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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: The Punisher: Garth Ennis Collection 6 [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
23.12.2010, 01:43
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Beide Abenteuer, Irisches Erbe und Mütterchen Rußland, waren bereits als Einzelbände in der Marvel Max-Reihe erschienen. Nun aber werden sie in der Komplettausgabe in einem dicken Band zusammen noch einmal veröffentlicht.

Beide Geschichten lassen nur stellenweise den für Garth Ennis typischen Humor aufblitzen. Was hier eher blitzt, oder noch besser: spritzt, ist das Blut. Beide Abenteuer sind ziemlich actiongeladen und sehr, sehr blutig. Das geht schon durchaus in die Splatterecke. Hier fliegen die Körperteile und die Gedärme durch die Gegend. Also nichts für schwache Nerven.

Erstaunlich ist, dass im ganzen dicken Band keine einzige sympathische Person auftaucht und somit dem Leser keinerlei Identifikationsfigur geboten wird. Dennoch ist der Band sehr unterhaltsam. Er ist eine reine Achterbahnfahrt und die Action wird groß geschrieben. Sind im Irischen Erbe noch wechselnde Gruppierungen und ihre Aktionen und Differenzen beschrieben und somit eine Story vorhanden, ist die Story in Mütterchen Rußland stellenweise nur noch rudimentär da und die Action überwiegt deutlich. In beiden Fällen ist die Action rasant, schockierend und knallhart und dadurch unterhaltsam.

Beide Storys kann man durchaus als Parabeln auf politische Verhältnisse sehen. Irisches Erbe weist natürlich auf die irische Problematik und wartet mit einem sehr charismatischen Schurken auf. Dass der Bombenleger kein Gesicht mehr hat, bedeutet im übertragenen Sinne, das seine Taten ehrlos sind (er hat "das Gesicht verloren") und Bombenlegen kein ehrlicher Kampf ist. Die Gangs stehen hier für die verschiedenen irischen terroristischen Splittergruppen, die sich untereinander bekämpfen und auf Zivilisten keinerlei Rücksicht nehmen. Gewinnen tut dabei keiner, sonder alle gehen miteinander unter. Sie zersetzen vielmehr das Land und zerstören die Familien. Kein Wunder, dass Ennis als (Nord-)Ire hier keinen Humor versteht.

Colonel Nick Fury ist in Mütterchen Rußland vom Charakter her wie in Ennis´ Miniserie für Marvel Max: Nick Fury, also alles andere als sympathisch. Dennoch sorgen seine machohaften und arroganten Sprüche für den wenigen Humor. Die Amerikaner werden hier als korrupt, unehrlich und scheinheilig beschrieben. Im Kampf gegen ihre Gegner haben sie jeden moralischen Kompaß verloren und opfern sogar Zivilisten, um Spuren zu verwischen. Die Russen verdienen hier mehr Respekt (obwohl der Punisher zahllose von ihnen umbringt), weil sie ehrlich spielen. Und wie es auch im internationalen Spionagegeschäft ist: es gewinnt keiner. Alle Toten, alles Elend haben am Ende nichts gebracht.

Und das ist das düstere Fazit, welches beide Bände gemeinsam haben: es bringt nichts. Die ganze Gewalt, alles Leid, alle Brutalität war am Ende komplett sinnlos. Und diese Schonungslosigkeit spricht wieder für Ennis Qualitäten als Autor.

Die Zeichnungen stehen ganz im Dienste der Stories, was typisch für die amerikanischen Serien ist. Sie unterstützen die Geschichte, haben keine besonderen Glanzlichter, aber auch keinerlei Fehler, sind also grundsolides Handwerk.



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