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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: Batman/Superman Sonderband 5: Der große Knall [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
27.11.2010, 11:36
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Weltenkrieg!? Na, klingelts bei wem? Anno 2003 veröffentlichte Panini das Crossover Weltenkrieg in Deutschland. Der von Jeph Loeb und Ian Churchill erfundene Bösewicht Imperiex versuchte die Erde zu zerstören, um damit einen neuen Big Bang auszulösen. Das konnten sich die Superhelden natürlich nicht bieten lassen und bekämpften Imperiex. Batman/Superman Sonderband 5 spielt nun direkt nach diesen Ereignissen, in der Zeit, als sich Metropolis noch im Wiederaufbau befand. Mehr braucht man auch nicht zu wissen, denn die Geschichte funktioniert gänzlich ohne den Bezug zum Weltenkrieg. Man muss sich sogar fragen, warum sie überhaupt an diesen Zeitpunkt versetzt wurde, weil die Handlung an sich jeden Bezug zum Crossover vermissen lässt. Ob Weltenkrieg draufsteht oder nicht, ist vollkommen irrelevant. Das Zurechtfinden der Helden mit den Nachwirkungen des Krieges trägt nichts zum Plot bei.

Im ersten Teil der Geschichte, der sich auch zeichnerisch vom Rest unterscheidet, finden Batman und Superman ein gestrandetes kryptonisches Schiff aus der fernen Vergangenheit. Während Batman mit seinem Raumanzug aussieht, wie eine Buzz Lightyear-Actionfigur, wurde beim Design der Raumschiffe heftig bei Star Wars kopiert. Die Episode taugt als ganz passabler Prolog für das weitere Geschehen. Man fragt sich allerdings, wie sich die beiden Superhelden im Vakuum so ausgezeichnet unterhalten können, aber im Zweifel kann es halt Superman, weil er Superman ist. Und warum Supes auf einmal den Betroffenen raushängen lässt und sich angeblich niemals zuvor, so als Waise gefühlt hat, wird ebenfalls nicht deutlich. Da fallen einem bestimmt bewegendere Momente aus seiner Vergangenheit ein, bei denen er sich hätte so verloren fühlen können. Gibt das Geschehen einfach nicht her.

Zeichner Scott Kolins hatte auch schon bessere Tage oder es liegt einfach daran, dass er selbst den Tuschepinsel schwingt. Jedenfalls sind seine Zeichnungen für Batman/Superman nicht so solide, wie bei ihm üblich und wirken an manchen Stellen so, als hätte er John Romita jr. in seinen eigenen Stil implementieren wollen. Selbst wenn es nicht ganz an Kolins sonstige Arbeiten heranreicht, ganz ohne Charme ist das nicht und gibt der Episode ein wohliges Nostalgiegefühl.

So richtig packend wird die Handlung dann allerdings nicht mehr. Der geheimnisvolle Bösewicht ist innerhalb von Nanosekunden vom Leser enthüllt und wirklich abmühen tun sich die Superhelden auch nicht bei ihren Ermittlungen. Alles Folgende entfaltet sich, wie eine schlechte Folge Columbo, ohne dass ein einziges Mal wirklich Spannung aufkommt. Daran kann auch nicht die Parade dämlicher Schurken etwas ändern, die sich zwischendrin Batman und Superman in den Weg stellen. Soweit sie ohnehin nichts bis wenig zur Handlung beitragen, hat man auf den ersten Blick den Eindruck es mit Parodien zu tun zu haben. Death Man, der sich Bats zu Anfang kurz in den Weg stellt, hat die besondere Eigenschaft sich tot zu stellen, und jeder weiß es. Er hat dann auch nichts Besseres zu tun, als vor Batman einfach zusammenzusacken. Wie ihn das jemals vorm Gefängnis bewahrt haben soll bleibt schleierhaft. NRG-X, der nie umhin kommt sich seinem Gegner bis ins kleinste Detail zu erklären, sieht mit seiner goldenen Rüstung und den roten X's auf seinem Körper aus, als wäre er direkt den 90ern entsprungen. Er sabbelt wirklich nonstop Müll und sein geheimnisvoller Auftraggeber (der für den Leser bereits zu diesem Zeitpunkt längst kein Geheimnis mehr ist) tat gut daran, ihm seinen Namen nicht zu verraten. Den hätte er wahrscheinlich ebenfalls ausgeplaudert.

Man wundert sich, warum sich Superman mit diesem drittklassigen Verschnitt einer imitierten Bösewichtkopie so schwer tut. Hallo, wir reden hier von Superman!!! Dem Typen mit in die Sonne hüpfen und Planeten verschieben und so (sollte er die Kraft nicht wieder verloren haben). Vielleicht war er einfach nicht gut drauf, weil Lois ihn wegen unerledigter Hausarbeit ausgeschimpft hat, oder ähnliches. Die "rettende" Idee seinen Röntgenblick gegen NRG-X zu benutzen, um mal in dessen Rüstung zu gucken, kommt ihm nämlich verdammt spät. Hoffentlich haben die Chefs bei DC ein Einsehen und verwenden NRG-X nie wieder in einem Comic.

Völlig aus der Luft gegriffen sind Batmans Ermittlungen. Zwar hat er, ganz Detektiv, von den seltsamen Fremden, die das kryptonische Schiff kaperten und bei dem Versuch umkamen, Gewebeproben genommen, aber wie sich dann sein Verdacht auf den Bösewicht lenkt, hat mehr was von Flaschendrehen oder Kartenlesen. Angeblich hat ihn das seltsame Verhalten seines Gegenübers hellhörig gemacht. Aber er hat diesen Mann nie zuvor in seinem Leben gesehen oder getroffen, wie kann er also beurteilen, was seltsam ist oder nicht? Da kann Batman ja gleich von jeder dritten Person, der er begegnet, Hautproben nehmen und sie mit der außerirdischen in seiner Bathöhle vergleichen. Hat Batman überhaupt Bekanntschaften, die nicht irgendwie seltsam sind? Vor allem hat er vorher sechs Monate verstreichen lassen und kaum setzt er sich wieder an den Fall, stolpert er gleich über den Gesuchten? Also bitte Herr Autor, das können sie aber besser.

Die Zeichnungen, die die eigentliche Geschichte untermalen, sind ok, aber unausgewogen. Manche Passagen sind sehr ansehnlich und gut komponiert, während oft die Anordnung der Personen im Raum Schwächen aufweist. Mal passt der Blickwinkel auf die Figur nicht zum Rest der Perspektive oder jede Figur scheint einer anderen Perspektive zu folgen. Dadurch wirken sie teils zu klein in Bezug auf andere Figuren oder auf die Umgebung oder neigen sich scheinbar in falsche Richtungen. Das Design der Bösewichter hätte besser sein können, gerade beim Ober-Oberschurken hätte man sich mehr Mühe geben können. Wilde Tentakeln und ein aufgepfropfter Oberkörper reichen halt nicht. In einer Szene wirkt es besonders albern, wenn aus einer aufrecht stehenden Hose plötzlich unzählige Fangarme zucken. Die Gesichter sehen gelegentlich aus, als wären sie von einer Vorlage von Andy Kubert einfach durchgepaust worden, während dafür das Posing der Superhelden an vielen Stellen ziemlich schick rüberkommt.

Zu den sonstigen Ungereimtheiten gesellen sich noch einige weitere, die den geringen Anspruch der Geschichte zusätzlich unterstreichen. Die Figur des Anderson Gaines, geheimer Sponsor der Star-Labs, hat für ihre Rolle als reiner Geldgeber viel zu weitreichende Befugnisse. Batman belehrt den Bösewicht darüber, nie seinem Gegner den Rücken zuzukehren und im nächsten Moment macht er es ebenso. Warum muss die außerirdische Rasse genauso heißen, wie der Gott den sie verehren; die Menschen heißen ja auch nicht automatisch Jehovianer. Wer mehr finden will, der wird bestimmt fündig werden. Die Handlung wurde von Joe Casey wirklich nicht stramm gezurrt.

Mit der Titelwahl für den Sonderband wollen wir mal gar nicht anfangen ...





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