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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Brass



Martin 37
14.08.2023, 17:34
Auf vielfachen Wunsch (eines einzelnen) stelle ich jetzt mal Brass vor. Davon gibt es die Ursprungsvariante Lancashire (hab ich in der englischen Version) und die Nachfolgevariante Birmingham (hab ich in Deutsch und wird hier wohl überwiegend von mir vorgestellt.

Brass Birmingham ist eine Weiterentwicklung von Lancashire aufgrund von Fan-Hinweisen. Da sollen insoweit Verbesserungen oder zumindest Veränderungen eingeflossen sein. Bier ist als neuer Rohstoff neben Kohle und Eisen aufgenommen worden.

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Man hat einen sehr schönen, großen Spielplan mit einer dunklen bzw. einen hellen Seite, die ansonsten aber identisch sind (Tag oder Nacht). Dementsprechend sind die 4 Spielertableaus gestaltet, also auch helle bzw. dunkle Seite. Ein netter Gimmick.

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Der Spielplan ist eine Map von England um die Gegend von Birmingham. Dort sind Städte verzeichnet, in denen man seine Industrie bauen kann. Sehr wichtig sind dabei auch die Verbindungswege mit zunächst Kähnen und dann mit der Eisenbahn. Insoweit spielt man zwei Epochen und muss zum Teil den Spielplan nach der ersten Epoche wieder abräumen. Das ist eine Besonderheit des Spiels, auf die man sich einstellen sollte.

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https://abload.de/img/img_0268a9ewr.jpg (https://abload.de/image.php?img=img_0268a9ewr.jpg)

Man muss sich also sein Netzwerk aus Industrie und Schiffahrts- bzw. später dann Eisenbahnwegen aufbauen. Kohlebergwerke, Eisenhütten und Brauereien sind zu errichten, um dann Fabriken, Baumwollspinnereien und Töpfereien zu betreiben. Dabei kann man bei den Rohstoffen Kohle, Eisen und Bier auf das Angebot seiner Mitspieler zugreifen. Das ist ein echter Clou im Spiel. Der Gegner bekommt dafür erstmal nix. Aber wird ein Plättchen komplett abgeräumt (also die Rohstofef dadrauf), dann bekommt man plötzlich Siegpunkte und Einkommen hinzu. Es ist also sehr vorteilhaft für beide Seiten. Eine wirklich tolle Mechanik. (Was war das bei Siedler von Catan damals fürchterlich, wenn man um Wolle oder Lehm feilschen musste und erpressbar war - das ist hier fantastisch gelöst!).

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Jeder hat seinen eigenen Vorrat an Fabriken etc. Von seinem eigenen Plan kann man die Industrie dann auf die Map verteilen, gegen Zahlung der Pfund und eventueller Zahlung von Kohle, Eisen oder Bier.

Gesteuert wird das Spiel zudem über Karten. Jeder erhält 8 Karten und muss bei jeder Aktion eine Karte ablegen. Die Karten enthalten entweder eine Stadtkarte oder einen Industriezweig, den man bauen kann. Grundsätzlich kann man irgendeine Karte abgegeben. Nur bei der Aktion Bauen braucht man eine bestimmte Karte, entweder des Ortes oder der Industrie. Aber dazu später mehr.

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Das Spiel ist sehr schick aufgemacht mit tollem Material. Zwar gibt es beim Standard keine Metallmünzen, aber das macht nix. Beim Auspöppeln war es manchmal nicht so einfach, aber war ansonsten einwandfrei. Leider ist kein Inlay dabei und die Zipp-Tüten sind bißchen wenig. Aber als Brettspieler hat man davon immer einen Vorrat parat liegen.

Ich werde (mindestens) ein Probespiel mit simmulierten Gegnern starten bzw. bin schon dabei. Es ist viel Taktik vonnöten und ich glaube ich würde gegen einen Brass-Veteranen kläglich untergehen.

Die Anleitung ist sehr schön, kurz und leicht verständlich. Die Regeln sind nicht viele. Insbesondere gibt es nicht so Detailfragen, die man immer wieder vergisst. Nur bei einem Punkt muss man höllisch aufpassen: Das Geld, das man zahlt kommt immer zuerst auf seinen Spielmarker, bevor es am Ende der Runde in die Bank geht. Das ist für die Spielerreihenfolge von Belang. Auch dazu später mehr.

Fortsetzung folgt ...

Ciao
Martin

Nerdy.Tom
14.08.2023, 19:20
Gibt auf BGG auch einen Solomode dafür:
https://boardgamegeek.com/filepage/190898/brass-birmingham-eadweard-automa-german
Hab das Spiel leider nicht, freue mich aber auf deine Eindrücke.

Martin 37
14.08.2023, 20:42
Nerdy.Tom

Besten Dank für den Link und den Tipp. Ich glaube in dem anderen Thread hatte ich es schon kurz erwähnt, dass ein englischer Fan einen Solomodus mit Automa-Karten entworfen hat, der ins Deutsche übersetzt worden ist. Ein Youtuber hat darauf auch eine Solo-Partie online gestellt, wo ich den Anfang geschaut habe. Für den Automa muss man einige doppelseitige Karten ausdrucken. Das werde ich mir mal irgendwann ansehen.

Erst einmal versuche ich die normale Spielmechanik zu erkunden. Wer eine Spielrunde hinkriegt, will es bestimmt lieber gegeneinander spielen. Das Spiel lebt ein wenig von der Interaktion untereinander, soviel sei hier schon mal verraten. Es ist ein wenig Area-Control mit dabei. Man kann Verbindungen für andere blockieren. Und der große Clou: Man nimmt sich einfach die Rohstoffe vom Gegner und baut seine Industrie damit auf, ohne etwas zu bezahlen. Das ist teuflisch gut gemacht.

Ich habe jetzt in meiner Solo-Probepartie mal mit zwei Spielern versucht rauszukriegen, wie es läuft, worauf man achten sollte und wo man in eine Sackgasse geraten könnte. Ich bin wohl kein Optimierer, aber ein wenig sollte man hier schon drauf achten, dass man keinen Mist baut. Die erste Epoche habe ich damit beendet = alle Karten des Stapels sind aufgebracht und auch die Handkarten sind weg. Bei zwei Spielern sind es zehn Runden, wobei eine Runde sehr fix läuft.

Soweit bis hierher.

Ciao
Martin

JeffBär
15.08.2023, 14:09
Klingt sehr spannend, hoffe kommt bald auf boardgamearena, da mir in meinem Umfeld die Spieler dafür fehlen

Martin 37
26.08.2023, 05:44
Hier jetzt mein wirklich sehr kurzes Zwischenfazit.

Das Spiel ist sehr reizvoll. Es sind interessante Spielmechaniken vorhanden. Area-Control, Aufbauspiel mit Kartensteuerung und Ausnutzen der Ressourcen (mit Verwendung der Ressourcen der Mitspieler, die dadurch einen Vorteil haben). Mit den Schiffen bzw. später dann Zügen sind Verbindungswege und damit Lieferketten zu schaffen. Diese geben dann auch Siegpunkte, soweit die eigene oder fremde Industrie ausgebaut wurde.

Es ist ein sehr taktisches Spiel, das ich als Solo-Spieler aber nicht ausreichend simulieren konnte. Automatisch habe ich meine zwei gespielten Charaktere in andere Ecken gesteckt, damit sie sich wenig ins Gehege kommen. Das wird im Mehrspielerspiel anders sein. Dort wird es mehr Konfrontation geben, was dann eher kein Spiel für meine Frau und mich sein wird. (Also ich möchte meine Frau nicht verärgern). Wasserkraft kenne ich wohl nicht, aber dort scheint es mit den Verbindungen noch extremer zu sein, weil ich da dem anderen das Wasser abgraben kann. Zumindest dies ist hier nicht möglich.

Spieltipps:

Bei den Karten muss man Glück haben und Orte erwischen, mit denen man seine Industrie planmäßig aufbauen kann. Mein Weg dabei: zuerst Kohle, dann Eisen und dann die drei Betriebe, die man auf den Märkten vermarkten kann. Zwischendurch bzw. vorher muss man die Verbindungswege bauen, um die dann entstehenden Siegpunkte abgreifen zu können.

Kritik

Einen Nachteil erleidet man, wenn man nicht die passenden Ortskarten direkt auf der Hand hat bzw. diese bekommt. Zwar gibt es Joker-Karten, die man holen kann. Aber das kostet eine Aktion.

Eine Wertung lasse ich hier aber weg. Dafür habe ich zu wenig gespielt. Auch Terraforming Mars hat bei mir erst beim zweiten oder dritten Spiel mit meiner Frau gezündet (aber auch nicht so sehr).

Ich bezweifel aber, dass das Spiel bei mir als kooperativer Spieler oder Aufbauspieler auf dem eigenen Tableau jemals in die Top 20 kommen könnte. Trotzdem verbleibt es bei dem Reiz, es zu bewältigen.

Verspielte Grüße
Martin