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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Digedags neu zeichnen???



Predantus
16.04.2001, 08:36
Es gehört zu den Unsitten der Comickultur, die auch vor den großen Klassikern nicht haltmacht, alte Hefte dem jeweiligen Zeitgeschmack anzupassen. Das fängt an, daß man Figuren, die in früheren Heften noch anders aussehen, völlig neu zeichnet um ihnen ihr späteres Aussehen zu geben, daß schwarzweiße Werke coloriert werden oder bereits farbige Arbeiten eine neue, manchmal auch völlig andere Farbgestaltung erhalten. Sodann werden Texte geändert, die entweder nicht mehr der sogenannten Poltical Correctness entsprechen bzw. die man nicht mehr als zeitgemäß empfindet.
Diese Entwicklung ging bis jetzt glücklicherweise am Mosaik vorbei, doch soll man ja z.B. auch schon in der DDR mit dem Gedanken gespielt haben, die ersten Digedags-Hefte für eine eventuelle Neuauflage neu zu zeichnen. Keine Ahnung ob das stimmt. Ist auch nicht von Belang. Es würde mich aber mal interessieren, wie ihr zu diesem Thema steht. Dabei sollte mal außer Acht bleiben, ob die Frage nun überhaupt im Raum steht oder nicht und ob es rechtlich und finanziell überhaupt machbar ist. Es würde mich einfach nur so interessieren, wie da die Meinungen verteilt sind.


1. Sollen die Digedags der frühen Hefte für eine eventuelle Neuauflage, meinetwegen als Sammelband, neu gezeichnet werden?
2. Wenn ja, was sollte geändert werden? Nur das Aussehen der Digedags? Vielleicht auch die Farben? Oder auch die Bewegungen? Die Anzahl von Hintergrundfiguren usw. usf.?
3. Dürfte es geringfügige Handlungskorrekturen geben?
4. Bis zu welchem Heft könnten solche Neuzeichnungen gehen?
4. Würdet ihr euch diese Werke kaufen?
5. Und wenn ja, sollte es parallel dazu eine hochwertige Sammlerausgabe geben, in der jeweils beide Hefte enthalten sind?


Also ich persönlich, halte nichts von solchen Änderungen, doch ist mir schon klar, daß sie gerade die ersten Digedags-Hefte als Sammelband heute wohl nur sehr schlecht verkaufen ließen. Jedenfalls an Kinder, in denen man von Verlagsseite noch immer die Hauptkonsumenten sieht. Allerdings befürchte ich, daß ich bei einer solchen Edition doch schwach werden würde und die Bände in meinem Schrank landen würden.


[Dieser Beitrag wurde von Predantus am 16. April 2001 editiert.]

Atomino
16.04.2001, 08:50
Ich würde das "Neuzeichnen" von alten Abenteuern der Digedags als eine Art schlechten Witz ansehen. Wo soll der Sinn eines solchen Unternehmens stecken ???Bewegungen/Farben ändern ????? Klingt nach Beschäftigungstherapie für ungezogene Grafikerlehrlinge !
Interessant wäre allerdings eine Art Ergänzung von abrupt endenden,unklaren oder verschwundenen/verworfenen Stories, z.B. die ungekürzten Digedag-Solo-Abenteuer. Die Zeichner müssten sich dann aber nahe an den zeitlichen Originalgestaltungen der betreffenden Hefte halten. Aber das würden ja einige ganz ausgezeichnet hinbekommen. Dafür würde ich dann schon relativ tief in die Tasche greifen. Aber das wurde ja hier schon so oft bequatscht. Ist aber immer wieder reizvoll.

[Dieser Beitrag wurde von Atomino am 16. April 2001 editiert.]

Wonderworld
16.04.2001, 09:25
Also ich bin auch generell gegen ein Verändern der ersten Hefte. Das würde vieles kaputt machen. Dass man dieses aber vorhatte oder zumindest in Erwägung zog, beweist ein Brief des damaligen Chefredakteurs, siehe http://www.orlandos.de/comodi.htm .

Martin Jurgeit
16.04.2001, 09:47
Original erstellt von Predantus:
Es gehört zu den Unsitten der Comickultur, die auch vor den großen Klassikern nicht haltmacht, alte Hefte dem jeweiligen Zeitgeschmack anzupassen.


Ich glaube so grundsätzlich kann man sich zu diesem Thema nicht äußern. Selbst große Comic-Klassiker wie etwa "Tim und Struppi" wurde bis zu dreimal (teilweise völlig neu) gezeichnet, um ihr heutiges Erscheinungsbild zu erhalten. Das schließt übrigens nicht aus, das frühere Versionen als Nachdruck parallel verfügbar bleiben.

Comics entstehen halt in der Regel nicht als großes Meisterwerk, an dem Künstler über Monate und Jahre feilen können, sondern unter den Bedingungen knallharten Termindrucks. Dass sich die Beteiligten deshalb im Nachhinein nur bedingt mit dem Ergebnis identifizieren können, ist deshalb absolut nachvollziehbar.

Außerdem sind solche Bearbeitungen auch in praktisch allen anderen Kunstgattung üblich. Selbst große Klassiker von Goethe oder Schiller haben derartige Veränderungen erfahren, von anderen Beispielen wie etwa der Malerei oder etwa dem Directors-Cut im Kino fange ich lieber gar nicht erst an.

Martin

Remory
16.04.2001, 10:01
@Martin , Kunst sollte eine lebendige Sache sein, da stimme ich dir voll zu. Man nehme nur das Beispiel der vielen Neuinterpretationen alter Opernstücke. Es gibt halt in jeder Zeit andere Sichtweisen, die auch mitunter sehr reizvoll sein können. Trotzdem kann ich mir eine Neu-zeichnung der Digedags nur schwerlich vorstellen. Es ist ein abgeschlossenes Werk.
Eine andere Sache wäre die Ergänzung mit völlig neuen Geschichten.

Wido Wexelgeld
16.04.2001, 13:27
Mich würde interessieren, ob es überhaupt zeichnerisch möglich wäre die Digedags zu modernisieren. Bei den Abrafaxen hat es ja geklappt: Die Abrafaxe. Wäre so eine Sonderreihe eigentlich auch mit den Digedags möglich.

gbg
16.04.2001, 22:33
@wido, ich denke, die abrafaxe-figuren wurden von anfang an, auf 3d-getrimmt.
wogegen die digedags mitte der fünfziger jahre aus dem karikaturstil hegens kamen.
in den ersten heften durfte niemand an den charaktären und zeichnungen auch nur einen strich verändern.
die zeichner waren dazu "verdammt" vorgezogene linien schwarz nachzuziehen.
erst dimidriades brachte einen sehr schwungvollen stil in die hefte, die römerserie ist ein wunderbarer beweis dafür.
leider missviel das natürlich hegen und beide sollen auch nicht so toll harmoniert haben.
erst durch lona, ein bischen auch das "nästhäckchen" in der zeichentruppe, veränderten sich die digedags, so dass sie gefälliger aussahen.
dies könnte auch als beweis für oben genanntes nachträgliches verändern von comicfiguren gelten.
diejenigen, die mit den ersten heften aufgewachsen sind (reni..) konnten sich schwer an die neuen digedags gewöhnen und diejenigen (gbg), die die ersten hefte in der lona-ära bekamen, waren erschüttert über das "häßliche" aussehen der ur-digedags.
vergleicht man aber die hegen-zeichnungen in "frischer wind" oder "eulenspiegel" oder zeichnungen von klamann oder schmitt, wird doch der zeitgeist deutlich und eine veränderung hat da schon stattgefunden.
heute locken die gezeichneten digedags keine kids meht hinter dem ofen vor, man müsste sie wirklich ändern, aber das könnten nur die damaligen zeichner!
und hegen muss sein werk zur überarbeitung freigeben!!!???

...mehr muss ja dazu nicht gesagt werden.

selbst die abrafaxe der ersten jahre würden es nicht schaffen. ich habe 1994 mal einige hefte (ca 200) an schulen im westlichen teil deutschlands verteilt. kaum resonanz!
der zeichengeschmack, gerade bei den comics ist so vielseitig, da wundert einen, dass walt disney da noch mithält.
aber w.d. ist genaus so aufgebaut, wie mc donalds, die eltern gehem nit ihren kindern hin, die kinder finden es gut und gehen wieder mit ihren kindern hin, diese finden es auch gut und.......
was von den eltern kommt, kann ja nicht schlecht sein!

gerade für die künstlerische überarbeitung ist hergè besonders zu nennen.
er hat fast alle alben im laufe der jahre überarbeitet, teilweise lag es aber auch an der "resistance", die nicht gerade zimperlich mit journalisten und zeichner umging, die zur zeit der besatzung weiter arbeiten durften. georges remi hat damals schon "tim und struppi" in der "le petit vingtième" gezeichnet.
nach dem krieg, hat er auch die bis dahin erschienen alben verändert. der charakter ist aber erhalten geblieben.


[Dieser Beitrag wurde von gbg am 16. April 2001 editiert.]

Wonderworld
16.04.2001, 23:04
Neben dem nachträglich coloriertem "Wiedervereinigungsbild" zwischen Digedags und Abrafaxen von Jens Fischer auf http://gbg-monteverdi.de/ ist nun auch die im Nachhinein colorierte Abrafaxe-Zeichnung auf http://gbg-monteverdi.de/Forum-Bilder/forum-bilder.html zu bestaunen, welche Lona Rietschel im Original für die BMC stiftete. Die Abrafaxe tragen auf beiden Bildern die selbe Kleidung. Gegen solch eine Art von künstlerischer Weiterentwicklung habe ich persönlich gar nichts, das ist wirklich recht reizvoll, auch wenn es mehr mit handwerklicher Arbeit denn mit künstlerischer Inspiration zu tun hat. Was meinen die anderen dazu?

Reniarenail
17.04.2001, 05:04
Gbg, ich habe nicht gesagt, daß ich mich an die späteren Digedags nicht gewöhnen konnte, oder daß sie mir mißfielen. Ich finde nicht, daß die ersten Digedags perfekter als die späteren gezeichnet sind, sondern höchstens interessanter (weil sie eben auch mal böse werden konnten). In den späteren MOSAIKs war mehr Routine zu spüren. Doch manche anderen (Atomino, Bhur)haben das ganz ähnlich gesehen wie ich (vgl. Thema "Zeichenstil früher oder späterer Hefte"), obwohl sie wahrscheinlich ein paar Jahre jünger sind als ich. Wieder andere (Predantus) tendieren eher zu deiner Meinung. Aber das muß nicht unbedingt mit dem Alter zu tun haben! Auch die Neuzeichnungen von Hegen selbst für die Sammelbände gefallen mir im allgemeinen weniger, weil sie ein Stilbruch zu den sonstigen Bildern sind und man merkt, daß sie zu einer anderen Zeit gemacht wurden. Die Frage nach Neugestaltungen durch andere Zeichner von damals stellt sich auch deshalb schon nicht, weil diese inzwischen ebenfalls sämtlich im Ruhestand sein dürften. :muede:

Reniarenail
29.05.2003, 18:13
Vielleicht zusammenlegen mit dem Thema "Zeichenstil früher und späterer Serien"?