PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Alien" von Aisha Franz



Dirk Rehm
13.01.2011, 16:35
Diese Woche neu: "Alien", das großartige Debüt-Album von Aisha Franz! Wir sind gespannt auf Reaktionen und Kommentare...


"Alien" von Aisha Franz

Was, wenn man plötzlich von der Ernsthaftigkeit des Lebens eingeholt wird und sich nicht mehr davor verstecken kann?

Mit viel Gespür für Unausgesprochenes zeichnet Aisha Franz den Alltag einer alleinerziehenden Mutter und ihrer beiden Töchter in einer Kleinstadt. Während die älteste Tochter erste sexuelle Erfahrungen macht, verzweifelt die Mutter am Leben und all den verpassten Gelegenheiten. Die Jüngste reagiert auf ein wachsendes Gefühl des Alleinseins, indem sie heimlich ein stummes, seltsam transparentes Wesen in ihrem Zimmer aufnimmt.

http://www.reprodukt.com/images/editorial/9783941099708.jpg

Aisha Franz, geboren 1984 in Fürth, studierte Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel mit Schwerpunkt Comic und Illustration. Gezeichnete Geschichten von Aisha Franz sind unter anderem in "(KU)S!" und "Orang" erschienen. "Alien" ist ihre erste Buchveröffentlichung. Aisha Franz lebt und arbeitet in Berlin.

ISBN 978-3-941099-70-8, 208 Seiten, schwarzweiß, 18,5 x 14 cm, Klappenbroschur, 16 EUR
Erscheint im Januar 2011
http://www.reprodukt.com/product_info.php?products_id=380

Aslak
19.01.2011, 07:53
In der der Rubrik Buchtipps (http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=6281652) des ARD Morgenmagazins wurde Alien von Aisha Franz besprochen. (Beginnt bei etwa 01:05 Min..)

Gruß,
Nils

Christian Maiwald
19.01.2011, 12:51
Danke! Ist ja super, dass sie das Buch einer Newcomerin vorstellen - und so positiv!

Poch
02.02.2011, 22:00
Inhaltlich fand ich den Band toll. Zeichnerisch hat er mich allerdings nicht so überzeugt. Sowohl der Seitenaufbau wie auch die Zeichnungen an sich kamen in meinen Augen an vielen Stellen nicht über gute Amateurniveau hinaus. Ist nicht böse gemeint und ich bin mir sicher, dass sich Aisha Franz noch deutlich weiter entwickeln wird. Insgesamt hat es mir ja gefallen und ich würde bei einer weiteren Veröffentlichung der Autorin durchaus zugreifen.

riff-raff
02.02.2011, 23:48
Die Zeichnungen sind natürlich Geschmackssache und das hat auch mit den jeweiligen Sehgewohnheiten zu tun. Amateurhaft ist daran jedoch nichts. Für mich sind sie gleichermaßen kontrolliert wie Ausdruckstark, ein Spagat der den wenigsten gelingt. Auf das wesentliche reduziert werden sie ganz in den Dienst der Geschichte gestellt und sind doch in jedem Moment eine Freude für den Betrachter.

Poch
03.02.2011, 11:57
Bei reduziert und im Sinne der Geschichte würde ich dir sogar zustimmen. Darüber hinaus fängt Aisha Franz die Gesichtsausdrücke und Gefühle ihrer Protagonisten teilweise ganz toll ein. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass sie anatomisch und perspektivisch das eine oder andere Panel verhaut. Beispiel: Wenn das Mädchen das Treppengeländer hinab rutscht, ist das Geländer im Vordergrund. Rutschen kann man so nicht. Oder springt sie? Dann ist es anatomisch sehr unglücklich dargestellt. Oder guck dir mal diverse Panels mit dem Drahtzaun an, die perspektivisch so nicht hinhauen. Und das hat nichts mit den Sehgewohnheiten zu tun.

Will wie gesagt das Werk auch gar nicht abwerten, für ein Debüt ist es sehr gelungen (zumal auch nicht jeder den Mut hat, gleich ein 200-Seiten-Debüt vorzulegen). Aber zeichnerisch ist da schon noch Entwicklungspotential.

riff-raff
03.02.2011, 12:57
Hmm, bei der Eingangsszene auf der Treppe sieht es für mich eher so aus, als würde das Mädchen Schwung holen und sich dann, ähnlich wie ein Turner am Barren, mit den Armen abstoßen. Was die Perspektive und Anatomie angeht kann man hier nicht wirklich von falsch sprechen. Meistens handelt es sich um Isometrie, eine Architekten Parallel-Perspektive, welche sich in Comics jüngeren Datums großer Beliebtheit erfreut. Dass einem Anatomische Ungenauigkeiten störend aufallen hat schon etwas mit den Sehgewohnheiten zu tun. Es ist ja nicht so als hätte Frau Franz versucht einen perspektivischen Raum mit mehreren Fluchtpunkten und anatomisch genauen Figuren zu konstruieren und wäre dann auf halbem Weg gescheitert. Es hört sich ein wenig so an als würde man Jockum Nordström (http://www.google.com/images?q=jockum+nordstr%C3%B6m&oe=utf-8&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a&um=1&ie=UTF-8&source=univ&ei=AKJKTerAJJDysgbf_dSVDw&sa=X&oi=image_result_group&ct=title&resnum=3&ved=0CC8QsAQwAg&biw=1024&bih=578)eine schlampige Arbeitsweise vorwerfen. Würde also Frau Franz in zukünftigen Arbeiten auf herkömmliche Darstellungsweisen und klassische Räumlichkeit zurückgreifen, würden ihre Zeichnungen für mich ganz klar an Reiz verlieren.

Poch
03.02.2011, 15:46
Wobei der Herr Nordström schon sehr viel konsequenter in seiner Darstellung ist. Frau Franz wechselt zuweilen zwischen perspektivisch "korrekter" Darstellung zu einer recht eigenwilligen Perspektive. Mag sein, dass das gewollt ist, mir kommt es nicht in allen Fällen so vor.

kiki_magic
03.02.2011, 19:44
Ich finde es auch schwierig, das zu vergleichen.
Aisha Franz erzeugt einen völlig andersartigen Illusionsraum, bei dem Besonderheiten in Perspektive oder Anatomie evtl. mehr ins Auge fallen.
Schade wenn ich den Band hier hätte könnte ich mal nachschauen. Schätze aber dass sich das weit unterhalb der zeichnerischen Mängeln bewegt, die man etwa bei vielen anderen Graphic Novels der letzten Jahre zum Thema Evolution, Mauerfall, Punkerjugend, Kifferjugend, Giftmord usw. finden kann.

Schninkel
03.02.2011, 20:24
dass sich das weit unterhalb der zeichnerischen Mängeln bewegt, die man etwa bei vielen anderen Graphic Novels der letzten Jahre zum Thema ... Kifferjugend ...

Der von Dir: Der ist gut :D !

kiki_magic
03.02.2011, 20:45
Nein nein, ist alles Mist:
lest lieber "Alien"!

Schninkel
03.02.2011, 21:19
Nein nein, ist alles Mist:
lest lieber "Alien"!

Mache ich gerne, liegt schon auf`m Stapel - aber mit:

Der von Dir: Der ist gut :D !
meinte ich eigentlich Dein Posting und nicht Deine Kiffergeschichte, die ich übrigens mit viel Genuss gelesen habe, weil sie wie eine Zeitreise in meine 70iger-Jahre-Jugend war.

kiki_magic
03.02.2011, 22:24
Okay ...
bevor das jetzt verwirrend wird ...
zurück zu "Alien".

Dirk Rehm
14.02.2011, 17:15
Anna Hohle hat mit Aisha für www.aviva-berlin.de ein interessantes Interview geführt:


Interview mit Aisha Franz

Mit "Alien" brachte Aisha Franz im Januar 2011 eine poetische, melancholische und tiefgründige Graphic Novel auf den deutschen Comicbuchmarkt. Mit AVIVA-Berlin sprach sie über Frauen in der deutschen Comiclandschaft, Traumwelten im Großstadtalltag und das unausweichliche Scheitern der Kommunikation.

1984 in Fürth geboren, studierte Aisha Franz Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel mit dem Schwerpunkt Comic und Illustration. Sie veröffentlichte bereits in den Comic-Anthologien (KU)Ŝ! und Orang. Alien ist ihre erste Buchveröffentlichung. Darin erzählt die Zeichnerin in poetischen Bildern aus dem Leben einer Mutter und ihrer beiden Töchter vor dem Hintergrund einer Kleinstadt-Tristesse: Während die ältere Schwester erste sexuelle Erfahrungen macht und der Monotonie des Alltags entfliehen möchte, träumt sich die jüngere in eine von Außerirdischen bevölkerte Fantasiewelt. Mutter Doris trauert derweil ihren durch frühe Mutterschaft verpassten Chancen auf ein vermeintlich glücklicheres Leben nach.

Mehr: http://www.aviva-berlin.de/aviva/content_Interviews.php?id=1430021

Dirk Rehm
12.07.2011, 09:38
Andreas Platthaus am 11. Juli auf faz.net:


Kuk: Mädchen vs. Alien

Vor einem Jahr war ich an der Universität Kassel in die Comic-Klasse von Hendrik Dorgathen eingeladen. Da zeigte mir eine Studentin einen Comic, an dem sie gerade arbeitete: Hunderte von kleinformatigen Seiten, alle in Bleistift ausgeführt, eine Geschichte über ein junges Mädchen, das an ihrer Mutter, ihrer Schwester, den Freundinnen, überhaupt der ganzen Welt verzweifelt. Der Stil war bewusst kindlich gehalten, als wäre es wirklich die Schülerin, die da erzählt. Und was sie da erzählt! Irgendwann nämlich sitzt ein Außerirdischer in der Fußmatte (ja: "in", nicht "auf") zur Wohnung, und das Mädchen nimmt ihn mit in sein Zimmer. Diesem stummen Gast verdankt die Geschichte ihren Namen: „Alien".

Mehr: http://faz-community.faz.net/blogs/comic/archive/2011/07/11/kuk-maedchen-vs-alien.aspx