PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Omni-Visibilis



Sambir
16.01.2012, 09:32
Erfrischend originell und witzig. :D

Die Rezi in Comickunst:
https://comickunst.wordpress.com/2012/01/16/omni-visibilis/

korinther
31.01.2012, 15:37
gibt's das denn auch schon im Handel?

bei amazon steht noch nicht erschienen

Mervyn
31.01.2012, 15:46
Im Comichandel ist es auch noch nicht eingetroffen!

Eckart Schott
01.02.2012, 08:39
Die offizielle Auslieferung ist jetzt so gegen den 10. Februar hin. Rezensenten bekommen die Bände immer etwas früher.
Bis bald,
Eckart

Jack Attaway
25.03.2012, 21:50
Om-ni-vi-si-bi-lis! Was wie ein schmissiges Zauberförmelchen aus der Hogwarts-Fibel zur Heilung gruppenzwänglichen Einwärtsschielens klingt, ist nur ein weiterer abstrus-philosophischer Brainfuck out of Trondheim. Was heißt hier "nur"? Es erscheint schon erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit Lewis T-Punkt in seinen x-Trillionen Projekten durch die Genres düst, mal eben rechts ranfährt und den Gedankenschutt in seiner Birne einer kreativen Mülltrennung unterzieht, deren Output in Tateinheit von Quantität und Qualität seinesgleichen sucht. Nicht jedem Extrakt davon gelingt es, meine Begeisterung vollends zu entfachen, mit Omni-Visibilis hat Herr Trondheim aber wieder den Jackpot geknackt:

Bürohengst Hervé ist eine Knalltüte, ein Durchschnittsspacko mit Schnurrbart, Kassengestell und einer Frisur, die sich einst bei der Generation Monchichi auf Bolzplätzen und an der Empfangstheke von Stundenhotels großer Beliebtheit erfreute. Seine äußere Erscheinung korrespondiert mit den Prioritäten seines Hirnschmalzgequirles, denn gedanklich dreht es sich bei Hervé in erster Linie um seine Lümmelnudel und deren Entleerung harntechnischer und offenkundig zu selten koital stimulierter Art. Doch urplötzlich wird der Schluffi mit der ungesunden Reinlichkeitsneurose über Nacht zur distinguierten Person: Mit einem Mal können 7 Milliarden Menschen sehen, was er sieht, hören, was er hört und, aua, sogar fühlen, was er fühlt. Eine humanoide Open-Source-Webcam, ein Echtzeit-Stream für alle Sinne, der Fleisch gewordene feuchte Traum des Mark Elliot Zuckerberg!

Autor Tondheim präsentiert keine verflachte Witzgeschichte über den gläsernen Menschen 2.0, sondern ein mit champagnerhaft moussierendem Esprit vorgetragenes Stück Gesellschaftskritik, einen grotesken Seitenhieb auf die Auswüchse der New Economy mitsamt ihren Vorstellungen von social-network-basierter Medienkonvergenz sowie der Gier nach schnellem Zaster, und er fährt eine zurückgrinsende Attacke gegen die alltägliche Lust am Voyeurismus. Für den Anti-Helden Hervé nehmen die Dinge nämlich einen unerfreulichen Verlauf. Jeder, der ihm tief in die Augen schaut, möchte seine Botschaft loswerden, dem Ex-Chef die Meinung geigen, der Angebeteten etwas vorsäuseln, politische Parolen rausposaunen, ihn als kostenlose Werbe- oder Castingplattform einspannen. Adé, liebe Privatsphäre! Schlimmer noch: Die Regierungen der Weltmächte wollen Hervé in ihren Besitz und die eigene Regierung ihn am besten um die Ecke bringen. Merde!

Sekundiert wird Lewis Trondheim von dem bei Salleck bekannten Matthieu Bonhomme (Esteban, Der Marquis von Anaon). Mit klarem und realistischem Strich ohne Schnörkel schafft Bonhomme den fulminanten Spagat auf dem Drahtseil in luftiger Höhe ohne zu fallen - einerseits läßt er dem Humor Trondheims ungezügelten Lauf, zum anderen versteckt sich die Tiefgründigkeit nicht unaufdeckbar hinter den sorgsam aufgebauten Panels. Als gelungen darf man auch die Wahl der Farben bezeichnen: Schwarz, Weiß... und ein heiteres Türkisblau. Insbesondere beim Wechsel zwischen Tag und Nacht ergeben sich dadurch eingängige Varianten der Außenszenen-Darstellung. Trotz des Sprints der Story oder vielleicht gerade deshalb habe ich gelegentlich innegehalten, wie etwa bei den tollen Doppelseiten, Luft geholt und mir Zeit genommen für den Genuss dieser aufgeräumten Zeichnungen.

Fazit: Die Herren "Trondhomme" haben ein originelles, hocherfreuliches, temporeiches, schön gezeichnetes, modernes, hintersinniges, polemisches, erheiterndes, nachdenklich stimmendes oder wie auch immer mit gigantischem Wortvolumen kaum zu umschreibendes Buch abgeliefert. Eine Graphic Novel, deren Faszination nicht verhandelt werden muss. Um es mit Deichkind zu sagen: Leider geil! :schleck:

Eckart Schott
26.03.2012, 18:26
Wow! Irgendwie sollte Jack Attaway seine Gorillaagentur zumachen, Sammy rauswerfen und Autor werden - oder zumindest Rezensent von Comics bei großen Zeitungen.
Bis bald,
Eckart

Jack Attaway
30.03.2012, 15:47
Wow! Irgendwie sollte Jack Attaway seine Gorillaagentur zumachen, Sammy rauswerfen...
Tja, der Laden läuft nicht mehr rund, seit wir keine Werbeplattform mehr bei Salleck haben, Herr Verleger. Um die Penunsen für 'nen Drink zusammenzubekommen, betüddelt Sammy gar die Köter betuchter Damen - und manchmal auch ihre Bären...


Bis baldJau, bis zum 22.April! :floet:

Eckart Schott
02.04.2012, 08:31
Tja, Berlin ist halt ne Reise wert.
Bis bald,
Eckart

Comic_Republic
20.11.2012, 18:54
Habe ihn heute bekommen und gleich mal gelesen. Kacken gehen, wenn man alles an alle überträgt... Ich bin fast vom Sessel gefallen vor lachen! Was Trondheim so abliefert ist echt der Wahnsinn... Mehr von so nem Zeug. Da wird man echt noch Comic-Süchtig, wenn man es nicht schon ist:zappel:

C_R:zeitung:

Gagel
07.01.2018, 07:36
Nach dem "Marquis von Anaon" wollte ich was anderes von Bonhomme sehen und bin auf diese Gemeinschaftsarbeit mit Trondheim gestoßen, die Bonhomme von einer ganz anderen Seite zeigt.

Was passiert, wenn man aufwacht und alle anderen können sehen, was ich sehe, hören, was ich höre, spüren, was ich spüre und riechen, was ich rieche?

Was Trondheim/Bonhomme aus dieser irrwitzigen Idee gemacht haben, ist allemal sehens- und lesenswert.

Hier noch zwei Besprechungen:

http://comicreview.de/crff229-omni-visibilis/
http://www.taz.de/!603957/

Comic_Republic
07.01.2018, 07:49
Ich finde Omni-Visibilis ja so großartig, dass ich mit diesen signieren lassen habe, statt den Lucky Luke...

Er war sogar so nett und hat ihm noch was auf den Kopf gesetzt. So ist mein roter Faden nicht durchtrennt worden!
https://uploads.tapatalk-cdn.com/20180107/c2976ff591ebfdbc7cd1089b76fd5e71.jpg

Und ich weiß, was ich heute Nachmittag lesen werden. Jetzt muss ich erstmal die erste Geburtstagstorte für meinen Neffen machen!

C_R:zeitung: