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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : mangas nach der krise in japan?



comic-galerie-wien
17.03.2011, 10:59
gestern hat mich eine kundin im laden gefragt ob die katastrophe in japan auf die mangas auswirkungen haben wird.

ich bin da erstmal blöd dagestanden. als nicht-fachmann auf diesem gebiet weiß ich ja nicht einmal was von den deutschen mangas aus china oder japan kommt.

eure meinung zur situation?

idur14
17.03.2011, 12:33
Bei der Menge an unveröffentlichten Material wohl kaum. Es sei denn ein Mangaka ist persönlich betroffen.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind von solchen Katastrophen bei den Leidtragenden eher Luxusartikel betroffen. Noch dazu ist Japan sehr luxusorientiert. Mangas als Billigprodukt stehen da schon irgendwo knapp über den Grundbedürfnissen.

Glaube daher kaum dass das Auswirkungen auf den japansichen Markt hat und schon gar nicht auf den deutschsprachigen.Langfristig müsste die höhere Verschuldung den JPY sinken lassen, obwohl derzeit gerade das Geneteil der Fall ist, was bei Lizenzierung in dieser Währung zur Verbilligung für uns führen würde (ähnliches könnte man evtl. bei Lizenzvereinbarungen in USD erwarten).
Und so hart das bei dem manschlichen Leid klingt, bedeuten Katastrophen und Kriege immer einen Anschub für die Konjunktur, weil nunmal wiederaufgebaut werden kann.

Da schon eher die vollkommen vergessene Ölkrise, die alle Produkte, vor allem auch Billigprodukte bei denen die Margen geringer sind, teurer macht. Wenn das aus dem Ruder läuft, sind Mangas geanuso wie Lebensmittel bald nicht mehr Billigprodukte.

Clint Barton
17.03.2011, 17:37
ich bin da erstmal blöd dagestanden. als nicht-fachmann auf diesem gebiet weiß ich ja nicht einmal was von den deutschen mangas aus china oder japan kommt.

Manga kommen immer aus Japan.
Es gibt noch die Manhwa aus Korea und die Manhua aus China. Von letzterem gibt es aber auf dem deutschen Markt bisher nur ein paar Alben (meistens von Benjamin oder mit Mitwirkung von ihm) bei Tokyopop und "Butterfly in the Air" bei Epsilon.

Denke aber kaum, daß das jetzt grosse Auswirkungen haben wird. Die deutschen Serien hängen meistens 6-12 Monate hinterher und bisher ist mir noch kein Mangaka bekannt, der unter den Opfern ist (die Twitter-Hoaxes mal aussen vorgelassen). Sollte sich die Situation da drüben jetzt wieder in 1-2 Wochen normalisieren, wird man davon sicherlich kaum bis garnichts merken.

Ansonsten ist es einfach schön, welche Prioritäten manche Menschen haben. Hey, da drüben sind halt ein paar 1000 Menschen gestorben und dann droht da noch der GAU, aber Hauptsache ICH kriege weiterhin meine Manga!!!! :rolleyes:

idur14
18.03.2011, 07:48
Eins hab ich noch vergessen. Neben den steigenden Ölpreisen (siehe auch Militärbeschluss der UN) gibts natürlich schon einen direkten Ausfluss.

Nachdem sich Fr. Merkel ja ganz ohne Aktionismus (wie übrigens auch alle anderen Parteien in Deutschland und auch in Österreich ja sehr nobel sind und schon immer waren) entschlossen hat, AKW's vorübergehend und dann vielleicht doch vom Netz zu nehmen, werden die Strompreise rasant steigen. Zu glauben, dass bei einem teilweisen oder vollkomenen Auststieg aus Atom dann Ökostrom zum selben Preis wie jetzt angeboten werden kann, ist in einer ersten Phase wohl ein Luftschloss.

Teurere Stromkosten können natürlich neben den steigenden Ölkosten genauso zu einer Verteuerung aller Produkte führen.

Kai Schwarz
24.03.2011, 11:20
@comic-galerie-wien:

Ich weiß jetzt nicht genau, wie die Frage der Kundin gemeint war - wenn es tatsächlich um die Frage nach "Materialnachschub" gehen sollte: kurzfristig gibt es auf einige japanische Manga-Magazine Auswirkungen, weil diese z.T. einige Tage später als geplant ausgeliefert werden müssen. Fürs internationale Lizenzgeschäft ist es so, dass alle relevanten japanischen Verlage und Agenturen von den Lizenznehmern (wie z.B. uns bei Carlsen) angeschrieben wurden und befragt wurden, ob konkret Hilfe geleistet werden kann.

Es gibt evtl. mal winzige Verzögerungen von 1-2 Tagen bei E-Mail-Antworten wg. partiellem Stromstopp in Tokyo, oder weil manche Bahnen nicht täglich in die Stadt fahren usw. - grundsätzlich ist es aber so, dass die Kollegen dort jeden Tag weiterarbeiten und in regem Kontakt mit den internationalen Verlagen stehen und man, gemessen an der aktuell sehr schwierigen Lage, keinen wirklichen Unterschied spürt. Alleine das verdient m.E. höchsten Respekt - ich weiß nicht, wie es hier aussehen würde, wenn in 250 km Entfernung ein AKW havariert wäre...

Was die japanischen Zeichnerinnen und Zeichner betrifft: z.B. auf www.animenewsnetwork.com gibt es inzwischen eine regelmäßig aktualisierte Liste, welche Mangaka sich (Gottseidank) wohlbehalten zurückgemeldet haben.

Aktuell ist es also so, dass die Arbeit weitergeht und zumindest für die deutschsprachigen Ausgaben keine Probleme in Sicht sind. Es gibt also bislang keinen Anlass zu der Befürchtung, dass aufgrund der Katastrophe in Japan sich für den deutschen Manga-Markt etwas ändert.

Zur "Erträglichkeit" von "ein paar Tausend Toten" (wie oben von Freak Flag erwähnt) kann ich nur sagen, das klingt nicht "blöd", sondern komplett unerträglich.

Manx cat
24.03.2011, 16:11
Jep, das war wirklich blöde. Eine Abstumpfungserscheinung aufgrund der täglichen Dosis Nachrichten. Tut mir leid, solchen Müll gepostet zu haben.

Kai Schwarz
24.03.2011, 18:19
Danke fürs Zurücknehmen, macht auch nicht jeder. :)

comic-galerie-wien
25.03.2011, 13:44
danke für den direkten "draht" zu carlsen, die telefonische auskunft von tokyopop war ziemlich ähnlich.

Kai Schwarz
25.03.2011, 16:28
Gern geschehen. Auch wir sind natürlich für solche Fragen von Händlerseite telefonisch erreichbar, sofern wir nicht in Sitzungen o.ä. Dingen stecken. ;)