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Thema: Comic-Stammtisch: Andy Morgan

  1. #26
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    Nun ja, die Festung selber ist nur das Ziel der Reise und kommt so zwangsläufig zu kurz. Wie in anderen Andy Morgan Geschichten ist die Auseinandersetzung mit Natur und Menschen auf dem Weg zu diesem Ziel das eigentliche Hauptthema und die Festung bildet dann eben den Höhepunkt. Wenn man mit dem überraschenden Schluß aufwarten will, geht es auch gar nicht anders, denn wie lange hätte der Mandschu seine wahre Identität vor Andy und Jordan verheimlichen können, wenn die Festung selber im Zentrum der Geschichte gestanden hätte?

  2. #27
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen

    Lassen wir ja - aber zumindest dieses Album ist ja auch nicht so weit vom Mainstream entfernt, oder!?!
    Leider ist der Begriff Mainstream sehr auslegungsfähig.

    Wenn ich Andy Morgan gegen die damals üblichen Helden stelle,
    so ist er höchsten als Figurenanlage (der schöne rettende Held) Mainstream.
    Der Rest und vor allem die Geschichten sind es nicht! Auch die
    Festung im Nebel nicht.

    Schon damals wurden Greg/Hermann wegen der Andersartigkeit
    dieser Serie immer wieder erwähnt. Es dauerte zwar ca. 3 Alben, bis
    dieser Prozess abgeschlossen war aber dann wurden Masstäbe gesetzt.
    Mir ist keine Serie bekannt die "vor" Andy Morgan die Natur zum
    handlungsbestimmenden Faktor (und zwar für die gesamte Geschichte
    und nicht nur 2-3 Seiten) bestimmt.

    Nachahmer gab es dann schon. Tony Stark z. B. ist dies anzumerken.

    Andy Morgan war innerhalb eines (Mainstream-)Magazins das besondere
    Etwas, weil nicht nur gut sondern auch anders.

    Vielleicht siehst Du aber auch eine andere Grenze für den Begriff
    Mainstream. Ein "Maus" oder ein "Little Nemo" war Andy Morgan
    natürlich nicht. Und "weit entfernt" (wie weit?) war er natürlich
    auch nicht. Er war innerhalb der klassischen Abenteurergeschichten
    ein Grenzgänger.

    So oder so ... sehe ich bei Andy Morgan die besondere Qualität genau
    darin, das er keine komplexen Handlungsstränge braucht, um
    interessant zu wirken und zu fesseln. Der Ort bestimmt die Handlung und
    wenn der Ort für z. B. zwei Handlungstränge gut ist (wie bei dem Spiel
    mit Feuer und Wasser in Caranoa) dann wird er auch so eingesetzt.
    Und das sogar dort imho weit über dem üblichen Niveau der sonst
    üblichen Szenenwechsel.

    In Festung der Nebel sehe ich keine Notwendigkeit für einen zweiten
    parallelen Handlungsort. Wobei es immer möglich wäre, diesen einfach
    nur so zu erfinden. Aber wäre das nicht schon wieder eher Mainstream?

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Würde im Prinzip stimmen, daß wenn es so wäre wie Du schilderst, ein Qualitätsmerkmal wäre.
    Aber wo bitte schön wird denn in diesem vorliegenden Abenteuer - und ich meine auch nur dieses, hier steht nicht Andy Morgan als Serie zur Debatte - die Weite des Landes in den Vordergrund gerückt. Etwa in dem man fast das halbe Album in einer riesigen Höhle spielen lässt (S.17 - S.35).
    Es ist nicht automatisch ein Qualitätsmerkmal, wenn man die
    Weite und Gefahr des Landes als Serienprinzip aufnimmt, sondern es
    ist ein Qualitätsmerkmal, wenn man "dies gut" tut. Und Greg und
    Hermann (auch in Festung im Nebel) machten dies sehr gut.

    Das "Prinzip des weiten Landes" trifft auf diese Höhle ebenso zu.

    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Und das obwohl der Titel " Die Festung im Nebel " heißt - diese kommt aber leider viel zu kurz weg. Um im Superheldenjargon zu bleiben hätte man das Album vielleicht eher " Die Bathöhle " nennen sollen.
    Wieso bitte ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn der Handlungsort mit
    dem Titel übereinstimmt? Die Festung im Nebel ist das Ziel der Geschichte
    und deshalb der richtige Titel (oder zumindest deshalb nicht falsch).
    Würdest Du den Titel "der lange Weg durch die Höhle irgendwohin" besser
    finden?



    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Das habe ich nicht gewußt - und ist für meinen Geschmack dann die falsche Entscheidung. Ich meine nicht den naturorientierten Stil - der steht ja auch in keinem Widerspruch zur komplexere Geschichten. Welche Serien waren dann mit den komplexeren Geschichten gemeint. Ich hoffe Du verstehst unter Komplexität auch Niveauvoll und nicht nur ineinanderverschachtelte Stories.
    Wenn dem so ist - warum hat man sich denn dann dagegen entschieden - wäre es seinerzeit nicht verkäuflich gewesen?
    Unter komplex verstehe ich komplex - und nur das. Andy Morgan startete
    als Detektivserie - und sollte eine eher komplexe à la Sherlok Holmes werden -
    und wurde nach rechtlichen Streitereien (oder angedrohten) umgeschrieben
    und dafür die Cormoran als zentrale Anlaufstelle für den Storyaufbau
    dazuerfunden sowie der Kontent von detektivischem Krimi auf naturnahme
    Aktion verlegt.


    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Das mag schon zutreffen für andere Andy Morgan Abenteuer - ich kenne noch zu wenig. Aber im vorliegenden Fall und ja nur darauf waren unsere Statements gemünzt - ist es m.E. nicht allererste Sahne!
    Ich glaube auch nicht, das die Festung im Nebel das beste Andy Morgan
    Album ist ... aber mir fällt es trotzdem schwer, eine - dem Genre ent-
    sprechende - bessser Serie zu definieren. Oben genannter Tony Stark
    z. B. liegt imho selbst bei seinen besten Geschichten weit hinter der
    hier besprochenen.

    Was ist den für Dich in dem Genre erste Sahne?



    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Du weißt ja hoffentlich das der Superhelden-Vergleich auf eine ganz andere Kernaussage gemeint war - um etwas zu verdeutlichen.
    Aber gib Dir ruhig weiter Mühe - bisher konntest Du mich noch nicht von der überragenden Qualität des Albums überzeugen - versuch´s noch mal - @Martin 37 + @Felix da cat hatten ja auch bei anderen Titeln schon Erfolg mit Ihrer Überzeugungsarbeit.
    Was ist ein "überragende" Qualität? Festung im Nebel ist eine klassische
    Abenteuergeschichte, die auf ihre ganze besondere Art (imho nicht
    Mainstream) erzählt wird. Hier sehe ich die besondere Qualität. Überragend
    muss sie deswegen nicht sein. Sie ist eben nicht mehr auf
    Komplexität ausgerichtet. Auch alle anderen Andy Morgan Abenteuer folgen
    eher einem einfachen Handlungsstrang. Ich sehe die Qualität darin, das
    auch der Autor dem Zeichner die Luft lässt die gedankliche Welt optimal in
    eine bildliche Welt überzuführen. Eine zu komplexe Handlung kann die
    verfolgte Absicht eindeutig zerstören.

    Wie gesagt, gerne folge ich dem Gedanken, das man etwas auch anders
    lösen kann ... nur mir fällt keine Serie ein, die das gleiche Prinzip wie in
    Festung der Nebel besser gelöst hat. Das hier verwendete "Serienprinzip",
    das man seine Helden in eine fixe Handlungsabhängigkeit von der Umwelt
    bringt.

    Gruss


    horst

  3. #28
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    Original geschrieben von horst:
    ... und weiter oben irgendwie hiess, es der Comic wäre zu langweilig in der
    Farbe etc. etc. Also alles bunter ... wie wäre es vielleicht mit noch ein
    paar Muskelkerlen und halbnackten Mädels?
    Neeee ... so war das nun wirklich nicht gemeint ... und ich denke, Du weißt das.
    Ich hatte "weiter oben" erwähnt, dass mir das ganze etwas zu monochrom oder wörtlich "eintönig" aussieht.
    Damit meinte ich nicht, dass ich mir Bonbonfarben gewünscht hätte, schon gar nicht, dass Andy zu einem Reißer-Comic hätte mutieren sollen.
    Denk mal an das Wüstenabenteuer: eintönige Landschaft, dennoch faszinierend in Zeichnung und Kolorierung dargestellt. Hier kommt grafisch nie Langeweile auf, jede Seite bietet Abwechslung.
    Festung im Nebel erscheint mir auf den kritisierten 14 Seiten "Bergwanderung" dann doch etwas zu uninspiriert, als hätte Hermann keine rechte Lust an der Darstellung einer toten Felslandschaft.
    In Im Tal der tödlichen Augen haben wir es streckenweise mit ähnlicher Kulisse zu tun und es sieht um Einiges Interessanter aus.
    Den Ausflug unter Tage mit seinen fliegenden Piranhas und dem Sprung über den Abgrund finde ich übrigens zeichnerisch (und inhaltlich) um Etliches "farbiger" als den Rest der story.
    Mir ist keine Serie bekannt die "vor" Andy Morgan die Natur zum
    handlungsbestimmenden Faktor (und zwar für die gesamte Geschichte
    und nicht nur 2-3 Seiten) bestimmt.
    Na ja, da wären z.B. Sven Janssen und Tunga, beide wie der von Dir erwähnte Tony Stark von Edouard Aidans, weswegen es mich etwas verwundert, dass Du diese beiden Serien vergessen hast...
    Andy Morgan startete
    als Detektivserie - und sollte eine eher komplexe à la Sherlok Holmes werden -
    und wurde nach rechtlichen Streitereien (oder angedrohten) umgeschrieben
    Das stimmt so nicht ganz. Tibet, der in der Zeitschrift Tintin bereits mit seinem Rick Master vertreten war, zeigte sich nicht sonderlich erbaut, dass mit Andy Morgan eine Art "direkter Konkurrent" zu Rick aufgebaut wurde und forderte die Einstellung oder einen Richtungswechsel der Serie.

  4. #29
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Neeee ... so war das nun wirklich nicht gemeint ... und ich denke, Du weißt das.
    Ich hatte "weiter oben" erwähnt, dass mir das ganze etwas zu monochrom oder wörtlich "eintönig" aussieht.
    Damit meinte ich nicht, dass ich mir Bonbonfarben gewünscht hätte, schon gar nicht, dass Andy zu einem Reißer-Comic hätte mutieren sollen.
    Denk mal an das Wüstenabenteuer: eintönige Landschaft, dennoch faszinierend in Zeichnung und Kolorierung dargestellt. Hier kommt grafisch nie Langeweile auf, jede Seite bietet Abwechslung.
    Festung im Nebel erscheint mir auf den kritisierten 14 Seiten "Bergwanderung" dann doch etwas zu uninspiriert, als hätte Hermann keine rechte Lust an der Darstellung einer toten Felslandschaft.
    In Im Tal der tödlichen Augen haben wir es streckenweise mit ähnlicher Kulisse zu tun und es sieht um Einiges Interessanter aus.
    Den Ausflug unter Tage mit seinen fliegenden Piranhas und dem Sprung über den Abgrund finde ich übrigens zeichnerisch (und inhaltlich) um Etliches "farbiger" als den Rest der story. .
    Ich bin der Meinung, das dem Menschen nun einmal schöne geschwungene
    Dünenlandschaften mehr zusagen, als schroffe und monotone Felsen.
    Fotografierte Naturkalender/-bücher gibt es in zu hunderten von Dünen
    ... und wieviele gibt es von schroffen Felsen?

    Ich kann Hermanns Artwork stundenlang anschauen ... und trotzdem nicht
    erkennen, das der Künstler das Thema schroffe unattraktive Felsen weniger
    engagiert angegangen ist. Vergleiche mal die Panels Stück für Stück mit den
    Wüstenlandschaften daraufhin, wo mehr Aufwand und Inspiration
    drinnen steckt. ... Immer mit dem Hintergrundgedanken, das das Ergebnis
    eine ereignislose monotone und abschreckende Landschaft darstellen
    soll. Ich würde einerm Gedanken, der die Frage stellt, ob es überhaupt
    sinnvoll ist eine Story an einem solchen unattraktiven Ort spielen zu lassen,
    eher folgen, als der Annahme, das Festung der Nebel lieblos erarbeitet wurde.

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Na ja, da wären z.B. Sven Janssen und Tunga, beide wie der von Dir erwähnte Tony Stark von Edouard Aidans, weswegen es mich etwas verwundert, dass Du diese beiden Serien vergessen hast... .
    Ja, hätte ich erwähnen sollen. Zumal Tunga ganz bestimmt als steinzeitlicher
    Naturmensch natürlich noch viel näher in der Natur lebt. Ich dachte aber
    mehr an klassische Abenteurer-Geschichten, wo die Charakteren und
    deren Handlung massivst verknüpft werden, und wo die Geschichte plötzlich
    unerwartet und unüblich beeinflusst wird. Ein Tunga lebte in der Natur und
    kämpfte jeden Tag um sein Überleben ... die Guten und die Bösen in den
    Andy Morgan Geschichten jedoch werden sehr häufig und überraschend
    von dieser Natur eingebremst und der weitere Ablauf "verdreht". So war
    es gemeint. Ein klassische Mann-Mut-Waffe-Spiel, wo nicht der klassische
    Lösungsweg gesucht wird. Andy muss ja seine Gegner nicht erschiessen ...
    das Töten z. B. erledigt die Natur für ihn!

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Das stimmt so nicht ganz. Tibet, der in der Zeitschrift Tintin bereits mit seinem Rick Master vertreten war, zeigte sich nicht sonderlich erbaut, dass mit Andy Morgan eine Art "direkter Konkurrent" zu Rick aufgebaut wurde und forderte die Einstellung oder einen Richtungswechsel der Serie.
    Soviel ich irgendwo einmal gelesen habe, hatte Tibet eine Vertrag, der
    ihm keine Konkurrenz zusicherte und die er einforderte. Also auch mit
    rechtlichen Schritten drohte.

    Gruss


    horst
    Geändert von horst (21.12.2005 um 17:09 Uhr)

  5. #30
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Das stimmt so nicht ganz. Tibet, der in der Zeitschrift Tintin bereits mit seinem Rick Master vertreten war, zeigte sich nicht sonderlich erbaut, dass mit Andy Morgan eine Art "direkter Konkurrent" zu Rick aufgebaut wurde und forderte die Einstellung oder einen Richtungswechsel der Serie.
    Ach so war das - ich hätte mich auch gewundert, wenn man einer Serie Komplexität oder Mehrschichtigkeit entnimmt, weil es schon andere erfolgreiche Serien gibt.
    Das würde ja überhaupt keinen Sinn ergeben. Aber unter diesem Aspekt - wie von Dir genannt - ist es ja nachvollziehbar.

    @horst

    Mir fallen jetzt spontan keine Naturnahen Abenteuergeschichten ein - die ich Dir zum Vergleich nennen könnte, aber z.b. auf Qualitätsmerkmale bezogen wären da zumindest für mich die Corto Maltese Bände zu nennen, oder was auch sehr schön war ist Mann aus Java

    Es gibt bestimmt noch zig andere gute Beispiele - aber ich habe auch noch viel zu lesen - mal schauen was da noch alles kommt.

    In einem Punkt - dem Mainstream - habe ich mich etwas schwammig ausgedrückt.
    Aus heutigen Gesichtspunkten würde ich das vorliegende Album in den "gehobenen" Mainstream einordnen. Aber Du hast recht - seinerzeit war es sicherlich anders zu bewerten. Das liegt auch daran, daß sich dieser Begriff, bzw. dessen Auslegung schon etwas verändert.
    Generell würde ich vereinfacht Mainstream so definieren.
    Leichtere Unterhaltung, welche bekannten, einfach gestrickten Handlungsmustern folgt und sich nicht durch besondere Merkmale hervorhebt.
    Und bei " Die Festung im Nebel " liegt es nicht weit weg davon - obwohl ich es nicht automatisch dadurch als minderwertig abqualifizieren möchte. Ich für meinen Sinn empfinde den Begriff Mainstream nicht automatisch negativ - vielleicht war es nicht so rübergekommen.

    Das mit dem Albumtitel sollte auch als Scherz gemünzt gewesen sein - ich wollte nur nicht noch Smilies zu den Fledermäusen machen.

    Dennoch hätte ich mir ein gehaltvolleres Ende gewünscht - zugunsten einer Reduzierung des Mittelteils. Um bei der Szenerie zu bleiben - wenn man schon ein Abenteuer in die Mandschurei verlegt - sollte man dies auch stärker implementieren. Der Ansatz war gut - aber die weitere Storyline wurde m.E. nicht mit grossen Finesse weitergeführt.
    Irgendwo blieb der Spannungsbogen stecken und das Ende kam zu knapp.

    Aber ich will nicht weitern meckern - denn im Grunde fand ich das Abenteuer ja auch ansprechend. Ich erhoffe mir aber noch eine deutliche Steigerung in der Serie, wenn ich mal alle Andy Morgan Abenteuer kenne.

  6. #31
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    @horst:
    Einigen wir uns, dass wir uns nicht einigen.

    Vielleicht aber noch ein letzter Versuch, darzustellen, worin ich den Unterschied zu einem Album wie Im Tal der tödlichen Augen sehe:
    Blättere mal durch beide Alben.
    Streckenweise annährend gleich karge Berglandschaft.
    Doch bereits "auf die Schnelle" sieht man deutlich, dass in Tal eine um einiges interessantere Optik gewählt wurde: Nebel, Sonnenlicht usw. sorgen dafür, dass das Auge des Lesers auf jeder Seite überrascht wird.
    Hermann beweist mit Tal, dass auch eine unattraktive Landschaft reizvoll dargestellt werden kann. Im Vergleich dazu scheint mir die grafische Umsetzung von Festung einfach uninspiriert.

  7. #32
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    Ach ja, noch ein paar Worte zum Kurswechsel in Andy Morgan:

    Ich habe 'ne ganze Menge Interviews mit Hermann und Greg gelesen und oft wurde das Thema angeschnitten. Von juristischen Schritten war aber nie die Rede.
    Wäre mE auch nicht nötig gewesen:
    Tibet war sauer über die "Konkurrenz", aber er hatte in der Tintin-Redaktion einen starken Stand: Mit Rick Master und Chick Bill lieferte er der Zeitschrift zwei starke "stützende Pfeiler".
    Hermann dagegen war Newcomer. Warum Tibet wegen eines neuen Gesichts verärgern ?
    Die "Einschiffung" Andys kam nach meiner Erinnerung auf Initiative des damaligen Chefredakteurs zustande, der einfach gesagt haben soll: "Andy bekommt jetzt eine Yacht" und Hermann und Greg hatten damit umzugehen.

  8. #33
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    @horst:
    Einigen wir uns, dass wir uns nicht einigen.

    Vielleicht aber noch ein letzter Versuch, darzustellen, worin ich den Unterschied zu einem Album wie Im Tal der tödlichen Augen sehe:
    Blättere mal durch beide Alben.
    Streckenweise annährend gleich karge Berglandschaft.
    Doch bereits "auf die Schnelle" sieht man deutlich, dass in Tal eine um einiges interessantere Optik gewählt wurde: Nebel, Sonnenlicht usw. sorgen dafür, dass das Auge des Lesers auf jeder Seite überrascht wird.
    Hermann beweist mit Tal, dass auch eine unattraktive Landschaft reizvoll dargestellt werden kann. Im Vergleich dazu scheint mir die grafische Umsetzung von Festung einfach uninspiriert.

    Wenn ich Dich bis jetzt nicht überzeugen konnte, dann möchte ich einfach
    noch mal den Versuch wagen in dem ich einfach die Prodakonisten aus den
    Comics selber sprechen lasse.

    In Tal der tödlichen Augen spricht Barney Jordan himself: " ... Für mich
    ist das hier das Paradies ... reine Luft und viel Sonne ...".

    Und in Festung im Nebel sagt der Muk himself: " ... Vielleicht haben manche
    Dinge für jeden einen anderen Sinn! Unter dem blauen Himmel des Ozeans
    würde vermutlich ich, der Mann des Nebels, nichts mehr verstehen. ..."

    Das eine ist also (die sonnenverwöhnte Plantage, die ja nur ein personen-
    bezogenes Problem hat) ein Paradies und das andere ist das unwirtliche
    öde Land des Nebels, dem Sonne und blauer Himmel so fremd ist, das
    selbst der Herrscher dieser Region dadurch die Mentalität und das Gemüt
    der Bewohner beeinflusst sieht.

    Und da wunderst Du Dich wirklich nicht, das Hermann und Greg in diesem
    Album auf schöne Sonnenunter- und Sonnenaufgänge* verzichtet hat!?


    Gruss

    horst


    * die im Tal der tödlichen Augen vorrangig sind. Grafisch "sowie" storytechnisch.

  9. #34
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Ach ja, noch ein paar Worte zum Kurswechsel in Andy Morgan:

    Ich habe 'ne ganze Menge Interviews mit Hermann und Greg gelesen und oft wurde das Thema angeschnitten. Von juristischen Schritten war aber nie die Rede.
    Wäre mE auch nicht nötig gewesen:
    Tibet war sauer über die "Konkurrenz", aber er hatte in der Tintin-Redaktion einen starken Stand: Mit Rick Master und Chick Bill lieferte er der Zeitschrift zwei starke "stützende Pfeiler".
    Hermann dagegen war Newcomer. Warum Tibet wegen eines neuen Gesichts verärgern ? .
    Es kam ja auch nicht zu einem Rechtsstreit, soviel ich weis, wurde er
    aber angedroht bzw. auf "bestehende Verträge gepocht". Das dabei
    nicht alles in Interviews ausgeplaudert wird, ist bei so etwas nur üblich.
    Das es damals aber keineswegs freundlich zuging (in Bezug zu diesem
    Thema) hatte mir der Chefredakteur von Andy Morgan bei Lombard
    persönlich auch noch einmal bestätigt, als ich mich um die Albenreihe
    bewarb.

    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Die "Einschiffung" Andys kam nach meiner Erinnerung auf Initiative des damaligen Chefredakteurs zustande, der einfach gesagt haben soll: "Andy bekommt jetzt eine Yacht" und Hermann und Greg hatten damit umzugehen.
    Natürlich haben Greg und Hermann nachgegeben. Sie haben dies jedoch
    zweimal getan und dies im Laufe fast eines ganzen Jahres. Die Serie
    wurde vor dem Start umdisponiert, bestehendes Material wurde verworfen
    oder umgezeichnet und dann nach den bekannten Kurzgeschichten
    noch einmal wie hier schon angesprochen deutlich geändert. Zweimal
    das Missverständnis? Ich glaube nicht, das die Korrekturen "vor" dem
    Ärger vorgenommen wurden.

    Gruss


    horst
    Geändert von horst (22.12.2005 um 09:28 Uhr)

  10. #35
    Mitglied Avatar von Fantomas
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    Hier wird karge Landschaft (in der Smaragdgeschichte) mit karger Landschaft (im Topic-Album) verglichen.
    Erstere ist angeblich »interessanter« dargestellt, zweitere »langweilig«. Welche der beiden Darstellungen trifft denn dann wohl besser die Stimmung einer kargen Landschaft?

    Zu den Kürzungen in ZACK: Ist lange her, aber meiner Erinnerung nach fehlen in der ZACK-Veröffentlichung nur zwei halbseitige Panels auf denen jeweils die »gepfählten« Widersacher das Mandschu zu sehen waren.

    Ich kann mich noch gut erinnern: 1976 hab ich nach langer ZACK-Abstinenz mit Heft 15/1976 mal wieder in ein ZACK reingekuckt und dort den abschließenden zweiten Teil des »großen Andy Morgan-Abenteuers« gelesen. Ich weiß noch, dass ich das mal wieder gut fand, lediglich das Ende war mir zu sehr »aus dem Hut gezaubert«: Andy und Barney in verzweifelt auswegloser Situation, ein letztes Aufbäumen noch, doch man merkt, es ist nur ein Aufschub. Und dann entpuppt sich der aufgebaute grausame Herrscher als Freund und das ganze Abenteuer nur als dessen »netter Zeitvertreib«. Für diese Art Zynismus hatte ich als 12, 13jähriger noch keinen Sinn. Versöhnt hat mich damit dann nur der abschließende Kommentar von Barney, der zwischen Muk und Kubak trennte und nur einen von beiden als »kein übler Kerl« einstuft.

    Innerhalb der Serie sicherlich nicht der beste Band. Aber bei weitem auch nicht der schlechteste. Und was die inhaltliche »Komplexität« betrifft: Wir dürfen nicht vergessen, dass Bernard Prince kein Erwachsenen-Comic ist, sondern für Kinder/Jugendliche gedacht war. Und dass das Album mittlerweile 30 Jahre alt ist und wir mittlerweile 30 Jahre älter sind und 30 Jahre mehr Medien- und Geschichten- und Klischee-Erfahrung haben. Erfahrungen, die vor 30 Jahren noch niemand haben konnte. Gemessen daran, beziehungsweise dies berücksichtigend, war auch dieses Greg-Abenteuer gradezu bahnbrechend und innovativ und komplex und stellte hohe Anforderungen an ihr jugendliches Publikum. Zum Beispiel in Bezug darauf »karge Landschaften« aushalten zu müssen. Womit sich mein Kreis hier schließt. Frohes Fest.

  11. #36
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von Fantomas Beitrag anzeigen
    Wir dürfen nicht vergessen, dass Bernard Prince kein Erwachsenen-Comic ist, sondern für Kinder/Jugendliche gedacht war. Und dass das Album mittlerweile 30 Jahre alt ist und wir mittlerweile 30 Jahre älter sind und 30 Jahre mehr Medien- und Geschichten- und Klischee-Erfahrung haben. Erfahrungen, die vor 30 Jahren noch niemand haben konnte. Gemessen daran, beziehungsweise dies berücksichtigend, war auch dieses Greg-Abenteuer gradezu bahnbrechend und innovativ und komplex und stellte hohe Anforderungen an ihr jugendliches Publikum. Zum Beispiel in Bezug darauf »karge Landschaften« aushalten zu müssen. Womit sich mein Kreis hier schließt. Frohes Fest.
    Genau das ist der springende Punkt - und wurde ja auch von mir mit dem gewissen Nostalgieeffekt und der sich veränderten Mainstream-Definition in diesen von Dir genannten 30 Jahren zu erklären versucht.
    Wie viele der bisher von uns behandelten Klassiker-Alben/Serien muß man m.E. diese Alben fast 2x bewerten (Damaliger + Heutiger Sicht) . Das haben wir ja auch immer versucht zu unterstreichen in den Statements.
    Dennoch befinden wir uns heute im Jahre 2006 und nicht im Jahre 1976 - somit müssen wir auch in der Lage sein, einen Klassiker aus heutiger Sicht zu behandeln. Es darf nicht immer nur der Nostalgiebonus ausschlaggebend sein, sondern eine Serie muß sich auch nach heutigen Masstäben behaupten, bzw. ermitteln lassen. Darüber hinaus dürfen wir natürlich nicht vergessen, aus welcher Zeit das Comic stammt - und wie es bei seiner ursprünglichen Veröffentlichung eventuell " wie eine Bombe eingeschlagen " ist. Auch werden geniale Zeichnungen im Laufe der Zeit bestimmt nicht schlechter, was einen Vergleich mit der Kunst der Bilder (Michelangelo, Da Vinci, Rubens, Dali... einfach alle Meister) ja deutlich werden lässt.

    Trotzdem wirken wahrscheinlich im Laufe der Zeit zunächst vielleicht gelungene Comics mit der Zeit etwas einfacher gestrickt um nicht antiquiert zu gebrauchen. Wirkliche Meisterwerke hingegen verlieren niemals Ihre Ausstrahlung. Unter diesen Gesichtspunkten betrachte ich für mich so ein vorliegendes Album.

    Ich lese die Geschichte und beurteile die Bilder nach meinem Geschmack - welcher natürlich durch die Jahre an Erfahrung gewinnt und sich somit selbstverständlich verändert. Könnte sein, daß ich dieses Album noch vor 30 Jahren als sehr gelungen bezeichnet hätte - aus heutiger Sicht kann ich es leider nur noch als gelungen, aber nicht fesselnd und nicht sonderlich inspirierend empfinden. Das hat weniger mit der schon von Euch verwiesen Darstellung der Einöde oder der grauen Bergwelt zu tun, sondern eher mit dem ganzen Storyaufbau und der streckenweise dahinplätschernden Handlung.
    Auch in den Zeichnungen ist m.M. eine starke Schwankung zu sehen. So gibt es die schon von mir und @JoeK angesprochenen Bild-Grananten, aber auch Panel-, bzw. Seitenlange mittelmäßige Zeichnungen zu bewundern. Da kenne ich von Hermann bessere Sachen - nicht aus der Andy Morgan Serie - die ist mir wie gesagt leider noch nicht so bekannt.

    Ob die Serie nie auch im Erwachsenensegment punkten wollte und nur eine Jugend-/ Kinderserie ist, lasse ich mal dahingestellt - da sollen sich die Experten drüber streiten. Generell wird sich das Erwachsenensegment im Laufe der Zeit genau so verändert haben, wie die Comics selbst.

  12. #37
    Mitglied Avatar von Fantomas
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    Das »Erwachsenensegment« hatte ja in den franco-belgischen Comics damals grade erst begonnen. Aber noch nicht auf TINTIN übergegriffen, das sich, wie SPIROU im Grunde bis heute, einer jüngeren Klientel verschrieben hatte. »Erwachsene« Comics fanden eher in PILOTE, METAL HURLANT, FLUIDE GLACIAL etc. statt.

    Zur »zeitlosen« Begutachtung wage ich mal einen Vergleich zum Medium Film: Vor einigen Tagen gabs auf arte mal wieder CASABLANCA. Aus heutiger Sicht und abzüglich des »Nostalgie-Charme-Bonuses« muss man einfach konstatieren, dass der Film tricktechnisch grottig ist, historisch unhaltbar, man den Schauspielern anmerkt, dass Straßbergs »Method-Acting« noch nicht erfunden war. Aber man täte dem Film unrecht, wenn man ihn an den Maßstäben messen würde, die aktuelle Hollywood-Produktionen (wie Titanic, King Kong, Harry Potter etc.) gesetzt haben. Und das gilt nicht nur für die technische, sondern auch für die inhaltliche Seite, sowohl in Bezug auf dem Plot als auch in Bezug aufs »Story-Telling«. Ich denke zum Beispiel nicht, dass man CASABLANCA vorwerfen kann, dass Sam nur den »servilen Neger für die Exoten-Komponente« in Klischee-Reinkultur gibt. Man muß einfach konstatieren, dass CASABLANCA 20 Jahre vor Martin Luther King und Malcom X gedreht wurde und für ein diesbezüglich »politisch korrektes« Bild einfach noch kein Bewußtsein vorhanden war. Insofern kann und darf man den Film nicht nach dem heutigen Bewußtsein beurteilen - und für damalige Verhältnisse war er in Bezug auf »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« seiner Zeit gradezu um Jahre voraus.

    Hinzu kommt, dass Kultur ja auch aufeinander aufbaut, sich aufeinander bezieht, sich entwickelt. Ein Film wie DER MIT DEM WOLF TANZT konnte ja nicht aus dem Nichts heraus entstehen, sondern bedurfte einer langen Tradition von Western-Filmen, in der etliche andere Themen und Erzählweisen des Genres bereits ausprobiert und abgegrast wurden. Insofern kann und darf man zum Beispiel die Western von John Ford nicht an den Maßstäben messen, die man an Costners Epos anlegt.

    Und ich denke, im Comic ist das nicht anders. Um es mal krass zu sagen und übertrieben auf die Spitze zu bringen: Man kann konstatieren, dass in den frühen MICHEL VAILLANT-Geschichten Autos aus den 50er und 60er Jahren zu sehen sind. Aber man kann es nicht zum Vorwurf machen und darf nicht erwarten, dass dort aktuelle Autotypen auftauchen. Man muß die Geschichten im Zeitkontext ihrer Entstehung sehen. Sie mit heutigen Augen zu betrachten, ist töricht.

    Gregs Bruch mit Klischees war seinerzeit im Comic-Bereich (und teilweise nicht nur dort) absolut innovativ. Aus heutiger Perspektive sind solche Klischee-Brüche schon selbst wieder zum Klischee geworden. Daran kann man aber die von Greg nicht messen, meint, man kann die Innovationen von früher nicht mit heutigem Wissen und Bewußtsein als Klischee verurteilen, das sie heute wären, aber damals eben nicht waren. Und die damalige Existenz der Brüche gab ja erst die Grundlage dafür, dass sie später selbst zum Klischee werden konnten. You know, what I mean?

    My 2 cents.

  13. #38
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    Also ich kann diesen Faktor - dem zum Comic gehörenden Zeitrahmen -
    auch nicht ausblenden. Ich wüsste auch nicht, wie man das sollte, da
    Comics wie Andy Morgans der 60er und 70er Jahre ja gar nicht moderne
    Comics "sein können". Fantomas hat es geschrieben: was Heute
    nostalgisch anmutet, war damals eventuell hochmodern.

    Aber selbst wenn ich die Serie Andy Morgan aus ihrem Zeitkorridor rausziehe
    und mit aktuellem Material vergleiche, komme ich zu keinem qualitativen
    Punkteabzug.

    Was zeichnet den moderne Geschichten aus? Mehr Handlung und mehr
    Spannung durch mehr Tote und mehr Blut? Komplexere Geschichten, die
    mehr wollen aber nur seltenst wirklich mehr können?

    Wenn einfach mal die aktuellen Medien anschaue und einen geistigen
    Rundumschlag mache, dann sehe ich nur "unverwundbare" Helden, damit
    die Geschichte überhaupt funktioniert. Ich sehe einen Mix an Figuren und
    Schauspielorten, die nichts mit der Realität oder Wahrscheinlichkeit zu
    tun haben. Und ich sehe im Storyaufbau noch viel deutlicher den Zwang
    zur produktionstechnisch orientierten Umsetzung.

    Da hat man Urwesen, die aus Millionen unterschiedlichster Jahre zusammen-
    gewürfelt werden, man hat Story in denen es quasi nach Stopuhr alle
    10 Minutern krachen muss, man hat Atomexplosionen, die zwar den
    Helden in seiner Aktion einbremsen, die in aber trotzdem nicht stoppen
    können und die erst gar nicht in den Medien auftauchen (was ist schon
    eine Atomexplosion ). Man hat Zeitreisen, bei denen man nicht wie
    "früher" versuchte, das Unerklärliche zu erklären, sondern die einfach nur
    für die Vergewaltigung der Logik sorgt. Von Blut, Sex und Gewalt tonnen-
    weise in bester Darstellung (aber ohne Hirn und Reflexion) ganz abgesehen.

    Davon haben wir imho Heute schon genug. Also selbst bei einem Vergleich
    "mit der Gegenwart" (vielleicht sogar deswegen) werte ich die Qualität der
    Storys und deren Umsetzung in Andy Morgan extrem hoch an!

    Die Masse der aktuellen Kino- sowie Comicproduktionen öden mich genau
    aus diesem Grunde total an und ich kann das bei fast jedem Produkt
    Teilchen für Teilchen genau erklären und aufschlüsseln.

    Ich sage nicht, das alles moderne schlecht ist aber ich sehe die aktuelle
    Umsetzung von fiktiven Geschichten keienswegs auf einem höheren
    Niveau, als in den 60er, 70ern, 80ern ...


    Gruss


    horst

  14. #39
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    Damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Ich war in meiner Kindheit und als Jugendlicher einer der größten Andy Morgan-Fans.
    Die Serie hat viele Verdienste und die Entwicklung des anspruchsvollen Comic auch meiner Ansicht nach vorangetrieben, wenngleich ich ihr keine so innovative Bedeutung beimesse wie das Andere hier tun.
    Ich liebe es auch, alte Greg/Hermann-stories zu lesen.
    Aber die Festung fand ich schon in jungen Jahren eine der schlechteren Geschichten der Serie.
    Original geschrieben von Fantomas:
    Hier wird karge Landschaft (in der Smaragdgeschichte) mit karger Landschaft (im Topic-Album) verglichen.
    Erstere ist angeblich »interessanter« dargestellt, zweitere »langweilig«. Welche der beiden Darstellungen trifft denn dann wohl besser die Stimmung einer kargen Landschaft?
    Da haben wir dann doch unterschiedliche Erwartungshorizonte.
    Reich-Ranicki möge mir nachsehen, wenn ich eine seiner natürlich auf die Schriftstellerei gemünzte Aussage auf den Comic übertrage: Er hat einmal - sinngemäß (sorry, den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr parat) - gesagt: "Auch die Darstellung von Langeweile will gekonnt sein."
    Soll heißen: Wenn ein Schreiberling Langeweile zu Papier bringen will, sollte er nicht annehmen, dass sich sein künstlerischer Erfolg mit jedem bei der Lektüre seines Textes einschlafenden Leser potenziert ...

  15. #40
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von horst Beitrag anzeigen
    Fantomas hat es geschrieben: was Heute
    nostalgisch anmutet, war damals eventuell hochmodern.

    Es ist zwar schön das Fantomas es geschrieben hat - Du solltest aber nicht mein Posting von davor unter den Tisch fallen lassen - denn da steht:

    Zitat Zitat von hipgnosis
    Darüber hinaus dürfen wir natürlich nicht vergessen, aus welcher Zeit das Comic stammt - und wie es bei seiner ursprünglichen Veröffentlichung eventuell " wie eine Bombe eingeschlagen " ist.
    Oder auch diesen Satz:

    Zitat Zitat von hipgnosis
    Trotzdem wirken wahrscheinlich im Laufe der Zeit zunächst vielleicht gelungene Comics mit der Zeit etwas einfacher gestrickt um nicht antiquiert zu gebrauchen
    Ich will jetzt nicht noch andere Postings von mir ranholen - aber ich möchte Dir nur mitteilen, daß ich auf gewisse Punkte schon die ganze Zeit hingewiesen habe!

    Zitat Zitat von horst Beitrag anzeigen
    Aber selbst wenn ich die Serie Andy Morgan aus ihrem Zeitkorridor rausziehe
    und mit aktuellem Material vergleiche, komme ich zu keinem qualitativen
    Punkteabzug.
    ....
    Was zeichnet den moderne Geschichten aus? Mehr Handlung und mehr
    Spannung durch mehr Tote und mehr Blut? Komplexere Geschichten, die
    mehr wollen aber nur seltenst wirklich mehr können?
    ....
    Ich sage nicht, das alles moderne schlecht ist aber ich sehe die aktuelle
    Umsetzung von fiktiven Geschichten keienswegs auf einem höheren
    Niveau, als in den 60er, 70ern, 80ern ...

    Da scheint das nächste ganz dicke Missverständnis vorzuliegen.
    Wer hat denn jemals behauptet, daß eine neue Geschichte grundsätzlich besser zu berwerten sei, als eine Klassische?
    Und warum gibt es bei Dir nur immer das Beispiel mit den mehr Toten und dem mehr Blut??

    Auch dieses Statement ist noch niemals von einem hier genannt worden. Mir ist es nur wichtig die Geschichten einerseits in Ihrem Zeitgeist zu sehen - im Kontext Ihrer Entstehung - und andererseits aus heutiger Sicht, mit all unseren Erfahrungen aus jüngerer Historie.

    Und @fantomias - sorry, aber ich kann daran absolut nichts törichtes sehen.

    Vielmehr müssen sich einige unter uns mal die Frage stellen, ob sie zu sehr in Ihrer eigenen Vergangenheit leben!?!

    Was bitte ist daran verkehrt, eine Story in Abständen von sagen wir 20 Jahren zu lesen, und sie jedesmal persönlich anders zu bewerten? Das wollte ich mit dem Hinweis auf die unvergänglichen Meisterwerke ausdrücken. Diese sind zeitlos und aufgrund Ihrer Genialität immer qualitativ etwas Hervoragendes.

    Aber das trifft doch nicht für alle Geschichten zu - es gibt doch wohl auch klassische Stories die im Laufe der Zeit mehr und mehr verstauben und Ihre
    Handlungstiefe einbüßen. Wenn sie dann sogar noch Ihren nostalgischen Charme verlieren, waren es schon zu Ihrer Zeit schlechte Stories. Das trifft weiß Gott nicht auf die Serie Andy Morgan zu - auch das wurde hier mit keinem Wort jemals erwähnt.

    Aber bei allen Diskussionen in den letzten Postings zur Definition von Mainstream - Nostalgischen Effekten - Erwachsencomics, usw. ist ein grundlegenes Detail und für mich das aussagekräftigeste von allen völlig übersehen worden.

    - Außer den in den ersten Postings genannten Fakten bzgl. des vorliegenden Albums - sind in keinsterweise neuerliche Aspekte hinzugekommen.
    Und allzuviel hatten wir bisher ja noch nicht dazu beitragen können, was uns eine innovative, tiefsinnige oder besonders originelle Story hätte suggerieren müssen.

    Da liegt doch die Crux - sollte dies nicht einer aus mir unerklärlichen Gründen bisher zurückgehalten haben - muss man diesem Abenteuer doch konstatieren - ohne es jetzt sonderlich negativ darstellen zu wollen - das es einfach nicht mehr Intentionen vorzuweisen hat.

    Und genau das (keine besonderen Vorkommnisse) ist mir schon bei meiner ersten persönlichen Analyse der Story aufgefallen. Normalerweise hatte ich bisher, beim Erstellen meiner Inhaltsangabe und meiner privaten Rezension immer eine oder mehr Seiten mit Informationen und Hintergründigem. Auch und gerade bei den anderen Klassikern - geschweige den beim Gibrat-Thread - da hatten wir ja Tage was zu bereden, es kamen seitenweise interessante Perspektiven hinzu und diese Story spielte hauptsächlich nur an einem Ort!!

    Nicht so beim vorliegenden Andy Morgan Abenteuer. Hier schienen schnell alle Aspekte genannt und wir debattieren über persönliche Ansichten der Story und den Zeichnungen. Nicht das mir das keinen Spaß machte - aber die Geschichte wird dadurch nicht interessanter.
    Geändert von hipgnosis (22.12.2005 um 16:50 Uhr)

  16. #41
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    (...)
    Da liegt doch die Crux - sollte dies nicht einer aus mir unerklärlichen Gründen bisher zurückgehalten haben - muss man diesem Abenteuer doch konstatieren - ohne es jetzt sonderlch negativ darstellen zu wollen - das es einfach nicht mehr Intentionen vorzuweisen hat.

    Und genau das (keine besonderen Vorkommnisse) ist mir schon bei meiner ersten persönlichen Analyse der Story aufgefallen. Normalerweise hatte ich bisher, beim Erstellen meiner Inhaltsangabe und meiner privaten Rezension immer eine oder mehr Seiten mit Informationen und Hintergründigem. Auch und gerade bei den anderen Klassikern - geschweige den beim Gibrat-Thread - da hatten wir ja Tage was zu bereden, es kamen seitenweise interessante Perspektiven hinzu und diese Story spielte hauptsächlich nur an einem Ort!!

    Nicht so beim vorliegenden Andy Morgan Abenteuer. Hier schienen schnell alle Aspekte genannt und wir debattieren über persönliche Ansichten der Story und den Zeichnungen. Nicht das mir das keinen Spaß machte - aber die Geschichte wird dadurch nicht interessanter.
    Doch es gibt jemanden, der sich (u. a.) aus zeitlichen Gründen zurückgehalten hat. Ob ich mit meinen Ausführungen irgendjemanden von seiner Meinung abbringe oder dazu bringe, seinen Geschmack zu verändern, bezweifele ich nach der "hitzigen" Debatte hier doch sehr. Trotztdem will ich mich hier noch beteiligen, auch wenn ich inzwischen der Meinung bin, dass es hier nur noch um Geschmacksfragen geht (für den wir keinen Stammtisch brauchen). Vorab soviel: Ich will auch nicht verleugnen, dass es in der Comic-Geschichte Comics gibt, die besser sind, aber auch welche, die schlechter sind. Jetzt meine Einzelheiten:

    1. Aufdeckung geheimnisumwitteter Identitäten

    Sowohl am Anfang als auch am Ende geht es um die Aufdeckung geheimnisumwitteter Identitäten. Zuerst geht es um einen alten Widersacher unserer Helden. Dann um den, dem Leser eigentlich unbekannten Gegenpol von General Satan, nämlich Muk, der Mandschu. Für mich ist es ein ungewöhnliches Timing direkt am Anfang und dann gegen Ende einen derartigen Überraschungseffekt einzubauen. Aber im Prinzip ist es das Gleiche Schema. Wäre ich jetzt felix da cat, würde ich dies als perfekte Symetrie zwischen Anfang und Ende oder geniale Konstruktion eines deckungsgleichen Anfangs und Ende bezeichnen. So nenne ich es aber einfach ungewöhnlich und stimmig.

    2. Mittelteil als Vorstellung des Gegenparts

    Für mich ist Highlight des Mittelteils nicht die Action, das Abenteuer oder die Landschaft (alles vielleicht ein wenig), sondern die Person des Kubak. Liebevoll haben Greg und Hermann das Bild eines einfachen, naturverbundenen Bauern entwickelt, der einem als Leser sofort sympathisch ist. Selbst unsere beiden Helden treten dabei in den Hintergrund. Kubak verdrängt beide spielend. Damit unterscheidet sich das Album "Festung im Nebel" wahrscheinlich von anderen Andy-Morgan-Bänden. Der Leser kann sich hier nicht so gut mit Andy und Barney identifizieren, weil sie nicht unumstritten die Helden sind. (Herrlich ist ürbigens Barneys Ausspruch: "Was denn sonst? Glaubst du etwa, ich wäre ein echter Held?"
    Allein wegen Kubak gefällt mir das Album. Schon das Titelbild ist hervorragend.

    3. Gegensätzlichkeit zwischen einfacher Zivilisation und Moderne

    Dem Leser wird im Mittelteil vorgegauckelt, dass sich unsere Protagonisten in einer hinterwäldlerischen Gegend befinden. Nichts ist von moderner Technick etc. zu sehen. Doch dann der krasse Gegensatz bei Erreichen der Festung im Nebel: Erst das Walkie Talkie und dann noch der moderne Hubschrauber. Die Geschichte wandelt sich damit ähnlich wie die Person Kubak. Es ist nicht alles so wie es auf den ersten Blick scheint. Man sollte Menschen/Zivilisationen nicht unterschätzen. Damit gehen Grag/Hermann hier mal einen anderen Weg, Oftmals werden andere Kulturen als rückständig und der eigenen als unterlegen dargestellt. Und hier: Ups wir sind am A... der Welt und plötzlich ist da moderne Technik. Und der Anführer hat unsere Helden an der Nase herumgeführt. Oh, Graus! Das kann ja nicht wahr sein!

    4. "Alles nur zur eigenen Unterhaltung" oder Dekadenz

    Ganz modern und der heutigen Zeit angepasst, finde ich das Verhalten von Muk/Kubak. Man unterstellt hochentwickelten Kulturen irgendwann mal eine Dekadenz. Das Verhalten von Kubak finde ich irgendwie sehr dekadent.

    5. Romeo und Julia - Thema

    Ausgangspunkt der gesamten Story ist das "Romeo und Julia - Thema". Anders als im uns bekannten Drama gibt es hier aber eine treibende Kraft, die alles zum Happy-End bringen will: Kubak.

    Passend präsentieren sich das verliebte Paar und Kubak gemeinsam auf ("Julias") einem Balkon (Wink mit einem Baumstamm bzw. ganzen Wald).

    Hier das "Original"

    http://www.wodip.opole.pl/~gjedrzejo...on%20Julii.jpg

    Ciao
    ´ 37

  17. #42
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Thumbs up

    Hallo @Martin 37!

    Bevor ich jetzt überhaupt Dein Posting gelesen habe - eins vorweg.

    Auf Dein Statement habe ich die ganze Zeit gewartet - da Du ja auch bekennder Fan des vorliegenden Albums bist.

    Und obwohl ich den Inhalt deines Postings noch nicht kenne - schon einmal vielen Dank im Voraus, wenn du endlich mal ein paar neue Aspekte aufzeigst.

    Vielleicht kannst Du ja wieder mal den einen oder anderen halben bis ganzen Punkt aus mir herauskitzeln.

    So - aber jetzt lese ich erstmal Deine Aussage - bin sehr gespannt!

  18. #43
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    "Auch die Darstellung von Langeweile will gekonnt sein."
    ...
    Ich würde gern einmal hören wo die "Langeweile" bzw. hier die karge Land-
    schaft und die monotone Reise durch dieselbe nicht gekonnt umgesetzt
    ist. Wie gesagt, ich betrachte diesen Comic und sehe ziemlich exakt den
    gleichen Aufbau, den gleichen Aufwand und die gleiche Inspiration, wie ich
    sie auch bei anderen Alben der Serie sehe.

    Wir werden genauso mit unterschiedlichsten Layouts und Perspektiven, wie
    sonst auch konfrontiert. Halb- und ganzseitige Panels wie üblich. Ein Reise
    durch eine abenteuerliche Landschaft mit vielen Monologen und Dialogen ...
    wie üblich!
    Detailgrad und Detailverliebtheit, wie üblich. Die Schurken, in ihrer grafischen
    Darstellung, wie üblich. Und auch das der Böse nicht so Böse ist, kommt
    bei Andy Morgan Abenteuern schon einmal vor! Sowie die nicht gehetzte
    Ausführung der Szenen und der Verzicht auf Nebenschauplätze und sehr
    komplexe Zusammenhänge.

    Vielleicht enttäuscht manchen ja nur, das diese Geschichte irgendwie an
    das Tal der tödlichen Augen "erinnert" und deshalb wie eine Wiederholung
    des gleichen Grundthemas wirkt?

    Ist das möglich?

    Gruss


    horst

  19. #44
    Mitglied Avatar von Fantomas
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    Nur mal fix, weil ich auf dem Sprung bin:

    @hipgnosis: Mir scheint, Du entdeckst widersprüchliche Positionen, die imho gar nicht strittig sind und durchaus nebeneinander bestehen können.
    Später mehr. Auch ich hab (wie martin37) ein Zeitproblem.

  20. #45
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    Vielleicht ist es an diesem Punkt angebracht, die Gedanken noch einmal etwas zur story selbst schweifen zu lassen (zumindest teilweise zur story selbst).
    Das ganze kommt jetzt sicher ein bisschen ungeordnet 'rüber, aber macht ja nix, wenn man hin und wieder mal vom Hundertsten ins Tausendstel gelangt:

    Dies ist also der dritte Auftritt des Morganschen Erzschurken Wang-Ho (für mich wird er wohl immer Shan-Tung bleiben), des mit der Figur und sicher auch Beweglichkeit eines Sumo-Ringers versehenen Oberhauptes einer Art orientalischen Mafia.
    Der nicht nur äußerlich sondern auch von seinem Gebaren sehr an Mussolini erinnernde Bronzen (alias Walker) musste hingegen mit nur zwei Auftritten vorlieb nehmen.
    Beide sind ursprünglich klassische Bösewichte, d.h. in all ihrem Bestreben sehr einseitig ausgerichtet (Motive: Macht, Geld oder beides).
    Wang-Ho wurde in Festung im Nebel jedoch um eine Facette reicher: der des liebenden Vaters einer Tochter (unwillkürlich fragt man sich ob Lotusblüte aus General Satan wohl ihre Mutter ist). Man ist gewillt zu glauben, dass ein solcher Mann zumindest vor der Ermordung seiner jugendlichen Geisel Ali zurückschrecken würde. Dennoch schwebt das Damoklesschwert über dem jungen Inder, der mittels seiner Geiselhaft auch geschickt aus der Handlung heraus geschrieben wurde. Nach seinem letzten größeren Einsatz im Voralbum Tödliche Lava, wurde hier ein Trend initiiert, der im Hafen der Verrückten seinen Höhepunkt darin erreichen sollte, dass Ali schon auf der ersten Seite aufs College geschickt wurde, um sich so aus dem Abenteuer der Großen (vorübergehend) zu verabschieden. Die Zeiten wurden etwas zu sophisticated, um einen Jugendlichen, der eigentlich in die Schule gehörte, in einer Abenteuer-Serie mit realistischem Anstrich durchgehen zu lassen.
    Ich vermute, dass Ali vor allem von Hermann als Störfaktor empfunden wurde (nach dessen Ablösung wurde er ja wieder verstärkt ins Spiel gebracht). Schließlich war es auch Hermann, auf dessen Betreiben das Crew-Maskottchen Teddybär die Segel streichen musste. Außerdem ist zahlreichen Stellungnahmen Hermanns und Gregs zu entnehmen, dass der Zeichner verstärkt den Realismus gegenüber den vom Texter stellenweise bevorzugten Idealismus einforderte. So störte sich Hermann schon an dem guten (eben "idealisiertem") Aussehen Morgans.
    Interessant ist dieser Konflikt meines Erachtens auch in Bezug auf die daraus resultierende Kreativität. Auch Charlier und Giraud dürften aufgrund ihrer äußerst gegensätzlichen Charaktere des Öfteren Meinungsverschiedenheiten in Hinblick auf die Entwicklung ihrer Serie Blueberry gehabt haben. Offensichtlich ist ein solcher Konflikt – in die richtigen Bahnen gelenkt – durchaus befruchtend.
    Dass dieser aber nicht Voraussetzung für gutes Gelingen ist, bewiesen Uderzo und Goscinny, die sich ganz offensichtlich hervorragend verstanden haben.

  21. #46
    Moderator Splitter Forum
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen

    Auch dieses Statement ist noch niemals von einem hier genannt worden. Mir ist es nur wichtig die Geschichten einerseits in Ihrem Zeitgeist zu sehen - im Kontext Ihrer Entstehung - und andererseits aus heutiger Sicht, mit all unseren Erfahrungen aus jüngerer Historie.
    .

    Welche Erfahrungen jüngerer Historie?



    Ich bin der Meinung, das dieses Andy Morgan Album immer noch realitischer
    rüber kommt, als die Masse moderner Geschichten. Also sehe ich das
    "angestaubt" sein, als Qualitätsplus. Das wollte ich damit ausdrücken.

    Ich hatte aber irgendwie das Gefühl (war das zu Unrecht?), das hier
    angestaubt mit "nicht mehr ganz so gut" gleichgesetzt wurde.

    Gruss

    horst

  22. #47
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @felix da cat

    Das geschickte "Rausschreiben" von Ali hatte ich noch vergessen. Das ist ein großes Plus der Story. Weder als Kind noch als Jugendlicher und erst recht nicht als Erwachsener mag ich, wenn "Super-Kids" eine Story bevölkern. Ratet mal, warum der junge Wesley Crusher aus "Star Trek - Das nächste Jahrhundert" aus den Drehbüchern rausgeschrieben wurde! Weil er so beleibt war?

    Ciao
    Martin

  23. #48
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    auch wenn ich inzwischen der Meinung bin, dass es hier nur noch um Geschmacksfragen geht (für den wir keinen Stammtisch brauchen). Vorab soviel: Ich will auch nicht verleugnen, dass es in der Comic-Geschichte Comics gibt, die besser sind, aber auch welche, die schlechter sind.
    Schande über unser Haupt - aber Du hast Recht - man sollte sich nicht zusehr in der Beurteilung anderer Leute Geschmäcker aufhalten. Daher versuchte ich auch mit meinem Schlußplädoyer aus dem letzten Posting wieder die Kurve zur Serie und zum Titel zu kriegen - und siehe da - Du hast mich erhört.

    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    Wäre ich jetzt felix da cat, würde ich dies als perfekte Symetrie zwischen Anfang und Ende oder geniale Konstruktion eines deckungsgleichen Anfangs und Ende bezeichnen. So nenne ich es aber einfach ungewöhnlich und stimmig.
    Sorry @felix - aber der war gut

    Das mit Kubak als Handlungsmittelpunkt sehe ich ähnlich wie Du - und ja er ist gelungen dargestellt, keine Frage. Nur den einfachen Bauern hatte ich Ihm von Anfang an nicht recht glauben wollen. Dafür sieht er mir zu schlitzohrig aus - wenn Du weisst was ich meine.

    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    Man sollte Menschen/Zivilisationen nicht unterschätzen. Damit gehen Grag/Hermann hier mal einen anderen Weg, Oftmals werden andere Kulturen als rückständig und der eigenen als unterlegen dargestellt. Und hier: Ups wir sind am A... der Welt und plötzlich ist da moderne Technik.
    Das ist in der Tat ein neuer Gedanke, den ich so noch nicht allzusehr vertieft hatte. Jetzt wo ich das noch mal von Dir in geschriebener Form lese, pflichte ich Dir bei. Eigentlich ein schöner Input des Autoren/Zeichnerteams - etwas ähnliches ist sowieso für mich das Überraschendste und gleichzeitig wertvollste im Comic gewesen.
    Und zwar die gleichberechtigte Partnerschaft und die außerordentlich ausgewogenen und intelligenten Dialoge zwischen Andy + Barney. Oft ist eine Serie ja wirklich nur auf eine Person " Verstandsmäßig " zugeschnitten und der andere Part spielt den Trottel. Nicht so hier - ich finde eh´daß die Protagonisten eine sehr ausgeprägte Solidarität an den Tag legen. Man denke nur mal an die Sorgen, die Ihnen die Geiselnahme Ali´s macht.



    Das "Romeo und Julia - Thema" - wie Du es so schön nennst, fande ich leider den für mich persönlich uninteressantesten Part. Wahrscheinlich weil ich zu sehr klischeehafte Liebessequenzen auf den Tod nicht ausstehen kann - aber zumindest kam dieser Aspekt sehr unerwartet.
    Geändert von hipgnosis (22.12.2005 um 17:23 Uhr)

  24. #49
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    @felix da cat

    Das geschickte "Rausschreiben" von Ali hatte ich noch vergessen. Das ist ein großes Plus der Story. Weder als Kind noch als Jugendlicher und erst recht nicht als Erwachsener mag ich, wenn "Super-Kids" eine Story bevölkern. Ratet mal, warum der junge Wesley Crusher aus "Star Trek - Das nächste Jahrhundert" aus den Drehbüchern rausgeschrieben wurde! Weil er so beleibt war?
    Da haben wir ja jetzt wieder alle gleichzeitig geschrieben, was!

    Das mit Ali wußte ich gar nicht - schön das @felix gerade darauf eingegangen ist.

    @Martin 37 - Meinst Du jetzt beleibt oder beliebt in Bezug auf Wesley Crusher

    Nee - die Super-Kids braucht wirklich niemand - außer vielleicht die Kids selbst. Ich hatte vor kurzem in einer alten Comixene #14 eine Geschichte von der schwedischen Serie Mystika 2:An von Rolf Gohs gelesen.
    Da geht es um sozialkritische Stories in dem 2 Jugendliche die Hauptrolle spielen - das Ganze ist sehr einfühlsam und hinterlässt einen tiefen Eindruck.
    Alle Menschen sollten möglichst auf einer gemeinsamen Stufe dargestellt werden - unabhängig Ihres Alters, Geschlechts oder Ihrer Herkunft. Mal das Funny-Genre außen vor gelassen - wo ja oft alles und Jeder durch den Kakao gezogen wird.

    Zu @Horst

    Ja das hast Du falsch interpretiert - angestaubt meinte ich in diesem Zusammenhang keineswegs als Qualitätsmerkmal. Eine Geschichte die früher bescheiden war wird auch in Zukunft nicht besser - eine mittelmäßige Story kann durchaus in späteren Tagen Ihren Reiz verlieren - was einem Meisterwerk nie passieren wird

    Und zu Deiner Frage: Welche Erfahrungen jüngerer Historie?

    Das meinte ich in Bezug/Anlehnung auf @fantomias davor abgegebenes Statement.

  25. #50
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Wang-Ho wurde in Festung im Nebel jedoch um eine Facette reicher: der des liebenden Vaters einer Tochter ....
    Man ist gewillt zu glauben, dass ein solcher Mann zumindest vor der Ermordung seiner jugendlichen Geisel Ali zurückschrecken würde. Dennoch schwebt das Damoklesschwert über dem jungen Inder, der mittels seiner Geiselhaft auch geschickt aus der Handlung heraus geschrieben wurde.
    Genau das ist ja das Bizarre der Menschheit. Die Familie als oberstes Gut wird mit aller Macht beschützt - es gelten völlig andere Masstäbe zwischen Ihnen und dem Rest der Menschen. Das nimmt teilweise dermaßen schlimme Auswüchse an, daß wenn mal etwas seinen Lieben widerfährt - mit extrem gesteigerter Härte zurückgeschlagen wird.
    Das hat ja dann mit Respekt gegenüber anderen Lebewesen gar nichts mehr zu tun. Man denke nur an manche Geschichten der Mafia - erschreckend.

    Noch absurder wird es für mich nur dann, wenn der Glauben ins Spiel gebracht wird. Was man da dann für Geschichten tagtäglich lesen muß - man mag es manchmal gar nicht glauben.

    Daher ist Wang-Ho Alles in Allem für mich sehr glaubwürdig dargestellt - auch das listige Spiel von Muk/Kubak passt hinzu. Ich hätte mir allerdings das ganze noch " intriganter " vorstellen können

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