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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Sherman's Lagoon 1 [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
04.12.2010, 01:46
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Zeitungsstrips sind vom Aussterben bedroht. Die Zeiten der großformatigen Sonntagsseiten von Abenteuercomics sind in den USA längst passé. Selbst ein Klassiker wie Prinz Eisenherz ist heutzutage auf ein fast masochistisches Miniformat geschrumpft. Die US-amerikanischen Zeitungen, die noch täglich eine ansehnliche Anzahl an Comics abdrucken, beschränken sich auf Evergreens und davon vorwiegend auf Funnies und Cartoons. In Deutschland ist die Situation prekärer. Es gibt zwar Sammelbände oder gar Gesamtausgaben der bekanntesten Strips, wie zum Beispiel den Peanuts, Garfield, Hägar oder Calvin & Hobbes, aber neue US-Zeitungscomics schaffen kaum den Sprung über den großen Teich.

Nahezu unbemerkt erschien beim pfälzischen BSE Verlag im Herbst 2010 das erste Album von Sherman's Lagoon, einem bemerkenswerten Funny-Strip des Amerikaners Jim Toomey. Die Serie debütierte in den USA bereits 1991 und erscheint mittlerweile regelmäßig in mehr als 200 Tageszeitungen. Über ein Dutzend Sammelbände liegen im Original inzwischen vor. Einer davon, dem Covermotiv nach zu schließen in der Originalreihenfolge der sechste Band, kann von Fans der Kategorie Funny-Strips nun in deutscher Sprache gelesen werden.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es sich bei Sherman's Lagoon um einen weiteren austauschbaren Strip mit Tieren, die sprechen und sich wie Menschen verhalten, handelt. Hat man sich erst aber einmal mit den Charakteren, ihrem Unterwasser-Lebensraum und den Running Gags vertraut gemacht, kann man nicht anders, als diesen Comic zu mögen. Toomey hat seinen Helden recht geschickt eigenständige Profile zugeordnet und in ihrer Zusammensetzung dafür gesorgt, dass lustige Szenen keine Mangelware sind. Hai Sherman ist trotz der Tatsache, dass er liebend gerne Taucher, Surfer und auch mal den Hauptdarsteller vom Set eines neuen James-Bond-Films frisst, in seiner etwas doofen Art supersympathisch. Oder Krebs Hawthorne, ein rüpelhafter Macho, der mit halblegalen Ideen immer wieder schnell zu Geld kommen will. Oder Eisbär Thornton, der dauerhaft im Winterschlaf ist und mit Shorts auf einem Badehandtuch am Strand liegt. Oder Fisch Ernest, das Superhirn mit den dicken Brillengläsern, der sich in jeden Computer weltweit hacken kann und es sogar schafft, dass der Bundesstaat Vermont Kanada den Krieg erklärt.


Die Witzdichte ist bei Sherman's Lagoon überraschend hoch. Gags generiert Toomey nicht nur durch erheiternde Dialoge, sondern auch durch Situationskomik. Wenn der Einsiedlerkrebs, der normalerweise eine leere Bierdose als tragbare Behausung mitführt, mitunter ohne Schutz herumläuft und seinen nackten Hintern präsentiert, zum Beispiel, wenn er Sonntagmorgens verschlafen unter Wasser die Zeitung aus dem Briefkasten holt, dann muss man schmunzeln. Der Zeichenstil an sich, die meisten Figuren haben Glubschaugen und sind stimmig grafisch umgesetzt, trägt viel dazu bei, dass dieser Strip so gut gefällt.




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