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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Comic-Raubkopien: Ein Interview



Comic Report Süd
17.04.2012, 17:02
Von illegalen Downloads und Raubkopien von Musik oder Filmen hat jeder schon einmal gehört. Aber von Comics? Archangel, einer, der in der nordamerikanischen Scanner-Szene sehr aktiv war, hat sein Schweigen gebrochen und dem britischen Comicjournalisten Rich Johnson ein Interview gegeben.

Rich gab uns die Erlaubnis, sein Interview in deutscher Sprache zu veröffentlichen.

In Deutschland scheint es keinen Markt für Comic-Raubkopien zu geben. In den USA ist es ein großes Thema. Ich kenne einige deutsche Comicfans, die viele US-Comics nur noch digital runterladen und erst einmal antesten.

Oftmals kauft man sich dann doch ein gedrucktes Heft. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Hier das Interview (http://www.comic-report.de/index.php/news/us-markt/327-interview-comic-raubkopierer).

abc2030
19.04.2012, 13:55
hm, noch keine schlägerei hier ausgebrochen? :D

trotz pivot funktion an meinem 22" monitor komme ich mit digitalen comics der klassischen art nicht zurecht. da kommt bei mir irgendwie keine stimmung auf und fühlt sich an wie beischlaf mit dickem verhüterli ;)

im gegenzug kann aber ein webcomic wie "wormworld saga" mich am monitor überzeugen, da er auf dieses medium vom lesefluß her ausgelegt ist. komischerweise stort es mich auch bei "the order of the stick" nicht. vermutlich weil die webcomics nur alle paar tage/wochen/monate eine seite nachschieben und so eh erst kein lesefluß entstehen kann.

was für mich viel wichtiger ist einen "echten" comic zu kaufen: leseproben im netz!

wenn mir der verlag die chance gibt ohne großen suchaufwand in einen comic reinzulesen (min. 4 seiten), dann kommt der bei gefallen auch auf meine kaufliste. hätte ich bei "pluto" nicht einen 4 seiten scan von einem freund eines freundes bekommen, um mal die zeichnungen zu begutachten, dann hätte ich ihn wegen einer fehlenden leseprobe nie bei meinem händler bestellt.

also nochmals liebe verlage: pflegt eure internetauftritte, haltet die terminangaben aktuell und stellt unbedingt leseproben rein!
(und vermeidet unsympatische auftritte im forum :D)

grüße, abc

Kai Schwarz
19.04.2012, 15:48
@abc2030: Danke für den Hinweis mit PLUTO - leider haben die Autoren uns hier weder eine Print- noch eine Online-Leseprobe erlaubt. Toll, dass du trotzdem auf die Serie gestoßen bist. ;)

Manx cat
19.04.2012, 16:01
Kann es sein, dass keiner seine Erfahrungen äußern möchte, weil hier auch Verlagsvertreter mitdiskutieren können? Man will ja schließlich auch in Zukunft mit den freundlichen Mitarbeitern von Carlsen und Co ein unbelastetes virtuelles Verhältnis haben.

Und der Schritt von der englischen zur deutschen Raubkopie ist ja nur ein kleiner.

beatleswerner
19.04.2012, 16:38
Da ich schon keine Bücher und längere Texte am PC lese möchte ich auch keine Comics an diesem Medium lesen. Ich bin ein Freund des guten alten Papiers und freue mich mit einem guten Buch oder Comic zu Bett gehen zu können.

Kai Schwarz
19.04.2012, 17:17
@Manx cat: Es entscheidet natürlich jeder selbst, ob er sich hier im Forum "outen" möchte oder nicht... Aber die Tatsache, dass es Scanlations und "Comic-Raubkopien" im Netz gibt, ist ja nichts Neues und dürfte allen Verlagen bekannt sein. Und natürlich habe ich auch schon welche online gelesen... In Sachen "Urheberrecht im Netz" bin ich aber logischerweise sehr nahe bei den Meinungen von z.B. Sven Regener oder Jan Delay (geiles Interview im neuen SPIEGEL übrigens). Aber vielleicht führt das hier zu weit weg von der eigentlichen Fragestellung des Threads...? :)

Kermeur
19.04.2012, 18:12
Gerade Scanlations sind eine prima Sache, so kann man Comics lesen die es bei uns nicht (oder noch nicht) gibt.

Zauberland
19.04.2012, 18:24
Ich kann mit den "digitalen" Comics auch nichts anfangen. Einen Comic muss ich auch über den Druck und das Papier erfahren können. Ich schaue bereits den ganzen Tag bei der Arbeit auf einen Bildschirm. Wenig spricht dann dafür, auch noch eines meiner Hobbies auf denselben zu verlegen. Selbst Webcomics gefallen mir besser wenn sie auf Papier vorliegen. Auch wenn ich einige digital mitlese.

Unterstützen möchte ich allerdings die Vorrede von "abc2030". Ich hätte auch schon so eingie Comics (spontan fallen mir dazu ein: Das Schwert, Unter schwarzer Flagge und Helldorado) nicht gekauft, wenn es keinen Internet-Appetizer davon gegeben hätte, welcher mir den Mund wässrig gemacht hätte.

Also liebe Verlage: MEHR Seitenvorschauen, MEHR Käufer! :o

Manx cat
19.04.2012, 19:01
Die Attraktivität von gescannten Comics ist eine Frage der Hardware. Mit einem hübschen Pad, das eine Comicseite vergrößert und vertikal als Vollbild darstellt, kann ein gescannter Comic schon recht gut zur Geltung kommen. Farben, die ursprünglich schlecht gedruckt waren, können am Bildschirm sogar frischer wirken und störende Werbeseiten gibt es auch nicht.

Die amerikanischen Verlage haben den Raubkopien-Hype mit ihren Crossovers sicherlich teilweise selbstverschuldet. Wer sich durch crossovers geneppt und über den Tisch gezogen fühlt, hilft sich eben selbst mit unorthodoxen Mitteln.

ICh selbst bin eine Sammlernatur und habe lieber Papier. Ich muss mich ernsthaft überwinden, am Bildschirm Comics zu lesen und tue dies nur, wenn etwas anderweitig unmöglich zu kriegen ist und mich außerdem wahnsinnig interessiert.

Der einzige Comic, der mir am Bildschirm besser gefällt als auf PApier ist "Union der Helden". Eine PApierfassung davon müsste wirklich sehr sehr liebevoll aufgemacht sein.

Manaking
19.04.2012, 20:24
Also ich bin seit ich ein Smartphone habe ein Freubd von digitalen Comics. Allerdings kaufe ich die digital. Und legal.

Wie im Interview reicht mir auch kein 5-Seitenpreview. Im Netz kann ich digital und legal günstig die erste Ausgabe erstehen. Viele Verlage bieten auch kostenlosedie Nummer 1 an. Dank des guten Euro-Dollar Verhältnisses bezahle ich aber auch gern.

Das hat dazu geführt, dass ich jetzt ein Fan von einigen DC-Relaunch Titeln bin. Und wenn mich ein Comic überzeugt hat, bin ich auch begierig darauf ihn mir auf Papier zu kaufen, dann auch am liebsten als Sammelband mit möglichst vollständigen Storylines.

In Deutschland ist das schwerer. Da muss ich mir Comics holen die gleich mehrere Ausgaben beinhalten. Da kann ich mir nicht Batman 1 zum schnuppern holen, ich muss mir im selben Heft auch Nightwing antun (wie Panini ankündigt), wo ich jetzt schon weiss, dass es mir nicht gefallen wird und dementsprechend mehr zahlen muss.

In Deutschland lobe ich Splitter und Cross Cult. Deutsche Produktionen (zB Annas Paradies oder Steam Noir) kann man sich für ein paar Euros weniger runterladen. Auch bietet Splitter teilweise mehr als 5 Previewseiten an. Da freue ich mich als Kunde.

Und mal im Ernst, das Geld, dass ich spare (das sind doch einige Euros) stecke ich in Papierausgaben bei denen icj dann weiss, dass sie mir gefallen. Ich habe quasi keine Comics im Regal die mir nicht gefallen, weil ich sie halt digital vorgelesen habe. Das macht meine Papiersammlung für mich nur wertvoller. Wohingegen meine Digitalsammlung voller Schrott ist.

Hier mal eine Liste von Comics die ich in einem Monat so entdeckt habe:

Joe Hill's The Cape
Stan Lee's Starborn
Stan Lee's The Traveler
Justice League Dark
Steam Noir
Annas Paradies
Avengers vs. X-Men
Stormwatch
Batman

Die meisten davon würd ich mir auch auf Papier holen, oder habe ich nir bereits auf Papier geholt. Und nicht einen davon hätte ich so aus dem Comicladen mitgenommen. Wirklich gute Comics verdienen so doppelt an mir.

Comics auf diese Weise legal und billiger zu beschnuppern schützt mich vor Fehlinvestitionen und gibt mir das Gefühl mein Geld wird nicht aus dem Fenster zu werfen.

Gibt es auf Messen nicht auch die Möglichleit, eine Art Leseecke einzurichten, wo die Verlage dann ihre Erstausgaben zum Verleih anbieten? Oder gibt es das schon?

Alexander Wachs
21.04.2012, 14:55
Moin Moin Miteinander,

ich verfolge das Thema digitale Comics schon seit einem knappen Jahr mit größerer Aufmerksamkeit. Interessant fand ich an dem Interview, dass im Wesentlichen zwei Begründungsansätze für das Scannen gegeben wurden:
1. (Amerikanische) Comics sind sehr teuer geworden
2. Unbekanntere/kleine Verlage profitieren von den Digital Comics.

Sicher ist, dass für die Kids die Comic Preise mit knapp 4 Dollar schon teuer sind und wer dann ein paar Serien verfolgen will, dessen Taschengeld ist schnell ausgegeben. Allerdings werden nach meiner Information ohnehin immer weniger Comics von Kids gekauft. Klar ist 70 Dollar in der Woche für Comics ist auch für einen (Heranwachsenden) Enthusiasten mit gutem Einkommen nur schwer zu stemmen. Ob Comics günstiger angeboten werden könnten? Digitale Comics sicher, aber die Papierausgaben? Die einfache Verfügbarkeit digitaler umsonst Inhalte bei gleichzeitiger Bedürfnisweckung ist zumindet für weniger gefestigte Leser eine nicht unerhebliche Herausforderung.

ABER mit den Flatmodellen, welche z.B. Marvel aktuell anbieten Zugriff auf mehrere tausend Titel auf monatlicher Basis, sollte eigentlich auch für die Enthusiasten eine Möglichkeit gefunden sein, auf illegale Inhalte verzichten zu können.

Ich will keineswegs ausschließen, dass kleinere Verlage durch die Scanner erst wahrgenommen wurden, nur wenn dies wirklich einen wirtschaftlichen Vorteil für Kleinverlage bedeuten würden, böten diese doch einfach die ersten zwei Ausgaben kostenlos oder zum Minimalpreis an. Ich selber würde jedenfalls jedem auch kleinen Verlag abraten, mehr als maximal ein Heft und mehr als 5 Seiten als Vorschau anzubieten. Üblicherweise weiß man als Leser doch schon nach ein paar Seiten wohin der Hase läuft, namentlich ob das Heft ein Totalabsturz ist, oder Potential hat.

Beste Grüße aus Hamburg
A.Wachs

Sanchez
21.04.2012, 19:54
Ich will keineswegs ausschließen, dass kleinere Verlage durch die Scanner erst wahrgenommen wurden, nur wenn dies wirklich einen wirtschaftlichen Vorteil für Kleinverlage bedeuten würden, böten diese doch einfach die ersten zwei Ausgaben kostenlos oder zum Minimalpreis an.
A.Wachs

bietet Image nicht jeweils das erste Heft einer Serie gratis an ?

Starocotes
04.05.2012, 14:20
bietet Image nicht jeweils das erste Heft einer Serie gratis an ?

Nicht nur Image, hinzu kommt das DC jetzt die Nummer 1 der New 52 für 0,99 Dollar "verrramscht".

Es war aber schon immer so das Raubkopierer versucht haben ihr eigenes Gewissen mit Argumenten zu beruhigen die oft auf den ersten Blick logisch erscheinen.

BobCramer
04.05.2012, 18:10
Wer sich auch nur ein bißchen auskennt, weiß, dass er nur drei oder vier Mausklicks von Links entfernt ist, die es ihm erlauben, komplette Serien mit hunderten von Seiten auf seine Festplatte zu ziehen. Und da in großem Stil gescannt wird, wird irgendwann der Tag kommen, an dem alle in Deutschland publizierten Comics auch irgendwo im Netz zu finden sind.

Es ist klar, dass das den Verlagen nicht gefallen kann. Die Entwicklung ist allerdings nicht mehr zu stoppen - weder durch Appelle noch durch polizeiliche Maßnahmen. Das Internet hat sich zu einem gigantischen globalen Medienreservoir entwickelt, sozusagen zum multimedialen Gedächtnis des Planeten. In nicht allzu ferner Zukunft wird alles, was je geschrieben, gefilmt, gezeichnet, gemalt, gesungen, komponiert wurde, irgendwo abgespeichert und dank Computer, Smartphones oder Tablets immer und überall verfügbar sein.

Das gilt selbstverständlich auch für Comics, die aber von den meisten Lesern meines Erachtens derzeit noch immer am liebsten in Papierform goutiert werden, weshalb die Raubkopien kaum eine signifikate Auswirkung auf die Verkäufe haben dürften. Das kann sich natürlich ändern, wenn die heutigen Internet-Kids, die mit Papiermedien aller Art nichts mehr am Hut haben, die Masse der potentiellen Käufer stellen. Es wird sich zeigen, wie sich die Dinge dann verändern. Die heutige Contentindustrie und das heutige Urheberrecht haben dann unter Umständen keine Zukunft mehr und werden durch irgendwas anderes ersetzt werden.

Manx cat
05.05.2012, 11:59
Und was nicht im Netz ist, gibt es nicht.

Außer man sucht im Paralleluniversum "Wirklichkeit". DA findet man manchmal die unglaublichsten Sachen.

Manaking
05.05.2012, 14:28
bietet Image nicht jeweils das erste Heft einer Serie gratis an ?<br />
<br />
Nicht nur Image, hinzu kommt das DC jetzt die Nummer 1 der New 52 für 0,99 Dollar "verrramscht". <br />
<br />


Da hab ich auch kräftig zugeschlagen^^

Manx cat
05.05.2012, 14:50
"verrramscht"

Verramscht? Ganz ehrlich: Die DC-Hefte sehen auch für 2,99$ aus wie Ramsch. Zu viel Werbung, zu dünnes und billiges Glanzpapier, keine Leserbriefe usw. Die Hefte sind inzwischen so unansehnlich geworden, dass man keinem böse sein kann, der sie nicht mehr kaufen mag.

Starocotes
05.05.2012, 18:07
...Die Entwicklung ist allerdings nicht mehr zu stoppen - weder durch Appelle noch durch polizeiliche Maßnahmen. Das Internet hat sich zu einem gigantischen globalen Medienreservoir entwickelt, sozusagen zum multimedialen Gedächtnis des Planeten. In nicht allzu ferner Zukunft wird alles, was je geschrieben, gefilmt, gezeichnet, gemalt, gesungen, komponiert wurde, irgendwo abgespeichert und dank Computer, Smartphones oder Tablets immer und überall verfügbar sein.....

.... Es wird sich zeigen, wie sich die Dinge dann verändern. Die heutige Contentindustrie und das heutige Urheberrecht haben dann unter Umständen keine Zukunft mehr und werden durch irgendwas anderes ersetzt werden.
Das versteckte Argument "Man kann das nicht verhindern daher muss man es legalisieren" ist genauso falsch wie das einiger Verlage / Plattenfirmen / Abmahnanwälte die dann den Schaden mit dem echten Preis der illegal erworbenen Files beziffern.

Ja, das Urheberrecht muss sich ändern, die Abmahnungen müssen so wie sie momentan bestehen aufhören aber das kann und wird sich nicht komplett ändern und JA man muss rechtlich gegen Anbieter und Nutzer von illegalen Downloads vorgehen, wie immer das auszusehen hat. Nur so kann man gewährleisten weiterhin die erfolgreich sind die viel gesehen / gelesen / gehört werden.


Verramscht? Ganz ehrlich: Die DC-Hefte sehen auch für 2,99$ aus wie Ramsch. Zu viel Werbung, zu dünnes und billiges Glanzpapier, keine Leserbriefe usw. Die Hefte sind inzwischen so unansehnlich geworden, dass man keinem böse sein kann, der sie nicht mehr kaufen mag.

Das "verramscht" war eigentlich "witzig" gemeint da ich SEHR viel von den DC Sachen halte und davon eine ganze Reihe lese. Bei den 0,99 Preis werde ich hier und da auch noch einsteigen.

Manx cat
05.05.2012, 18:30
Bin selbst auch DC-Fan. Wollte nicht stänkern. ;)
Die Aufmachung der Hefte find ich trotzdem verbesserungswürdig. Andere Verlage sind da besser, nur MArvel ist schlimmer.

Witzigerweise finde ich die Vertigo-Sachen mit rauhem Papier am besten, weil die Hefte dadurch ein bißchen steifer sind. Nur beim neuen "Fairest" leidet die Farbqualität. Und noch ein DC-Fauxpas: Warum sind die Leserbriefe schon wieder abgeschafft?

Manx cat
05.05.2012, 19:08
Das versteckte Argument "Man kann das nicht verhindern daher muss man es legalisieren" ist genauso falsch wie das einiger Verlage / Plattenfirmen / Abmahnanwälte die dann den Schaden mit dem echten Preis der illegal erworbenen Files beziffern.


Ist es nicht unterm Strich so, dass Unterlassungserklärungen unterzeichnet werden müssen und dass die Summierung sämtliche Produktpreise eine Drohkulisse ist?

In Wirklichkeit ist doch alles MAchtkampf: Internet-Giganten gegen alte Musik-Monopolisten. Ich mag sie alle nicht besonders, aber die sich so freiheitlich gerierenden Internet-Riesen mag ich am wenigsten. Das Weltwissen einscannen und zur Verfügung stellen, damit wir alle sorgenfrei verblöden können? So ein Schmarrn. Was hat sich denn verbessert?


JA man muss rechtlich gegen Anbieter und Nutzer von illegalen Downloads vorgehen, wie immer das auszusehen hat.

Abschrecken, oder nicht abschrecken, das ist hier die Frage. Oder aber man duldet. Allen recht machen kann man es eh nicht.


Nur so kann man gewährleisten weiterhin die erfolgreich sind die viel gesehen / gelesen / gehört werden.


ISt das nicht ein weißer Schimmel? Oder ein schwarzer Rappen? Feuchtes Wasser?

Starocotes
05.05.2012, 20:05
Ist es nicht unterm Strich so, dass Unterlassungserklärungen unterzeichnet werden müssen und dass die Summierung sämtliche Produktpreise eine Drohkulisse ist?

Rechtlich gesehen wird der Schaden sehr wohl so errechnet. Was aktuell passiert ist das aus diesem "Schaden" (der ja dann sehr schnell recht hoch ist) vom Anwalt eine Gebühr errechnet werden kann die er dann mit der Unterlassungserklärung berechnet. Sollte es tatsächlich zu einem Verfahren kommen könnte theoretisch der volle Schaden zum Tragen kommen. Ist aber alles nicht SOOO einfach und eindeutig.



In Wirklichkeit ist doch alles MAchtkampf: Internet-Giganten gegen alte Musik-Monopolisten. Ich mag sie alle nicht besonders, aber die sich so freiheitlich gerierenden Internet-Riesen mag ich am wenigsten. Das Weltwissen einscannen und zur Verfügung stellen, damit wir alle sorgenfrei verblöden können? So ein Schmarrn. Was hat sich denn verbessert?

Ganz so einfach ist es auch nicht. Das Internet bietet sehr wohl viele Möglichkeiten die auch weiter frei bleiben sollten.





Abschrecken, oder nicht abschrecken, das ist hier die Frage. Oder aber man duldet. Allen recht machen kann man es eh nicht.

Man darf nicht dulden weil das rechtlich einem erlauben gleich kommt.




ISt das nicht ein weißer Schimmel? Oder ein schwarzer Rappen? Feuchtes Wasser?
Eben nicht. Einige Netzaktivisten reden ja von einer Kulturflatrate wo dann automatisch jeder einen festen Betrag zu seinem Internetanschluss bezahlt und dafür alles im Internet frei runterladen und nutzen darf. Da diese Leute auch gegen Vorratsdatenspeicherung sind (wie ich im Prinzip auch) und für Legalisierung der Tauschbörsen lässt sich nicht mehr feststellen was wie viel genutzt wird, daher wird die Entlohnung der Künstler schwieriger und das Feststellen wer erfolgreich ist ebenso.

Diese Leute reden dann von einer Entkomerzialisierung der Kunst, wie immer das funktionieren soll.

BobCramer
05.05.2012, 20:28
Das versteckte Argument "Man kann das nicht verhindern daher muss man es legalisieren" ist genauso falsch wie das einiger Verlage / Plattenfirmen / Abmahnanwälte die dann den Schaden mit dem echten Preis der illegal erworbenen Files beziffern.

Ich verstecke keine Argumente, sondern beschreibe lediglich, wie es meiner Ansicht nach sein wird. Bin auch weder Piraten-Mitglied noch Pressesprecher vom dicken Kim Dotcom.

Das Internet ist einfach nicht kontrollierbar. Und Teil seiner enormen Attraktivität ist nun Mal, dass man in nullkommanix auf Mediendateien aller Art zugreifen kann. Ist ja bekannt, dass der allergrößte Teil der Datenströme auf illegale Filmdownloads zurückzuführen ist. Um das wirklich konsequent zu unterbinden, müsste man eine globale Netzkontrolle nach chinesischem Vorbild installieren.

Starocotes
05.05.2012, 21:33
Ich verstecke keine Argumente, sondern beschreibe lediglich, wie es meiner Ansicht nach sein wird. Bin auch weder Piraten-Mitglied noch Pressesprecher vom dicken Kim Dotcom.

Das Internet ist einfach nicht kontrollierbar. Und Teil seiner enormen Attraktivität ist nun Mal, dass man in nullkommanix auf Mediendateien aller Art zugreifen kann. Ist ja bekannt, dass der allergrößte Teil der Datenströme auf illegale Filmdownloads zurückzuführen ist. Um das wirklich konsequent zu unterbinden, müsste man eine globale Netzkontrolle nach chinesischem Vorbild installieren.

Natürlich ist das Internet "kontrollierbar" man muss dazu nur neue Konzepte, Techniken und Gesetze schaffen. Der Straßenverkehr funktioniert ja auch nicht durch dauernde und umfassende Überwachung sondern durch klare Regeln und Gesetze, Bussgeldkataloge und Stichproben.

Solange aber eine Seite die umfassende Überwachung fordert und die andere absolute Freiheit wird das nix werden, der Streit eskalieren und letztendlich der Verbraucher und die Künstler beide dabei verlieren.

BobCramer
05.05.2012, 22:01
Natürlich ist das Internet "kontrollierbar" man muss dazu nur neue Konzepte, Techniken und Gesetze schaffen. Der Straßenverkehr funktioniert ja auch nicht durch dauernde und umfassende Überwachung sondern durch klare Regeln und Gesetze, Bussgeldkataloge und Stichproben.

Bloß ist der Straßenverkehr was komplett anderes als das Internet. :)

Regeln und Gesetze werden, egal in welchem Zusammenhang, nur in dem Maß eingehalten, in dem eine konkrete Sanktionierung droht. Wüßten die Leute nicht, dass sie durch Überwachungskameras oder Polizeistreifen kontrolliert werden, würden sie mit 100 Sachen durch die Stadt rasen.

Die entsprechenden "Verbrechen" finden allerdings im öffentlichen Raum statt, der relativ leicht überblickt und kontrolliert werden kann, während die Internetverbrechen anonym im Cyberspace stattfinden. "Neue Konzepte, Techniken und Gesetze" bedeutet letzten Endes nur, dass ein riesiger Kontroll- und Überwachungsapparat geschaffen wird, von dem keiner wissen kann, wie er von wem zu welchem Zweck benutzt oder mißbraucht werden könnte.

Dass Rechteinhaber, Contentliefarenten, Musiker, Autoren etc. ihre Interessen auch im Netz schützen wollen, ist absolut nachvollziehbar. Ich kann mir bloß nicht vorstellen, dass das umfassend machbar ist, ohne eine Art Internet-Stasi zu installieren.

Starocotes
07.05.2012, 08:52
Man darf nicht vergessen das dass Internet kein rechtsfreier Raum ist und es bereits jetzt Möglichkeiten gibt rechtliche Schritte zu unternehmen.

Sollte Ich Dich z.B. auf das heftigste beleidigen kannst Du Anzeige erstatten und dann kann die Polizei mit einer richterlichen Verfügung vom Betreiber des Forums die Herausgabe Meiner IP beantragen. Damit kann man Meinen Provider ausfindig machen und dann eine anlassbezogene Datenspeicherung beantragen um heraus zu finden wer Ich denn nun wirklich bin.

Das funktioniert heute schon ohne Vorratsdatenspeicherung, umfassende Überwachung und mit einhaltung der demokratischen Gewaltenteilung.

Das Problem vor dem wir heute stehen ist die Tatsache dass das Internet international ist und grenzübergreifend da Probleme auftreten. Wenn sich der Gesetzgeber und die "Anbieter" endlich mal versuchen würde sich zu einigen kann man da schon einiges machen ohne eine umfassende Überwachung. Dafür müssten aber dann solche lokalen Konstrukte wie z.B. die Gema verschwinden (was der Gesetzgeber doof finden wird) wie auch die künstliche Beschränkung auf regionale Räume aufgehoben werden (was die Anbieter doof finden).

Ich könnte mir dann z.B. eine zentrale Stelle (ähnliche wie IANA) vorstellen wo Geschützte Inhalte und Personen registriert werden und Shops dort melden wer was erworben hat. So kann man ohne umfassende Überwachung nur das aufzeichnen was mit kostenpflichtigen Transaktionen zu tun hat und kann bei anderen Sachen (z.B. politische Blogs) weiter anonym bleiben.

So etwas in Verbindung mit einem Strafkatalog (und nicht wie bisher mit privaten Schadensersatzklagen und die damit verbundenen Abmahnung) wäre in meinen Augen ein Schritt in die richtige Richtung.

BobCramer
07.05.2012, 09:52
Man darf nicht vergessen das dass Internet kein rechtsfreier Raum ist und es bereits jetzt Möglichkeiten gibt rechtliche Schritte zu unternehmen.

Sollte Ich Dich z.B. auf das heftigste beleidigen kannst Du Anzeige erstatten und dann kann die Polizei mit einer richterlichen Verfügung vom Betreiber des Forums die Herausgabe Meiner IP beantragen. Damit kann man Meinen Provider ausfindig machen und dann eine anlassbezogene Datenspeicherung beantragen um heraus zu finden wer Ich denn nun wirklich bin.

Das funktioniert heute schon ohne Vorratsdatenspeicherung, umfassende Überwachung und mit einhaltung der demokratischen Gewaltenteilung.

Logisch. Bloß muss dann wer in einem bestimmten Einzelfall aktiv tätig werden und die Strafermittllungsbehörden einschalten. Und da jeder illegale Download ebenfalls ein Einzelfall ist und es Millionen dieser Einzelfälle gibt, könnte nur eine flächendeckende Überwachung des Netzes durch tausende von Internet-Detektiven gewährleisten, dass alle entsprechenden Täter angeklagt werden.

Soweit mir bekannt, haben Polizisten oder Staatsanwälte wenig Lust, sich mit irgendwelchen Internet-Verbrechen rumzuschlagen. Das hat bei denen so ziemlich die niedrigste Prio.


Ich könnte mir dann z.B. eine zentrale Stelle (ähnliche wie IANA) vorstellen wo Geschützte Inhalte und Personen registriert werden und Shops dort melden wer was erworben hat.

Das illegale Material liegt doch aber passwortgeschützt, verschlüsselt, gestückelt und umbenannt auf den Servern irgendwelcher One-Click-Hoster. Die scheren sich nicht um irgendeine zentrale Stelle, wo irgendwas registriert wird...

Starocotes
07.05.2012, 10:22
Logisch. Bloß muss dann wer in einem bestimmten Einzelfall aktiv tätig werden und die Strafermittllungsbehörden einschalten. Und da jeder illegale Download ebenfalls ein Einzelfall ist und es Millionen dieser Einzelfälle gibt, könnte nur eine flächendeckende Überwachung des Netzes durch tausende von Internet-Detektiven gewährleisten, dass alle entsprechenden Täter angeklagt werden.
Es geht nicht um alle, genausowenig wie JEDER der zu schnell fährt bestraft wird. So funktioniert unser Rechtssystem nicht. Es geht um Stichproben und Verdachtsfälle.



Soweit mir bekannt, haben Polizisten oder Staatsanwälte wenig Lust, sich mit irgendwelchen Internet-Verbrechen rumzuschlagen. Das hat bei denen so ziemlich die niedrigste Prio.
Das ändert sich aber gerade, gerade weil hier Schaden entsteht. Wenn da dann noch Gesetzte entsprechend angepasst werden das auch die Staatsanwaltschaft wirklich was ausrichten kann (die meisten Verbrechen im Internet sind "privater" Natur und somit haben die Staatsanwälte damit nix zu tun) wird sich das ändern.




Das illegale Material liegt doch aber passwortgeschützt, verschlüsselt, gestückelt und umbenannt auf den Servern irgendwelcher One-Click-Hoster. Die scheren sich nicht um irgendeine zentrale Stelle, wo irgendwas registriert wird...
Die "großen" Hoster bekommt man auch anders (siehe Kino.to oder Megaupload) und da sind die Strafen ja auch sehr viel höher. Man muss vereinzelt auch die "Kleinen" bekommen um das Unrechtbewußtsein zu wecken. Bei einem Privatmann liegen die Sachen ja dann schon unverschlüsselt vor.

Jähling
07.05.2012, 12:06
Dass sich auch ca. 15 Jahre (gefühlte 150) nach der ersten Problematisierung illegaler Downloads noch nicht bei allen ein Unrechtsbewusstsein eingestellt hat, liegt nicht zuletzt daran, dass die gängige Formulierung davon, was eigentlich das Unrecht sein soll, so himmelsschreiend übertrieben ist, dass sie keine Bezugspunkte zum individuellen Erleben der Downloader hat. Jeder einzelne Download von etwas, wo ich nur mal reingucken will, weil ich noch nicht weiß, ob ich's haben will, soll dem Diebstahl gleich einer Vielzahl von vollpreisigen Werken gleichkommen? Das ist, von Nutzerseite aus gesehen, nicht nachvollziehbar. Außerdem Wunschdenken.

Die Kampagnen habe aber immerhin insofern gefruchtet, dass über Downloads allgemein gesprochen wird, als ginge es um Sachen, die man sich sonst gekauft hätte. Trotzdem Wunschdenken. Der Content-Industrie hätte nichts besseres passieren können als die Internet-Piraterie: Jetzt können sie jeden Mist fordern, und eine Menge Leute wird ihnen recht geben.

Jetzt geht es sogar so weit, dass sogar Comic-Verlage, die jetzt schon kaum was verkaufen, Angst haben, sie könnten in Zukunft deshalb kaum was verkaufen. (Keine Sorge - die einzigen Inhalte, die sich im Netz als illegale Downloads massenhaft verbeiten, sind solche, die sich auch als legale Verkäufe massenhaft verbreiten. Dürfte die deutsche Comic-Szene also kaum tangieren.)

Wir kommen nur weiter, wenn alle Seiten ihre Maximalforderungen beiseite legen: die Contentindustrie die Forderung nach vollpreisiger Bezahlung aller Downloads oder entsprechender Wiedergutmachung notfalls vor Gericht, und die Piraten (nicht die Partei, die Leute, aber auch irgendwie die Partei) ihr Free-for-all. Dazu gehört, eben auch die Wirklichkeit(swahrnehmung) der Filesharer ernstzunehmen und nicht einfach zu sagen,m die legen sich das nur zurecht, um besser mit ihrem Verbrechen leben zu können. Dieses "Argument" gilt nämlich entweder in beide Richtungen oder gar nicht.

Starocotes
07.05.2012, 12:19
Dass sich auch ca. 15 Jahre (gefühlte 150) nach der ersten Problematisierung illegaler Downloads noch nicht bei allen ein Unrechtsbewusstsein eingestellt hat, liegt nicht zuletzt daran, dass die gängige Formulierung davon, was eigentlich das Unrecht sein soll, so himmelsschreiend übertrieben ist, dass sie keine Bezugspunkte zum individuellen Erleben der Downloader hat. Jeder einzelne Download von etwas, wo ich nur mal reingucken will, weil ich noch nicht weiß, ob ich's haben will, soll dem Diebstahl gleich einer Vielzahl von vollpreisigen Werken gleichkommen? Das ist, von Nutzerseite aus gesehen, nicht nachvollziehbar. Außerdem Wunschdenken.
Ich kenne in meinem Umfeld eine Menge Leute die illegale Downloads nutzen und keiner davon um MAL REIN ZU SCHAUEN sondern um das zu haben und komplett zu nutzen.

Amazon, iTunes, Comixology und viele Andere bieten die Möglichkeit in Inhalte rein zu schauen bevor man kauft. Das Argument das man das komplett File benötigt kann ich nicht nachvollziehen.




Wir kommen nur weiter, wenn alle Seiten ihre Maximalforderungen beiseite legen: die Contentindustrie die Forderung nach vollpreisiger Bezahlung aller Downloads oder entsprechender Wiedergutmachung notfalls vor Gericht, und die Piraten (nicht die Partei, die Leute, aber auch irgendwie die Partei) ihr Free-for-all. Dazu gehört, eben auch die Wirklichkeit(swahrnehmung) der Filesharer ernstzunehmen und nicht einfach zu sagen,m die legen sich das nur zurecht, um besser mit ihrem Verbrechen leben zu können. Dieses "Argument" gilt nämlich entweder in beide Richtungen oder gar nicht.
Die Vollpreisige Bezahlung ist ein Unding der duch das alte Urherberrecht herrührt. Genau hier muss man eingreifen und der Gesetzgeber sollte vor allem vor Abmahnungen schützen, die sorgen aktuell eigentlich nur dafür das den Verlagen (teilweise auch zu Recht) Abzocke vorgehalten wird.

Und ja, beide Seiten legen sich ihre Argumente zurecht, auf der einen Seite diejenigen die illegal runterladen mit ihrem "ich schau nur mal rein" oder "hätte ich mir sonst eh nicht gekauft" und die Anbieter mit ihrem "das ist alles 1:1 verlorener Umsatz".

Mick Baxter
07.05.2012, 13:21
Dafür müssten aber dann solche lokalen Konstrukte wie z.B. die Gema verschwinden (was der Gesetzgeber doof finden wird) wie auch die künstliche Beschränkung auf regionale Räume aufgehoben werden (was die Anbieter doof finden).
Was ist denn das für eine absurde Vorstellung? Weil wir jetzt die EU haben, wurden doch auch nicht die Rathäuser geschlossen. Und die GEMA ist ja nicht allein für das Internet zuständig, sondern auch für lokale Veranstaltungen. Das kann man nicht von New York aus regulieren.


Die Vollpreisige Bezahlung ist ein Unding der duch das alte Urherberrecht herrührt..
Hä? Das Urheberrecht hat doch nicht mit der Ausgestaltung von Abmahnverfahren zu tun.

Jähling
07.05.2012, 13:24
Ich kenne in meinem Umfeld eine Menge Leute die illegale Downloads nutzen und keiner davon um MAL REIN ZU SCHAUEN sondern um das zu haben und komplett zu nutzen.

Amazon, iTunes, Comixology und viele Andere bieten die Möglichkeit in Inhalte rein zu schauen bevor man kauft. Das Argument das man das komplett File benötigt kann ich nicht nachvollziehen.

Ich weiß nicht, was für Musik Du hörst, aber mir reichen klangreduzierte 30-Sekunden-Samples nicht, um zu erkennen, ob ein Lied gut aufgebaut ist und ein Album auch nach dem dreißigsten Mal Hören noch Spaß macht.

Ähnlich bei Comics: Ob eine Story was taugt, kann ich nicht anhand von einigen Seiten erkennen.

Es gibt inzwischen Ansätze, einen besseren Eindruck zu vermitteln. (Huhu, Webcomics!) Die gilt es zu stärken. Ich stimme zu, dass man eine Datei nicht besitzen muss, um sie zu nutzen. Aber man sollte schon geregelten Zugang dazu haben können, damit das funktioniert.

Und was die Leute mit dem Immerhabenwollen angeht: Die gibt es immer. Früher haben die sich alles überspielen lassen. Und klar, dass nicht jeder jede Datei gleich nach dem Hören/Lesen/Gucken löscht, zumal das gegenüber den Abmahntrollen im Zweifel eh keinen Unterschied macht. Mir ging's bei dem Punkt eher darum, dass alle Nutzungen des Netzes hier in einen Topf geworfen werden, und zwar in den mit dem höchsten Preisschild.

Starocotes
07.05.2012, 13:35
Was ist denn das für eine absurde Vorstellung? Weil wir jetzt die EU haben, wurden doch auch nicht die Rathäuser geschlossen. Und die GEMA ist ja nicht allein für das Internet zuständig, sondern auch für lokale Veranstaltungen. Das kann man nicht von New York aus regulieren.
Der Vergleich hinkt ein wenig, wobei die Gema als Idee ja nicht verkehrt ist, so wie das aktuell gehandhabt wird ist es aber alles andere als okay.

Es kann nicht sein das die Gema auf YouTube Stücke für den Zugriff aus Deutschland sperren lässt die der Künstler aus den USA selbst dort rein gestellt hat. Es kann nicht sein das die Gema Gebühren für ein Konzert anhand der beschallten Fläche berechnet egal ob diese Fläche nun Menschen oder Tiere beherbert. Es kann nicht sein das ein Künster an die Gema Gebühren zahlen muss wenn er seine eigenen Stücke spielt.




Hä? Das Urheberrecht hat doch nicht mit der Ausgestaltung von Abmahnverfahren zu tun.
Das Urheberrecht ist Privatrecht, es kommt nur dann zum Tragen wenn eine Privatklage angestrengt wird. Eine Abmahnung ist ein Teil dieses Privatrechtes. Im öffentlichen Recht gibt es meines Wissens keine Möglichkeit der Abmahung.

Starocotes
07.05.2012, 13:42
Ich weiß nicht, was für Musik Du hörst, aber mir reichen klangreduzierte 30-Sekunden-Samples nicht, um zu erkennen, ob ein Lied gut aufgebaut ist und ein Album auch nach dem dreißigsten Mal Hören noch Spaß macht.

Ähnlich bei Comics: Ob eine Story was taugt, kann ich nicht anhand von einigen Seiten erkennen.
Und wie lief das "früher" als es noch kein Internet gab?
Ganz ehrlich: Wenn mich etwas interessiert und ich mir nicht sicher bin lass ich entweder die Finger davon oder investier mal ein wenig um mir das näher anzuschauen / -hören.



Es gibt inzwischen Ansätze, einen besseren Eindruck zu vermitteln. (Huhu, Webcomics!) Die gilt es zu stärken. Ich stimme zu, dass man eine Datei nicht besitzen muss, um sie zu nutzen. Aber man sollte schon geregelten Zugang dazu haben können, damit das funktioniert.

Und was die Leute mit dem Immerhabenwollen angeht: Die gibt es immer. Früher haben die sich alles überspielen lassen. Und klar, dass nicht jeder jede Datei gleich nach dem Hören/Lesen/Gucken löscht, zumal das gegenüber den Abmahntrollen im Zweifel eh keinen Unterschied macht. Mir ging's bei dem Punkt eher darum, dass alle Nutzungen des Netzes hier in einen Topf geworfen werden, und zwar in den mit dem höchsten Preisschild.
Eine Intention kann man auch rechtlich nicht so einfach bewerten, wie lange soll dann ein solches Verfahren dauern bis man herausbekommen hat ob die Person nun die 1253 Filme runtergeladen hat um 2 zu finden die ihm gefallen oder ob er nun halt alle 1253 haben und schauen wollte?

Ja, es gibt sicher auch diejenigen die sich 50 CD's kaufen, digitalieriern und ins Netz stellen um dann auch mal 2 andere CD's zu laden um zu schauen ob die ihnen gefallen und die dann AUCH zu kaufen. Diese Leute schaden niemanden, allerdings kommt auf einen von diesen 100 andere die "schnorren". Kino.to hat gezeigt das hier auch richtig Geld mit gemacht wird.

BobCramer
07.05.2012, 15:01
Es geht nicht um alle, genausowenig wie JEDER der zu schnell fährt bestraft wird. So funktioniert unser Rechtssystem nicht. Es geht um Stichproben und Verdachtsfälle.

Das gibt's ja jetzt schon. Deswegen werden ja vereinzelt User abgemahnt.


Das ändert sich aber gerade, gerade weil hier Schaden entsteht. Wenn da dann noch Gesetzte entsprechend angepasst werden das auch die Staatsanwaltschaft wirklich was ausrichten kann (die meisten Verbrechen im Internet sind "privater" Natur und somit haben die Staatsanwälte damit nix zu tun) wird sich das ändern.

Illegale Downloads sind ja jetzt schon verboten. Da müssen also keine Gesetze geändert werden. Und den meist überlasteten Ermittlungsbehörden ist's wohl herzlich wurscht, ob irgendwer irgendwas aus dem Internet lädt. Ich hab mal gelesen, dass Staatsanwaltschaften entsprechende Klagen abgewiesen haben.


Die "großen" Hoster bekommt man auch anders (siehe Kino.to oder Megaupload) und da sind die Strafen ja auch sehr viel höher.

Gibt aber noch Dutzende anderer Hoster. Und die Contentindustrie versucht seit Jahren vergeblich, Rapidshare abzumurksen...


Man muss vereinzelt auch die "Kleinen" bekommen um das Unrechtbewußtsein zu wecken. Bei einem Privatmann liegen die Sachen ja dann schon unverschlüsselt vor.

Da sind wir bei dem Punkt, den ich schon angesprochen hatte: Die Leute begehen dann keine Verbrechen, wenn konkret Sanktionen drohen. Als vor ein paar Jahren im großen Stil Tauschbörsennutzer verklagt wurden, ging das alte Tauschbörsensystem à la Napster den Bach runter.

Den Downloadern, die das jetzige System mit den One-Click-Hostern nutzen, drohen kaum Sanktionen. Deswegen wird das System fleißig genutzt.

Starocotes
07.05.2012, 15:16
@BobCramer:
Daher habe ich 2 der Dinge angesprochen die ich aktuell für problematisch halte:

1. Urheberrecht ist Privatrecht. Daher gibt es Abmahnungen und "Sanktionen" beziehen sich immer auf einen wie auch immer zu errechnenden Schaden und damit einen Schadensersatz. Hier wird man keine vernünftige Lösung finden. Das Urheberrecht muss ins öffentliche Recht verlagert werden, die Strafen müssen sich aus einem Bussgeldkatalog errechnen und die Inhalts-Anbieter müssen ein Teil ihrer Macht genommen bekommen.

2. Das ganze macht aber nur Sinn wenn Nachweise von Verstößen rechtlich eindeutig und vor allem Schnell erbracht werden können, daher der Vorschlag eines zentralen Servers mit den entsprechenden Daten.

Bei den One-Click Hostern kann man mit Polizeiarbeit einen Verdachtsmoment ermitteln, eine richterliche Verfügung einholen und dann verdachtsbedingt eine Datenspeicherung beim Provider starten.