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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein "erstes Mal" - HRW-Neuleser schreiben über ihren Erstkontakt mit Wäscher-Heften



Neander
31.05.2020, 00:10
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Während auf der HRW-Club-Homepage http://www.hrw-fanclub.de/ aufgrund der wegen Corona ausgefallenen Treffen zum Zeitvertreib schon eine Fotoaktion Mein allererstes Wäscher-Heft läuft, wobei überwiegend HRW-Club-Veteranen im zarten Durchschnittsalter von rund 60 Jahren mit ihren jeweiligen Erstlingsheften abgebildet sind, folgt hier im HRW-Forum nun der Gegenentwurf Mein "erstes Mal" - HRW-Neuleser schreiben über ihren Erstkontakt mit Wäscher-Heften.

Soweit ich als Forenmoderator erkennen kann, wird unser HRW-Comic-Nostalgieforum von vielen (nur lesenden) Foristas, zum Teil auch aus "Superhelden"- oder "Manga"-Bereichen, frequentiert, die hier oft und regelmäßig reinschauen. Der eine oder andere von diesen müsste doch schon ein erstes Mal oder öfter mit HRW-Heften in Berührung gekommen sein bzw. diese gelesen haben.

Wer sich diesbezüglich "outen" möchte und seine Meinung nach dem erstmaligen Lesen von Sigurd, Falk, Tibor, Nick & Co. kundtun möchte, und eventuell sogar mit dazu beiträgt, das Durchschnittsalter der HRW-Leserschaft etwas zu senken, kann dies an dieser Stelle tun. Auch HRW-Leser-Veteranen, die sich über ein diesbezügliches "erstes Mal" auslassen möchten, können sich gerne dazu äußern. Das könnte unter Umständen einen interessanten, Leser-Generationen übergreifenden, Vergleich geben.

Frohe Pfingsten

Neander :)

Hate
31.05.2020, 02:03
Mir war klar, dass ich, falls ich mal Hansrudi Wäscher lese, ein paar hundert Seiten auf einmal kaufen muss, damit ich in den richtigen Lesefluss komme. Aber ich habe nie einen Einstiegspunkt gefunden.

Statt der Comics hatte ich mir dann das 500-Seiten-Buch "Allmächtiger" von Andreas C. Knigge gekauft, um mal einen Überblick zu bekommen. Aber das Buch liegt jetzt auf einem staubigen Stapel, mit dem Lesezeichen etwa bei Seite 80. Es gibt ja so viele andere Sachen, die man machen kann.

frank1960
31.05.2020, 02:16
Ja. Es gibt so viele andere Sachen, die man tun kann. Zum Beispiel die Klappe halten, wenn zu Neanders vorgegebenem Thema nichts beigetragen werden kann.

frank1960
31.05.2020, 02:43
Hier geht's um Erfolgsmeldungen. Nicht den mit Stolz vorgetragenen Standesdünkel, dass der Allmächtige vor sich hinstaubt. Ich würd mir nie erlauben, im S &L Bereich über Kuddel 'gequirlter Käse' Malaise etwas negatives zu schreiben. Gehört sich nicht. Und dabei hab Ich mich ehrlich und ernsthaft zweimal durch die Süßwassermatrosenballade gekämpft. Aber immerhin gelesen.

flohte2
31.05.2020, 10:36
Ja. Es gibt so viele andere Sachen, die man tun kann. Zum Beispiel die Klappe halten, wenn zu Neanders vorgegebenem Thema nichts beigetragen werden kann.

Nun, ich fand Hate`s Bemerkung so despektierlich nicht, dass man gleich mit so hartem Geschütz zum Schweigen auffordern muß. Und das sage ich als einer, den Wäscher-Comics durch die Kindheit begleiteten. Heute stehen bei mir massig Alben aus dem Splitter-, All-, Carlsen und Egmont-Verlag. Und Mitkov zeichnet den Falk um Lichtjahre besser als HRW! (Hat aber auch mehr Zeit)

flohte2
31.05.2020, 10:56
Aber zu Neanders eigentlicher Frage: Das Durchschnittsalter kann ich leider nicht senken, doch erinnern an eine Zeit, in der die erschwinglichen Piccolos (20 Pfennig) mit Rittern, Dschungelhelden und später auch Weltraumfahrern die höchstwillkommene Überall-Literatur waren.
Ein erstes Heft gab es bei mir nicht. Stattdessen erlebte ich bei einem Besuch bei einem Freund aus der Nachbarschaft eine volle Breitseite von Comics aus der Sitzbanktruhe in der Küche. Akim, neue Abenteuer, die Geschichte mit den Römern, war, glaube ich, eines der ersten von den Stapeln, die mir entgegenquollen. Natürlich mitten drin im Abenteuer, aber dank Zusammenfassung der Handlung auf der ersten Seite kapierte ich schnell, was da gerade geschah.
Aus mir heute unbekannten Gründen begrenzten sich meine dortigen Besuche auf wenige Male.
An diese Kücheneckbank und diesen beneidenswerten Freund, der dank einer finanzkräftigen Oma wöchentlich das gesamte Heftsortiment unseres Kiosks einkaufen konnte ( und leider alles andere als pfleglich behandelte ) habe ich noch oft gedacht.

ElSche
31.05.2020, 11:45
Dann nutz ich mal die Gelegenheit mich zu "outen" :D Finde ich ne ganz prima Idee! Ich wollte sowieso schonmal hier im Hansrudi Wäscher Bereich was beitragen, das bietet sich ja dann jetzt an.

Ich bin meines Zeichens hauptsächlich Manga Leser, wobei ich mich in letzter Zeit auch mit Superhelden Comics auseinandersetze. Da ich Jahrgang 94 bin, bin ich entsprechend in die Anime und Manga Boomperiode hineingeboren, und seit ich 16 bin, bin ich auch mehr oder weniger konstanter Manga Leser.

Zu HRW bin ich auch über Mangas gekommen. Klingt komisch, ist aber so :D Zumindest, wenn ich das richtig rekonstruiere, aber wenn ich mich nicht täusche, dann war es so:
Vor knapp drei Jahren hatte Joachim Kaps, ehemaliger Chef beim Manga Verlag Tokyopop, einen neuen Verlag gegründet, Altraverse. Und da ich das ganz aufregend fand, recherchierte ich vor ca. zwei Jahren zu Herrn Kaps ein wenig. Dabei stolperte ich dann über seine Zeit bei Carlsen. Dort war er wohl der Lektor von Dragonball, als es erstmals rauskam. Und jetzt kann sich evtl. schon der ein oder andere schon fast denken was kommt, aber wenn nicht: Bei Carlsen in den frühen 90ern stieß ich auf Andreas C. Knigge.
Der Wikipedia Artikel zu Herrn Knigge las sich extrem spannend, also hab ich wieder die Internetsuchmaschine angeschmissen, und irgendwann, ob man nun will oder nicht, landet man dann auch bei seinem Buch "Allmächtiger".
Den Namen Hansrudi Wäscher hatte ich vorher noch nie gehört. Ich glaube von Sigurd hab ich mal gehört , aber ich würde es nicht mehr beschwören. Sprich ich war völlig unwissend und entsprechend neugierig.
Ein paar Google Stunden und einige Interviews, Artikel und Kontroversen später war mein Interesse geweckt.

Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam, dass ich mein erstes HRW Buch kaufte; evtl. schlug mir Google, dieser Datenräuber, das Buch vor, evtl. hab ich auch konkret danach gesucht, ich kann es nicht mehr sagen. Aber das erste HRW Medium in meinem Besitz war der dritte Band der "60 Jahre Sigurd" Reihe.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich ging mit einem kleinen Schmunzeln daran , nach dem Motto: "Mal gucken was die Leute comicmäßig früher so gelesen haben". Zu meiner Überaschung wurde ich aber tatsächlich gut unterhalten. Die Handlung um die Seeräuber ist spannend, die Charaktere sind symphatisch und vor alle Dingen der Fluss beim Lesen beeindruckte mich. Der Herr Knigge schrieb hierzu (ich paraphrasiere), dass das Tempo in HRW eher an Mangas erinnere, als an franko-belgische oder amerikanische Comics. Und das kann ich nur unterstreichen. Es ist schwer zu erklären, finde ich. Irgendwie ist alles immer in Bewegung, es gibt weitaus weniger Stillstand, als in amerikanischen Comics, würde ich sagen. Ich glaube deswegen gefiel mir Sigurd auch direkt und ich musste mich weniger umgewöhnen, als bei den amerikanischen Comics.
Daraufhin legte ich mir weitere Bände der 60 Jahre Sigurd Reihe zu und schließlich irgendwann die grüne Buchreihe von Hethke. Davon las ich die ersten 7 Bände.
Ein paar Worte zu Sigurd: Ich liebe Bodo. Bodo ist so ein unterhaltsamer Sidekick. Einerseits ist er nicht Sigurds "damsel in distress". Für jede drei mal, die Sigurd Bodo rettet, rettet Bodo Sigurd einmal. So grob überschlagen. Er ist also nicht nutzlos. Zudem ist er lustig (ich liebe die kurze Zeit, als er einen Hut hat, der dann "zerschossen wird" und Bodo Rache für seinen Hut nehmen will), aber nicht albern; man kann ihn immer ernst nehmen.
Sigurd wiederum ist ehrbar, aber nicht blöd. Das finde ich auch sehr angenehm. Blöde Protagonisten, die in jede Falle tappen, gibt es in Mangas zu Hauf. Sigurd und Bodo passiert das zwar auch oft genug, aber Sigurd bleibt am Ende der Geschichte immer der überlegene Stratege. Und das ist so "retro" das es echt erfrischend ist.
Nach den ersten sieben Bänden kam ich dann irgendwie vom Lesen ab. Nicht, weil es keinen Spaß machte, aber ihr kennt das ja evtl.; irgendwas kommt im Leben immer dazwischen. Und so war es bei mir bis zu Corona wieder recht still an der HRW Front.
Aufgrund von Corona habe ich jetzt aber mehr Zeit als gedacht zu Hause und da wollte ich das HRW lesen wieder aufnehmen. Sigurd liegt leider bei meinen Eltern, da komm ich dank Corona momentan nicht dran. Zufällig hab ich dann bei ebay günstige Angebote für die Hethke Bücher von Roy Stark und Falk gesehen. Da ich eh Geld für einen Urlaub gespart hatte, der Dank Corona nicht passiert, habe ich mein Geld in die Bücher investiert.
Stand heute habe ich Roy Strark ausgelesen und bin bei Falk beim dritten Band.
Roy Stark gefiel mir wirklich ausgesprochen gut, das ganze war so absurd, aber irgendwie funktionierte es. Auch hier ist das Action-Humor Verhältnis wieder on point, wie der Neudeutsche sagt. Mein liebster moment war, als Roy mit dem Urmenschen im Hintergrund rang und die beiden Herren Pofessoren sich im Vordergrund über die Zeitmaschine und ihre Bedeutung unterhielten. Herrlich :D Die Urzeit Geschichte gefiel mir etwas besser als die mit den indischen Fürsten; irgendwie war mir der Kampf mit dem Gorilla und alles danach etwas albern. Übrigens wie viele Jahre bevor Battle Royal es berühmt gemacht hat, hat HRW schon eine "Nur einer überlebt, während alle sich versuchen zu ermorden" Geschichte geschrieben? Irgendwie fasziniert mich das.
Zu Roy selber gibt es im Grunde nicht so viel zu sagen, aber ich finde, er ist schon ne richtig coole Socke.
Außerdem mag ich Cin-Cin als Sidekick, wobei er ehrlich gesagt ein Redesign bedürfte. Er ist wieder ein nütrzlicher Sidekick, ähnlich wie Bodo. Mehr als einmal rettet er Roys Allerwertesten.
Übrigens, wie spricht man Cin-Cin aus? Chin-Chin (ausgesprochen tschin-tschin) auf japanisch ist nämlich ein Kinderwort für den einteiligen Part des Unterleibs. Ein wenig irritierend, aber ich bin darüber hinweggekommen :D
Bei Falk habe ich noch nicht viel gelesen, aber ich finde es gut, dass Falk ein großes Ziel hat und nicht wie Sigurd einfach nur als guter Mensch durch die Gegend zieht. Das gibt beiden ihren eigenen Geschmack. Die erste Story rund um die Rettung der Burg und dem Doppelgänger (mit denen hatte es Herr Wäscher ja anscheinend. Doppelgänger und Haie im Wasser, unumgängliche Probleme der HRW Welt :D ) war ein guter Start für Falks Abenteuer, wobei ich es am Ende etwas ärgerlich finde, dass ich nicht weiß, ob der Kaufmann nun gnädig bestraft wurde oder nicht.
Mal schauen wo mich das ganze noch hinführt.

Ja, dann sag ich mal vielen lieben Dank fürs Lesen und ein herzliches Hallo an die ganze HRW Community!

frank1960
31.05.2020, 13:36
Nun, ich fand Hate`s Bemerkung so despektierlich nicht, dass man gleich mit so hartem Geschütz zum Schweigen auffordern muß.

Mag sein. Wenn er gemäß der Vorgabe wenigstens etwas gelesen, hätte Ich geschwiegen.

Neander
31.05.2020, 16:50
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Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für alle zahlreichen Wortmeldungen und Beiträge, darunter sowohl der fast schon kryptische Beitrag von ElSche - einer von Denen, die ich hier herzlichst willkommen heiße und die mich zu meinem hiesigen Tun stark inspirieren - als auch der vom "The Hateful One", der ebenso Guten Willens war und sich zumindest für viel Geld Knigges HRW-Bibel "Allmächtiger" zugelegt hat, bevor er sich nach dem Einverleiben der immerhin ersten 80 Seiten wieder mehr dem Weltlichen zugewandt hat, wo auch noch viele Herausforderungen auf ihn warten.

Und ja, es heißt zwar, dass Comicleser um die 50 Lenze und noch mehr Leseflugstunden auf dem Rücken schon mal gut und gerne einen Strauß mehr als Andere ausfechten, aber in diesem friedlichen und toleranten HRW-Forum für Mehr- und Minderheiten braucht es keine Geschütze mehr, um eventuell "Andersgläubige" zum Schweigen zu bringen, und trotz Falk und Sigurd inspiriert und piekst eine humorvoll platzierte Feder mitunter etwas mehr als ein spitzer Degen oder ein scharfes Schwert.

:fechten:

Es freut mich, dass dieses Thema hier anscheinend allgemeines Interesse gefunden hat ...

frank1960
31.05.2020, 17:21
Wohl wahr. Der böse Frank ist auch schon innerlich niedergerungen, um dem blühenden Blödsinn verbreitenden 60er wieder Platz zu schaffen.

Neander
31.05.2020, 18:15
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... was mich sofort, werter Frank1960, dahingehend inspiriert, den von Dir dankenswerterweise so geschaffenen Platz in nachfolgendem Thema http://www.comicforum.de/showthread.php?105833-Hansrudi-W%E4scher-Fanclub-International-Das-Journal&p=5631538&viewfull=1#post5631538 für eine große "Damals war's-Forsetzungsgeschichte zu nutzen, die, sofern sie entsprechenden Anklang findet, in loser Folge im mehreren Kapiteln im Foren-Thema "Hansrudi Wäscher Fanclub International - Das Journal" fortgesetzt werden kann.

Der in der Nähe von Wien lebende Karl Aigner, Autor dieser "Damals war's-Geschichte der besonderen Art", annähernd genauso jung wie mein Alterego, war ebenso wie ich in den letzten drei Jahrzehnten auf sehr vielen Comic-Events in Köln, München und Erlangen sowie auf zahlreichen Perry Rhodan-Cons anzutreffen. Zu großen Teilen waren wir sogar auf unseren eigenen Archiv-Fotos abgebildet. Wie wir später erstaunt feststellten, hatten wir uns bei diversen "Paparazzi-Einsätzen" auch einander fotografiert, ohne es zu bemerken, und Jahrzehnte später darüber gestaunt, wie klein die Comic- und Roman-Welt doch ist.

Beim späteren Kennenlernen haben wir dann festgestellt, dass wir aufgrund "annähernd gleichen Baujahrs" nahezu die gleiche Comic- und Romanhistorie durchlaufen haben, was nun der Anlass zur "Damas war's"-Fortsetzungsgeschichte wurde, deren ersten von womöglich vielen Teilen Ihr unten stehend lesen könnt. Falls Ihr mehr davon lesen wollt, könnt Ihr dies gerne mitteilen, ausreichend "Stoff" ist vorhanden ...


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Von damals bis heute


Ein (Sammler-)Leben zwischen Romanen und Comics


Ein nostalgischer Lebensreport von Karl Aigner



http://www.comicforum.de/photopost/data/500/Charly65-600-800-072.jpg

Karl Aigner, in der Nähe von Wien lebend, nach getanem Autorenwerk.. © Foto: K. Aigner


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/001_A-Teddy-140-200-300.jpg......http://www.comicforum.de/photopost/data/500/001_A-Hoch_zu_Ross-200-200-072.jpg......http://www.comicforum.de/photopost/data/699/001_A_Lesedecke-200-200-072.jpg

Kindheitsfotos von Karls ländlichem Umfeld während der 50er Jahre . © Fotos: Karl Aigner




Von damals bis heute - Nostalgischer Lebensreport von Karl Aigner - Kapitel 1: Die Vorschulzeit


Wenn ich nun im fortgeschrittenen Stadium meines Lebens, meinem „Ruhestand“, die Zeit Revue passieren lasse, dann weckt eigentlich meine Kindheit / Jugend die schönsten Erinnerungen.


Um was handelt es sich da? Meist um die einzige Unterhaltung, die es damals für Kinder gab, nämlich Heftln, heute Comics genannt. Ab der Volks- oder Grundschule kamen Bücher dazu, für die fortgeschrittene Jugend dann Romanhefte. Die wohl langlebigste Serie ist Perry Rhodan, die viele von unserer Klientel bis heute mitbegleitet. Und wie Akim, Sigurd oder Nick, der Weltraumfahrer, über den viele von uns zur größten Science Fiction-Serie der Welt, zu Perry Rhodan, kamen, uns von der Jugend her, über die Berufsschule, Arbeit, Familiengründung und einem langen Leben bis zum Ruhestand, wie ein guter Freund begleitete, so schritt auch der Erbe des Universums mit uns her.


Im Herbst 1954 geboren, war ich das Kind von Eltern, die aufgrund der Kriegswirren einen zweiten Neuanfang starteten. Und das im Alter von rund 40 Jahren. In „unserer“ Gasse, ja eigentlich so ziemlich im ganzen Dorf, gab es keine gleichaltrigen Freunde. Die Nächstältesten waren rund 10 Jahre älter, so wie mein Stiefbruder, etliche „Jungs“ innerhalb der Ortschaft, und auch des Nachbars Töchterlein, die Herta.


Bevor sich Freundschaften in der Volksschule bildeten, gab es eigentlich nur einen Ort, an den es mich hinzog, nämlich zum unmittelbaren Nachbarn.

Konnte ich schon überhaupt gehen? Oder krabbelte ich auf allen Vieren hinüber?

Jedenfalls war die Herta, die jüngere von zwei Töchtern der Nachbarn ein wunderbarer Spielgefährte, anfangs fast eine Art Mutterersatz, dann Beschützerin und Freundin. Und hatte sie einmal keine Zeit, so hatte sie genug Comic-Hefte, mit denen ich mich selbst beschäftigten konnte und durfte.

Oder ihr Teddy musste „herhalten“, ein grauer Wolfsspitz. Tja, einmal habe ich es wohl übertrieben, denn da biss er zu. Dennoch war er mein Freund.



http://www.comicforum.de/photopost/data/699/001_A-Teddy-560-797-300.jpg

Beim Nachbarn mit Teddy, Herta und ihrer Mutter. Da war ich ca. 10.. © Foto: K. Aigner



An meine Familie selbst, habe ich von meinen ersten Lebensjahren fast keine Eindrücke. Aber meine Eltern waren damals mit dem Hausbau voll beschäftigt. Mein Vater bekam nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft einen Job am Kremser Hafen. Mutter war Hausfrau und bewirtschaftete einen Garten und Nutzvieh. Durch Obst- und Gemüseverkauf am städtischen Markt besserte sie die Haushaltskasse etwas auf.


Unterhaltung war Luxus, welchen es nicht gab. Ein Radio war das Tor meiner Eltern zur weiten Welt. Spielzeug war auch Mangelware. Aber irgendwann entdeckte ich in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre in unserem Dachbodenraum, noch oberhalb der Mansarde, eine Leiter, die unter einer Holzluke stand und wenn man da sich durchquetschte, man in einen nur rund eineinhalb Meter hohen Zwickel landete, wo ein alter verstaubter Lederkoffer stand. Dieser war fast randvoll mit Comic-Heften der unterschiedlichsten Formate gefüllt. Er gehörte meinem Stiefbruder Peter, der zu diesem Zeitpunkt schon andere Interessen hatte.


Heute kann ich berichten, dass da jede Menge Piccolos von Akim, Sigurd, Nick, weiters von Kinowa, Blauer Pfeil und Wildwest waren, Hefte im Querformat, wie Der fliegende Holländer, sowie Bambino, Großbände wie Micky Maus-Hefte, Fix und Foxi, Pit und Alf, Hot Jerry, Rocky Lane, Prinz Eisenherz, jede Menge Tarzan aus dem Mondial-Verlag, weiters Nyoka, Yabu, Wildwest, Texas, Der fidele Cowboy, Der lustige Augustin, Horrido, Akim, Sigurd, Hacky, Hot Jerry, 3 Musketiere, Prärie, Robinson, u.v.a.



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Akim-Piccolos Nr. 47 (mein erster Ty Rex), Nr. 66 (der General schien ein alter Bekannter zu sein) und
Akim-Piccolo 78 (die rasende Bestie machte mir Angst).© Akim: Hansrudi Wäscher/becker-illustrators



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Akim-Piccolos Nr. 92, Vulkania.© Akim: Hansrudi Wäscher/becker-illustrators


Manche Piccolos, sehr viele waren ohne farbigen Umschlag und somit ohne Logo und Heftnummer, verwirrten mich dann doch etwas. Da hatte ich das Akim-Piccolo „Krieg im Sumpf“ wo Akim letztlich im Reich Vulkania landete. Und dann hatte ich auch noch das Heft „Vulkania“ (ohne Umschlag!), aber das war von einem „guten“ Zeichner. Insider werden jetzt schmunzeln, denn später schickte Hansrudi Wäscher den Dschungelhelden nochmals in dieses Reich.

Eine ähnliche Sequenz war auch das unser „Meister“ die frühere Rolle des japanischen Generals Samura wiederbelebte.



http://www.comicforum.de/photopost/data/699/003_Sigurd_Piccolos-569-765-300.jpg

Sigurd-Piccolos (Reprints)....© Sigurd: Hansrudi Wäscher / becker-illustrators


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/004_Nick_Piccolo_Reprint_7_9_50-560_754-300.jpg

Copyright Nick und Charaktere: Hansrudi Wäscher/becker-illustrators
Nick-Piccolos 7, 9, 50 (natürlich fehlten mir immer die Fortsetzungen)


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/005_Wildwest_Kinowa_Blauer_Pfeil_Piccolos-560-776-300.jpg

Piccolos von Wildwest und Kinowa (das italienische EsseGesse-Studio
lieferte Spitzenqualität) sowie Lehnings Blauer Pfeil, „mein Klassiker“


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/006_Bambino_und_Wildwest_Piccolos-560-732-300.jpg

Nochmals Wildwest und Bambino, das auch im Doppelpiccoloformat erschien.


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/007_Pit_und_Alf_Silberpfeil_Piccolos-560-502-300.jpg

Piccolos von Silberpfeil (war nicht mein Ding) und Pit & Alf



Dieser oberste Dachbodenraum wurde mein Rückzugsgebiet, quasi ein Terra incognita. Auch wenn ich noch nicht lesen konnte, so konnte man doch „teilweise“ aufgrund der Bilderfolge erahnen, was da los war. Nur alle heiligen Zeiten musste der Rauchfangkehrer dort rauf um den Kamin zu putzen. Dort oben vergaß ich die Zeit und die Welt rund um mich. Auch die riesigen Wespennester und drückende Hitze im Sommer, störten mich nicht. Mutter suchte mich oft stundenlang und rief sich die Seele aus dem Leib, aber kein Karli antwortete.


Wird bei Interesse in loser Folge in nachstehendem Thema fortgesetzt: http://www.comicforum.de/showthread.php?105833-Hansrudi-W%E4scher-Fanclub-International-Das-Journal&p=5631538&viewfull=1#post5631538

ElSche
31.05.2020, 18:16
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Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für alle zahlreichen Wortmeldungen und Beiträge, darunter sowohl der fast schon kryptische Beitrag von ElSche - einer von Denen, die ich hier herzlichst willkommen heiße und die mich zu meinem hiesigen Tun stark inspirieren

Dankeschön, sehr nett von dir. Wenn ich irgendetwas entschlüsseln muss, dann sag einfach Bescheid :)

jo.wind
01.06.2020, 13:43
Jetzt mit etwas weniger Text:

Die ersten Lehning-Großbände lernte ich aus Wundertüten kennen. Dann bekam ich noch die letzten 6(!) Sigurd Hefte als Neuerscheinung. Dann war erst mal nix.
Als Hethke die Wäscher-Geschichten brachte, war ich schon Comicsammler und dann bin ich richtig eingestiegen!

flohte2
22.06.2020, 09:14
Zu Beitrag #11: Würde mich sehr über eine Fortsetzung deines Berichts freuen

Neander
22.06.2020, 19:15
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Ich werde Dein Posting an Karl, der hier (noch nicht) reinschaut, weiterleiten. Der wird sich über motivierende Resonanz sicherlich freuen.

flohte2
16.09.2020, 09:27
Scheinbar hat Karl doch keine Lust mehr. Sehr schade.

Neander
17.09.2020, 00:05
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Es liegt keinesfalls an Karl, sondern an Demjenigen, der aktuell aus privaten wie gesundheitlichen Gründen leider keine Zeit und Muße findet, dessen gewaltigen Fundus an Aufzeichnungen aus Kindheit, Jugend und Erwachsenenzeit aufwendig umzuarbeiten bzw. forenkompatibel zu machen, um ihn danach einzupflegen. :(

Auch in Karls Namen, der bis vor kurzem Foren nur vom Hörensagen kannte, bitten wir hier b. a. w. höflichst um Verständnis. Sobald sich eine Gelegenheit ergibt, die Aufzeichnungen fortzusetzen bzw. weiterzumachen, wird sowohl hier wie auch in der HRW-Tafelrunde darauf hingewiesen. :cool:

flohte2
17.09.2020, 08:54
Danke für diese - wenn auch betrübliche - Nachricht. Unbekannterweise meine besten Wünsche an Karl, was immer ihn auch z.Zt. bedrückt.

Neander
17.09.2020, 23:25
Danke für Dein Verständnis. Die Betreffenden sind informiert. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, geht es - ohne Druck - selbstverständlich weiter!.:cool:

Donaldist
01.12.2020, 21:56
Nach geschätzten sieben Jahren hab ich mich mal wieder in dieses Forum verirrt, und siehe da, meine Anmeldung funktioniert noch.

Was liegt da näher, als einen längst eingeschlafenen Faden wiederzubeleben? Dann beteilige ich mich auch mal an der mittlerweile 6 Monate alten Frage.

Ich bin zwar ein Spätleser, aber lese dennoch seit einem Vierteljahrhundert. Der Weg zu HRW war nicht ganz so geradlinig. Als großer Fan des Mediums Comic hab ich in meiner Jugend (bin Jahrgang 1972) auch Superhelden aus dem Condor-Verlag konsumiert, hier insbesondere die "Die Spinne" Hefte, auf der zweiten Umschlagseite wurde im Vorwort auch immer mal wieder die Sprechblase angesprochen, in dem Zusammenhang hörte ich erstmals den Namen Hansrudi Wäscher (der Name, besonders der Vorname, klang für mich nach spießigen Comics aus den muffigen 50er Jahren).

Ein paar Umwege später kam ich dann auch mal zu einem Exemplar der Sprechblase, konnte damit aber nicht so viel anfangen. Dann besuchte im Sommer 1989 (?) die erste saarländische Comicbörse, ich glaube, die hieß so. Da fand ich unter anderem die ersten drei Nick Softcover vom Hethke-Verlag für je DM 2,- mit den ersten ungefähr 30 Piccolo-Heften. Dachte mir, die sechs Mark investiere ich mal. Habe dann später an einem langen Wochenende die Alben gelesen. Ich war etwas irritiert, weil Xutl einerseits grün, andererseits aber sehr dunkel war (hab das erst viel später gerafft, dass die Zeichnungen im Original schwarz-weiß waren und mit den Schraffierungen die grüne Hautfarbe dargestellt wurde, was dann bei kolorierten Nachdrucken zu Irritationen führte, zumindest bei mir). Ich wusste auch nicht, dass in jedem Album 10 Piccolo-Hefte abgedruckt waren. Ich wusste nicht mal, was Piccolo-Hefte sind. Weit vor meiner Zeit.

Ich war auf alle Fälle begeistert von den drei Alben. Fand auch reichlich Werbung für die übrigen Piccolo-Serien-Nachdrucke von Hethke. Hab mir einen Überblick über die fünf großen Wäscher-Piccolo-Reihen verschafft. Stand damals, Anfang der 90er: Nachdruck von Sigurd 1-324 für 1200,- (viel Geld, aber auch viele Hefte), Akim 1-197 für 500,-, Tibor 1-187 für 600,-, Nick 1-139 für 700,- und den Falk gab es noch nicht als Nachdruck (Preise damals beim Comichändler meines Vertrauens aus Nürtingen). Und dann bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe mir das beste Preis-/Leistungsverhältnis bestellt, knapp 200 Akim-Hefte für 500 DM. Habe in Erinnerung, dass ich das viele Geld in zwei oder drei Raten bezahlt habe.

Umso größer die Freude, als ich dann ein großes Paket erhielt, es handelte sich um vier Leitz-Ordner, bestückt mit den schwarzen Piccolo-Hüllen, allein das Zubehör hätte schon mehr als 100 DM gekostet, wenn ich es mir hätte besorgen wollen. Die Ordner standen dann erst mal bei mir rum.

Nun ergab es sich, dass ich im Rahmen meiner Bundeswehrzeit auf einen sechsmonatigen Lehrgang ins tiefste Bayern geschickt wurde. Sechs Monate, knapp 200 Hefte, da hatte ich doch einen guten "Adventskalender". Gerade am Anfang konnte ich mich nur schwer zurückhalten, so ein Piccolo war ja doch recht schnell ausgelesen, ich habe die ersten 10 Hefte an zwei Tagen gelesen, dann hab ich mich gezwungen und beherrscht, jeden Tag ein Heft, und das ganze so aufgeteilt, dass ich am letzten Tag des Lehrgangs, dem Rückreisetag, Akim Neue Abenteuer 197 gelesen habe. Ja, ich musste nicht ewig lang auf den Abschlussband warten. Gnade der späten Geburt.

Nach und nach besorgte ich mir den Tibor und dann auch noch den Nick (der mir durchaus weh getan hat, die teuerste der drei Serien und die mit Abstand wenigsten Hefte). Der Sigurd wurde Mitte der 90er von Norbert Hethke ja noch mal in einem neuen und verbesserten Nachdruck aufgelegt, der Falk erstmals, beide Serien hatte ich direkt beim Verlag im Abo.

Mittlerweile besitze ich das meiste von Wäscher. Mit dem Lesen sieht es nicht ganz so gut aus. Die Akim Neue Abenteuer Serie war die erste. Und ich räume gerne ein, dass ich schon beim ersten Lesen einige Aspekte nicht soo toll fand, aber immer noch gut genug, um mit Freude weiterzulesen. Aber dass in den ersten Hefte beinahe in jedem Piccolo Leute gestorben sind, das hat mich doch schon irritiert. Wurde ja dann schnell besser. Sobald Akim vor einem Berg stand konnte man sicher sein, es gibt irgendwo eine Höhle, durch die er läuft, um auf der anderen Seite in einem völlig fremden Land rauszukommen, das noch nie ein Mensch erblickte. Obwohl es doch eigentlich nur durch den Berg von seiner Heimat getrennt war? Medizinmänner waren fast immer Schurken, Häuptlinge mal so und mal anders. (Anmerkung: war bei Pedrazza noch mal eine Spur heftiger. Da konnte Akim durch eine Höhle hinter einem Wasserfall laufen und trat dann in ein Tal mit völlig eigenem Himmel, der Wasserfall auf der anderen Seite der Höhle, der existierte hier gar nicht mehr. Höhlen bei Pedrazza waren eigentlich immer Wurmlöcher)

Tibor, die erste Serie, hab ich im Anschluss gelesen, hat mir da schon besser gefallen. Die zweite Piccolo-Serie hatte ich in den schwarzen Büchern, und die Großband-Serien von Akim bzw. Tibor benötigte ich nicht, da sie keine neuen Abenteuer beinhalteten.

Irgendwann begann ich dann auch, meinen Wäscher-Favoriten zu lesen. 139 Piccolo-Hefte und anschließend die 121 Großbände (die ich in den Softcover-Alben von Norbert Hethke gesammelt hatte). Gefolgt von den damals aktuellen Sprechblase-Episoden um die Weltraum-Sphinx, die dann in den blauen HC-Bänden und anschließend in den Piccolos fortgesetzt wurden. Von Wäscher immerhin noch geschrieben, aber nicht mehr gezeichnet.

Nur die Ritter-Serien, da kam ich nie so richtig zu. Bis ich in 2010 eine komplette berufliche Neuorientierung angehen musste. Wieder mehrmonatige Lehrgänge, da bot sich ja der Sigurd-Adventskalender geradezu an. Zunächst 324 Piccolos, anschließend noch mal 134 Großbände, aufgeteilt in die gelben Bücher Band 10-28, die ersten Hefte in den Softcover-Alben 37-59. Das funktionierte eigentlich ganz gut, bis ich die Alben durch hatte und die Bücher nicht mehr finden konnte. Erst zwei Jahre später tauchten die wieder auf und ich beendete die Lektüre.

Was noch zu lesen bleibt? Die roten Sigurd-HC-Bände von Hethke, die dritte Piccolo-Serie, die ich nach einigen Nachkäufen jetzt von 1-520 besitze, ein paar der neueren Dinge (diese neun Piccolo-Nachdrucke mit zwei Covern). Bei den neuen Großband-Abenteuern hab ich keinen Überblick.

Falk hab ich noch gar nichts gelesen. Das sind 164 Hefte der ersten Serie (Nachdruck Hethke), die zweite Serie (1-17 und die Nachfolgereihe liegen vor, letztlich 1-91), und die Fortsetzung der Hethke-Piccolos 165-284. Dazu die Großbände. Hatte ich ursprünglich in Buchform, hab mir aber mittlerweile die Großbände im Original besorgen können. Wenn ich mal irgendwann soweit bin. Von der dritten Piccolo-Serie hab ich nur ein paar Hefte.

Nick-Piccolo-Fortsetzung 141-401, da fehlen mir nur zwei Zweierpacks am Ende 393-396, gelesen hab ich die damals tatsächlich bis ca. 210, immerhin. Die neue noch laufende Piccolo-Reihe von Speh, da hab ich die ersten 19 Hefte.

Die dritte Tibor Piccolo Reihe hab ich ebenfalls komplett, aber noch nicht gelesen.

Sonstige Serien:
Roy Stark - Bücher sind vorhanden, auch schon gelesen
Jörg und Gert - Alben vorhanden und gelesen, später Kleinband-Nachdrucke besorgt und als Adventskalender gelesen (dafür eignet sich der Gert ganz hervorragend)
Bob und Ben - Alben vorhanden und irgendwann mal gelesen, mittlerweile die Piccolo-ND besorgt, müsste ich aber noch mal lesen, ich weiß nix mehr
Fenrir - 14 Softcover von Hethke vorhanden, nicht gelesen
Nizar - die 32 Piccolo-ND vorhanden, nicht gelesen
Ulf - die 18 Piccolo-ND vorhanden, nicht gelesen
Buffalo Bill - die Piccolo-ND vorhanden (ein Dreierpack fehlt noch), und ein Konvolut aus in einem Hardcover gebundenen Heften vorhanden, ebenso die Nachdrucke von Hethke in HC und SC, noch nichts gelesen
Unheimliche Geschichten - die HC von Hethke und die Piccolo-Hefte vorhanden, wenig gelesen
Hansrudi-Wäscher-Buch - verschlungen
Fehl: Allmächtiger, Nick Auf zu den Sternen, und derlei Produktionen

So, hab ich jetzt genug geprahlt mit meiner Sammlung? Die Zusammenfassung:
Wäscher war klar vor meiner Zeit, ich hab ihn Anfang der 90er entdeckt im Alter von um die 20 probiert, für gut gefunden und mir umfangreiches Material besorgt, teilweise gelesen, aber auch noch einiges vor mir. Da ich aber auch reichlich anderes lese komme ich nicht hinterher.
Keine Ahnung, wo das Durchschnittsalter liegt, es wird nur wenig über dem der Donaldisten liegen, ich werde ihn mit meinen zarten 48 Jahren vermutlich dennoch ein wenig nach unten drücken (genau wie bei den Donaldisten).

Liest das eigentlich noch jemand?

Neander
02.12.2020, 00:05
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Wow, danke für Deinen tollen Beitrag, werter Donaldist!

Ein herzliches "Welcome back" im Hansrudi-Wäscher-Foren-Zweig, der speziellen Heimstatt für Liebhaber zahlreicher Roman- und Comic-Spielarten und Stilrichtungen aller Couleur, wenn auch mit Schwerpunkt Wäscher!


...Liest das eigentlich noch jemand?

Selbstverständlich liest das hier noch jemand!!! Die lesenden Hardcore-Fans und inzwischen leider auch zu großen Teilen schon Corona-Hauptrisikogruppe findest Du hier: http://www.hrw-fanclub.de/

Schön, dass Du uns etwas hilfst, den Altersdurchschnitt wieder ein wenig nach nach unten zu drücken, denn mit dem Alter sieht es hier in etwa so aus wie dem der sportlichen HRW-Vorstands-Jungs in ihren kurzen Hosen, die auf dem altbackenen s/w-Mannschaftsfoto von 2014 abgebildet sind. Da sich viele bereits im Ü60-Veteranen-Alter bewegen (und teilweise bewegen lassen), wurde inzwischen damit begonnen, die (HRW-) Comic-Player mit "Jungspunden" wie beispielsweise Gerhard Förster aufzufrischen. Die etwas erfahreneren (HRW-) Comic-Leser und Clubmitglieder werden uns auch trotz Corona hoffentlich noch längerfristig erhalten bleiben, weil das Lesen in diesem Alter schon etwas ungefährlicher und weniger anstrengend ist als ständig Hochleistungssport zu betreiben... ;)



Die Sprechblase und der HRW-Fanclub.- stets sowohl am Comic als auch am Ball !!!


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/A-1-B-800-AA-2-hrwfcb-Elf-sw-retro.jpg


"Die Mannschaft" - Die 2014er Vorstands-Elf des HRW-FC Bayern mit Ösi-Verstärkung Gerhard Förster.© Foto:.toniropress

Ob Comics oder Fußball - die internationalen Jungs vom HRW-Fanclub Bayern und der "Sprechblase" sind fast immer am Ball! Hier die erste Mannschaft: In der vorderen Reihe von l. n. r. der "Bayernblock" um Spielführer Sepp Schrottner, L. Kobler, H. Karbaumer, Sepp Liebl und L. Penzenstadler sowie in aufrechter Haltung von links nach rechts G. Renner (Torwart/Manager), Toni Rohmen, R. Gröner, D. Herold, Michael Tarkmann (Schatzmeister) und "Sprechblase"-Regisseur Gerhard Förster.

Manfred G
02.12.2020, 07:12
Das ist ein ausführlicher Beitrag, vielen Dank! Es ist sehr interessant zu lesen wie andere dazu kamen Hansrudi Wäscher Comics kennen und lieben zu lernen. Ich bin Jahrgang 1960 und habe diese Comics über Wundertüten auf der Kirmis (1973?) und einzelne Hefte meines älteren Bruders zum ersten mal gelesen. Da ich später begeistert war von den Nachdrucken des Hethke Verlag, aber auch feststellte dass immer wieder die gleichen Reihen in verschiedener Form und Qualität nachgedruckt wurden habe ich hier im Forum eine Checkliste erstellt:
https://comicforum.de/showthread.php?116610-Checklisten-Nachdrucke-und-Sonstiges-von-Hansrudi-W%C3%A4scher
Vielleicht kennst du diese nicht (und natürlich werden die Beiträge gelesen, nur leider posten mittlerweile wenige im Forum).

Donaldist
03.12.2020, 22:58
Ich kenne diese Checklisten (eine von drei Lesezeichen, die seit vielen Jahren in meinem Browser schlummern). Gibt es eigentlich auch eine Übersicht über die Fortsetzung von Wäscherserien durch andere Zeichner? Ich oute mich jetzt wieder als Unerfahrener, der nur selten in diesem Forum stöbert. Ich habe in den Faden "Fortsetzungswünsche von Wäscherserien durch andere Verlage" noch nicht reingeschaut. Das hol ich mal schnell nach...

Okay, die erste Seite dieses Fadens habe ich nun gerade gelesen. Sind noch ein paar Seiten übrig, womöglich werden einige meiner Fragen dort noch beantwortet. Ich geh jetzt aber besser mal schlafen, morgen früh klingelt der Wecker.

Neander
07.12.2020, 19:25
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Immerhin hast Du durch Dein Foren-Comeback und Deine Fragen direkt noch ein interessantes neues Thema mit angestoßen:

https://www.comicforum.de/showthread.php?105899-Hansrudi-W%C3%A4scher-Fanclub-Tafelrunde&p=5673766&viewfull=1#post5673766

Wenn das nicht schon mal ein gelungener (Wieder-)Einstieg ist! :)

Donaldist
13.12.2020, 21:27
Sehr gut. Bin richtig stolz auf mich :D

Neander
17.12.2020, 22:50
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In jedem Fall HOCHinteressant erschiene es mir, auch vom Forums-Ast-Vorsitzenden, dazu eine wenigstens kleine Aufhellung bzgl. seines ur-eigenen „Dazustoßens“ erspähen zu dürfen!
Wenn ich mich nicht ganz und gar täusche, war nämlich in einem uralten Posting zu lesen, dass der Fenrir-Zwilling erst „relativ“ spät(?)Deutschlands formidabelsten Zeichner aller gewesenen und noch kommenden Zeiten, für sich einzunehmen gedachte...

Dein kleingedrucktes Posting muss ich wohl seinerzeit übersehen haben. Ich vermute mal, Du beziehst Dich wohl auf meine beiden im Jahr 2011 im Romanclub-Thread gemachten Postings. Auch wenn diese Beiträge nicht einhundertprozentig, sondern nur indirekt in dieses Thema passen, skizzieren diese doch in gewisser Weise aufgrund meines strengen Tibor- und Sigurd-Heftchen-Leseverbotes in meiner Kindheit der 60er-Jahre durch meinen Vater den dadurch "erzwungenen" (Um-)Weg von Fix und Foxi über Karl May und Perry Rhodan wieder zurück zu den HRW-Helden.

Als späte Pointe erhielt dann mein Vater Ende der 90er-Jahre durch meine Vermittlung auf der Intercomic-Messe in Köln von Herrn Wäscher persönlich je ein handsigniertes Tibor- und Sigurd-Heft mit einer von mir vorgeschlagenen Widmung: "... für ..., der bisher noch nie einen Wäscher-Comic gelesen hat". Ob dieser "Unerhörtheit" meldete sich prompt der Schalk in Hansrudi Wäschers Nacken, denn der humorvolle Künstler veredelte die beiden Widmungen nach seinen Unterschriften noch mit jeweils drei zusätzlichen Worten der ihm eigenen Erkenntnis: "Welch ein Glück!". ;)

Mehr dazu in meinen nächsten beiden Beiträgen aus dem Jahr 2011, die ich hier nachfolgend noch einmal als Vollzitate aufführe, auch wenn sie, wie schon von mir erwähnt, nicht mehr so ganz in diesen Thread hier herein passen.

Neander
17.12.2020, 23:05
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Mein Interesse an Karl May und meine Karl May-Romansammlung sind die direkte Folge meines elterlichen Verbotes, als Kind keine Wäscher-Comics mehr lesen zu dürfen, wie meine beiden nächsten Beiträge zeigen werden.


Mein Weg von den Wäscher-Comics zu den Karl May-Romanheften


Gleich bei meinem Schuleintritt als Sechsjähriger 1961 wurde ich zur "Leseratte". Ein Fix und Foxi-Großband (60 Pfennige), ein Tibor-Piccolo von Wäscher (30 Pfennige) und ein Eis für 10 Pfennige waren mein Luxus, den ich mir für mein wöchentliches Taschengeld leisten konnte.

Nachdem dann die Lehning-Großbände mit den tollen Action-Titelbildern von Hansrudi Wäscher, den damals fast niemand kannte, erschienen, wurde mein Taschengeld-Budget von einer D-Mark dermaßen gesprengt, dass ich froh war, bei einem unserer zahlreichen Besuche bei meinen Großeltern im 120 km entfernten Wetzlar meinen Opa dazu überreden zu können, die eine oder andere Wäscher-Serie für mich zu lesen bzw. zu kaufen und aufzuheben.

Als meine Eltern jedoch zum ersten Mal die "gefährlichen" Wäscher-Großband-Titelbilder sahen, wurde uns der Kauf dieser Erzeugnisse von meinem Vater leider sofort verboten und auf´s Schärfste untersagt. Meine Stimmung erreichte einen absoluten Tiefpunkt. Nur Fix und Foxi wurde jetzt noch bei mir geduldet, auch wegen der darin laufenden "Neugebauer"-Serie "Winnetou, der Häupting der Apatschen", die meinem Vater glücklicherweise auch sehr gut gefiel.

Unverhoffte Rettung brachte dann der nächste Besuch bei meinen Großeltern. Mein Opa las in den 50er/60er Jahren sehr viele Western, darunter Tom Prox, Tom Sullivan, Wyatt Earp, Doc Holiday, Billy Jenkins und viele andere Serien. Bei unserer Ankunft legte er 5 Romanhefte für je 70 Pfennige auf den Tisch, deren farbige Umschläge mich faszinierten: Es handelte sich um 5 Fortsetzungen des Abenteuers "Der Schatz im Silbersee", herausgegeben vom Moewig Verlag im Jahr 1961. Mein Vater erlaubte meinem Großvater, mir diese Karl May-Romanhefte zu kaufen bzw. bis zum nächsten Besuch aufzuheben - und die verbotenen Wäscher-Comics waren zunächst einmal vergessen. Ich konnte die nächsten Besuche bei meinen Großeltern kaum erwarten. Es folgten in jeweils fünf Romanheften mit Fortsetzungscharakter "Winnetou I", "Der Ölprinz", "Old Surehand" und nach und nach die bekanntesten Wild-West- und Orient-Abenteuer von Karl May.



Copyright der beiden Titelbilder: Moewig Verlag

http://www.comicforum.de/photopost/data/699/Karl_May_04-Moewig-DSIS-RH4.jpg

Karl May-Romaneinzelheft "Der Schatz im Silbersee" Nr. 4


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/4049-Karl-May-DSIS-SaBa-Moewig.jpg

Fünf Sammelbände mit je fünf eingebundenen Romanheften



Ein Jahr später gab es diese Ausgaben dann sogar als eine Art Sammelband, der fast wie ein Buch aussah, darin eingebunden waren dann jeweils 5 Romanhefte des Moewig Verlages. Dies war in den Jahren 1961/62. Innerhalb dieser zwei Jahre erschienen 40 Karl May-Einzelheftromane und zusätzlich einige Sammelbände, wobei es sich wahrscheinlich um nicht verkaufte Einzelhefte handelte, die danach gebunden wurden. Das Sammelband-Cover entstammte dem Motiv eines der 5 inneren Titelbilder und wurde nur mit einer Sammelband-Nummer und einem höheren Preis versehen. In diesen 2 Jahren war auf den Innenumschlagseiten dieser Karl May-Romanhefte des Moewig Verlages stets von einem gewissen "Erben des Universums" die Rede, denn ich erinnere mich noch in etwa an den Slogan, der auf die neuen Helden der Moewig-Romanheftserien hinwies: "Karl May im Wilden Westen" - "Perry Rhodan im Weltall". Zu dieser Zeit, also fast genau vor einem halben Jahrhundert, wurde der Grundstein zu Perry Rhodan, der erfolgreichsten Science Fiction-Romanserie der Welt gelegt - doch das ist eine andere Geschichte, die hier noch zu erzählen ist.
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Neander
17.12.2020, 23:10
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Auf dem Weg vom Karl May-Romanliebhaber zum HRW-Comicsammler

Nachdem der Moewig Verlag die Karl May-Romanheftserie 1962 einstellte, wurde ich 1963 als Achtjähriger vom Romanheftliebhaber zum Karl May-Buchsammler. Auch Wäschers Tibor und Sigurd wurden jetzt stillschweigend von meinen Eltern geduldet. Anlässlich des Karl May-Jubiläums 1962 brachte der Karl May Verlag Bamberg eine Jubiläumsausgabe, ein ca. 400seitiges Buch mit einem blauen und leider sehr empfindlichen Schutzumschlag heraus.Eine gleichformatige grüne Ausgabe ohne Schutzumschlag erschien als Sonderausgabe im Tosa Verlag Wien. Von Geburtstag zu Geburtstag und von Weihnachten zu Weihnachten wurde ich nun mit Karl May-Büchern beschenkt, die ich nach wenigen Wochen durchgelesen hatte, in den Ferien bereits nach wenigen Tagen. Auch die - aus heutiger Sicht etwas schnulzigen, aber kultigen - Karl May-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker wurden mir eine liebgewonnene Pflicht.

Im Wetzlarer Kaufhaus "Union" konnte ich später als Jugendlicher die beschädigten Umschläge beim Kauf neuer "blauer" Bücher nachbestellen, dabei hatte ich einen genialen Einfall: Ich bestellte ich für die gleichformatigen "grünen" Bücher vom Tosa Verlag die "blauen" Umschläge der entsprechenden Titel aus dem Karl May-Verlag Bamberg. Da mir meine Verwandschaft damals zu Geburtstagen und Feiertagen oft Bücher beider Verlage - aber in der Mehrheit "blaue" Bücher - geschenkt hatte, bekam ich auf diese Weise ein einheitliches "blaues" Bild der Buchrücken in meinem Bücherregal. Auch gefielen mir - das ist jedoch reine Geschmackssache - die Motive und der Zeichenstil der "blauen" Bücher auf dem Umschlag zumindest damals etwas besser.



Copyright Vorderseite: Tosa Verlag Wien

http://www.comicforum.de/photopost/data/699/KarlMay_2-Tosa-Verl_-Vorders_.jpg


Copyright Rückseite: Tosa Verlag Wien

http://www.comicforum.de/photopost/data/699/KarlMay_2_1-Tosa-Verl_-R_cks_.jpg


Für die einheitliche Optik im Bücherregal:

Die "grüne" Sonderausgabe wird per Umschlag
in eine "blaue" Jubiläumsausgabe verwandelt.


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/KarlMay_1-DSIS-KMVB-Umschl_-Vorders_.jpg

Copyright Vorderseite: Karl May Verlag Bamberg


http://www.comicforum.de/photopost/data/699/KarlMay_1_1-DSIS-KMVB-Umschl_-R_cks_.jpg

Copyright Rückseite: Karl May Verlag Bamberg



So wurde ich also durch das Wäscher-Comics-Leseverbot meines Vaters zum Karl May-Romansammler. Inzwischen habe ich mir ja im Laufe der Jahre nachträglich die gewünschte Wäscher-Sammlung - überwiegend in Reprints - zugelegt. Die Wechselwirkungen in dieser etwas ungewöhnlichen Geschichte zeigen, dass das eine oder andere Romanclubthema durchaus schon mal auf Hansrudi Wäscher oder seine Comics zurückzuführen ist.

Ein diesbezüglich krönendes Ereignis fand auf einer "Intercomic-Messe" Ende der 90er Jahre auf der Bühne in der Mülheimer Stadthalle statt. Während mein Vater, der in diesen Jahren oft die Messe-Fotos für Norbert Hethkes Sprechblase machte, sich zwischendurch um Frau Wäscher kümmerte, signierte Herr Wäscher, dem ich die o. g. Vorgeschichte erzählt hatte, auf meinen Vorschlag hin jeweils ein Sigurd-Heft und ein Tibor-Heft mit Widmung für meinen Vater mit dem Zusatz: "... der bisher noch nie einen Wäscher-Comic gelesen hat" und versah nach seiner Unterschrift den Text mit drei zusätzlichen Worten der ihm eigenen Erkenntnis: "Welch ein Glück!". Ein großer Kreis hatte sich damit wieder geschlossen. .
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falkbingo
11.01.2021, 11:37
Zwei einschneidende Erlebnisse von August 1961 sind bis zum heutigen Tage prägend für mein weiteres Leben geworden.

Zum einen mein Respekt gegenüber Autos, zum anderen meine große Liebe zu den Comics. Irgendwann im besagten August lief ich vor unserer Haustür über die Straße. Mit meinen knapp 6 Jahren hatte ich wohl angenommen, dass ich mit dem Autoverkehr nichts zu tun hatte.
Ich wurde aber sofort eines besseren belehrt. Der "Crash-Test" mit einer "Isabella" ließ mich als Verlierer auf der Straße zurück. Als ich wieder zu mir kam, lag ich ziemlich eingegipst im Krankenhaus. Mit der Aussicht, dort auch ca. 2 Monate bleiben zu "dürfen". Nun ist ein Krankenhaus nicht unbedingt ein Vergnügungspark. Mit den anderen Kindern spielen konnte ich schlecht. Ich durfte mich kaum bewegen und musste im Bett bleiben. Was blieb : LESEN!
Das konnte ich aber noch nicht richtig. Also kam mein Vater auf die Idee, mir ab und zu ein paar Comics (früher Heftchen) mitzubringen. Da gab es Micky Maus, Fix und Foxi, Felix, mit denen ich zum erstenmal in meinem Leben "Kontakt" aufnahm. Ich hatte Spaß an den bunten Bildern, Meine Eltern lasen mir die Hefte auch immer wechselweise vor. Dann war eines Tages ein längliches, schmales Heft bei der wöchentlichen "Lieferung" durch meinen Vater. Ich weiß es noch wie heute: Es war Falk-Piccolo Nr. 79 ! "Der Verräter war schneller". Nachdem ich dieses Heft durchgeblättert hatte, musste mein Vater es mehrmals vorlesen. Danach war alles anders. Die anderen Hefte waren auf einmal zweitrangig. Ich fieberte förmlich der Fortsetzung entgegen. Jeden Tag fragte ich meine Eltern, ob sie das neue Heft bekommen haben. Dann war es soweit. Heft 80 war da. Der Wäscher-Fan war geboren.
(Obwohl ich damals natürlich nicht wusste, wer Herr Wäscher war). Mit der Zeit lernte ich auch alle anderen kennen und lieben, Sigurd, Tibor usw. Sie begleiteten mich durch meine ganze Kindheit und haben mir unzählige schöne Stunden geschenkt. Aber bis zum heutigen Tage ist für mich "Falk" die "Größte" aller Wäscher-Schöpfungen.

Huckybear
20.02.2021, 12:50
Dann nutz ich mal die Gelegenheit mich zu "outen" :D Finde ich ne ganz prima Idee! Ich wollte sowieso schonmal hier im Hansrudi Wäscher Bereich was beitragen, das bietet sich ja dann jetzt an.

Ich bin meines Zeichens hauptsächlich Manga Leser, wobei ich mich in letzter Zeit auch mit Superhelden Comics auseinandersetze. Da ich Jahrgang 94 bin, bin ich entsprechend in die Anime und Manga Boomperiode hineingeboren, und seit ich 16 bin, bin ich auch mehr oder weniger konstanter Manga Leser.

Zu HRW bin ich auch über Mangas gekommen. Klingt komisch, ist aber so :D Zumindest, wenn ich das richtig rekonstruiere, aber wenn ich mich nicht täusche, dann war es so:
Vor knapp drei Jahren hatte Joachim Kaps, ehemaliger Chef beim Manga Verlag Tokyopop, einen neuen Verlag gegründet, Altraverse. Und da ich das ganz aufregend fand, recherchierte ich vor ca. zwei Jahren zu Herrn Kaps ein wenig. Dabei stolperte ich dann über seine Zeit bei Carlsen. Dort war er wohl der Lektor von Dragonball, als es erstmals rauskam. Und jetzt kann sich evtl. schon der ein oder andere schon fast denken was kommt, aber wenn nicht: Bei Carlsen in den frühen 90ern stieß ich auf Andreas C. Knigge.
Der Wikipedia Artikel zu Herrn Knigge las sich extrem spannend, also hab ich wieder die Internetsuchmaschine angeschmissen, und irgendwann, ob man nun will oder nicht, landet man dann auch bei seinem Buch "Allmächtiger".
Den Namen Hansrudi Wäscher hatte ich vorher noch nie gehört. Ich glaube von Sigurd hab ich mal gehört , aber ich würde es nicht mehr beschwören. Sprich ich war völlig unwissend und entsprechend neugierig.
Ein paar Google Stunden und einige Interviews, Artikel und Kontroversen später war mein Interesse geweckt.

Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam, dass ich mein erstes HRW Buch kaufte; evtl. schlug mir Google, dieser Datenräuber, das Buch vor, evtl. hab ich auch konkret danach gesucht, ich kann es nicht mehr sagen. Aber das erste HRW Medium in meinem Besitz war der dritte Band der "60 Jahre Sigurd" Reihe.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich ging mit einem kleinen Schmunzeln daran , nach dem Motto: "Mal gucken was die Leute comicmäßig früher so gelesen haben". Zu meiner Überaschung wurde ich aber tatsächlich gut unterhalten. Die Handlung um die Seeräuber ist spannend, die Charaktere sind symphatisch und vor alle Dingen der Fluss beim Lesen beeindruckte mich. Der Herr Knigge schrieb hierzu (ich paraphrasiere), dass das Tempo in HRW eher an Mangas erinnere, als an franko-belgische oder amerikanische Comics. Und das kann ich nur unterstreichen. Es ist schwer zu erklären, finde ich. Irgendwie ist alles immer in Bewegung, es gibt weitaus weniger Stillstand, als in amerikanischen Comics, würde ich sagen. Ich glaube deswegen gefiel mir Sigurd auch direkt und ich musste mich weniger umgewöhnen, als bei den amerikanischen Comics.
Daraufhin legte ich mir weitere Bände der 60 Jahre Sigurd Reihe zu und schließlich irgendwann die grüne Buchreihe von Hethke. Davon las ich die ersten 7 Bände.
Ein paar Worte zu Sigurd: Ich liebe Bodo. Bodo ist so ein unterhaltsamer Sidekick. Einerseits ist er nicht Sigurds "damsel in distress". Für jede drei mal, die Sigurd Bodo rettet, rettet Bodo Sigurd einmal. So grob überschlagen. Er ist also nicht nutzlos. Zudem ist er lustig (ich liebe die kurze Zeit, als er einen Hut hat, der dann "zerschossen wird" und Bodo Rache für seinen Hut nehmen will), aber nicht albern; man kann ihn immer ernst nehmen.
Sigurd wiederum ist ehrbar, aber nicht blöd. Das finde ich auch sehr angenehm. Blöde Protagonisten, die in jede Falle tappen, gibt es in Mangas zu Hauf. Sigurd und Bodo passiert das zwar auch oft genug, aber Sigurd bleibt am Ende der Geschichte immer der überlegene Stratege. Und das ist so "retro" das es echt erfrischend ist. ...

Auch wenn es schon etwas her ist, aber deine erste Sozialiserung (Manga, Anime, Superhelden), dein umgekehrt aufgedröselter Weg zu HRW (Manga Kaps- Carlsen- Knigge HRW -Buch) und vor allem deine Erkenntnisse und dein Vergleich dazu aus erster Hand rückwirkend (HRW-Manga, Netfix Serie finde ich fazinierend und passend zugleich.
Vor allem weil HRW ja mit Mangas gar nichts am Hut hatte bzw. nix von ihnen hielt , siehe bzw. das her neulich Video dazu
Aber wenn er dies nur geahnt hätte , dass die Erzählweise von seiner geliebten damals oberflächlich brutal(en) freizügigen Italienischen Erzählweise der Italienischen Heftchentradition , den Mangas oder heutigen Netflix Serien was Aufbau, Handlung, Tempo /Geschwindigkeit , Emotionalität , Chliffhanger unter der blossen total anderen kuturellen Oberfläche angeht doch viel ähnlicher sind als alle vermuten .
Ganz im Gegensatz zum braven korrekten Deutschland der 60er Jahre wo er seine Comics entsprechend anpassen musste.
Dem hätte auch er bestimmt nickend zugestimmt..
Du hast das sehr gut beschrieben
Ich kenne solche gefühlten Beispielen auch aus anderen Bereichen oder Genres , wo ich auch im nachhinein feststelle das sich scheinbar oberflächlich völlig entgengengesetzte Dinge (Retro/Modern)) absolut nicht unähnlich sind wenn man sie reduziert bzw. vor allem aus der Emotionalität her betrachtet