Wie vor Weihnachten angekündigt, stelle ich heute mal meine neueste Digedags-Schnapsidee zur Diskussion.
Gleich mehrere Ansatzpunkte haben dazu geführt:
1. es hat mich geärgert, dass die Römer-Hörspiele vergriffen sind - aber weder nachgepresst, noch fortgesetzt werden
2. das bedauerliche Ableben von Hannes Hegen schreit geradezu danach, unsere liebgewonnenen Kobolde neu zu beleben
3. ein neues Jubiläumsjahr des Mosaik schlägt in die gleiche Kerbe
4. und der ausschlaggebende Punkt: ich habe (für mich) eine Entdeckung gemacht.
also, worum geht es?
Die Abenteuer der Digedags sehend und lesend erleben, das kennen viele von uns seit Jahrzehnten. Die Digedags im Film - das ist nie aus dem Versuchsstadium herausgekommen - sicher auch aus wirtschaftlichen Aspekten. Wir kennen das Hörbuch "Ritter Runkel - Das Turnier zu Venedig". Es liegt noch heute schwer in den Regalen des Tessloff-Verlages und bei den Händlern. Auch der Vorstoß des Verlages Bastei-Lübbe mit der Römer-Serie als Hörbuch kam über die erste Auflage nicht hinaus. Die drei CDs sind inzwischen zwar vergriffen, der Verkauf angelte sich jedoch über die Jahre hin und somit wird es weder Nachpressungen noch eine Fortsetzung geben (leider). Was fehlt diesen Hörbüchern? Ich meine - das Gefühl wirklich dabei zu sein und etwas (neues) entdecken zu können. Zudem muss ich mich beim Hörbuch an die technischen Regeln der Technik halten. Also CD/DVD-Player muss greifbar sein, ggf. noch das Heft/Buch in die Hand - dann wird der Ablauf zu 100% von der Tonaufzeichnung bestimmt. Auch wenn ich finde, die Macher der Römer-Hörbücher haben das schon ganz toll aufgearbeitet, so fehlt immer noch das Erlebnis des Entdeckens. Gerade die Beschäftigung mit dem Detail einer Zeichnung, die Suche nach den historischen Vorlagen oder der Kontext in dem Bild und Text zu sehen sind, macht es so spannend das Mosaik von Hannes Hegen immer wieder in die Hand zu nehmen. Es gibt nicht sehr viele Comics auf dem Markt, in denen so viel Wissen auf dem Gebiet der Technik, Geschichte und Zeitgeschichte, Geografie in lustige und spannende Bildgeschichten gepackt sind.
Hier im Forum sammeln sich jene, die neben dem Lesespaß auch die Hintergründe der Hegenschen Bildgeschichten entdeckten und noch immer weiter danach suchen wollen. Und es gibt Hilfe von vielen Autoren, die sich über einen langen Zeitraum mit diesen Themen beschäftigt haben (ich erspare mir eine Aufzählung)...
Dem typische Leser und Fan des Mosaiks von Hannes Hegen entgeht jedoch eine Menge. Er kann vielleicht (noch oder nicht mehr) lesen, ihm fehlt evtl. das Hintergrundwissen der Handlung oder die offensichtlichen bzw. versteckten Bezüge zur DDR-Zeitgeschichte. Eine Bildgeschichte verleitet zudem auch das "Werk" schnell und oberflächlich zu konsumieren, ein Schicksal dass das Mosaik nicht verdient hat. Der Betrachter kennt oder benutzt vorhandene Hilfen nicht - oder sie sind zu umständlich in das Lesevergnügen einzubinden.
Leider ist mir erst kürzlich der TING-Stift in die Hand gefallen. Ich hatte zwar schon einmal etwas dazu gelesen, aber noch nie ein vertingtes Buch oder Heft in der Hand gehabt .... Wisst Ihr worum es dabei geht und wie das funktioniert?
Man stelle sich also (und ich weiß nicht ob schon mal jemand daran gedacht hat) ein Mosaikheft (oder Sammelband) vor, beispielweise die Nummer 35 "Die grosse Flugschau". Ich nehme meinen Stift und halte ihn auf das Titelblatt. Es ertönt ein Gong ... der Stift "weiß" jetzt welches Heft ich lesen und hören möchte. Nun wird mir aber nichts vorgetragen was ich vielleicht gar nicht hören möchte, sondern ich gehe auf Entdeckungsreise. Bilder und Text sehen so aus, wie wir es kennen. Schön.., bewege ich mich auf Text, könnte dieser vorgelesen werden - klarer Vorteil für die ganz Kleinen und ganz Großen - aber es ist ja nicht Bedingung - man kann ja auch selbst Lesen. Bewegt man die Spitze des Stiftes auf eine Person, so könnte diese benannt werden - ggf. auch würde auch sein Textpart zu gehör gebracht. Vorteil: ich kann die Handlung und Protagonisten einfacher erfassen, die Geschichte bleibt präsenter... Bewege ich mich auf einen Gegenstand im Bild, sagen wir mal Heft 35/12-13 und dort auf Startnummer 2 , so erfahre ich etwas mehr über den Warmluftballon der Brüder Montgolfier, als auf Seite 16 steht. Natürlich ist das nur ein Beispiel - in jeder Serie finden sich geeignete Hefte - es müssen ja nicht gleich alle 223 sein ;-).
Hier mal ein paar weitere Anwendungsmöglichkeiten:
- Bezeichnungen u/o die Stimmen von Tieren
- weitere Geräusche der Natur wie Regen, Sturm oder das Meer
- Personenerkennung (wer ist wer im Bild)
- Lieder können nicht nur gelesen, sondern auch gehört werden
- Klang von Säbelrasseln, Kanonendonner und Pferdegetrappel
- sonstige Geräusche wie Dampfmaschinen, Raketen und Flugzeuge, Uhren, Glocken u.s.w
- Bemerkungen zu versteckten Hinweisen und Bezügen im Bild, die entweder den Bezug zur DDR-Zeitgeschichte oder zur dargestellten Zeit vertiefen.
Das alles verspricht eine intensive Beschäftigung mit der Szene, das Entdecken von Kuriositäten, Kleinigkeiten und Details die das MvHH so besonders machen und von der Masse anderer und vor allem neuerer Comics abheben.
Wie funktioniert der TING-Stift?:
In der Hörstiftspitze verbirgt sich ein Sensor an der Stiftspitze wird ein Code auf den Buchseiten ausgelesen. Man muss nur den TING Hörstift über “unsichtbare” eingedruckte Markierungen gleiten lassen (eine Berührung ist nicht zwingend notwendig). Dieser geht in seinen Index, spielt die passende Datei über den integrierten Lautsprecher (oder über den Kopfhörerausgang) ab und Bilder, Wörter, Sätze oder Kapitel werden zum Leben erweckt. Auf diesem Weg werden die Inhalte durch Audioinformationen, wie Hintergrundberichte, Geräusche oder Musik ergänzt. Die Audioinhalte können später kostenlos beliebig aktualisiert werden.
Wie ist der Aufwand und Nutzen einer solchen Edition einzuschätzen?
Für den Leser:
Jedes TING-Buch wird mit den Stift nur 1x an seiner TING-Kennung angetippt, dann erfolgt die Aufforderung den Stift an einen mit dem Internet verbundenen Rechner über USB anzuschließen. Der Download der TING-Datenbank für dieses Buch erfolgt automatisch.
Der im Stift eingebaute AKKU hält zwischen 2-4 Stunden, dann muss er (über USB) wieder aufgeladen werden. Die Technik wird sich weiterentwickeln, längere Laufzeiten und höhere Speicherkapazitäten werden nicht lange auf sich warten lassen.
Der Stift ist eine einmalige Anschaffung (einzeln oder in Startersets zu erhalten) und auf die derzeitig verbauten 2GB passt schon eine beachtliche Menge ...
Der Nutzen liegt sozusagen in der Hand!
Für den Verlag (natürlich Tessloff):
Der Tessloff-Verlag bietet bereits den Stift und eine Anzahl von TING-Titeln an. Die Technologie könnte eventuell "relativ einfach" und mit einem gewissen Erfahrungswert auf neue Titel (etwa ein gesondertes Mosaikheft oder einen Sammelband) adaptiert werden. Ein zusätzlicher Vorteil wäre, dass begeisterte Leser von TING-Titeln aus anderen Bereichen (z.B. "WAS IST WAS") und mit Sicherheit auch Leser die über Titel anderer Verlage auf das TING-System gestoßen sind, auf das TING-Mosaik aufmerksam würden. Dabei ist sehr hilfreich, dass die TING-Titel nicht nur in den Katalogen und im Shop des Verlages vorgestellt werden, sondern auch in Katalogen und auf Portalen von TING (www.ting.eu/de). Umgekehrt ist es auch leicht vorstellbar, dass TING-Mosaiker künftig auch "WAS IST WAS" für Kinder und Enkel kaufen könnten.
Ich kann mir darüber hinaus gut vorstellen, dass der Verlag bei den redaktionellen Vorbereitungen auf tatkräftige Mitarbeit sachkundiger Fans zugreifen könnte - vielleicht vergleichbar mit "Welt der Abrafaxe" im Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag.
Erweiterungen und Fehlerkorrekturen sollten für den Verlag leicht möglich sein, da in die Bücher selbst nur die "unsichtbaren" Dateicodierungen enthalten. Bei jedem Verbinden des Stiftes mit dem Internet wird automatisch geprüft, ob für die im Stift gespeicherten TING-Titel "Updates" vorliegen. Ist das der Fall, erfolgt automatisch eine Synchronisation. Somit können nicht nur leicht Korrekturen vorgenommen werden, sondern auch Verbesserungen und Erweiterungen.
Meine Erfahrungen mit dem TING-Stift:
Ich habe mir auch das konkurrierende Hörstiftsystem Tiptoi (Ravensburger) angesehen. Schöne Titel dabei - z.B. Tiptoi-Puzzle zum Tiptoi-Buch, aber Technik und Konzept sowie die wachsende Anzahl der teilnehmenden Verlage sprechen klar für den TING-Stift. Die getesteten Titel aus dem Tessloff-Verlag sowie verschiedene Langenscheidt-Titel (darunter Schulenglisch, ein über 1000 Seiten starkes Englisch Wörterbuch und ein Bildwörterbuch Chinesisch) haben mich begeistert und auf diese Idee gebracht.
Was haltet Ihr davon? Was sagt der Fan dazu? Gerne würde ich auch wissen, was die Gäste unseres Forums davon halten (also bitte anmelden) ! Und ist es vorstellbar, dass ein vertingtes Mosaik von Hannes Hegen auch in der Breite "Anklang" finden könnte? Es geht ja nicht darum, nur der überschaubaren Anzahl von engagierten Fans ein neues Spielzeug in die Hand zu geben, die Digedags würden neue Zeichen in der Comicszene setzen, wobei ich kein anderes Comic kenne, bei dem TING so vielseitig und sinnvoll eingesetzt werden könnte. Nach meiner Auffassung haben die Geschichten der Digedags nach wie vor das Potential sich auch weiterhin neben den aktuellen Comics zu behaupten und sogar medientechnische Zeichen zu setzen.
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