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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Green Lantern Sonderband 21: Blackest Night 4 [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
10.01.2011, 23:03
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Mal Hand aufs Herz. Eigentlich sind die Black Lanterns ganz schön lahme Enten. Da haben sie eine milliardenschwere Übermacht, die Helden der einzelnen Corps haben sich erst mühsam zusammenklamüsern müssen, sind sich ansonsten spinnefeind und haben auch erst seit kurzem eine wirksame Strategie gegen die schwarzen Massen. Und dennoch gelang es den Black Lanterns bisher nicht zu obsiegen. Mit großen Schritten nähert sich jetzt aber alles langsam dem Ende, was auch Green Lantern Sonderband 21 deutlich anzusehen ist. Dann kann Brightest Day ja bald kommen.

Wie es sich für ein Finale ziemt, erreichen die Kämpfe immer bombastischere Dimensionen und es rappelt beim 21. Green Lantern Sonderband ganz gewaltig im Karton. Man möchte meinen, das Finale bereits in Händen zu halten, aber Geoff Johns schafft es wirklich alles immer noch ein wenig mehr zu pushen und die Ereignisse wie Paukenschläge aufeinander folgen zu lassen. Und es kommt wirklich einiges zusammen.

Nicht nur muss die gemeinsame Heldenfront gegen einen untot gewordenen Spectre antreten, der durch die Straßen von Coast City stampft (die Stadt hat es echt nicht leicht), die einzige Möglichkeit ihm überhaupt irgendwie beizukommen ist durch die Befreiung des Wesens Parallax. Die Kapitelüberschrift Parallax: Wiedergeburt gibt da schon das Programm vor und bringt den Kampf in eine ganz andere Dimension. Am Ende taucht dann auch noch Nekron mit seiner untoten Version der JLA auf und man muss sich zurückhalten den Comic nicht einfach mittendrin wegzulegen und gleich in Blackest Night 7 nachzuschlagen, wie es weitergeht.

Und hier gleich vorweg: Eines kann man mit dem Band in gar keinem Fall, nämlich zum einen ihn außerhalb der Reihe lesen. Zum anderen von Green Lantern Sonderband 21 einen einheitlichen Spannungsbogen erwarten. Nicht nur ist das Geschehen der Blackest Night an sich schon weit fortgeschritten, der Comic selbst enthält zwei fette Brüche. Während die ersten beiden Kapitel die Vorgeschichte zu Blackest Night 7 sind und die Handlung dazwischen dann ein gänzlich anderes Kampfgeschehen betrifft, ist das letzte Kapitel bereits wieder der Vorspann zu Blackest Night 8. Den Band durchziehen also markante Lücken, was alles etwas chaotisch macht und eher den Charakter eines Sammelsuriums aufweist. Es ist so eine Art Green Lantern-Tetris, was da vom Leser verlangt wird. Auf der anderen Seite hat man einige der größeren Highlights des Kampfes gegen die schwarzen Lanterns unter einem Cover versammelt.

Wenn man diesen Fakt akzeptiert hat, liest es sich ganz ungeniert. Denn nicht nur die Hauptkämpfe machen sich gut, sondern auch die kleineren Konflikte und Begegnungen dazwischen. Lex Luthor und Larfleeze streiten sich um die Orange Lantern. Mera kriegt ihren Ausraster, als sie ihren zur Black Lantern gewordenen Gemahl Aquaman mit ihrem gemeinsamen, ebenfalls untoten Kind auf dem Arm sieht. Ihr Zornesrausch lässt selbst Atrocitus anerkennend nicken. All dies wird begleitet von Doug Mahnkes mal wieder packenden und detailreichen Zeichnungen. Ohne ihn wäre die Blackest Night nicht dasselbe und er kreiert zwischendurch wirklich überraschende und coole Perspektiven, was einem gerade bei dem Kampf gegen den Spectre ins Auge springt. Und wie bereits gewohnt sind die Auseinandersetzungen und ihre graphische Umsetzung dabei ohne Not brutal und reichen von einer Kreuzigung bis zum kompletten Gesichtshaut abziehen. Bringt weder Kampf noch Handlung weiter, aber gehört bei der Blackest Night inzwischen ohnehin zum guten Ton. Auch hierbei kann Mahnke überzeugen.

Blutender Morgen und Düstere Dämmerung setzen im Gegensatz zu den Kämpfen um Coast City den (im wahrsten Sinne des Wortes) roten Faden der Geschichte um Guy Gardner als Red Lantern fort. Nachdem er unter den Black Lanterns Amok gelaufen ist, ist sein Zorn noch längst nicht verraucht und richtet sich jetzt gegen seine eigenen Kameraden. Während die noch hilflos darüber nachdenken, wie ihm zu helfen ist, geht Lantern Mogo mal wieder ganz eigene Wege. Bereits im letzten Band zeigte der lebende Planet seinen Kollegen, wo der Hammer hängt und auch bei der Behandlung einer Red Lantern hat er so seine ganz eigenen Methoden und bringt damit fast die anderen Green Lanterns gegen sich auf.

Danach geht es an die Verteidigung der Erde und während der blutigen Kämpfe, die von einer Allianz aller Lanterns ausgetragen werden, wird Kyle auf unangenehme Weise mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Mag ein umher fliegender Kühlschrank für Ottonormalbüger eher albern erscheinen, birgt er für Kyle ganz andere Erinnerungen und verknüpft sich vor allem mit zwei Namen, Major Force und Alexandra DeWitt. Ein weiterer Name, der für die Ereignisse bedeutsam wird, ist der des Anti-Monitor. Sein Versteckspiel ist vorbei, was für den Fortgang des Geschehens sicherlich weitere Bedeutung erlangen wird.

Autor Peter Tomasi, verantwortlich für die beiden mittleren Kapitel, hat die Charaktere des Corps gut im Griff. Sie geraten bei ihm nicht zur bloßen Staffage, neben wichtigen Figuren, wie Kyle und Guy, sondern ergänzen sich gegenseitig. Letztlich ist es immer das Team, das gewinnt, nicht die einzelne Lantern. An den Zeichnungen gibt es ebenfalls nichts zu kritteln. Sie gefallen in Blutender Morgen etwas besser, als bei Düstere Dämmerung. Letztere wartet nämlich mit dem üblichen, schon sattsam gesehenen Schlachtengetümmel auf, während es bei ersterem etwas differenzierter zur Sache geht. Guys Rettung erfordert eine ganz andere Optik, die deshalb zwar nicht weniger knallig rüberkommt, aber eben viel Gardner'sches Innenleben preisgeben muss.

Das letzte Kapitel widmet sich den Folgen von Blackest Night 7 und hat neben der Konfrontation zwischen der White (!) Lantern Sinestro und Nekron auch das schlussendliche Schicksal Xanshis zu bieten. Daneben wird mal schnell die Evolution neu geschrieben und die Erde, ganz unbescheiden, zum Zentrum der Schöpfung allen Lantern-Lichts. Aber hier soll nicht zuviel verraten werden. Das Geschehen wird dann, wie bereits erwähnt, direkt in dem Ende Januar erscheinenden Blackest Night 8 fortgesetzt.

Anlässlich einer Softdrink-Werbekampagne wurden die Fernsehzuschauer einmal gefragt, ob sie nicht alle ein bisschen Bluna seien. Anlässlich der Blackest Night stellt sich inzwischen die Frage, sind wir nicht alle ein bisschen Lanterns? Die mächtigen Ringe werden wie Semmeln unter das Volk geworfen, so dass selbst so illustre Gestalten, wie Flash, Wonder Woman, aber auch Lex Luthor und Scarecrow inzwischen mit einem ausgestattet sind. Besonders Leid kann einem Atom tun, der zu seinem Indigo-Stäbchen auch wohl das seit langem lächerlichste Kostüm spendiert bekommen hat. In welcher Mottenkiste vergangener Designs man das ausgegraben hat, will man gar nicht wissen. Vielleicht hoffte man das Ästhetikempfinden der Black Lanterns derart zu erschüttern, dass sie die Erde in Ruhe lassen. Zum Fürchten dieses Kostüm!

Am Ende wundert man sich dann noch über die vielen Tuscher, die es für diese insgesamt fünf amerikanischen Ausgaben brauchte, so dass es auch für drei Hefte mehr ausgereicht hätte und entdeckt zumindest einen Teil, der beim Übersetzen vergessen wurde. Kleiner Tipp: Er versteckt sich zwischen anderem Kauderwelsch.




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