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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Die Korsaren der Alkibiades Band 2: Der Rivale [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
28.11.2010, 01:35
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Mit skeptischer Miene schlägt man den aktuellen Band von Die Korsaren der Alkibiades auf, denn der Eröffnungsband ließ einige erzählerische Qualitäten vermissen und überzeugte vorwiegend durch seine Graphik, als durch seine Handlung. Der Rivale setzt nun mit der etablierten Heldentruppe an und lässt dabei den Schlussakt aus Band 1 einfach lose im Raum hängen. Dieser diente wohl mehr der Veranschaulichung der weiteren Tätigkeiten der Figuren und nicht als Beginn eines neuen Handlungsstranges. Diese Entwicklung ist aber zu verschmerzen.

Dagegen ist es viel weniger verschmerzbar, wenn der Comic im zweiten Band immer noch nicht den Hintern vom Boden hochbekommt. Dem ersten Band konnte man gewisse Startschwierigkeiten verzeihen, aber es geht genauso hektisch weiter wie zuvor und es gelingt einfach nicht, den Leser emotional an die Geschichte zu binden. Die Handlung flackert fast inhaltslos an einem vorbei. Man registriert einige als Wendungen oder Enthüllungen daherkommenden Momente ist aber schon nach ein Viertel des Bandes nicht mehr wirklich dabei und blättert den Comic stumpf weiter, ohne sich großartig begeistern zu können. Spannung sucht man, trotz der Vorstellung eines Antagonisten, der eine konkurrierende Geheimgesellschaft gegründet hat, vergebens und wird eher wütend darüber, was man als Leser alles für einen Quark schlucken soll.

Man fängt sogar an, die Gegenseite sympathischer zu finden, in der Hoffnung, sie erzählt vielleicht die interessantere Geschichte. Große Unterschiede zwischen den Organisationen scheinen ohnehin nicht zu bestehen. Der "Bösewicht" Edinger sucht Schätze, um weitere Expeditionen zu finanzieren und noch mehr Reichtum anzuhäufen, während die Organisation der Helden (deren Name irgendwo genannt wird, aber genauso schnell aus dem Gedächtnis verschwindet, wie jeder Eindruck aus dem Band) demgegenüber, nun tja ... doch eigentlich irgendwie dasselbe macht. Auch die handelnden Figuren haben mittendrin keinerlei Probleme mit dem Feind zusammenzuarbeiten, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Warum die beiden Organisationen so verbitterte Feinde sein sollen, wird ein paar Mal artikuliert, aber deutlich wird es an ihrem Gegeneinander nicht.

In der Ankündigung des Verlages heißt es, wie geschickt es dem Autor gelingt, die Leser über die Beweggründe des Geheimbundes und dessen Ziele im Unklaren zu lassen. Nach der Lektüre möchte man dies gerne als Euphemismus abtun. Denn es drängt sich der Verdacht auf, die ständige Geheimniskrämerei und die sogenannten trickreichen Wendungen sollen den fehlenden Handlungsfaden ersetzen. Das Verwirren des Lesers wird so zum bloßen Spiegelbild oder Reflex der Verwirrung des Autors. Der Plot dreht und wendet sich nahezu sinnentleert.

Dieser Eindruck wird verstärkt, indem die Figuren wie hohle Schablonen auf der Handlung schwimmen. Die Charaktere agieren null handlungsleitend und wären beliebig austauschbar in ihren Gesinnungen und Fähigkeiten. Ihre Interaktionen wirken gekünstelt und Empathie kommt noch nicht einmal dann auf, als einer der Freunde tot geglaubt wird. Dazu kommt, dass die Protagonisten selbst etwa nur zwei Panels lang trauern und es danach weitergeht, als wäre nichts passiert. Und das Curtis später verloren geht, scheint überhaupt niemanden zu interessieren. Er taucht am Ende ohnehin rein zufällig da auf, wo die Gruppe ausgesetzt wird. Wie er seine Freunde finden konnte, wird erst gar nicht erklärt. Wahrscheinlich würde es ohnehin keinen Sinn machen.

So schön die Zeichnungen Liberges sind und mit wieviel Mühe und Kleinarbeit in Die Korsaren der Alkibiades gearbeitet wird, wirken die Gesichter manches Mal ausdruckslos und redundant in ihrer Miene. Gerade die Frauen unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre Frisuren und Haarfarben und könnten ansonsten Geschwister sein. Vielseitiger dargestellt sind oftmals die Gesichter von Personen reiferen Jahrgangs. Der Rest, also die Darstellung der Städte und ihrer Gebäude, der vielen Schiffe, Flugapparate, Taucheranzüge, U-Boote, bleibt weiterhin ein Augenschmaus und ist wundersam anzuschauen. Ein leider mäßiges Trostpflaster angesichts der kruden und letztlich bisher vermasselten Geschichte.

Was ebenfalls nicht in den Griff bekommen wurde, ist das Erzähltempo. Schon im ersten Band war der Plot hektisch und holperig. Das wird leider nicht besser. Die Handlung springt voran, ohne dass man die Bedeutung des Geschehens zur Gänze erfasst und die Dialoge scheinen dem Handlungsfaden enthoben. Manchmal nehmen die Dialoge Dinge vorweg und der Leser ist von der Handlung noch gar nicht ins rechte Bild gerückt worden. Man könnte jetzt an eine findige Verschachtelung der Erzählung denken. Aber nein, es sind die üblichen Sprünge, die wenig geheimnisvoll und schon gar nicht bewusst konstruiert sind. Es ist deshalb eine Unverschämtheit, wenn am Schluss angedeutet wird, die ganze Geschichte sei eine weitere Finte der Geheimorganisation. So billig möchte man am Ende dann bitte nicht abgespeist werden.





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