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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Weihnachts HORROR Comix [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
07.12.2010, 01:24
http://www.splashpages.de/php/images/rezensionen/rezension_mittel_12897.jpg

Weihnachten, ein Fest der Besinnlichkeit und Nächstenliebe, das die Familie vereint und Kinderaugen, wegen der vielen Geschenke, strahlen lässt. So war es jedenfalls bisher. Der neu gegründete Undergroundcomix Verlag hat mit der Comic-Anthologie Weihnachts HORROR Comix nun ein Werk vorgelegt, das die gängigen Vorstellungen des christlichen Festes komplett über Bord wirft. In den insgesamt 57 Kurzcomics wird massig Blut vergossen und der Weihnachtsmann gefoltert.


Steff Murschetz und Tarek el Bebbili haben aus einer spontanen Idee heraus, eine Vielzahl von Zeichnern um sich versammelt, welche alle eine oder mehrere Geschichten rund um das Thema "Weihnachten" verfasst haben. In der kurzen Bearbeitungszeit von drei Monaten haben die 38 Zeichner alle Grausamkeiten niedergeschrieben und gezeichnet, die der Leser sich vorstellen kann. Neben einigen Comics, die den Horror eher verniedlichen (Weihnachten bei Chucky von Tommes oder Knabberei von Dipi), gibt es auch eine Handvoll Storys, die aufgrund der Härte der hier gezeigten Gewalt, eher Geschmackssache sind (Frustramen von Zettina Kessl & Thomas Lühn, sowie Vergebung von Steff Murschetz). Dazwischen gibt es eine Vielzahl von Comics, die Weihnachten auf lesenswerte Art mit dem Horror verbinden. Dass dabei zu einem Großteil der Weihnachtsmann geopfert wird, ist sicherlich einer der wenigen verbindenden Punkte.

Die Leistungen der Künstler schwanken zwischen einseitigen Zeichnungen und Storys mit mehr als 20 Seiten. Ein Beispiel für einen gelungenen Kurzcomic, der lediglich aus drei Panels besteht ist Der Bratapfel von Clay Harryhausen. Mit einem Kinderspruch als textliche Basis, stellt der Zeichner hier einen Apfel in einem Herd dar, welcher sich bei ansteigender Temperatur deformiert und schlussendlich schaurig-gruselig aussieht. Sehr einfallsreich. Der Herausgeber dieses Bandes, Steff Murschetz, setzt dagegen in seinem Comic Die letzte Kugel auf Masse. Mehr als 20 Seiten Umfang hat dieser Comic um einen unschuldig Verurteilten, der sich an der bestochenen Jury rächt. Parallelen zum ebenfalls bei Undergroundcomix erschienen Kakerlak-Helden sind offensichtlich.


So unterschiedlich, wie diese beiden Werke sind, so abwechslungsreich ist der komplette Band. Keine Idee kommt zweimal vor. Beginnend beim Weihnachtsmann über Zombies, Amokläufer und Psychopathen bis hin zu mordenden Kindern und religiösen Fanatikern wird hier eine breite Palette der menschlichen Abscheulichkeiten geboten, alles mit einer Verbindung zu Weihnachten.

Die Comicbeiträge sind bis auf eine Ausnahme alles Erstveröffentlichungen und flatterten wohl so zahlreich ins Redaktionsbüro, dass noch genug Material für eine weitere Ausgabe vorhanden ist. Lediglich der Comic Blutige Weihnacht von Bildermicky wurde bereits 1982 im Magazin Menschenblut veröffentlicht. Auch wenn dieser Band in extrem kurzer Zeit zusammengestellt wurde, so merkt der Leser dies den einzelnen Geschichten keineswegs an. Die Zeichnungen sind bis auf wenige Ausnahmen gelungen und geben die Stimmung in kontrastreichen schwarzweiß Zeichnungen perfekt wieder. Einige Zeichner übertreiben es zwar etwas mit der Schattierung, andere dagegen arbeiteten beinah plastisch wirkende Grafiken heraus, die den Gruselfaktor noch erhöhen.


So ergibt sich bei den Zeichnungen, das selbe Bild wie bei den Storys. Es gibt im Band sehr gegensätzliche Comics, die größtenteils Geschmackssache sind. Den Einen werden sie zu heftig sein, und der andere wird genau so etwas erwarten. Eines kann aber mit Bestimmtheit gesagt werden: Freunde des seichten Gemüts sollten von diesem Band die Finger lassen, denn wo HORROR drauf steht, ist auch HORROR drin, da ist man anscheinend nicht zögerlich in der deutschen Zeichnerlandschaft.

Die Gestaltung des Bandes ist ebenfalls gelungen. Als Einleitung fungiert ein schauriges Gedicht, worauf eine zweiseitige Inhaltsangabe folgt. Steff Murschetz und Co. hätten ruhig ein wenig beim JAZAM abgucken können, wo am Ende alle mitwirkenden Künstler kurz vorgestellt werden, sodass der Leser sich auf deren Blogs oder Netzseiten weiter informieren kann. Nichtsdestotrotz ist die Gestaltung ausreichend. Der dicke Wälzer kommt mit einem Soft- und ohne Hochglanzcover daher. Wie Steff Muschetz im PPM-Interview (http://www.ppm-vertrieb.de/ppm-news/451/Das-neue-Label-bei-PPM/) offenbart, wollte man mit dieser Gestaltung die Kosten niedrig halten, um nicht gleich zu Beginn des jungen Verlages eine finanzielle Bruchlandung hinzulegen.

Um den möglichen Käufern die Entscheidung zu erleichtern, hat der Verlag eine Leseprobe (http://www.ppm-vertrieb.de/leseprobe.php?products_id=4959&seite=1) zur Verfügung gestellt und auch einen (verpixelten) Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=sPK7drii_IQ) entworfen.



Weiterlesen... (http://www.splashcomics.de/php/rezensionen/rezension/12897/weihnachts_horror_comix)

recke
07.12.2010, 07:23
Hier gibt es einen Online-Adventskalender zum Comic: http://mycomicsde.blogspot.com/2010/11/weihnachts-horror-comic-adventskalender.html