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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Daftball 1 [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
05.12.2010, 23:40
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Es gibt schon viele verschiedene Mangas, die sich mit Sport befassen. Fussball, Boxen, Basketball und so weiter. Brauchte es da wirklich noch einen Manga über gepimptes Tischtennis? Und eignet sich dieser auf Außenstehende manchmal recht statisch wirkende Sport überhaupt für das temporeiche Medium Manga? Mit dieser Skepsis ist man nicht allein, denn auch die Hauptfigur Tonino trägt diese Vorbehalte mit sich herum. Ebenso wie er, wird man im Laufe des Comic eines Besseren belehrt.

Geschaffen hat diesen neuen Manga aus dem Hause Knaur die Mangaka Marika Paul. Zuvor hatte sie Turnover bei Carlsen herausgebracht und beim selben Verlag erscheint voraussichtlich im nächsten Jahr Royal Lip Service, ein Boys Love-Manga. Daftball dagegen kam erst auf Umwegen zu Printehren. Zunächst erschien er im auf Online-Comics spezialisierten Verlag New Ground Publishing, einem Joint Venture von Droemer Knaur und Gorilla Concept. Auf der Internet-Plattform Comicstars.de können vor allem deutsche Zeichner ihre Comics präsentieren und als Leser kann man sie dann kostenpflichtig ansehen. Seit August 2009 erschien so kapitelweise alle zwei Monate auch Daftball.

Die Einführung mit dem übercoolen Draufgänger Tonino ist als Einstieg gut gewählt. Er hat wirklich gar keine Lust seinen Bruder zu begleiten und als dieser von irgendwelchen krassen Attacken beim Daftball zu Schwärmen beginnt, hält er ihn erstmal für einen absoluten Spinner. Der Leser wird mit ihm in den Extremsport eingeweiht und bald packt Tonino der Ehrgeiz. Erst ist es eines der Team-Mitglieder, der Spießer Erik, dem er sich beweisen will, dann einem Kontrahenten aus der gegnerischen Mannschaft der Mad Bumpkins, der fiese Kaspar Hutt.

Daftball sieht nur auf den ersten Blick aus, wie normales Tischtennis. Aber die Spieler stehen während eines Matches in einer Art Nebel, den die Profis Sphäre nennen. Mit dieser flüssigen Membran können die Spieler Attacken formen, die sich in sechs Elemente aufteilen lassen. Dadurch werden fulminante Feuerattacken ermöglicht, wie auch verschlingende Schatten. Beim Meta-Element, für welches Tonino eine Veranlagung zu haben scheint, sind den Formen kaum Grenzen gesetzt. Es kann andere Elemente imitieren, aber auch wilde Ranken formen oder feuerspeiende Drachen. Da wird sich die Autorin in den Folgebänden sicherlich austoben können.

Die Idee des Battle-Tischtennis schluckt man als Leser sehr schnell und die dynamischen Zeichnungen unterstreichen das temporeiche Geschehen noch. Die Beziehungsstrukturen sind übersichtlich. Da gibt es den Draufgänger, den Quirligen, den Lockeren, den Spießer und natürlich den Hinterhältigen, der auf dem Schulhof andere Tischtennisspieler abzockt. Die Konstellationen sorgen für amüsante Konfrontationen, die manchmal in Episoden im Chibi-Stil noch etwas überspitzt werden. Dazwischen gibt es immer wieder erklärende Abschnitte, die einem entweder den (tatsächlichen) Tischtennissport näher bringen oder die Besonderheiten des Daftball näher erklären.

Ansonsten fühlt man sich an Karate Kid erinnert. Tonino und sein Dojo ... ähem, seine Mannschaft ... sind die typischen Underdogs, die sich innerhalb kürzester Zeit bewähren wollen. Und gleich ihre ersten Gegner bei einem Übungsmatch sind die überlegenen Mad Bumpkins. Mit deren Favoriten Kaspar Hutt hatte sich Tonino kurz zuvor noch angelegt und jetzt lassen sie es beide auf ein Spiel ankommen. Dumm bloß, dass Tonino gerade erst einmal die Grundlagen des Daftball gemeistert und gegen die düsteren Magus-Attacken von Kaspar so gut wie keine Chance hat.

Trotz kleiner Schwächen bei perspektivischen Verkürzungen sind die Zeichnungen gelungen. Die verschiedenen Attacken sind gut in Szene gesetzt und den schnellen Ballwechseln nimmt man ihr Tempo in jeder Minute ab. Der Ball donnert nur so über die Platte und die Matches lassen es richtig krachen. Die Linien sind klar und man merkt, dass die Figuren der Autorin flüssig aus dem Handgelenk kamen. Die Freude an den Charakteren überträgt sich auf die Zeichnungen und die Figuren sind auch dem Leser gleich sympathisch. Die Geschichte liest sich locker-flockig weg und bleibt vom Anfang bis zum Ende ein unbeschwertes Vergnügen, ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen. Manchmal fragen sich die Figuren sogar, ob der Autor manche Szene nicht zu schmalzig rübergebracht hat.

Obwohl es sich "nur" um Tischtennis handelt, wird es zum Schluss richtig spannend und es wäre schön, wenn die nächsten Episoden auch den Sprung vom Internet zum gedruckten Manga machen. Daftball bleiben viele Möglichkeiten offen, zum einen was die Entwicklung der Charaktere angeht, zum anderen sind der Phantasie bei den Attacken kaum Grenzen gesetzt.





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