nicht allzusehr strapaziert).
Ich geb' dann Bescheid wenn's funzt !

Helrunar
23.02.2002, 20:27
Das Revolutionäre an "Watchmen" war seinerzeit die Übertragung moderner Erzähltechniken auf das Medium Comic.
In der Literaturwissenschaft gibt es für die Beschreibung von Erzähltechniken auch schon sehr viel theoretisches Instrumentarium, es hat aber bisher, soweit ich sehe, noch niemand versucht, das auf Comics anzuwenden. Es ist auch nicht ganz einfach, so etwas wie Perspektive im Comic zu beschreiben.
Für traditionelles Erzählen kennzeichnend ist der sog. "auktoriale Erzähler", der alles weiß, sieht und kommentiert und sich als deutlich erkennbare Figur zwischen den Leser und die Figuren schiebt. Im modernen Roman verschwindet der auktoriale Erzähler und weicht dem personalen Erzählen, das den Leser mit einer oder mehreren subjektiven Perspektiven konfrontiert, die sichtlich nur einen Teil des Geschehens wiedergeben.
Für "Watchmen" könnte man aber zunächst sagen: Es ist ein Comic-Roman, der aus (mindestens) sechs personalen Perspektiven erzählt wird, wobei in jedem Kapitel eine im Vordergrund steht.
Zusätzlich gibt es mehrere Sub-Texte ("Hypotexte" nach Genette), die kommentierend und spiegelnd nebenher laufen. Z.B. als Erzählung in der Erzählung die Piraten-Horrorstory, die der schwarze Junge am Zeitungskiosk liest: Sie schafft das Gefühl eines unterschwelligen Grauens, das am Schluss in die Ebene der Hauptfiguren einbricht.
Anzahl der Perspektiven und Subtexte müsste man noch erfassen und beschreiben, wie sie miteinander verlinkt sind.

ComicSansMS
24.02.2002, 15:30
Original geschrieben von Vetali
Es ist auch nicht ganz einfach, so etwas wie Perspektive im Comic zu beschreiben.
Für traditionelles Erzählen kennzeichnend ist der sog. "auktoriale Erzähler", der alles weiß, sieht und kommentiert und sich als deutlich erkennbare Figur zwischen den Leser und die Figuren schiebt. Im modernen Roman verschwindet der auktoriale Erzähler und weicht dem personalen Erzählen, das den Leser mit einer oder mehreren subjektiven Perspektiven konfrontiert, die sichtlich nur einen Teil des Geschehens wiedergeben.


Das Problem der Erzählperspektive geht sogar noch sehr viel tiefer. Es gibt keinen klassischen Erzähler wie ihn die Prosa kennt, vielmehr ähnelt der Comic in seiner Erzählweise dem Drama. Wie auch der Film und die klassische Theaterbühne beschreibt der Comic keine Handlung sondern visualisiert sie direkt; die Handlung wird im Wesentlichen durch die wörtliche Rede vorangetrieben.
Das Problem des Erzählers ist vom Film her bekannt. Ein exzellentes Beispiel bilden hier Filme wie "Fight Club" in denen wir tatsächlich von einer Art Erzählerfigur durch die Handlung geführt werden, und die Welt mit den Augen dieser Person sehen. Bei "Watchmen" würde diese Rolle Roschach zufallen, immerhin fungiert er mit seinen Tagebucheinträgen als Protokollant der Ereignisse die schließlich zum Untergang führen. In Wahrheit ist die Sache wesentlich komplizierter, da die Autoren sich nicht an einen Erzählstil klammern, sondern die Perspektive von Kapitel zu Kapitel (manchmal sogar innerhalb eines Kapitels) variieren, wodurch "Watchmen" seine vielgelobte Vielschichtigkeit erhält.



Anzahl der Perspektiven und Subtexte müsste man noch erfassen und beschreiben, wie sie miteinander verlinkt sind.


Immer ruhig, kommt alles noch ! :D

ComicSansMS
24.02.2002, 17:08
:D :D :D Juchuuu, der Server hatte heute wohl einen guten Tag !:D :D :D

Ich habe jetzt zwei Archive oben:

http://www.comicsansms.purespace.de/watchmen0.zip (ca. 250 KB)
Beinhaltet eine Einleitung zum Thema

http://www.comicsansms.purespace.de/watchmen.zip (ca. 700 KB)

Beinhaltet die Analyse des 1. Kapitels

Ich entschuldige mich für die unmenschlichen Dateigrößen, aber cih hab' die Sache mit der Komprimierung für den Acrobat noch nicht ganz raus, so dass die Archive mit Bildern jetzt etwas größer als früher sind.

Ich versuche dem in nächster Zeit Abhilfe zu schaffen...

Dann viel Spass beim Lesen !

Helrunar
24.02.2002, 20:25
Original geschrieben von ComicSansMS

Immer ruhig, kommt alles noch ! :D

Bin schon gespannt! Ansonsten kann ich dem nur beipflichten, was du zuletzt geschrieben hast.

Sascha Thau
24.02.2002, 21:22
Ich find den Link gerade nicht, aber es gibt ne US site die das gesamte Werk ziemlich umfassend und ausführlich analysiert hat.

Nur als Hinweis.

bye Sascha

pensch
25.02.2002, 17:42
Hallo,

habe gerade "Kapitel 1: Einführung" gelesen und finde es sehr gut. Mir ist allerdings folgendes aufgefallen:

Seite 4 endet mit "Dr.". Hier sollte wohl "Manhattan" folgen. Aber Seite 5 fängt mit einem komplett neuen Satz an. Da fehlt also was.

Das Dokument hat 10 Seiten. Der Text endet aber schon auf Seite 7. Sind die drei leeren Seiten Absicht?

Sascha Thau
25.02.2002, 18:35
Kann mich nur grob erinnern, aber ich glaueb das ware die Seite:

http://theory.lcs.mit.edu/~wald/watchmen-index.html

bye Sascha

ComicSansMS
25.02.2002, 21:03
@pensch:

Original geschrieben von pensch
Hallo,

Seite 4 endet mit "Dr.". Hier sollte wohl "Manhattan" folgen. Aber Seite 5 fängt mit einem komplett neuen Satz an. Da fehlt also was.

Ups, da ist wohl was schiefgelaufen ! Wird korrigiert....



Das Dokument hat 10 Seiten. Der Text endet aber schon auf Seite 7. Sind die drei leeren Seiten Absicht?

Ja, da sollte dann Kapitel 2 folgen !

@Sascha Thau:

Original geschrieben von Sascha Thau

Kann mich nur grob erinnern, aber ich glaueb das ware die Seite:

http://theory.lcs.mit.edu/~wald/watchmen-index.html


Klar, die Annotations. Die benutze ich auch als Hilfe bei meiner Arbeit. Bei den Einzelanalysen der Kapitel sind die sehr hilfreich, so dass ich nur wenig neues hinzufügen kann, die Hauptarbeit kommt wohl erst noch mit der Analyse der einzelnen Stilmittel, wie weiter oben bereits angedeutet.

Freut mich dass euch die Arbeit interessiert, und vielen Dank für die Hinweise !

So long,

ComicSansMS.

Johnny Deville
26.02.2002, 21:11
gute arbeit! weiter so!

MCD
27.02.2002, 16:06
Habs mir grade mal durchgelesen und bin wirklich beeindruckt, gute Arbeit bis jetzt. Schön das sich jemand mal die Mühe macht so ein Projekt aufzuziehen.

Helrunar
27.02.2002, 19:16
Marvel hat vor kurzem ein Frühwerk von Alan Moore neu herausgebracht, das seit fast 20 Jahren vergriffen war. "Captain Britain" war eine der ersten Superhelden-Serien, die Moore übernommen hat. Da Moore wegen Marvelman/Miracleman ziemlich sauer auf Marvel ist, ist es erstaunlich, dass er der Neuveröffentlichung jetzt zugestimmt hat und sogar ein neues Vorwort geschrieben hat.
Die "Jasper's-Warp"-Storyline ist für "Watchmen" insofern interessant, als hier schon das Motiv der von der Gesellschaft verfolgten Superhelden auftaucht. Es werden Kz für Superhelden eingerichtet, und es gibt auch schon einen rätselhaften Killer, der die Superhelden der Reihe nach dezimiert. Auch in der Erzählweise finden sich schon Ansätze zu der polyperspektivischen Erzählweise, die "Watchmen" prägt.

ComicSansMS
27.03.2002, 14:19
Juchuu, endlich Ferien, endlich mal wieder Zeit mal wieder was zu schreiben !

Ich denke dass ich in den nächsten Tagen wieder was uppen werde, ich geb' dann Bescheid !

So long,
ComicSansMS.