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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf Splashcomics: al'togo 1: 297 km [Splashcomics - Rezensionen]



Bernd Glasstetter
27.11.2010, 11:36
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Jean-David Morvan hat auf den ersten Blick einen geradlinigen Thriller geschrieben. Der Täter ist bekannt, die Jagd beginnt und es kommt zu einigen dramatischen Szenen. Eigentlich hat Morvan mit Roslin auch den Bösewicht gesetzt. Eigentlich. Denn bei genauerem Hinsehen stellt sich schnell die Frage, wer denn nun wirklich der Bösewicht ist. Und so steht der Comic insgesamt in der Tradition von Thrillern, bei denen nicht klar definiert ist, wo Gut aufhört und Böse beginnt. Sicher ist zwar, dass M'Natogo ein Guter ist, aber auch er hat schon in Band 1 ein paar graue Stellen abbekommen. Insbesondere weil er sich nicht ans Protokoll hält und bei einem Diplomaten eingreift. Aber wo bewegt sich Rosalien? Er wird von vielen Gefühlen getrieben. Sicherlich startet er für den Leser schlecht. Er ermordet seine Frau - wenn auch im Affekt. Er bedroht seinen Assistenten. Doch dabei belässt es der Autor nicht. Er zeigt die widersprüchlichen Gefühle, die in Roslin toben. Und schlussendlich wird es klar, dass er seine Frau gar nicht gehasst hat, sondern dass es der Hass auf seine Schwiegermutter war, der ihn so weit getrieben hat. Das sind sehr komplexe Zusammenhänge und Morvan skizziert sie in herausragender Art und Weise.

Überhaupt ist al'togo ein Comic der großen Gefühle und der großen Wandlungen. Wie gesagt kann man M'Natogo nicht komplett ins Lager der Guten stellen. Und auch er macht im Laufe des Comics - getragen von Gefühlen - eine Wandlung durch. Da ist das Pflichtbewusstsein als Polizist, das sich streitet mit dem Mitgefühl für die Kinder und Roslin selbst. Morvan ist damit nicht nur ein Thriller gelungen, sondern auch eine Charakterstudie und ein gefühlvoller Comic, der seinesgleichen sucht. Gleichzeitig hat Bunte Dimensionen hier einen perfekten Riecher gehabt.

Zeichnerisch bringt Sylvain Savoia genau die richtigen Mittel mit. Teilweise erinnert der Comic an die Ligne Claire, andererseits sind die Charaktere dann doch mit einigen Ecken und Kanten ausgestattet. Bei ihm steht nicht das Artwork an sich und auch nicht Farbgebung im Vordergrund. Denn die ist sehr einfach, nicht durch Computercolorierung durchsetzt. Wichtig sind bei ihm die Perspektiven, die perfekt eingesetzten Bildausschnitte, die genau das zeigen, was wichtig ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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