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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ICH BIN FAGIN von Will Eisner



Borusse
19.10.2015, 17:45
Noch nichts hier zum vielleicht wichtigsten Buch im GN Programm von Ehapa?

Interessant für mich zu lesen, dass auch US-amerikanische Comicfachleute nichts von dem Buch wissen können.

Ich halte es für wichtig, allerdings nicht für das beste Werk von Eisner. Das reicht aber, um meilenweit besser zu sein, als vieles anderes.

Die geschichtlichen Hintergründe sind interessant, es gelingt Eisner das mögliche Leben der Dickens-Figur glaubwürdig zu schildern.

Man hat am Ende jede Menge Mitleid, was ich allerdings auch nach lesen der Insel-TB Version mit den Illus von Cruikshank hatte.

Mich würde mal interessieren, wie die Figur sonst verarbeitet wurde, Oliver Twist wird ja häufig als Kinderbuch eingekürzt.

franque
19.10.2015, 19:50
Du meinst jetzt aber nur literarisch? Zur filmischen Aufbereitung könnte ich dir was sagen.

Borusse
19.10.2015, 20:04
Ja, literarisch. Was nicht heißt, das andere ist nicht von Interesse.

Manx cat
20.10.2015, 13:13
Zur filmischen Aufbereitung hab ich bei der Comicgate-Rezi einiges reingeschrieben:
http://comicgate.de/rezensionen/ich-bin-fagin-die-unerzaehlte-geschichte-aus-oliver-twist/

franque
20.10.2015, 21:54
Was alles nichts daran ändert, dass die Lean-Version eine der großen Literaturverfilmungen ist und überhaupt einer der großen britischen Filme. Es stimmt natürlich, dass das Werk damals in den USA extrem angefeindet wurde wegen angeblichen Antisemitismus, wie übrigens auch praktisch jede Aufführung von Shakespeares "Kaufmann von Venedig".

Es gibt aber z.B. auch eine OT-Adaption der "leichten Muse", nämlich die Verfilmung des brit. Musicals, "Oliver!" von Carol Reed aus dem Jahre 1968. Hierfür gab's dann sogar den Oscar für den besten Film, vermutlich auch weil die viel bessere Lean-Fassung bis dahin in Amerika ein no-go darstellte. MMn verträgt sich allerdings der doch stark sozialkritische Stoff überhaupt nicht mit diesem ganzen knallbunten Song/Choreographie-Spektakel.

Sambir
24.10.2015, 09:18
Das Album ist erzählerisch sehr schwach. Eine Jammerstory, die zwar inhaltlich nicht falsch ist, aber zu sehr am Einzelschicksal klebt. Das Thema Antisemitismus hat Eisner in Das Komplott wesentlich besser verarbeitet. Trotzdem kann man Fagin lesen - ein Eisner-Album ist schon alleine der Zeichnungen wegen nie wirklich schlecht.

Die Rezi in Comickunst:
https://comickunst.wordpress.com/2015/09/15/ich-bin-fagin/

Manx cat
25.10.2015, 09:12
Ich fand Das Komplott langweilig. Vielleicht funktioniert Fagin nur, wenn man es parallel zu Oliver Twist liest, bzw. im Oliver Twist kennt und im Hinterkopf hat. Ich finde, Eisner eignet sich die Erzählweise von Dickens ziemlich überzeugend an und strickt damit was eigenes.

Das Komplott reiht nur Fakten aneinander, die mir teilweise schon bekannt waren und hat wenig Spannung.
Bei mir ist es genau andersrum als bei Sambir: Trotzdem kann man Das Komplott lesen - ein Eisner-Album ist schon alleine der Zeichnungen wegen nie wirklich schlecht.

Geschmacksache.

Huwey
22.02.2016, 21:06
Ich fand' es zimliech gut, der Band zeigt, wie schwer es für Juden aus Polen war, sich im Viktorianischen England zu integrieren. Der Zeigefinger Effekt ist zwar da, aber auch nicht so schlimm finde ich