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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : SAUFEN - Freund oder Feind der holden Kreativität?



Levin Kurio
10.03.2001, 19:21
Nach einem kürzlich stattgefundenen Wochenend-spontan-Gelage mußte ich feststellen, daß mir kreative Betätigung jeglicher Art über Tage verwehrt blieb - eine Folge von Alkoholgenuss und verdorbenen Lebensmitteln.
Deshalb an dieser Stelle: Erfahrungsaustausch alkoholkranker Comiczeichner!

Andreas Alt
10.03.2001, 21:41
Ich las gerade über Janosch (okay - kein typischer Comiczeichner): "Sie (seine Bilderbücher) werden kein Erfolg, sind zu ungewöhnlich in ihrer naiven Erzählkraft, ihrer leuchtenden Farbigkeit und dem besonderen Strich. Den erklärt Janosch je nach Stimmung damit, daß ihn beim Zeichnen die Rührung übermannt und darum seine Hand zittert oder daß er am besten mit ein bißchen Wein arbeiten kann." Wäre von "ein bißchen Bier" die Rede gewesen, hätte ich vielleicht sogar dabei an Weissblech gedacht.

Levin Kurio
11.03.2001, 01:50
Wie es der zufall will, komm ich just von einer "Hey-schön-dich-zu-sehn-studierst-du-jetzt-auch-BWL-Feierlichkeit" in mein geliebts Verlagsgebäude, um Deinen Beitrag zu lesen, und dabei fällt mir ein, das der gute alte Janosch (als Kind bevorzugte ich trotz Nahelegung seiner Werke seitens alberner Tanten doch immer Lurchi-Bücher, und "Spass am Dienstag" war zweifelsohne mit seinen Cartoons an seinem ultimativen Tiefpunkt angelangt) auch noch eine Reihe höchst eindrucksvoller Skulpturen erschaffen hat, die jüngst in einem Mailorderkatalog für gelangweilte Zahnarztgattinnen namens "Ars Mundi" feilgeboten wurden und keine Zweifel an dem übermäßigen Weinkonsum seiner person lassen;die Phase des direkten Betrunkenseins ist demnach wohl eher ungünstig für die Qualität brauchbarer Reinzeichnungen, mit texten mag das anders sein,
aber findet man besoffen vielleicht denselben Quatsch, den man nüchtern als idiotisch verwirft, vielleicht besonders genial??!
:crazy:

s.dinter
11.03.2001, 10:22
endlich ein thread, der mein absolutes verständnis heischt! ja, der alkohol, ein zweischneidiges schwert! gestern abend noch kloppten dinter3 und ich glatte zwanzig seiten story für den nächsten knurf raus - und da ward uns das bier zum ansporn, ja zur muse... wie die gedanken locker glitten, die späße nur so sprossen! heut morgen aber will mir das als fluch erscheinen... ermattet ist das hirn und von krämpfen durchzuckt... das gleissende licht des katers bohrt sich durch meine augenlider... na, wenigstens kann ich bald mit dem zeichnen beginnen, ist ja auch was. ein bißchen beitrinken, und schon gleitet der stift frohgemut übers papier... schizophrenie, dein name sei alkoholtrinkender comiczeichner!

Sarah
11.03.2001, 16:09
Nun ja, auch ich mußte feststellen, daß der Alkoholgenuß unter Comiczeichnern die Ideenfindung innerhalb einer Comicgruppe heftig anspornt, Ekstase und Glücksgefühle sich vereinen mit debilen Scherzchen und daß nur eine klitzekleine Dosis an belebender Biere die Motivation der Gemeinschaft ins Unermeßliche steigert. Ebendieses widerfuhr mir vor ein paar Tagen bei einem gemütlichen&gesellschaftlichen Zusammentreffen innerhalb der Cosmix-Gemeinschaft. Viel Kölsch, viele neue Pläne, viel Motivation....doch leider ist mir wohl bereits am selben Abend entfallen, was ausgemacht wurde und am nächsten Morgen bzw. Nachmittag hegte ich arge Zweifel, ob der Alkohol dem Comiczeichner nicht vielleicht auch heimtückischerweise Schaden zufügen kann.....Ich rate also zur Vorsicht im Umgang mit dieser gemeingefährlichen und vom Staat legalisierten Waffe gegen versammelte Kreativität, amen...

[Dieser Beitrag wurde von Sarah am 11. März 2001 editiert.]

Nico
11.03.2001, 19:52
Original erstellt von s.dinter:
na, wenigstens kann ich bald mit dem zeichnen beginnen

:springen::springen::springen:

Hate
13.03.2001, 19:41
Hier der Buchtip zum Thema „saufende Schriftsteller“:

Alles fließt: am Morgen zwei Highballs, zum Mittagessen französischer Wein, nachmittags mit drei, vier Freunden drei, vier Flaschen Whiskey, und zum Abendessen Chianti aus der Korbflasche, vier oder fünf Liter. Ein Tag im Leben des Ernest Hemingway.

William Faulkner „bewegte sich selten ohne einen Flachmann in der Tasche“, Eugene O’Neill „betrank sich meistens ganz still“, John Steinbeck gingen „Wein, Bier und Brandy runter wie Wasser“, und Sinclair Lewis, auch an der Flasche, fragte: „Können Sie mir fünf amerikanische Autoren seit Poe nennen, die nicht an der Trunksucht gestorben sind?“ Von den ersten sechs US-Autoren, die den Literatur-Nobelpreis bekamen, waren fünf, die Genannten, Alkoholiker.

„Schnaps“, so der amerikanische Psychiater Donald W. Goodwin in seiner gar nicht nüchternen, sondern hochgradig unterhaltsamen Studie „Alkohol & Autor“, „hat in den Lebensläufen der modernen amerikanischen Autoren eine mindestens so zentrale Rolle gespielt wie Begabung, Geld oder Frauen.“

Donald W. Goodwin: „Alkohol & Autor“. Suhrkamp Taschenbuch, 336 Seiten, 18,90 DM
:crazy:
Zum Thema „saufende Zeichner“ empfehle ich die Horst Janssen-Biografie von Stefan Blessin.

Rossi
14.03.2001, 10:20
Hallo, cooles Thema :-)
Nicht zu vergessen sei das alkoholumnebelte Umfeld des Zeichers, welches diesem einen Quell der Inspiration bieten sollte. 10 besoffene Kumpels können da ganz sicherlich recht kreativ werden...
Sozusagen eine Muse, Rossi
--- http://www.assfredcomics.de

Geier
14.03.2001, 13:16
Dem exakten zeichnen ist ein übermäßiger Alkkonsum sicher nicht zuträglich, dagegen aber der hehren Kunst. Ich erinnere mich noch gerne an einige "Gemälde" die unter zuhilfenahme von Southern Comfort und THC entstanden sind, der Schöpfungsakt selbst fällt unter die Kategorie "Filmriss".
Nichtsdestotrotz war mein damaliger Kunstlehrer (Graphic-Design), dem ich die Werke spaßhalber präsentierte, von dem Ergebnis mehr als nur angetan. Konsequenterweise habe ich meinen Respekt vor der moderner Kunst bei dieser Gelegenheit vollends ad akta gelegt.

s.dinter
14.03.2001, 17:48
@hate: meine herren, da hast du ja mal wieder ordentlich recherchiert! bist du besoffen, oder was? ;-))

Levin Kurio
14.03.2001, 18:41
Anhand einiger Bekanntschaften in den Kreisen zeitgenössischer Künstler ist auch mir aufgefallen, das wohl auch der letzte Studiozeichner dreimal eher in der Tradition eines Michelangelo steht als die meisten von ihnen; den Individuen, die mir bekannt sind, scheint das Künstlerdasein nur ein Deckmantel für vollkommenen Alkoholismus zu sein, den sie nebst Sozialhilfe durch Großtuerei und Ochsen, die, trunken von ihrem "Kunstverständnis" nicht umhinkommen, die Werke der ersteren für teures Geld zu erwerben, finanzieren.
In soweit muss ich des werten Geiers Meinung zur modernen Kunst zustimmen!
Zum Thema: 10 besoffene Kumpels= gute Ideen kann ich nur sagen, 5 bekiffte kumpels reichen mir bisweilen ganz und gar, küssen soll mich allerdings eher die Muse selbst, wer aber weiss, ob die Muse der Comics nicht ein gar schäbiges Gerümpel ist?!

Dülp
16.03.2001, 08:51
Meiner bescheidenen Meinung nach wurde diese Diskussion bisher zu undiffferenziert geführt, da doch ein erheblichen Unterschied zwischen Alkoholkonsum und SAUFEN! besteht. In einer Reihe von Selbstversuchen konnte ich feststellen, dass die ersten zwei Kannen Bier sowohl die Kreativität als auch die Motivation deutlich ansteigen lassen. Der Strich ist sauber und die Ideen gut. Während den Flaschen drei und vier läuft man Gefahr euphorisch zu werden und die Geschichte kann in den Schwachsinn entgleiten. Spätestens bei Humpen sechs sind die motorischen Störungen nicht mehr zu kompensieren. Ab Nr. sieben habe ich auf alles andere Bock, nur nicht auf zeichnen. Darüberhinausgehender Genuss von Alkoholika kann, vorausgesetzt ein Edding befindet sich in der Nähe, zu leichter Sachbeschädigung an Toilettenwänden, Kneipentischen oder schlafender Saufkumpanen führen, aber die dabei entstehenden Werke sind wirklich allerunterste Schublade.

s.dinter
16.03.2001, 09:03
nun, ganz so undifferenziert sah ich das bis jetzt noch nicht, da sich tatsächlich zeichnen und saufen (m.e.) ausschließen. denn saufen ist echte arbeit, da hat man genug mit zu tun, als daß man auch noch zeichnen könnte. nein, während dem zeichnen sollte man da von alkoholkonsum, später gesteigertem alkoholkonsum und schließlich, nach aufgabe des zeichenversuches, vom saufen sprechen. psychomotorische selbstversuche wie die des genossen geier gehen da ja eher schon in richtung performance-kunst. und wo wir bei der kunst, der modernen, angelangt sind: man mag über sie sagen, was man will, aber wären durch die nichtexistenz von alkohol kippenbergers werke "bierfolter", "laterne an betrunkene", sowie sein kleiner band "sand in der vaseline" uns vorenthalten geblieben, die welt wäre eine ärmere. oh ja.

Wittek
23.03.2001, 07:18
LALLscharalldelall! Meine Güte, schreiben die Comicanhänger hier viel,könntet Ihr,vor allen Douh! Levin mal deinen Arsch hochkriegen, und mal nicht nur so geile Comics zeichnen, sondern auch mal im Zwerch und INC reintippen?

Wittek
23.03.2001, 07:25
Apropoharsch: Janosch ist schon Scheise: und das wissen wir auch alle. aus. Thema gegesen!

Wittek
27.03.2001, 20:47
Hier nochmal der lästige W. Benötige für Heftich 3 dringend Filme von oder mit Comiczeichnern, Levin, Du hast doch da ein paar Perlen! Weitere wichtige Infos:
Zwerchforum, Thema: Heftich 3. DRINGEND!!!

Wittek
02.04.2001, 02:09
Ich wollte jetzt nicht das Thema kappen! Um auf das Saufen zurückzukommen... Meine liebsten Profs konnten dem auch nicht: der GÖTTLICHER, Illuprofessiert von allergrösster Gnade konnte aufgrund seiner Hautkonsistenz dem dänischen Bier (Tubock!!!) unmöglich Abfolge leisten. Sein Lehrer (Alfred Hrdlicka)überdascgehörteinumgedrehtes"v", ein ähnlich ungestühmer Artgenosse, konnte nur bei äusserst intensivem Rotweingenuss der unglaublichen Strichfestigkeit fröhnen.Und dann sieht das dann auch gut aus.
Apropos :rolleyes: es gibt zum Thema Saufen ja noch das "Stammtisch Glossarium".
Alfred Hrdlicka gibts bei der "Büchergilde Gutenberg" in Hamburg.

Helrunar
25.05.2003, 17:04
Goethe trank täglich eine Flasche Weins.
Jean Paul war schwer bierabhängig (von Bamberger und Coburger Bier).
Arno Schmidt behauptete von sich: "Ich saufe strategisch" (meist Steinhäger, "Alte Kanzlei" und ähnlich Hochprozentiges).
Als Alkoholiker starb Josef Roth.
Robert Gernhart dichtete: "Flascherl Wein, Flascherl Wein, wirst gar bald geleertet sein, denn ich brauche pro Gedicht grad ein Flascherl, und mehr nicht."
Auch Gottfried Keller ertränkte seinen Kummer im Alkohol.

Levin Kurio
25.05.2003, 20:31
na, im gegenzug kenn ich aber auch leute, die saufen den ganzen tag und sind kein stück kreativ bzw verzapfen nur mist....

MVDF
26.05.2003, 13:10
Da muss ich Dülp recht geben...
Ei npaar Bierchen sind viellicht nicht schlecht, aber bei einem Kasten geht schon der Strich daneben. Ich, als Nicht-Zeichner, habe z.B. vor über einem Jahr im besoffenen Zustand eine Art ... ja sagen wir mal .... Kurzgeschichte geschrieben. Abgesehen von Räschtschraipvähläern war auch der Text selbst etwas absurd.

Außerdem gibt es noch andere Drrogen... Hasch, Absinth etc...

Hate
26.05.2003, 13:53
Zum Thema Absinth und Kreativität:

http://www.feikert-brothers.de/lars/absinth/kunst/malerei.htm

http://www.feikert-brothers.de/lars/absinth/kunst/literatur.htm

Karsten
28.05.2003, 10:21
Jessas - was schöne Bilder! Möchte man den Herrschaften doch glatt noch einen ausgeben...

MVDF
11.06.2003, 11:32
Ja dann Prost!

Oder besser:

NICH' LANG SCHNACKEN, KOPP in NACKEN!!!!

MVDF
17.06.2003, 10:53
Okay, ich habs getan...

Am letzten Samstag habe ich erstmals Absinth getrunk... Nein!... gesoffen! Die Flasche habe ich günstig in Tschechien gekauft und nie angefasst. Dann aber...

Und Sonntag dann: :crazy: :wuerg: :sabber:

MVDF
20.06.2003, 13:01
:elefa:

Levin Kurio
23.06.2003, 13:11
Hui, da sind mir doch noch ein paar Comiczeichner eingefallen, welche dem Alkohol verfallen, und doch sehr genial waren: Wallace Wood und Graham Ingels,und ich meine auch basil Wolverton(aber ohne garantie)... aber trotzdem, einem von ihnen ist es letztendlich ÜBERHAUPT nicht gut bekommen...

Gnorf
23.06.2003, 15:20
Hat der Wallace Wood dann nicht Suizid gemacht?

Jasper
23.06.2003, 18:37
Jepp 1981 hat er sich umgebracht.

Wally Wood wurde am 17.6.1927 im US-Staat Minnesota geboren. Seine Karrierre begann im Jahre 1950 als Assistenz-Zeichner für Will Eisner, der seinerzeit mitseiner Serie "The Spirit" die ersten Erfolge feierte. Danach arbeitete Wood auf selbständiger Basisfür diverse Verlage, wobei er sich immer wieder auch mit dem Zeichnen von Cartoons profilierenkonnte.

Als Mitte der 50er Jahre der Verlag E.C. seine umfangreichen Story-Comics mitSchwerpunkt auf SF und Horror startete, war Wood von Anfang an dabei. Seine Kreationen fantastisch anmutender Raumschiffe und Aliens erreichten schon damals legendären Ruhm.1958 gestaltete er zusammen mit Jack Kirby den Zeitungs-Comic "Skymaster" (ebenfalls eine SF- Serie), wobei sein Part im Inken der Kirby-Vorlagen bestand. Die Reihe lief 18 Monate und stellt ein anschauliches Beispiel dafür dar, dass Wood zweifellos ein Meister in der Gestaltung von Schwarzweiß-Comics war.

In den 60er Jahren arbeitete er auch für Marvel Comics und erreichte dort große Beachtung für seine Illustration der "Daredevil"-Ausgaben 5-11.

1965 kreierte er bei Tower Comics die Serie "T.H.U.N.D.E.R.Agents", die es unter seiner künstlerischen Ägide immerhin auf 20 Nummern brachte.

Im Jahre 1981 beging Wood Selbstmord.

<J@$p€r:hrr:>

Hate
23.06.2003, 23:24
Einen ausführlichen (aber englischsprachigen) Artikel über Wallace Woods tragisches Leben findet man unter
www.twomorrows.com/alterego/articles/08wood.html

Kendall
24.06.2003, 20:00
Original geschrieben von Levin Kurio
basil Wolverton(aber ohne garantie) Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen -- Wolverton war ja auch Gemeindevorsteher einer Sekte, die Alkoholkonsum verteufelt hat. Für die hat er übrigens auch hin und wieder Illus gemacht, z. B. diese hier (http://www.hollywoodjesus.com/wolverton01.htm).

Jasper
24.06.2003, 20:09
Hier einige infos über b.w (wenn er schon erwähnt wird)-->
http://www.strapazin.ch/magazin/heft51/wolverton.htm
aber über seine beziehung zum alk ist im netz leider nix zu finden...

Die genannte sekte war übrigens die "radio church of god" die heute allerdings besser bekannt ist als "worldwide church of god"

<J@$p€r:hrr:>

Levin Kurio
25.06.2003, 13:35
kann auch falsch sein, ich wusste nur, irgendwas dubioses war mir mal aufgefallen - denn war das wohl die sektengeschichte....
verplant!

MVDF
26.06.2003, 12:54
Original geschrieben von Kendall
Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen -- Wolverton war ja auch Gemeindevorsteher einer Sekte, die Alkoholkonsum verteufelt hat. Für die hat er übrigens auch hin und wieder Illus gemacht, z. B. diese hier (http://www.hollywoodjesus.com/wolverton01.htm).


Wow! Wenn ich mir diese Bilder ansehe, hat das sehr viel von meinem jetztigen Deutschunterricht:
Expressionismus

Gnorf
15.08.2003, 09:50
Auf www.otisfodder.com/365days.html kann man ein MP3 von Basil Wolverton runterladen, wo man Wolverton hören kann, wie er mit einer Ukulele singt.