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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Die Bruderschaft der Krabbe 1: Erstes Buch [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
11.12.2010, 23:10
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Das Titelbildmotiv beschreibt das Erste Buch der Trilogie Die Bruderschaft der Krabbe ziemlich gut: dampfende Nebelschwaden, gotischer Horror, gruselige Atmosphäre - und alles umgesetzt mit einer das Auge fesselnden Technik einer couleur directe, die perfekt mit den Lichtverhältnissen spielt.

Die Zeichnungen im Innern des Bandes halten, was das Cover verspricht. Jean-Baptiste Andreae, der erst Anfang 2010 mit dem Splitter-Book Die mechanische Welt positiv aufgefallen ist, zieht auf seinen Seiten alle Register, die eine Orgel des optischen Horrors hergibt. Wenngleich die Atmosphäre von Beginn an immens düster und bedrohlich ist, gibt es nach dem ersten Dutzend Seiten einen Bruch in der Art des Unheimlichen. Ab dem Zeitpunkt, an dem Mael betäubt wird, gleitet die Geschichte ab in ein eher traditionelles Schauer-Setting mit allseits bekanntem Zubehör. Das muss nicht per se schlecht sein. Wer die verwunschenen Schlösser und den leichten, romantischen Gänsehaut-Effekt eines Horace Walpole ebenso mag, wie eher moderne Kost, in der die Protagonisten Gefahr laufen von Vampiren gefressen oder Werwölfen gebissen zu werden, der kommt mächtig auf seine Kosten. Gallié und Andreae, die bereits in den 1990er Jahren zusammen die Trilogie Herzfresser (Splitter alt) erschufen, scheuen sich sogar nicht davor, eine dicke Homage an den guten alten Max Schreck, der in Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm-Klassiker Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens den Grafen Orlok mimte, einzubauen.

Der fesselnden Stimmung und den begeisternden Zeichnungen steht ein etwas diffuser Plot gegenüber. Die Krabbe, die durchaus originelle Krankheit, von der die Jungen befallen sind, spielt mit der Phantasie des Lesers. Wer hat nicht schon mal an etwas Ähnliches gedacht, als er zum ersten Mal von der Krankheit "Krebs" hörte? Wie die Krabbe, tritt Krebs in mannigfaltiger Form auf, ist ebenso schwer zu kurieren und je nach Stadium gar nicht. Dennoch hat die Geschichte, besonders als sie endgültig in ein Horror-Szenario abdriftet, etwas von "Eine Prise too much". So ist die Episode mit dem Werwolf superb gezeichnet, aber schockt nicht wirklich. Oder die Bedrohung durch den Vampirfürsten, sie wirkt aufgesetzt. Damit entwickelt sich die Geschichte bis zu einem glücklicherweise völlig überraschenden Schluss eher enttäuschend und behält aber trotzdem eine gewisse Grundspannung, die den Leser neugierig macht auf die Fortsetzung. Das läßt hoffen, dass Szenarist und Künstler noch nicht ihr ganzes Pulver verschossen haben.



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