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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Jerry Spring Gesamtausgabe 1 [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
20.12.2010, 23:10
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"Ich habe Schwarzweiß immer bevorzugt", erklärte Jijé im Jahre 1975. Die Herausgeber dieser Gesamtausgabe bringen es gleich zu Beginn des Bandes auf den Punkt. Der begnadete Zeichner habe die Abenteuer von Jerry Spring mit schwarzer Tinte auf weißem Papier erdacht und gezeichnet. Dieser Präferenz wolle man entsprechen, zum höheren Genuss für die Freunde der Zeichenkunst.

Wie richtig diese Entscheidung ist, merkt man erst, wenn man sich die schwarzweiße Zeichenkunst von Joseph Gillain zu Gemüte geführt hat. Bereits die ersten Seiten des ersten Abenteuers, das 1954 im Magazin Spirou abgedruckt wurde, entfalten in schwarzweiß ihre ganze Pracht. Der Einsatz von viel Schwarz sorgt für starke Kontraste mit den weißen Flächen. Eine dunkle Silhouette des Reiters vor hellem Hintergrund oder das strahlende Licht eines Lagerfeuers in der Nacht zeigen von Beginn an, dass Jijé eine Technik gefunden hat, die ihm ermöglicht, reduziert und damit schnell, aber dennoch detailliert und ausdrucksstark zu zeichnen. Erfunden hat er diese Technik zwar nicht, war er doch beeinflusst durch die großen Meister der US-amerikanischen Abenteuercomics. Milton Caniffs Terry and the Pirates oder Steve Canyon haben Spuren hinterlassen, als Jijé diese für sich entdeckt hatte. Er sog diese Stilmittel auf und machte sie sich zu eigen.

Farbe war für Jijé nur eine kommerzielle Notwendigkeit. 1974 verlangte er gar, dass die damalige französische Neuausgabe in schwarzweiß gedruckt werden sollte. Er soll sogar einmal gesagt haben, dass er nie viel Sinn für Farbe besessen habe und dass ihn das Kolorieren in erster Linie genervt haben soll. Wer es nach der Lektüre der neuen Gesamtausgabe immer noch nicht wahr haben will, sollte sich die alten Bastei-Hefte oder Condor-Alben dieser ersten Geschichten zum Vergleich ansehen. Man wird seinen Augen kaum trauen. Die Farben wirken plötzlich wie Fremdkörper.

So ganz in schwarzweiß ist die Gesamtausgabe dennoch nicht. Der reichlich illustrierte Bonusteil und die Originaltitelbilder sind durchgängig in Farbe abgedruckt. Hier hat Ehapa dankenswerterweise die Vorlagen von Dupuis, wie bei der Jeff Jordan Gesamtausgabe, so originalgetreu wie möglich übernommen. Die Texte leiten sehr gut die damalige Situation von Jijé, seine Einflüsse und seine Überlegungen, her und zeichnen ein gutes Bild von der Entstehung der Abenteuer von Jerry Spring.

Mit seiner Comickunst hat Jijé eine ganze Generation von Comic-Zeichnern beeinflusst. Allen voran sein Schüler Jean Giraud (Leutnant Blueberry), aber auch Zeichner wie Derib (Buddy Longway). Seine Geschichten hingegen waren bereits damals nicht sonderlich originell. Im Kino und in den Unterhaltungsromanen boomten Western-Geschichten. John Wayne war seit seinem Durchbruch mit Ringo im Jahre 1939 ein Held und spielte die Hauptrolle in vielen Filmen von John Ford oder Howard Hawks, die heute zu Klassikern des Genres gehören. So gibt es auch bei Jerry Spring hinterlistige Viehdiebe, mal gute, mal böse Indianer, Waffenschmuggler, Goldsucher oder arme Mexikaner. In dieser guten alten nostalgischen Fünfziger-Jahre-Western-Welt sind die Bösen noch eindeutig schlecht und die Guten halten sich an die Regeln. Und wenn nicht, dann ist es nur ein Täuschungsmanöver, um die Bösen in eine Falle zu locken. Dessen ungeachtet strickte Jijé stets interessante, spannende Geschichten, die auch heute noch Bestand haben.

Yucca Ranch, die zweite Geschichte, wurde bislang auf Deutsch noch nicht veröffentlicht. Dies macht den Debütband der Gesamtausgabe zusätzlich attraktiv für Fans der Serie.


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