Orientserie

[Predantus]

Im Mosaik-Fan-Buch (Band 2) ist die Abhandlung über die abschließende Orientserie (# 212 - # 223) mit knapp vier Seiten, im Gegensatz zu den anderen Serien eigentlich recht stiefmütterlich weggekommen. Weiß vielleicht jemand, wo man in dieser Beziehung noch mehr über Hintergründe usw. erfahren kann. Hat sich vielleicht Herr Kramer in irgendeinem Artikel noch eingehender über diese Serie geäußert? Oder jemand anderes?

[Dieser Beitrag wurde von Predantus am 30. Dezember 2000 editiert.]

[Dige]

keine ahnung hab ( wie immer,scheint mir)
obwohl mir die O-serie mit am besten gefallen hat,kam mir beim lesen wirklich wie auf nem orientalischen basar vor...nein,das lag nicht an der ( guten) wasserpfeife und an
dem unanständig starken mocca...

dige

[Bhur]

Einige Anregungen kamen auch hier sicherlich von Karl May, der war ja auch im Orient zur Genüge schriftstellerisch tätig.

Etwas anderes interessantes habe ich heute jedoch in einem Geschichtsbuch über die Zirkusparteien im alten Byzanz gelesen:
Die Anhänger dieser sogenannten "Zirkusparteien" bekämpften sich normalerweise gegenseitig. Die Partei der "Blauen" bestand eher aus Bürgern und Orthodoxen, die "Grünen" kamen aus den unteren Volksschichten. Als Kaiser Justinian versuchte, den Einfluss der Zirkusparteien zu begrenzen, schlossen sie sich zusammen, und es kam im Januar 532 zu einem blutigen Aufstand, dem "Nika-Aufstand". Konstantinopel brannte zu großen Teilen nieder, und die Aufständischen beherrschten die Staßen und Plätze. Justinian selbst war offenbar bereit zu fliehen und seine Herrschaft aufzugeben, als seine Gegner im Hippodrom einen anderen Kaiser wählten. Aber seine Gattin Theodora blieb standhaft und konnte ihn dzu überreden, seine Truppen rücksichtslos einzusetzen und gleichzeitig seine Gegener durch Bestechung zu spalten. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. So sollen allein im Hippodrom 30´000 Aufständige erschlagen worden sein. Justinians Leben war gerettet, seine Herrschaft wieder gefestigt.
aus "Weltgeschichte von Christi Geburt bis heute"
Er regierte noch bis 565, wurde der bedeutenste Herrscher des byzantinischen Reiches und erbaute u.a. die Hagia Sophia (auf den Ruinen der bei dem Aufstand zerstörten Kirche).
Ich finde es spricht für die hervorragende Quellenarbeit von Lothar Dräger aus den historischen Hintergründen so gute Geschichten zu machen (und für das kindliche Publikum natürlich unblutig). Man muß die Hintergründe des Mosaik jedenfalls auch nicht immer in irgendwelchen Romanen oder im Osten kaum bekannten Westcomics der 50ér und 60ér suchen, die geschichtliche Wirklichkeit vor der sich das Mosaik bewegt ist oft weit spannender.

[Reniarenail]

Wie schon bemerkt, das Aufspüren interessanter Quellen und Hintergründe ist die eine, wie gut alles später umgesetzt wird, eine andere Geschichte. Damit wollte ich nichts gegen die Orientabenteuer während der Runkel-Serie sagen.

[Reniarenail]

Apropos, war nicht in Nr. 113 oder 114 als Rückbesinnung von einem entsprechenden Volksaufstand aus dem Jahre 1 1 8 2 die Rede? (Nachdem Runkels zweifelhafter Sieg beim Wagenlenken eine Prügelei zwischen Anhängern der Grünen und der Blauen im Volke ausgelöst hatte.)

[Bhur]

Ja, der Aufstand ging gegen Genueser und Venezianer.
Sehr treffend wird in dem Buch auch die politische Situation um 1284 geschildert.
Unter den Nachfolgern Michaels VIII. setzte sich die von Anfang an sichtbare Tendenz zum inneren und äußeren Verfall des Reiches durch. Im Inneren untergrub die vortgesetzte Verarmung des Landes im Verbund mit den wachsenden Schulden das staatliche Gefüge. An allen Ecken und Enden fehlte es an Geld. Weder Diplomatie und Verwaltung noch das zur Verteidigung des Landes nötige Söldnerheer und die Flotte konnten bezahlt werden. Michaels VIII. unmittelbarer Nachfolger Andronikus II. (reg. 1282-1328) war eher Theologe als Politiker. Unter ihm blühte die byzantinische Kultur, doch der Staat zerfiel.
Was davon wußten wir nicht schon aus dem Mosaik?

[Reniarenail]

Bezüglich "Orientserie" der Hefte 212 - 224 hier ein paar Querverweise. Diskutiert wurde darüber schon im Digedag-Forum, Seite 4, Thema "Anregungen zur weiteren Diskussion", Seite 2, Thema "Zeitsprünge" (25.11.00, 11.32 Uhr) und im MOSAIK-Forum, Thema "Fanbuch-Organisation", Seite 2.

[Dieser Beitrag wurde von Reniarenail am 13. Januar 2001 editiert.]

[Predantus]

Mal sehen, welche Geheimnisse die Orientserie wohl noch offenbahrt.

[Reniarenail]

Im Mir Pocket Nr. 7, dessen Titel "Zauber des Orients" so etwas wie eine Einstimmung auf das erste Mosaik ist, wird auch in dem Beitrag "Zauberhafter Orient" noch einmal auf interessante Weise auf die abschließende Orientserie eingangen. Nochmal: ich finde nach wie vor, daß die inhaltlich märchenhafte Umsetzung der ersten Hefte in den Nummern 212 - 223 beiweitem nicht erreicht wurde (ausgenommen die letzte Seite der 223). Daß Hegen seine Wünsche geäußert hatte, wie die letzte Serie aussehen sollte und seinen Rahmen vorgegeben hat, glaube ich gern. Ob dann aber alles tatsächlich so umgesetzt wurde, wie es seinen Vorstellungen entsprach, ist eine andere Frage. Dräger sagt hier ja auch, daß er selbst das Exposé geschrieben hatte und das ziemlich lustlos. Wenn mir die Orientserie weniger gefiel, dann nicht deswegen, weil der historische Hintergrund nicht so exakt war, im Gegenteil. Ich glaube, das kann nicht der Grund gewesen sein, denn dies betraf die frühen Hefte ja noch in viel höherem Maße. Also birgt die Orientserie weiterhin ungelöste Geheimnisse, die man schwerlich lüften kann ... :confused:

[FilthyAssistant]

reni: dräger schrieb das expose, danach war er zu beschäftigt für die weiteren schritte, wie seitenaufteilung, dialoge, wortwitz & anspielungen - musste also irgendwer anders machen, und, da HH wusste, dass es seine letzte digedagshefte werden, garantiert unter seiner aufsicht. problem war bloss, dass die aktuelle erzählweise sich der in den ersten heften so konträr entgegenstellte, darum die weniger ansprechende leseweise für fans der ersten wie auch der letzten hefte. war halt net fisch net fleisch...
(nur meine persönliche interpretation)

[Scheuch]

Die ersten 2 Hefte der Orientserie (212+213) gehören meiner Meinung nach zu den besten MOSAIK Heften. ALLES wirkt z.B. viel stimmiger als beim verunglückten Abschluss der Neos-Serie (mit diversen planeten-Abenteuern) oder gar in der Erfinder-Serie.

[kern_th]

find ich auch die orient serie ist nach der amerika serie meine lieblingsserie die ist irgendwie besser...

[Reniarenail]

Original geschrieben von Scheuch
Die ersten 2 Hefte der Orientserie (212+213) gehören meiner Meinung nach zu den besten MOSAIK Heften. ALLES wirkt z.B. viel stimmiger als beim verunglückten Abschluss der Neos-Serie (mit diversen planeten-Abenteuern) oder gar in der Erfinder-Serie.

Die letzten Planetenabenteuer waren stimmig und logisch aufgebaut: es gab eine Aufwärtsentwicklung des Lebens nach Darvin vom Einzeller - Fisch - Lurch - Saurier - Vogel - Säugetier bis hin zum Menschenaffen und Urmenschen. Allerdings war wohl zunächst noch eine Rückkehr zum Neos geplant.
Die Erfinderserie war auch stimmig und logisch aufgebaut. Es gab eine Aufwärtsentwicklung von Erfindungen in der Antike, im Mittelalter, erste Dampfmaschinen, verbesserte Dampfmaschinen bis hin zu ersten Lokomotiven. Diese Entwicklung sollte aber wohl auch noch weitergeführt werden, z.B. bishin zu den ersten Kraftwagen.
Aber in der letzten Orientserie waren nicht mal die Bastonaden und die Tauchgänge echt, weil man z.B. die Schuhe oder die volle Montur dabei anbehalten durfte. :p

[Reniarenail]

Original geschrieben von Studnix
dräger schrieb das expose, danach war er zu beschäftigt für die weiteren schritte, wie seitenaufteilung, dialoge, wortwitz & anspielungen - musste also irgendwer anders machen, ...

Problem für mich ist, daß der Wortwitz und die Anspielungen in den letzten Heften nur äußerlich - gewollt - an die der ersten Hefte anknüpfen, dafür in der Substanz viel mehr dem Humor der sich anschließenden Abrafaxe-Hefte ähneln. :confused: