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Bernd Glasstetter
01.12.2010, 00:39
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Fressen und gefressen werden. Ein Motto, das die Tierwelt in Masashi Tanakas Gon in Atem hält. Eigentlich hätten sie es ganz schön. Die Hirsche grasen auf den Weiden. Die Biber bauen ihre Dämme. Die Spechte klopfen die Würmer aus den Baumrinden. Ab und zu gibt es Unruhe, wenn Raubtiere wie Bären, Löwen, Luchse oder Adler auf die Jagd gehen. Alles, wie das Leben nach Charles Darwin so spielt. Doch die Karnivoren haben die Rechnung ohne den kleinen Baby-Saurier mit den Winzärmchen und der Riesenfresse gemacht.

Denn Gon nimmt sich was er braucht. Er kennt keine Angst und will alles probieren. Er frisst wie ein Großer und mischt die Tierwelt auf, als gäbe es kein Morgen. Er legt sich bevorzugt mit den Top-Fleischfressern der Nahrungskette an und begnügt sich nicht damit, sie nur in die Schranken zu weisen und ihnen das Futter streitig zu machen. Oft erteilt er ihnen auch Lektionen. So besiegt er einen großen Kodiakbär nicht nur im Kampf, sondern benutzt ihn anschließend als gar Schlafunterlage. Oder ein Löwe, der König der Tiere, wird missbraucht, indem Gon ihm auf den Rücken springt, immer wieder kräftig an der Mähne zieht und mit dem Schwanz zur Antilopenjagd einpeitscht. So geht es immer wieder ziemlich brutal oder zumindest ruppig zu. Aber eigentlich will der Mini-Dino nur spielen.

Es gibt auch lustige Episoden, wie die Geschichte im Adlerhorst, in der sich Gon als Kuckuck ins Nest einschleicht und gefüttert werden will. Er beschützt sogar das Nest vor gefräßigen Räubern und ist mit dabei, wenn es darum geht das Fliegen zu lernen.

Tanakas Manga erschien bereits 1992 im Land des Lächelns in Morning, einem japanischen Magazin für Männer, und hatte in Deutschland seinen ersten Auftritt 1994 beim Verlag Edition Kunst der Comics. Damals wurden leider nicht alle sieben Kodansha-Sammelbände veröffentlicht, sondern nur deren vier. Das hat Gon nicht verdient, dachte sich auch der Carlsen Verlag und legt nun die gesammelten Abenteuer des liebenswert bösartig-frechen Dinos in einer äußerst preiswerten Taschenbuchversion neu auf.

Der Manga sticht aus dem schwarzweißen Einerlei heraus. Das erkannten auch die Amerikaner, die der Serie Ende der 1990er sowohl den Eisner Award, als auch den Harvey Award verliehen. Gon kommt nämlich komplett ohne Worte aus. Die Bilder transportieren Emotionen wie Angst oder Liebe und Gemütszustände wie Nervosität oder Wahnsinn ziemlich überzeugend. Und das ist gar nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass das Mienenspiel bei Tieren oder Dinosauriern nicht besonders einfach darzustellen ist. Tanaka zeichnet nämlich in einem sehr realistischen Stil und verzichtet fast gänzlich auf übertriebene Funny-Mimik. Seine Vögel könnten auch aus den Aufzeichnungen des Ornithologen John James Audobon stammen. Tanakas Säugetiere wirken fotorealistisch und gut recherchiert. Diesen Eindruck unterstreicht das Bonusmaterial. Es gibt einige Seiten, auf denen die Fauna von Gons Welt mit Besonderheiten, inklusive lateinischer Bezeichnung, veranschaulicht wird.





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