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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Punisher 3: Frankencastle [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
24.12.2010, 23:10
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Eins muss man Rick Remender lassen. Er hat Mut und setzt seine eigenwilligen Ideen konsequent um. Nichts hasst der Comicleser mehr als Veränderung. Jede noch so kleine Modifikation am Status Quo eines Helden sorgt für einen Aufschrei in der Fangemeinde und die Autoren wenden haarstäubende Kniffe an, um den Ursprungsstatus geschickt wieder herzustellen.


Doch Remender raubt dem Punisher seine Existenz und verwandelt ihn in ein Ungetüm, das an das berühmte Monster von Dr. Frankenstein erinnert. Vorbei ist die Zeit, in der Frank sich für den Tod seiner Familie am organisierten Verbrechen rächt. In Zukunft soll Castle also gemeinsam mit Vampiren, Werwölfen, Mumien und so manch anderer schleimiger Gestalt ums Überleben kämpfen. Und dieses Überleben wird auch noch von einer geheimnisvollen japanischen Monster-Polizei bedroht. Das ganze klingt total abgefahren und gewöhnungbedürftig. Doch der neue Punisher funktioniert erstaunlich gut. Dass Frank nun Probleme hat sich zu artikulieren, fällt kaum auf. Schließlich war er schon immer eher ruhig.


Remender baut seine Handlung langsam und mit Bedacht auf. Er nimmt sich genug Zeit, um auch die eher unbekannten Monster vorzustellen. Deshalb eignet sich der Comic auch für Leser, die im Vorfeld wenig Berührungspunkte mit der Legion der Monster hatten. Damit das Ganze nicht zu einer sinnlosen Metzelorgie verkommt, fügt der Autor ein geheimnisvolles Artefakt hinzu, mit dessen Hilfe sowohl die Probleme der Schurken als auch die der Monster gelöst werden können. Kombiniert mit einem Anführer, der seinen Untergebenen nur Halbwahrheiten präsentiert und einem Oberschurken, der mit einer zur Handlung passenden Entstehungsgeschichte versehen wird, ergibt sich ein stimmiges Gesamtkonzept, das zu unterhalten weiß.


Ein weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass sich die Geschichte selbst nicht zu ernst nimmt. Immer wieder streut der Autor humorvolle Passagen ein, die die Geschwindigkeit etwas drosseln, dem Leser Verschnaufpausen gönnen und die Charaktere liebenswerter machen.


Etwas befremdlich wirkt die Darstellung der hilflosen Monster. Immerhin greift Remender hier Figuren auf, die seit geraumer Zeit im Kino und im Comic Angst und Schrecken verbreiten. Die Vorstellung, dass ein Zusammenschluss dieser Monster es nicht mit einer Armee von Monsterjägern aufnehmen kann, wirkt doch reichlich konstruiert.


Mit Robert Hellsgaard präsentiert der Autor einen Schurken, dessen Leidensgeschichte und Motivation erstaunlich viel mit der des Punishers gemeinsam hat. Und gerade diese Parallelen sorgen dafür, dass sich der Leser fragt, was einen Helden ausmacht und wie nah Gut und Böse oftmals zusammenliegen. Hellsgaards Mitstreiter stammen alle aus Japan. Dies macht insofern Sinn, da dieses Land auf eine lange Geschichte im Kampf mit Monstern zurückblickt. Immerhin ist Japan Geburtsort von solch imposanten Monstern wie Godzilla. Somit kann man die Monsterpolizei als Remenders Hommage an die japanischen Monsterfilme verstehen.


Absolutes Highlight ist aber ohne Frage das geniale Artwork von Tony Moore. Der Künstler zeichnet die schleimigen und haarigen Monster so detailiert, dass man erwartet etwas glitschiges oder pelziges unter den Fingerkuppen zu spüren wenn man über die Bilder fährt. In Moores Darstellungen bekommt jedes noch so kleine Teil einige Strukturlinien. Dadurch wirken Akteure und Hintergründe sehr individuell. Jedes einzelne Panel lädt zum ausgiebigen Betrachten ein. Auch seine Darstellung des zusammengenähten Punishers ist einzigartig. Der Punisher errinnert an das Frankenstein Filmmonster. Moore ergänzt die Grundfigur um einige mechanische Applikationen, so dass doch etwas neues entsteht. Die Mischung aus Schrauben, Nähten, Schläuchen und Scharnieren passt im ersten Moment so gar nicht zu dem kampfgestählten Körper des Punishers. Dennoch akzeptiert man das neue Erscheinungsbild des Punishers erstaunlich schnell. Lobenswert ist auch der Ansatz die Vergangenheit des Gegners von einem anderen Künstler zeichnen zu lassen. Durch den optischen Bruch kommt es nicht zur Verwirrung beim Leser und er kann das Geschehen sofort richtig einordnen. Veredelt werden die Bilder durch die stimmige Farbgebung von Dan Brown. Seine Farbpalette passt hervorragend zur Atmosphäre.


Neben der Geschichte befinden sich auch alle Cover der Einzelausgaben in diesem Sammelband.



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