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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Crowdfunding: Der Weg der Zukunft?



David Boller
06.07.2011, 12:16
Man kennt es von Kickstarter (http://www.kickstarter.com/) und nun gibt es auch vier deutsche Webseiten, die ähnliches anbieten. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen und ich darf mit Freuden ankündigen, dass die TELL-Pling *www.pling.de*Aktion heute Morgen die erforderliche Grenze überschritten hat. Etwas über 100% sind nun finanziert und somit ist das Projekt auf solidem Boden.

Man kann allerdings weiterhin zum Projekt beitragen und sich eine der exklusiven Prämien sichern. Sich zum Beispiel einen Auftritt im TELL-Comic zu sichern. Gegen oben gibt es keine Grenzen. Wenn ihr also noch unsicher seid, ihr habt noch 5 Tage oder bis Sonntag Nacht, um euch an dieser innovativen Aktion zu beteiligen.

An der TELL-Pling-Aktion teilnehmen… (http://www.pling.de/projekte/show/33/TELL:%20Die%20Legende%20kehrt%20zur%C3%BCck%20-%20Band%202)

Ich möchte mich noch herzlichst bei allen Gönnern für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen bedanken. Es ist euch gutzuschreiben, dass mit dieser Crowdfunding-Initiative ein neues Kapitel in der Geschichte von Independent-Publishing eröffnet wurde.

Hoffentlich werden andere Künstler, Autoren und Verlage folgen! Was denkt ihr, könnte das auch etwas für eure Projekte sein?

Ich würde auch gerne über meine Erfahrungen in der Zusammenstellung des Projektes diskutieren...

Spong
06.07.2011, 12:29
Ich habe tatsächlich auch erst gestern von dieser Möglichkeit erfahren, kickstarter ist ja laut Richtlinien mW nur für US-Citizens nutzbar. Es gibt laut Wikipedia drei große Plattformen, und es ist ein schöner Weg zu einer autonomen Kultur abseits von RTL/Bertelsmann und den üblichen verdächtigen Riesenkonzernen. Ich werde diesen Weg bei meinen zukünftigen Wegen definitiv auch beschreiten. Gratulation erstmal, dass es bei TELL so gut klappt. Aber du hast ja definitiv auch deine DUES gepayed ...

David Boller
06.07.2011, 12:34
Danke dir Spong, das ist nett und ich würde mich freuen auch bald ein Projekt von dir zu sehen. Das ist richtig, ich habe sicher mehr gearbeitet, als rausgeholt, aber das kann ja noch werden.

Kickstarter ist für Nicht-Amerikaner keine gute Option, da das ja über Amazon USA läuft. Wenn es jemanden interessiert, kann ich gerne Auskunft geben, warum ich Pling anstelle der anderen drei Seiten gewählt habe.

Spong
06.07.2011, 12:38
Mich würde das tatsächlich sehr interessieren.

Zitat Wikipedia
In Deutschland sind seit Oktober 2010 die Plattformen Startnext.de, Inkubato.com, mysherpas.de und seit November pling.de vertreten, mit dem Ziel die hiesige Förder- und Vereinslandschaft in das Crowdfunding mit einzubinden. Ebenfalls im Oktober 2010 begann ein Projekt im Rheingau, Anteilscheine auszugeben, mit denen Deutschlands ältestes Steinhaus gekauft und zum Sitz einer Ethik-Akademie gemacht werden soll. Hierdurch soll das Haus, das "Graue Haus" in Oestrich-Winkel, dauerhaft erhalten werden.[/I]

Ansonsten glaube ich daran, dass das Universum großzügig ist und Fleiß und Commitment registriert und belohnt ...

Mick Baxter
06.07.2011, 19:03
Auffällig: Sehr wenige Unterstützer im Niedrigbereich (0 zu 5 €, 7 zu 15 €) und die Summe der genannten Investoren weicht von dem oben genannten Betrag ab (4005 zu 4505 €). Und es müssen vier unterschiedliche Ausgaben gedruckt werden: deutsch und französisch als Soft- und Hardcover. Und die (aktuell 12) Hardcover für Investoren ab 100 € in zwei Sprachen (6+6) sind wahrscheinlich auch ein Aufwand (keine Ahnung, was das bei so geringen Auflagen kostet).

David Boller
06.07.2011, 19:23
Mick: Absolut richtig beobachtet. Der Auftritt im Buch hat bei weitem das groesste Interesse geweckt. Die tiefen Preise jedoch weniger, was mich erstaunt, kostet das Buch doch auch im Shop gleich viel, wie die Prämie für 15 Euro. Ich hätte gedacht, dass die Leute, die das dann eh über den Shop kaufen, vielleicht auch Interesse an dieser Investition gehabt hätten. Aber wie gesagt, das ist alles Neuland und interessant zu sehen, wie das alles funktioniert.

rudolpf
07.07.2011, 15:20
David: Eine interessante Aktion! Die Angebote hören sich wahrlich verlockend an :)

Da ich kein paypal-Konto besitze und eigentlich auch nicht unbedingt vor hatte mir eins anzuschaffen: Gibt es noch eine andere Möglichkeit, dir einen Sponsorenbeitrag zukommen zu lassen?

Allgemein: Das ist schon interessant. Da wird ständig über die mangelnde Zahlungsbereitschaft der Internet-Gemeinde geklagt und die Gratis-Kultur gegeißelt. Es zeigt sich aber anscheinend hier und auch bei der Sammlung von Daniel Lieske für sein wormworldsaga-app: Sobald die Qualität stimmt und auch ein gewisser Gegenwert ausgelobt wird, gibt es auch genug Fans, die bereit sind ihre Brieftasche zu öffnen.

Ob das Konzept auf die Dauer greifen kann, wenn viele Künstler für ihre Veröffentlichung im Vorfeld sammeln? Schwer zu sagen. Vielleicht ist es ja auch die Faszination des (relativ) Neuen, die diese Idee bisher aufgehen liess.

David Boller
07.07.2011, 15:39
Leider gibt es über Pling keine Möglichkeit mit Bankzahlungen oder Check (die gibts bei uns in der Schweiz eh nicht) beizutragen und ich darf das gleiche Projekt natürlich nicht gleichzeitig direkt über die Webseite anbieten. Ich habe einige Emails von Lesern gekriegt , die gerne mitgemacht hätten, aber Paypal nicht brauchen wollten. Aber der nächste Schritt wäre natürlich das über Zampano abzuwickeln, wie das viele Bands ( Beispiel: Marillion hat das schon vor 10 Jahren gemacht und jedes ihrer Alben so finanziert seit sie bei EMI rausgefault wurden) machen und dann gäbe es weitere Zahlungsmöglichkeiten. Schreibt mir doch bitte, wie ihr am liebsten zu einem Projekt beitragen würdet (Überweisung, Rechnung, Check, Paypal...) Ich denke darüber nach...

Das geniale bei diesem Crowdfunding Ding ist letztendlich, dass es kein Spendenprojekt ist, sondern ein gegenseitiger Austausch von Produkten/Geld. Die Prämien so festzulegen, dass sie wirklich fair und anziehend sind, ist bei weitem das Schwierigste. Vie viel gebe ich (in Realwert) und wann ist es zu viel oder zu wenig. Wenn ihr euch mal auf anderen Webseiten die Prämien anschaut, kann das schon mal zu Kopfschütteln führen. Ich habe kürzlich ein Projekt gesehen (habe vergessen wo und welches Projekt), wo der Anbieter folgendes geschrieben: "Für 50 Euro denken wir an dich vor dem Einschlafen." WTF! Für mich als pragmatische Person ist das zwar lustig, aber nicht sehr handfest.

Mick Baxter
07.07.2011, 16:39
Die Frage ist aber auch: Wie finden die Investoren zu Pling.de und zu den einzelnen Projekten? Wenn das alles über die Promotion der Künstler läuft (und ich vermute mal, die 30 Investoren von "Tell 2" sind über Zampano oder Comicforen gekommen), kann man Pling wohl vergessen.

rudolpf
08.07.2011, 13:43
Ich habe einige Emails von Lesern gekriegt , die gerne mitgemacht hätten, aber Paypal nicht brauchen wollten.

Dann bin ich anscheinend nicht der einzige, der (bisher?) ohne paypal auskommt.

Hmm, allerdings werden dann doch schon einige Interessierte aussen vor gehalten. Und vermutlich meldet sich auch nicht jeder, wenn er auf das Zahlungshindernis "fehlendes paypal-Konto" trifft.

Schade!

Aber dein gestecktes Ziel hast du ja auch so erreicht. Dann freue ich mich einfach auf den normalen zweiten Band, wenn er demnächst bei meinem Bonner Comichändler aufschlägt.

In dem Zusammenhang Lob für die schöne Geschichte mit den hervorragenden Zeichnungen. Und ein schweizer Superheld - der selbstverständlich zwingend Tell heißen muß - hat wirklich seinen Charme.

kscherwinski
09.07.2011, 16:06
In aller Kürze: Congrats zur gelungenen Aktion, David!
Rock on!!

Klaus

ADrian
09.07.2011, 18:38
Noch eine aktuelle Erfolgsstory aus dem Bereich Comics und Crowdfunding: http://www.comicsbeat.com/2011/07/08/womanthology-raises-27000-overnight-are-you-listening-marvel-and-dc/

David Boller
10.07.2011, 09:51
Rudolpf und Klaus: Danke euch fuer das positve Feedback. Das ganze ist immer noch WIP und ich glaube ich werde das versuchen, das uber die naechsten Projekte zu perfektionieren.

aDrian: Danke, du bist mir zuvorgekommen. Absolut unglaublich!

Sebastian Drewniok
10.07.2011, 18:05
Glückwunsch :)

Hier noch eine Erfolgstory: http://www.kickstarter.com/projects/1397702842/help-support-jimmy-palmiottis-queen-crab-graphic-n?ref=discover_pop

thirtyseven
15.07.2011, 13:43
Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch an David – und eine andere Art der Erfolgsgeschichte:

Tarol Hunt dem Autor und Zeichner von Goblins (http://www.goblinscomic.com) ist es gerade mit seiner aktuellsten Geschichte über seinen Solo-Abenteuer erlebenden Goblin Tempts Fate (http://www.goblinscomic.com/tempts-fate-11/) (der seine Geschichten nur überlebt, wenn genug seiner Leser Rätsel lösen und Geld via paypal spenden) innerhalb von fünf Tagen gelungen über 30.000 Dollar zu sammeln (wodurch er das Haus, in dem er mit seiner Frau lebt, wird behalten können).

Als Belohnung für die Spender gibt es - ähnlich wie bei einem Kickstarter-Projekt - verschiedene Preise, je nach dem wie viel man gespendet hat. Die Aktion läuft noch weiter bis zum 30.08. (sein eigentliches Ziel war es, die 30.000 Dollar bis zu diesem Termin zu sammeln, ging ein bisschen schneller als gedacht... *g*)

Laburrini
15.07.2011, 15:57
Ich hab mich ehrlich gesagt schon gefragt, ob Crowdfunding nicht auch was wäre für Dich @thirtyseven?
Vielleicht, um eine App zu finanzieren oder eben ein Fotoshooting?

thirtyseven
15.07.2011, 22:43
@laburrini Ich denke auch hin und wieder darüber nach, aber bevor ich so eine Aktion umsetze braucht es noch eine Weile und ein paar Leser mehr... Läuft mir als Option ja nicht weg. :-)

Laburrini
15.07.2011, 23:25
Das stimmt. Ich denke mit einem guten Konzept könntest Du auch bestimmt mit Deiner jetzigen Leserzahl was reissen.
Aber gibt ja jetzt wirklich keinen Grund sich unter Druck zu setzen. :)

Geier
05.11.2012, 17:36
Falls mal jemand neugierig ist und selber daran denkt sein Werk schwarmfinanzieren zu lassen

http://www.thekickbackmachine.com/browse/all/Comics/

Hier findet man alle Comicprojekte bei Kickstarter, ob es geklappt hat oder nicht. Sinn der Seite ist aus den Fehlern der anderen zu lernen um selber erfolgreich zu sein. Und wenn ich mir das so durchsehe ist es mir manchmal ein Rätsel wieso einige die Kohle zusammen bekommen und andere nicht. Ausschlaggebend scheint mir freilich ne gute Webpräsenz zu sein - und max. 10.000$ anzupeilen, da müßte man sich mal die Zeit nehmen um es ausgiebig zu analysieren.

Laburrini
05.11.2012, 23:10
@Geier: Ähnliches ging mir bei der Ansicht der Kickbackmachine-Seite auch durch den Kopf. Ich kann nur vermuten, dass ein paar der wirklich talentierten Zeichner nicht die nötige Durchschlagkraft besassen, um für ihr Projekt zu trommeln.

Was passieren kann, wenn man sich über 12 Jahre eine große Anzahl an treuen Fans herangezüchtet hat, kann man seit gestern Abend bei Joscha Sauer (http://www.nichtlustig.tv/) sehen, der jetzt schon fast 30.000€ für seinen Trickfilm zusammen bekommen hat. Dabei darf man echt nicht vergessen, dass er schon mehreren Jahren an der Entwicklung des Films sass und die 1. Episode konkret seit ca. einem Jahr mit einem professionellen Studio produziert wurde.
Ich bin skeptisch, ob das sooo vielen anderen Zeichnern in Deutschland gelingen würde. Zumindest in dem Ausmaß. Oder?

Hinnerk
05.11.2012, 23:41
... da müßte man sich mal die Zeit nehmen um es ausgiebig zu analysieren.

Ich habe mich damit gerade ein Stündchen damit beschäftigt, aber ein Muster kann ich nicht erkennen. Scheint wohl Stoff für eine BWL-Diplomarbeit zu sein.

Persönlich gesehen, habe ich mich von solchen Projekten immer ferngehalten, die eine ausschließliche Zahlung über Paypal vorsehen. Nennt mich altmodisch, aber ich besitze bereits Bankkonten und kann kaum einen Vorteil (für mich) in der Eröffnung eines Kontos bei einer (zweifelhaften) Bank (?) in Luxemburg sehen.

Spong
06.11.2012, 05:49
Hinter PayPal steht JP Morgan, Hinnerk. Ausser dass sie Mitt Romney unterstützen, finde ich sie nicht zweifelhafter als andere Banken.

Sehr interessanter Link, Geier. Man liest ja immer nur von den Erfolgsgeschichten und nie von den vielen "blutigen Nasen", die es da offensichtlich reichlich gibt.

Jano
06.11.2012, 06:57
Bei Kickstarter zahlt man übrigens über Amazon Payments, nicht PayPal.


Hinter PayPal steht JP Morgan, Hinnerk. Ausser dass sie Mitt Romney unterstützen, finde ich sie nicht zweifelhafter als andere Banken.

PayPal ist ein eBay-Unternehmen. JP Morgan ist lediglich eine von mehreren Zahlungsabrechnungsstellen von PayPal, zu denen u.a. auch die Bank of America und die Deutsche Bank gehören.

Geier
06.11.2012, 09:07
@spong
Ich bin über einen (sehr interessanten) Artikel in der "Zeit" drauf gestoßen, gescheiterte Projekte werden bei Kickstarter prinzipiell unterdrückt. Laut diesem Artikel werfen die deutschen Plattformen langsam das Handtuch während Kickstarter einen deutschen(europäischen) Ableger plant.
@laburrini
Was das mit der Webcommunity belegt, zumindest um nennenswerte Summen zu erzielen, Pennyarcade ist auf fast ne Million gekommen, Lieske hatte vorher etwa so viele Besucher... Die mit ihrem KungFu-Comic sind drollig. erster Versuch mit 20.000 abgebrochen, mit 500 neu gestartet und Ziel erreicht - einige scheinen nur absahnen zu wollen. Und schöne Sonderleistungen für Unterstützer ist auch wichtig sonst ist kein Anreiz da - denke ich mal.

Mick Baxter
08.11.2012, 02:03
Schwarwels Aktion zu "Schweinevogel Total-O-Rama 2" endete erfolgreich:

4.939,93 €118 % VON 4.200,00 €
Es gab allerdings auch eine Menge abzugreifen.

Schwarwel "Schweinevogel TOTAL-O-RAMA 2" (http://www.visionbakery.com/vision/540)

peter schaaff
09.11.2012, 10:07
Mit EUR 4200,- hat Schwarwel m.E. die Latte ziemlich tief gehängt und wird mit diesem Geld alleine die Druckkosten für das neue Buch abdecken. Sämtliche sonstigen Arbeiten trägt er alleine. An dieser Stelle meinen Glückwunsch.

Das 'Black Idol'- Projekt des Münchners Peter Popken (Black Idol auf kickstarter (http://www.kickstarter.com/projects/2045182638/black-idol-volume-1) und hier im Forum (http://www.comicforum.de/showthread.php?131076-bl%C3%A6k-aid%D3%99l)) hat es gar auf knappe EUR 10.000,- gebracht (bei angepeilten EUR 30.000,-, mit denen die komplette Produktion inklusive der noch verbleibenden Arbeitszeit bis zur Fertigstellung finanziert werden sollten).

Mick Baxter
11.11.2012, 18:44
Beim Vergleich der Crowdfunding-Projekte muß man auch darauf schauen, was alles geboten wird. Schwarwel hatte da einen sehr umfangreichen Katalog, und finanziert wurde der Band durch Angebote, die mit dem Band selber wenig zu tun haben. Epsilon (siehe hier (http://www.comicforum.de/showthread.php?132349-Crowdfunding-bei-Epsilon)) kann das gar nicht bieten. Und Kleinvieh macht erfahrungsgemäß viel zu wenig Mist.

jo b.
12.11.2012, 06:42
Da hat Peter absolut recht. Erfolgreich im sinne von "Ziel erreicht" heißt ja noch lange nicht, dass man seine Kosten gedeckt hat.
Ich hab ja so ein bisschen den Eindruck, dass Crowdfunding einfach grad derbe angesagt ist und sehr häufig ein Marketing Werkzeug für eh schon recht konsolidierte Projekte ist, um in erster Linie mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn dabei dann (in diesem Fall) vielleicht die Druckkosten rausspringen, is ja auch super. Aber dann ist da noch der nicht unwesentliche Mehraufwand für diese Pledges.
Dennoch ein interessantes Thema. Gut wäre eine Liste von "erfolgreichen" CF Projekten, wo aufgeschlüsselt ist,wie viel Prozent des Gesamtvolumens durch CF gedeckt werden konnte und wie die anderen Kosten gedeckt wurden bzw. werden sollen.


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Jenny
02.02.2014, 12:04
Ich zerre diesen Thread nochmal nach oben. Aus aktuellem Anlass. ;)

Der Thread ist ja schon etwas älter. Hat jemand neuere Informationen? Kickstarter ist nach wie vor nur für US/Kanada-residents; hat jemand von http://de.ulule.com/ gehört und positive/negative Erfahrungen zu berichten? Das ist ne europäische Plattform.

helmut
02.02.2014, 12:42
Was war denn hiermit (http://www.comicforum.de/showthread.php?136988-World-of-Fiction-auf-KS)?
Vor paar Monaten hier im CF vorgestellt, und bei Kickstarter gelaufen ... das scheint doch ein deutsches Projekt gewesen zu sein?

Jenny
02.02.2014, 12:42
Das würd mich jetzt auch interessieren...

helmut
02.02.2014, 12:59
Schreib ihn doch an. Eventuell war der Trick hier auch, mit jemandem dort drüben zusammenzuarbeiten (könnte ja generell 'ne Option sein).

Btw, mit der beeindruckendste Crowdsourcing-Erfolg, den ich mitbekommen habe: https://www.kickstarter.com/projects/lexxercise/life-beyond-the-clouds-kickstarting-the-cloud-fact

Zeigt exemplarisch aber vor allem auch eins: der anscheinend beste Erfolgsgarant ist ein hoher Bekanntheitsgrad des Künstlers. Im Fall der "Cloud Factory" war die Dame vorher in der Pennyarcade-Castingshow Stripsearch ... trotz tiefgesteckter Crowdsourcing-Ziele war das Ergebnis eine Geldschwemme (markanterweise stagniert der Comic seit Monaten auf Seite 7 ...).

Gena
02.02.2014, 16:31
Ulule sagt mir nix. Mir sind noch Indiegogo (http://www.indiegogo.com/) und Startnext (http://www.startnext.de/) geläufig. Über erstere hat u. a. Jano die Don Rosa Classics (http://www.indiegogo.com/projects/the-don-rosa-classics-deluxe-edition) finanziert, über letztere hat z. B. der Feder & Schwert Verlag eine Steampunkanthologie (http://www.startnext.de/eis-und-dampf) gecrowdfunded.

Ob man jetzt die Berühmtheit schlechthin im Netz sein muss, um erfolgreich ein Projekt finanzieren zu können, bezweifle ich etwas. Jeder, der ein interessantes Projekt realisieren möchte, muss es auch verkaufen können: also Werbung in den einschlägigen Foren und in Sozialen Netzwerken machen, um die Aufmerksamkeit von potentiellen Käufern/Interessenten zu erlangen.

Elif
02.02.2014, 16:51
Schreib ihn doch an. Eventuell war der Trick hier auch, mit jemandem dort drüben zusammenzuarbeiten (könnte ja generell 'ne Option sein).

Ja, ich kenn jedenfalls einen Österreicher, der seine Kickstarter-Kampagne über einen Freund in den USA hat laufen lassen - ich schätze mal, dass das der unkomplizierteste Weg dahin ist. Braucht man nur jemanden, dem man das anvertrauen würde.

helmut
02.02.2014, 17:29
@Gena:
sollte ja nicht heissen, dass das der *einzige* Weg zum Erfolg ist. Aber Cloudfactory versus "World of Fiction" ist schon echt interessant, zumal das Finanzierungsziel von Alexxa (Band "0", ein reiner Prototyp also) für eine völlig unbekannte Person (ich sag jetzt bewusst nicht "Künstler"!) zu gar nichts geführt hätte.
Das behaupte ich jedenfalls mal. ;)

Vor nicht allzu langer Zeit gab es noch ein im CF beworbenes Crowdsourcing-Projekt, das sang- und klanglos gescheitert ist, trotz der hohen Professionalität des Künstlers: https://www.kickstarter.com/projects/2045182638/black-idol-volume-1?ref=category (den CF-Thread find ich grade nicht mehr).
Ich glaube aber, dass der Herr Popken, der Macher dieses Projekts, allenfalls in Illustratoren- und CG-Artist-Kreisen Bekanntheit geniesst. Und das reicht eben nicht ... jedenfalls nicht für ein so ambitioniertes Finanzierungsziel, wie er es hatte.

Zumindest macht es IMO Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, warum diese Projekte scheitern, und andere so erfolgreich sind ...

Meine Schlussfolgerungen bisher:
- Bekanntheit hilft (Positivbeispiele: Cloud Factory, Wormworld Saga, negativ: World of Fiction)
- bescheidene Finanzierungsziele IN RELATION zum Projekt haben bessere Chancen, auch auf Dominoeffekte (Positivbeispiele: Wormworld Saga, Cloud Factory, negativ: Black Idol)
- das Projekt sollte irgendwie "gemeinnützig" rüberkommen, dh. der Spender sollte den Eindruck haben, mit seiner Spende auch für eine vom Projekterfolg nutzniessende Allgemeinheit etwas zu tun (Positivbeispiele: Wormworld Saga, Cloud Factory, negativ: World of Fiction, Black Idol)

Ergänzungen/Relativierungen/Verbesserungen gern gesehen ...

Gena
02.02.2014, 17:49
Ich erinnere mich an "Black Idol" ;) Da scheint es auch an Werbung gefehlt zu haben. Vom Finanzierungsziel gar nicht erst zu reden.
Nur weil ein Künstler wenig bekannt ist, ist das noch kein Indiz fürs Scheitern - mehr wollte ich nicht sagen :) Man muss halt die "Nische" mobilisieren können.

helmut
02.02.2014, 18:01
Peter Popken war sogar per Interview auf Kickstarter: http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CDEQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.kickstarter-conversations.com%2F2012%2F10%2Fblack-idol-interview.html&ei=P4buUqDRA8retAaW7YGwCQ&usg=AFQjCNFITrp2Po28o9gUxdEbFKNAJFRgEA&bvm=bv.60444564,d.Yms

Ist schon klar, was du sagen wolltest, und natürlich kann es trotzdem funktionieren.
Jeder bekannte Künstler war irgendwann mal ein unbekannter Künstler. ^^

Trotzdem: ich merk das selbst gerade, wie schwer es ist, die Leute da draussen einfach nur dazu zu bringen, mal zu gucken, wenn du was anbietest. Du musst noch nicht mal was *wollen* von denen, und es hängt auch nicht, wie oft postuliert wird, an der Qualität des Angebots - denn um an der zu scheitern, musst du die Leute erstmal dazu bringen, dein Angebot anzusehen. ;)
Die Bereitschaft zu letzterem steigt aber nunmal drastisch, wenn man dich kennt (optimalerweise im positiven Sinne :D ).

Gena
02.02.2014, 18:23
Peter Popken war sogar per Interview auf Kickstarter: http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&ved=0CDEQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.kickstarter-conversations.com%2F2012%2F10%2Fblack-idol-interview.html&ei=P4buUqDRA8retAaW7YGwCQ&usg=AFQjCNFITrp2Po28o9gUxdEbFKNAJFRgEA&bvm=bv.60444564,d.Yms
... Manchmal soll es wohl einfach nicht sein :/


Ist schon klar, was du sagen wolltest, und natürlich kann es trotzdem funktionieren.
Jeder bekannte Künstler war irgendwann mal ein unbekannter Künstler. ^^
Sicher! Bei Jenny würde ich mir da aber keine allzu großen Sorgen machen. Sie dürfte sich über die Jahre durch ihre Präsenz auf deviantart und ihren Blog eine ordentliche Fanbase aufgebaut haben, was ja schon mal ein guter Grundstock ist. Dann muss sie nur noch ein wenig in Bücherforen wildern ;) Auch wenn es nicht so einfach werden wird.


Trotzdem: ich merk das selbst gerade, wie schwer es ist, die Leute da draussen einfach nur dazu zu bringen, mal zu gucken, wenn du was anbietest. Du musst noch nicht mal was *wollen* von denen, und es hängt auch nicht, wie oft postuliert wird, an der Qualität des Angebots - denn um an der zu scheitern, musst du die Leute erstmal dazu bringen, dein Angebot anzusehen. ;)
Die Bereitschaft zu letzterem steigt aber nunmal drastisch, wenn man dich kennt (optimalerweise im positiven Sinne :D ).
Das ist halt die Krux, der man entgegen wirken muss. Wie spreche ich die gewünschte Zielgruppe am besten an und mache sie auf mein Produkt aufmerksam?
Mund zu Mund Propaganda, gute keywords für die Googlesuche, Werbung auf Facebook und Co.,etc - und am besten alles auf einmal ...

Jenny
02.02.2014, 19:01
Die Fanbase hab ich bloß leider extrem effektiv vergrätzt. :D Ich würd sagen, da ist alles offen. "Crowd" und "Hannibal" ist vielleicht nicht die naheliegendste gedankliche Verbindung. Aber ich bin wild entschlossen, dieses Baby zu schaukeln. ;)

Das mit dem "gemeinnützig" habe ich heute auch gelesen. Das bereitet mir auch noch etwas Kopfzerbrechen...

helmut
02.02.2014, 19:08
... Manchmal soll es wohl einfach nicht sein :/

Nö nö, das war keine Vorsehung oder sonst ne höhere Macht.
Er hat es selbst versaubeutelt, unter Zuhilfenahme aller oben von mir aufgezählten Kriterien, und noch mehr (ich ergänze meine Liste nachher):


er war vorher NICHT bekannt, dachte das aber (rübergebracht durch sein Auftreten),
sein Projekt hatte keinerlei Gemeinnutzen-Faktor - nach Erreichen des Finanzierungsziels wollte er das Ganze regulär verlegen und verkaufen lassen,
sein Finanzierungsziel war, sich *zusätzlich* zum erhofften Verkaufserlös das Jahr Arbeit durch seine Spender finanzieren zu lassen. Und zwar bequem ... mal ganz persönlich gesprochen: wieso sollte ich mir das Geld abkneifen, ihn dabei zu unterstützen?
Seine Gegenleistung für die Investoren waren bescheiden - die Gegenleistung für den Maximalspendebetrag glänzte noch dazu durch einen Gipfel an Selbstgefälligkeit (1h Gespräch mit ihm, um Einblick in die Arbeit eines professionellen Film-Conceptartists zu bekommen ... für 1500US$; sonst nochwas, ja?) und Fehleinschätzung (die Leute, die ein Interesse am Zustandekommen seines Projekts haben werden, dürften wohl eher LESER sein, statt Scharen reicher kleiner Möchtegern-Conceptartists).


Das war ein richtig gutes Beispiel dafür, wie Crowdsourcing NICHT aussehen darf!
Kann man nur draus lernen, IMO.

@Jenny:
bei dir wär vielleicht der Gemeinnutzenfaktor nicht erfüllt (könntest du aber teilweise, durch die öffentlich zugängliche Themenwebseite).
Alle anderen Punkte wären doch von Haus aus im grünen Bereich, oder zumindest kannst du leicht dafür sorgen, dass sie es sind ...

Gena
02.02.2014, 20:31
@Jenny:
bei dir wär vielleicht der Gemeinnutzenfaktor nicht erfüllt (könntest du aber teilweise, durch die öffentlich zugängliche Themenwebseite).
Es gibt doch ganz bestimmt eine historische Vereinigung, der man dieses Buch widmen und an die ein Spende gehen könnte ...

Mick Baxter
03.02.2014, 04:31
Vielleicht ist in dem Zusammenhang dieser Artikel (http://www.comic-i.com/aaa-icom/docs/ipj_2014/ipj_2014_10.html) für den einen oder anderen interessant.

Towbson
04.02.2014, 12:32
@Baz
das mit dem gemeinnützig hab ich nicht ganz verstanden.
ist so ein projekt bei kickstarter nicht immer etwas "egoistisch"?
ich verlange ja schliesslich das leute geld für MEIN projekt ausgeben.

helmut
04.02.2014, 13:18
Der Gemeinnutzenaspekt wäre zB., im Fall der "Wormworld Saga" oder "Cloud Factory", dass bei Zustandekommen der Finanzierung das Ergebnis *für alle frei* zu lesen ist, der Projekteigentümer selbst also bereit ist, der Allgemeinheit etwas zu geben.
Das ist (IMO) ein entscheidender Unterschied zu "Black Idol"/"World of Fiction", wo jeweils "geschlossene", später als Printcomic geplante Projekte finanziert werden sollten, bei denen sich die Investoren sozusagen Exemplare gegen Vorkasse vorbestellen konnten (im Fall von "Black Idol" gab es die Printversion erst ab einer Investition von US$50 ... tschuldigung, wenn ich ins Lästern komme), der Rest der Welt das Buch aber kaufen sollte.

Klar ist der Versuch, ein Projekt über Crowdsourcing finanzieren zu lassen, immer etwas egoistisch.
Die Frage ist, ob sich das gut verkauft, im Sinne des Gewinnens von Investoren, wenn man diesen Aspekt allzu heftig durchscheinen lässt, und die Bereitschaft zur Gegenleistung von Seiten des Projekteigentümers eher dürftig wirkt (hier sei auch jedem Interessenten der Blick auf die Staffelung der gebotenen Gegenleistungen empfohlen, vergleichend am besten, für eines der Wormworld-Saga-Crowdsourcings, gegen den Versuch des BlackIdol-Crowdsourcings).

Ich habe ausserdem den Eindruck, dass es hinter dem Crowdsourcing-Gedanken auch relativ viel Opensource-Gedanken stecken, und nicht wenige potentielle Spender sich in diesem Umfeld bewegen (Soft- und Hardwareprojekte, die über CS finanziert werden, sind nicht so selten). Dort ist die Bereitschaft zur Projektunterstützung aber sehr eng an "freie" Ergebnisse gebunden, und eben die Vorstellung, mit dem eigenen Beitrag die Allgemeinheit zu unterstützen, statt "nur" die Projekteigentümer.
Meine empirische Untersuchung zu Erfolg/Misserfolg von Crowdsourcing-Projekten bestätigt mich bisher in dieser Annahme.

Towbson
04.02.2014, 13:51
danke, jetzt ist mir einiges klarer.

Jenny
04.02.2014, 16:16
Ja, extrem aufschlussreiche Beiträge hier - danke dafür!

Mick Baxter
05.02.2014, 03:20
Meine empirische Untersuchung zu Erfolg/Misserfolg von Crowdsourcing-Projekten bestätigt mich bisher in dieser Annahme.
Und hast du auch mal Comic-Projekte empirisch untersucht? Deren Erträge reichen ja von 25,00 Euro bis etwa 300.000 $.

helmut
05.02.2014, 11:21
Ich hab eigentlich *nur* Comicprojekte empirisch untersucht, weil mich der Rest weniger interessiert. ;)
Und "empirische Untersuchung" ist vielleicht auch etwas hochtrabend als Begriff - ich guck halt hin, wenn ich wieder mal irgendwo über einen Hinweis auf ein laufendes Crowdsourcing stosse, und versuch mir dann einen Reim auf Erfolg oder Misserfolg zu machen.

Wenn du denkst, dass ich falsch liege, oder Genaueres weisst, darfst du mich hier gern korrigieren.

Mick Baxter
06.02.2014, 05:38
So intensiv hab ich mir die Sachen nicht angeschaut. Ich hatte in der Recherche für den Jahrbuch-Artikel ein paar Projekte – insbesondere die erfolgreichen – überflogen. Der Gemeinnutzenfaktor ist mir dabei nicht aufgefallen. Eher so Sachen, daß der verbreitete Satz "Kleinvieh macht auch Mist" eher selten angebracht war. Da haben manchmal mehr Leute 500 $ beigetragen als 1 $. Daß es nicht hilfreich ist, wenn der Starter als ********* rüberkommt, überrascht mich allerdings nicht.