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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Persönlicher Nachruf - Marc Schnackers



Ollih
19.02.2014, 10:38
Ohne Marc hätte es den Verein/Verlag Finix nie gegeben.
Der Entschluss etwas gegen die andauerende Frustration zu tun, die sich vor allem
im Comicforum Bahn brach, wenn mal wieder ein Verlag den Abruch einer Comicserie
ankündigte, kam ganz spontan an einem Abend.
Den Erfolg dieses Einsatzes können heute alle sehen.
Mir ist es wichtig auf die Leistung und den großen Einsatz Marcs hinzuweisen, der
diesen Erfolg erst möglich gemacht hat.

Anfangs sowohl von Branchenkennern als auch Fans belächelt, empfand er es
als tiefe Genugtuung, quasi aus dem Nichts und ohne eigene Erfahrung diesen Verlag
in so kurzer Zeit so erfolgreich auf die Beine gestellt zu haben.
Für ihn war das ganze Projekt nie eine Sache um sein persönliches Ego zu streicheln.
Ausschlaggebend war für ihn war immer ein soldarisches Grundprinzip, dass so auch zum
Fundament des Vereins wurde.
Eine demokratische Meinungsbildung bei der Programmauswahl, das die Wünsche möglichst
vieler Comicfans erfüllen sollte.
Hinter diese Maxime hat er auch seinen eigenen Comic-Wünsche immer hinten angestellt.

In diesem Sinne agierte er also nie als typischer Verleger.
Darüber hinaus übernahm er aber alle Pflichten und Arbeiten, die in der Verlagsarbeit
anfielen. Manche Aufgaben machten ihm richtig Spaß, so z. B. die jährlich stattfinden
Lizenzgespräche auf der Frankfurter Buchmesse, anderes sah er als zeitaufwendiges aber
notwendiges Handeln, etwa die jährliche Buchführung, an.
Genervt war er vom Verpacken und Versenden der monatlichen Investorenalben und an seine
Grenzen ging der Schriftwechsel mit einigen, zum Glück sehr wenigen, Diskutanten.
Letzteres führte er immer mit einem großen Maß an Herzblut und persönlicher Überzeugung.

Um den Erfolg des Finix zu verstehen, muss man Marc persönlich kennengelernt haben.

Seine Präsenz im Comicforum war lediglich eine Facette.
Mein virtuelles Bild von ihm änderte sich schlagartig, nachdem ich ihn erstmals
persönlich auf dem Frankfurter Comicstammtisch traf.
Nach meiner Beteiligung an einem Fragequiz, das er im Forum initiiert hatte, bekam ich
erstmals persönlich Post von ihm, in der er mich bat sein farbliches Grundsystem
beizubehalten. Ich weiss noch wie ich dachte, man ist der pendantisch!!!
Auch seine Beiträge kamen mir ab und an ein wenig besserwisserisch vor.
Heute weiss ich, dass sich meine Vorurteile auch darauf stützten, dass er, aus Sicht
des mitlesenden Comicfans, ziemlich unbequeme Themen und Wahrheiten ansprach, die man
zum Teil nicht wahrhaben wollte und das auf ziemlich direkte Art.

Diese direkte Art habe ich dann auf den ersten gemeinsamen Treffen gleich kennen-
und nach einiger Zeit auch schätzen gelernt.
Ging es ihm doch bei unseren langen Diskussionsrunden nie ums Recht haben, sondern immer
um die Sache.
Dazu war er ein unheimlich geselliger Mensch, der stets gute Laune ausstrahlte und über
jede Menge Humor verfügte. Gleichzeitig war er ein Mensch, der über viel Selbstreflektion
verfügte und sich auch des öfteren selbst hinterfragte, gerade wenn er mal wieder, ob seiner
direkten Art, mit einem Diskutanten aneinander geraten war.
Egal wie lebhaft die Dikussion wurde, er war nie nachtragend, allenfalls traurig, wenn sich
kein Konsens einstellen wollte.
Ich habe ihn immer bewundert, wie er es schaffte mit fast jedem in der Comicszene ins
Gespräch zu kommen, gerade mit jenen Menschen, die als besonders schwierig gelten.

Neben der Akkuratesse und Kommunikationsfähigkeit, zeichneten Marc noch zwei weitere
Wesensarten aus, sein großes Verantwortungsgefühl und eine recht gute Menschenkenntnis.

Nachdem, was Marc mir aus seiner Jugend erzählte, musste er, so glaube ich, schon früh
Eigenverantwortung übernehmen. Ich denke es prägt durchaus, wenn man als Schüler morgens
aufsteht, und im elterlichen Wohnzimmer einen bekifften Udo Lindenberg vorfindet.
Er war für alle im Verein immer erreichbar und ansprechbar, hatte immer ein Auge auf
alle Prozesse im Verein/Verlag, auch in der Produktion, an der er nicht unmittelbar beteiligt war.


Marc sagte mir mal, dass er schon recht froh sei, damals zu Gründungszeiten, die richtigen
Leute angesprochen zu haben, als es darum ging wer sich aktiv im Verlag einbringen sollte.
Fakt ist, dass fast alle Produktionsmitglieder aus den Gründungstagen dem Verlag mit ihrer
Arbeit bis heute die Treue gehalten haben und dass bei zunehmendendem Arbeitsauswand in der
privaten Freizeit.

Wie umfangreich seine Arbeit war, habe ich erst wirklich begriffen, nachdem ich im Oktober 2012
die Verlagsgeschäfte fortführen musste und über ein halbes Jahr brauchte, um mich einigermaßen
einzuarbeiten. Natürlich immer in der Hoffnung, dass ich die Arbeit irgendwann wieder, zumindest
in Teilen, an Marc zurück geben kann.
Ohne seine wirklich vorbildliche Verwaltungsstruktur, hätte ich länger gebraucht, womöglich
wäre eine Fortsetzung der Finixarbeit gar nicht möglich gewesen.

Schließlich war Marc ein Mensch, der immer über den Tellerand hinaus geschaut hat.
Der Finix war sicherlich ein wesentlicher Bestandteil in den letzten sechs Jahren seines Lebens
geworden, doch gab es für ihn immer weit mehr als Comics.
Dazu gehörten der Flugzeugbau und Literatur ebenso wie die weitgehend eigenständige Renovierung
seines Hauses, dass er sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin Tanja gekauft hatte und
mit viel Geschmack und Leidenschaft wieder herrichtete.


Marc, ich bin dankbar, Dich kurz vor Deinem Tod nochmals gesehen und mit Dir gesprochen zu haben,
auch wenn ich nie gedacht hätte, dass es das letzte Mal wäre, an dem wir zwei an einem Tisch
sitzen.
Ich werde die vielen langen Telefonate vermissen, die sonnigen Abende im Biergarten
des Wiesbadener Schlachthofs, vor allem aber vermisse ich Dich, den Freund, der Du mir in den
letzten vier Jahren geworden bist.

Marc, sei versichert, dass Wir alles daran setzen werden den Finix noch lange weiterzuführen,
aus großer Dankbarkeit zu Dir und um Dein Vermächtnis zu bewahren.

Machs gut und schau` uns über die Schulter, wenn es Dir möglich sein sollte!!!